Informationsmanagement als Führungsaufgabe - vom Physiker zum Konzernvorstand - Hagen Hultzsch - E-Book

Informationsmanagement als Führungsaufgabe - vom Physiker zum Konzernvorstand E-Book

Hagen Hultzsch

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Beschreibung

Informationen managen – zeitlos und zentral bei allen unternehmerischen oder organisatorischen Führungsaufgaben

Hagen Hultzsch schaffte es vom Physiker an die Spitze des Telekom-Konzerns. Das Thema „Information“ stand und steht dabei im Mittelpunkt dieser unvergleichlichen Karriere. Eingepackt in eine spannende Lebensgeschichte erfährt der Leser nicht nur, worauf es beim Management wirklich ankommt, sondern auch nationale und internationale Wirtschaftsgeschichte aus erster Hand. Von analog zu digital und multimedial – Hagen Hultzsch hatte dabei nicht nur eine technologische Disruption zu meistern! Das Geheimnis seines Erfolgs: Informationen umfassend und konsequent managen, prozessual handeln und bereichsübergreifend Transparenz schaffen.

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Hagen Hultzsch

Informationsmanagement als Führungsaufgabe - vom Physiker zum Konzernvorstand

Mit 26 Abbildungen

Alle in diesem Buch enthaltenen Informationen wurden nach bestem Wissen zusammengestellt und mit Sorgfalt geprüft und getestet. Dennoch sind Fehler nicht ganz auszuschließen. Aus diesem Grund sind die im vorliegenden Buch enthaltenen Informationen mit keiner Verpflichtung oder Garantie irgendeiner Art verbunden. Autor(en, Herausgeber) und Verlag übernehmen infolgedessen keine Verantwortung und werden keine daraus folgende oder sonstige Haftung übernehmen, die auf irgendeine Weise aus der Benutzung dieser Informationen – oder Teilen davon entsteht.Ebenso wenig übernehmen Autor(en, Herausgeber) und Verlag die Gewähr dafür, dass die beschriebenen Verfahren usw. frei von Schutzrechten Dritter sind. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch die der Übersetzung, des Nachdruckes und der Vervielfältigung des Buches, oder Teilen daraus, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form (Fotokopie, Mikrofilm oder ein nderes Verfahren) – auch nicht für Zwecke der Unterrichtsgestaltung – reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

© 2019 Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG, Münchenwww.hanser-fachbuch.de

Herstellung: Anne KurthUmschlaggestaltung: Max KostopoulosCoverkonzept: Marc Müller-Bremer, www.rebranding.de, München

Print-ISBN        978-3-446-45936-6E-Book-ISBN   978-3-446-45964-9ePub-ISBN       978-3-446-47116-0

Inhalt

Titelei

Impressum

Inhalt

1 Hintergrund

1.1 Zur Entstehung

1.2 Die frühen Jahre und die Prägungen der Entwicklung

1.3 Vom Energiebewusstsein über Naturwissenschaft zu Informationstechnik und Informationsmanagement

2 Aufbruch ins Informationsmanagement im wissenschaftlichen Umfeld

2.1 Lernjahre bei IBM, zurück im Institut für Kernphysik, dann GSI mit DFG und EARN sowie Vorbereitung auf EDS

2.2 Der Weg zu GSI – Gesellschaft für Schwerionenforschung

2.3 SEAS – Share Europe Association

2.4 Internationale Kontakte zur Entfaltung der Aufgabenstellungen

3 Einstieg und Etablierung in der Wirtschaft

3.1 Der Wechsel von GSI zu EDS

3.2 Volkswagen mit Führungsorganisation und Informationssysteme

3.3 Wie ich die Aufgaben der Führungsorganisation lernte

3.4 Informationstechnik als strategische Waffe

3.5 Kunden-Lieferanten-Prinzip und Dienstleistungstiefenentzerrung

4 Informationsmanagement bei einem Global Player

4.1 Zum Vorstand Deutsche Bundespost Telekom, später DTAG

4.2 IVS – Informationsverarbeitungsservice

4.3 Zusammenführung Entwicklung und Forschung in Darmstadt

4.4 Drei Fragen, operatives Qualitätsmanagement

4.5 T-Venture zur Unternehmensgründung

4.6 HIC – Home Infotainement Center

4.7 Pilot Interaktive Videodienste über Netz in Nürnberg

4.8 Die Gründung von MMS – Multi Media Services in Dresden

4.9 DeTeCSM, die Informationsverarbeitungszentren

4.10 T-NOVA, die Zentren für Softwareentwicklung und -pflege

4.11 Die Gründung von T-Berkom GmbH

4.12 Produktionsverantwortung im Konzern

4.13 Zum Jahr 2000

4.14 Wie T-Systems entstanden ist

4.15 ICR – Internationaler Club La Redoute

4.16 Rückzug vom Operativen, Mandate, persönliches Netzwerk

5 Einbringung der Erfahrungen in andere Bereiche

5.1 ICANN – Internet Corporation for Assigned Names and Numbers

5.2 T-Systems Solution for Research

5.3 Hochschulräte Frankfurt und Dresden

5.4 Aufsichtsräte der Universitätskliniken Bonn und Dresden

5.5 Zimory, Börsenhandel mit Ressourcen im Cloud-Computing

5.6 Axxessio

5.7 Breuer Nachrichtentechnik

5.8 SciEngines

5.9 Snapview

5.10 Weiteres

6 Schlusswort

7 Ergänzende Informationen

7.1 Abbildungsverzeichnis

7.2 Glossar und Abkürzungsverzeichnis

7.3 Namensübersicht

7.4 Lebenslauf mit den Schritten zum Informationsmanagement

7.5 Literaturhinweise

1Hintergrund
1.1Zur Entstehung

Im Laufe meiner beruflichen Erfahrungen habe ich immer deutlicher gelernt, welche Bedeutung dem Informationsmanagement beim Führen aller unternehmerischen oder organisatorischen Aufgaben zukommt – weit hinausreichend über die Verantwortungen für Informationstechnik selbst. Thema ist also das prozessuale Handhaben und das bereichsübergreifende Schaffen von Transparenz und Akzeptanz von Informationen bei der Lösung komplexer Aufgaben. Historisch bedeutende Beispiele für gelungenes Informationsmanagement sind der indische Herrscher Ashoka, etwa 300 Jahre vor unserer Zeitrechnung, mit seinen großen Steintafeln in Sanskrit oder Apostel Paulus, der mit seinen Briefen auf Papyrusrollen das Christentum von einer jüdischen Sekte in eine Weltreligion erweiterte. Später ist die Verbreitung des Koran neben Waffengewalt mit den dann umfangreicheren Schriftrollen verbunden und die Denker von Reformation und Gegenreformation haben Informationen in vorher ungekannter Zahl mit Gutenbergs Drucktechnik verbreitet. Varianten der Informationstechnik wurden hier wie auch in anderen Umfeldern eingesetzt.

Zu meinen im späteren Verlauf angesprochenen Führungsaufgaben habe ich mich nie beworben, auch wenn ich jeweils geeignete, angeforderte Unterlagen zusammenstellen musste. Meine Wechsel zu veränderten beruflichen Verantwortungen sind ausnahmslos übereinstimmend mit der später beschriebenen, bei IBM erlernten, 3-5-7-Regel als Folge der meist über beauftragte Personalberater abgewickelten Suche anderer entstanden. Sowohl meine Interessen als auch meine Sympathien für die Verantwortlichen, an die ich dann berichtete, waren bestimmend. Die ebenfalls im Management-Training bei IBM aufgenommenen und später beschriebenen drei Regeln zur Entscheidung bei einem Wechsel waren genauso wirkend. Im Laufe der Jahre lernte ich zusätzlich das von der jeweiligen Aufgabenkomplexität geforderte, zielgerichtete Delegieren von Aufgaben.

Die entstandenen Wechsel habe ich immer in Abstimmung realisiert und dabei Rücksicht auf die bisherigen Aufgabenstellungen genommen. Bei vielen Gesprächen seit meinem Ausscheiden aus dem Vorstand von Deutsche Telekom AG Mitte 2001 wurde ich immer wieder angeregt, meine Gedanken dazu sowie meine Erinnerungen in geeigneter Form festzuhalten. Mein leider früh verstorbener Kollege und Freund Gerd Langguth hatte mir regelmäßig mit einem fast insistierenden Nachdruck das Verfassen eines Buchs zum Themenfeld nahegelegt. Damals war ich insbesondere wegen der kurzen Distanz zur letzten operativen Aufgabe noch zögerlich. Über die Jahre hinweg hat sich das Konzept jedoch konkretisiert und nach mehreren zwischenzeitlichen anderen Überlegungen ist die folgende Zusammenfassung entstanden. Seit dem Kennenlernen während unseres Studiums in Mainz 1962 hat meine Frau Bärbel als Medizinerin meinen Weg zu und bei diesen Aufgaben unterstützend sowie stimulierend begleitet und in andauerndem Gedankenaustausch mit kritischen Überlegungen Rat gebend gelenkt.

Besonders ermutigt wurde ich durch ein Gespräch mit meinem früheren Vorgesetzten Carl Horst Hahn im Mai 2018, in dessen Verlauf er feststellte, Informationsmanagement sei eigentlich immer auch seine Führungsaufgabe bei Volkswagen gewesen. Das Hauptaugenmerk soll also auf dem Herausarbeiten der für unsere Gesellschaft und die Unternehmensstrukturen so wichtigen Teilaufgaben der Führung über Informationen liegen, wo die Informationstechnik naturgemäß benötigt wird, aber nicht eigentliches Thema ist. Neben dem Text sind Bilder eingebracht, die mit den jeweils angesprochenen Punkten sowie Aufgabenstellungen korrelieren. Die gezeigten Objekte sollen das jeweils Besprochene verdeutlichen. Die dargestellten Personen sollen zeigen, dass es bei Informationsmanagement als Führungsaufgabe darum geht, Menschen in eine Struktur einzubinden und ihren jeweiligen besonderen Fähigkeiten in ihren unterschiedlichen Aufgabenbereichen zur Wirksamkeit zu verhelfen.

Bild 1.1Überblick Informationsmanagement

Zur Vermeidung einer Verwechslung von Informationsmanagement mit Informationstechnik soll das Diagramm beitragen. Durch den Einbezug von Prozessen und Abläufen werden die Verflechtungen schematisch gezeigt.

1.2Die frühen Jahre und die Prägungen der Entwicklung

Schon in jungen Jahren als Schüler faszinierten mich die mit Information und Naturwissenschaft verbundenen Themenfelder. Geometrie, Trigonometrie und Physik sowie Chemie fesselten mich im Verbund mit den dafür verantwortlichen Lehrern am Neusprachlichen Gymnasium meiner Heimatstadt Birkenfeld/Nahe. Natürlich hatten wir als Schüler auch unsere Späße beim Erzeugen unerwarteter Geräusche im Religionsunterricht, der aus Platzgründen im Physiksaal stattfand, oder bei einer vorbereiteten kleinen Explosion des großen Kohleofens im gleichen Unterrichtssaal. Er war Teil des heizungsfreien Nebengebäudes des Gymnasiums, des ehemaligen oldenburgischen Verwaltungsgebäudes, das neben dem für den Unterricht genutzten Teil in den übrigen Bereichen als Gefängnis genutzt wurde. Schon damals war es spannend zu erkennen, wie wir als Schüler durch gezieltes Verhalten Entscheidungen der Leitungsverantwortlichen steuern konnten – eine frühe Erfahrung zum Thema dieses Buchs. Aber auch die infolge von zufälligen “Ausgrabungen“ beim Pflügen mit neuer Traktortechnik freigelegten Gräber aus der Latène-Zeit fesselten die jugendlichen Interessen nach erfolgreichem Zusammenfügen der Scherben zu Gefäßen. Die folgende Zeit des Ordnens nach Anregung durch Studienrat Ostermann im Heimatmuseum Birkenfeld, mit Katalogisierung jüngerer Funde bis hin zu den beim Bau des Nato-Lazaretts in Neubrücke freigelegten großen griechischen Bronzekrügen, verstärkten die archäologischen Interessen, die später von Studienrat Walter Göhl weiter gefördert wurden. Jedenfalls waren die Ordnungsarbeiten im Birkenfelder Heimatmuseum, verbunden mit den meist sonntäglichen Führungen für Besucher, eine frühe Einführung ins Informationsmanagement.

Bild 1.2Aula, Gymnasium Birkenfeld/Nahe etwa 1956, Foto privat

Dennoch haben schließlich meine Interessen an Naturwissenschaft und Technik dominiert, auch wenn mein heutiger Einsatz in der Theodor Wiegand Gesellschaft das archäologische Engagement weiterführt.

Bild 1.3Aus Scherben zusammengesetzter Latène-Krug im Heimatmuseum Birkenfeld/Nahe etwa 1955, privat

1.3Vom Energiebewusstsein über Naturwissenschaft zu Informationstechnik und Informationsmanagement

Bereits als Schüler während der letzten Jahre am Gymnasium in Birkenfeld war ich von den Themen in der Zeitschriftenreihe “Staatbürgerliche Informationen“ (heute: Informationen zur politischen Bildung, kurz: IZPB) der Bundeszentrale für politische Bildung fasziniert, die ich lesen konnte, weil mein Vater diese als Studienrat regelmäßig erhielt. Ich empfange und lese dieses weitgehend unverändert erscheinende Heft noch heute, jetzt an mich adressiert, je nach Inhalt mit großem Interesse. Damals wurden immer wieder das Thema Energie sowie die damit verbundenen Aufgaben für die Gesellschaft und die Menschheit insgesamt angesprochen und als bedeutende Herausforderung dargestellt. Die Bilder von Kernreaktoren, ihrer Funktionsweise sowie Ingenieuren für deren Entwicklung und Betrieb sehe ich noch heute vor mir. Jedenfalls entschied ich, stimuliert durch diese Bilder und die begleitenden Texte, mich dem Thema Kernenergie zu widmen, zunächst aber Physik zu studieren, um die Grundlagen verstehen zu lernen. Dazu immatrikulierte ich mich an der wiedergegründeten Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. Nach dem Vordiplom in Mainz und dem prägenden Fortgeschrittenen-Praktikum wechselte ich für die Diplom-Arbeit konsequent in das gerade neu gegründete Institut für Kernphysik zu Prof. Hans Ehrenberg. Mit einem Untergrund unterdrückenden Spektrometer sollten Fragen zu speziellen Gamma-Übergängen in Kernen geklärt werden, was letztlich mit einer für damalige Verhältnisse durchaus komplexen Apparatur gelang. Arbeitstitel meiner Diplom-Arbeit war “Ein Drei-Kristall-Szintillations-Paarspektrometer und seine Verwendung zur Untersuchung der Gamma-Strahlung von Polonium214“. Zusammen mit G. Lührs, der meine Diplom-Arbeit als damaliger Akademischer Rat betreute, publizierte ich sie unter dem Titel “Zum Gamma-Spektrum von Po214(RaC)“. Mit Gerold Lührs, heute bereits über 90 Jahre alt, bin ich weiter verbunden. Er war es auch, der meine um Informationsmanagement erweiterte Messtechnik mit dem Kauf eines automatischen Peakstabilisators unterstützte. Durch Zählen und Vergleichen der Impulse an den Flanken eines ausgewählten Peaks wurden die Verstärker stabilisierend gesteuert, was bei den damals verfügbaren Gerätetechniken für genaue Messergebnisse unerlässlich war. Unterstützt hat mich auch der für Victoreen damals zuständige Verantwortliche, der später Leiter der Elektronik von KFA in Jülich wurde. Er war es durch Zufall auch, der dann zu Beginn meiner Dissertation bei der Diskussion zum potenziellen Umbau des Victoreen-Impulshöhenanalysators für das Aufzeichnen der Messspektren den Einsatz der gerade neu aufgekommenen Prozessrechner empfahl.

Prägend war jedoch die beim Aufbau des von der französischen CSF gelieferten 320-MeV-Elektronen-Linearbeschleunigers am Institut entstandene Konfliktsituation zwischen dem Oberassistenten des Instituts und der Lieferfirma sowie meiner daraus folgenden Involvierung als Konsequenz davon. Bei einer meiner Messungen am Victoreen-Vielkanalanalysator – zum Betrachten der Einstellungen wurde eine wegen der Augenempfindlichkeit Dunkelheit generierende optische Maske vor dem Bildschirm genutzt – kam der Institutsdirektor mit seiner die Türklinken spontan behandelnden Art herein und fragte laut: “Hultzsch, Sie können doch Französisch?“ Noch in der Dunkelheit der optischen Abschirmung antwortete ich bejahend mit dem Resultat seiner Bitte oder seines Auftrags, mich unverzüglich in die Abstimmungen zwischen CSF und dem Institut einzuschalten.

Voll im Kontext der hier insgesamt behandelten Themenstellung habe ich schnell erkannt, dass die Probleme auf einer unzureichend korrekten Dokumentation der Installations- und Verkabelungsunterlagen beruhten. Ich habe dann mit Kollegen diese Unterlagen systematisch durchgearbeitet. Dabei sind die vielen Fehler mit angemessenem Zeitaufwand in Abstimmung mit den CSF-Kollegen geklärt und behoben worden sowie die Vorbereitungen für die eigentlichen Installations- und Verkabelungsarbeiten getroffen worden. Der Aufbau kam zügig voran, auch unter Nutzung von persönlichen Verbindungen zur Industrie. Diese waren auch unerlässlich bei der Installation der großen gebogenen Kupferrohre mit einem weiten Durchmesser, für die von den acht Klystrons gelieferte Hochfrequenz als Energie für die Elektronen im Beschleuniger in die ebenfalls gebogenen Aussparungen in der strahlensicheren Betonmauer. Die Rohre konnten wegen der geraden Endstücke so nicht durchgesteckt werden, mussten also abgeschnitten und nach dem Einbringen wieder zusammengeschweißt werden. Weil diese umfangreiche Schweißtechnik für Kupfer im Institut nicht beherrscht wurde, waren über meine privaten familiären Verbindungen Techniker von BASF in Ludwigshafen zu schneller und unproblematischer Hilfe bereit.

Bild 1.4Blick in die Halle neben dem Beschleuniger mit den Hochfrequenzmodulatoren, die zu Diskussionen mit CSF führten, weil die Dichtungsringe an den darunter liegenden großen Rohren für Zuluft beim Einbau wegen mangelhafter Unterlagen vergessen worden waren. Foto um 1970.

Letztlich wurden die Aufbauarbeiten zusammen mit dem Team von CSF weitgehend termingerecht abgeschlossen. Kurz vor Ende entstand jedoch ein komplexes Problem. Beim Einbau der großen Lüftungsrohre unter den jeweils vier Doppelmodulatoren entlang der 120 m langen Beschleunigerstrecke waren die Dichtungen zwischen den unter den Modulatoren eingesetzten Rohrteilen und den im Bodenbeton eingebrachten Rohren vergessen worden. Das hatte die Forderung von CSF als Konsequenz, die Modulatoren wieder abzubauen, die Rohre samt aufgeschüttetem Kies herauszunehmen und mit den eingebrachten Dichtungen erneut einzusetzen. Nach etlichen Diskussionen und Gesprächen gelang es mir, ganz im Sinne meiner Führungsaufgabe, die Kollegen von CSF mit dem Leiter Le Gléot dafür zu gewinnen, die fehlenden Dichtungen an dem Rohr durch einen Kitt von innen zu ersetzen. Es gab Zustimmung, aber noch keine Realisierungschance. Für das Einbringen des Kitts in dem Rohr fand sich kein Freiwilliger, weil die beiden Rohre tatsächlich gerade weit genug für einen Menschen, aber eben 120 m lang waren. Letztendlich habe ich deshalb entschieden, diese Aufgabe selbst zu übernehmen. Mit einem Seil an den Beinen für den Rückweg oder Notfall habe ich den in einem Eimer mitgenommenen Kitt in die Trennfugen eingedrückt und die damit übernommenen Aufbauarbeiten des Beschleunigers gut und weitgehend termingerecht abschließen können. Schließlich konnte ich die Apparatur des Spektrometers mit dem Victoreen-Vielkanalanalysator wieder einschalten und meine Diplom-Arbeit zum Abschluss bringen. Das Engagement beim Aufbau hat wohl später bei der Diplom-Prüfung klar vorhandene Lerndefizite kompensiert, wobei besonders der zweite Prüfer, Professor Kollath vom Physikalischen Institut, unterstützend wirkte.

Die Messergebnisse waren komplex und wegen der Unschärfen der damaligen Spektrometer schwer zu handhaben. Deshalb habe ich den im Institut für Angewandte Mathematik verfügbaren Rechner von Siemens mit einem Algol-Programm zur Entfaltung der Spektren genutzt, was für damalige Verhältnisse leidlich gelang. Jedenfalls war es für mich die erste Berührung mit komplexer Informationstechnik und ich habe schon damals die damit verbundenen umfangreichen Möglichkeiten erkannt. Vielleicht waren meine 1965 erreichten Ergebnisse Basis der späteren Entscheidung der Verantwortlichen im Institut, mir die Konzeption und Beschaffung des für seinerzeitige Verhältnisse sehr leistungsfähigen Prozessrechners zur Steuerung und Datenerfassung für die Experimente am für seine Zeit sehr großen Beschleuniger zuzuordnen.

Prägend für die späteren Verantwortungen war das Erlebnis mit den genannten, in Algol 60 programmierten Entfaltungsrechnungen zu den Spektren am Drei-Kristall-Szintillations-Paarspektrometer. Diese waren sachlich richtig, wären aber deutlich einfacher abzuwickeln gewesen, weil sich etliche Elemente in der verwendeten Formel gegenseitig aufhoben. Dies hatte der zweite Referent Professor Ziegler, Direktor am Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz, erkannt. Mir selbst sowie Dr. Lührs und Professor Ehrenberg war dies zunächst entgangen. Bei meinen späteren Verantwortungen habe ich deshalb immer versucht, die algorithmischen Hintergründe der Entscheidungen zu verstehen sowie zu bewerten, auch wenn dies nicht immer, wie später beim Kauf von Voicestream durch DTAG, gelingen konnte.