Internette Katzengeschichten - Christiane Altenbach - E-Book

Internette Katzengeschichten E-Book

Christiane Altenbach

4,8

Beschreibung

Narses, Minka und Billund sind die feliden Helden der Geschichten, mit denen TianeDK ironisch den Alltag mit Katzen in der News Group d.rec.tiere.katzen schilderte. Mit dieser Sammlung kommt sie der Aufforderung nach, ein Buch daraus zu machen.

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Inhaltsverzeichnis

Wie alles begann

Von Katzen versklavt

Die Maus

Vollkommen verzogen

Große Erleichterung

Katzenolympiade

Ruf nach Freiheit

Jerry

Terror mal anders

Getarnte Maus

Eine Fremde

Zweibeiner in Panik

Andere Tiere

"Hutze"

Hitze

Rückkehr aus dem Urlaub

Vom Versuch, spazieren zu gehen

Der Hahn

Silvester mit Tara

Entspannungsbad

Grüße aus DK

Zurück aus dem Urlaub II.

Der Sturm

Oh Schreck

Und wieder eine Maus

Billund

Neues aus Løvel

Vollmondnacht

Ein ganz normaler Samstag

Billund rollt

Hurra 1

Hurra 2

Morgen ist es soweit

Was man so alles macht

Es ist vollbracht

Neuigkeiten aus Lovel

5 Minuten

Die alte Minka und anderes

Minka, Narses und Billund

Betreff: Wieder da

Angewohnheiten

Der Frühsommer

Gestern

Was für eine Nacht

Betreff: Putzsucht

Betreff: Radtour

Impfen

Maus

Katerangriff

Neues von der Maus II

Billund und die Birke

Zwischenbericht

Zurück in Deutschland 2007, 5 Jahre in Deutschland, in der Nähe von Köln

Die Blumenspritzenmethode

Jagdunfall

Bügeln

Intelligenzbestien

Ein Vogel

Ein Hund

Ein Huhn

Nächtliche Ruhestörung

Die Dose

Ein Abend wie viele

Überlegungen zu Billund

Der Sommerkater

Türglocke

Pension Greisenglück

Minka ist gestorben

Aufbauspritze

Der General a.D.

Epilog

Wie alles begann

In den Jahren 1998 bis Sommer 2002 zogen wir aus beruflichen Gründen mit unseren beiden Katzen Fritzi (Schildpatt) und Narses (roter Tiger) nach Dänemark, konkret in die Mitte Jütlands. Fritzi war zum Zeitpunkt unseres Umzuges bereits über 20 Jahre alt, und obgleich ich sie vor sehr vielen Jahren mit in die Beziehung gebracht hatte, sie demzufolge eigentlich meine Katze war, betete sie Tom an. Ich war abgeschrieben.

Da Tom ein halbes Jahr vor mir nach DK zog, gleichwohl aus beruflichen Gründen, die dieses Mal bei mir zu finden waren, und er Fritzi mitgenommen hatte, begleitete sie ihn auch auf seinen Wochenendheimfahrten die gesamten 812 Kilometer einfache Strecke nach Köln und zurück. Was prima klappte, da sie Auto fahren sehr genoss. Sie verbrachte die Fahrtzeit auch keinesfalls in einem Kennel.

Vielmehr lag sie überwiegend auf dem Beifahrersitz, schaute manchmal auf der Beifahrerseite aus dem Fenster, oder aber marschierte ins Fahrzeugheck, wo ein Katzenklo für sie bereit stand. Was mitunter zu panischem Ansteuern des nächsten Rastplatzes führte, um die olfaktorische Pein ihrer Hinterlassenschaft zu beenden, indem Tom das natürliche Produkt (Kot) in die natürliche Umgebung (Grün) schleuderte. Natürlich suchte er Rastplätze auch auf, um seine Bedürfnisse zu stillen und in einem Fall hatte er doch das Vorhandensein einer Autoalarmanlage vergessen, die sich einschaltete, als er gerade den erkauften Kaffeebecher in der Hand hielt. Weil Fritzi erwacht war und im Auto herum lief.

Im Mai zog ich mit Narses nach. Fritzi verstarb im Alter von 22 Jahren 2 Tage vor Weihnachten 1998. Im Januar 1999 kam Minka, damals 8 Jahre alt, zu uns. Etwas später entdeckte ich im Internet die Newsgruppe de.rec.Tier Katzen und stellte beim Herumlesen fest, dass sie mir gefiel.

Da die Winter in Dänemark lang und dunkel sind und ich viel Zeit hatte, begann ich, die Erlebnisse und Eindrücke mit und um unsere Katzen als Geschichten formuliert in die NG zu schreiben. Insbesondere vor dem Hintergrund meiner großen Sorgen und Ängste, ihnen könne etwas passieren, draußen, in den unendlichen Weiten Jütlands, denn ich kam aus einer Großstadt, alle bisherigen Katzen waren reine Stubentiger. Ich brauchte viel länger als die Katzen, um mich an deren Aushäusigkeit zu gewöhnen. Diese Geschichten also erfreuten sich innerhalb der NG großer Beliebtheit und den Aufforderungen, sie endlich gesammelt zu veröffentlichen, komme ich auf diesem Wege nach.

Von Katzen versklavt

Erst seit einer halben Stunde sitze ich am Rechner und will Mails beantworten, als sich Katze Minka entschließt, ihren Nachmittag-5-Minuten nachzugehen. Dem Personal von Katzen ist bekannt, wie sich so etwas gestaltet.

Zunächst hopst sie nicht weiter bei der Arbeit störend im Hintergrund umher, es ist eher belustigend und wird nur im Augenwinkel wahrgenommen, also schreibe ich munter weiter, lediglich hin und wieder unterbrochen von einem auf den Schreibtisch hopsenden großen grauen Monster, das dann trompetet und wieder hinab hopst, um wenig später trompetend zurück zu hopsen. Ich stelle hier klar, dass es sich nur anhört, als handelte es sich bei Minka um eine Elefantenkuh, aber sie ist, hier stelle ich sie vor, eine leicht übergewichtige Silvertabby, allerdings ist Trompeten das einzige Wort, das die merkwürdige Artikulation dieser Katze trefflich umschreibt. Irgendwann höre ich die Katzenklappe (Klapp Klapp) und da ich Kater Narses schlafend auf der Bügelwäsche weiß, muss es alternativlos Minka sein, die soeben verschwindet. Ich schreibe weiter.

Klapp Klapp. Ihre Rückkehr.

Klapp Klapp, zum Dritten. Wieder raus?

Ich beschließe, nachzusehen, ob vielleicht diesmal Narses das Weite sucht, doch der liegt noch immer in der Wäsche, allerdings nun in der bereits gebügelten und vorwiegend schwarzen. Leider zeigt er Interesse an Minkas Aktivitäten und ich hätte spätestens hier das Schreiben einstellen müssen, denn die Erfahrung lehrt mich: Unruhe ab jetzt!

Jegliche Erfahrung missachtend, kehre ich optimistisch an den Rechner zurück. Eine Zeile geschrieben; Klapp Klapp. Narses raus.

Vorsichtshalber schaue ich nach, ob draußen eine Katze von der anderen Prügel bezieht, doch ich finde Minka unter einer Tanne nach einem Vogel spähen, Narses auf der Birke nach Minka spähen. Also zurück am PC, wo ich kurz darauf ein Doppelklapp höre und das bedeutet, Minka hopst hinein, dicht gefolgt von Narses, der aber schnell das Interesse verliert, denn schließlich hat er sie da, wo er sie haben will, nämlich drinnen, fort von seinem Revier, seinen Bäumen, seinen Mäusen und seinen Straßen. Er postiert sich nun innen vor dem Plastikfenster der Klappe und scheint darauf zu warten, dass ihm eine Maus vor die Nase läuft. Draußen bleiben will er nicht, es scheint ihm zu kühl, um der Jagd nachzugehen.

Anders Minka. Diese lässt ihren Unmut über die zwangsweise Internierung derweil lautstark am Kratzbrett aus, meckert dabei zunächst munter vor sich hin, nur um dann vorsichtig die Klappe anzupeilen, wo sie Narses als Torwächter vorfindet. (Kafka?)

Meckernd und hüpfend eilt sie ins Wohnzimmer, wo sie die Terrassentür anschreit, als könne sie etwas für die Ausgangssperre.

„Gut“, denke ich, „mache ich halt die Tür auf.“ Zumal das Geblöck ohnehin weniger der Tür als vielmehr mir gilt. Minka ist sofort verschwunden, ich auch, nämlich vollständig entnervt im Arbeitszimmer, wo ich, kaum dass ich eine Taste berührt habe, das bekannte Klappklapp vernehme. Narses raus. Aus den vorhin genannten Gründen reiße ich die Wohnungstür auf, um in eine eventuell stattfindende Katzenschlägerei eingreifen zu können, sehe Narses überhaupt nicht, Minka allerdings wieder unter der Tanne, nach dem selben Vogel spähend, der offenbar gelähmt zu sein scheint, doch plötzlich fliegt er davon, von Minka unbemerkt, die weiterhin hockt und späht.

„Gut“, denke ich wieder, und kehre an den Schreibtisch zurück, nicht ohne an meinem Verstand zu zweifeln. Immerhin füllen vier neue Zeilen den Bildschirm, als ich nebenher durch das Fenster den großen grauen Minkaschatten sichte, leider vor der Hecke des Nachbargrundstückes, wo sich in einem Verschlag hinter dieser Hecke Hühner befinden, und weil ich in den zwei Monaten, die Minka erst bei uns wohnt, erfahren habe, dass sie eine Vorliebe für Geflügel hat, reiße ich das Fenster auf und brülle.

“Minka!“

Keine Reaktion. Einnehmen einer duckenden Haltung kurz vor dem Sprung hinter besagte Hecke.

“Minka! Verdammt!“

Umdrehen. Kuhgleiches Glotzen.

“Minka!“

Unvermindertes Glotzen.

Ich eile in die Küche, komme mit einer kleinen Schachtel Katzenbonbons zurück und klappere mit derselben am offenen Fenster.

“Minka!“

“Brrrtt!“ (Minkas Antwort, Herbeigaloppieren) Minka ist also wieder zuhause, ohne die Tötung eines Huhnes verantworten zu müssen. Ich denke verdrossen über die Kosten eines Huhnes nach, kehre aber an den PC zurück. Ich reagiere auf ein neuerliches Klappklapp zunächst nicht (Minka raus, nach dem Verzehr von Leckereien), wohl aber auf die neuerliche Sichtung besagter Katze vor besagter Hecke. Das Bonbonrappelspiel wiederholt sich anschaulich und ich denke mit noch mehr Verdruss, wie gut mich meine Katzen konditionieren können. Ich bin das nicht gewöhnt, vor gerade mal einem halben Jahr wohnte ich noch in einer Großstadt, alle bis dahin bei uns lebenden Katzen waren Stubentiger. Ich mache mir Sorgen, was alles passieren kann, abgesehen von Konflikten untereinander, da Minka, wie erwähnt, noch nicht allzu lange bei uns weilt und Narses, der sie leidlich akzeptiert hat, ja nun doch angelegentlich die älteren Besitzansprüche durchsetzt.

Nach dem neuen Verschwinden Minkas durch die Klappe, wird sie vor der Hecke nicht mehr gesichtete und ich schreibe eine Seite voll. Immerhin nur einmal unterbrochen von Narses Heimkehr, mäuselos und hungrig, der bereits in der Küchentüre stehen bleibt und Futter einfordert. An dieser Stelle erfolgt ein allzu bekanntes Prozedere:

Wegwerfen des alten Futters, Einfüllen des neuen Futters, Zuscharren des neuen Futters mit Luft, Dekorieren des neuen Futters mit einer Scheibe Aufschnitt. Als der Herr endlich satt ist, postierte er sich vor der Klappe und lässt selbstverständlich Minka nicht ein, die daraufhin vor dem verschlossenen Fenster des Arbeitszimmers erscheint und noch dummer, falls das möglich, glotzt. Ich lasse sie ein und verschließe gnadenlos resigniert alle Ausgänge, einschließlich Klappe. Bereue das sofort, denn es wird mit Unmut zur Kenntnis genommen, dem Unmut mit Aktionismus Ausdruck verliehen, denn Minka beginnt sofort, irrsinnig umher zu hopsen, links, rechts, geradeaus und rückwärts, gefolgt von einem sichtbar irritierten Kater, der dann aber doch vorübergehend mit hopst. Minkas Hopsen wird abgelöst von Minkas sinnlosem Herumgaloppieren, Narses galoppiert zunächst mit und als Katzenschreie statt Trompeten ertönen, rase ich herbei, um nach Verwundeten Ausschau zu halten. Ich finde ein rotes Haarbüschel (Narses) und Stille. Als ich an den PC zurückkehre, setzen Galoppieren, Tröten und Schreien wieder, ein und beim nochmaligen Nachschauen finde ich ein graues Haarbüschel (Minka) direkt neben dem roten.

Auch gut, die Verhältnisse scheinen ausgewogen, ich schreibe, Narses schreitet gemächlich ins Schlafzimmer, vermutlich um der zu diesem Raum gehörigen Beschäftigung nachzugehen.

“Miiiiaaauuu!!!“

Mist! Ich steuere meinen Rollstuhl eilends ins Wohnzimmer und öffne die Terrassentüre, durch die Minka entschwindet.

“Brrrtt!!“ Minkas Rückkehr.

Minkas Sprung auf den Schreibtisch.

Minka verschwindet wieder.

Leider kommt sie sofort zurück.

Leider setzt sie sich vor den Bildschirm.

Leider fühlt sich Narses von so viel Aktion gestört und jagt Minka hinaus.

Leider werden beide Katzen in Eintracht vor besagter Hecke gesichtet.

Leider wirkt Narses Verhalten, der in vielen Jahren niemals auf irgendetwas oder wen gehört hat, ansteckend auf Minka, die auf nichts mehr reagiert. Demnach ziehe ich mir eine Jacke über und rolle hinaus, mit Katzenleckerlis versteht sich.

“Minka! Narses! Rein!“ ( Rappeln mit der Schachtel.) Zu spät sehe ich Narses hinter der Hecke verschwinden, kann mir aber nicht vorstellen, dass etwas in Richtung Hühnertötung passiert, da er schon eine lange Weile mit dem Geflügel in nachbarschaftlicher Eintracht lebt.

Minka immerhin folgt der rappelnden Dose ins Innere des Hauses und verspachtelt fröhlich das Gereichte. Unterdessen blicke ich vorsichtshalber aus dem Fenster, sehe Narses aber nicht. Plötzlich setzt Lärm ein. Unendlich laut gackern gefühlte 500 Hühner, es sind 5, durcheinander und etwa zeitgleich schießt ein sichtbar geschockter Kater aus der Hecke hervor, schnurgerade durch die wieder geöffnete Klappe. Er flieht unter das Bett. Die Hühner folgen ihm nicht.

Ab hier ist Ruhe.

Die Maus

Selbstverständlich ereignete sich dies vor einigen Wochen, als Göga (Göttergatte) Nachtschicht hatte. In seinen Anfängen war der Abend gemütlich, ich verbrachte ihn zuerst mit einem Buch und mit beiden Katzen, die sich dösend um mich verteilt hatten, später nur noch mit Minka, weil Narses stets zwischen 19. und 21 Uhr seine eigene Nachtschicht anzutreten pflegt. Ende offen. Also sorgte ich mich nicht, als er um ca. 23 Uhr noch immer nicht zu Hause war und entschloss mich, ins Bett zu gehen. Dort lag ich eben erst zwei Minuten, Minka unter der Decke, sanft an mich gekuschelt, als das Klappern der Katzentür Narses Heimkehr anzeigte. Es hätte mich beunruhigen sollen, dass Minka sofort die Schlafstätte verließ und ihm entgegen peste, tat es aber zunächst nicht.

Ich rolle mich tiefer in die Decke und ersehne den Schlaf. Der ist soeben gnädig über mich gekommen, als mich ein schepperndes Geräusch jäh aufrecht im Bett sitzen lässt.

„Ohä“, denke ich, „er hat lebende Beute mit gebracht.“ Nun muss ich erst mal gucken, wie diese Beute geartet ist, denn manche Mäuse haben wir verzärtelte Großstädter schon aus den Pranken der Tiger befreit. Also folgt müdes Quälen in den Rolli und der Geräuschkulisse folgen. Ich finde Minka auf der Jagd nach einer Spitzmaus, daneben einen höchst desinteressierten Kater Narses. Sobald eine Maus im Haus befindlich, verliert er jedes Interesse an ihr. Merkwürdigerweise pflegt er sie häufig im Trockenfutternapf abzulegen, tot oder lebendig, um sich dann am Trockenfutter gütlich zu tun. (?)

Da die Maus, sollte sie noch leben, zunächst in Schockstarre befindlich, derweil sich eine Katzennase während der Nahrungsaufnahme an ihr reibt, kann ich erst einmal nichts über ihren physischen Zustand in Erfahrung bringen, doch dann bewegt sie sich und türmt. Minka beginnt die Jagd.

Eine Rettung der Maus in der Küche scheint unmöglich, ich bleibe auf Beobachtungsposten und warte zunächst noch geduldig. Gelegentlich dabei umstürzenden Dekorgegenstände und herumfliegende Gläser auffangend, während die Maus fiepend in den Wirtschaftsraum flieht, wohin ich ihr und Minka folge, denn der hat eine zweite Haustüre, die ich sofort hoffnungsfroh aufreiße. Die Maus, nicht dumm, erspäht den Notausgang sofort, Minka allerdings, die sich abwartend unter meinem Rolli aufhält und nun zur Verfolgung ansetzt, kann in allerletzter Sekunde davon abgehalten werden der Maus hinaus zu folgen, doch bald schon setzt ein Wettrennen zwischen mir und Minka hin zur Katzenklappe ein, die ich eigentlich versperren will, um eine Rückführung der Maus zu verhindern. Minka ist schneller. Mist.

Ich muss nicht lange warten bis Minka mit dem Nager zurückkehrt, derweil Narses seinen geschmeidigen Leib auf der Sofalehne postiert hat und sich das Schauspiel in königlicher Haltung betrachtet. Die Maus wird eilig ins Arbeitszimmer verschleppt, wo sie unter dem Schreibtisch im Kabelchaos des PCs versteckt wird, auf das ich sie nie finde. Bis dahin macht sie noch einen recht fidelen Eindruck, ich finde sie hübsch, sie tut mir leid, ich will helfen, also versuche ich Minka durch Herumwedeln mit sämtlichem vorhandenem Katzenspielzeug und Gerappel sämtlichen vorhandenen Katzenleckerlidosen abzulenken und bleibe damit erfolglos. Hiernach versuche ich, bereits schwer entnervt und gestresst, beide, Jägerin und Gejagte, in die Diele zu lotsen, das immerhin mit Erfolg. Wieder reiße ich eine Tür auf, wieder flieht das Opfer, wieder entwischt Minka, diesmal durch das vergessene offene Schlafzimmerfenster. Und wieder Mist. Ich resigniere und krieche zu Bett, mir die Decke über den Kopf stülpend, in dem Versuch trotz meines schlechten Gewissens einzuschlafen.

Klappklapp( Minka )

Fips (Die Maus )

Oh Nein! ( Ich )

Ich versuche die folgenden Geräusche zu ignorieren, was mir weitgehend gelingt, sie halten auch nicht lange vor, bald schon ist Ruhe und ich wünsche, schlafen zu können. Doch halt.....

Hrrp,Hrrp,Hrrp!

Eine Katze kotzt. Auch das noch.

Ich ahne, es ist Minka, sie muss die Maus gefressen haben. Ich also gehe nachsehen, was bedeutet, dass ich schon wieder aufstehe und was ich sehe, bestätigt meinen Verdacht, denn im Arbeitszimmer liegt ein halbes Mäuseskelett mit Schwanz. Ich befinde den Anblick für reichlich unappetitlich, weshalb ich mich entschließe, das Entsorgen des Mageninhaltes Minkas meinem lieben Tom zu überlassen, nicht ohne zuvor ein Stück Krepppapier als Leichentuch über die sterblichen Überreste gelegt zu haben. Ein Ave Maria stimme ich nicht an, vielmehr gehe ich zu Bette, das wievielte Mal an jenem Abend bleibt ungezählt. Ich bin verrückt genug, zu hoffen, dass nun Ruhe einkehrt. Doch vergeblich. Zwar hat sich Narses am Fußende eingerollt und wünscht zu ruhen, doch Minka, einmal wach ein wahrer Terrorist, kündigt durch Kratzen, Klopfen und ähnlichen randalierenden Lauten an, doch jetzt bitte in den Kleiderschrank zu wollen. Ich öffne relativ schnell und freiwillig die Schranktür. Narses hebt das Haupt, streckt eine Pfote gelassen nach vorn und hat sehr viel Skepsis im Blick, als Minka im Schrankinneren verschwindet. Eine Hose fliegt aus dem Schrank, dicht gefolgt von einem Stofftier. Narses Ohren neigen sich in einem solchen Winkel zur Seite, dass sie mit seinem Kopf eine flache Linie bilden und das bedeutet Ärger. Noch ehe ich einschreiten kann, jagt er gleichfalls ins Schrankinnere.

Von dort Katzenjammer, dann ein grauer Schatten der hervorschießt und ins Wohnzimmer verschwindet, ganz dicht gefolgt von einem roten Schatten. Poltern. Miau. Ruhe.

Narses schlendert mit der Würde eines großen Feldherrn auf das Bett und rollt sich ein. Ich lösche das Licht.

Vollkommen verzogen

Als Minka zu uns kam, war sie "brav". Sie war die einzige Katze, die ich je kannte, die ohne Krallen zuschlug, wenn sie nicht angefasst werden wollte. Sie bettelte nach nichts, wenn ich in die Küche ging. Sie rupfte nicht an Möbeln. Sie tötete keine Mäuse. Sie kam IMMER, wenn man rief. All das führte bei mir zu der Überzeugung, dass sie für eine Katze zwar arg atypisch war, aber doch sehr praktisch. In seltenen Momenten konnte ich sogar Hundehalter verstehen. Man kennt das so ja nicht, erleichtert das Leben mit Katze jedoch ungemein, insbesondere in Hinblick auf den gleichwohl noch bei uns lebenden rot geringelten Haustyrannen.

Das war vor drei Monaten, doch wie durch ein Wunder fand ohne unser bewusstes Zutun eine Wandlung statt. Plötzlich schlug sie mit Krallen, sie begann richtig zu balgen und sorgte für Striemen auf meinen Unterarmen, sie bettelt mit Vorliebe nach Meeresfrüchten und versucht Deckel von Tupperdosen abzuschälen. Unser Ledersofa hängt in Streifen und leider hat das Narses bei ihr abgeschaut und für interessant befunden. Sie tötet Mäuse.

Sie kommt immer noch, wenn man sie ruft, geht aber sofort wieder, um ihre unterbrochene Tätigkeit wiederaufzunehmen. Wir haben nichts gemacht, aber offenbar steht auf unseren Stirnen in Katzensprache geschrieben: Kommt her und tyrannisiert uns!

Seitdem wir sie "vollkommen verzogen" haben, ist sie eine "richtige Katze".

Und wir werden tyrannisiert, meist schon zu Beginn des Tages, wenn Narses uns ein bis zwei Stunden vor dem Weckerläuten durch das auf und zu schlagen der Kleiderschranktüren aus dem Schlaf reißt. Sämtliche Wurfgeschosse in Form von Stofftieren prallen wirkungslos an ihm ab. Er verschwindet eine Sekunde, um kurz darauf die Tyrannei wieder aufzunehmen, und wenn seine Methode nicht fruchtet, zerfetzt er das weiche Holz der Türrahmen, sodass ich mich schließlich resigniert in die Küche begebe und die Näpfe fülle. Meistens jedoch ist lediglich der Trockenfutternapf leer, denn Monsieur befindet eingetrocknetes Nassfutter (was nicht wirklich eingetrocknet ist) als unwürdig von ihm verspeist zu werden. Also: die obligatorische tote Maus im Napf wird entsorgt, eine neue Dose wird geöffnet, das Futter eingefüllt, der Napf ihm vor die hochmütige Nase gestellt und?

In sieben von 10 Fällen scharrt er das Gereichte mit Luft zu, so dass ich mich verdrossen auf den Rückweg ins Schlafzimmer mache, nicht ohne mich zu fragen, womit ich das verdient habe. Zurück im Bett ist an Einschlafen nicht mehr zu denken, denn Minka, durch vorher beschriebenes Procedere erwacht, springt gurrend und trötend durchs Haus, mindestens 10 Minuten lang und ich weiß, bald wird sie die Katzenklappe benutzen und das ist übel, denn am frühen Morgen neigt sie dazu, immer schon nach zwei Minuten wieder zurückzukehren, um dann wieder zu verschwinden und irgendwann beginnt Narses, ihr zu folgen, sodass ich nur noch ein stetes wiederkehrendes Klappklapp höre. ICH höre! Tom bekommt von all dem nichts mit und schläft. Mir ist unklar, wie er das macht, aber ich beneide ihn.

Große Erleichterung

Mir fällt ein Stein vom Herzen, wie man so schön sagt. Ich war eine Woche auf Kurzurlaub, wusste Minka und Narses bei Tom sehr gut versorgt, weshalb ich mir keine Sorgen machte, allein, sie fehlten mir. Nun, zwei Tage vor meiner Heimreise, teilte Tom am Telefon mit, es wäre an der Zeit nach Hause zu kommen, da sich die Tiere so seltsam verhielten.

„Wie denn?“, frage ich, kann mir das nicht so recht vorstellen, da Tom ein erstklassiger Dosenöffner ist. Obwohl? Ein solcher Lakai wie ich einer bin, ist er nicht. Er hat durchaus rebellische Momente, in denen er sich der Unterdrückung durch die Katzen in Form von Ignoranz entzieht. Ich erhalte zur Antwort, der dünne Kater fräße kaum noch, die dicke Minka auch nicht, was ihr figurtechnisch ja nicht so schaden kann, aber beide schliefen nicht mehr im Bett, Narses wiche ihm sogar aus und guckte höchst indigniert aus dem Pelz. Minka käme permanent angelatscht und plärre, allerdings gelänge es ihm nicht, zu eruieren, was sie eigentlich wolle.

Tom also teilt mit, er sei über alle Maße gestresst und heilfroh, wenn die zwei überhaupt Zuhause wären, wenn er das Haus betritt.

Na Klasse, denke ich und beginne mir Sorgen zu machen, froh als der Flieger am heimischen Flughafen den Boden erreicht. Zuhause stoße ich auf katzige Ablehnung. Narses hockt im Wohnungsrolli, blinzelt mich müde an, erhebt seinen geschmeidigen Leib zwecks Katzenstretching, gähnt und geht.

Oh schön, welch freudige Begrüßung. Er verlässt nicht nur mein Gesichtsfeld, sondern gleich das Haus. Resigniert wende ich mich der anderen Katze zu, die immerhin für 0,2 Sekunden schnurrt, aber dann plötzlich auch das Weite sucht. „Was ist los?“

Tom hebt ahnungslos die Schulter, aber ich ahne es. Für die beiden fanden während meiner Abwesenheit einschneidende Veränderungen statt.

Narses musste feststellen, dass stetes Randalieren an Türrahmen und Schranktüren nicht zum erwünschten Erfolg führen, Tom einfach im Bett liegen bleibt und deshalb auch die Zufuhr frischen Nassfutters morgens um halb sechs ausbleibt. Also noch einmal kurz in die Fußsohle gehackt, aber weil auch das nicht zum erwünschten Erfolg führt, geht er auf die Jagd. Nach seiner Rückkehr steht in der Küche zwar frisches Nassfutter, doch das wird selbstverständlich mit Luft zugescharrt. Wo kämen wir denn da hin? Das Futter muss in seiner Anwesenheit in den Napf gefüllt werden, sonst könnte ja alles Mögliche drin sein. Tiane weiß so was, Tom weiß es auch, hält es aber für überflüssigen Schnickschnack und unterlässt es. Narses unterlässt in der Zwischenzeit das Fressen. Minka schaut das bei ihm ab und verweigert gleichfalls die Nahrungsaufnahme, versucht aber stattdessen Toms Aufmerksamkeit durch noch mehr Umherhopsen zu erregen, erhält gelegentlich Streicheleinheiten, öfter aber die Bitte um eine Erklärung.

Alle Versuche, Narses durch Streicheln besänftigen zu wollen, scheitern an seinem Desinteresse oder an seiner physischen Abwesenheit. Bei einer der wenigen Gelegenheiten den Kater berühren zu dürfen, stellt Tom fest, dass er eine Zecke hat.

Auch das noch.

Die verzweifelten Versuche Toms die Zecke zu entfernen, ohne dabei selbst verletzt zu werden, gehen selbstredend schief, der Zeckenkopf verbleibt im Körper des Vierbeiners, allerdingst wird bei dieser Gelegenheit die Anwesenheit von Würmern in und an Narses festgestellt. Also her mit der Dorftierärztin, die wenig später in unserem Wirtschaftsraum steht. Der Kater steht dort auch, aber nicht so ganz freiwillig, erzwungen durch Nackengriff, hilflos den behandelnden Händen ausgesetzt, und bei der Aktion offenbaren sich ein weiterer Zacken im rechten Ohr, daneben ein schwerer Bluterguss.

Alles spricht für Revierschlachten übelster Ausmaße, Narses erleidet eine Antibiotikaspritze und einen hysterischen Anfall, aus dem die TA nicht unverletzt hervorgeht. Entkommen aus dem Klammergriff, prescht Narses hinaus in den Garten und wird für den Rest des Tages nicht mehr gesichtet. Minka glotzt verwirrt und versteckt sich unter dem Bett, wo sie stundenlang verbleibt. Insgesamt durchleidet Narses eine Lebenskrise. Der Lieblingssklave ist weg. Es gibt deswegen kein anständiges Futter mehr, niemand reagiert auf seinen Terror, im Revier hat er überflüssigerweise auch noch Probleme, er erhält eine verhasste Spritze, jetzt bekommt er täglich zwei Tabletten in den Hals gedrückt, was auch nicht grade zur Hebung seiner Laune beiträgt, weil Tom die simpelsten Regeln der Tablettengabe missachtet. Weiß er nicht, dass Tabletten entweder in Lieblingsvitaminpaste oder Kalbsleberwurst Kölner Art ummantelt werden müssen?

Er straft Tom mit absolutem Desinteresse ab. Minka fühlt die Krise instinktiv und versucht sich Narses` anzupassen, allerdings schläft sie wenigsten manchmal im Bett.

Das alles ist nun vorbei. Ich bin wieder da, doch niemand, außer Tom, scheint sich zu freuen. Ich versuche mich in einer Disziplin, die mir so gar nicht liegt, der Geduld, und werde immerhin von Minka belohnt, die gestern Abend wieder mit ihrem beliebten sinnlosen Umherhopsen begann und generell die Nahrung wieder aufnimmt. Narses aber schmollt. Beleidigt wie er ist, frisst er immer noch nichts und ich tröste mich mit dem Gedanken an eventuell draußen verspeiste Mäuse.

Gestern Abend gegen 20:30 Uhr verlässt er das Haus, ist beim menschlichen Zubettgehen um 00:00 noch immer nicht da, ist heute Morgen um 6:00 auch noch nicht da. Trotz Suche, finden wir keinerlei Anzeichen eines etwaigen Besuches in der Nacht, wie etwa ein leerer Trockenfutternapf, oder ein halb leeres Wasserglas. Zur Erklärung an dieser Stelle sei bemerkt, dass Narses Wasser nur aus einem eigenen Glas, das im Badezimmer auf meinem Duschsitz stehen muss, trinkt.

Als Tom heute Morgen zur Arbeit fährt, kehrt er glücklicherweise nicht bereits nach zwei Minuten zurück, weil er Narses überfahren am Straßenrand liegen sieht, aber ich beruhige mich nur wenig, stöbere im ganzen Haus in den aberwitzigsten Ecken herum und bleibe weithin mit der Suche erfolglos.

Dann, die Idee! Mein Cabrio blieb über Nacht unverschlossen, vielleicht, Hoffnungsschimmer, liegt er ja im Auto und schläft. Also den Bademantel über und im Carport gucken, doch der Wagen ist leer.

Die nicht weggeräumte Sonnenliege im Garten?

Auf der anderen Seite des Hauses geguckt, auch die Liege zeigt sich verlassen. Ich kehre in großer Sorge im Arbeitszimmer ein, starte den PC, um bei Kaffee die heimatliche Tageszeitung via Internet zu lesen, lediglich abgelenkt vom sinnlosen Plärren und Springen einer durch den schönen Frühlingstag höchst aufgebrachten Minka. (Rein, raus, rein, auf den Schreibtisch, vom Schreibtisch, auf den Schoß und wieder hinunter, aus dem Schlafzimmerfenster raus, zur Katzenklappe wieder rein, meckernd am Kratzbrett rupfen, meckernd am Ledersofa rupfen, raus, rein, vor den Monitor, raus usw. usw. usw.) Plötzlich steht er da. Narses in voller Pracht. Erwartungsvoll im Türrahmen zum Wohnzimmer. Wartend. Vor Freude alles von mir werfend, wende ich mich ihm zu.

Er läuft voraus in die Küche.

Er schmust mit dem Kühlschrank.

Er geht zu dem am Boden abgestellten Napf, er riecht am Futter......und?

Ich bange. Ich reibe die Hände und beobachte ihn, er scharrt Luft auf das Futter.

Ich dekoriere das Futter mit einer Scheibe Mortadella. Und?

Er frißt. Er frisst nicht nur die Wurst, auch das Futter darunter!

Ich atme auf. Im Augenwinkel sehe ich, wie er sich auf seinem Lieblingssessel anschließend das Fell putzt, sich dann einrollt und döst. Ich bin froh. Er ist Zuhause und meine Reise ist vergessen.

Katzenolympiade

Ich möchte Minka und Narses anmelden in folgenden Disziplinen:

Minka:

Grund und sinnloses Dauerumherhopsen. Gewertet werden Höhe, Weite, Ausdauer, nicht zu vergessen Ungraziösität wegen merkwürdigen Körperbaus. (ein wenig mollig, sehr kurze, aber stämmige Beine, vorne X-beinig)

Vor dem Monitor hocken und nach Unbekanntem spähen. Momentan wieder in der Trainingsphase

Ausstoßen trompetenähnlicher Laute. Gemessen an der Häufigkeit dürfte sie für die Goldmedaille prädestiniert sein.

Verhindern des Ruhig-in-den-Schlaf-sinkens besonders des Dosenöffners Tiane. Diese Disziplin ist durch geringe Entschlussfreudigkeit gekennzeichnet, insofern, dass sich Katze Minka nie entscheiden kann, ob sie nun unter der Bettdecke mit schlummern möchte oder eher nicht. Der Sport wird ausgeübt wie folgt: Stehen vor dem Bett, kombiniert mit kuhgleichem Glotzen, hinaufspringen, hinabspringen, umrunden des Bettes, glotzen, hinaufspringen, unter die Decke Krabbeln, 3 Sekunden schnurren, hinabspringen, umrunden des Bettes, hinauf, ggf. niederlassen und schlafen. In der Regel jedoch nicht, denn die Disziplin ist betreffend der Ausdauer erweiterungsfähig und wird meist in den Nachtschichten Toms ausgeübt.

Hinausscharren des Katzenstreus aus der entsprechenden Kiste, gewertet nach der Menge des hiernach auf dem Dielenboden befindlichen Streu.

Narses:

Morgendliches Randalieren. Die Einzeldisziplinen sind: Extremrupfen am Schlafzimmertürrahmen, lange, laut und höchst destruktiv.

Auf und zuschmettern der Kleiderschranktüren, bis eine wie auch immer geartete Reaktion der Lakaien eintritt. Ausweichen vor herbeifliegenden Stofftieren und Kopfkissen, dabei besonders hervorzuheben, die Schnelligkeit und Eleganz seiner Duck und Sprungbewegungen.

Zuscharren von Katzenfutter mit Luft. Gewertet wird Häufigkeit und Ausdauer im Einzelfall, ungeachtet der offenkundigen Nutzlosigkeit des Vorgangs. Hierin dürfte er unschlagbar sein, da dies täglich bis zu viermal geschieht und in der Regel so lange wiederholt wird, bis der Lakai das Futter mit irgendeinem Leckerchen dekoriert.

Ablegen toter Mäuse im Trockenfutternnapf. (Der Sinn dessen hat sich uns stets entzogen)

Heimbringung lebender Mäuse und Ignorieren derselben sobald Zuhause.

Die Finesse dieser Disziplin liegt im sofort hereinbrechenden Chaos, sobald Minka den Nager entdeckt, deshalb sollte diese Disziplin besser als Mannschaftssportart betrachtet werden. Die Wertung muss nach der Anzahl der umgestürzten und ggf. zerstörten Dekorgegenstände im Haus, nach der Anzahl der bei Tiane gerissenen Nervenstränge, der Lautstärke ihrer Entsetzensschreie, und die Menge der von ihr geschluckten und mit Narses geteilten Baldrianperlen erfolgen.

Ringen und Boxen mit Reviereindringligen der gleichen Gattung. Augenblicklich sind Blessuren des letzten Trainings am ohnehin bereits gezackten rechten Ohr erkennbar. Auch hier sollte bei der Bewertung berücksichtigt werden, dass sich die Kämpfe meist in der Nacht ereignen und über mehrere Runden gehen. Auch diese Disziplin kann im Doppel stattfinden, da Minka, sobald sie solcherart Kampflärm vernimmt, herbeieilt und kräftig mitmischt.

Beide:

Ein beliebter Sport ist das Verweigern der glücklichen Heimkehr durch die Katzentüre der Katze, die sich grade Outdoor befindet. Der Sport findet wechselseitig statt und stellt sich dar, indem die Daheimgebliebene innen die Türe im gemütlichen Hock-In blockiert. Die Draußen-Katze, die antrabt und verharrt, ist stets mit verdutztem Gesichtsausdruck vor dem Plastikfenster sichtbar. Die Disziplin ist danach zu bewerten, wie lange der Heimkehrer benötigt, sich an diversen anderen Fenstern durch wildes Gestikulieren beim zweibeinigen Personal bemerkbar zu machen. Die Intensität des vollständig verständnislosen Gesichtsausdruckes des Türwächters, wenn er die plötzlich irgendwie eingelassene Katze erblickt, sollte bei der Bewertung ebenso berücksichtigt werden.

Ruf nach Freiheit

Weil ich natürlich noch keinen Verleger gefunden habe :-), ich aber trotzdem in meinen älteren Dateien gekramt habe und dabei eine kleine Geschichte fand, die ich geschrieben habe, als Minka noch in den Anfängen bei uns war, möchte ich sie hier loswerden. Als Gutenachtgeschichte sozusagen, denn gleich bin ich weg.

Also:

Es ist allgemein bekannt, dass die Loveler Katzenheimstatt über eine Katzenklappe verfügt, und ich bin sicher, dass selbst Minka inzwischen davon Kenntnis erhalten hat, dennoch war sie anfänglich weder Willens noch fähig, diese auch zu benutzen. Morgens, nach dem allgemeinen Weckterror, der Fütterung der Raubtiere, während des sinn- und grundlosen Umherhopsens des großen grauen Minkamonsters, hält selbiges jäh inne, stutzt, glotzt kuhäugig und eilt in die Diele, um dort in letzter Sekunde Zeuge von Narses` Entweichen durch jene Klappe zu werden. Schnellen Schrittes erreicht sie die Plastikscheibe der Klappe und gafft hinaus, wobei ihr Schwanz ganz aufgeregt hin und her wedelt. Als Minka mein Erscheinen gewahr wird, wendet sie sich der Klappe ab und mir zu, in ihren Kulleraugen steht zu lesen: Wie macht der das?

“Ja, das möchtest du wohl wissen,“ sage ich und drücke ihren Kopf sanft gegen die Plastikscheibe, aber sie wehrt sich vehement, schlägt schließlich nach mir, sodass ich resigniert aufgebe, um eine frustrierte Katze, glotzend und schwanzwedelnd, zurückzulassen. Ich gebe vor, dass mir das egal ist, in erster Linie gebe ich das vor mir selber vor und wende meine Aufmerksamkeit wieder voll und ganz dem Spülen zu, als Minkas Umherhüpfen unvermindert wieder einsetzt. Froh, meine Arbeit beendet zu haben, setzt ich mich schließlich auf dem Sofa, nehme ein Buch, lese zwei Zeilen, als sich das Hopsen plötzlich in Schreien verwandelt.

“Miiiiaaauuu!“

Was jetzt?

Ich werfe das Buch von mir, rase zu Minka, finde sie jammervoll und verzweifelt vor der verschlossenen Terrassentüre. Ich erkenne die Ursache ihrer Seelenpein rasch, denn draußen, an der frischen Luft, unter blauem Winterhimmel, untermalt von fröhlichem Vogelgezwitscher, hockt ein prachtvoller roter Kater, der durch Auftreten und Gesichtsausdruck unleugbar anzeigt, dass er hier und jetzt ganz bewusst zankt.

„Du Sack“, denke ich unfein und öffne die Tür, eigentlich, um ihn einzulassen, aber er schlendert nur aufreizend über den Rasen, das tut er langsam und mit den Hüften wackelnd. Minka, völlig aufgeregt, hopst hinzu und weil sie ja auf diesem Weg wieder zurückkommen muss, hole ich mir einen dickeren Pullover und wickele mich darüber hinaus in eine Wolldecke. So lese ich eine gute Stunde unbehelligt und wundere mich über das Ausbleiben von Eiszapfen an meiner Nase. Die dänischen Winter sind kalt.

Hin und wieder schaue ich hinaus, weil Minka noch nicht so erfahren im „draußen Herumlaufen“ ist. Ich rufe angelegentlich nach ihr und wo immer sie ist, kommt sie gurrend zurück, nur um ein bisschen im Wohnzimmer auf und ab zu hopsen und dann wieder schnell zu verschwinden. Irgendwann zu dieser Zeit zeigt mir das Klappern der Klappe akustisch Narses Heimkehr an, und weil ich ein Sklave seiner verschnupften Essgewohnheiten bin, folge ich ihm in die Küche, wo er schon wartet, entsorge niemals angerührtes Katzenfutter und fülle in altem Ritual den Napf mit neuem. Doch offenbar ist er heute wenig geneigt, überhaupt zu fressen, verzichtet sogar auf das gleichwohl rituelle Zuscharren des Gereichten mit Luft. Minka pest unterdessen einmal durch das gesamte Haus und wieder zurück in den Garten. Ich durchsuche den Kühlschrank nach Leckerchen für Monsieur, reiche ihm ein Stück Teewurst, welches er genüsslich verspeist. Immerhin.