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Mit dem Bergpfarrer hat der bekannte Heimatromanautor Toni Waidacher einen wahrhaft unverwechselbaren Charakter geschaffen. Die Romanserie läuft seit über 13 Jahren, hat sich in ihren Themen stets weiterentwickelt und ist interessant für Jung und Alt! Toni Waidacher versteht es meisterhaft, die Welt um seinen Bergpfarrer herum lebendig, eben lebenswirklich zu gestalten. Er vermittelt heimatliche Gefühle, Sinn, Orientierung, Bodenständigkeit. Zugleich ist er ein Genie der Vielseitigkeit, wovon seine bereits weit über 400 Romane zeugen. Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert. »Grüß' dich, Xaver«, nickte Sebastian Trenker dem Förster Anreuther zu, der eiligen Schrittes aus dem Ainringer Forst kam. Brutus, der Jagdhund, lief nebenher. Der alte Förster lüftete seinen Hut und erwiderte den Gruß. »Was machen S' denn hier in aller Frühe, Hochwürden?« erkundigte er sich. »Es ist ja grad' erst Tag geworden.« Pfarrer Trenker schmunzelte. Es kam immer wieder vor, daß die Leute sich wunderten, ihn am frühen Morgen durch die Gegend wandern zu sehen. Meistens war es der Beginn einer Bergtour, und jemand, der Sebastian nicht kannte, würde ihn unmöglich für einen Geistlichen gehalten haben. Pfarrer Trenker entsprach so ganz und gar nicht der landläufigen Vorstellung, die die Menschen von einem Diener Gottes hatten. Das begann bei der sportlichen, durchtrainierten Figur, und endete bei der Kleidung, die Sebastian zu seinen Touren trug. Man hatte ihn schon für einen professionellen Bergführer gehalten, oder für einen Hochleistungssportler. Pfarrer Trenker indes liebte sportliche Betätigung jeglicher Art, betrieb diese aber nicht, um in einer Disziplin Weltmeister zu werden. Seelsorger seiner Gemeinde. »Ich war schon lang' net mehr oben«, antwortete der Geistliche und deutete mit dem Kopf auf die Almspitze, oberhalb des Waldes, aus dem Xaver Anreuther gerade herausgekommen war. »Und du? Ist etwas net in Ordnung?« Sebastian sah den Förster forschend an, der einen finsteren Eindruck auf ihn machte.
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Seitenzahl: 119
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»Grüß’ dich, Xaver«, nickte Sebastian Trenker dem Förster Anreuther zu, der eiligen Schrittes aus dem Ainringer Forst kam. Brutus, der Jagdhund, lief nebenher.
Der alte Förster lüftete seinen Hut und erwiderte den Gruß.
»Was machen S’ denn hier in aller Frühe, Hochwürden?« erkundigte er sich. »Es ist ja grad’ erst Tag geworden.«
Pfarrer Trenker schmunzelte. Es kam immer wieder vor, daß die Leute sich wunderten, ihn am frühen Morgen durch die Gegend wandern zu sehen. Meistens war es der Beginn einer Bergtour, und jemand, der Sebastian nicht kannte, würde ihn unmöglich für einen Geistlichen gehalten haben. Pfarrer Trenker entsprach so ganz und gar nicht der landläufigen Vorstellung, die die Menschen von einem Diener Gottes hatten.
Das begann bei der sportlichen, durchtrainierten Figur, und endete bei der Kleidung, die Sebastian zu seinen Touren trug. Man hatte ihn schon für einen professionellen Bergführer gehalten, oder für einen Hochleistungssportler. Pfarrer Trenker indes liebte sportliche Betätigung jeglicher Art, betrieb diese aber nicht, um in einer Disziplin Weltmeister zu werden. Es war mehr ein Ausgleich für die nicht immer leichte Arbeit als
Seelsorger seiner Gemeinde.
»Ich war schon lang’ net mehr oben«, antwortete der Geistliche und deutete mit dem Kopf auf die Almspitze, oberhalb des Waldes, aus dem Xaver Anreuther gerade herausgekommen war. »Und du? Ist etwas net in Ordnung?«
Sebastian sah den Förster forschend an, der einen finsteren Eindruck auf ihn machte.
»Die hab’ ich grad’ entdeckt«, erwiderte er und hielt dem Pfarrer drei Drahtschlingen hin. »Wenn ich den Burschen erwische, dann gnade ihm Gott!«
Sebastian konnte den Zorn des Försters verstehen. Drahtschlingen zu legen, war die gemeinste Art der Wilderei. Das arme Tier, das sich darin verfing, wurde zu Tode gewürgt und verendete jämmerlich.
»Hast du eine Vermutung, wer Fallen gelegt haben könnt’?«
Der Revierförster strich seinem Hund über den Kopf. Das Tier, eine Irish-Setter-Mischung, hatte sich ohne Aufforderung neben seinen Herrn gesetzt und beobachtete die beiden Männer aufmerksam.
»Wenn ich’s net besser wüßt’, dann würd’ ich sagen, das ist ganz die Handschrift vom alten Breithammer, aber der sitzt ja im Gefängnis.«
Sebastian nickte. Er kannte natürlich die Geschichte um Joseph Breithammer, der, zusammen mit seiner Tochter, in einer Waldhütte hauste und nächtens auf Jagd ging. Xaver hatte ihn vor zwei Jahren auf frischer Tat ertappt und gestellt. Nach dem Prozeß, bei dem der Wilderer wüste Drohungen gegen den Förster ausstieß, weil er ihm den Arm steif schoß, wurde Breithammer zu einer mehrjährigen Gefängnisstrafe verurteilt, die er immer noch absaß. Als Täter schied er also aus.
»Auf jeden Fall werd’ ich verstärkt meine Rundgänge durchs Revier machen«, versicherte der Forstbeamte.
»Dann geb’ nur acht. Der Bursche ist gewiß net ungefährlich«, mahnte der Pfarrer. »Und du bist auch net mehr der Jüngste.«
Xaver Anreuther nickte. Er wußte, daß der Geistliche recht hatte, immerhin war er schon im Pensionsalter.
»Keine Sorge«, meinte er und tätschelte dem Hund den Hals. »Der Brutus paßt schon auf mich auf.«
»Na, dann pfüat dich, Xaver«, verabschiedete Sebastian sich. »Ich werd’ auf jeden Fall die Augen offenhalten, und wenn ich etwas bemerk’, geb’ ich dir Bescheid.«
Die Männer winkten sich zu, und der Geistliche lenkte seine Schritte zum Waldweg hinüber, der ein gutes Stück durch das Forstrevier führte. Dahinter war ein Pfad, der führte direkt hinauf zur Alm. Diesen Weg ging Sebastian am liebsten, führte er doch an blumenübersäten Wiesen und klaren Gebirgsbächen vorbei.
Natürlich waren seine Gedanken bei dem, was er eben gehört hatte. Pfarrer Trenker hoffte, daß der Wilddieb bald möglichst gefaßt würde, bevor der Schaden, den er mit seinen Schlingen anrichtete, noch größer wurde. Er würde später mit seinem Bruder darüber sprechen. Max Trenker, der Dorfpolizist von St. Johann, kannte durch seine Tätigkeit als Ordnungshüter bestimmt ein paar Leute, die als Täter in Frage kamen.
*
»… und dann wünsche ich euch noch schöne Ferien, und hoffe, daß wir uns in ein paar Wochen alle gesund und munter wiedersehen.«
Das schrille Läuten der Pausenglocke beendete die Unterrichtsstunde. Mit lautem Gejohle drängten die Kinder der 3a aus dem Klassenraum. Verena Berger packte lächelnd ihre Tasche und räumte ein paar Dinge aus dem Schreibtisch.
»Schöne Ferien«, rief jemand durch die offene Klassentür.
Die junge Lehrerin sah auf. Es war Gerald Hoffmann, ein Kollege, der da seinen Kopf hereinstreckte und ihr zuwinkte.
»Die wünsch’ ich dir auch«, antwortete sie. »Wo soll’s denn hingehen?«
Gerald kam hereingeschlendert. Seine Aktentasche trug er unter dem Arm. Er war leger in Jeans und Pulli gekleidet.
»Ich weiß noch net«, bekannte er. »Vielleicht bleib ich daheim, es sei denn…«
Verena sah ihn neugierig an.
»Ja? Es sei was?«
Der junge blonde Mann sah sie treuherzig an.
»Es sei denn, wir beide verreisen zusammen«, antwortete er.
»Ach, Gerald!«
Die Lehrerin lachte. Sie wußte, daß Gerald in sie verliebt war. Immer wieder lud er sie zum Essen ein, oder ins Kino. Ein, zweimal war sie auch mit ihm ausgegangen, doch mehr war – von ihrer Seite – nicht drin. Sie mochte Gerald Hoffmann, als netten Kollegen und guten Freund, aber etwas anderes als Freundschaft, würde sie für ihn nie empfinden.
»Ich weiß, ich weiß«, winkte er resignierend ab. »Du hast es mir ja oft genug gesagt. Und du? Wohin fährst du?«
»Gleich morgen geht’s in die Berge«, sagte Verena, während sie gemeinsam den Klassenraum verließen und zur Aula hinüber gingen.
»Was willst’ denn in den Bergen?« fragte ihr Kollege erstaunt. »Jetzt ist doch gar keine Saison zum Skifahren.«
»Man muß ja in den Bergen net unbedingt skifahren. Was glaubst’, wie herrlich man da wandern kann. Es gibt wunderschöne Touren, und unterwegs kehrt man zur Jause in einer Sennwirtschaft ein. Das ist Sport und Erholung zugleich.«
»Du lieber Himmel, wie du davon schwärmst! Ich hab’ ja gar net gewußt, daß du so begeistert davon bist.«
Sie hatten den Parkplatz erreicht. Ihre beiden Wagen standen nebeneinander.
»Ich bin früher, mit meinen Eltern, sehr oft in den Bergen gewesen. Und jetzt freue ich mich, es nach langer Zeit mal wieder zu tun«, erklärte sie und schloß ihr Auto auf. »Also, dann bis in sechs Wochen. Ich schreib’ dir mal ’ne Karte aus Sankt Johann.«
»Wie heißt das, wohin du willst?«
Beide standen schon mit einem Bein in ihren Fahrzeugen.
»Sankt Johann. Ein kleines Dorf in den Alpen. Ich kenn’s von früher und bin schon ganz gespannt, was sich dort alles verändert hat.«
Sie winkten sich ein letztes Mal zu. Verena atmete auf – endlich Ferien!
*
Bert Fortmann schaute ärgerlich auf das Telefon. Seit einer Viertelstunde klingelte es. Gloria ließ wirklich nicht locker. Dabei waren seine Worte eigentlich unmißverständlich gewesen.
Es war Schluß, aus und vorbei!
Der dreißigjährige Rechtsanwalt aus Neuburg ignorierte das hartnäckige Läuten und machte sich weiter daran, eine große schwarze Reisetasche zu packen. Sie lag auf dem Bett, während Bert vor dem offenen Kleiderschrank stand und überlegte, was er alles mitnehmen müsse. Es war seit Jahren sein erster Urlaub, und er merkte, daß er nicht darin geübt war, Reisetaschen und Koffer zu packen. Bisher war es auch nicht notwendig gewesen. Die längste Zeit waren drei Tage gewesen, die Bert in München verbracht hatte, um einen Mandanten dort vor Gericht zu vertreten.
Unschlüssig nahm er dieses und jenes Teil heraus, betrachtete es prüfend und hing es wieder weg. Schließlich setzte er sich zu der Tasche auf das Bett und versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Was ihm allerdings nicht gelingen wollte, denn immer wieder stand das Bild der Frau vor seinen Augen, mit der er bis vor ein paar Tagen eng befreundet gewesen war.
Sehr eng, sogar von Hochzeit war die Rede gewesen.
Bert Fortmann hatte sehr lange gebraucht, um dahinter zu kommen, welch ein Wesen hinter der schönen Fassade der Gloria von Haiden steckte. Durchtrieben und intrigant, stets auf den eigenen Vorteil bedacht. Freunde, die das Spiel der umwerfend schönen Frau schneller durchschauten, als der durch die Liebe mit Blindheit geschlagene Anwalt, hatten Bert mehr als einmal gewarnt. Doch er hatte es nicht wahrhaben wollen, hatte beinahe sogar Freundschaften aufs Spiel gesetzt.
Ohne Zweifel – Gloria war eine bemerkenswerte Frau. Zu einer traumhaften Figur kam ein hinreißendes Gesicht, das klassische Schönheit und kühle Arroganz in sich vereinte. Auf jeder Gesellschaft war sie der strahlende Mittelpunkt, um den sich die Männer scharten, wie die sprichwörtlichen Motten, um das Licht.
Und Gloria wußte ihre Reize geschickt einzusetzen, und die Dummheit mancher Männer auszunutzen. Skrupellos suchte sie ihren Vorteil. Sie konnte verführerischer Vamp oder anschmiegsames Kätzchen sein, je nachdem, wie die Situation es erforderte.
Bert hatte später gemerkt, wie sie wirklich war, und beinahe wäre es zu spät gewesen. Gloria von Haiden arbeitete im Börsengeschäft. Sie und Bert hatten sich durch einen Mandanten kennengelernt, der über Gloria Aktiengeschäfte tätigte. Schnell waren sie und Bert sich nähergekommen. Natürlich blieb es nicht aus, daß sie über Aktien, Kurse und derlei Dinge sprachen. Und eigentlich hätte der Rechtsanwalt merken müssen, mit welcher Gefühlskälte die Frau über ihre Kunden redete, die mit irgendwelchen Spekulationen Geld, viel Geld verloren hatten.
Dabei wurde sie immer reicher, und natürlich empfahl sie dem Mann, dem sie Liebe geschworen hatte, selber Geld in bestimmte Werte anzulegen. Ahnungslos überließ der verliebte Anwalt es ihr, diese Geschäfte zu tätigen. Bis eines Tages das böse Erwachen kam.
Mitten in der Nacht durchsuchten Beamte der Steuerfahndung Haus und Büro des Anwalts, und Bert hatte alle Mühe, ein Verfahren wegen Steuerhinterziehung und illegaler Aktiengeschäfte abzuwenden.
Es war eine schlimme Zeit. Zwar konnte er nachweisen, mit Glorias Machenschaften nichts zu tun zu haben, doch sein Ruf als integerer Rechtsanwalt war angekratzt. Immerhin hatte die Frau, mit seiner Finanzkraft und ihrem Wissen, auf verbotene Art und Weise Unmengen Geld verdient.
Was blieb, war einen Schlußstrich zu ziehen. Er wollte und konnte Gloria nie mehr wiedersehen!
Daß die Frau nicht von ihm lassen wollte, bewiesen das wiederholte Klingeln des Telefons und endlose Nachrichten auf dem Anrufbeantworter. Schließlich hatte der Anwalt alle Termine an seinen Sozius abgegeben und beschlossen, erst einmal in Urlaub zu fahren. Irgendwohin, wo er Ruhe und Erholung fand, möglichst weit weg von jeder Großstadt und vor allem weit weg von jeder Börse.
*
»Das ist schon eine schlimme Geschichte«, stimmte Max Trenker seinem Bruder zu.
Es war Mittagszeit, und die beiden Brüder saßen in der gemütlichen Wohnküche des Pfarrerhauses und warteten auf das, was Sophie Tappert heute auf den Tisch zauberte. Während die Haushälterin noch damit beschäftigt war, das Essen anzurichten, hatte Sebastian dem Polizeibeamten seine Begegung mit dem Revierförster geschildert.
»Einen Verdacht hat der Xaver aber net?«
»Keinen konkreten«, verneinte Pfarrer Trenker und berichtete von Förster Anreuthers Mutmaßung, der alte Breithammer habe eine ähnliche Art, Drahtschlingen zu legen.
»Naja, der sitzt ja noch«, meinte Max.
Sophie Tappert stellte zwei Schüsseln mit dampfenden Inhalt auf den Tisch. In der einen befanden sich Semmelknödel – die die Perle des Pfarrhaushaltes natürlich selber gemacht hatte! – In der anderen ein herrlich duftendes Pilzragout. Dazu gab es einen knackigen Salat.
»Hast du eine Vermutung, wer da in Frage käme?« wollte der Geistliche wissen, nachdem das Tischgebet gesprochen, und die Teller gefüllt waren.
Max überlegte einen Moment, dann wiegte er den Kopf hin und her.
»Ein paar fallen mir schon ein«, antwortete er. »Allerdings muß man da mit Verdächtigungen vorsichtig sein. Auf jeden Fall werd’ ich mit Xaver darüber sprechen.«
Sie sprach über dieses und jenes, und wie meistens enthielt sich die Haushälterin jeglichen Wortes. Sie war an sich eine eher schweigsame Person, die ganz in ihrer Arbeit aufging. Aber wenn sie wirklich einmal etwas zu sagen hatte, dann besaßen ihre Worte auch gehöriges Gewicht.
Nicht selten zielten ihre knappen Kommentare auf den Bruder des Pfarrers ab. Max Trenker war ihr ans Herz gewachsen, wie ein eigener Sohn, und Sophie war selig, wenn sie ihn verwöhnen konnte. Max war ein begeisterter Anhänger ihrer Kochkünste und ließ ohne Not keine Mahlzeit im Pfarrhaus aus. Dennoch glaubte die Haushälterin dann und wann ein ernstes Wort mit dem Polizeibeamten reden zu müssen. Das geschah meistens, wenn wieder einmal ein Madel sein Herz bei Sophie ausgeschüttet hatte – denn dann hatte der gutaussehende junge Mann wieder einmal eines gebrochen.
»Am besten fahr’ ich gleich mal ins Forsthaus«, sagte Max nach dem Essen. »Bestimmt wär’s auch gut, wenn ich den Xaver nachts auf seinen Rundgängen begleite. Net, daß ihm noch etwas zustößt, ein paar Monate, bevor er in Pension geht.«
»Eine gute Idee«, stimmte Sebastian zu. »Wir können uns da ablösen. Eine Nacht gehst du mit, die andere ich.«
»Wollen S’ sich da etwa erschießen lassen?« fragte Sophie Tappert erschrocken. »Das ist doch viel zu gefährlich!«
»Naja, ich hoff’, daß nichts Schlimmes passiert«, beruhigte der Pfarrer seine Haushälterin. »Immerhin hat der Xaver vierzig Jahre seinen Dienst versehen, ohne auch nur einmal von einem Wilderer gekratzt worden zu sein.«
Daß Sebastian seine Hilfe anbot, hatte natürlich einen Grund. Er erinnerte sich nur zu gut an den Zorn, der den Förster angesichts der Drahtschlingen gepackt hatte. Mit seiner Anwesenheit wollte der Pfarrer verhindern – sollte der Wilddieb gestellt werden – daß es zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung zwischen Xaver Anreuther und dem Gesetzesbrecher kam. In diesem Sinne sprach er auch mit seinem Bruder. Max nickte verstehend, und Sebastian wußte, daß er sich auf den besonnenen Polizeibeamten verlassen konnte.
*
Verena hatte das Autoradio eingeschaltet und nach kurzem Suchen einen Sender gefunden, der Schlager spielte. In richtiger Urlaubsstimmung sang die junge Lehrerin die Texte mit. Auf der Rückbank ihrer »Ente« lagen zwei Koffer, im Fußraum stand ein inzwischen leerer Proviantkorb für unterwegs. Verena wollte während der Fahrt nicht irgendwo einkehren müssen. Sie verdiente zwar nicht schlecht, hatte aber gerade ihr Auto generalüberholen lassen und einen gehörigen Schrecken bekommen, als sie die Rechnung sah.