Isabels Neues Leben - Kornelia Diedrich - E-Book

Isabels Neues Leben E-Book

Kornelia Diedrich

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Beschreibung

Immer wieder fordert uns das Leben auf die gleiche Weise heraus! Wie können wir das ändern? Wir verändern uns selbst. Inspiration und Anleitung bietet Dir dieser Roman. Nach der Auflösung eines störenden Glaubensmusters entwickelt sich Isabels Gabe. Sie kann andere Menschen zur Ursache ihrer herausfordernden Situationen führen und begleitet sie auf dem Weg in die Selbstheilung. Du erlebst mit wie hilfreich der Rückblick auf die Vergangenheit, emotionales Loslassen oder die Vermeidung von Bewertungen bereits sein können. Isabels Fälle sind so vielseitig wie das Leben, von der Geburt bis zum Sterben gibt es reichlich `Wunder´. Gelingt auch die Klärung einer lästigen Allergie?

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nach der Befreiung Schmetterling

Roman

Inspiration

Möge ich achtsam sein mit meinen Gedanken, Worten und Taten, denn alle haben ihre Wirkung in meiner und deiner Welt.

Lasst uns unser Inneres aufräumen, um miteinander in Frieden und Freiheit, in Freude und Glück auf unserer schönen Erde zu leben.

Inhaltsverzeichnis

Wieder ein Herzinfarkt

Schwere Entscheidung

Dankbarkeit

Zufälle gibt es nicht

Mitgefühl

Gottvertrauen

Gemeinsam unterwegs

Anspannung

Wut loslassen

Überlebt

Starke Willenskraft

Ungetrübter Lebenswille

Überraschung

Unerwartete Erinnerung

Zurück ins Leben

Gut vernetzt

Den Zeichen folgen

Der erste Schritt

Besuch im Krankenhaus

Begegnungen

Vergebung

Leben in Leichtigkeit

Nicht mehr allein

Gefühle wahrnehmen

Vertrauen entwickeln

Verbindung mit den Ahnen

Pläne für die Zukunft

Unterstützung von außen

Lichtzauber im Wald

Bewertungen vermeiden

Eine Einladung ins Konzert

Des einen Freud, des anderen Leid

Schweißtreibender Missklang

Ängste loslassen

Innere Stimme

Jeder hat seine eigene Realität

Heilung im Sterben

Seelenbotschaft

Ursache und Wirkung

Eigene Grenzen überwinden

Macht und Widerstand

Schmerzvolle Wahrheit

Ziel erreicht

Erweckter Forschergeist

Wurzeln

Samen streuen

Der Freude folgen

Klare Ansage

Träume

Entwicklung

Späte Liebe

Lösung von Blockaden

Wunder geschehen

Ein Besuch in der Vergangenheit

Neue Hinweise

Wieder neue Informationen

Seelenplan

Gelungene Transformation

Eigene Wege gehen

Göttliche Führung

Ein neuer Schritt

Was noch wichtig ist!

Danksagung

Wieder ein Herzinfarkt

Hanno macht Pause, seine Kollegin Inge vertritt ihn bei dem Intensivpatienten, der vorgestern eingeliefert wurde. Herzinfarkt! Über achtzig. Dreimal wiederbelebt. Der Pfleger schlürft seinen Kaffee. Lohnt sich das alles? Ein Aufgebot an Ärzten, Medikamenten und Maschinen. Hat dieser Herzinfarkt überhaupt noch eine Chance?

Unbedingt! - Für Hanno ist das keine Frage.

Jeder kann eine zweite Chance bekommen! Und dafür macht er jede Schicht mit Leidenschaft.

„Hey Hanno, er ist stabil˝, berichtet Inge, als er wieder ins Zimmer kommt.

Sie mag ihren Kollegen. Ein irrer Typ, Vollglatze, voller Tätowierungen, kommt mit einer Harley-Davidson zum Krankenhaus und macht seine erstklassige Arbeit mit Hingabe.

„Okay, danke dir, Inge. Wir werden heute die Angehörigen fragen müssen, ob wir abschalten sollen oder nicht.˝

„Oh, keine schöne Aufgabe. Und? Was sagst du?˝

„Die Ärzte tendieren dazu, abzuschalten, aus Sorge hier einen Pflegefall zu produzieren. Aber ich glaube an diesen kleinen alten Mann hier. Der will noch leben und der wird das schaffen!˝

„Ich glaube an dich, Hanno. Mit deiner Begleitung wird er sehr gute Chancen haben˝, pflichtet Inge ihrem Kollegen bei und verlässt das Zimmer.

Schwere Entscheidung

Dr. Kurkow steht neben dem Pfleger, als Beatrix das Zimmer ihres Onkels auf der Intensivstation betritt. Sie grüßt und fragt gleich nach seinem Befinden.

„Nun, wir konnten ihn stabilisieren, seine Werte sind ganz okay, aber leider ist er immer noch nicht ansprechbar. Wie im Koma. Frau Wolkenburger, ich will ganz ehrlich mit Ihnen sein. Ihr Onkel hat jetzt seinen dritten Herzinfarkt gehabt. Das ist schon eine massive Herausforderung für ein Herz. Hinzu kommt, dass wir ihn dreimal reanimieren mussten. Die Chancen, wirklich wieder gesund zu werden, stehen gar nicht gut für ihn.˝

„Sie meinen, er könnte ein Pflegefall werden?˝

Dr. Kurkow nickt mehrmals und erklärt weiter.

„Wir würden gerne die Maschinen hier˝, er weist auf das Arsenal der Messgeräte hinter dem Bett, „abschalten. Sein Körper wird darauf reagieren - das heißt er stirbt oder überlebt. Ich lege die endgültige Entscheidung jetzt in Ihre Hände. Sie vertreten die Angehörigen.˝

Er nickt ihr zu und verlässt den Raum. Beatrix zuckt bei diesen Worten zusammen, muss sich setzten. Erschüttert. Atemlos. Entsetzt. Überfordert.

Hanno wirft einen Blick auf die Überwachungsgeräte und dreht sich zu ihr um.

„Seien Sie nicht betrübt. Es sind nicht Sie, die letztendlich über Leben und Tod entscheidet. Es gibt den Einen, der über uns wacht und der weiß, was richtig ist.˝

Beatrix blickt ihn ganz erstaunt an. Mit so viel Mitgefühl und Weisheit hatte sie hier gar nicht mehr gerechnet.

„Danke˝, flüstert sie.

„Sie haben Recht. Es gibt nichts zu entscheiden.˝

„Doch, doch - ein Krankenhaus der heutigen Zeit erfordert dies schon. So brutal das jetzt klingt.˝

Beatrix holt tief Luft, um ... doch Hanno hebt eine Hand, als Zeichen, dass sie noch zuhören möge.

„Was halten Sie denn von der folgenden Variante:

Dabei wird die Medikamentengabe Stufe für Stufe herunter geregelt. Bei jedem Schritt wird der Patient genau überwacht und das ermöglicht uns, rasch zu reagieren. Stellen Sie sich vor, die Menge Adrenalin, die ihr Verwandter aktuell erhält, würde Sie selbst ziemlich schnell umbringen. Also - ich habe hier genügend Geräte, um zu prüfen, wie es ihm geht. Sollte er wach werden, sehen wir weiter. Okay?˝

Beatrix schließt die Augen, nimmt sich einen kurzen Moment Zeit. Ihr Inneres wird bei Hannos Angebot ruhiger.

„Danke. Geben Sie mir einen Augenblick, damit ich mich noch mit meinem Bruder besprechen kann˝, antwortet sie leise. Er nickt und sie verlässt das Zimmer.

Das Telefonat mit Nathanael verläuft wie gewohnt ruhig und nach einer kurzen Bedenkzeit ist auch er bereit, der Erfahrung des Pflegers zu vertrauen.

Entspannter als vorher signalisiert Beatrix Hanno ihre Zustimmung. Daraufhin geht der Pfleger ans Fenster, winkt sie heran und zeigt mit dem Finger auf die gegenüberliegende Straßenseite.

„Dort unten ist ein nettes Café. Die haben leckeren Kaffee - besser als der in der Kantine˝, zwinkert er.

„Dort bleiben Sie bitte eine ganze Stunde. Vorher brauchen Sie nicht wieder kommen, da ich alles in ganz kleinen Schritten runter regeln werde und bis er wach werden kann, braucht das erfahrungsgemäß diese Zeit. Okay?˝

„Verstanden˝, nickt Beatrix, greift ihre Tasche und dreht sich zu ihrem Onkel um.

„Verabschieden Sie sich jetzt in Ruhe - während ich mich noch mit Dr. Kurkow kurzschließe.˝

Und weg ist er.

Sie schaut ihren Onkel an und fragt ihn gedanklich, ob ihre Entscheidung in seinem Sinne ist. Sie streichelt vorsichtig seine linke Hand. Plötzlich erfüllt sie eine innere Ruhe - und sie weiß, dass er es schaffen wird. Sie schickt ihm fortwährend Liebe, während sie auf Hannos Rückkehr wartet.

Eine Viertelstunde später kommen Dr. Kurkow und Hanno zurück. Der Doktor nickt ihr zu und bespricht sich mit Hanno. Daraufhin wendet er sich an Beatrix.

„Wir werden Ihrem Wunsch entsprechend, die Medikamentengabe reduzieren, der Pfleger wird dies überwachen und vor einer Stunde erwarten wir keine Reaktionen. Machen Sie jetzt eine Pause, Frau˝, er blickt auf die Unterlagen in seiner Hand, „Wolkenburger.˝

Beatrix verlässt den Raum mit einem letzten Blick auf den ihr so vertrauten alten Herrn, der mit geschlossenen Augen ganz blass, umgeben von diesen angsteinflößenden Maschinen, in dem sterilen Krankenzimmer liegt.

Dankbarkeit

Fasziniert beobachtet Isabel die von der Sonne angestrahlten Tautropfen in den Bäumen. In diesem Licht wirkt jeder fallende Tropfen wie ein kleiner Komet. Fast andächtig sitzt sie wieder in ihrem Garten. Sie fühlt die Allgegenwart Gottes in jedem dieser wundervollen kleinen Lichtfunken. Ein wenig erinnern sie an Schnee, doch sie sind durchscheinender, mystischer und lösen in ihr, ebenso wie die Schneeflocken im Winter, jetzt pure innere Freude aus.

Danke, Danke, Danke, ich danke dir, Gott, Vater und deinem ganzen Universum für meine neue Freiheit.

Diese zeitlose Stunde, die sie morgens so oft es geht in ihrem Garten verbringt, empfindet Isabel als inneres Gebet. Es füllt ihre Kraft- und Energiereserven auf. Inneres Danken für die Fülle, die all überall wahrnehmbar ist, tut ihr gut und hat ihr Leben bereits sichtbar bereichert.

Heute ist es wie ein Frohlocken und Jubilieren.

Sie dankt Mutter Erde für all ihre Geschenke.

Sie dankt den lichtvollen Geistwesen, die sie umgeben.

Sie dankt für die Kraft ihrer Ahnen, ihrer Familie, ihrer Freunde.

Sie dankt für ihre Gesundheit, ihre Freude, ihre Freiheit und ihren Frieden.

Sie dankt und dankt und dankt &

Das Ende dieser besonderen Zeit läutet heute ein kleiner schwarzer Kater aus der Nachbarschaft ein. Er springt gerne auf Isabels Schoß, um sich ausgiebig kraulen zu lassen. Wohlgefallen für beide. Der Kater erinnert Isabel an Silberlicht, die im letzten Jahr bei ihr auftauchte und für die damals schwerkranke kleine Katinka bestimmt war.

Beim anschließenden Frühstück fragt sie sich, warum dieser Kater gerade heute auftauchte.

Zufälle gibt es nicht

Zwei Stunden später geht sie mit einigen bereits getätigten Besorgungen in ihrer Tasche durch die Fußgängerzone und schafft es gerade noch, einen Zusammenprall mit einer von der linken Seite kommenden Frau zu vermeiden, die beim Gehen in ihrem Handy blättert.

„Hoppla˝, macht Isabel auf sich aufmerksam und schaut in das erstaunt aufblickende Gesicht von Tanja Boennke, Katinkas Mutter.

„Isabel! Wie schön dich zu sehen! Entschuldige, dass ich dich fast umgelaufen habe˝, reagiert die jüngere Frau sogleich.

„Kein Problem, Tanja - ist ja gut gegangen˝, lacht Isabel.

„Wie geht es dir?˝

„Gut und dir? - Tanja, ich habe ein bisschen Zeit, hast du Lust mit mir da drüben im Café Blümchen etwas zu trinken?˝, fragt Isabel sie ganz spontan.

Tanja blickt auf die Uhr und auf ihr Handy.

„Ja, das & das machen wir jetzt einfach˝, entscheidet sie und hakt sich bei Isabel unter.

Direkt am Fenster gibt es einen freien Tisch und Isabel bestellt zwei Tassen Tee.

„Jetzt haben wir uns aber schon eine ganze Weile nicht gesehen, Isabel˝, stellt Tanja fest während sie ihre Taschen verstaut.

„Ja, aber heute sollte es sein. Denn ich habe heute früh Besuch von einer schwarzen Katze bekommen, Tanja und sie erinnerte mich sofort an Silberlicht und an euch alle! Wie läuft es bei euch?˝

„Wie schön! Silberlicht geht es gut und damit auch Katinka. Die Schule gefällt ihr sehr. Dank ihres großartigen Schutzengels, dessen Anleitungen sie mit Freuden folgt, ist sie ein Segen für alle˝, schwärmt Tanja von ihrer ältesten Tochter, die mit Isabels Unterstützung doch wieder vollkommen gesund geworden ist.

„Das freut mich, Tanja.˝

„Eric malt viel und verkauft auch schon einige seiner Bilder. Er holt die Kinder aus dem Kindergarten und schaut auch nach Katinkas Schularbeiten. Ach ja, und er kocht, so dass ich im Haus etwas weniger zu tun habe. Isabel, er macht das ganz gut, so kann ich wenigstens in Ruhe arbeiten gehen.˝

Doch Tanja klingt etwas unzufrieden.

„Das hört sich interessant an˝, antwortet Isabel abwartend.

„Weißt du, - es ist wirklich perfekt, dass wir uns heute in die Arme gelaufen sind. Wenn du dich erinnerst ... habe ich mich doch so oft mit meiner Beziehung zu Gott auseinandergesetzt. Zurzeit hadere ich wieder mit ihm. Isabel, dir gegenüber kann ich ja ganz ehrlich sein. Mein Job fordert mich derart, dass ich nicht mehr gerne hingehen mag. Ich bin bereits zweimal mit einer starken Stirnhöhlenvereiterung für zwei Wochen krankgeschrieben worden. Ich fürchte, ich bin zu blöd, um den Anforderungen gerecht zu werden.˝

Isabel blickt sie fragend an.

„Ach, alles ist im Moment einfach fürchterlich anstrengend. Und dann das, was da draußen in Stadt und Land, einfach in der ganzen Welt so läuft, kann doch nicht in Seinem Sinn sein.˝

Tanjas Kopf ist rot angelaufen, so sehr scheinen diese Themen sie aufzuregen.

„Erzähl mir mehr, Tanja. Wer oder was ist denn bei deiner Arbeit das Problem?˝

Tanja klagt.

„Ach Isabel, du glaubst es nicht - wir haben eine neue Leitung - und diese Frau ist einfach unmöglich, sie mäkelt an allem herum. Dieses passt ihr nicht, jenes dauert zu lange. Ich kann dir sagen & nee, da vergeht einem die ganze Lust am Arbeiten.˝

Tanjas Gestik untermalt ihre Worte deutlich.

„Und was kann Gott jetzt dafür, liebe Tanja?˝,

fragt Isabel.

Diese stutzt und holt nochmal Luft.

„Ähm ...˝

Isabel blickt sie über die Tasse hinweg an.

„Ja, aber Isabel, es lief doch bisher alles so gut.˝

„Und doch gibt es, wie es klingt und wie ich glaube, noch etwas zu lernen in deinem Leben, oder?

Und das verändert sich erst, wenn wir alle kapiert haben, wie man in allumfassender Liebe hier auf Erden lebt und wie wichtig es ist, sich selbst zu lieben.˝

„Hm, & ja, & da hast du ja irgendwie & mal wieder recht˝, brummt die jüngere Frau.

„Tanja, du kennst meinen Glauben, dass alle Menschen göttliche oder himmlische Energie - reine Frequenz - sind. Gott hat uns und unsere Welt erschaffen. Er schenkte uns hier auf Erden Freiheit. Das heißt, wir sind in allen Situationen frei, zu entscheiden. Dazu gehört auch, dass jeder so sein darf, wie er gedacht war. Wenn du das bedenkst, erkennst du, dass auch deine Chefin diesen göttlichen Kern hat. Und dabei könnte es für dich zunächst ganz egal sein, was oder wie sie etwas macht. Also läuft alles nach Seinem Plan.

Vollkommen - so wie Gott nun einmal ist. Ebenso vollkommen ist deine jeweilige Reaktion auf das So-sein deiner Chefin, denn du darfst daran wachsen.˝

Isabel beobachtet Tanja, die Isabels Worte noch überdenkt.

„Hmm...˝

„Weißt du noch um die Kraft deiner Gedanken und Gefühle?˝

„Du meinst, die Übung - wie ich in den Wald rufe, so schallt es hinaus?˝

Isabel nickt und fügt hinzu.

„Alles im Leben hat eine Ursache und diese bewirkt etwas.˝

Tanja folgert:

„Also gibt es eine `Beziehung´ zwischen mir und meiner Chefin? - Und es wäre klug, da einmal genauer hinzuschauen?˝

„Genau das meine ich, Tanja. Sie könnte dir etwas zeigen, was du an dir selbst übersehen hast. Dafür sind diese Art Spiegel da!˝

„Au Backe! Isabel, das ist ja der Hammer. Darüber muss ich in Ruhe nachdenken.˝

„Wenn du den Grund für die Reaktion in deinem Innern nicht suchen willst, kannst du dich auch entscheiden einfach nur dankbar zu sein, für alles, was in dein Leben tritt. Das heißt, du bist dankbar für deinen Job, für deine Chefin, & und gewöhnst dir jede Bewertung ab & Das kann auch zum Ziel führen.˝

Tanjas Augen sind aufgerissen.

„Nee, Isabel - das geht gar nicht - das ist mir eine Nummer zu hoch - das schaffe ich nicht!˝

„Du, wenn du magst, komm doch gerne mittwochs abends zu mir. Ein paar andere Leute habe ich auch schon angesprochen und wir meditieren dann gemeinsam. Das hilft in vielerlei Hinsicht.˝

„Meditieren? Das auch noch?˝, stöhnt Tanja laut.

„Es geht um innere Ruhe und bringt einiges an Erkenntnis mit sich, Tanja.˝

„Deine Tipps, liebe Isabel, sind bisher ja immer hilfreich gewesen˝, erinnert sich Tanja jetzt etwas kleinlaut.

„Hmm & Ich schau mal - und melde mich. Um wieviel Uhr denn?˝

„Mittwochs abends um sieben.˝

Tanjas Handy schellt zweimal.

„Das ist Eric! Er braucht mich! Isabel, ich muss leider gehen. Es war sehr schön, dich getroffen zu haben. Und Danke für dein Zuhören und deine Tipps.˝

Mit diesen Worten sammelt Tanja schon eilig ihre Taschen ein.

„Bestell deiner Familie viele liebe Grüße, Tanja.

Vielleicht sehen wir uns ja bald. Mach es gut!˝

Kurz danach winkt ihr Tanja von der Straße aus zu.

In aller Ruhe leert Isabel ihre Tasse. Tanjas Hektik perlt an ihr ab.

Mitgefühl

Es schellt.

Marietta zuckt zusammen. Sie war wieder eingeschlafen. Unten hört sie den Schlüssel in der Haustür. Der Pflegedienst.

Sie schaut zur Tür.

„Guten Morgen, Frau Vita.˝

Schwester Silke kommt fröhlich herein, sie singt ihre Begrüßung geradezu.

„Guten Morgen˝, antwortet Marietta ziemlich tonlos, doch Silke hat gelernt damit umzugehen.

„Ja, ich freue mich, bei Ihnen zu sein. Was meinen Sie, soll ich mal das Fenster aufmachen und etwas von der Frühlingsluft hereinlassen?˝

Marietta nickt. Silke hilft ihr, sich etwas aufzusetzen und die Beine baumeln zu lassen. Das Aufrichten verursacht Schmerzen. Kühle Luft strömt ins Zimmer, doch Silke hat bereits ein Jäckchen gegriffen und ihr über die Schultern gelegt.

Wie nebenbei erledigt die kleine Pflegerin die nötige morgendliche Routine, macht Marietta Vita das Frühstück fertig, reicht ihr die Tabletten und erzählt dabei das ein oder andere.

„Frau Vita, am Mittwoch kommt Dr. Friesen noch mal vorbei. Dass Sie das schon mal wissen, ja?˝

Marietta nickt nur.

Silke liebt ihre Arbeit als Altenpflegerin und gibt ihren Patienten neben der Pflege mit Freude das, was ihnen gerade im Moment fehlen könnte. Motivation, Verständnis, Erklärungen oder sie ist - wie bei Marietta Vita - einfach nur fröhlich und verbreitet gute Laune, so oft es geht. Doch an Frau Vita scheinen all ihre Mühen einfach abzuprallen.

Vergebliche Liebesmüh.

Silke ist sich darüber im Klaren, dass sie ihre Patienten, und da vor allem Frau Vita, nur unterstützen kann, wenn sie selbst auch noch Zeit und Muße hat, für ihr eigenes Wohlergehen zu sorgen.

In ihrem Innern lebt der Gedanke, dass erst der eigene Krug bis zum Überlaufen gefüllt sein muss, bevor sie anderen helfen kann. Für Frau Vita benötigt sie zu viel Kraft.

Diese Überlegungen erinnern sie an ein Informationsblatt der Gemeinde, das zu Hause auf ihrem Küchentisch liegt. Darin wird von einem Helferteam für Gemeindemitglieder gesprochen.

Silke beschließt, sich nach ihrem Dienst darum zu kümmern. Vielleicht kann sie dort Hilfe für Frau Vita anfragen.

Gottvertrauen

Der Kaffee ist gut, aber er schmeckt ihr trotzdem nicht. Das kleine Café gegenüber des Krankenhauses ist gemütlich eingerichtet, mit kleinen runden Tischen ausgestattet und lädt zum entspannten Verweilen ein. Beatrix gefällt es gut und sie nimmt sich vor, bei einer anderen Gelegenheit mit mehr Zeit das Ambiente zu genießen. Denn ihr Inneres ist mit ihrem Onkel beschäftigt, der ihr zeitlebens ein wichtiger Ersatz-Vater war. Nach dem Herzinfarkt und den Wiederbelebungsversuchen liegt er auf der Intensivstation und die Ärzte wollen die Medikamentengabe verringern.

Seine Chancen stehen 1:1. Hanno fällt ihr ein. Dem Pfleger kann sie viel Vertrauen entgegenbringen.

Ein eindrucksvoller Mann. Sie fühlt sich nach ihrer Entscheidung, seinem Vorschlag zuzustimmen, besser. Auch Nathanael war ihrer Meinung.

Das tut gut und noch schöner wäre es, er käme her. Doch er ist beruflich - wie so oft - auf Reisen und hat kaum Zeit für Familien-Angelegenheiten.

Beatrix konzentriert sich auf ihre Gebete für Robert. Mehr kann sie nicht tun. In ihrer Vorstellung hat er alle helfenden Engel um sich.

Sie hat sich in der Vergangenheit viel mit dem Thema Leben und Tod beschäftigt. Der Tod entspricht dem Schließen der Tür hier auf Erden und bedeutet gleichzeitig den Zutritt in ein neues Leben - in der geistigen Welt. Darauf vertraut sie.

Endlich - Zeit wieder ins Krankenhaus zu gehen.

Gemeinsam unterwegs

`Jeden ersten Dienstag im Monat um 17 Uhr Treffen der Gemeindehelfer im kleinen Gruppenraum der Gemeinde´

steht auf dem Zettel, den Adèle Karôll zur Erinnerung in der Hand hält, als sie durch die Gänge des Gemeindezentrums eilt, um noch halbwegs pünktlich zu erscheinen.

„Ich grüße euch!˝, sagt Leo, mit Blick auf seine Armbanduhr, genau in dem Moment, als Adèle die Türe aufreißt.

„Hallo Adèle! Schön, dass du auch schon da bist˝, erwähnt Leo mit einem gewissen Unterton.

Adèle lächelt ihn etwas außer Atem an, wobei sie weise genug ist, zu erkennen, dass der alte Brummbär froh ist, dass sie überhaupt gekommen ist.

Der Blick in die Runde der Ehrenamtlichen zeigt Leo, dass keine neuen Gesichter dazu gekommen sind. Schade. Wie gewohnt werden daher erst verschiedene Themen durchgesprochen und zum Schluss stellt Leo einige Fälle vor, in denen um Unterstützung gebeten wird.

Er fährt sich mit der Hand durch sein weißes Haar.

„Okay, ich fange mal an: Zunächst haben wir da Frau Hümmelmann. Sie hat keinen Führerschein.

Ihr Mann liegt im Krankenhaus und sie möchte ihn gerne besuchen. Wer hat Zeit, sie dort hinzubringen?˝

„Ach, die wohnt doch ganz in unserer Nähe. Leo, ich kümmere mich gerne darum!˝, antwortet eine breitschultrige Frau.

„Danke.˝

Leo greift nach der nächsten Anfrage.

„Hier hat sich eine Frau Silke Kränz vom Pflegedienst gemeldet. Ihr ist eine Patientin aufgefallen, die immer allein ist und bittet für sie um Unterstützung. Der Name der Frau ist Marietta Vita.

Kennt jemand diese Frau? Ach ja, sie wohnt im Glockenviertel.˝

Erwartungsvoll schaut Leo in die Runde. Nur Achselzucken.

Doch Adèle überlegt und zieht die Stirn kraus.

„Sie heißt Vita mit Nachnamen? Hmm, der Name sagt mir nichts. Aber im Glockenviertel kenne ich jemanden, der mir vielleicht weiterhelfen kann.

Eine genauere Adresse hast du nicht?˝

„Nein. Frau Kränz war sich nicht einmal sicher, ob sie überhaupt den Namen der Frau hätte nennen dürfen. Egal, jetzt kennen wir ihn.˝

Adèle nickt.

„Ja, gib mir das Schreiben. Das fühlt sich gut an.

Ich ruf diese Frau Kränz mal an. Hast du ihre Nummer?˝

Verwirrt dreht und wendet Leo den Zettel.

„Nee, nix. Na, das ist ja dann nicht so hilfreich.˝

„Ach was, gib her. Ich krieg das schon raus˝, fällt Adèle ihm ins Wort und grinst.

„Wenn nicht du, wer dann?˝, ruft jemand.

Alle kennen Adèle Karôll und ihr Engagement, wenn jemand Hilfe braucht und lachen mit, als sie aufsteht und dankbar eine leichte Verbeugung in die Runde andeutet.

„Ich muss dann auch direkt wieder weg, Leo.˝

Beim Reden streift Adèle sich schon ihren Mantel über und ist für ihr Alter erstaunlich schnell an der Tür.

Innerlich knobelt sie schon an dieser neuen Aufgabe.

„Ob der alte Robert Kall mir dabei helfen kann?

Der kennt doch Gott und die Welt und auch das Glockenviertel.˝

Anspannung

Nach ihrer Kaffeepause steigt Beatrix doch recht nervös die Treppen zur Intensivstation hinauf. Die Bewegung tut ihr gut. Sie schellt an der Tür. Es dauert eine Weile bis der Summer ertönt und sich die Türe aufdrücken lässt.

Angespannt bleibt sie vor Roberts Zimmertüre stehen, ihr Herz rast und ihr ist schlecht. Sie atmet tief ein und aus und erinnert sich dann an das vertrauensvolle Gefühl, das sie empfand, als sie Robert eben verließ ... holt noch mal tief Luft und tritt leise ein. Dr. Kurkow weist gerade auf diverse Anzeigetafeln und scheint den vor ihm stehenden Herren einiges erklären zu müssen. Neben diesen drei Beatrix unbekannten Ärzten steht Hanno, ans Bett gelehnt und nickt ihr freundlich zu. Erst am Ende seiner Rede stellt Dr. Kurkow Beatrix den Ärzten als Angehörige vor.

Hanno winkt sie näher heran, so dass sie Robert sehen kann.

Angespannte Ruhe herrscht im Raum, während fast alle Augen auf den Geräten ruhen. Beatrix Augen sind fest und zuversichtlich auf ihren Onkel gerichtet.

Abrupt wird die Stille unterbrochen.

„Dr. Kurkow, schnell - Zimmer 11!!˝, ruft ein Pfleger und ist auch schon wieder weg.

Dr. Kurkow wirft einen kontrollierenden Blick auf das Display, nickt Hanno zu und flitzt los. Es scheint sich um einen Notfall zu handeln, denn auch die anderen drei Ärzte folgen ihm zügig.

Beatrix liegt mit ihrer Vermutung richtig, wie sie von Hanno erfährt. Schließlich ist sie auf der Intensivstation! Sie müssen warten.

„Ich hoffe, es dauert nicht zu lange, Frau Wolkenburger. Machen Sie sich keine Sorgen, der Zustand Ihres Onkels ist tatsächlich relativ stabil.˝

Dabei beobachtet er die verschiedenen leuchtenden Anzeigen.

Wut loslassen

Florine starrt eine Weile auf die Tür, die ihre Kollegin hinter sich geschlossen hat.

„Was ist denn das gewesen? Mal wieder Anja!

Und wieder dieser unnötige Stress! Ewig dieses Jammern, nicht genug Geld zu verdienen˝, schimpft Florine innerlich.

„Ich kann es einfach noch nicht fassen. Anja arbeitet halbe Tage und hat so einen Spaß an ihrer Arbeit. Sie wäre bereit mehr zu arbeiten, aber traut sich nicht, den Chef danach zu fragen. Das macht mich richtig wütend!˝

Sie hält inne.

„Was war das gerade? Was hab ich da gesagt?

Wut?˝

Oh, Florine fühlt sich geweckt und richtet sich auf.

„Warum bin ich wütend darüber, dass sie mir die Ohren voll heult und ihre Situation nicht verändert?? & Hmm. & Geht mich das überhaupt etwas an?

Wohl kaum!˝

Ein Blick auf ihre Uhr. Das Wut-Thema kreist in ihrem Kopf. Noch zehn Minuten, dann ist wenigstens schon mal Mittagspause. Selbst diese Zeit fühlt sich endlos an. Und sie fragt sich mittlerweile, wie sie diesen Tag überstehen soll.

Auf ein Essen in der Kantine verspürt sie überhaupt keine Lust und geht stattdessen in den Park. Frische Luft hat doch immer geholfen, sagt Florine sich, setzt sich unmotiviert auf eine Bank und lässt ihren Gedanken freien Lauf.

Auf der Bank nebenan packt ein Mann seine Sachen, während er in sein Telefon schimpft.

„... keine Lust mehr. Muss, muss, muss & immer dieser Druck, ich kann das nicht mehr aushalten, ich brauche eine Pause oder was Neues ...˝

Florine merkt kaum, wie sie innerlich diese Worte wiederholt.

„Dieser Druck, ich kann das nicht mehr aushalten, ich brauche eine Pause oder was Neues ...˝

Immer wieder fängt sie von vorne an, fast fühlt sie sich damit wie in einem Film. Der Satz macht was mit ihr. Wie weggetreten sitzt sie da, mit geschlossenen Augen und die Worte finden automatisch ihren Weg.

Florine zuckt, als sie plötzlich diese Wut von eben wieder wahrnimmt. Und sie erinnert sich daran, wie sie diese - in ihrem Gedächtnis weit verdrängten - Worte das erste Mal hörte. Ihr Hals wird eng und ihr Herz klopft & ihre Kinderzimmertür stand damals einen Spalt breit geöffnet - als sie ihren Vater diese Worte ihrer Mutter gegenüber brüllen hörte. Sie selbst war gerade mal fünfzehn Jahre alt. Sie vernahm nur noch, dass eine Tür zugeschlagen wurde. Ihr Vater kam nie wieder zurück. Was war Florine wütend gewesen, ihre ganze Kindheit hatte sie unter seinem Druck gelitten und ihre eigene Wut hatte sie nie zeigen dürfen. Diese Wut spürt sie in diesem Moment deutlich. Und es schleicht sich der Gedanke ein, dass dieses intensive Gefühl durch die Begegnung mit Anja ausgelöst wurde.

Florine braucht jetzt unbedingt Bewegung und marschiert kräftigen Schrittes los, um dieser immensen Wut ein neutrales Ventil zu bieten. Dabei atmet sie immer schneller und ist nach einer Weile fast am Keuchen. In ihrem Kopf versammeln sich passende Kindheitserlebnisse. Sie platzt gleich, schaut sich um, & der Park scheint menschenleer & und brüllt aus Leibeskräften.

Puh, das hat Kräfte freigesetzt. Sie geht mit schnellen Schritten weiter, ist bereits im angrenzenden Waldstück angekommen und wählt spontan einen kleinen Nebenweg. Hinter ein paar Bäumen fällt ihr Blick auf ein kleines, kaum kniehohes, schon morsches Baumstämmchen und ganz spontan beginnt Florine, dagegen zu treten, so stark wie es ihr Schuhwerk erlaubt und erst nachdem es nichts mehr zum Treten gibt, atmet sie wieder aus.

Erschöpft steht sie vor den Trümmern ihres Wirkens und sinkt in die Knie. Sie weint, ihrer Wut folgt Traurigkeit & und sie weint laut und lässt all ihren ungeweinten Tränen freien Lauf. Irgendwann wird sie ruhiger, richtet sich langsam wieder auf. Sie schnäuzt sich, reibt sich die Augen trocken. Von dem morschen Holz steht kein Stückchen mehr an seinem Platz, aber & was ist denn das? Unten kurz über der Erde ist ein kleiner neuer Trieb zu sehen! Florine starrt ihn an. Das Alte hat sie weggetreten und das Neue ist schon da gewesen.

Was würde denn jetzt ihre Freundin Isabel sagen?

Schau, die Wut ist raus und du kannst dich jetzt endlich weiterentwickeln. Was steckt denn hinter deiner Wut?

Florine kann es noch nicht ganz fassen. Was hat sie getan? Sie hat doch gerade die alte Wut auf ihren ständig fordernden Vater rausgelassen? Das diese Wut symbolisierende vergammelte Holzstämmchen gibt es jetzt nicht mehr. Ihre Wut ist weg! Doch wofür steht der kleine Trieb? Was will hier heraus? Erkannt werden? & Mut?

Sie erinnert sich, dass ihr Vater sie immerzu aufforderte, sich doch etwas zuzutrauen, neue Wege zu gehen. Er hatte es damals umgesetzt, als er ging. Sie selbst war stattdessen nur noch wütender geworden. Doch, & was, wenn er Recht gehabt hatte?

Mut.

Sie versucht Mut zu fühlen.

Ja, für Mut ist jetzt wirklich Platz!

Neue Wege gehen & das wird spannend, erkennt Florine erleichtert. Anja kommt ihr wieder in den Sinn. Die hat auch keinen Mut - vielleicht sollten wir uns zusammentun & Florine atmet tief durch und fühlt sich frisch motiviert.

„Na denn, auf zu neuen Taten.˝

Sie blickt auf die Uhr.

Ups, ihre Mittagspause ist vor einer Stunde vorbei gewesen. Sie hat nicht mal ihr Telefon dabei. Eine halbe Stunde wird der Weg zurück ins Büro noch dauern, wenn sie sich beeilt.

„Frau van Belto, auf ihre Erklärung bin ich jetzt sehr gespannt!˝, poltert Herr Klong, ihr Chef, los, als sie die Tür in ihr Büro öffnet.

„Seit wann haben Sie zwei Komma fünf Stunden Pause?˝

Er sprach jedes Wort messerscharf aus!

Florine ist noch in ihrer guten Energie und fragt sich, ob er wohl tatsächlich seit dem Ende der Pause hier gesessen hat. Fast muss sie grinsen.

Er hält ihr Handy in der Hand und hebt es triumphierend hoch.

„... und dann sind Sie vorsätzlich nicht erreichbar!˝

Klong-Klong, wie ihn alle nennen, kommt in Fahrt. Florine bemerkt, dass sie auf seine Wut gar nicht mehr anspringt und beschließt, ihn toben zu lassen.

Das Telefon auf ihrem Schreibtisch schellt. Sie blickt Klong-Klong fragend an. Er nickt, bleibt aber mit eisiger Miene auf ihrem Platz sitzen und studiert die dort liegenden Unterlagen.

Florine meldet sich, ein Kunde fragt, ob sein Auftrag fertig bearbeitet sei.

„Ja, Herr Heim, einen schönen guten Tag. Wir haben heute endlich dafür Zeit gefunden und ich sitze gerade mit Herrn Klong im Abschlussgespräch. Die Ergebnisse sollten heute noch rausgehen, so dass Sie morgen alles vorliegen haben sollten, Herr Heim. Möchten Sie noch mit ihm selbst sprechen?˝

Klong-Klong wehrt mit den Händen den Hörer ab, schüttelt den Kopf und seine Augen funkeln.

Der Kunde, einer der redseligsten Variante, wollte natürlich liebend gerne den Chef selbst zu dieser Angelegenheit hören. Florine ist klar, dass sie sich mindestens eine Stunde Luft verschafft hat. Sie reicht den Hörer an ihren Chef weiter, greift ihre Unterlagen vom Schreibtisch und geht in Anjas leeres Büro & Nachdem Florine es geschafft hatte, das Donnerwetter ihres Chefs zu verschieben, ist ihr bewusst, dass jetzt Mut gefragt ist. Hat sie wirklich den Mut, zu sich zu stehen? Keine kleinlauten Erklärungen mehr zu stammeln und & oder auf ängstliche Zugeständnisse einzugehen?

Sie hat ihrem Chef eine Projektionsfläche für seine Wut geboten. Doch seine Wut berührt sie selbst nicht & im Gegenteil, sie kann ihn verstehen & es war von ihrer Seite aus auch nicht okay, die Mittagspause eigenmächtig zu verlängern. Sie wird die fehlende Zeit nacharbeiten und sich entschuldigen. Wenn seine Reaktion darauf unannehmbar für sie selbst ist, dann & Florine atmet ganz tief ein - ja, dann wird sie kündigen. Obwohl sie noch keine Alternative für diesen - tatsächlich - doch interessanten Job hat. Das wäre insgesamt sehr mutig!

Klong-Klongs Telefonat mit Herrn Heim dauert sehr lange. Leider sitzt er immer noch an ihrem Schreibtisch. Das heißt, sie kann weder weiter arbeiten noch nach Hause gehen. Das war wohl nicht so schlau, ihm dieses Gespräch zu vermitteln. Doch endlich hört sie, wie er sich verabschiedet. Sie steht auf, atmet ganz tief ein, strafft ihre Schultern und fühlt sich stark genug, ihm entgegen zu treten. Ihr Chef sieht sie erstaunt an. Ups - diese Reaktion hat Florine gar nicht erwartet und ist ihrerseits überrascht.

„Das war sehr interessant˝, kommentiert er, mit Blick auf das Telefon sein eben beendetes Gespräch und fügt hinzu:

„Kommen Sie bitte morgen früh in mein Büro!˝

Überlebt

Beatrix ist nur schnell zur Toilette geeilt. Als sie zurückkehrt herrscht geschäftiges Treiben am Bett ihres Onkels.

„Er ist wach˝, verkündet Dr. Kurkow aufgeregt.

Hanno nickt ihr strahlend zu.

Man geht, soweit möglich, an Seite und sie kann in die offenen Augen ihres Onkels blicken. Sie erkennt seine Verwirrung, sein fragen nach dem Wo und dem Warum und seine Angst. In dem Moment nimmt er sie wahr und entspannt sich.

Die Werte an den Geräten spiegeln es direkt wieder.

„Wie ist ihr Name?˝, fragt Dr. Kurkow ihn angespannt.

Alle halten die Luft an.

Erstaunt sieht der alte Mann den Arzt an.

„Kall.˝

Einen kurzen Moment reden alle durcheinander - die Anspannung löst sich. Die Stimme des alten Mannes krächzt. Das komme vom Beatmungsschlauch, erklärt ihr der Pfleger.

„Wie ist ihr Vorname?˝, Dr. Kurkow will sicher gehen.

„Robert.˝

Der Arzt hat die Akte in der Hand und nickt.

„Kennen Sie diese Frau?˝

Der Herr Doktor weist auf Beatrix.

„Das ist meine Nichte˝, triumphiert der Patient fast.

Die hinzugerufenen Arztkollegen gratulieren, nachdem Dr. Kurkow Herrn Kall endlich kurz erklärt hat, was mit ihm passiert ist und dann wird die Einstellung der Geräte dem aktuellen Zustand des Patienten angepasst.

Irgendwann gelingt es Beatrix, ihrem Onkel die Hände zu drücken, ihm übers Gesicht zu streicheln und ihm ins Ohr zu flüstern.

„Schön, dass du noch da bist.˝

Starke Willenskraft

Der Güterzug donnert wieder greifbar nah und geräuschvoll am Fenster vorbei. Sebastian kann den Lärm noch immer nicht ertragen und schließt das Fenster. Er lehnt sich mit dem Rücken dagegen und schaut in seine Wohnung. Sonnenstrahlen fallen durch das gegenüber liegende Fenster in den Raum. Kleine Staubflöckchen tanzen im Schein des Lichtes und lassen den jungen Mann schmunzeln.

„Betrachtet aus einer anderen Ebene würde man zu dem Schluss kommen, dass hier mal wieder der Besen geschwungen werden könnte.˝

Sebastians Schmunzeln verstärkt sich und wird zu einem breiten Grinsen.

„Aber so wie es jetzt ist, ist es gerade stimmig.˝

Voller Vorfreude fällt sein Blick auf die leeren Bierdosen, die er auf dem Wohnzimmertisch fein säuberlich zu einer beeindruckenden Pyramide aufgebaut hat. Die leeren Pizzapackungen hat er dekorativ dahinter gestellt. Daneben liegt ein Stapel dicker Bücher.

Sebastian geht in die Küche und holt die Vase mit der weißen Nelke. Vorsichtig nimmt er sie aus dem Gefäß, lässt sie etwas abtropfen und legt sie andächtig auf den hohen Bücherstapel. Kritisch betrachtet er die Position der Nelke, tritt einen Schritt zurück und nickt zufrieden. Hinter dem Schrank steckt ein großer Karton, den er jetzt vor den Tisch stellt. Er öffnet ihn und klappt die oberen Seiten um, so dass er gefüllt werden kann.

„Alles vorbereitet!˝

Sebastian scheint zufrieden. Nach einem Blick auf die Uhr geht er fröhlich pfeifend in die Küche und setzt die Kaffeemaschine in Gang. Pünktlich hört er den Gong der Wohnungstüre und öffnet sie.

„Babette, wie schön, dass du da bist!!˝

Babette wirft ihre langen Haare nach hinten, balanciert ein Kistchen in der linken Hand, während ihre Rechte Sebastian umarmt.

„Hey Sebastian! Hier ist die Erde!˝

Sie blickt ihn erwartungsvoll an, in der Hoffnung zu erfahren, wofür er sie benötigt.

„Babette, ich kann dir nur sagen, dass es um eine Beerdigung geht˝, grinst er sie an.

Viel schlauer fühlt sie sich mit dem Satz auch nicht, als sie ins Wohnzimmer geht. Die Beerdigungen, an denen sie bisher teilgenommen hatte, waren definitiv anders. Aber sie kennt ihren Bruder - er ist immer für eine Überraschung gut.

Statt auf einer klärenden Antwort zu bestehen, zeigt sie ihm ihre Hände.

„Schau mal, ich habe noch ganz schwarze Fingernägel vom Buddeln. Ich geh schnell noch ins Bad!˝