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Wilhelm Busch war überzeugt: Das Evangelium von Jesus ist die atemberaubendste Botschaft aller Zeiten. Darum gilt für jeden Zeitgenossen damals wie heute: Jesus unser Schicksal. Jede dieser klaren und christusbezogenen Ansprachen ist so aktuell, dass sie auch heute noch Junge und Alte anzusprechen vermag.
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Seitenzahl: 425
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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
46. Auflage
© 2014 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn
Alle Rechte vorbehalten
Umschlaggestaltung, Grafikbüro Sonnhüter, www.sonnhueter.com,
unter Verwendung eines Bildes von © iStockphoto.com
DTP: Breklumer Print-Service, Breklum
Verwendete Schriften: Adobe Garamond
Gesamtherstellung: CPI books Ebner & Spiegel, Ulm
Printed in Germany
ISBN 978-3-7615-5355-8 (Print)
ISBN 978-3-7615-6587-2 (E-Book)
www.neukirchener-verlage.de
Inhalt
Gott ja, aber wozu Jesus?
Wozu lebe ich?
Ich habe keine Zeit!
Achtung! Lebensgefahr!
Was sollen wir denn tun?
Warum schweigt Gott?
Unser Recht auf Liebe!
Kann man mit Gott reden?
Wie werden wir mit dem Leben fertig,
wenn wir nicht mehr glauben können?
Wie werden wir mit dem Leben fertig,
wenn Schuld und Versäumnis uns ständig begleiten?
Wie werden wir mit dem Leben fertig,
wenn die anderen uns auf die Nerven fallen?
Es muss anders werden – aber wie?
Ohne mich!
Gibt es Gewissheit in religiösen Dingen?
Ist Christentum Privatsache?
Wann geht die Welt unter?
Was hat man denn von einem Leben mit Gott?
Wilhelm Busch wurde am 27. 3. 1897 in Wuppertal-Elberfeld geboren. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er in Frankfurt/Main, wo er auch sein Abitur machte. Während seiner Dienstzeit als Leutnant im Ersten Weltkrieg kam er zum Glauben und begann nach dem Krieg ein Theologiestudium in Tübingen.
Nach Abschluss des Studiums war er zunächst Pfarrer in Bielefeld, dann in einem Bergarbeiterbezirk im Ruhrgebiet und schließlich mehrere Jahrzehnte lang Jugendpfarrer in Essen. Gleichzeitig hielt er in ganz Deutschland und auch im benachbarten Ausland Evangelisationsvorträge.
In der Zeit des Dritten Reiches wurde Wilhelm Busch aufgrund seines Glaubenszeugnisses und der Evangelisationsarbeit mehrere Male inhaftiert. Nach dem Zweiten Weltkrieg war er jedoch wieder unermüdlich mit der Botschaft von Jesus Christus unterwegs.
Am 20. 6. 1966 starb Wilhelm Busch auf der Rückreise von einer Evangelisation, die er in Sassnitz auf der Insel Rügen gehalten hatte.
P. Wilhelm Busch
27.3.1897 – 20.6.1966
Jesus unser Schicksal
»Jesus unser Schicksal« – das war das von Pastor Busch gewählte Generalthema einer Großevangelisation, die er im Jahre 1938 in Essen durchführte.
Er war mit großer Freude Jugendpfarrer in Essen, aber auch als leidenschaftlicher Prediger des Evangeliums war er immer wieder unterwegs. So hat er in ungezählten Vorträgen zu Jesus gerufen – in Stadt und Land, in Ost und West, in Europa und aller Welt.
Wie freute er sich, wenn die Menschen herzu strömten, um seine Botschaft zu hören! Er war überzeugt, dass das Evangelium von Jesus die atemberaubendste Botschaft aller Zeiten ist.
Tausende kamen und hörten zu. Und doch war er als ein rechter Seelsorger immer nur im Gespräch mit dem Einzelnen. Das war das Besondere seiner Verkündigung. Durch das, was auf Tonbändern festgehalten wurde, soll er in diesem Buch weiterhin mit dem Einzelnen reden – als Bote Jesu Christi, des Gekreuzigten und Auferstandenen.
»Jesus unser Schicksal« – das war das Generalthema seiner ganzen Verkündigung. Wollen Sie diese Botschaft hören? Sie können es! Setzen Sie sich im Geist unter seine Kanzel und Sie werden bald wissen: »Jesus unser Schicksal« – das ist das Generalthema der Welt und unseres Lebens.
Karl-Heinz Ehring
Gott ja, aber wozu Jesus?
Sehen Sie: So ein alter Pfarrer wie ich, der ein Leben lang in der Großstadt gewirkt hat, bekommt im Laufe der Jahre permanent die gleichen Schlagworte zu hören. Eins heißt: »Wie kann Gott das alles zulassen?« Ein anderes lautet: »Kain und Abel waren Brüder. Kain schlug Abel tot. Wo hat Kain seine Frau her?« Und eines der beliebtesten Schlagworte ist dies: »Herr Pfarrer, Sie reden immer von Jesus. Das ist doch fanatisch. Es ist doch ganz egal, was man für eine Religion hat. Hauptsache, man hat Ehrfurcht vor dem Höheren, dem Unsichtbaren.«
Das ist doch einleuchtend, nicht? Dasselbe hat mein großer Landsmann Goethe – er ist auch aus Frankfurt – schon gesagt: »Gefühl ist alles; Name ist Schall und Rauch ...« Ob wir Allah, Buddha, Schicksal oder »Höheres Wesen« sagen, das ist ganz egal. Hauptsache, wir haben überhaupt einen Glauben. Und es wäre fanatisch, den präzisieren zu wollen. Das denken doch fünfzig Prozent von Ihnen auch, nicht wahr? Ich sehe die alte Dame noch vor mir, die mir erklärte: »O Herr Pfarrer, Sie immer mit Ihrem Jesus-Gerede! Hat nicht Jesus selber gesagt: ›In meines Vaters Haus sind viele Wohnungen‹? Da haben alle Platz!« Meine Freunde, das ist ein ganz großer Schwindel!
Ich war einmal in Berlin auf dem Flughafen »Tempelhofer Feld«. Ehe wir zum Flugzeug konnten, mussten wir noch einmal durch eine Passkontrolle. Vor mir steht so ein großer Herr – ich sehe ihn noch vor mir: so ein zweistöckiger, mit einer großen Reisedecke unterm Arm – und reicht dem Beamten eilig seinen Pass hin. Und da sagt der Beamte: »Moment mal! Ihr Pass ist abgelaufen!« Der Herr erwidert: »Nun seien Sie mal nicht so kleinlich. Hauptsache, ich habe einen Pass!« »Nee«, erklärt der Beamte fest und bestimmt, »Hauptsache, Sie haben einen gültigen Pass!«
Und genauso ist es mit dem Glauben: Es kommt nicht darauf an, dass ich überhaupt einen Glauben habe, dass ich irgendeinen Glauben habe. Jeder hat einen. Neulich sagte mir einer: »Ich glaube, dass zwei Pfund Rindfleisch eine gute Suppe geben.« Das ist ja auch ein Glaube – wenn auch ein dünner, Sie verstehen! Es kommt nicht darauf an, dass Sie irgendeinen Glauben haben, sondern es kommt darauf an, dass Sie den richtigen Glauben haben, einen Glauben, mit dem man leben kann, auch wenn‘s sehr dunkel wird, der Halt gibt auch in großen Versuchungen, einen Glauben, auf den man sterben kann. Das Sterben ist eine große Probe auf die Richtigkeit unseres Glaubens!
Es gibt nur einen richtigen Glauben, mit dem man richtig leben und richtig sterben kann: Das ist der Glaube an den Herrn Jesus Christus, den Sohn Gottes. Jesus hat selber gesagt: »In meines Vaters Haus sind viele Wohnungen.« Aber es gibt nur eine Tür zu den Wohnungen Gottes: »Ich bin die Tür! Wer durch mich eingeht, wird selig werden.«
Jesus ist die Tür! Ich weiß: Das wollen die Leute nicht hören. Über Gott kann man stundenlang diskutieren. Der eine stellt sich Gott so vor und der andere anders. Aber Jesus ist kein Diskussionsgegenstand. Und ich sage Ihnen: Nur der Glaube an Jesus, den Sohn Gottes, ist ein rettender und seligmachender Glaube, mit dem man leben und sterben kann!
Wie lächerlich dieser Glaube den Leuten erscheint, zeigt ein kleines Erlebnis, über das Sie ruhig mal lachen dürfen. Da gehe ich vor Jahren mal in Essen durch die Stadt. Zwei Männer stehen am Straßenrand, offenbar Bergleute. Als ich vorbeigehe, grüßt der eine: »Guten Tag, Herr Pastor!« Ich trete auf ihn zu: »Kennen wir uns?« Da lacht er und erklärt dem andern: »Das ist der Pastor Busch! Ein ganz ordentlicher Junge!« »Danke«, sage ich. Und da fährt er fort: »Nur – er hat leider einen Vogel!« Ich fuhr empört auf: »Was habe ich? Einen Vogel? Wieso habe ich einen Vogel?« Und da wiederholt er: »Wirklich, der Pastor ist ein ganz ordentlicher Junge! Nur: Er spricht immer von Jesus!« »Mann!«, rief ich erfreut. »Das ist kein Vogel! In hundert Jahren sind Sie in der Ewigkeit. Dann hängt alles daran, ob Sie Jesus kennen gelernt haben. An ihm entscheidet es sich, ob Sie in der Hölle oder im Himmel sind. Sagen Sie: Kennen Sie Jesus?« »Siehst du«, wendet er sich lachend an den andern, »jetzt fängt er schon wieder an!«
Ich will jetzt auch davon anfangen! Es gibt ein Wort in der Bibel, das ich an den Anfang stellen möchte. Es heißt so: »Wer den Sohn Gottes hat, der hat das Leben.« Sie haben im Unterricht mal gelernt von Jesus – aber Sie haben ihn nicht. »Wer den Sohn Gottes hat« – hören Sie: »hat«! – »der hat das Leben« – hier und in Ewigkeit! »Wer den Sohn Gottes nicht hat, der hat das Leben nicht.« Das sagt das Wort Gottes! Sie kennen das Sprichwort: »Wer hat, der hat!« Genauso meint es dies Bibelwort. Ich möchte Sie geradezu überreden – um Ihretwillen! –, dass Sie Jesus aufnehmen und ihm Ihr Leben geben. Denn: Ohne ihn ist es doch ein jämmerliches Leben.
Und nun will ich Ihnen sagen, warum Jesus ein und alles ist und warum der Glaube an Jesus der einzig richtige ist. Oder lassen Sie es mich lieber ganz persönlich ausdrücken: Ich möchte Ihnen jetzt sagen, warum ich Jesus haben muss und an ihn glaube.
1. Jesus ist die Offenbarung Gottes
Wenn mir einer sagt: »Ich glaube an Gott! Aber wozu Jesus?«, dann antworte ich: »Das ist ja dummes Zeug! Gott ist ein verborgener Gott! Und ohne Jesus wissen wir gar nichts von Gott!«
Die Menschen können sich zwar einen Gott zurechtmachen, den »lieben Herrgott« zum Beispiel, der einen ehrlichen Deutschen nicht im Stiche lässt, wenn er jeden Tag nur fünf Glas Bier trinkt. Aber das ist doch nicht Gott! Allah, Buddha – das sind Projektionen unserer Wünsche. Aber Gott? Ohne Jesus wissen wir nichts von Gott. Jesus aber ist die Offenbarung Gottes. In Jesus ist Gott zu uns gekommen.
Ich will Ihnen das an einem Bild deutlich machen: Stellen Sie sich mal eine dichte Nebelwand vor. Hinter der Nebelwand verborgen ist Gott. Nun können die Menschen aber nicht leben ohne ihn. Und da fangen sie an, ihn zu suchen. Sie versuchen, in die Nebelwand einzudringen. Das sind die Bemühungen der Religionen. Alle Religionen sind ein Suchen der Menschen nach Gott. Und allen Religionen ist eins gemein: Sie sind im Nebel verirrt, sie haben Gott nicht gefunden.
Gott ist ein verborgener Gott. Das hat ein Mann, Jesaja hieß er, verstanden und aus Herzensgrund geschrien: »Herr, wir können nicht zu dir kommen. Ach, dass du die Nebelwand zerrissest und kämest zu uns!« Und denken Sie: Gott hat diesen Schrei gehört! Er hat die Nebelwand zerrissen und ist zu uns gekommen – in Jesus. Als die Engel auf Bethlehems Felde in Sprechchören riefen: »Euch ist heute der Heiland geboren! Ehre sei Gott in der Höhe!« – da war Gott zu uns gekommen. Und jetzt sagt Jesus: »Wer mich sieht, der sieht den Vater.«
Ohne Jesus wüsste ich nichts von Gott. Er ist die einzige Stelle, wo ich Gewissheit über Gott bekommen kann! Wie kann man nur sagen: »Ich kann ohne Jesus auskommen«! Ich kann das alles nur sehr kurz sagen und muss vieles auslassen. Dabei könnte ich Ihnen so viel von Jesus sagen. Aber ich kann Ihnen jetzt bloß die wichtigsten Punkte zu der Frage »Wozu Jesus?« nennen.
2. Jesus ist die rettende Liebe Gottes
Ich muss Ihnen das erklären. Vor einiger Zeit hatte ich ein Gespräch mit einem Journalisten, der mich interviewte und fragte: »Warum halten Sie eigentlich solche Vorträge?« Darauf habe ich ihm geantwortet: »Die halte ich, weil ich Angst habe, dass die Leute in die Hölle kommen.« Da lächelte er und erwiderte: »Gib‘s doch gar nicht!« Und da habe ich gesagt: »Warten Sie‘s doch ab! In hundert Jahren wissen Sie es, ob Sie recht haben oder Gottes Wort. Sagen Sie«, habe ich ihn gefragt, »haben Sie sich schon mal vor Gott gefürchtet?« »Nein!«, antwortete er. »Vorm lieben Gott hat man doch keine Angst!« Da habe ich ihm erklärt: »Sie sind aber ›unterm Strich‹!« Wer auch nur eine dumpfe Ahnung von Gott hat, der muss doch begreifen, dass es nichts Schrecklicheres gibt als ihn, den heiligen und gerechten Gott, den Richter unserer Sünden? Sie sprechen vom ›lieben Gott‹? Die Bibel sagt das so nicht. Die Bibel sagt vielmehr: ›Schrecklich ist‘s, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen.‹«
Haben Sie Gott schon gefürchtet? Wenn nicht, dann haben Sie überhaupt noch nicht angefangen, die ganze Wirklichkeit des heiligen Gottes und Ihres sündigen Lebens zu sehen. Wenn Sie aber anfangen, Gott zu fürchten, dann werden Sie fragen: »Wie kann ich vor Gott bestehen?« Ich glaube, es ist die größte Dummheit unserer Zeit, dass man den Zorn Gottes nicht mehr fürchtet, ja, es ist ein Zeichen furchtbarer Abstumpfung, wenn ein Volk den lebendigen Gott und seinen Zorn über die Sünde nicht mehr ernst nimmt.
Professor Karl Heim erzählte einmal, wie er auf einer China-Reise auch nach Peking kam. Da wurde er auf einen Berg geführt, auf dem ganz oben ein Altar stand, der »Altar des Himmels«. Es wurde ihm erklärt, dass in der »Nacht der Versöhnung« dieser Berg erfüllt ist mit Hunderttausenden von Menschen, die alle Lampions tragen. Und dann geht der Kaiser hinauf – damals waren es noch die Kaiser, die China regierten – und bringt das Versöhnungsopfer für sein Volk. Als Professor Heim uns das erzählte, fuhr er fort: »Diese Heiden wussten etwas vom Zorn Gottes und dass der Mensch Versöhnung braucht.«
Und der gebildete Mitteleuropäer meint, er könne vom »lieben Gott« reden, und der wäre glücklich zu sehen, dass die Menschen ihre Kirchensteuern brav bezahlen! Fangen wir lieber wieder an, Gott zu fürchten! Wir haben doch alle gesündigt! Sie nicht? Aber natürlich!
Wenn wir Gott wieder fürchten lernen, dann werden wir fragen: »Wo ist denn Rettung vor dem Zorn Gottes? Wo ist Rettung?« Und dann darf uns aufgehen: Jesus ist die rettende Liebe Gottes. »Gott will, dass allen Menschen geholfen werde.« Aber er kann nicht ungerecht sein. Er kann nicht schweigen zur Sünde. Und darum hat er seinen Sohn gegeben – zur Rettung, zur Versöhnung.
Gehen Sie mit mir nach Jerusalem. Da ist ein Hügel vor der Stadt. Wir sehen Tausende von Menschen. Und über die Köpfe der vielen Menschen ragen drei Kreuze. Der Mann am linken Kreuz ist so wie wir, ein Sünder. Rechts der auch. Aber der in der Mitte! Sehen Sie ihn an, den Mann mit der Dornenkrone, den Sohn des lebendigen Gottes! »Du edles Angesichte, / Davor das Reich der Welt / Erschrickt und wird zunichte, / Wie bist du so entstellt!« Warum hängt er da? Dieses Kreuz ist der Altar Gottes. Und Jesus ist das Lamm Gottes, welches der Welt Sünde trägt, das versöhnt mit Gott.
Sehen Sie: Solange Sie Jesus nicht gefunden haben, stehen Sie unter Gottes Zorn, auch wenn Sie‘s nicht merken, auch wenn Sie‘s leugnen. Und nur wer zu Jesus gekommen ist, steht unter dem Frieden Gottes: »Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten.«
Lassen Sie mich ein ganz dummes Beispiel brauchen: Im Ersten Weltkrieg war ich Artillerist. Da hatten wir Kanonen mit Schutzschilden. Einmal standen wir ohne Infanterie vorne. Und dann kam ein Angriff mit Panzern – »Tanks« nannten wir sie damals. Wie Hagel schlugen die Infanteriegeschosse auf unsere Schutzschilde. Aber die waren so stark, dass wir dahinter geborgen waren. Und da habe ich denken müssen: »Wenn ich jetzt bloß die Hand hinter dem Schutzschild herausstrecke, dann wird sie durchsiebt, dann bin ich verloren, dann muss ich elend verbluten. Aber hinter dem Schutzschild bin ich geborgen!«
Und sehen Sie: Das ist mir Jesus geworden. Ich weiß: Ohne Jesus vergehe ich im Gericht Gottes. Ohne Jesus habe ich keinen Frieden im Herzen, da kann ich tun, was ich will. Ohne Jesus kann ich nicht sterben ohne tödliche Angst. Ohne Jesus wandere ich ins ewige Verderben. Es gibt ein ewiges Verderben, warten Sie‘s nur ab! Aber wenn ich hinter dem Kreuze Jesu stehe, bin ich geborgen wie hinter dem Schutzschild. Da darf ich wissen: Er ist mein Versöhner! Er ist mein Erretter! Jesus ist die rettende Liebe Gottes!
Hören Sie: »Gott will, dass allen Menschen geholfen werde.« Darum hat er seinen Sohn gegeben, zur Rettung, zur Versöhnung. Auch für Sie! Und nun ruhen Sie nicht, bis Sie diesen Frieden Gottes haben, bis Sie gerettet sind!
Wozu Jesus?
3. Jesus ist der Einzige, der mit dem größten Problem unseres Lebens fertig wird
Wissen Sie, was das größte Problem unseres Lebens ist? Ah, die Älteren denken natürlich an ihre Galle oder ihre Niere oder was gerade krank ist. Tolle Probleme! Bei den Jüngeren ist es dann »das Mädchen« oder »der Junge«. Es hat jeder so seine Probleme. Glauben Sie mir: Das größte Problem unseres Lebens ist unsere Schuld vor Gott!
Ich war jahrzehntelang Jugendpfarrer. Da habe ich immer neue Bilder gesucht, um den Jungen das klarzumachen. Eins von diesen Bildern möchte ich hier brauchen. Ich habe gesagt: »Stellt euch mal vor, wir haben von Natur einen eisernen Ring um den Hals. Und jedesmal, wenn ich sündige, wird ein Kettenglied angeschmiedet. Ich habe einen schmutzigen Gedanken: ein Kettenglied. Ich bin frech gegen meine Mutter: ein Kettenglied. Ich habe böse geredet über andere Leute: ein Kettenglied. Ein Tag ohne Gebet, als wenn Gott nicht wäre: ein Kettenglied. Unehrlichkeit, Lüge: ein Kettenglied.«
Überlegen Sie mal, wie lang die Kette ist, die wir hinter uns herschleifen! Verstehen Sie: die Schuldkette! So real ist Schuld vor Gott – auch wenn man diese Kette nicht sieht! Aber sie ist riesenlang. Und wir schleppen sie mit uns herum. Ich frage mich oft, warum die Menschen gar nicht recht fröhlich und glücklich sein können. Sie haben‘s doch weithin so gut. Aber sind Sie glücklich? Sie können nicht glücklich sein! Sie können‘s nicht – weil Sie die Schuldkette mit sich herumtragen! Und die nimmt Ihnen kein Pfarrer und kein Priester und kein Engel weg. Und auch Gott kann sie nicht wegtun, weil er gerecht ist: »Was der Mensch sät, das wird er ernten.«
Doch nun ist da Jesus! Er ist der Einzige, der mit dem größten Problem unseres Lebens fertig wird: Er ist für meine Schuld gestorben. Er hat sie bezahlt, als er starb. Darum ist er imstande, mir die Schuldkette abzunehmen. Er ist der Einzige, der das kann!
Ich möchte Ihnen aus Erfahrung sagen: Das ist eine Befreiung zu wissen: Ich habe Vergebung meiner Sünden. Das ist die große Befreiung im Leben – und erst im Sterben. Ihr Alten, sterben und Vergebung der Sünden haben! Oder in die Ewigkeit gehen und alle Schuld mitnehmen müssen! Schauerlich!
Ich kenne Leute, die haben ihr Leben lang gesagt: »Ich bin gut. Ich bin recht.« Und dann sterben sie und lassen die letzte Hand los – und entdecken: Das Schiff unseres Lebens fährt auf dem dunklen Strom der Ewigkeit – Gott entgegen. Sie haben nichts mitnehmen können: kein Häuschen, kein Bankkonto, kein Sparkassenbuch – nur ihre Schuld. So fährt man vor Gott. Schauerlich! Doch das ist das Sterben der Menschen. Und wenn Sie sagen: »So sterben sie alle!« – dann sterben sie alle so! Aber Sie müssen nicht so sterben! Jesus gibt Vergebung der Sünden! Das ist jetzt schon die größte Befreiung, die es gibt.
Ich war ein junger Bursche von 18 Jahren, als ich erfuhr, was Vergebung der Sünden ist: Die Kette fiel ab! Es heißt in einem Liede: »Die Sünden sind vergeben, / Das ist ein Wort zum Leben / Für den gequälten Geist. / Sie‘ sind‘s in Jesu Namen.« Ich wünsche Ihnen, dass Sie das auch erfahren! Gehen Sie hin zu Jesus! Heute. Er wartet auf Sie. Und sagen Sie ihm: »Herr, mein Leben ist ganz verkorkst und voll Schuld. Ich habe das immer verschwiegen und gut von mir geredet. Jetzt lege ich‘s dir hin. Jetzt will ich glauben, dass dein Blut meine Schuld austilgt.« Das ist eine herrliche Sache, die Vergebung der Sünden!
Im 17. Jahrhundert lebte in England ein Mann namens Bunyan. Dieser Bunyan wurde um seines Glaubens willen jahrelang ins Gefängnis gesperrt. Das hat‘s zu allen Zeiten gegeben. Neben dem Worte Gottes sind Gefängnisse das Stabilste, was es in der Menschheit gibt. Und da im Gefängnis hat dieser Bunyan ein wunderschönes Buch geschrieben, das heute noch aktuell ist. Da schildert er das Leben eines Christen wie eine ganz gefährliche, abenteuerliche Wanderung. Das fängt so an: Da lebt einer in der Stadt Welt. Auf einmal wird er unruhig und sagt etwa so: »Es stimmt hier nicht. Ich bin friedelos. Ich bin unglücklich. Ich müsste hier raus.« Er redet mit seiner Frau. Die erklärt ihm: »Du bist nervös. Du brauchst Erholung.« Aber das hilft ihm alles nichts. Die Unruhe bleibt. Und eines Tages merkt er: »Es hilft nichts. Ich muss raus aus dieser Stadt!« Und dann flieht er. Als er loswandert, merkt er, dass er eine Last auf dem Buckel hat. Er will sie abtun, aber er wird sie nicht los. Je weiter er wandert, desto schwerer wird sie. Bisher hatte er die Last nicht so gespürt. Sie war selbstverständlich. Aber als er sich entfernt von der Stadt Welt, wird die Last immer größer. Schließlich kann er kaum mehr weiter. Und dann geht er mühselig einen Pfad im Gebirge hoch. Er kann nicht mehr mit der Last. Da kommt er um eine Wegbiegung, und vor ihm taucht ein Kreuzesbild auf. Beinahe bewusstlos sinkt er vor dem Kreuz nieder, hält sich daran fest und blickt daran empor. Im selben Augenblick spürt er, wie die Last sich löst und polternd in den Abgrund stürzt.
Ein wundervolles Bild für das, was ein Mensch erleben kann am Kreuze Jesu Christi: »Da blick ich auf und sehe / Im Geiste Gottes Lamm, / Wie es für mich geblutet hat / Und starb am Kreuzesstamm. / Dann muss ich schamerfüllt gestehn: / Zwei Wunder ich hier find‘, / Das Wunder seiner großen Lieb‘ / Und meiner großen Sünd‘.« Vergebung der Sünden: Der Heiland hat für mich bezahlt. Meine Schuldkette wird mir abgetan. Ich werde meine Last los. Das kann uns nur Jesus schenken: Vergebung der Sünden! Wozu Jesus? Ich muss Ihnen noch etwas sagen, warum ich an Jesus glaube:
4. Jesus ist der gute Hirte
Sie haben doch alle schon in Ihrem Leben erfahren, wie unendlich einsam man sein kann und wie leer doch das Leben ist. Dann spüren Sie plötzlich: »Mir fehlt was! Aber was?« Ich will‘s Ihnen sagen: Es fehlt Ihnen der lebendige Heiland!
Eben habe ich erzählt, dass Jesus am Kreuze starb, um unsere Schuld zu bezahlen. Merken Sie sich den Satz: »Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten.« Und dann hat man ihn ins Grab gelegt, in ein Felsengrab. Eine schwere Felsenplatte wurde davorgewälzt. Und damit man ganz sicher ging, hatte der römische Statthalter noch ein Siegel angebracht und Posten davor aufziehen lassen, römische Legionäre. Ich stelle mir großartige Kerle darunter vor, Kerle, die in allen Ländern der Erde gekämpft hatten: in Gallien (dem heutigen Frankreich), in Germanien (in Deutschland also), in Asien und in Afrika. Narbenbedeckte Burschen waren das. Die stehen also im Morgengrauen des dritten Tages da mit dem Schild am Arm, dem Wurfspeer in der rechten Hand und dem Helm auf dem Kopf. Ein römischer Legionär wartete. Auf ihn konnte man sich verlassen. Und dann wird‘s auf einmal taghell. Die Bibel sagt: »Ein Engel vom Himmel schleuderte den Stein weg.« Und Jesus kommt aus dem Grabe! So gewaltig ist das, dass die Kriegsknechte in Ohnmacht fallen. Ein paar Stunden später begegnet Jesus einem armen Mädchen. Die Bibel sagt von ihr, sie habe sieben Teufel in sich gehabt, die Jesus ausgetrieben hatte. Dieses Mädchen weint. Da kommt Jesus zu ihr. Und da fällt das Mädchen nicht in Ohnmacht. Im Gegenteil. Es freut sich, als es den auferstandenen Herrn Jesus erkennt, und sagt: »Meister!« Es ist getröstet, weil es weiß: »Jesus, der gute Hirte, lebt und ist bei mir!«
Und sehen Sie, auch darum möchte ich Jesus haben: Ich brauche einen, dessen Hand ich halten kann! Mich hat das Leben in sehr dunkle Tiefen geworfen. Ich habe um meines Glaubens willen in nazistischen Gefängnissen gesessen. Da gab es Stunden, in denen ich dachte: »Jetzt ist es noch ein Schritt, bis das dunkle Reich des Wahnsinns beginnt, wo man nicht mehr zurück kann.« Und dann kam Jesus! Und es wurde alles gut! Das kann ich Ihnen nur so bezeugen. Ich habe einen Abend im Gefängnis erlebt, an dem die Hölle los war. Da haben sie einen durchgehenden Transport von Leuten eingeliefert, die ins KZ gebracht werden sollten, Leute, die gar keine Hoffnung mehr hatten, teils Kriminelle, teils schuldlose Leute, Juden. Diese Leute packte an einem Samstagabend die Verzweiflung. Und dann brüllte alles los. Das können Sie sich gar nicht vorstellen. Ein ganzes Haus mit lauter Zellen voll Verzweiflung, wo alles schreit und gegen die Wände und Türen donnert. Die Wärter werden nervös und knallen mit ihren Revolvern gegen die Decke, rennen herum, prügeln einen zusammen. Und ich sitze in meiner Zelle und denke: »So wird die Hölle sein.« Das kann man schlecht schildern. In dieser Situation nun fällt mir ein: »Jesus! Er ist ja da!« Ich erzähle Ihnen, was ich tatsächlich selber erlebt habe. Dann habe ich nur leise – ganz leise – in meiner Zelle gesagt: »Jesus! Jesus! Jesus!!!« Und in drei Minuten wurde es still. Verstehen Sie: Ich rief ihn an, das hörte kein Mensch, nur er – und die Dämonen mussten weichen! Und dann sang ich, was streng verboten war, ganz laut: »Jesu, meine Freude, / Meines Herzens Weide, / Jesu, meine Zier. / Ach, wie lang, ach lange / Ist dem Herzen bange / Und verlangt nach dir!« Und alle Gefangenen hörten es. Die Wärter sagten kein Wort, dass ich laut sang: »Mag von Ungewittern / Rings die Welt erzittern, / Mir steht Jesus bei!« Meine Freunde, da habe ich etwas gespürt, was das bedeutet, einen lebendigen Heiland zu haben.
Wir müssen einmal alle – ich sprach schon davon – durch eine ganz große Not, durch die Not des Sterbens. Es hat mir mal einer vorgeworfen: »Ihr Pfarrer macht den Leuten immer Angst mit dem Sterben!« Da habe ich geantwortet: »Davor brauche ich keinem Angst zu machen, davor haben wir ja alle Angst!« Und da – im Sterben – die Hand des guten Hirten halten dürfen! Aber man sagt mir – und das ist richtig: »Der heutige Mensch hat weniger Angst vorm Sterben als vorm Leben. Das Leben ist schrecklich, schlimmer als das Sterben!« Auch das gibt‘s, meine Freunde: Im Leben einen Heiland haben!
Ich muss Ihnen noch einmal eine Geschichte erzählen, die ich schon oft erzählt habe. Sie ist unglaublich, aber wahr. Da hatte ich in Essen einen Herrn aus der Industrie kennen gelernt, so einen wohlgelaunten, wissen Sie: »Herr Pfarrer, das ist nett, dass Sie die Kinder zum Guten anhalten. Hier haben Sie einen Hundertmarkschein für Ihre Arbeit.« Und ich sage: »Na, und Sie selber?« »Nein, nein, Herr Pfarrer, wissen Sie, ich habe nun doch schon eine eigene Weltanschauung ...« Verstehen Sie: Ein guter Kerl, aber so fern von Gott wie der Mond vom Sirius. Eines Tages hatte ich eine Trauung. Das ist oft ein bisschen trostlos in einer riesigen kahlen Kirche. Und dann kommen da das Brautpaar und vielleicht zehn weitere Leute. Die sitzen da so ein bisschen verloren in der riesigen Kirche. Und mein wohlgelaunter Herr aus der Industrie war Trauzeuge! Der arme Mann tat mir richtig leid: einen sehr eleganten Frack an, den Zylinderhut in der Hand. Und er wusste jetzt einfach nicht, wie man sich in der Kirche benimmt. Man merkte ihm an, dass er sich fragte: »Muss ich jetzt niederknien? Soll ich ein Kreuz schlagen? Oder was ist richtig?« Na, ich half ihm so ein bisschen, nahm ihm den Zylinder ab und legte den auf die Seite. Dann wurde ein Lied gesungen. Da hatte er natürlich keine Ahnung, aber er tat wenigstens so. Können Sie sich den Herrn vorstellen? Ein Mann, der so richtig in die Welt passt! Und dann passierte etwas ganz Merkwürdiges: Die Braut war Helferin im Kindergottesdienst gewesen. Und so sangen nun bei der Trauung etwa 30 kleine Mädchen von der Galerie herunter ein Lied. Mit ihren süßen Stimmchen sangen sie das ganz einfache Kinderlied, das Sie vielleicht kennen: »Weil ich Jesu Schäflein bin, / Freu ich mich nur immerhin / Über meinen guten Hirten ...« Und da denke ich: »Was ist denn bloß mit dem Mann da los? Wird der krank?« Er sackt zusammen, schlägt die Hände vors Gesicht, zittert. Ich sage mir: »Dem ist was zugestoßen! Ich muss einen Sanitäter rufen.« Doch dann merke ich: Der Mann weint, hemmungslos. »... Über meinen guten Hirten, / Der mich wohl weiß zu bewirten«, sangen die Kinder, »Der mich liebet, / Der mich kennt / Und bei meinem Namen nennt. – Unter seinem sanften Stab / Geh ich aus und ein und hab / Unaussprechlich süße Weide ...« Und da sitzt der Mann, der große Industrielle, und weint! Auf einmal begriff ich, was da passierte in der kahlen Kirche. Dem Mann ging auf: »Die Kinder haben, was ich nicht habe: einen guten Hirten. Ich aber bin ein einsamer, verlorener Mann!«
Ihr Männer – und ihr Frauen –, Sie können es im Leben nicht weiter bringen, als dass Sie wie diese Kinder sagen können: »Ich freue mich, dass ich zur Herde Jesu Christi gehöre und einen guten Hirten habe.« Sie können es nicht weiter bringen! Sehen Sie zu, dass Sie das sagen können! Warum ich an Jesus glaube? Weil er der gute Hirte ist, der beste Freund, mein lebendiger Heiland.
Wozu Jesus? Ich möchte Ihnen noch ein Letztes sagen:
5. Jesus ist der Fürst des Lebens
Vor Jahren hatte ich einmal eine Freizeit im Böhmerwald. Nachdem die Jungen abgereist waren, musste ich noch einen Tag warten, weil ich mit dem Auto abgeholt wurde, und wohnte an dem Abend in einem alten Jagdschloss, das irgendeinem König gehört hatte. Jetzt wohnte da nur noch ein Förster. Das Haus war halb verfallen. Es gab kein elektrisches Licht. Aber es gab ein riesiges Wohnzimmer mit einem offenen Kamin, in dem etwas Feuer gemacht war. Man stellte mir eine Petroleumlampe hin und wünschte mir: »Gute Nacht!« Draußen heulte der Sturm. Der Regen peitschte durch die Tannen, die ums Haus herum standen. Wissen Sie: eine Stelle, um eine zünftige Räubergeschichte zu erleben. Und ich hatte ausnahmsweise gar nichts zu lesen bei mir. Da finde ich auf dem Kaminsims ein Broschürchen. Und darin las ich dann unter der Petroleumlampe. So etwas Schreckliches aber hatte ich noch nie gelesen. Ein Arzt hatte in dem Schriftchen seine ganze Wut gegen den Tod ausgekocht. Seitenweise hieß es etwa so: »O du Tod, du Feind der Menschheit! Jetzt habe ich eine Woche lang gerungen um ein Menschenleben und denke, den Mann über den Berg zu haben, und dann erhebst du dich grinsend hinter der Bettstatt und greifst zu – und alles war vergeblich. Ich kann Menschen heilen, und dann weiß ich, es ist doch vergeblich – du kommst mit deiner Knochenhand. O du Betrüger, du Tod, du Feind!« Seitenweise nur Hass gegen den Tod! Und dann kam das Schrecklichste: »Du Tod, du Punkt, du Ausrufezeichen!« Und wörtlich fuhr er fort: »O verdammt; wenn du doch ein Ausrufezeichen wärest! Aber wenn ich dich ansehe, dann verwandelst du dich in ein Fragezeichen. Und ich frage mich: Ist der Tod ein Ende, oder ist er nicht ein Ende? Was kommt? Tod, du gemeines Fragezeichen!«
Das ist‘s! Und ich kann Ihnen sagen, dass mit dem Tode nicht alles aus ist! Jesus, der Bescheid weiß, hat gesagt: »Der Weg ist breit, der in die Verdammnis führt, und der Weg ist schmal, der zum Leben führt!« Hier aber fallen die Würfel! Und nun freue ich mich, dass ich einen Heiland habe, der hier schon das Leben gibt und das Leben ist und zum Leben führt. Darum verkündige ich ihn so gern.
Sehen Sie: Ich war im Ersten Weltkrieg wochenlang bei Verdun, wo damals eine der größten Schlachten tobte. Zwischen den Linien lagen Leichen über Leichen. Ich bin mein Leben lang diesen süßlichen Leichengeruch nicht mehr losgeworden. Und immer, wenn ich so ein Ehrenmal sehe: »Es fielen fürs Vaterland«, dann rieche ich den Geruch von Verdun, den Leichengeruch. Und wenn ich denke: »In hundert Jahren sind wir alle nicht mehr da«, dann weht mich dieser entsetzliche Todeshauch an. Spüren Sie den nicht?
Und in dieser Todeswelt ist einer, der von den Toten auferstanden ist! Und der sagt – denken Sie! –: »Ich lebe, und ihr sollt auch leben! Glaubt an mich. Kommt her zu mir! Bekehret euch zu mir! Werdet mein Eigentum! Ich führe euch zum Leben!« Ist das nicht wundervoll? Wie kann man in dieser Todeswelt überhaupt leben ohne diesen Heiland, der das Leben ist und zum ewigen Leben führt? Ich habe in diesen Tagen einen alten Brief gelesen, den Professor Karl Heim abgedruckt hat. Es ist der Brief eines im Zweiten Weltkrieg in Russland gefallenen Soldaten, eines Christen. In dem Brief heißt es etwa so: »Es ist grauenvoll um uns her! Wenn die Russen mit ihrer Stalinorgel schießen, dann kommt eine Panik über uns alle. – Und die Kälte! Und der Schnee! Grauenvoll! Aber ich habe gar keine Angst. Wenn ich fallen sollte, so muss es wunderbar sein: Dann bin ich mit einem Schritt in der Herrlichkeit. Dann schweigt der Sturm – und ich sehe meinen Herrn von Angesicht zu Angesicht, und sein Glanz umgibt mich. Ich habe nichts dagegen, hier zu fallen.« Er ist kurz danach gefallen. Als ich das las, habe ich denken müssen: »Was ist das für eine Sache, dass ein junger Mann keine Angst vor dem Tode mehr hat, weil er Jesus kennt!«
Ja, Jesus ist der Fürst des Lebens! Und er gibt den Seinen eine gewisse Hoffnung des ewigen Lebens!
Es war auf dem Kirchentag in Leipzig: Empfang im Rathaus! Die Spitzen der Behörden und die Spitzen der Kirche waren versammelt. Und dann wurden Reden gehalten, möglichst unverbindlich, damit man sich nicht gegenseitig zu sehr auf die Hühneraugen trat. Heinrich Giesen, der damalige Generalsekretär des Deutschen Evangelischen Kirchentages, hatte das Schlusswort. Ich vergesse das nicht, wie Heinrich Giesen aufstand und sagte: »Sie fragen uns, meine Herren, was wir für Leute sind. Ich möchte es Ihnen mit einem Satz sagen: Wir sind Leute, die beten: ›Lieber Gott, mach mich fromm, dass ich in den Himmel komm.‹«Und dann setzte er sich hin. Es war unheimlich, wie die Leute auf einmal erschüttert waren.
Im Dreißigjährigen Krieg hat Paul Gerhardt gedichtet: »So will ich zwar nun treiben / Mein Leben durch die Welt, / Doch denk ich nicht zu bleiben / In diesem fremden Zelt. / Ich wandre meine Straßen, / Die zu der Heimat führt, / Da mich ohn alle Maßen / Mein Vater trösten wird.« Ich wünsche Ihnen, dass Sie auch so durch die Welt gehen können. Wozu Jesus? Es hängt alles, aber auch alles davon ab, dass Sie ihn kennen lernen!
Wozu lebe ich?
Darum geht‘s also: Wozu lebe ich? Oder: Wozu bin ich auf der Welt? Oder: Welches ist der Sinn meines Lebens?
Eines Tages ruft mich in Essen ein Industrieller ganz aufgeregt an: »Herr Pfarrer, kommen Sie!« Ich rase hin. Da empfängt er mich mit den Worten: »Mein Sohn hat sich erschossen!« Ich kannte den Jungen. Er war Student. Er hatte alles, was sein Herz begehrte. Er war gesund, bildhübsch, jung und reich. Er besaß längst einen eigenen Wagen. Er war auch nicht in eine dumme Sache verwickelt. Und dieser junge Mann schießt sich eine Kugel in den Mund! In einem Brief, den er hinterließ, stand nur: »Ich sehe nicht ein, was es für einen Sinn haben soll, weiterzuleben. Darum mache ich Schluss. Mein Leben ist sinnlos!« Erschütternd!
Sehen Sie: Die Frage nach dem Sinn unseres Lebens ist so unheimlich wichtig! Und sie ist deshalb so ungeheuer wichtig, weil wir nur ein einziges Leben haben! Haben Sie mal darüber nachgedacht, was das bedeutet, dass wir nur ein einziges Leben haben?
Als ich noch in die Schule ging, da war ich in Mathematik nicht so ganz gut. Mein Lehrer hatte einfach kein Verständnis für meine Lösungen. Und wenn ich dann Mathematik-aufgaben gemacht hatte, dann hat er manchmal – in völliger Verkennung meiner Begabung für ausgefallene Lösungen – mein Heft mit lauter roter Tinte verschmiert. Das war grässlich anzusehen. Wenn nun solch ein Heft richtig verschmiert war, dann habe ich es oft weggetan, selbst wenn es noch gar nicht vollgeschrieben war, und mir ein neues gekauft, so ein schönes, sauberes. Da konnte ich ganz neu von vorne anfangen. Wenn man es doch auch mit dem Leben so machen könnte! Glauben Sie: Millionen von Menschen werden im Augenblick des Sterbens denken: »Ach, ich möchte, ich könnte noch einmal ganz von vorne anfangen! Ich würde alles anders machen!«
Ein Schulheft kann man neu kaufen und darin noch einmal von vorne anfangen – ein Leben aber nicht. Wir haben nur ein einziges Leben! Wie furchtbar muss das sein, wenn wir das verpatzt haben, wenn wir das falsch gelebt haben! Wir haben nur ein einziges Leben! Ist das verspielt, dann ist es in alle Ewigkeit verspielt. Das gibt dem, was ich Ihnen zu sagen habe, einen tödlichen Ernst.
Heute morgen ist an meinem Hotel eine große Kuhherde vorbeigetrottet. Da ich mich gerade mit meinem Vortrag beschäftigte, habe ich gedacht: »Wie glücklich sind diese Kühe dran, die brauchen gar nicht über die Frage nachzudenken, wozu sie auf der Welt sind. Da ist die Sache klar: Milch geben und zum Schluss Rindfleisch liefern.« Sie verstehen: Das Tier braucht über den Sinn des Lebens nicht nachzudenken. Hier unterscheidet sich der Mensch vom Tier. Und das ist das Schreckliche, dass es eine Menge Menschen gibt, die leben und schließlich sterben und nie einmal gefragt haben: »Wozu lebe ich eigentlich?« Sie unterscheiden sich nicht vom Tier. Sie sehen: Die Grenze zum Tier ist sehr nah. Das macht einen Menschen zum Menschen, dass er fragt: »Wozu bin ich da? Wozu bin ich Mensch? Wozu lebe ich?«
1. Die oberflächlichen und vorschnellen Antworten
Nun, meine Freunde, es gibt furchtbar viele oberflächliche und vorschnelle Antworten auf die Frage »Wozu lebe ich?«. Ich habe vor vielen Jahren einmal alle diese oberflächlichen und vorschnellen Antworten auf einen Schlag bekommen. Es war im Jahre 1936, also mitten im Hitler-Reich. Studenten aus Münster hatten mich gebeten, ich möchte mit ihnen sprechen über das Thema »Was ist der Sinn meines Lebens?«. Und dann eröffneten sie mir gleich, sie wollten keinen Vortrag hören, sondern mit mir über dieses Thema diskutieren. »Gut«, sagte ich, »dann legen Sie mal los! Was ist der Sinn meines Lebens? Wozu lebe ich?«
Da die Diskussion – wie gesagt – im Hitler-Reich stattfand, stand natürlich sofort einer auf und erklärte: »Ich bin für mein Volk da. Das ist wie Blatt und Baum. Das Blatt bedeutet nichts, der Baum ist alles. Ich bin für mein Volk da!« Darauf habe ich geantwortet: »Schön! Und wozu ist der Baum da, wozu ist das Volk da?« Pause! Das wusste er auch nicht. Verstehen Sie: Die eigentliche Frage war damit nicht beantwortet. Sie war lediglich zurückgeschoben. Da habe ich ihnen gesagt: »Liebe Leute, Sie dürfen nicht solche Antworten geben, womit die Frage nur zurückgestellt, zurückgeschoben wird!«
»Nun: Was ist der Sinn meines Lebens? Wozu lebe ich?«, fragte ich aufs neue. Da erklärte ein anderer: »Ich bin auf der Welt, um meine Pflicht zu tun!« »Mensch!« sagte ich, »das ist ja gerade der Witz: Was ist denn meine Pflicht? Ich halte es für meine Pflicht, Ihnen Gottes Wort zu sagen. Mathilde Ludendorff hält es für ihre Pflicht, Gott zu leugnen. Was ist denn Pflicht?« Mir hat ein hoher Beamter mal gesagt: »Herr Pfarrer, ganz im Vertrauen, ich zeichne den ganzen Tag Akten ab, aber wenn die alle verbrennen würden, dann ginge die Welt auch weiter. Ich leide darunter, dass ich im Grunde eine solch sinnlose Tätigkeit ausübe.« Was heißt Pflicht? Tausende von SS-Leuten haben im Dritten Reich Hunderttausende von Menschen umgebracht. Und wenn man sie vor Gericht stellt, dann behaupten sie: »Wir haben unsere Pflicht getan. Es war uns befohlen.« Glauben Sie, es ist die Pflicht eines Menschen, andere Menschen umzubringen? Das kann ich nicht glauben. Ich sagte also den Studenten: »Das ist ja gerade der Witz: Was ist denn meine Pflicht? Wer kann mir das sagen? Da sitzen wir wieder fest.«
Nun wurden die jungen Herren schon nachdenklicher. Dann stand einer auf und erklärte stolz: »Ich stamme aus einem alten Adelsgeschlecht. Meine Vorfahren kann ich um 16 Generationen zurückverfolgen. Eine große Ahnenreihe! Ist das nicht Lebensinhalt und Lebensaufgabe, diese Ahnenreihe gebührend fortzusetzen?« Da konnte ich nur antworten: »Mann! Wenn man nicht weiß, wozu die 16 Generationen gelebt haben, dann lohnt es sich doch auch nicht, eine siebzehnte dazuzusetzen!«
Verstehen Sie: Es gibt so viele oberflächliche und vorschnelle Antworten: Bei uns sieht man oft Todesanzeigen in den Zeitungen, worüber ein schreckliches Sprüchlein steht: »Nur Arbeit war dein Leben, / Nie dachtest du an dich. / Nur für die Deinen streben, / War deine höchste Pflicht.« Kennen Sie das auch? Jedesmal, wenn ich das lese, gehe ich auf die Palme. Dann denke ich: »Das ist eine Todesanzeige für ein Pferd!« Nicht wahr? Ein Pferd hat zu arbeiten. Aber ich glaube nicht, dass ein Mensch nur dazu auf der Welt ist, um zu schuften. Das wäre ja kümmerlich. Dann würden wir ja besser mit 10 Jahren Selbstmord begehen, wenn nur das der Sinn unseres Lebens wäre: »Nur Arbeit war dein Leben ...« Das ist ja grauenvoll! Nein, das ist auch nicht der Sinn unseres Lebens.
Ein anderer von den Studenten erklärte mir damals: »Sehen Sie: Ich will Arzt werden. Und wenn ich Menschenleben retten kann, ist das nicht ein schöner Lebensinhalt?« Da habe ich erwidert: »Gut! Aber wenn Sie nicht wissen, wozu der Mensch lebt, dann hat es doch gar keinen Sinn, das Menschenleben zu retten. Dann geben Sie den Menschen doch besser eine Spritze zum Sterben.« Verstehen Sie bitte recht: Erzählen Sie jetzt nicht, ich hätte gesagt, man solle den Leuten eine Spritze zum Sterben geben. Ich meinte: Das ist doch keine letzte Antwort auf unsere Frage nach dem Sinn des Lebens.
Es ging mir damals erschütternd auf – es waren ja lauter Studenten –, wie selbst der Gebildete in unseren Tagen dahinlebt, ohne im Grunde zu wissen, wozu er überhaupt auf der Welt ist.
Darf ich eben zwischendurch bemerken: Sie werden sich vielleicht ein bisschen ärgern an der Form, in der ich rede. Ich kann natürlich auch gedrechselte Sätze mit vielen Fremdwörtern brauchen, aber dann sind Sie bestimmt nach einer halben Stunde eingeschlafen. Weil ich das aber schrecklich fürchte, rede ich lieber so, wie man auf der Straße miteinander redet. Ist das klar? Danke!
Sehen Sie: Wenn man das alles mal so durchgemacht hat, ich hab‘s ja nur angedeutet, dann kommt die Antwort, die ich damals in Münster von den Studenten auch bekam: »Das Leben hat überhaupt keinen tiefenSinn. Es ist eine reine Zufälligkeit, dass ich geboren wurde. Es ist gar kein Sinn dahinter. Und darum können wir am besten nur eins machen: das Leben genießen, so gut wie wir können.« Dies ist vielleicht die größte Anfechtung, die einen Menschen treffen kann, wenn ihm auf einmal durch den Sinn geht: »Mein Leben ist sinnlos. Es hat gar keinen Sinn. Hätten meine Eltern nicht geheiratet, wäre ich nicht gezeugt und geboren worden. Es ist rein zufällig, dass ich da bin. Im Grunde ist mein Leben völlig sinnlos.« Und wer ein schweres Leben hat, der ist in dem Moment sehr nahe am Selbstmord: »Wozu soll ich das Leben noch weiterführen? Wenn doch alles Zufall und Sinnlosigkeit ist, dann macht man doch besser Schluss!« Wissen Sie, dass die Zahl der Selbstmörder in Westdeutschland größer ist als die Zahl der Verkehrstoten? Wissen Sie, dass etwa 50 Prozent der Selbstmörder junge Leute unter 30 Jahren sind? Das ist die erschütternde Demonstration unserer Zeit: Wir sehen keinen Sinn mehr im Leben.
Ich habe oft mit Leuten gesprochen, die mir klagten: »Das Leben ist so sinnlos. Ich werf’s weg – entweder in Vergnügen und Genießen oder in Selbstmord.« Dann habe ich gefragt: »Aber wenn‘s doch einen Sinn hätte?! Wenn es doch einen Sinn hätte – und Sie hätten gelebt, als wenn‘s keinen gehabt hätte!? Wie stünden Sie am Ende da?«
Es gibt in der Bibel ein Wort, das kann einem durch und durch gehen. Das heißt so: »Es ist den Menschen gesetzt, einmal zu sterben, danach aber das Gericht Gottes.« Sehen Sie: Dieses Wort der Bibel muss man kennen, um ganz ernst zu fragen: »Wozu lebe ich?« Wir können doch nicht sterben und ins Gericht Gottes gehen, wenn wir den Sinn unseres Lebens verpasst haben! Ist die Frage jetzt deutlich? Dann gehe ich jetzt einen Schritt weiter:
2. Wer kann denn Antwort geben?
Wer in allerWelt kann mir denn Antwort geben auf die Frage »Wozu lebe ich?« – Wer? Die Kirche? Nein! Der Pfarrer? Nein! Der ist in derselben Lage wie Sie. Die Professoren? Die Philosophen? Auch sie können uns keine Antwort geben auf die Frage »Wozu lebe ich?«! Nur ein einziger kann uns sagen, wozu wir leben: nämlich der, der uns ins Leben rief, der uns geschaffen hat – Gott!
Lassen Sie mich ein ganz dummes Beispiel brauchen: Eines Tages komme ich in eine Wohnung. Da sitzt da so ein richtiger Junge und bastelt mit Drähten und Lämpchen. Ich frage ihn: »Mann, was baust du denn da für eine Höllenmaschine? Was soll das werden?« Nun, er hat es mir erklärt, doch ich muss zugeben, dass ich es nicht verstanden habe. Aber ich habe denken müssen: »Da kommt kein anderer Mensch drauf, was das werden soll – bloß der, der‘s macht, kann sagen, was es werden soll und wozu es ist.«
So ist es auch mit unserem Leben: Nur der, der uns geschaffen hat, kann sagen, wozu er uns geschaffen hat! Das heißt: Auf die Frage »Wozu lebe ich?« können wir nur Antwort bekommen durch Offenbarung. Gott muss es uns sagen! Wenn ich nicht bereits die Bibel lesen würde, dann müsste ich durch diese Frage an die Bibel gelangen. Ich hielte es nicht mehr aus, wenn ich nicht wüsste, wozu ich auf dieser verfluchten Welt bin. Ist Ihnen das Wort »verfluchte Welt« zu hart? Nun – es ist ein Wort der Bibel. Wenn Sie mal ein halbes Jahr mit einem Großstadtpfarrer zusammen wären, dann wüssten Sie, was ich meine: dass diese Welt unter einem schrecklichen Fluch steht. Und ich könnte es nicht aushalten, darin zu leben, wenn ich nicht durch die Offenbarung Gottes Antwort bekäme.
Gott beantwortet uns die Frage nach dem Sinn des Lebens – in der Bibel. Und das ist ein Grund, warum die Bibel so wahnsinnig wichtig ist. Ich kenne Leute, die ganz erhaben sprechen: »Die Bibel lesen wir doch nicht!« Da kann ich nur antworten: »Ich kann‘s euch schriftlich geben, dass ihr noch nie ernsthaft nachgedacht habt über die Frage ›Wozu lebe ich?‹!« Aber Dummheit ist eine weit verbreitete Krankheit – und wenn sie weh täte, dann wäre die Welt mit Geschrei erfüllt. Ich will Ihnen die Antwort der Bibel mit einem Satz sagen: Gott, hat uns geschaffen, dass wir seine Kinder werden! Wie ein Vater sich gern in seinem Sohn spiegelt, so schuf Gott den Menschen »ihm zum Bilde«. Gott will, dass wir seine Kinder werden, die mit ihm reden – und mit denen er reden kann, die ihn lieb haben – und die er liebt. Beten Sie eigentlich? Was ist es für einen Vater bitter, wenn sein Kind jahrelang nicht mit ihm spricht! Und ein Mensch, der nicht betet, redet nicht mit seinem himmlischen Vater! Sehen Sie: Gott möchte, dass wir seine Kinder sind, die mit ihm reden, die er lieb hat – und die ihn lieb haben. Dazu sind wir auf der Welt! Bitte, verstehen Sie mich jetzt richtig: Ich rede nicht von Kirche, von Dogma, von Religion und allem möglichen, sondern ich rede vom lebendigen Gott. Und der hat Sie geschaffen, dass Sie sein Kind werden! Sind Sie das?
Jetzt muss ich einen Schritt weitergehen: Wir sollen Kin-der Gottes sein – aber von Natur sind wir nicht Kinder Gottes. Am Anfang der Bibel heißt es: »Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde.« Und dann berichtet die Bibel von einer ganz großen Katastrophe. Der Mensch war in völliger Freiheit geschaffen – und da entschließt der Mensch sich gegen Gott! Er nimmt von der Frucht, das heißt: »Ich möchte autonom sein! Ich kann ohne Gott leben!« Verstehen Sie: Der Adam hat nie bezweifelt, dass Gott existiert – aber er hat sich von ihm frei gemacht: »Ich führe mein Leben nach eigener Regie!«
Ich muss Ihnen hierzu eine Geschichte erzählen. Neulich fragt mich ein Mann auf der Straße: »Pastor Busch, Sie reden immer von Gott. Ich sehe ihn aber nicht. Sagen Sie mal: Wie kann ich Gott finden?« Da habe ich ihm geantwortet: »Hören Sie mal gut zu! Stellen Sie sich vor, es gäbe eine Zeitmaschine, mittels der ich Jahrtausende vor-und zurückgehen könnte. Mit dieser Zeitmaschine gehe ich also an den Anfang der Menschheit. Eines Abends gehe ich im Paradiesgarten spazieren. Sie kennen doch die Geschichte vom Sündenfall? Nun, da treffe ich hinter einem Strauch den Adam, den ersten Menschen. ›Guten Abend, Adam!‹, begrüße ich ihn. ›Guten Abend, Pastor Busch!‹, erwidert er. ›Du wunderst dich, mich zu sehen?‹, frage ich und erkläre ihm: ›Ich bin durch eine Verschiebung in den Kulissen des Welttheaters aus Versehen hier in den Garten des Paradieses geraten.‹ ›Ja‹, sagt er, ›was bist du denn so nachdenklich?‹ Da antworte ich dem Adam: ›Weißt du, ich denke gerade über eine Frage nach, die mir ein Mann gestellt hat, nämlich über die Frage: Wie kann ich Gott finden?‹ Laut lachend erklärt der Adam mir da: ›Das ist doch nicht das Problem, wie ich Gott finden kann! Er ist doch da! Sei doch ehrlich, Pastor Busch, euch geht‘s doch vielmehr darum, wie ihr ihn loswerden könntet. Das ist die Schwierigkeit, dass man ihn nicht los wird!‹«
Hat er recht, der Adam? Gott ist da! Man kann ihn finden! Aber man wird ihn nicht los! Wenn ich mir die Geistes-geschichte der letzten 300 Jahre ansehe: Was ist da gerun-gen worden, Gott los zu werden! Aber wir sind Gott nicht los geworden. Meine Freunde, Sie glauben im Grunde alle, dass Gott existiert – aber Sie gehören ihm nicht. Sie machen es wie die meisten Leute: Man legt die Frage nach Gott auf Eis. Man leugnet ihn nicht – aber man gehört ihm auch nicht. Man ist kein Feind Gottes – aber man ist auch kein Freund Gottes. Und so lässt man das größte Problem seines Lebens ungelöst.
Ein Schweizer Arzt hat in einem Buch behauptet: Wenn ein Mensch die großen Lebensfragen nicht löst, dann bekommt er eine seelische Wunde, ein Trauma. Und er fährt fort: Wir im Abendland sind krank an Gott. Wir leugnen ihn nicht – aber wir gehören ihm auch nicht, ja, wir wollen ihn nicht. Deshalb sind wir krank an Gott. – Das glaube ich auch!
Wenn ich überall höre: »Der moderne Mensch interessiert sich nicht für Gott!«, kann ich nur antworten: »Dann steht es aber schlimm um den modernen Menschen! Nun – ich bin selber einer und interessiere mich dafür. Und ich halte mich nicht für antiquiert. Aber wenn der moderne Mensch sich ernsthaft nicht für seine Erlösung interessiert, dann ist das sehr schlimm!« Ich will mal ein ganz dummes Beispiel brauchen: Stellen Sie sich einen Kochlehrling vor. Eines Tages erklärt der Chef: »Der interessiert sich überhaupt nicht für die Kocherei.« Ich frage: »Wofür interessiert er sich denn?« Da antwortet der Chef: »Für Schallplatten und Mädchen.« »Ja«, sage ich, »da müssen Sie eben mehr auf den Jungen eingehen und von jetzt ab nur noch über Schallplatten und Mädchen reden.« »Nein, nee!« erwiderte der Chef. »Wenn der Kerl sich nicht fürs Kochen interessiert, dann hat er seinen Beruf verfehlt!«
Verstehen Sie: Unser Beruf ist es, Kinder Gottes zu werden. Und wenn der moderne Mensch sich nicht dafür interessiert, dann hat er seinen Beruf als Mensch verfehlt.