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Diese Bergroman-Serie stillt die Sehnsucht des modernen Stadtbewohners nach einer Welt voller Liebe und Gefühle, nach Heimat und natürlichem Leben in einer verzaubernden Gebirgswelt. "Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser. Eine große Wandergruppe traf auf der Berghütte ein. Sie hatte eine lange Tagestour hinter sich und wollte eine Rast einlegen. Aber alle Stühle auf der Terrasse und im Wirtsraum waren besetzt. Einige Wanderer hatten es sich sogar auf dem Geröllfeld bequem gemacht. »Mei, Anna, die Berghütte quillt aus allen Nähten«, sagte Toni, als er in die Küche kam. Anna nickte. »Keine Sorge, es gibt gleich Platz für die neue Gruppe. Die andern wurden bereits bedient. Wendy ist dabei zu kassieren. Es ist eine nette Gruppe, irgendein Verein. Es sind echte Bergliebhaber. Sie haben von unserer Berghütte erfahren. Ihre jährliche Wanderung hatten sie so geplant, dass sie hier einkehren konnten. Sie haben mich überhäuft mit Komplimenten, wie schön alt die Berghütte sei, urig und nicht ›mit Gewalt modernisiert‹, wie sie es ausdrückten.« Toni lächelte glücklich. »Ich habe immer gesagt: Alois, ich lasse alles so, wie es ist. Die Zeiten ändern sich. Immer mehr Leute sehnen sich nach der Einfachheit vergangener Zeiten, kein Wunder in unserem hochtechnisierten Alltag.« »Stimmt!
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Seitenzahl: 130
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Eine große Wandergruppe traf auf der Berghütte ein. Sie hatte eine lange Tagestour hinter sich und wollte eine Rast einlegen. Aber alle Stühle auf der Terrasse und im Wirtsraum waren besetzt. Einige Wanderer hatten es sich sogar auf dem Geröllfeld bequem gemacht.
»Mei, Anna, die Berghütte quillt aus allen Nähten«, sagte Toni, als er in die Küche kam.
Anna nickte.
»Keine Sorge, es gibt gleich Platz für die neue Gruppe. Die andern wurden bereits bedient. Wendy ist dabei zu kassieren. Es ist eine nette Gruppe, irgendein Verein. Es sind echte Bergliebhaber. Sie haben von unserer Berghütte erfahren. Ihre jährliche Wanderung hatten sie so geplant, dass sie hier einkehren konnten. Sie haben mich überhäuft mit Komplimenten, wie schön alt die Berghütte sei, urig und nicht ›mit Gewalt modernisiert‹, wie sie es ausdrückten.«
Toni lächelte glücklich.
»Ich habe immer gesagt: Alois, ich lasse alles so, wie es ist. Die Zeiten ändern sich. Immer mehr Leute sehnen sich nach der Einfachheit vergangener Zeiten, kein Wunder in unserem hochtechnisierten Alltag.«
»Stimmt! Aber sag mir schnell, wer dich zum Bergsee gelockt hatte. Ich habe mir doch etwas Sorgen gemacht.«
Toni nahm Anna kurz in den Arm, drückte sie und gab ihr einen Kuss.
»Du musst dir keine Sorgen machen, Anna. Ich habe einen erstaunlichen Nachmittag im Wäldchen am Bergsee verbracht. Die Unterzeichner der geklebten Nachrichten aus ausgeschnittenen Zeitungsbuchstaben, waren Sandra Ziegler und Thomas Steier.«
»Also doch ein Kinderscherz! Hast du ihnen klargemacht, dass sie solche Dinge besser unterlassen sollten?«
»Nein, die beiden hatten ein Picknick vorbereitet und waren sehr verlegen. Sie hatten ein Anliegen an mich. Eigentlich sollte ich Ella ins Gewissen reden. Sie hatte die Kinder auf die Idee gebracht.«
»Toni, wir haben keine Zeit für lange Reden«, unterbrach ihn Anna. »Um was geht es?«
Toni schmunzelte.
»Anna, das ist eine längere und zu Herzen gehende Geschichte. Wir sprechen heute Abend darüber.«
»Okay, auch wenn es mir schwerfällt, meine Ungeduld zu zügeln. Gib mir wenigstens ein Stichwort!«
Toni grinste. »Das Stichwort ist ›Liebe‹.«
»Liebe? Das wird immer spannender«, lachte Anna.
Sie gab sich zufrieden und stellte keine weiteren Fragen mehr. Den Rest des Tages hatten sie alle Hände voll zu tun, die Wandergäste zu bewirten.
Nachdem die Hüttengäste schlafen gegangen waren und die Küchenarbeit erledigt war, fanden Toni und Anna endlich Zeit für ein Gespräch.
»Was magst du trinken, Anna, Tee oder ein Bier?«, fragte Toni.
Anna überlegte kurz. Sie entschied sich für ein Bier. Toni zapfte zwei kleine Bier. Sie setzten sich an den Kamin, prosteten sich zu und tranken.
»Mei, das war ein hektischer Tag! Wendy hat tüchtig mit angepackt, während du im Tal warst. Das Madl würde eine gute Hüttenwirtin abgeben.«
»Ja, Wendy weiß, was Arbeit ist. Als studierte Hauswirtschaftlerin sieht sie sofort, wo es brennt. Hoffentlich findet Sebastian einmal ein Madl, das Wendy gleichkommt.«
Anna schmunzelte.
»Toni, ich kann deine Gedanken lesen. Träumst du von einer Verbindung zwischen Sebastian und Wendy?«
»Wenn es der Himmel so vorgesehen hat, warum nicht? Sebastian haben wir adoptiert, er ist nicht mein leibliches Kind. Er könnte Wendy heiraten. Hast du noch nie den Gedanken gehabt?«
»Ich muss dir gestehen, dass mir der Gedanke nicht fremd ist. Aber es knistert nicht zwischen den beiden. Sie fühlen sich wie Geschwister.«
»Das stimmt. Außerdem ist Sebastian jünger, als Wendy. Nun ja, es kommt, wie es kommt, Anna.«
»Das stimmt. Vielleicht bringt Sebastian ein Madl an, das einen Beruf hat, der gar nichts mit dem Beruf einer Hüttenwirtin gemeinsam hat. So war es bei mir. Aber wenn die Liebe das Herz erfüllt, dann kann sie dem Leben eine andere Richtung geben. Du weißt, dass ich meine Entscheidung nie bereut habe. Heute war es sehr hektisch. Aber wir hatten nette und freundliche Gäste, die lächelten und sich bedankten. Dabei wurde mir wieder bewusst, wie viel mir diese Arbeit gibt und wie schön sie ist.«
Toni strahlte Anna an.
»Gut, dass wir uns gefunden haben, Anna«, sagte Toni voller Zärtlichkeit.
»So und jetzt will ich alles über deinen Nachmittag wissen. Du wolltest die Urheber dieser ominösen Briefe aufspüren und sprechen.«
»Okay!« Toni trank einen Schluck Bier. Dann erzählte er: »Ich fuhr am Bergsee entlang, hielt öfters an und suchte sogar mit dem Feldstecher. Es war schwierig, denn wie du weißt, hatte ich keinen Anhaltspunkt, nach was ich suchen sollte. Da kam mir die Idee, zu Tassilo zu fahren. Vielleicht war ihm in den letzten Tagen etwas aufgefallen. Übrigens, ich soll dich herzlich von ihm grüßen.«
Anna dankte mit einem Kopfnicken.
»Tassilo freute sich, mich zu sehen. Gleichzeitig wunderte er sich, dass ich an einem schönen Sommertag Zeit hatte, ihn zu besuchen. Wir gingen in seinen Salon. Ich gab ihm den Brief und die Karte. Er konnte sich auch keinen Reim darauf machen. Ich fragte ihn, ob ihm am Bergsee etwas aufgefallen sei. Bei der Hitze kämen die Waldkogeler meistens abends zum Schwimmen dorthin. Aber er konnte mir nicht weiterhelfen.«
Toni trank wieder einen Schluck Bier.
»Obwohl er es nicht offen zugab, war Tassilo beunruhigt. Er sagte, ich solle mein Auto stehenlassen. Er parkte es später selbst hinter einem Schuppen auf dem weitläufigen Gelände des Schlossparks. Er gab mir den Rat, mich den Bergsee durch das Wäldchen zu nähern. Und wohl mehr zu seiner Beruhigung, als zu meiner drückte er mir eine Schrotflinte in die Hand. Es gäbe zu viele Kaninchen, die alles anknabbern, und er beauftrage mich hiermit, nach dem Rechten zu sehen. Das sollte die Begründung sein, warum ich eine Flinte dabei hatte. Ich musste mir das Lachen verkneifen. Aber es war auch zugleich rührend.«
Anna schmunzelte. Sie konnte sich die Szene lebhaft vorstellen.
»Und so ging ich los«, fuhr Toni fort. »Im Schatten der Bäume, unweit des Seeufers, traf ich auf zwei Kinder, Sandra und Thomas. Da ging mir ein Licht auf. Das hatten also die Buchstaben S und T zu bedeuten, Sandra Ziegler und Thomas Steier. Sie hatten eine Decke ausgelegt und alles für ein schönes Picknick für drei hergerichtet. Es war niedlich. Sie hatten sogar an den Tischschmuck gedacht und kleine Bouquets aus Farn, Binsen und Wiesenblumenblüten geflochten. Ich war gerührt.«
Toni lächelte.
»Als sie mich sahen, wurden sie rot und stotterten. Doch dann rückten sie mit der Sprache heraus. Ich war der Zweite, bei dem sie Rat und Hilfe suchten. Vorher waren sie bei Ella Waldner. Von ihr wollten sie einen Liebestrank, einen Tee für ein Madl und einen Schnaps für einen Burschen.«
Anna grinste zuerst und lachte dann laut.
»Wollen sie sich ineinander verliebt machen? Die beiden kommen langsam in das Alter, in denen Kinder sich mit dem Thema Liebe beschäftigen. Ich denke das ist ganz normal. Normal ist nicht, dass sie nach einem Liebeselixier suchen.«
»Sie suchten es nicht für sich selbst. Sandra und Thomas wollen andere verkuppeln. Du weißt, dass die Eltern von Thomas bei einem Autounfall tödlich verunglückten. Seine Mutter, Lilo, war die jüngere Schwester von Dieter Steier. Er hat Thomas adoptiert. Sandra ist seit dem Tod ihres Vaters Halbweise. Ihre Mutter, Petra Ziegler, hat es als junge Witwe sehr schwer. Sandra und Thomas sind seit dem Kindergarten eng befreundet. Sandra geht bei den Steiers ein und aus. Sie kann dort übernachten, wenn ihre Mutter eine Nachtschicht oder eine Spätschicht übernimmt. Irgendwie kamen die beiden auf die Idee, wenn Petra und Dieter heirateten, wären alle Probleme gelöst. Petra wäre nicht mehr allein und müsste nicht mehr so viel arbeiten. Sandra bekäme einen lieben Stiefvater und einen Stiefbruder, den sie gut kennt und mit dem sie eine innige Freundschaft verbindet. Thomas ist voller Mitleid für seinen Onkel Dieter, da ihm bereits einige Madln den Laufpass gegeben haben. Der Bub denkt, er sei der Grund dafür. Madln wollen einen Burschen ohne Anhang, behauptet er und lässt sich nicht davon abbringen. Sie sagen, eins uns eins ergebe in diesem Fall nicht zwei, sondern vier – und vielleicht noch mehr. Sie hatten alles gründlich durchdacht, Anna.«
Anna lachte, bis ihr die Tränen kamen.
»Welch eine Geschichte!«, bemerkte sie. »Aber was hast du damit zu tun, Toni?«
»Oh, das ist leicht erklärt. Ella Waldner sprach mit den Kindern über frühere Zeiten und die Rolle des Hochzeiters. Ein Hochzeiter habe das Talent gehabt, Paare zueinander zu bringen, sie füreinander zu interessieren oder die Liebe zu erwecken. Denn oft fehlte einem der beiden nur der Mut. Ella sagte, ich sei sehr geschickt darin, Madln und Burschen zu ermuntern. Mir sei es schon oft gelungen, Paare auf den Weg zu schicken, der vor den Traualtar führte.«
»Ich verstehe: deshalb der Brief, die Karte, die SMS und die ganze Geheimniskrämerei«, sagte Anna.
»Ja! Sie wollten erreichen, dass ich neugierig werde und mich ihrem Problem widme.«
»Und? Wie willst du das anpacken?«, fragte Anna.
»Du meinst doch nicht im Ernst, ich sollte mich da einmischen? Willst du etwa, dass ich als Hochzeiter losgehe und mich lächerlich mache?«
»Warum nicht? Ich hielte es für eine gute Idee, wenn Petra Ziegler und Dieter Steier zusammenkämen. So dumm ist der Gedanke der Kinder nicht, Toni.« Anna trank einen Schluck Bier. »Vielleicht fehlt nur ein winziger Anstoß in die richtige Richtung?«
Toni schüttelte den Kopf. »Anna, ich glaube, du irrst dich.«
»Warum sollte ich mich irren, Toni?«
»Petra und Anna kennen sich schon lange und sehen sich oft, bedingt durch die Freundschaft der Kinder. Wenn was zwischen ihnen wäre, dann wären sie schon längst zusammengekommen. Aber da war nichts und da ist nichts.«
»Vielleicht sind beide nur scheu? Toni, wir hatten viele Paare unter unseren Hüttengästen, die ihre Herzen verschlossen hielten, aus Angst vor einer Enttäuschung. Bei ihnen bedurfte es nur ein wenig guten Zuredens. Vielleicht brauchen Dieter und Petra auch nur einen kleinen Anstoß.«
Toni wiegte bedenklich den Kopf.
Anna sprach weiter: »Sie kennen sich schon lange. Dieter kannte Petras Mann. Nach seinem Tod war sie in Trauer, aber das liegt jetzt schon einige Jahre zurück. Nein, sie macht nicht den Eindruck, als würde sie einen Mann suchen oder einen Vater für Sandra. Sie ist fleißig und sparsam. Sie meistert ihr Leben und das ihrer Tochter. Petra hat gewiss keinen Gedanken an eine neue Liebe verschwendet. Aber dieses Gefühl wollen die Kinder in ihr wecken und in Dieter. Vielleicht, weil sie etwas ahnen, was den beiden Erwachsenen nicht bewusst ist. Es gibt wohl unbewusste Hindernisse.«
»Was meinst du mit unbewussten Hindernissen?«, fragte Toni.
Anna überlegte, wie sie es ausdrücken sollte. »Es ist nur eine Vermutung, Toni. Vielleicht habe ich Unrecht. Ich vermute, Petra fürchtet Spannungen. Sie hält sich von Burschen fern, sie sieht sie nicht mal an. Dazu fällt mir das Stichwort Familienplanung ein. Petra ist noch jung. Sie kann noch Kinder bekommen. Wer weiß, was in ihrem Kopf vor sich geht. Vielleicht würde sie einen Mann nehmen, wenn sie vor weiteren Kindern sicher wäre. Ich bin Petra und Sandra neulich in Veronikas Laden begegnet. Die beiden haben eine enge Bindung. Wenn Petra noch einmal Mutter würde, könnte ihre Tochter sich zurückgesetzt fühlen. Nach dem tragischen Verlust ihres Vaters könnte Sandra das Gefühl entwickeln, nun auch die Mutter zu verlieren. Das sind die unbewussten Hindernisse, an die ich dachte.«
Toni rieb sich das Ohrläppchen. Er trank einen Schluck Bier. »Das könnte ein Hinderungsgrund sein. Oder Petra will Sandra keinen Ersatzvater zumuten. Das Wort Stiefvater klingt nicht gut.« Toni seufzte. »Anna, die Kinder haben mich gerührt. Sie sehnen sich nach einer Familie. Ich habe Mitleid mit ihnen. Es war ein verzweifelter Versuch, sich eine Familie zu schaffen. Wenn Dieter Steier schon etlichen Liebeskummer zu bewältigen hatte, weil kein Madl seinen Adoptivsohn als Anhängsel haben wollte, dann kann ich Thomas’ Sorgen gut verstehen. Der Bub ist Dieter dankbar, dass er bei ihm Vaterstelle vertritt. Aber er hat das Gefühl, dass er Dieters Leben ruiniert. Thomas will weggehen, sobald er volljährig ist, damit Dieter bessere Chancen hat, eine Frau zu gewinnen. Doch die acht Jahre bis dahin erscheinen ihm unendlich lange.«
»Herr im Himmel! Da kommt einiges zusammen. Aber ich kann das verstehen.«
Toni nickte. »Das stimmt, Anna. Da ballt sich so einiges zusammen. Thomas und Sandra hängen sehr aneinander. Wenn Sandras Mutter Nachtschicht oder Spätschicht hat und erst gegen Mitternacht heimkommt, dann übernachtet Sandra bei den Steiers. Eigentlich sind es Dieters Eltern, die alten Steiers, Gustav und Hertha, die sich Sandras annehmen. Sie hat bei den Steiers ein eigenes Zimmer zum Übernachten. Ich denke, sie haben es gern mit dem Madl zu tun. Sandra ist wirklich ein ganz herziges Madl.«
»Das stimmt, Toni. Sie ist ein herziges Madl. Was machen wir jetzt? Was machst du?«
Anna sah Toni erwartungsvoll an.
Toni schwieg und zuckte mit den Schultern. »Soll ich ehrlich sein, Anna?«
»Was für eine unsinnige Frage, Toni.«
»Ich habe nur rhetorisch gefragt. Anna, ich bin ein wenig ärgerlich auf Ella Waldner. Was hat sie sich dabei gedacht? Die Erwartungen der Kinder sind groß. Ich kann keine Wunder vollbringen.«
»Das verlangt auch niemand, Toni. Fühle dich einfach geschmeichelt, dass die Kinder sich voll Vertrauen an dich gewandt haben. Und was Ella betrifft, sie hat es nicht böse gemeint. Du weißt doch selbst, wie das manchmal ist. Wer anderen etwas erklärt, greift zu Beispielen, um seine Aussage zu untermauern oder sie damit besser zu erklären. Ella erzählte den Kindern wie es früher war, zu einer Zeit, als es noch den Hochzeiter gab. Und dann kam sie auf dich. Sie hätte auch ein anderes Beispiel nehmen können. Aber es ist geschehen. Davon abgesehen, hat sie recht. Du hast ein Händchen dafür, Herzen zusammenzubringen. Gib es zu!«
»Ja, meinetwegen, trotzdem hätte sie es besser bleiben lassen sollen, Anna.«
»Wenn sie gewusst hätte, welche Folgen ihre Worte haben würden, hätte sie sicherlich kein Sterbenswörtchen gesagt. Doch du kannst Ella nicht die Schuld zuschreiben. Jeder hört beim Zuhören doch das heraus, was er heraushören will. Sandra und Thomas haben Ellas Worte so aufgefasst, dass du ihnen helfen könntest. Sie haben ein Ziel, das sie nicht aufgeben wollen. Deshalb klammern sie sich an jeden Strohhalm.«
»Wahrscheinlich hast du nicht ganz Unrecht, Anna.«
»Die Kinder sind verzweifelt. Wenn Thomas sich die Schuld gibt, dass Dieter keine Frau findet und bereits Pläne macht, nach seiner Volljährigkeit wegzugehen, dann ist das sehr, sehr schlimm. Mit einer solchen Bürde sollte kein Kind aufwachsen.«
»Und weil ihm diese acht Jahre zur Volljährigkeit endlos erscheinen«, sagte Toni, »und er Waldkogel nicht den Rücken kehren möchte, sucht er nach einer anderen Lösung.« Toni schwieg. Dann schmunzelte er. »Es ist eigentlich ein schlauer Plan, Dieter Steier und Petra Ziegler zusammenzubringen.«
»Ja, es ist ein cleverer Plan, Toni. Kinder denken oft ganz praktisch. Und ich gestehe dir, ich halte diese Idee für sehr gut.«
»Es sind Kinderträume, Anna. Wenn Dieter ein Auge auf Petra geworfen hätte, dann wäre da etwas im Gang.«
»Nein, Toni, nein! Ich betrachte das von Petra Zieglers Seite aus. Sie trauert noch immer und lebt in der Vergangenheit.«
»Aber ihr Mann ist gestorben. Sie kann doch nicht so tun, als wäre er auf einer längeren Dienstreise im Ausland. Willst du damit sagen, dass sie seinen Tod verdrängt? Anna, das wäre krankhaft.«
Anna lächelte. »Es ist so und es ist wiederum nicht so, Toni. Petra trauert um ihren Mann. Harald ist ein fester Bestandteil ihrer Gedanken. Ich bin sicher, sie fragt sich täglich, wie er gehandelt hätte, bei dieser oder jener Frage. Sie bemüht sich, Sandras Erinnerungen an ihren Vater am Leben zu erhalten.«