Karma Yoga - Swami Vivekananda - E-Book

Karma Yoga E-Book

Swami Vivekananda

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Beschreibung

Das Wort Karma ist von dem Sanskritwort Kri, tun, hergeleitet. Alles, was getan wird, ist Karma. Technisch bedeutet dieses Wort auch die Wirkungen von Handlungen. In Verbindung mit Metaphysik stellt es die Wirkungen dar, deren Ursachen unsere vergangenen Taten waren. Aber im Karma Yoga haben wir es einfach mit dem Worte Karma, Werk bedeutend, zu tun. Das Ziel der ganzen Menschheit ist Erkenntnis. Sie ist das einzige Ideal, worauf die östliche Philosophie uns hinweist. Nicht Vergnügen, sondern Erkenntnis ist das Ziel des Menschen. Vergnügen und Glückseligkeit nehmen ein Ende. Die Menschen irren, wenn sie meinen, dass Vergnügen das Ziel sei. Die Ursache aller Leiden, die wir in der Welt haben, ist, dass die Menschen fälschlicherweise Vergnügen für das Ideal halten. Später merken sie, dass sie nicht der Lust, sondern der Erkenntnis entgegengehen, dass sowohl Freude, als auch Schmerz große Lehrer sind, und man vom Guten wie vom Bösen lernen kann. Freude und Leid, welche über die Menschenseele hinwegziehen, lassen verschiedene Bilder darin zurück, und das Resultat dieser vereinigten Eindrücke ist das, was man Charakter nennt. Nehmt den Charakter eines Menschen, und ihr habt in Wahrheit nichts als seine Neigungen, die Totalsumme seiner Geistesrichtung; ihr werdet finden, dass Glück und Unglück gleiche Faktoren in Heranbildung dieses Charakters waren. Gut und Böse haben gleichen Anteil an der Charaktermodellierung, und in manchen Fällen ist Not ein größerer Lehrer als Glück. Wenn ich die großen Charaktere, welche die Welt hervorgebracht hat, studiere, so wage ich zu sagen, dass in der überwiegenden Mehrheit der Fälle Unglück mehr als Glück, Armut mehr als Reichtum lehrte, und dass Schläge das innere Feuer besser zutage förderten als Lob.

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Seitenzahl: 121

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Karma Yoga

oder

Der Weg zur Vollkommenheit durch Werke

 

 

Swami Vivekananda

 

Übersetzer: Dr. Franz Hartmann

 

 

 

 

 

Verlag Heliakon

 

Originaltitel: Les Mystéres de la Kabbale ou L’harmonie occulte des Deux Testaments

Übersetzer. Osmar Herny Syring

 

Umschlaggestaltung: Verlag Heliakon

Titelbild: Pixabay (Activedia)

 

2025 © Verlag Heliakon

Umschlaggestaltung: Verlag Heliakon

Titelbild: Das große Siegel von Ezechiel aus den magischen Kalendern von Tycho Brahe und Duchanteau entnommen

 

Herstellung: epubli - ein Service der neopubli GmbH,

Köpenicker Straße 154a, 10997 Berlin

Kontaktadresse nach EU-Produktsicherheitsverordnung: [email protected]

 

Verlag Heliakon

Raidinger Straße 29

81377 München

[email protected]

 

Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verfassers unzulässig. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

 

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über dnb.de abrufbar.

 

 

 

 

 

Inhaltsverzeichnis

Title Page

Karma in seiner Wirkung auf den Charakter

Jeder ist groß an seinem eigenen Platz

Das Geheimnis des Werkes

Was ist Pflicht

Wir helfen uns selbst, nicht der Welt

Nichtanhängen ist vollendete Selbstverleugnung

Freiheit

Das Ideal Karma Yogas

Karma in seiner Wirkung auf den Charakter

Das Wort Karma ist von dem Sanskritwort Kri, tun, hergeleitet. Alles, was getan wird, ist Karma. Technisch bedeutet dieses Wort auch die Wirkungen von Handlungen. In Verbindung mit Metaphysik stellt es die Wirkungen dar, deren Ursachen unsere vergangenen Taten waren. Aber im Karma Yoga haben wir es einfach mit dem Worte Karma, Werk bedeutend, zu tun. Das Ziel der ganzen Menschheit ist Erkenntnis. Sie ist das einzige Ideal, worauf die östliche Philosophie uns hinweist. Nicht Vergnügen, sondern Erkenntnis ist das Ziel des Menschen. Vergnügen und Glückseligkeit nehmen ein Ende. Die Menschen irren, wenn sie meinen, dass Vergnügen das Ziel sei. Die Ursache aller Leiden, die wir in der Welt haben, ist, dass die Menschen fälschlicherweise Vergnügen für das Ideal halten. Später merken sie, dass sie nicht der Lust, sondern der Erkenntnis entgegengehen, dass sowohl Freude, als auch Schmerz große Lehrer sind, und man vom Guten wie vom Bösen lernen kann. Freude und Leid, welche über die Menschenseele hinwegziehen, lassen verschiedene Bilder darin zurück, und das Resultat dieser vereinigten Eindrücke ist das, was man Charakter nennt. Nehmt den Charakter eines Menschen, und ihr habt in Wahrheit nichts als seine Neigungen, die Totalsumme seiner Geistesrichtung; ihr werdet finden, dass Glück und Unglück gleiche Faktoren in Heranbildung dieses Charakters waren. Gut und Böse haben gleichen Anteil an der Charaktermodellierung, und in manchen Fällen ist Not ein größerer Lehrer als Glück. Wenn ich die großen Charaktere, welche die Welt hervorgebracht hat, studiere, so wage ich zu sagen, dass in der überwiegenden Mehrheit der Fälle Unglück mehr als Glück, Armut mehr als Reichtum lehrte, und dass Schläge das innere Feuer besser zutage förderten als Lob.

Diese Erkenntnis aber wohnt im Menschen selbst; keine Erkenntnis kommt von außen, alles ist im Innern. Wenn wir sagen, dass ein Mensch etwas weiß, so sollte es in streng psychologischer Sprache heißen, dass er es entdeckt, in dem Sinne, dass entdecken soviel bedeutet, als: er nimmt die Decke von seiner Seele ab, die eine Goldgrube unendlichen Wissens ist. Wir sagen, dass Newton die Gravitation entdeckte. Sass sie etwa irgendwo in einer Ecke und wartete auf ihn? Sie war in seinem eigenen Geiste vorhanden, und als die Zeit kam, da fand er sie. Alle Erkenntnis, welche die Welt jemals empfing, kommt aus dem Geist. Die unbegrenzte Bibliothek des Universums ist in unserm eigenen Geist.

Die äußere Welt ist nur die Anregung, die Gelegenheit, welche euch antreibt, euren eignen Geist zu studieren; aber der Gegenstand eures Studiums ist immer euer eigner Geist. Das Fallen eines Steines gab Newton die Anregung, und er erforschte seinen Geist. Er ordnete die alten Kettenglieder seines Geistes und fand ein neues Glied darunter, welches wir das Gesetz der Gravitation nennen. Es war weder der Stein, noch irgendetwas anderes im Zentrum der Erde, und so kommt alle Erkenntnis, weltliche oder geistliche, aus dem menschlichen Geist. In vielen Fällen wird sie nicht entdeckt, sondern bleibt bedeckt; doch wenn die Decke langsam abgenommen wird, so sagen wir, dass wir lernen, und der Fortschritt des Erkennens wird durch den Fortschritt dieses Entdeckungsprozesses gemacht. Der Mensch, von dem dieser Schleier abgehoben wird, ist der erkennende Mensch, der, auf welchem er schwer liegen bleibt, ist unwissend, und von wem er ganz verschwunden ist, ist der alles wissende, der Allwissende. Es hat allwissende Menschen gegeben, und wird, wie ich glaube, auch jetzt und in den kommenden Zyklen Myriaden derselben geben. Wie Feuer in einem Stück Feuerstein, befindet sich die Erkenntnis im Geiste, und die Anregung ist die Reibung, welche jenes Feuer heraustreibt.

So bei all unserm Tun, unseren Tränen und unserm Lächeln, unsern Freuden und Kümmernissen, unserm Weinen und Lachen, unsern Flüchen und Segnungen, unsern Lobpreisungen und unserm Tadel, bei jedem einzelnen finden wir, wenn wir ruhig unser eigenes Selbst studieren, dass es durch mancherlei Schläge und Stöße hervorgerufen wurde. Das Resultat ist, was wir sind. Alle diese Schläge zusammengenommen, werden Karma, Werk, genannt. Jeder geistige und physische Schlag, welcher der Seele gegeben wird, um das Feuer herauszubringen, ihre eigene Macht und Erkenntnis zu entdecken, ist Karma, Karma in seinem allgemeinen Sinn gebraucht; und so schaffen wir allezeit Karma. Ich spreche zu euch, das ist Karma; ihr hört zu, es ist Karma. Wir atmen, Karma; wir gehen, Karma; wir sprechen, Karma. Alles, was wir physisch oder geistig tun, ist Karma und drückt uns sein Gepräge auf.

Es gibt gewisse Werke, welche sozusagen das Aggregat, die Totalsumme einer großen Anzahl kleiner Werke sind. Wenn wir am Meeresufer stehen, und die Wogen an den steinigen Strand schlagen hören, so kommt es uns wie ein gewaltiger Lärm vor, und doch wissen wir, dass jede Woge in Wahrheit aus Millionen und aber Millionen winzig kleiner Wellen besteht, von denen jede einzelne Geräusch verursacht, wenn wir den Klang auch nicht vernehmen, und ihn nur hören, wenn sie zum großen Aggregate werden. So hat jeder Herzschlag ein Resultat; einige davon fühlen wir, und sie werden greifbar für uns; sie sind zu gleicher Zeit das Aggregat einer Anzahl kleiner Werke. Jeder Narr wird zur einen oder andern Zeit ein Held. Beobachtet, wie ein Mensch seine aller gewöhnlichsten Handlungen tut, denn diese Dinge werden euch den wahren Charakter eines großen Mannes offenbaren. Große Gelegenheiten erheben selbst das niedrigste menschliche Wesen zur Größe; aber der ist ein wirklich großer Mann, dessen Charakter immer groß ist, immer derselbe, wo er auch sein mag.

Dieses Karma in seiner Wirkung auf den Charakter ist die furchtbarste Macht, mit der der Mensch zu rechnen hat. Der Mensch ist sozusagen ein Zentrum, und zieht alle Kräfte des Universums an sich heran, verschmilzt sie miteinander in diesem Zentrum, und wirft sie in einem breiten Strom wieder aus. Dieses Zentrum ist der wirkliche Mensch, der allmächtige, allwissende, der das ganze Universum an sich zieht: Gut und schlecht, Leid und Lust, alles kommt ihm entgegen und hängt sich an ihn an; aus ihm gestaltet er die gewaltige Kraft, Charakter genannt, und betätigt sie nach außen. So wie er die Macht hat, alles einzuziehen, so auch die Macht, es auszustoßen.

So sind denn alle Taten, welche wir in der Welt sehen, alle Bewegungen in der menschlichen Gesellschaft, alle Werke um uns her, einfach die Entfaltung des Gedankens, die Manifestation des menschlichen Willens. Maschinen, Instrumente oder Städte Schiffe, Kriegsvolk, sie alle sind nichts, als die Willensoffenbarung des Menschen durch den Charakter, und der Charakter durch Karma gebildet. Wie Karma ist, so ist die Manifestation des Willens. Die gewaltig willensstarken Männer, welche die Welt hervorgebracht hat, sind alle gewaltig Wirkende gewesen, ungeheuere, gigantische Menschen, mit großartigen Willenskräften, die mächtig genug waren, um Welten über den Haufen zu werfen, und sie erreichten das durch beharrliches Wirken durch Zeitalter und Zeitalter hindurch. Solch riesenhafter Wille, wie ihn Buddha oder Jesus hatten, kann nicht in einem Leben erworben werden, denn wir wissen, wer ihre Väter waren. Es ist nichts davon bekannt, dass diese jemals ein Wort zum Wohle der Menschheit gesprochen hätten. Millionen und Millionen von Zimmermännern wie Joseph sind dahingegangen; Millionen leben noch. Millionen und Millionen kleiner Könige wie Buddhas Vater sind in der Welt gewesen. Wenn es nur ein Fall erblicher Übertragung ist, wie wollt ihr erklären, dass dieser kleine unbedeutende Prinz, dem vielleicht von seinen eigenen Untergebenen der Gehorsam verweigert wurde, diesen Sohn hervorbrachte, den eine halbe Welt anbetet? Wie wollt ihr die Kluft erklären, die zwischen dem Zimmermann und seinem Sohne liegt, den Millionen menschlicher Wesen als Gott verehren? Durch jene Theorie kann sie nicht erklärt werden. Woher kam der gigantische Wille, mit dem Buddha die Welt in Staunen versetzte, und der von Jesus ausging? Woher kam diese Anhäufung von Kraft? Sie musste schon durch Zeitalter und Zeitalter vorhanden gewesen sein, immer größer und größer werdend, bis sie in der menschlichen Gesellschaft als Buddha oder Jesus hervorbrach, und sich bis auf den heutigen Tag erstreckt.

Und all dieses wird durch Karma, die Tat, bestimmt. Niemand kann etwas erhalten, das er nicht erworben hat; das ist ein ewiges Gesetz; und wenn wir auch denken, es sei nicht, so werden wir doch im Laufe der Zeit davon überzeugt werden. Ein Mensch mag sich sein Leben lang damit abquälen, reich zu werden; er mag Tausende betrügen, aber wenn ihm zuletzt klar wird, dass er es nicht verdiente, so wird ihm sein Leben zur Qual und zum Verdruss. Ob wir auch noch soviel für unsere leiblichen Vergnügungen zusammenscharren, so gehört uns doch am Ende nur, was wir verdienen. Ein Narr mag alle Bücher der Welt zusammenkaufen, und sie in seiner Bibliothek aufstellen so wird er doch nur die zu lesen imstande sein, die er verdient, und dieses Verdienen ist durch Karma bedingt. Unser Karma bestimmt, was wir verdienen und uns zu eigen machen können. Wir sind verantwortlich für das, was wir sind, und haben auch die Macht, uns zu dem zu machen, was wir zu sein wünschen. Wenn das, was wir jetzt sind, durch unsere früheren Handlungen geschaffen wurde, so folgt daraus, dass wir uns durch unsere gegenwärtigen Taten zu dem machen können, was wir dereinst zu sein wünschen, und so müssen wir wissen, wie wir zu handeln haben. Ihr werdet sagen: Was nützt es zu lernen, wie man wirken soll? Jedermann wirkt in dieser Welt. Aber es gibt ein Wegtändeln, ein Vergeuden unserer Kräfte. Hinsichtlich dieses Karma Yoga wird in der Bhagavad Gita gesagt, dass Karma–Yoga schaffen ist, aber mit Klugheit und als wie eine Wissenschaft, indem man weiß, wie das Werk getan sein muss, welches die größten Resultate erzielen wird. Ihr müsst bedenken, dass all diese Arbeit nur dazu da ist, die schon vorhandene Geisteskraft ans Tageslicht zu fördern und die Seele aufzuwecken. Die Kraft wohnt im Innern eines jeden Menschen, und die Erkenntnis ist da; diese verschiedenen Werke sind die Stöße, welche sie herausbringen und den Riesen veranlassen sollen, aufzuwachen.

Ein Mensch wirkt aus verschiedenen Beweggründen; es kann keine Handlung ohne ein Motiv geben. Einige Leute wollen berühmt werden, und sie arbeiten um Ruhm; andere Geld, und sie schaffen um des Geldes willen. Andere wollen Macht und sie arbeiten um Macht. Andere wollen den Himmel und sie arbeiten, um in den Himmel zu kommen. Andere wollen einen Namen hinterlassen, wenn sie sterben, wie man in China tut, wo niemand einen Titel erhält, bevor er tot ist, was, nebenbei gesagt, eine recht gute Methode ist. Wenn sich ein Mann besonders auszeichnet, so gibt man seinem verstorbenen Vater oder Großvater einen Adelstitel. Einige der mohammedanischen Sekten arbeiten ihr ganzes Leben lang, um sich ein großartiges Grabmal zu erwerben, wenn sie sterben. Ich kenne Sekten, unter denen man, sobald ein Kind geboren ist, anfängt, sein Grabmal vorzubereiten; es ist die wichtigste Arbeit, die ein Mensch zu tun hat, und je größer und schöner das Grabgewölbe ist, um so mehr gilt der Mann. Andere verrichten ihr Werk als wie eine Strafarbeit; sie tun alle möglichen schändlichen Dinge, und errichten nachher einen Tempel, oder geben den Priestern etwas, um sie loszukaufen, und ihnen einen Freibrief für den Himmel auszustellen. Sie glauben dadurch rein zu werden, und straffrei auszugehen. Das sind einige der verschiedenen Beweggründe zum arbeiten.