Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Tödliche Gefahr für S. S.! … Susanne Sanders, Allzweckdomina des Pharmariesen H&H zur SMigen Bespaßung seiner Vorzugskunden. Doch der Riese schwächelt. Neuer Umsatz muss her, vorzugsweise für das mittelmäßige Grippemittel Damoflex. Warum dann nicht die passende Krankheit zum Mittel erfinden? Flugs wird die für den Menschen harmlose Korallenpest zur menscheitsbedrohenden Pandemie aufgeblasen. Und Damoflex zum Retter der Menschheit. Künstlich erzeugte Panik und Hysterie. Und natürlich mischen die Chinesen reichlich mit. Doch S. S. weiß zu viel. Killer werden auf sie angesetzt. Mit knapper Not rettet sie sich nach Amsterdam … Polizei und Pharmagangster - alle jagen ihr hinterher. Ein SM-Thriller auf allen fünf Kontinenten - und überall gibt's reichlich Appetit auf SM; zum Schluss gerät gar noch die deutsche Bundeskanzlerin unter Beschuss …
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 475
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
SM-Thriller
von
MarVol
Impressum der Ebook-Ausgabe unter dem Titel »Killervirus«:
© 2021 by Marterpfahl Verlag Rüdiger Happ,
Firstbergstr. 2, D-72147 Nehren
https://marterpfahlverlag.wixsite.com/erotikbuch
Covergestaltung: R. Happ
– unter Verwendung eines Fotos
von Jörg Stöber / 123rf, Nr. 34468838_I
Produktion: Readbox
ISBN 978-3-944145-89-1
Impressum der Paperback-Ausgabe unter dem Titel »Panik – eine Pandemie wird gemacht«
© 2010 by Marterpfahl Verlag Rüdiger Happ,
Firstbergstr. 2, D-72147 Nehren
www.marterpfahlverlag.com
Einbandgestaltung: domlupina ([email protected])
– unter Verwendung eines Fotos
von C. C. Clearwater (www.the-red-planet.de)
und des offiziellen Pandemie-Warnschilds
Druck: Print Com, Erlangen
ISBN 978-3-936708-72-1
eISBN 978-3-944145-89-1
In den Hauptrollen
Prolog
Kapitel I – Dienstag bis Donnerstag
Kapitel II – Freitag und Samstag
Kapitel III – Sonntag bis Dienstag
Kapitel IV – Freitag bis Donnerstag
Kapitel V – sechs Wochen später
Epilog
Deutschland
Susanne Sanders … ehemalige Mitarbeiterin von H&H
Peter Beckmann … BKA-Kommissar
Gabi Stiegler … Kommissaranwärterin im BKA
Saskia Vollbrecht … verdeckte Ermittlerin des BKA
Ingeborg Seidel-Krüger … Bundeskanzlerin
Carsten Wischner … ihr Leibwächter
Horst Beutinger … Gast einer SM-Party
Schweiz
Thomas Kächeli … COO beim Pharmakonzern H&H
Monique Delcroix … Kächelis Mitarbeiterin
Dr. Rentsch … Aufsichtsratsvorsitzender von H&H
Madame Julie … Berufsdomina
USA
Michael Stroud … Vizepräsident von 24/7 News
Australien
Steve und Ashley Parker … Ehepaar, das zuerst an der Korallenpest erkrankt
Dr. Mansukh Benegal … ihr behandelnder Arzt
Hun Lo … Wirtschaftssonderbeauftragter Chinas in Australien
Prof. McGallagher … Mitarbeiter am Marine Research Institute
Li Chan … seine Assistentin und Hun Los Nichte
Es lag nicht an der schwülen und drückenden Luft Floridas und auch nicht am Jetlag. Nein, was sie wirklich erschöpfte, war diese aussichtslose Situation. Alles um sie herum kam ihr vor wie ein nicht enden wollendes Déjà-vu-Erlebnis. Die Fahrt mit der protzigen Limousine, die gemächlich über den Asphalt glitt, die verlogenen, poppigen Leuchtreklamen und der muffige Gestank der Klimaanlage. Und hinzu kam dieses ungute Gefühl irgendwo zwischen Kopf und Bauch. Und das alles nur, um einem Unbekannten kräftig die Hosen stramm zu ziehen.
Ihr Leben wiederholte sich in einem altbekannten Rhythmus. Frankfurt-Miami in neun Stunden. Das kurze Dinner, das sie meist appetitlos während des langen Flugs einnahm. Anschließend die zweistündige Fahrt zu dem exklusiven Strandhotel in West Palm Beach. Hinzu kam die ungewohnte Bettschwere, die erbarmungslos nach einem tausendjährigen Schlaf verlangte, obwohl die Sonne über dem Festland erst Kaffeezeit verkündete. Selbst Unmengen von Kaffee und Cola waren nicht in der Lage, sie von der bleiernen Müdigkeit zu befreien.
Eine Änderung dieses monotonen Ablaufes hatte sich allerdings zwischenzeitlich ergeben; ihr neuer Arbeitgeber schien ihr im Moment zu vertrauen. Er schickte keinen Aufpasser mehr mit, der sie auf Schritt und Tritt bewachte.
Ihr neuer Brötchengeber, das Pharmaunternehmen H&H, hatte bei dem Einstellungsgespräch keinen Hehl aus ihrer Aufgabe gemacht. Die Kundenpflege sei das oberste Credo von H&H, hatte Kächeli, einer der oberen Bosse, an ihrem ersten Arbeitstag klargestellt. Der Kunde sei König. Zudem, so hatte er gemeint, zählten ganz besondere Geschäftspartner zu ihrer Klientel; Kundschaft, die eine bevorzugte Betreuung erwartete. Und dass ihre Fähigkeiten genau den Anforderungen an diese Position entsprachen. Eine Position mit ausgezeichneten Entwicklungsmöglichkeiten, wenn sie sich der Herausforderung stellte.
Sie hasste dieses geschwollene Geschwafel. Ein Job war ein Job. Und der hier brachte mächtig Kohle. Das zählte und sonst nichts.
Blickte sie zehn Jahre zurück, so hatte sie bereits eine erstaunliche Karriere hinter sich. Als ehemaliges Mauerblümchen aus einem trostlosen Kaff in Ostdeutschland arbeitete sie heute in einem großen Pharmakonzern in Basel. Mit schlechtem Schulzeugnis und abgebrochener Lehre hatte sie es zur CRM, zur Customer Relationship Managerin gebracht. Mit einer schmucken Wohnung statt trostlosem Plattenbau, mit schwarzem Allradjeep statt knatterndem Mofa, mit Business Class statt vollgestopfter Reisebusse. Von der Tellerwäscherin zur Millionärin; zumindest im ostdeutschen Sinne. Und trotzdem. Es war alles irgendwie … ganz großer Bockmist.
Die Limousine stoppte in der Seitenstraße, vor dem pompösen und allzu bekannten Anwesen. Sie war halb weggedöst. Wie in Trance öffnete sie die Türe, stieg aus und atmete tief durch, als könne sie damit die Bleigewichte an ihrem Köper verscheuchen. Eine Woge schwülwarmer Luft schwappte ihr entgegen. Fast wäre sie umgekippt. Der Fahrer nickte das übliche »Ma’am« und fuhr davon.
Da stand sie nun inmitten der Reichen und Schönen. Sie, die einst in einem erbärmlichen Plattenbau gehaust hatte, gehörte seit kurzem dazu. Eine angenehme Brise zog durch die prunkvollen Villen, kühlte die verschwitzte Haut. Es roch nach Meer und nach Freiheit. Jetzt einfach loslaufen. Aber wohin?
Sie ging auf das eindrucksvolle Portal des Anwesens zu. Niemand war zu sehen. Keiner hielt sich in ihrer unmittelbaren Nähe auf. Endlose Ruhe. Jetzt – renn los! Sie kniff.
Sie suchte den Zettel in ihrer Umschnalltasche und tippte die notierte Zahlenreihe in das kleine Kästchen, das an einen Bankomat erinnerte. Der Code für die Alarmanlage bestand bei jedem Besuch aus einer anderen Kombination. Ihr traut mir wohl immer noch nicht. Ob die was ahnen? Unmöglich.
Sie schaute dem Fahrer der Limousine nach, der sie gerade abgesetzt hatte. Der hatte es gut. Der konnte einfach gehen. Vorsichtig schielte sie nach rechts und links. Nichts zu sehen, nichts zu hören. Nur das ferne Rauschen des unendlichen Atlantiks, das Rauschen von Freiheit. Letzte Chance. Einfach abhauen. Sie öffnete vorsichtig das Tor. Chance verspielt. Die Angeln quietschten, und sie zwängte sich durch einen kleinen Spalt, um nicht die reiche Stille zu stören.
Ihr Kunde hieß Michael, mehr wusste sie nicht. Sein amerikanischer Schlitten parkte wie üblich draußen. Er konnte den Wagen auch gar nicht in die Garage stellen, denn deren Inneres glich einer großen Gefängniszelle mit runden Stäben aus Edelstahl. Nur eine kleine Aussparung an der Wand ermöglichte den Zutritt über die Küche.
Ein langes Gitter teilte die Garage in zwei etwa gleich große Hälften. Eine davon stellte ein karges Büro mit einem schäbigen Tisch und einem wackeligen Holzstuhl dar. Die nackte Glühbirne, die über diesen beiden Möbelstücken baumelte, verbreitete nur ein Dämmerlicht. Die Farbe an der Wand war abgeblättert, der nackte Betonboden für hiesige Verhältnisse kühl. Die ganze Garagenzelle bestach durch ihre schlichte Kargheit.
Selbst die andere Hälfte, der Zellenteil, enthielt außer einer Pritsche mit einer kratzenden Wolldecke und einem Edelstahlklo nichts als nackten Beton.
Am Anfang hatte sie das Ganze für einen schlechten Witz gehalten. Mittlerweile war es Routine. Der Zettel mit den Anweisungen, der Champagnerkübel und die Polizeiuniform. Alles stand für ihre Ankunft bereit.
Sein Schlüsselerlebnis hatte Michael angeblich auf einem Europatrip gehabt. Eine Polizistin hatte ihn nach einer Sauftour auf dem Münchner Oktoberfest zum Ausnüchtern in eine Zelle gesteckt. Seitdem liebte er Gefängniszellen, Frauen in Polizeiuniformen, und er wollte auf Deutsch beschimpft werden. So zumindest hatte man ihr die Geschichte erzählt.
Sie tippte den gleichen Code in das Kästchen neben der Haustür und betrat die imposante, ganz in Weiß gehaltene Empfangshalle. Die Temperatur fühlte sich angenehm an, nicht so brutal heruntergekühlt, wie sie das von den Supermärkten und Restaurants her kannte. Nach der drückenden Schwüle genau das Richtige.
Sie hatte Durst. Ihr gewohntes Leitungswasser hatte sich in Amerika als ein nach Zahnpasta schmeckendes, ungenießbares Getränk herausgestellt. Auf der Küchenablage standen ein eisgefüllter Kübel mit einem französischen Champagner und ein Plastikbecher. Protziger Schampus und kein gescheites Glas. Typisch Amis. Michael wollte mit Sicherheit wieder ihren gelben Saft trinken. Das wollte er immer.
Sie öffnete den Kühlschrank vom Format eines Kleiderschranks und schaute sich suchend um. Zwischen unzähligen Plastikflaschen mit suspektem Inhalt fand sie ein blaues Monstrum mit der Aufschrift one gallon pure mineral water. Sie schüttelte den Kopf. Normale Grössen schienen hier nicht zu existieren. Wie soll man mit so einer riesigen Flasche einen wackeligen Plastikbecher füllen? Hatte sich darüber schon mal jemand Gedanken gemacht?
Sie balancierte mit beiden Händen das blaue Monstrum über dem Becher und füllte ihn. Nachdem sie das Mineralwasser in einem Zug hinuntergestürzt hatte, zog sie den Zettel mit den heutigen Anweisungen unter dem Champagnerkübel hervor. Sie überlas die üblichen Begrüßungsfloskeln und konzentrierte sich auf die Liste darunter. Nichts Neues. Und ganz unten stand wie immer: »golden shower, twice«. Wusste ich’s doch, Michael. Du bist so berechenbar. Ich hasse diese Berechenbarkeit. Sie nahm einen großen Schluck aus der Flasche.
Michael bestand darauf, dass seine investigations, wie er sie nannte, stets in einer ähnlichen Reihenfolge abzulaufen hatten. Für sie selbst gab es praktisch keine individuelle Abwechslung. Sie hatte versucht, dagegen zu protestieren. Bei Kächeli und bei dieser Ziege mit diesem französischen Namen, Monique Delcroix, ihrer Chefin – oder Assistentin von Kächeli; so genau blickte sie da nicht durch. Offiziell wurde ihr diese Delcroix als Vorgesetzte vorgestellt, aber sie selbst bekam ihre Anweisungen direkt von Kächeli. Jedenfalls erhielt sie auf ihren Protest beide Male die Antwort, dass der Kunde König sei. Die mit ihren Königskunden!
Auf dem Stuhl neben der Tür in die Garage lag ihre heutige Kleidung; die einzige Abwechslung in diesem Spiel. Bei jedem Besuch hatte sich jemand die Mühe gemacht und eine authentische Uniform bereit gelegt. Bei ihrer ersten Begegnung hing auf dem Stuhl eine typische deutsche Polizeiuniform, mit senffarbenem Hemd, hellbrauner Hose und dunkelgrüner Krawatte. Auf der schwarzen Lederjacke prangte sogar das Abzeichen der Münchner Stadtpolizei. Michael liebte Details.
Heute hatte sich Michael für eine britische Uniform mit ihren auffälligen schwarz-weißen Karos entschieden. Eine messerscharf gefaltete Bluse samt kariertem Halstuch, die passende Mütze und ein Schlagstock lagen auf einem Stuhl. Darunter glänzten sauber ausgerichtete Lackpumps. Über der Lehne hing die Uniformjacke. Darüber ein breites Koppel mit Handschellentasche und Schlüsselbund. Alle Kleidungsstücke entsprachen exakt ihrer Grösse. Unten 38 und oben 40. Wer kennt mich da so gut? Da zieht sicher jemand im Hintergrund ein paar Strippen. Monique? Kächeli? Michael?
Bei ihren Besuchen hatte sie nie jemanden entdeckt. Wie viele wissen von dem Geheimnis dieser Inszenierung? Ob jemand meine Abende überwacht? Woher weiß H&H, dass ich brav kusche und alles nach ihren Wünschen verläuft?
Im einfachsten Fall könnte sie schnurstracks hinaus marschieren und abhauen. Aber was dann? Jeder vertraute hier wohl jedem. Oder jeder hatte jeden in der Hand. Zumindest wartete in ihrem Hotel kein Aufpasser mehr auf sie. Was ihr wenig nützte, denn spätestens in der Ankunftshalle in Frankfurt würde man sie erneut unter die Fittiche nehmen.
Ein letzter Blick in den Spiegel. Sie steckte den schulterlangen blonden Haarschopf hoch und fixierte ihn mit Haarklammern. Nur ein paar widerspenstige Strähnen lugten unter dem Hut hervor. Dieses Ensemble passte, als hätte sie es selbst ausgesucht. Sie strich den Rock glatt, zupfte am Jackett, zog die Mütze ein Stück weit nach hinten und überprüfte die Strumpfhose auf Laufmaschen. Drei, zwo, eins – showtime!
Sie öffnete die Türe in die Garage. Feuchtmodriger Geruch schlug ihr entgegen. Er passte zu der schwülen Umgebung. Sie wartete kurz, bis sich ihre Augen an das magere Licht der Funzel gewöhnt hatten. Michael hockte in einer Unterhose auf der Pritsche mit der kratzigen Wolldecke. Er hatte sich wie üblich mit Handschellen gefesselt, die er problemlos öffnen konnte. War das Misstrauen oder ein Tick? Ein Stoffsack verhüllte den Kopf. Wahrscheinlich trug er darunter einen Knebel. Sein Kopf drehte sich in ihre Richtung. Wie lange er so gefesselt auf mich wartet? Bringt ihm das einen zusätzlichen Kick? Tausend Fragen und keine Antworten.
Sie fuhr mit dem Schlagstock an den Gitterstäben entlang, um dem Verhafteten zu zeigen, dass die Stunde seiner langen und intensiven Vernehmung gekommen war. Das Echo der Stäbe dröhnte wie ein riesiges Xylofon. Mit klappernden Schlüsseln öffnete sie das Schloss zur Zelle, ergriff seinen Arm, zerrte ihn hoch und führte ihn ab.
»Komm, du Verräter, wir haben einiges zu besprechen. Ich werde dich so lange verhören, wie es mir passt. Ein ordentliches Verfahren kannst du dir abschminken.« Ob er ein Wort davon versteht?
Behutsam drückte sie ihren Gefangenen auf den Holzstuhl. Noch spielte sie ganz die Rücksichtsvolle. Noch. Es war die Ruhe vor dem Sturm.
Sie spannte gleichzeitig die beiden Butterfly-Klemmen und ließ sie unvermittelt an den Nippeln zuschnappen. Ein Stöhnen drang durch den Sack. Sie liebte dieses Spiel. Die Müdigkeit war verflogen. Sie stellte sich sein Gesicht unter dem Stoffsack vor. Wie sich die Augen zusammenkniffen, sich der Mund verzerrte und die Nasenflügel pumpten.
Seinem Aussehen nach zu urteilen, war er jung. Er besaß nicht die typischen Hängebacken und kaum Falten. Trotzdem schätzte sie ihn auf Anfang 50. Mit den kurzen, grauen, akkurat stufig geschnittenen Haaren wirkte er wie ein Topmanager. Oder war er gar ein Schauspieler aus Hollywood, ein Arzt aus den unzähligen Krankenhausserien? In Anzug und Krawatte machte er sicherlich eine gute Figur. Vielleicht war Michael ein Busenmanagerfreund von Kächeli.
Sein durchaus sportlicher Körper zeigte einen leichten Fettansatz, und die Brüste passten fast in Körbchengrösse A. Ideal für bissige Klemmen, die viel Fleisch suchten.
Was er wohl tat, dass H&H soviel Aufwand betrieb? Michael gehörte nicht zu diesen Lack- und Ledertypen, die sich an ihrem Anblick aufgeilen wollten, um sie anschließend zu vögeln. Alles, nur kein Schmerz, Baby. Wasch mir den Hals, aber mach mich nicht nass. Nein, zu den Typen gehörte er nicht. Auf seinen Listen stand durchaus harter Tobak, wie Rohrstock oder Reizstrom. Und einmal hatte er sogar hot needles auf den Zettel geschrieben. Eine Bestrafung, die sie noch nie vollzogen hatte.
Die Nadeln hatten auch ohne Erhitzen ihre schmerzhafte Wirkung gezeigt. Die Flachzange aus dem Werkzeugkasten stellte das ideale Instrument dar, die Brustwarzen lang zu ziehen. Langsam und genüsslich stiess sie die feine Kanüle durch das gut gepolsterte Gewebe. Michael brüllte in ihren Slip, den sie ihm in den Mund gestopft hatte. Sie liebte dieses Spiel.
Zu Hause hatte die Neugierde gesiegt, und sie experimentierte mit Nadeln und Kerze. Als Ergebnis trug sie verbrannte Fingerkuppen davon, und geschmolzene Plastikteilchen lagen auf dem Boden. Die heißen Nadeln standen zum Glück nie wieder auf der Liste.
Einige seiner und auch zum Teil ihrer Lieblingsspielzeuge ergänzten die spartanische Einrichtung der Garagenzelle. Michael hatte seine Peinigung ständig vor Augen. Wenn sie ihm den Blick darauf gewährte. So wie jetzt, als sie ihm den Sack vom Kopf zog. Natürlich klemmte wieder sein Lieblingsknebel aus Hartgummi zwischen seinen Zähnen.
Das Tribunal an Seilen, Gürteln, Klemmen und Umschnalldildos hing einsatzbereit an silbernen S-Haken in den Gitterstäben. Die Tischschublade enthielt kleine und feine Bösartigkeiten. Sie alle fielen unter den Tatbestand der gemeinen Körperverletzung.
Sie war durchaus in der Lage, mit einfachen Mitteln einen bösartigen Schmerz zu erzeugen. Es musste nicht gleich der Rohrstock sein. Ganz normale Klemmen verwandelte sie problemlos in heftige Plagegeister.
Ihr schweifender Blick fiel auf den alten Schirmständer in der dunklen Ecke. Darin standen die lange Gerte mit der doppelten Zunge und ihre Kameraden: zwei Rohrstöcke, einige Springgerten und eine Tawse.
Sie zog an der glitzernden Kette, die an den geröteten Nippeln hing, und griff gleichzeitig nach der langen Gerte. Sein Oberkörper folgte dem Zug, soweit es seine missliche Position erlaubte. Breite Gürtel, die ihn an die Stuhllehne fesselten, hinderten ihn daran, dem Schmerz zu entgehen. Sie liebte ihre eigene Fiesheit. Dieser bösartige Klemmenmechanismus tat höllisch weh. Er brauchte es so. Und sie auch.
Die Lederzunge flappte auf die Klemmen, ohne die geringste Vorwarnung auf den brutalen Schmerz. Ihr Verdächtiger begann, sich in den Gurten zu winden, und sie testete mit kräftigen Schlägen seine Leidensfähigkeit.
»Du wirst mir alles gestehen, glaube mir. Ich habe schon ganz andere zum Reden gebracht. Du kannst gleich anfangen zu singen.«
Was wohl passiert, wenn ich irgendetwas Banales in Deutsch sage? Zum Beispiel: »Es ist höllisch heiß hier drin.« Oder: »Mensch, bin ich kaputt.« Ob er es versteht? Lieber nicht.
Sie schwitzte bereits, obwohl sie erst vor wenigen Minuten die Garage betreten hatte. Bald würde sie in ihrem eigenen Saft stehen.
Michael gehörte nicht zu den Kostverächtern. Zugefügter Schmerz und Machtausübung stellten nur eine Seite ihres Spiels dar. Seine Blicke jedoch waren eindeutig. Einige seiner Vorgänger wollten in solchen Situationen mit ihr ficken. Kunststück, war sie doch eine gut aussehende Frau. Sagte man jedenfalls. Selbst Kächeli hatte sie von oben bis unten gemustert, dieser alte Bock. Und diese französische Ziege Monique Delcroix, dieser pummelige Farbkasten von Chefin, hatte Gift gesprüht.
Michael starrte unverschämt und dreist auf ihre Titten, die sich deutlich unter dem Jackett abhoben. Durch ihre Spiele entstand eine wortlose Vertrautheit, die bewirkte, dass sie ihm gefallen wollte. Deshalb hatte sie sich für heute einen BH geleistet, den man mit einer Gallertmasse füllen konnte. Das brachte zusätzlich über eine Körbchengrösse mehr. Nicht, dass sie es nötig gehabt hätte, aber angeblich konnte Männern der Busen ja nicht groß genug sein. Sie würde sich dazu nie unter das Messer legen. Zu teuer, zu aufwändig, zu gefährlich. Jeden Morgen Gymnastik hielt das Gewebe über Jahre straff und in Form. Und im Zeitalter von Silikon war Natürlichkeit wieder angesagt. Sie hatte nie im Traum daran gedacht, diesen schwachsinnigen Schönheitstrend mitzumachen. Klaro ging der BH auf Spesen. Das wäre ja der Gipfel, wenn sie den selbst berappen müsste!
Das vorsätzliche Anstarren würde er später bitter bereuen. Eine Straftat, ein schwerwiegendes Verschulden, das sie ahnden musste. Er war sich dessen bewusst, und deshalb starrte er. Wortloses Verstehen über Kontinente hinweg. Es funktionierte. Mehrmals hatte sie ihn zuvor wegen seiner zu viel riskanten Blicke bestraft und dabei erklärt, dass sie das nicht dulde. Auf Deutsch, so, wie er es wollte.
Die tropfenden Spuckefäden am Ballknebel glitzerten im Licht der nackten Funzel. Kriechend seilte sich der Speichel ab wie eine Spinne. Provozierend langsam entledigte sie sich ihres Jacketts und gönnte ihm eine kleine Pause, um es dabei genau zu betrachten. Natürlich wollte er die britische Uniform solange wie möglich genießen. Es stand ja auf dem Zettel. Trotzdem würde ihn der Stoffsack bald wieder blind machen. Sie liebte dieses Spiel. Ihre Boshaftigkeit schickte geile Blitze in ihren Kopf und überdeckte den Jetlag. Sie fühlte sich richtig aufgeputscht.
Sie nahm einen kleinen Schluck Wasser und spuckte ihn an. Welch geile Verletzung seiner Persönlichkeitsrechte. Das kleine Wörterbuch in ihrer Tasche kannte nicht alle Ausdrücke aus dem Genre. Das Wort »spit« ließ jedoch keine Zweifel aufkommen.
Oft hatte sie Bammel, etwas falsch zu machen, trotz ihrer Dominanz. Viel stand auf dem Spiel. Michael, der ihr vertraute und König Kunde war. Ihre gut bezahlte Arbeit bei H&H, die ihr dieses Luxusleben erlaubte. Und zudem vielleicht unbekannte Drahtzieher im Hintergrund, die eingriffen, wenn sie nicht spurte. Ihre sprachliche Unsicherheit kaschierte sie durch Auftreten und Taten. Im Osten wurde früher russisch gelehrt. Nun büffelte sie heimlich die Szeneausdrücke in Englisch, der ehemaligen Kapitalistensprache.
Voller Vorfreude öffnete sie die Tischschublade und zückte eines dieser Kästchen von der Größe einer Zigarettenschachtel.
»Ja, mein lieber Michael.« Wenn sie seinen Namen sagte, wurde er besonders hellhörig, drehte den Kopf und hielt ihn leicht schief, so als könne er sie dadurch besser verstehen. »Wir werden sehr viel Zeit miteinander verbringen. Ich werde dich quälen oder in Ruhe lassen. Ganz wie es mir beliebt. Dein Urteil ist bereits gefällt. Mildernde Umstände kannst du vergessen. Ich bin der Good Cop und der Bad Cop in einem, und du hast nicht die geringste Chance, dich zu verteidigen.«
Sie ließ die Regler kurz klicken. Die blinkenden Leuchtdioden bestätigten, dass ihr Spielzeug einwandfrei funktionierte. Gebannt verfolgte er ihr Handeln. Wie sie genau vor seinen Augen die Kabel glatt zog und die Stecker einstöpselte. Wie sie mit den Klemmen spielte und sich dabei mit der Zunge lasziv über die Lippen fuhr. So als wollte der Vamp mal eben schnell den Lover vernaschen.
Mit zwei flinken Handbewegungen fielen die Butterfly-Klemmen zu Boden, und bevor der Schmerz den Hauch einer Chance hatte nachzulassen, schnappten die Stromklammern an den malträtierten Nippeln zu. Die englische Polizistin pfiff auf seine Rechte. Die Schatzkammer unter der Tischplatte enthielt zusätzliche schwarze Kästchen, farbige Kabel und böse Metallteile mit angelöteten Litzen.
Sogar ein Proktoskop mit zwei fetten Kabeln gehörte zum Arsenal des Scheinverhörs. Natürlich musste der Gefangene genau inspiziert werden, ob er verbotene Ware schmuggelte. Falls ja, wurde die Bestrafung sofort mit ein paar Stromstößen vollzogen. Sein Hintern zuckte dabei stets wie wild. Sie liebte dieses Spiel. Heute verzichtete sie auf eine anale Inspektion. Oder besser gesagt, er verzichtete darauf.
Besonders anregend fand sie die klinischen Stromklemmen mit dem Scherengriff. Sie standen meistens auf der Liste. Sie spielte mit ihnen vor seinem Gesicht, bevor sie zwischen seine Beine abtauchte. Er zog hörbar die Luft ein, während seine Vorhaut zerdrückt wurde.
Von den vier Kästchen führten Kabel zu seinem Körper, um ihm das imaginäre Geständnis abzupressen. Es sah aus, als hinge er an einem medizinischen Gerät. Die farbigen Leitungen führten zu den Klemmen an den Brustwarzen und dem Schwanz. Er saß auf Metallplatten, die ebenfalls unter Strom standen. Vier Klammern setzte sie an eine besonders fiese Stelle: die Innenseite der Oberarme.
Als alle Kabel fein säuberlich auf dem Tisch ausgerichtet waren, drehte sie die Regler auf. Ganz langsam, einen nach dem anderen. Er saß erwartungsvoll auf dem Stuhl, bereit für das erbarmungslose Verhör. Langsam begann er zu stöhnen und an seinen Gurten zu zerren. Er war sämtlicher Grundrechte beraubt. Freiheit, körperliche Unversehrtheit, Meinungsfreiheit. Nur die Würde ließ sie ihm. Sie liebte dieses Gefühl der absoluten Macht. Macht über seinen Körper, Macht über seinen Orgasmus, Macht über seinen Schmerz.
Ein Lämpchen nach dem anderen blinkte, und in seinem tyrannisierten Fleisch zuckte und brannte es im Takt. Sie musste sich nicht merken, welcher Regler zu welchem Körperteil gehörte. An seinen unkontrollierten Zuckungen erkannte sie, wo es gerade heftig pulste, piekte, glühte. Oft hielt er den Atem an, um hinterher einen animalischen Schrei in den Knebel zu stoßen.
Als alle Klemmen lichterloh flackerten, überließ sie ihn sich selbst. Sie liebte es, wenn er für sie litt. Zeit für eine kleine Pause. Sie ging in die Küche, um den Champagner zu holen. Als sie zurückkam, stöhnte und zappelte er bereits wie wild. Seine beginnende Erektion versuchte, die Scherenklemme abzusprengen. Sie war stolz darauf, dass sie ihn wieder in so kurzer Zeit hochgefahren hatte. Er war Wachs in ihren Händen, ihr völlig ausgeliefert. Sie konnte ihn manipulieren, wie es ihr gefiel.
»Show me how you masturbate!«, stand andauernd auf dem Zettel. Am Anfang fand sie das anmaßend und frech. Was erdreistete er sich, ihr zu befehlen, dass sie an ihrer Muschi herumfummeln sollte! In der Zwischenzeit fand sie Gefallen daran, dass sie ihn erregte. Das Gefühl, nur eine gut bezahlte Erfüllungsgehilfin zu sein, verschwand mit der Zeit. Sie hatte schließlich ebenfalls ihren Spaß. Jedenfalls solange sie sich mitten in ihrem Spiel befanden. Das Hochpuschen ließ keine negativen Gedanken zu. Später würde sie sich wie üblich ausgenutzt vorkommen – wie eine besser bezahlte Hure oder eine Luxushostess. Im Moment jedoch gab es für Düsternis, schalen Beigeschmack oder Frust keinen Platz.
Ihr sprießender Lustsaft verwandelte ihren Schoß in eine feuchte Spielwiese. Sie schob den Minirock ein wenig hoch und fasste sich in den knappen Slip unter der Strumpfhose. Der Blick auf ihre feuchte Grotte blieb ihm verwehrt. Er konnte höchstens erahnen, was sie tat. Mit zwei Fingern tauchte sie hinein und spielte mit sich selbst. Der Daumen neckte ihren Kitzler und für wenige Sekunden vergaß sie, wo sie sich befand.
Sie hielt ihm die klebrigen Finger hin, und er leckte sie gierig ab, bis kein Tröpfchen Lustsaft mehr daran hing. Es würde wieder ein schöner Abend werden. Ihr persönliches Aufputschmittel überdeckte die bleierne Müdigkeit und die Anstrengungen seit dem Abflug. Vergessen vorerst die quälenden Fragen, die Aussichtslosigkeit und die Ungewissheit, warum sie hierher geschickt wurde.
Sie befestigte Seile an seinen Knöcheln und zerrte die Füße nach hinten bis auf Höhe der Sitzfläche. Die Fußsohlen lagen brach und schutzlos vor ihr. Die gnadenlose Vernehmung fand ihre Fortsetzung. Der Rohrstock kümmerte sich intensiv um die empfindlichen Sohlen, während weiterhin Stromstöße durch seinen Körper zuckten. Kräftigere als zuvor. Er atmete bereits wieder viel zu regelmäßig. Die ausgedehnte Befragung war längst noch nicht fertig. Das Strafmaß betrug mindestens 20 Schläge pro Sohle – für vorsätzliches und dreistes Busenstarren.
Sie stülpte ihm den Sack über das Gesicht. Ohne Sicht würden ihm die Hiebe viel schmerzhafter erscheinen. Später würde sie ihn taub machen. Er würde nichts mehr sehen, nichts mehr hören, wäre aller Sinne beraubt. Ein harmloser Schlag mit der Gerte würde sich wie ein Brandeisen anfühlen. Langsam spürte sie einen leichten Druck auf der Blase. Das viele Wasser wollte heraus. Er hatte einen so schönen Blechnapf. Und was, lieber Michael, geschieht mit Jungfrauen im Bau? Richtig, sie werden durchgefickt. Der Umschnalldildo lag schon bereit. Sie liebte dieses Spiel. Es würde wieder ein schöner Abend werden.
Sie wusste, dass sie irgendwann anrücken würden. Obwohl sie die letzten Wochen gehofft hatte, dass sich dieser ominöse Spuk in Luft auflösen würde. Doch nicht mit ihnen, nicht mit dem mächtigen Pharmariesen H&H, Human and Healthy. Human – pah!, hatte sie sich in letzter Zeit öfter gedacht. K&K – »Knallhart und Korrupt« träfe besser zu.
Sie klingelten wenigstens anständig an der Tür und gaben ihr damit Zeit zum Türmen. Ihr Fluchtweg für diese Situation stand. Sie hatte ihn öfters klammheimlich nachts geprobt. Durch das Badezimmerfenster in den Garten, über den Zaun zu den Reichelts, dem Frührentnerehepaar. Anschließend mit einem Satz über das gestapelte Holz zu den Tuchers und am Schluss mittels der Komposttonne über den Lattenzaun klettern, bevor die Landstraße kam. Gegenüber begann der Waldweg. Ein Sprung über die Schranke und sie befand sich auf ihrer morgendlichen Laufstrecke. Und sie verfügte über eine ausgezeichnete sportliche Verfassung. Die Wohnung im Erdgeschoss erwies sich nicht nur als billig, sondern bot mit dem Badezimmer zudem auch noch einen heimlichen einen Hinterausgang über das Fenster.
»Ja, bitte?«, drückte sie den Knopf der Sprechanlage. Ein kleiner Monitor zeigte zwei unbekannte Gestalten. Euch hat sicher meine Ex-Chefin, diese französische Ziege Monique Delcroix, geschickt. Jede Wette.
»Guten Abend, Frau Sanders. Tschuldigung für die späte Störung. Wir sind von den Stadtwerken. Auf dem Grundstück ist ein Wasserrohr geplatzt.«
Wer’s glaubt … Sie fluchte, weil sie sich in ihren Laufschuhen beim Anziehen verheddert hatte. Sie trug bereits bequeme Shorts und ein T-Shirt. Zum Glück war die Nacht lau.
»Ach, wirklich? Das ist hoffentlich nichts Schlimmes? Ich war gerade unter der Dusche. Bitte warten Sie ein paar Minuten.«
»Natürlich, kein Problem. Wir warten hier.«
Auf dem kleinen Monitor verließ einer der Typen den Bereich der Kamera. Verfluchter Mistkerl. Der will bestimmt nach hinten in den Garten.
Sie raffte ihre Umschnalltasche mit den Wertsachen und eilte zum Bad. Das Fenster stand glücklicherweise noch offen, damit der Dampf abziehen konnte. Schemenhaft erkannte sie den anderen in der Finsternis. Er stand mitten auf dem Rasen und zündete sich in aller Ruhe eine Zigarette an. Dass er Raucher war, ließ auf eine schlechte Kondition schließen. Ein gutes Zeichen. Allerdings blockierte er ihren Fluchtweg. Das war schlecht.
Mit einem kräftigen Wurf flog das Haarshampoo in die Nacht, weg von ihrem Fluchtweg. Die Zigarette flitzte auf das Geräusch zu. Er marschierte brav in die falsche Richtung. Die alten Tricks funktionierten immer noch am besten.
Ein beherzter Satz über das Fenstersims, und sie spurtete los. Ab jetzt, Susi Sanders, nicht mehr denken, sondern nur noch rennen.
Sie rannte auf den Zaun zu, als sie ploppende Geräusche hinter sich hörte. Ihr schlimmster Albtraum wurde wahr. Er schoss mit einer Pistole mit Schalldämpfer auf sie. Ob sie ein leichtes Ziel abgab? Vier Plopps hatte sie gezählt. Sie rannte Zickzack, flüchtete wie ein Feldhase vor der Flinte des Jägers.
»Sie haut ab! Nimm den Wagen und schneid ihr den Weg ab!«, schrie es weit hinter ihr.
Narbengesicht hatte also die Verfolgung nicht aufgenommen. Sie vernahm schwere Schritte und ein Keuchen, das ein trockener Husten unterbrach, der die Schritte langsamer werden ließ. Nicht umdrehen, einfach rennen. Renn um dein Leben, Susi!
Der Zaun war ein Kinderspiel. Das nächtliche Training zahlte sich aus. Aber der Zaun bot keinen Schutz. Plopp. Plopp. Nichts, sie spürte nichts. Wie viele Schüsse hatte eine Pistole? Renn, Susi, renn! Der Holzstapel. Nur drei Schritte entfernt. Hopp, zwei, drei. Sie flog regelrecht über den Stapel, hatte zu viel Anlauf genommen, rollte sich ab und lauschte dabei gebannt mit angehaltenem Atem. Ihr Herz hämmerte im Hals, der Brustkorb hob und senkte sich, Sauerstoff hechelnd. Sie hörte ein Stöhnen und bellendes Japsen weit weg. Narbengesicht stellte im Moment keine Gefahr dar.
Sie visierte die Komposttonne im Zwielicht des Mondes an, spurtete los, sprang ab, landete mit beiden Beinen gleichzeitig auf dem Deckel und zog sich mit einem kräftigen Zug über den Lattenzaun. Eine spitze Holzlatte riss die Shorts auf und schrammte über den Oberschenkel. Sie unterdrückte den Schmerzensschrei, presste kurz die Hand auf die Wunde und wischte das Blut ab.
Ein Automotor heulte in der Nähe auf; Reifen quietschten. Sie ließ sich fallen, kullerte durchs Wiesenbord hinunter in den Straßengraben, duckte sich, wischte abermals mit der Hand über den blutenden Kratzer und verharrte neben der Landstraße. Das Gras biss und juckte, die Verletzung pochte. Aufgeblendete Autoscheinwerfer schossen direkt auf sie zu. Sie riss die Hand vor die Augen. Verfluchter Mist. Das muss der andere Verfolger mit dem Wagen sein.
»Professor McGallagher? Hätten Sie vielleicht einen Augenblick Zeit? Nur wenn es Ihnen nichts ausmacht. Diese Korallen sehen seltsam aus.«
Li Chan, die Austauschstudentin aus China am Marine Research Institute in Sydney, war sich nicht sicher, ob sie den Professor stören durfte. McGallagher stand am Fenster des Labors und studierte eine Statistik. Er sah kurz von seinen Unterlagen auf.
»Ja, Li Chan, was gibt es denn?«
»Ich bin mir nicht sicher. Diese Korallen hier haben alle schwarze Flecken. Wie bei der Korallenpest.«
Der Professor kam an ihren Tisch, nahm die Brille ab und schaute durch das Mikroskop. Li Chan stand geduldig neben ihm und wartete auf seine Analyse.
»Tatsächlich.« Professor McGallagher drehte das Mikroskop auf eine andere Vergrößerung. »Es sieht wirklich so aus, als wäre die Seuche abermals auf dem Vormarsch.«
»Oh mein Gott, das ist ja furchtbar – die armen Fische und anderen Lebewesen im Riff! Sie werden alle sterben, oder?«, fragte die Chinesin besorgt.
»Nein, Li Chan, dafür gibt es keine Anhaltspunkte. Die Wissenschaft hat nur Vermutungen darüber, wie diese Infektion entsteht und sich verbreitet. Tatsache ist, dass sie ausschließlich Korallen befällt. Im Moment können wir nichts unternehmen. Wir brauchen mehr Fakten. Ich muss mich mit Florida in Verbindung setzen. Im John Pennekamp Coral Reef State Park zerstörte diese Krankheit vor zwei Jahren fast zehn Prozent der Korallenpopulation.«
Er schaute auf seine Armbanduhr.
»Wir haben nach fünf Uhr. Legen Sie bitte trotzdem noch eine Kultur an. Danach können Sie Feierabend machen.«
Die warme Sonne warf lange Schatten über die schmucke Vorortsiedlung, und die Mütter begannen, ihre spielenden Kinder hereinzurufen. Langsam schoben sich Pick-ups, Vans und Kombis durch die schmalen Straßen. Die meisten Väter kehrten von ihrer Arbeit heim. Man grüßte sich. Jeder kannte jeden. Einige Autofahrer stoppten für einen kurzen Schwatz.
Steve Parker ließ den alten Wagen behutsam durch die Big Oak Road rollen, stets einen Fuß auf der Bremse. Er winkte den Kindern aus der Nachbarschaft zu, als er langsam über den Bürgersteig in seine Hofeinfahrt einbog.
»Hallo, Steve. Habt ihr Lust auf einen Pokerabend?«, fing ihn sein Nachbar Ron Rushman ab.
Steve blickte verlegen zum Haus, wo seine Frau Ashley hinter dem Küchenfester auf ihn wartete und ihm einen Luftkuss zuwarf. Er konnte es kaum erwarten, sie in die Arme zu nehmen.
»Hey, Ron, wie geht’s?«, gab er seinem Nachbar die Hand und hoffte, er würde nicht wieder so fest zudrücken.
Ron war wirklich nett, wenn man von ein paar kleinen Marotten absah. Er trug bunte Shorts, über denen ein völlig unpassendes T-Shirt hing, das seine Pfunde mehr betonte als kaschierte. Auf seiner kahlen Stirn glitzerten Schweißperlen, die vom Spiel mit seinen Kindern stammten.
»Ashley und ich, wir wollten eigentlich …«
»Ja, die jungen Leute. Denen wird es abends nicht langweilig, was? Ich wünschte, meine Barbara hätte auch so viel Feuer im Hintern. Oder arbeitet ihr in der Zwischenzeit an eurem Nachwuchs? Es wäre an der Zeit. Ihr seid die einzigen in der Straße ohne Kinder, wenn man vom Professor drüben mal absieht.« Ron gab sich oft direkt und ziemlich unverblümt.
»Du weißt ja, das Haus, die Hypothek. Das Leben wird nicht unbedingt billiger. Krankenpfleger verdienen nicht so viel, und wenn Ashley nicht im Call Center arbeiten würde, könnten wir uns so ein Haus gar nicht leisten.«
»Du sagst es. Alles wird teurer. Die verdammten Steuern sollen nächstes Jahr auch raufgehen. Die Staatssäcke bedienen sich fortwährend selbst, und wir glotzen dumm in die Röhre.«
Ron war bei seinem Lieblingsthema angelangt, und Steve nickte zustimmend, bis er seinen Erguss über die Politik beendet hatte. Seine Kinder rangelten um den Gartenschlauch und trafen Steve dabei mehrmals. Ron schalt sie, aber Steve ließ sie gewähren.
»Eine willkommene Abkühlung bei dieser Hitze.«
Er hob sein T-Shirt und wischte sich über das Gesicht.
»Also, viel Spaß, ihr zwei!«, verabschiedete sich Ron, nicht ohne eine eindeutige Handbewegung zu machen und schmierig zu grinsen.
Steve winkte Ashley zu und holte einen Blumenstrauß aus dem Heck des Wagens. Zwei Jahre waren sie verheiratet, und es gab selbst heute kaum einen Tag ohne stürmischen Sex.
»Rosen für die schärfste Braut von ganz Australien«, begrüsste er sie.
»Das ist aber nett, Steve! Hm – wie die duften!«
Ashley nahm ihm den Strauß ab und stellte ihn in eine Vase. Steve sah zu, wie sie die Rosen ausrichtete und an ihnen roch. Das schwere Aroma breitete sich über die ganze Küche aus. Ashley trug ein enges blaues Bustiertop und passende knappe Pants dazu. Sein Blick ruhte auf dem kleinen Hintern.
Ashley drehte sich um und kam, verführerisch mit den schmalen Hüften wackelnd, auf ihn zu. Unter dem Top zeichneten sich die Rundungen ihrer kleinen Brüste ab.
»Die schönen Blumen habe ich eigentlich gar nicht verdient.«
Ashley zog einen Schmollmund. Der Duft der Rosen hing betörend in der Luft.
»So? Was hast du denn getan? Warst du nicht brav?«
»Ganz und gar nicht!«, schüttelte sie den Kopf.
Sie legte beide Arme um seinen Nacken.
»Ich war böse.« Sie küsste ihn. »Ungezogen.« Ihr Bein schob sich in seinen Schritt. »Gar nicht brav.« Ihr Knie rieb über seine Hose. »Völlig unanständig.«
Steve schob seine Hände in ihre Pants, packte ihre Backen und zog sie mit einem kräftigen Ruck zu sich.
»Du warst wieder eine kleine Schlampe, stimmt’s?«
Ashley nickte heftig und schaute ihn von unten an.
»Bestrafst du mich jetzt?« Es klang mehr wie ein Flehen als wie eine Frage.
»Hm – vielleicht. Ich denke, wir sollten erst einmal duschen. Diese Affenhitze ist mörderisch.«
Mit einem Griff streifte er ihre Pants samt Slip nach unten. Sie rupfte an seinem T-Shirt und fummelte an seiner kurzen Hose. Sex lag in der Luft, das hemmungslose Ausleben schmutziger Fantasien, von denen ihre Nachbarn nicht einmal zu träumen wagten. Er zerrte an ihrem Top, öffnete den BH und stürzte sich mit dem Mund auf die erregten Knospen. Ihre Kleidungsstücke flogen im hohen Bogen bis ins Wohnzimmer.
Dann packte er sie und trug sie auf beiden Händen ins Bad. Sie war ein Leichtgewicht, das kein Gramm Fett auf den Rippen hatte.
Er stand hinter ihr und seifte ihre Brüste ein, was sie sichtlich genoss. Das lauwarme Wasser aus dem großen runden Duschkopf rieselte auf sie nieder wie aus einem Blätterdach im Regenwald. Sein dicker Prügel klemmte zwischen ihren Pobacken und rieb sich im Schaum des Duschmittels. Ashley presste den Aprikosenhintern zusammen, um es ihm ganz eng zu machen. Seine suchenden Hände wanderten über das kleine pechschwarz eingefärbte Dreieck auf ihrem Venushügel. Vorsichtig teilte er ihre Spalte, um sie ausgiebig und zärtlich zu waschen. Ashley hatte die Augen geschlossen und den Kopf nach hinten auf seine Schulter gelegt. Ein eindeutiges Zeichen des Genusses.
»Komm, wir gehen aufs Sofa«, forderte Ashley ihn auf.
Steves Erektion ließ auf dem Weg ins Wohnzimmer keinen Millimeter nach. Er spürte das Wippen seiner Latte bei jedem Schritt. Das Wasser lief in kleinen Rinnsalen über seinen Körper und tropfte zu Boden. Er stieß Ashley unsanft auf das breite Sofa. Bereitwillig legte sie sich auf den Rücken und spreizte die Beine.
»Mach’s mir.«
Den Kopf am Sofaende, einen Fuß über die lange Rückenlehne hängend, den anderen auf dem Boden aufgestellt, präsentierte sie ungeniert und weit gespreizt ihre Geilheit. Wie ein läufiges Tier, das bestiegen werden wollte und jedem potenziellen Begatter die geschwollene, stark duftende Möse feilbot.
Es war taghell. Nichts konnte man vor den Blicken des anderen verstecken. Er sah ihren bettelnden Blick auf seinen Prügel. Halb auf dem Sofa kniend, spielte er mit seiner feuchten Spitze an der blitzblanken Spalte. Die Gerüche der glänzenden Lotusblüte und des tropfenden Schwengels vermischten sich zu einem erotischen Bukett. Im Hintergrund dröhnte Kylie Minogues Rhythm of Love aus dem Radio.
Die Erektion in der Hand, ließ Steve seine Eichel vom Kitzler bis zum Damm gleiten; immer hoch und runter. Alles war schlüpfrig nass. Alles roch nach Fick. Er wollte sie. Sie wollte ihn. Hier und jetzt.
»Steck ihn rein«, bettelte sie.
Doch er spielte weiter und schob seine Hüfte nur so weit vor, dass sich die kleinen Fleischlippen leicht spalteten. Ihr forderndes Stöhnen durchbrach die Stille. I know what you like. You know just what to do to me, sang Kylie.
Mit seinem verschwitzten Körper lehnte er sich über ihren, nagelte sie unter sich fest und drang mit einem kräftigen Stoß in sie ein. Er spürte ihren Biss und das Saugen an seinem Hals. Ganz langsam und genüsslich zog er sie durch. Rein, raus. Unerträglich langsam. Sein Mund spielte mit den harten kleinen Knospen. Erst liebevoll mit der Zunge und den Lippen. Dann wilder mit den Zähnen. Saugen und beißen war eins. Er zog die Nippel lang, ohne das Ficktempo zu steigern. Machtlos wälzte sie sich unter ihm und schrie ungehemmt, wenn er erneut zubiss.
»Beiß, mich. Beiß mich fester.«
Steve zog das Tempo an und spürte, wie sich spitze Fingernägel unkontrolliert in seinen Rücken krallten. Ihre Hüften kreisten nicht mehr, sondern stießen sich ihm entgegen. Die Nägel zogen feurige Strahlen bis zu seinem Hintern. Ihr Kopf hing an seinem Hals wie ein Vampir. I can’t get enough yeah, I’m in heaven above. Kylies Hit näherte sich dem Höhepunkt, kurz bevor der Chor zum Finale einsetzte.
Er rammelte; hart und schnell. Spürte seinen Orgasmus kommen; wollte ihn beschleunigen.
»Schneller! Gib’s mir!«
Nein, er solle den Höhepunkt nicht hinausziehen, hatte sie gesagt. Je animalischer du mich fickst, desto geiler macht mich das. Lieber treiben wir es danach noch ein zweites Mal.
Hechelnd keuchte er dem Lustgipfel entgegen.
»Spritz ab. Spritz in mich rein!«
Er hörte kaum noch die obszönen Worte, die sie ihm ins Ohr flüsterte. Der weiße Saft pumpte tief unten in seinem Köper und katapultierte Sekunden später aus ihm heraus.
Es war das Wissen um ihre schmutzigen Sehnsüchte, das diesen Sex so besonders machte. Ashley hatte ihre Fantasien nur langsam offenbart. Sie sei nicht aus Zucker, hatte sie gemeint, und liebe es, wenn man sie grober anfasse. Wüste Bilder waren früher durch ihren Kopf gejagt, während sie sich selbst befriedigte hatte. Je abartiger die Gedanken, desto stärker war der Orgasmus gewesen.
In ihren Vorstellungen fesselte man sie, benutzte man sie, machte man sie hilflos, wollten dicke Prügel in ihre enge Rosette eindringen und darin abspritzen. Sie wurde durchgevögelt, musste ihren eigenen Saft von Schwänzen ablutschen, konnte nichts sehen, war an einem Baum gebunden. Sie wollte in einem Verlies eingesperrt sein, abgestraft werden, Schmerzen erleiden.
Sie wisse nie, wo die Realität aufhöre und die abstrusen Gedankenspiele anfängen, hatte sie ihm erklärt. Sie hatten es mit der Zeit herausgefunden.
Ashley lag nach wie vor rücklings auf dem Sofa. Steve machte sich nicht die Mühe, nach seinem Orgasmus ins Badezimmer zu gehen. Ashley ebenfalls nicht. Wenn schon schmutzigen Sex, dann mit allem Drum und Dran. Zwischen ihren angeschwollenen Schamlippen quoll die weiße Flüssigkeit langsam hervor und tropfte auf das Sofa. Über dem Eingang thronte eine reife Perle, die nach Befriedigung schrie.
In einer einzigen Bewegung packte Steve ihre Beine, bog sie über ihren Kopf und setzte sich vor die triefende Grotte. Der Pfirsichpo verlangte nach seiner Abstrafung. Ihre rechte Hand lag rubbelnd auf dem Kitzler, bereit, ihre Geilheit so anzuheizen, dass sie die Schläge als lustvolle Qualen empfand, wie sie es einmal erklärt hatte.
Er schlug zu. Nicht fest, nur mit der flachen Hand. Erst musste die leichte Rötung eintreten, bevor er schwereres Geschütz auffahren konnte. Steves Augen ruhten auf ihrem Lustzentrum und beobachteten ihre flinken Finger. Die Pobacken begannen sich zu verfärben. Dazwischen wälzte sich seine klebrige Flüssigkeit über die Kerbe und tropfte nach unten in einer kleinen Pfütze auf das Sofa. Wie ein kalbender Gletscher, der stückweise ins Meer brach. Ihre unkontrollierten Zuckungen trieben die letzten Reste seines Saftes durch ihre Höhle und sorgten für weiteren Nachschub.
Seine Hände brannten. Ashley war noch lange nicht soweit. Mit geschlossenen Augen flehte sie nach mehr.
»Schlag mich!« und »Fester!« stammelte sie gelegentlich. Sollte sie haben. Er ließ von ihr ab und stand auf.
»Geh auf die Knie.«
Mit einem Ruck zog er den Gürtel aus den Schlaufen seiner Hose, die auf dem Boden lag. Das braune Leder hinterließ ein kräftiges Rot. Das musste abartig ziehen, dachte er sich. Ashley dagegen ließ ihren Gefühlen freien Lauf. Er hoffte nur, dass das Fenster keinen Laut nach draußen dringen ließ.
Er spannte den Gürtel und zog durch. Wieder und wieder prasselte der Gurt auf die Rundungen, und er sah ihren Haarschopf hin und her fliegen.
»Mehr«, wimmerte sie und drehte abermals abrupt den Kopf.
Er flog regelrecht auf die andere Seite. Steve konnte ihre Fingerarbeit nicht sehen, war sich jedoch sicher, dass sie die Perle massiv wetzte.
»Schlag zu.«
Ihr Kopf flog nach links. Er setzte die kräftigen und regelmäßig niederprasselnden Schläge ab. Jetzt war sie reif. Er nahm den Riemen doppelt, holte aus und drosch drauf, als wäre sie ein gefühlloses Stück Fleisch.
»Jaa-aaahrg.« Ihre Finger und ihr Kitzler mussten glühen wie ihre abgestraften Pobacken, dachte er, während er zum nächsten Schlag ausholte.
»Je-eirg.«
Der Kopf flog nach rechts. Er straffte den Riemen, legte beide Seiten akkurat übereinander und zog durch. Zweimal, dreimal.
»Urgh.«
Ihr kleiner Pfirsich glich einer dunkelroten Tomate.
»Schlag mich doch.«
Das Zeichen. Sie war überreif. Er griff zu dem geschälten Haselnussstab und ließ ihn zur Androhung der harten Schläge kurz durch die Luft sirren. Mit immer härteren Schlägen tastete er sich langsam und vorsichtig an ihre Grenze heran.
»Fester!«, feuerte sie ihn völlig weggetreten an.
In dieser Phase sei sie völlig außer Kontrolle und giere nach mehr, hatte sie ihm erklärt. Die Verantwortung, dass die heiß ersehnten Schläge nicht ausuferten, lag komplett bei ihm. Wenn es nach ihr ginge, könnte er noch fester zuschlagen. Das erschien ihm zu primitiv und zu gefährlich. Es gab andere Möglichkeiten, die Qualen zu steigern.
Er legte den Rohrstock sanft auf die Hautfalte zwischen Po und Schenkel, um die Stelle zu markieren, die gleich furchtbar brennen würde. Dazu bedurfte es nur eines leichten Antippens mit dem Stock. Sie zog tief die Luft ein, hielt sie an und zappelte mit den Füßen.
»Pjiarrg. Jaaaaahhhhh.«
Er stopfte ihr ein Küchenhandtuch in den Mund und fixierte es mit dem Gürtel. Die Stockschläge hagelten weiter auf den wehrlosen Pfirsichpo, in die Falte und hinunter über die Oberschenkel. Zu dem kräftigen Dunkelrot gesellten sich bläuliche Streifen.
Er drehte ihr den Arm auf den Rücken, drückte den Kopf ins Sofa und zog mehrmals kräftig durch. Den gedämpften Schreien folgte ein tiefer Atemzug. Dann erstarrte sie, verhielt sich ganz still, nur das Prasseln der Einschläge hallte durch den Raum.
Ein dumpfes Dröhnen und Beben, wie das Donnern einer heranrollenden Lawine, die unkontrolliert zu Tale rast und alles umwälzt, was sich in den Weg stellt, kündigte die lang ersehnte Erlösung der schmerzgeplagten Geilheit an. Ashley schrie ihren Höhepunkt in das Handtuch und zitterte am ganzen Leib.
Steve kam aus dem Bad und betrat die Küche. Draußen war es mittlerweile dunkel. Ashley hatte kein Licht gemacht. Sie stand wie ein Scherenschnitt am Fenster und trank ihr großes Glas Wasser in einem Zug. Nach dem Sex ihr typisches Ritual. Der Rosenduft hing weiterhin schwer in der Luft, machte Lust auf einen weiteren Fick. Ashley trug nur einen String. Steve glitt hinter sie, fuhr über die Wülste seiner Schläge und spürte, wie die Backen ihre Wärme abstrahlten.
»Abkühlung gefällig? Das muss doch furchtbar weh tun?«, fragte er.
Sie schüttelte den Kopf.
»Das muss so sein. Das ist wie ein Orgasmus danach. Du warst wunderbar, Steve.«
Er küsste ihren Nacken und umfasste die Brüste. Normalerweise stellte diese Geste den Auftakt zur zweiten Runde dar. Im Moment spürte er jedoch eine Anspannung bei ihr.
»Was nicht in Ordnung, Ashley?«
»Ich weiß nicht. Schau mal, drüben beim Professor ist die ganze Zeit die Haustüre halb offen, und es brennt das Licht im Hauseingang. Aber es ist niemand zu sehen.«
Steve versuchte, etwas zu erkennen. Die vielen Büsche verdeckten jedoch jegliche Sicht.
»Ich kann nichts sehen. Ich gehe rüber und schaue nach dem Rechten.«
»Ich komme mit.«
Bereits von der Mitte der Straße aus erkannte Steve, dass Professor McGallagher im Hauseingang gestürzt war, und spurtete los. Ashleys Stimme schrie hinter ihm.
Unter dem Kopf des Professors sickerte Blut hervor. Steve kniete sich neben ihn, suchte den Puls an der Halsschlagader und prüfte seine Atmung. Es gab keine Lebenszeichen mehr.
Steve presste dem Mann die Nase zu und startete die Reanimation. Unermüdlich presste er Luft in die leblosen Lungen. Doch weder die Mund-zu-Mund-Beatmung noch die kräftige Herzmassage holten den Professor ins Leben zurück.
Er gab auf und erhob sich. Erst in diesem Augenblick nahm er die Nachbarn wahr, die hilflos diskutierend auf dem Rasen standen. Barbara tröstete Ashley. Ron legte mitfühlend seinen Arm um ihn.
»Mach dir keine Vorwürfe. Du hast alles getan, was in deiner Macht stand. Es ist nicht deine Schuld. Keiner weiß, wie lange er schon hier lag«, meinte er tröstend.
Steve wartete gemeinsam mit der kleinen Menschenansammlung auf die Rettungskräfte. Die Gespräche waren gedämpft, viele schüttelten den Kopf, konnten das Geschehene nicht begreifen. Von weit her hörte man den heulenden Klang einer Sirene. Ashley fasste nach seiner Hand und drückte sie fest. Steve nahm sie in den Arm und wischte ihre Tränen weg. Er beobachtete erwartungsvoll die Straße, als könnte der herannahende Krankenwagen alles rückgängig machen. Dass dieser schöne Tag so furchtbar enden musste!
Li Chan, die Studentin aus dem Reich der Mitte, stand in ihrer kleinen Wohnküche im 15. Stockwerk eines Hochhauses und starrte ins Dunkle. Düster blaues, fahles Licht drang von außen in das kleine Appartement und legte sich über die wenigen Möbel. Der Wasserhahn tropfte. Auf dem Gang vor der Haustür stritten Kinder um ein Spielzeug. Irgendwo heulte ein Hund. Der Nachbar hatte den Fernseher wieder auf volle Lautstärke aufgedreht. Trotzdem – Zeit und Raum waren für sie nicht existent.
Etwas Furchtbares hatte sich ereignet. Ihr Lehrherr Professor McGallagher war tot. Die Polizei hatte angerufen. Hier in diesem fernen Land. Eine Schande. Mit der Polizei hatte man nichts zu tun, wenn man rechtschaffen war. Wann hatten sie angerufen? Vor einer halbe Stunde, einem Jahr, einem Leben? Welche Rolle spielte das jetzt noch? Es würde sich herumsprechen. Sie. Der tote Professor.
Natürlich hatte sie nichts mit seinem Tod zu tun. Der Professor starb zu Hause. Sie hatte ihn zuletzt im Labor gesehen, nachdem sie die Kulturen angelegt hatte. Er wollte mit Florida telefonieren. Und nun war er tot. Das war so unbegreiflich, wie wenn die Sonne nie wieder aufgehen würde. Morgen musste es erneut Tag werden, und der Professor würde wie üblich im Labor sein. Alles nur ein böser Traum. Was geschah jetzt mit der Korallenpest? Durfte sie morgen überhaupt ins Institut gehen?
Sie musste mit jemanden reden, sonst würde sie verrückt. Wen konnte sie anrufen? Zu wem sollte sie gehen? Sie kannte niemanden in Australien. Sie sollte hier studieren, ihrem Land dienen und sich nicht in schäbigen Bars herumtreiben, um Bekanntschaften zu schließen oder gar Unzucht zu begehen. Die großmütige Erlaubnis ihres Heimatlands ließ keine Zeit für Müßiggang. Erst recht nicht, wenn das einzige erlaubte Kind bei fast allen chinesischen Familien eigentlich ein Sohn sein sollte. Sie war ein Mädchen, eine Verdammte, keine würdige Nachfolgerin, um die Familientradition aufrecht zu erhalten. Sie war kein Junge, sie musste sich erst beweisen.
Sie, die junge Frau, dem die große Volksrepublik gnädigerweise ein exklusives Studium im Ausland erlaubt hatte. Die größte Ehre, die ihr zuteil werden konnte. Aber nun war der Professor tot. Ihr Name war gefallen. Bald würden es alle wissen. Auch ihr Mäzen, ihr Förderer, der Bruder ihres Vaters, das langjährige Parteimitglied, der Botschafter und Wirtschaftssonderbeauftragte Chinas in Australien, der mächtige Hun Lo würde es bald erfahren.
Gehörte es sich, ihn anzurufen? Geziemte es sich, ihn zu so später Stunde zu stören? Er würde sicher empört sein. Sie hatte die Familie entehrt. Doch er würde es bald ohnehin erfahren. Besser, er erfuhr es aus ihrem Mund.
Sie holte das Handy aus der Hosentasche und klappte es auf. Das Display warf sein diffuses Licht in den Raum. Auf der Anzeige erschien die Uhrzeit: 20:17 Uhr. Sie klappte es zu und starrte in die endlose Dunkelheit. Die Polizei hatte angerufen. Die Sonne ging nie wieder auf. Sie hatte damit nichts zu tun. Doch die Korallenpest war vielleicht gefährlich, und nur sie wusste derzeit von der Seuche. Sie machte das Licht an und wählte die Nummer von Hun Lo.
Hun Lo, der Wirtschaftssonderbeauftragte Chinas, saß in seinem Arbeitszimmer, nur mit einem seidenen Hausmantel bekleidet. Auf sechs Flachbildschirmen, eingelassen in eine Teakholzschrankwand, flimmerten die aktuellen Börsenkurse. Die Klimaanlage lief auf vollen Touren, um der Hitzeabstrahlung der Computerserver Herr zu werden. Dennoch herrschte eine stickig warme Atmosphäre in dem Raum.
Hun Lo überprüfte diverse Konten am Computer. Seine finanziellen Mittel schmolzen im Moment wie Schneemänner beim herannahenden Frühling. Neue Schneewolken, sprich: lukrative Investitionen waren nicht in Sicht. Noch ein paar Monate, und die ersten Banken würden dezent nachfragen, wie er sich vorstellte, die roten Zahlen wieder auszugleichen. Er nagte an einem Bleistift, während die Kapitalbewegungen seiner Schweizer Gelder über den Bildschirm liefen. Er fragte sich, wofür diese Frau nur so viel Geld brauchte.
Die Zeiten, da er als KP-Mitglied ein gesichertes Einkommen durch ihm diskret zugesteckte Umschläge hatte, waren vorbei. Seine Funktion in Australien stellte keine Beförderung dar; die Partei hatte ihn standesgemäß entsorgt. Als China begann, an der westlichen Profitgier zu lecken, folgte eine Scheinaktion gegen Korruption der nächsten – wie zum Beispiel das Plattwalzen unzähliger raubkopierter CDs auf einem öffentlichen Platz mit Reportern und Kameras aus der ganzen Welt. China strebte das globale Siegerpodest an, und er hatte sich zum Hindernis entwickelt. Dabei ging hinter den Kulissen alles weiter wie bisher. Außen hui, und innen korrupt.
Jedenfalls hatte er sich genügend Kontakte aufgebaut, um für den Rest seines Lebens ausgesorgt zu haben.
Die momentane kleine Durststrecke ging sicher bald vorüber. Man nannte ihn schließlich nicht umsonst den schlauen Fuchs. Sein Riecher für gute Geschäfte war legendär. Er hatte keine Skrupel, Informationen an zahlungskräftige Industrieunternehmen, Investoren oder Banken zu verkaufen. Er lieferte seit Jahren Berichte aus Asien nach Europa und Amerika. Hongkong-Grippe oder Aktienmarkt, Regierungsentscheide oder Bauboom, Geflügelpest oder Investment, neue Gesetze oder Firmenpleiten. Er besaß stets das Aktuellste an Neuigkeiten. Was andere daraus machten, interessierte ihn nicht. Trotzdem – die Hysterie in den heutigen Industriegesellschaften verstand er weiterhin nicht. Wieso begann im Westen eine Panik, wenn in Hongkong ein paar Leute husteten?
Er schaltete den PC ab und ging ins Schlafgemach. Es war an der Zeit, die Gegenleistung für seine strapazierten Konten einzufordern.
Kerry rekelte sich auf dem breiten Wasserbett. Aus der eingebauten Musikanlage wimmerte ihre kalifornische Lieblingsband. Ein schweres Parfüm schwängerte die tropisch warme Luft. Hellblaue Dessous zierten ihren Körper. Er fand, dass sie sündhaft teuer aussahen. Ob das die Buchung von Paris war? Sie stellte die Musik ab und richtete sich auf, als er das Schlafgemach betrat. Die von Salzwasser und Sonnengenuss ausgebleichte Haarpracht hatte sie frisch gefärbt. Zwei blonde Haarsicheln umrahmten das stark geschminkte Gesicht. Ihre monströse Oberweite schien den blauen Stoff fast zu sprengen. Die großen dunklen Höfe lugten knapp über den Rand des Büstenhalters. Die Schönheitsoperationen hatten ein halbes Vermögen gekostet. Aber sie waren jeden Dollar wert.
Der knappe String ließ viel gebräunte Haut frei. Kerry hielt nichts von der puritanischen Prüderie ihrer Landsleute in den USA. Er konnte sich stets an ihren Rundungen ergötzen.
Sicher, sie war keine 20 mehr. Zu ihren Vorteilen zählte allerdings, dass die ehemalige Kalifornierin sich weltgewandt auf dem internationalen Parkett bewegen konnte, ohne von einem Fettnäpfchen in das nächste zu treten. Ein weit verbreiteter Fauxpas vieler jüngerer Silikonhühner, wie er in der Vergangenheit leidvoll hatte erfahren müssen. So gesehen stellte ihre Partnerschaft eine ideale Symbiose dar. Er brauchte eine Frau zum Vorzeigen und sie sein Geld.
Er füllte zwei Gläser mit edlem französischem Champagner und stellte die Klimaanlage an. Kerry liebte es heiß. Wenn anderen bereits der Schweiß auf der Stirn stand, begann sie sich erst wohlzufühlen. Ein Relikt ihrer Herkunft. Er beobachtete sie aus dem Augenwinkel heraus.
»Was hast du?«, fragte sie.
»Ich habe nur darüber nachgedacht, welches Glück uns beschieden war, dass ich dich auf dem Botschaftsempfang getroffen habe.«
Sanft strich er mit einer Hand über ihr Gesicht, um eine Haarsträhne beiseite zu schieben.
»Du alter Schmeichler.« Sie nahm das Glas, das er ihr reichte.
»Auf dein spezielles Wohl.« Er prostete ihr zu.
Sie runzelte die Stirn und sah ihn fragend an.
»Mein Wohl?«
Er nippte an seinem Glas.
»Du bist wirklich wunderschön.«
»Du hast dafür bezahlt. Ich bin froh, dass es dir gefällt.«
Sie glitt mit den Händen über ihre Brüste.
»Apropos bezahlt – da ist eine Buchung von knapp 5000 Dollar auf deiner Kreditkarte.«
Sie antwortete nicht, sondern leerte das Champagnerglas in einem Zug. Er sah sie nicht schlucken. Stattdessen streckte sie sich über das Bett und kroch auf seinen Schoß zu. Wie eine Schlange auf Beutejagd. Ihre Hände teilten den seidenen Hausmantel und ihr Kopf vergrub sich in seinem Schoß.
Das Prickeln des Champagners an seiner Schwertspitze ließ ihn augenblicklich die prekären finanziellen Umstände vergessen. Ihre vollen Lippen, der kribbelnde Champagner und ihre knetenden Hände spielten eine unglaubliche Sinfonie. Er fühlte das tiefe Pochen, das sein bestes Stück aufrichtete. Jeden Pulsschlag ein wenig mehr. Er spürte, wie ihre Zähne sanft das fester werdende Fleisch prüften. Die kleinen Bisse jagten ihm eine Gänsehaut über den Rücken. Er schaute zu, wie sich die Lippen pausenlos über die feuchte Spitze stülpten. Sie war wirklich gut. Jeden Dollar wert, den sie verheizte.
Er spürte den herannahenden Orgasmus und schob ihren Kopf weg. Sie versuchte stets aufs Neue, ihn so schnell wie möglich kommen zu lassen, damit sie den Rest des Abends ihre Ruhe hatte. Alles an ihr war falsch. Ihr Busen, ihr Po, ihre Hüften, die straffe Haut in ihrem Gesicht, ihre Haartönung, ihr Stöhnen, ihre Komplimente, ihr Sex, ihre vorgetäuschten Orgasmen und ihr Bekenntnis, dass sie es am liebsten anal trieb. Und dass sie erst 40 sein sollte, würde sich bei näherer Durchleuchtung wahrscheinlich ebenso als Lüge herausstellen. Geld lässt die Menschen zu Marionetten werden. Und er war der Puppenspieler. Diese Kontrolle fühlte sich erregender an als alle Brüste dieser Welt.
Er bugsierte sie in die Hündchenstellung. Sie würde ihn dafür hassen und trotzdem stillhalten, weil sie keine andere Wahl hatte. Sie liebte das Geld und ihren Status mehr als ihre eigene Würde. Diese westliche Selbstaufgabe würde er nie verstehen.
Sein hartes Schwert streifte bei jedem Stoß am blauen String entlang, den er nur beiseite gezogen hatte. Die drallen Pobacken vor Augen, fühlte er sich wie die früheren Herrscher, die ihre Konkubinen nahmen. Wer zahlt, befielt. Eine gute alte Wirtschaftsregel. Sie konnte für das Privatleben nicht so falsch sein. Bisher hatten alle seine Frauen gespurt.
Er machte sich nicht die Mühe, Kerry zu erregen. Vorspiel war etwas für junge Verliebte. Wer die Macht hatte, nahm sich, was er brauchte. Ohne langes Zaudern.
Er zog sein Schwert aus ihrer Scheide und begann an der kleinen Pforte zu spielen. Dieses unausgesprochene Machtritual berauschte ihn stets aufs Neue. Er wartete darauf, dass sie ihn aufforderte einzutreten.
»Oh ja, schieb ihn rein! Fick mein kleines Arschloch! Es ist schon ganz geil auf dein Schwert. Bums mich durch und spritz mich voll!«
Wie vulgär sie doch sein konnte. Und sie gehorchte brav. Wozu sich Menschen für Geld alles hergaben!
Gerade als er mit der Schwertspitze das enge Tor durchqueren wollte, hüpfte das kleine Handy vibrierend über den Nachttisch. Das Telefon ans Ohr gedrückt, verschwand er aus dem Schlafzimmer. Er erwartete einen lukrativen Anruf, sonst hätte er sie nicht so schnell ziehen lassen. Aber es meldete sich Li Chan, die Tochter seines Bruders.
»Li Chan, mein Kind, beruhige dich doch. Wir müssen alle diese Welt verlassen, um in eine bessere aufgenommen zu werden. So steht es ohnedies seit Jahrhunderten in unseren Büchern geschrieben«, versuchte er sie zu beruhigen.
»Der Professor ist …« – ein neuer Weinanfall schüttelte sie – »… er war gar kein Buddhist.«
Er hatte zurzeit wenig Lust, mit seinem Zögling über Religion zu diskutieren. Einzig die asiatische Höflichkeit hielt ihn davon ab, das Telefonat abzuwürgen.
»Li Chan, versuche dich nicht so aufzuregen. An was ist denn Professor McGallagher gestorben?«