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Direktor Kakadu hat Abdi nach seinem letzten Coup angedroht, ihn von der Schule zu schmeißen. Seitdem ist Abdi mit seiner Ghetto-Gang zahm wie eine Schafherde und mir ist laaaangweilig. Keine Streiche, keine Chaos-Aktionen, keine genialen Coups. Määhhhh! So geht das wirklich nicht weiter! Dabei hat Abdi letztens noch getönt, dass er jetzt unter die Freerunner gegangen ist und niemand ihn im Parkour schlagen kann. Vielleicht sollte ich ihn ein bisschen herausfordern? Bei so einer Kletter-Challenge geht es dann mal richtig hoch hinaus!
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Seitenzahl: 101
Jakob Musashi Leonhardt
KINGS OF CHAOS
Fit wie ein Faultier
Mit Illustrationen von Sebastian Heidel
Jakob Musashi Leonhardt,geboren 1975, ist ein Weltenbummler und in Tokio genauso zu Hause wie in Hamburg. Er hat einige Romane für junge Leser veröffentlicht und ist zudem als Musiker und Sounddesigner tätig. Zu seinen Leidenschaften zählen das Tauchen, japanischer Sencha-Tee sowie die Musik von Coldplay.
Weitere Bücher von Jakob Musashi Leonhardt im Arena Verlag:Knapp vorbei ist auch danebenEin genialer Chaot packt aus In der Faulheit liegt die KraftGeniale Chaoten fallen nicht vom Himmel Chaos ist das halbe LebenEin verkanntes Genie auf der Überholspur Erst der Spaß, dann das VergnügenGeniale Chaoten bringt nichts auf die Palme
Auch als Hörbücher erhältlich.
Im Pyjama um halb vier(zusammen mit Gabriella Engelmann)Henry Vegas. Auf Klassenfahrt durch die GalaxieHenry Vegas. Gefangen auf dem Spaßplaneten
Kings of ChaosZahm wie Schulhofhaie
1. Auflage 2018 © 2018 Arena Verlag GmbH, Würzburg Alle Rechte vorbehalten Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30827 Garbsen Einband- und Innenillustrationen: Sebastian Heidel Covergestaltung: Juliane Lindemann ISBN 978-3-401-80783-6
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Abdi: Voll krass, Pythagoras!
Gongeldongelbing! Gongeldongelbing! Gongeldongelbing!
Was ihr da hört, ist das schönste Geräusch der Welt! Es ist die Klingel der Einstein-Gesamtschule, die das Ende des Unterrichts verkündet.
Für Gleb, Jawid, Eymen und mich ist es also Zeit aufzuwachen! Wir so räkel-gähn-kratz-den-Bauch und so. Endlich können wir nach Hause gehen.
Obwohl, Leute, haltet euch fest. Ich, Abdi Halman, Chaoskönig und größter Streichespieler aller Zeiten, habe vorhin sogar im Unterricht mitgemacht. Herr Laddenbeck, unser Mathelehrer, hatte ein Rechter-Winkel-Dreieck an die Tafel gemalt. Dann wollte er wissen, wie viel Grad zwischen Hypothenusen-Dingsbums und Katheten-Dingsbums ist, wenn der Winkel zwischen Ankatheten-Dingsbums und Hypothenusen-Dingsbums 45 Grad beträgt.
Ich also blätterblätter im Mathebuch, dann lesles und grübelgrübel. Schließlich geht mir eine LED auf. Die Antwort ist Pythagoras-krass einfach. Ich hebe schnippschnapp den Finger. Laddi, so nennen wir Herrn Laddenbeck, kann es gar nicht glauben.
Laddi so: Du meldest dich, Abdi? Willst du etwa auf die Frage angworten? Im Ernst?
Ich so: Ist voll krass Sternenzerstörermäßig ernst.
Laddi so: Das ist toll. Also, wie lautet deine Antwort?
Ich so: Binisch alter Eckenchecker, Laddi. Dreieck ist wie mein Bruder Ömer auf Autobahn! Fährt immer 180. Hassu 90-Grad-Ecke und 45-Grad-Ecke, ist letzte Checker-Ecke auch 45 Grad.
Laddi so: Deine Antwort ist also 45 Grad?
Ich so: Ist korrekt. 45 Grad!
Laddi so: Hast du Fieber, Abdi?
Ich so: Nur normales Bin-in-Schule-Fieber, warum?
Laddi so: Weil deine Antwort stimmt.
Ich so: Sicher, wassonst?! Sagisch binisch Eckenchecker.
Laddi so: Ich bin wirklich beeindruckt. Scheint so, als hättest du im Unterricht aufgepasst.
Ich so: Neverever niemals. Sie kennen mich. Ich passe NIE auf! Ist voll Beleidigung.
Laddi so: Du kriegst trotzdem eine Eins.
Ich so: Jetzt habe ich wirklich Fieber! Aber mindestens Blut-kocht-blubbermäßig-100-Grad-ab-ins-Krankenhaus-Fieber.
Das Problem ist, dass Laddi recht hat. Ich habe wirklich aufgepasst. Weil ich – haltet euch fest, Checkers – gar kein Streichekönig mehr bin. Oder besser gesagt: Ich mache gerade Streiche-mäßig Pause. Und zwar schon seit drei Wochen! Habisch seitdem nicht eine Chaosaktion gestartet! Nicht einen Lehrer geärgert! Original zero gar nicht!
Kakadu, unser Direktor, hat nämlich geschworen, mich auf der Stelle von der Schule zu werfen, wenn ich mir auch nur das kleinste bisschen zuschulden kommen lasse. Bin im Moment darum Faultier-mäßig brav. Ist besser so, echt jetzt.
Darf ich vorstellen: Das sind Gleb Golubew, Jawid Ansary, Eymen Kocoglu und ich, Abdi Halman. Zusammen sind wir eine Gang. Genauer gesagt, eine Streiche-Chaos-Gang. Unsere Mitschüler lieben uns, weil wir Abwechslung in den koma-tiefschlafmäßigen Schulalltag bringen. Und die Lehrer hassen uns, weil wir den koma-tiefschlaf-mäßigen Schulalltag immer wieder in eine Ich-lach-michtot-Party verwandeln. Aber im Moment sind wir friedlich wie eine grasende Schafherde. Original määh-määhmäßig echt jetzt!
JUSTUS: Mit vollem Mund spricht man nicht!
Nach der Schule stehe ich mit meinen Buddys, also mit Derek, Rahul, Kira und Adam2 auf dem Schulhof. Wir sind echte Freunde geworden, obwohl ich ja noch gar nicht so lange auf dieser Schule bin. Aber in den letzten Wochen haben wir gemeinsam eine ganze Menge auf die Beine gestellt. Um genau zu sein, eine ganze Menge Streiche. Und zwar geniale, witzige, chaotische Superstreiche.
Da war zum Beispiel der Hitzefrei-im-Winter-Streich. Oder die Faule-Tomaten-Dusche. Super war auch der Geister-im-Klassenzimmer-Streich! Die ganze Schule stand Kopf. Und wir hatten richtig viel Spaß. Mit unseren Aktionen haben wir Abdi und die Ghetto-Gang ganz schön herausgefordert. Denn bis dahin war Abdi der unangefochtene KING OF SCHOOL, der Streichekönig der Albert-Einstein-Gesamtschule. Aber das konnte ich natürlich nicht tatenlos hinnehmen. Schließlich war ich an meiner alten Schule der Streichinator – der genialste Streichespieler aller Zeiten. Und diesen Ruf wollte ich ganz bestimmt nicht aufgeben, nur weil ich die Schule gewechselt hatte.
Aber es war ja klar, dass Abdi und seine Freunde das nicht einfach so hinnehmen würden.
Darum ist zwischen Abdi und mir ein irrer, verrückter, chaotischer Streichebattle ausgebrochen. Wir wollten herausfinden, wer der wahre KING OF SCHOOL ist, also, wer von uns die besten Streiche spielen kann. Eine heftige Aktion folgte der anderen!
Am Ende stand es genau unentschieden. Beide Teams hatten jeweils die Hälfte der Stimmen aller Schüler bekommen.
SCOREBOARD ABDI-JUSTUS-BATTLE:TEAM ABDI: 500 TEAM JUSTUS: 500
Dann aber ist Abdi mit einem Coup zu weit gegangen. Er hat mehr oder weniger die gesamte Fassade der Schule mit einem riesigen Graffiti verziert: ABDI KING FOREVER.
Es war eine beeindruckende und mutige Aktion! Aber auch ziiiiiemlich leichtsinnig. Weil: Wenn man seinen eigenen Namen an die Schule sprüht, ist es nicht soooooo schwer herauszufinden, wer der Übeltäter ist!
Unserem Direktor, Herrn Karwendel-Dussmann, den wir immer nur Kakadu nennen, ist der Kragen geplatzt. Er hat Abdi in sein Zimmer gerufen und ihn so dermaßen zu Kleinholz verarbeitet, dass Abdi danach aussah wie Pinocchio, der in eine Hobelbank geraten ist. Er hat mir fast leidgetan.
Abdi hat natürlich alles abgestritten und behauptet, das Graffiti wäre gar nicht von ihm. Aber dann hat einer aus unserer Klasse, Pierre Lassogowski, ein mega unsympathischer Streberschleimer, in Abdis Schultasche ein paar Spraydosen entdeckt und ihn verpfiffen. Damit war es aus. Abdi wurde hammerhart bestraft. Kakadu hat ihm gedroht, ihn beim nächsten noch so kleinen Streich sofort von der Schule zu werfen!
Seitdem ist Abdi ein Schatten seiner selbst. Er macht keine Streiche mehr, plant keine Chaosaktionen und disst auch keine jüngeren Schüler, die er nicht leiden kann. Er ist hundert Prozent brav!
Wir stehen also auf dem Schulhof herum, starren uns gegenseitig an und sind komplett ratlos. Derek, dessen Lieblingshobby Essen ist, beißt in seinen Nach-der-Schule-vor-dem-Abendessen-Burger und sagt mit vollem Mund: »If kann ef gar nift glauben. Abdi Halman beteiligt fich am Unterrift. Waf kommt alf Näftes? Freibt er in der Klaffenarbeit eine Einf?!«
Kira blickt Derek streng an und sagt: »Mit vollem Mund spricht man nicht.«
Derek beißt wieder in seinen Burger und sagt: »If hab aber immer den Mund voll. Muf also auch fo gehen.«
Rahul winkt ab. »Mund voll oder nicht, jedenfalls hat Derek recht. Abdi ist nicht mehr der alte. Er macht im Unterricht mit und bekommt gute Noten. Das ist echt unheimlich.«
Adam2, der wirklich sehr schweigsam ist, sagt wie immer gar nichts. Aber sein Gesicht verrät, was er denkt. Er findet das Ganze genauso verrückt und traurig wie wir alle.
Schließlich starren die vier mich an und ich zucke mit den Achseln und sage: »Eigentlich müssten wir uns ja freuen. Jetzt, wo Abdi aus dem Rennen ist, gehört die Schule uns. Wir müssen nur ein paar kleine Streiche spielen und schon sind wir die unangefochtenen KINGS OF SCHOOL!«
Die anderen nicken begeistert und wollen am liebsten sofort damit anfangen.
Aber ich schüttele den Kopf und erkläre seufzend: »Das fühlt sich doch nicht richtig an, Leute. Ich meine, wie kann man einen Battle gewinnen, wenn der Gegner gar nicht mehr antritt? So einfach dürfen wir es uns nicht machen. Auf die Art will ich nicht gewinnen. Wir müssen uns schon etwas Besseres einfallen lassen!«
Enttäuscht starren die anderen vor sich hin. Dann fragt Kira: »Und? Hast du schon eine Idee?«
Ich grinse und antworte: »Noch nicht. Aber verlasst euch auf mich. Ihr wisst doch, ich bin der Streichinator. Mir wird schon was einfallen.«
Darf ich vorstellen: Das sind Derek Müller, Rahul Gupta, Kira Nguyen, Adam2 und ich, Justus Bachmann. Abdi hat mir den Spitznamen Justus Bieber verpasst – oder einfach nur Bieber. Die anderen nennt er: den Walfisch, den Zwerg, das Jungemädchen und den schwarzen Riesen. Aber das ist uns egal. Spitznamen sind Ehrennamen. Wir sind nicht unbedingt eine Gang. Wir sind eher Wissenschaftler. Genauer gesagt, sind wir Streichologen. Gemeinsam hecken wir jede Menge Streiche, Chaosaktionen und andere Genialitäten aus. Dafür lieben uns unsere Mitschüler. Und dafür hassen uns die Lehrer. Im Moment sind wir aber traurig. Weil unser Lieblingsfeind uns verlassen hat.
Abdi: Nix da!
Es ist später Nachmittag. Die Checkers und ich sitzen in Uncle Serhat’s Dream Döner, dem Imbiss meines Onkels. Wir trinken Tee, naschen Sigara Böregi und starren auf den Fernseher, wo Musikclips laufen.
Das Lokal meines Onkels ist nicht einfach ein Imbiss. Dafür habe ich gesorgt. Es ist eher eine Art türkischer Diner mit coolen Möbeln und leckerem Essen – sozusagen ein Döner-Diner. Hinten gibt es noch einen Shisha-Raum, wo die älteren Jungs und Girls abhängen. Ich helfe hier als Kellner aus und bessere so mein Taschengeld auf.
Gleb, er kommt aus Kasachstan, sagt mit schnarch-langsamer Leierstimme: »Mann, Leute. Seit wir keine Streiche mehr spielen, ist mir total langweilig. Mir ist schon richtig übel vor Langeweile.«
Jawid, ein krass cooler Afghanistan-Checker, nickt träge und sagt: »Wollte ich auch gerade sagen. Aber mir ist so langweilig, dass ich vor Langeweile gar nicht mehr sprechen kann.«
Eymen, der ein bisschen langsam im Kopf ist, fragt: »Was habt ihr gesagt? Ach, ist auch egal. War bestimmt langweilig.«
Dann drehen sich alle drei Checker zu mir um und gucken mich böse an. Als ob ich schuld daran wäre, dass sie an Morbus Schnarch, sprich tödlicher Langeweile, leiden.
Ich reibe mir mit der Hand durchs Gesicht und sage: »Es tut mir echt voll leid, Checkers. Aber im Moment dürfen wir nun mal kein Chaos anrichten. Kakadu macht mich sonst zu Kleinholz.«
Gleb sagt: »Er hat doch nur gesagt, dass er dich von der Schule schmeißt, wenn du noch was ausfrisst.«
»Eben«, antworte ich.
»Lieber von der Schule fliegen als vor Langeweile sterben«, meint Jawid.
»Aber wenn ich von der Schule fliege, wird dieser nervtötende Justus-Bieber-Typ auf jeden Fall KING OF SCHOOL. Das geht gar nicht«, protestiere ich.
»Aber so wird er jetzt auch King. Weil wir uns in tiefgefrorene Mumien verwandelt haben, die keine Streiche mehr aushecken«, gibt Gleb zu bedenken.
»Du machst sogar schon im Unterricht mit. Bist ein voll peinlicher Ich-liebe-alle-Lehrer-Streber geworden«, sagt Jawid giftig.
»Das war ein Versehen«, verteidige ich mich.
Gleb grinst seltsam. »War aber schon cool, was du über Pythagoras, den alten Eckenchecker, gesagt hast. Kannst du mir das nicht mal erklären, oder so? Ich könnte auch eine gute Note gebrauchen.«
»Echt jetzt, oder was?«, frage ich.
Gleb nickt. Und Jawid und Eymen nicken genauso.
Dann passiert etwas Jedi-Ritter-mäßig Unfassbares. Wir vier – die gefürchtetste Streichecombo südlich des Nordpols und nördlich des Südpols – sitzen um den Tisch herum und studieren gemeinsam unser Mathebuch. Wir zücken sogar die Bleistifte, malen dreieckige Vierecke und viereckige Dreiecke, rechnen Winkelsummen aus und schwingen den Zirkel, um den Cosinus vom Tangenten-Dingsbums zu bestimmen. Oder so.
Mann, hoffentlich sieht uns keiner, den wir kennen. Mein Image als Oberchaot und König der Streiche wäre ruiniert. Voll peinlich, das hier! Muss mir morgen in der Schule unbedingt Mühe geben, eine schlechte Note zu bekommen!
Justus: Was soll das?
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