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Yeah! Klassenfahrt! Wir sind für eine Woche auf dieser spukigen Burg irgendwo mitten im Wald. Weit weg von Direktor Kakadu und unseren Eltern. Wann könnten Abdi und ich unseren Battle besser zu Ende bringen, wenn nicht jetzt!? Abdi ist allerdings echt genial, das muss ich zugeben! Er ist mir immer einen Schritt voraus. Wie macht er das nur? Oder steckt vielleicht noch jemand ganz anderes hinter den Streichen?
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Seitenzahl: 103
Jakob Musashi Leonhardt
Kings of Chaos
Bleib locker, Stinktier!
Jakob Musashi Leonhardt,
geboren 1975, ist ein Weltenbummler und in Tokio genauso zu Hause wie in Hamburg. Er hat einige Romane für junge Leser veröffentlicht und ist zudem als Musiker und Sounddesigner tätig. Zu seinen Leidenschaften zählen das Tauchen, japanischer Sencha-Tee sowie die Musik von Coldplay.
Weitere Bücher von Jakob Musashi Leonhardt im Arena Verlag:
Knapp vorbei ist auch daneben
Ein genialer Chaot packt aus
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Geniale Chaoten fallen nicht vom Himmel
Chaos ist das halbe Leben
Ein verkanntes Genie auf der Überholspur
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Geniale Chaoten bringt nichts auf die Palme
Auch als Hörbücher erhältlich.
Im Pyjama um halb vier (zusammen mit Gabriella Engelmann)
Henry Vegas. Auf Klassenfahrt durch die Galaxie
Henry Vegas. Gefangen auf dem Spaßplaneten
Kings of Chaos
Zahm wie Schulhofhaie
Fit wie ein Faultier
Jakob Musashi Leonhardt
KINGSOFCHAOS
Bleib locker, Stinktier!
Mit Illustrationenvon Sebastian Heidel
1. Auflage 2019
© 2019 Arena Verlag GmbH, Würzburg
Alle Rechte vorbehalten
Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur
Thomas Schlück GmbH, 30161 Hannover
Einband- und Innenillustrationen: Sebastian Heidel
Covergestaltung: Juliane Lindemann
Gesamtherstellung: Westermann Druck Zwickau GmbH
E-Book-Herstellung und Auslieferung: readbox publishing GmbH, Dortmund, www.readbox.net
E-Book ISBN 978-3-401-80821-5
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JUSTUS
Das wird streichig!
Endlich ist es so weit! Der Tag unserer großen Klassenfahrt ist gekommen. Oder besser gesagt: der Tag unserer großen Streichefahrt!
Am Bahnhof herrscht schon am frühen Morgen das totale Chaos. Wir Schüler drängeln uns auf dem Bahnsteig. Ein paar heulende Muttis umarmen ihre Kinder. Ist denen natürlich total peinlich. Ein paar Väter ermahnen ihre Kinder, brav zu sein. Mein Dad gehört auch dazu. Er droht mir, mich in ein Bootcamp für schwer erziehbaren Nachwuchs zu stecken, wenn ich mich während der Klassenfahrt schlecht benehme. Daraufhin drohe ich ihm, ihn in ein Bootcamp für nervige Väter zu stecken, wenn er nicht sofort mit der Quengelei aufhört. Meine Schwester Luisa wettet mit mir um unser Taschengeld, dass die Lehrer mich schon am ersten Tag wieder nach Hause schicken werden.
Mir ist das alles völlig egal. Ich könnte mich die ganze Zeit nur kaputtlachen. Genau wie Derek, Rahul, Kira und Adam2, die Mitglieder meiner Streiche-Gang. Wir haben an eine Mauer auf dem Bahnsteig ein Schild geklebt, auf dem steht: Hier geht es zu Gleis 9¾. Seitdem beobachten wir, wie ein paar unserer Mitschüler immer wieder mit voller Wucht gegen die Mauer rennen, weil sie wirklich glauben, dass dahinter der Zug nach Hogwarts abfährt.
Die Stimme von Herrn Laddenbeck, unserem Mathelehrer, donnert über unsere Köpfe. Er und die Bri-Lu, unsere Deutschlehrerin, begleiten uns auf die Klassenfahrt. »Kinder, der Zug kommt in fünf Minuten! Sagt jetzt endgültig auf Wiedersehen zu euren Eltern und nehmt euer Gepäck in die Hand. Dann stellt euch in Zweierreihen auf. Ich möchte nicht, dass irgendjemand am Ende auf dem Bahnsteig zurückbleibt!«
Unsere Eltern vergießen noch ein paar Tränchen und ziehen dann ab. Wir stellen uns brav in Zweierreihen auf. Laddi und die Bri-Lu schreiten an uns vorüber und zählen nach, ob wir vollzählig sind. Am Ende schütteln sie besorgt die Köpfe und zählen noch einmal nach.
Das Ergebnis: Wir sind nicht vollzählig.
Derek, der neben mir steht, und ich werfen uns verschwörerische Blicke zu. Laddi und die Bri-Lu können noch so oft durchzählen – das Ergebnis wird immer dasselbe sein. Es fehlen vier Schüler. Und zwar nicht irgendwelche Schüler. Sondern vier ganz besondere.
Ihr könnte euch bestimmt denken, um wen es geht, oder? Richtig! Es sind Abdi, Gleb, Jawid und Eymen – die vier Ghetto-Gangster. Sie sind unsere ärgsten Feinde an der Schule. Und unsere Gegner im größten Streiche-Battle aller Zeiten. Auf dieser Klassenfahrt wollen wir die Sache endgültig zu Ende bringen. Wir wollen endgültig klären, wer der KING OF SCHOOL ist, der größte Streichespieler von allen!
Darum dachte ich mir, dass es der beste Streich wäre, wenn ich dafür sorge, dass die vier erst gar nicht mitfahren! Dank Streich Nummer 1 wird mir das auch gelingen. Wenn die vier Gangster nämlich mit zwei Stunden Verspätung hier auf dem Bahnhof aufkreuzen, ist unser Zug längst abgefahren.
Kleiner Rückblick: Vor ein paar Tagen haben die Eltern von Abdi, Jawid, Gleb und Eymen einen hochoffiziellen Brief von der Schule bekommen. Darin stand, dass der Zug nicht morgens um neun Uhr losfährt – sondern erst um elf Uhr, also zwei Stunden später. Wir Schüler dürften auf keinen Fall früher zum Bahnhof kommen, von wegen Aufsichtspflicht und so … natürlich waren die Briefe gar nicht wirklich von der Schule. Sondern von uns. Es waren Streiche-Briefe, die wir eigenhändig verfasst haben! Anscheinend hat der Plan funktioniert. Die Gangster liegen be – stimmt noch im Bett und schlafen. Sie ahnen gar nicht, dass wir sie gerade mächtig aufs Kreuz legen!
Laddi, der uns kennt, kommt wütend angestampft und sieht uns so misstrauisch an wie ein Tatort-Kommissar. Dann fragt er: »Justus! Und ihr anderen! Steckt ihr etwa dahinter? Habt ihr dafür gesorgt, dass Abdi und seine Freunde nicht hier sind?«
»Wiiiiir? Aber niiiieeeemals!«, rufe ich – und wir alle schütteln die Köpfe, als wären wir Headbanger auf einem Heavy-Metal-Konzert.
»Juuuustus! Sei ehrlich!«
»Ich weiß wirklich nicht, was hier abgeht, Laddi. Ich bin so was von unschuldig, dass ich bestimmt gleich Engelsflügel bekomme und ein paar Loopings durch die Luft drehe«, sage ich. Dazu setze ich eine Unschuldsmiene auf, als wäre ich eine Pythonschlange, die gerade ein komplettes Hängebauchwarzenschwein verschluckt hat, aber so tut, als könnte sie nicht einmal ein vegetarisches Tofu-Kaninchen verdrücken.
Leider lässt sich Laddi davon null beeindrucken. Er will mich gerade richtig durch die Mangel drehen, als ihn die Lautsprecherdurchsage unterbricht. Der Zug fährt ein! Nicht weit entfernt hören wir schon das Tröten der Lok.
Laddi springt davon, zückt sein Handy und fängt hektisch an zu telefonieren. Die Bri-Lu genauso. Wahrscheinlich versuchen sie, Kakadu, unseren Direktor, zu erreichen, damit der ihnen erklärt, was sie tun sollen. Derek, ich und die anderen können uns endgültig nicht mehr zurückhalten. Wir kugeln uns vor Lachen über den Bahnsteig.
Plötzlich aber bleibt uns das Lachen im Hals stecken. Wir hören hinter uns eine Stimme, mit der wir nicht gerechnet haben. Aber so gar nicht. »Ey, Mutanten. Was ist so lustig? Vielleicht die Tatsache, dass wir doch da sind?«
Wir drehen uns um und blicken in die Gesichter von Abdi, Jawid, Gleb und Eymen – und jetzt sind sie es, die vor Lachen fast explodieren.
»Aber wieso … ich meine … ihr solltet doch …«, stottere ich überrascht vor mich hin.
Abdi grinst müde. »Mann, Bieber, du Ober-Lahmbirne! Dachtest du wirklich, wir fallen auf eure anfängermäßig gefälschten Fakebriefe herein, oder was?! Vergiss es. Das Ganze beweist nur mal wieder, dass du und deine Freunde die schlechtesten Streichespieler aller Zeiten seid!«
Abdi nennt mich immer Bieber, weil mein Vorname so ähnlich klingt wie der von Justin Bieber, was natürlich totaler Oberquatsch ist. Uns alle zusammen nennt er immer die Mutanten, und das nur weil Derek ziemlich dick, Rahul ziemlich klein, Kira ziemlich mädchenhaft und Adam2 ziemlich schwarz ist. Unverschämtheit! Aber so ist Abdi nun einmal.
Wir wollen ihm gerade eine saftige Erwiderung entgegenschleudern, als uns Abdi zuvorkommt. Er grinst sein Haifischgrinsen: »Ach ja, wo wir gerade über Streiche sprechen … wo ist eigentlich euer Gepäck? Scheint verschwunden zu sein!«
Wir drehen uns um und dann trifft uns der Schlag. Unsere Koffer, die gerade noch hinter uns standen, sind verschwunden!
Aber noch bevor wir reagieren können, dröhnt Laddis Stimme über den Bahnsteig: »Einsteigen! Aber sofort. Sonst fährt der Zug ohne euch ab!«
Erinnert ihr euch eigentlich daran, dass ich bis vor Kurzem eine Freundin hatte? Sie hieß Leela und wir waren total verknallt ineinander. Seit ein paar Tagen sind wir aber nicht mehr zusammen und Leela ist auch nicht mehr total verknallt in mich. Liegt an mir und an meiner unheilbaren Streicheritis. Wenn Leela mich zum Beispiel geküsst hat, habe ich mir vorher falsche Vampirzähne in den Mund gesteckt. Oder wenn wir gekuschelt haben, habe ich ihr Juckpulver in den Kragen gestreut und dann gefragt, ob sie vielleicht Flöhe hat. Und immer wenn sie ein Voll-verliebt-Selfie von uns machen wollte, habe ich mir schnell meine Werwolf-Monster-Maske übergezogen. Ich fand’s zum Brüllen komisch. Aber Leela fands nur daneben. Sie meinte zu mir: »Justus, du brauchst keine Freundin, du brauchst einen Arzt.« Dann hat sie mit mir Schluss gemacht. Für Abdi gilt übrigens dasselbe. Er ist mit einem Mädchen namens Paksoy zusammen gewesen. Aber die hat auch mit ihm Schluss gemacht. Weil Abdi sie zum Essen eingeladen hat. Er hat selbst gekocht. Chili con Carne. Mit ungefähr zwei Kilo Jalapeñjo-Killer-Monster-superscharf-Schoten drin. Nachdem Paksoy gekostet hatte, wurde sie knallrot im Gesicht und ihre Augen hörten gar nicht mehr auf zu tränen … Abdi hat sich totgelacht. Paksoy fand’s gar nicht lustig, aber obwohl Abdi sich entschuldigt hat, wollte sie nichts mehr von ihm wissen.
Jetzt haben wir also beide keine Freundinnen mehr. Das ist natürlich traurig. Andererseits können wir uns jetzt wieder zu 100 Prozent auf den Streiche-Battle konzentrieren. Das ist ja auch nicht schlecht.
ABDI
Mich laust derHarakiri-Affe!
Zufrieden wie vier fette Sechs-Richtige-Lottogewinner schmeißen Gleb, Jawid, Eymen und ich uns in unsere Sitze. Der Zug rollt an und der Schaffner begrüßt uns per Lautsprecher auf Deutsch und Arabisch – ach, nee, ist eher eine krass seltene Indianersprache. Oder Englisch.
Auf dem kleinen Bildschirm über der Tür können wir sehen, wie der Zug Vollgas gibt. 100 Stundenkilometer, 150 Stundenkilometer und schließlich 200 Stundenkilometer! Ich gehe jede Wette ein, dass der Lokführer sein Seitenfenster runtergekubelt hat und locker den Ellbogen raushängen lässt. Respekt, der Typ! Ich frage mich nur, warum er nicht auf das leere Gleis neben uns rüberzieht, um alle lahmen Schleich-langsam-Bummelzüge vor uns zu über-holen.
Während unsere Mitschüler aus dem Fenster gucken und Kühe und Bäume zählen, sehen wir uns auf Glebs Handy ein Video an. Haben wir vorhin auf dem Bahnhof gedreht. Wir gucken uns die Schock-Gesichter der Mutanten an, als sie feststellen, dass ihre Koffer verschwunden sind. Zum Totlachen!
Haben die Null-Checker wirklich geglaubt, dass sie uns mit einem Aldi-mäßig billigen Fake-nachgemacht-Brief aufs Antarktis-Glatteis führen können? Never ever niemals jemals! Aber ich wusste sofort, dass ich Biebers lahmen Streicheversuch dazu nutze, um ihn und die Mutanten ihrerseits so richtig reinzulegen!
Während die Landschaft draußen am Fenster vorüberflitzt, gehen Laddi und die Bri-Lu durch die Reihen und ermahnen uns, uns gut zu benehmen. Wir sollen möglichst leise sein, damit wir die anderen Gäste im Zug nicht stören. Schließlich sollen wir den guten Ruf der Albert-Einstein-Gesamtschule nicht aufs Spiel setzen!
Ist krass richtig, denke ich. Müssen wir guten Eindruck machen! Darum nicke ich Gleb, Jawid und Eymen zu und packe meine Bluetooth-Lautsprecher aus, inklusive mülltonnengroßer Subwoofer-Bass-Box. Dann lasse ich erst einmal einen ohrenbetäubend lauten Rapsong von meinem Lieblingsrapper Haftbefehl laufen. Ich drehe die Boxen so weit auf, dass man die Musik bestimmt in allen anderen Waggons hören kann. Und unser Lokführer ganz vorne schnippt mit den Fingern im Takt!
Jede Wette!
Es dauert keine zehn Sekunden und Laddi steht zitterwütend vor uns. Er tippt sich tock-tock-mäßig an die Stirn und sagt: »Bei dir piept es wohl, Abdi. Mach sofort die Musik aus!«
»Wie bitte? Ich kann Sie nicht verstehen, Herr Laddenbeck. Die Musik ist so laut.«
»Mach den Krach aus! Und zwar sofort!«
»Heißt das, Sie mögen Haftbefehl nicht?!«
»Das spielt überhaupt keine Rolle!«
Ich zucke mit den Schultern und tippe auf mein Smartphone. Haftbefehl verstummt, dafür beginnt ein Schallmauer-lauter Song von MARTERIA.
»Gefällt Ihnen besser oder was, Herr Laddenbeck?«
»Willst du mich auf den Arm nehmen!?«
»Die Antwort sollten Sie kennen.«
»Mach! Sofort! Die! Musik! Aus!«
Laddis Gesicht nimmt eine tomaten-mäßige Farbe an. Schätze mal, dass er gleich ohnmächtig wird und wir ihn reanimieren müssen. Am besten natürlich mit Rapmusik.
»Jetzt reicht es! Du hast es nicht anders gewollt«, schreit Laddi plötzlich Godzilla-mäßig los. Er reißt mir die riesige Subwoofer-Box aus den Armen, schaltet sie aus und stürmt mit dem Ding an seinen Platz. Im Weggehen sagt er: »Das hast du jetzt davon, Abdi. Die Box bekommst du frühestens heute Abend zurück.«