Kleinstadthelden - Ralf Grimminger - E-Book

Kleinstadthelden E-Book

Ralf Grimminger

0,0

Beschreibung

Kaum ist Klaus dem Elternhaus entkommen, schon kämpft er in der einzigen Wohngemeinschaft der Stadt mit Putzplänen, Emanzen und stehpinkelnden Linken. Um sich vor dem Wehrdienst zu drücken, zieht er nach Berlin. Doch genervt von Punks und No Future kehrt er in seine spießige Heimat zurück und jobbt fortan bei der Lokalzeitung. Öde Artikel über entlaufene Kühe, den Kaninchenzuchtverein und einen Serientäter, der in Golflöcher kackt, bestimmen seinen journalistischen Alltag. Die Wohngemeinschaft in der Kleinstadt ist das Zentrum des Wahnsinns. Mit reichlich Gras und Alkohol stolpert Klaus gemeinsam mit seinen chaotischen Freunden durchs Leben und verliert dabei nie seine große Liebe in Berlin aus den Augen. Liebe, Gras und Frieden ist schließlich alles, was am Ende wirklich zählt.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 356

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Ralf Grimminger

Kleinstadthelden

Roman

Zum Buch

»Anarchie ist machbar, Herr Nachbar.« In seinem neuen Zuhause, in der einzigen Wohngemeinschaft der Stadt, kämpft Klaus mit Putzplänen, Emanzen, Polizisten und Alt-Linken. Ende der 1970er flüchtet er vor der Bundeswehr nach Berlin, gerät in Häuserkämpfe und kehrt genervt von Punks und No Future in seine überschaubare Heimat zurück. Dort beginnt er bei einer Provinzzeitung zu jobben, lernt den Journalismus von ganz unten. Er schreibt über Zuhälter, erschossene Kühe, das bekannteste Groupie Süddeutschlands, Rockmusiker, denglisch sprechende Politiker, die Bundeswehr und übersteht Versammlungen mit Kaninchenzüchtern und U-Boot-Fahrern mit Gleichmut, Gras und Alkohol. Klaus wundert sich über Nachbarn, die in Golflöcher kacken und Planschbecken aufschlitzen. Am Wochenende feiert er mit Freunden oder demonstriert für den Frieden. Die Wohngemeinschaft in der Kleinstadt ist das Zentrum des Wahnsinns. Zusammen mit seinen chaotischen Freunden stolpert Klaus durchs Leben – und verliert seine große Liebe dabei nie aus den Augen. Liebe, Gras und Frieden ist am Ende alles, was wirklich wichtig ist.

Ralf Grimminger ist 1961 in Lindau am Bodensee geboren und aufgewachsen. Nach dem Abitur und verschiedenen Jobs absolvierte er ein Volontariat bei der Schwäbischen Zeitung. Mitte der 1980er Jahr wechselte er zur Südwest Presse in Ulm. Als Lokalredakteur berichtete er über das örtliche Geschehen, aber auch über Stars und Sternchen sowie über Pop- und Rockkonzerte vor und hinter der Bühne. Ende der 1990er machte er sich mit einer Agentur für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit in Ulm selbstständig. Er ist verheiratet und hat zwei erwachsene Söhne.

Impressum

Personen und Handlung sind frei erfunden.

Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen

sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Immer informiert

Spannung pur – mit unserem Newsletter informieren wir Sie

regelmäßig über Wissenswertes aus unserer Bücherwelt.

Gefällt mir!

     

Facebook: @Gmeiner.Verlag

Instagram: @gmeinerverlag

Twitter: @GmeinerVerlag

Besuchen Sie uns im Internet:

www.gmeiner-verlag.de

© 2022 – Gmeiner-Verlag GmbH

Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch

Telefon 0 75 75 / 20 95 - 0

[email protected]

Alle Rechte vorbehalten

Lektorat: Claudia Senghaas, Kirchardt

Herstellung: Mirjam Hecht

Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart

unter Verwendung eines Fotos von: © Nick Karvounis / unsplash; Jörg Möller / Pixabay

ISBN 978-3-8392-7364-7

Beliebte Lieder der Kleinstadthelden

 

Unter diesem Code finden Sie die Playlist der Kleinstadthelden – einfach einscannen und reinhören!

1

Pauls junges Leben endete abrupt auf einer Kuhweide. Er war bekifft auf seinem Motorrad viel zu schnell unterwegs gewesen, beinahe mit einem Laster zusammengestoßen und schleudernd in die Botanik geflogen. Er rammte eine Kuh, die nachfolgende Maschine fiel auf beide. Paul, Marie und Klaus hatten mit vielen Drogen und großem Spaß in den Tag hineingelebt. Für ihn war der Spaß also vorbei. Immerhin war Pauls letzte Fahrt auf Maries Schoß zum See gewesen.

Marie genoss die Fahrt, die Sonne, das Leben. Ihr langes Blondhaar wirbelte im Fahrtwind, der die Hitze nur mäßig minderte. Genüsslich zog sie an ihrer dünnen selbst gedrehten Zigarette. Das scheppernde Autoradio lieferte die Begleitmusik, bis ein Gong die Nachrichten ankündigte. Der Sprecher verlas das Neueste vom Krieg in Kambodscha und berichtete über eine Familie, die mit einem zusammengenähten Heißluftballon, für den sie jahrelang Kunststoffbahnen gestohlen hatte, über den Eisernen Vorhang in den Goldenen Westen geflüchtet war. Schon folgte die nächste Nachricht. »Die Raumsonde Voyager zwei sendet im Vorbeiflug atemberaubende Bilder vom Jupiter.« Das imponierte Klaus, war doch der Planet unvorstellbar weit weg. Unglaublich, dass das funktioniert per Funk, auf diese Entfernung. Klaus stupste Marie. »Wir sind im Radio.« Trocken meldete der Sprecher: »Kinder fanden heute Morgen eine Bombe am Seeufer beim Negerbad.«

Während die Stimme im Radio, wieder weniger aufgeregt, weiterhin heißes Sommerwetter mit Gewittern versprach, schauten sie sich an. »Hey, Klaus! Unser Revoluzzer ist auch als Toter voll aktiv.« Sie schüttelte sich vor Lachen.

Ihr Freund war so plötzlich gestorben. »So sinnlos? Warum bloß? ›Ashes to Ashes‹ und zugedröhnt im höchsten Himmel«, sagte sie mit sanfter Stimme, als der Nachrichtensprecher eine kurze Pause machte. »Paul hätte es so gewollt.«

Seine Eltern hatten ihn Klaus getauft, so wie viele andere Eltern ihre Söhne auch. Gleich fünf andere Jungs in seiner Klasse hießen Klaus. Er mochte seinen Namen nicht. Seit er laufen konnte, riefen ihn die Eltern Klausi, und Tanten, Onkeln und Nachbarn taten das auch. Klaus mit i hieß er im Kindergarten, in der Schule und selbst als er lange, fettige Haare, zerrissene Bluejeans und Armeejacken trug und anfing, selbst gedrehte Zigaretten Kette zu rauchen, blieb das I an seinem Namen kleben wie braunes gebrauchtes Heftpflaster, das ihm seine Mutter immer grob vom verletzten Knie oder Ellenbogen gerissen hatte. Logisch, auch seine Freunde riefen ihn Klausi. Selbst mit Führerschein, Wahlschein, Flaumbärtchen und nach mehreren Vollräuschen blieb er Klausi.

Sie allerdings hatte ihn schon beim ersten Kennenlernen in der Wohngemeinschaft Klaus genannt. Einfach Klaus. Und jetzt summte sie im Auto neben ihm die Melodie von »Ashes to Ashes«. Leider passend, bedauerte Klaus und brummelte mit.

Die Trauerfeier für Paul, zu der viele Freunde und seine wenigen Verwandten gekommen waren, fand an einem der ersten heißen Sommertage statt, dazu in der drückenden Mittagshitze. Es roch nach einer Mischung von Weihrauch und Buchsbaum, ein Geruch, der Klaus immer an Tod und Friedhof erinnerte. In der angenehm kühlen Kapelle hatte sich eine kleine Gruppe versammelt. Nachdenklich blickte Klaus auf seine Freunde, die in der vorderen Bankreihe andächtig wie im Stuhlkreis zusammensaßen. Ergriffen rutschten sie auf den knarzenden Bänken hin und her und wischten sich verstohlen mit dem Handrücken Tränen aus den glasigen Augen.

»Fuck«, flüsterte Blacky noch immer fassungslos, während Sperling etwas zu laut und heftig in ein Taschentuch schnäuzte. Stefano saß benommen auf der Bank, und Fred zupfte nervös an seinem Schnurrbart. Er stand als Erster auf, als der Pfarrer mit wehendem Gewand in die Kapelle einzog. Ihm folgte ein Friedhofswärter, der wegen der Hitze und seiner engen Uniform einen alarmroten Kopf und dicke Schweißperlen auf der Stirn hatte. Der Mann stellte die Urne vorsichtig auf einen Sockel. Klaus war gestresst. Die Acryl-Stoffhose, die er für das Begräbnis ausgeliehen hatte, und das weiße Hemd klebten auf der Haut. Deswegen freute er sich, dass der Pfarrer aufs Tempo drückte und seine Ansprachen und Gebete schnell zu Ende bringen wollte. Es gab keine live vorgetragene Trauermusik, nur kurze, vom Geistlichen heruntergeleierte Ansprachen. Die Rede fand er furchtbar, weil sie vor Allgemeinplätzen strotzte für einen, der keinen Platz im Weinberg des Herrn bekommen und diesen zu Lebzeiten auch nie beackert hatte. Dazwischen füllte Klassik den Raum, eine Musik, die Paul immer gehasst hatte. Als Krönung eierte die Tonbandkassette, dann – klack, klack – klackte es, und die Musik stoppte. Bandsalat.

»Läuft ja wie geschmiert hier.« Marie, die neben Klaus auf der Bank saß, rollte genervt ihre schönen Augen.

»Coole Socke«, zischte Klaus, weil sich der Priester, solche Pannen offensichtlich gewohnt, nicht aus der Ruhe bringen ließ. Er machte sich um das früh verloren gegangene Schaf keine Gedanken und ratterte den nächsten Teil seiner Standardrede herunter. Und wie erhofft, machte er es kurz. Mit einem Singsang beendete er den Auftritt, ohne den Verstorbenen oder sein so früh beendetes Leben auch nur ansatzweise zu würdigen. Klaus’ Hose war zu eng und drückte auf seine Eier. Er fühlte sich unwohl.

Am Ende der tristen Veranstaltung schritt Marie mit ihrem kurzen gelben Batikkleid lässig zur Urne, die der Friedhofswärter zum Grab um die Ecke tragen wollte. Sie lächelte ihn an. Klaus beobachtete sie. Wenn sie will, kann sie ganz schön sexy sein. Das dachte auch der Mann mit der Urne. Dessen Blick wanderte von Maries Augen und wohl geformten Lippen über ihre Brüste, deren Formen und zwei kleine Nippel sich unter dem Kleid abzeichneten, hinunter zu ihren langen Beinen, um wieder weiter oben am Ende des Kleides, im Schritt, hängen zu bleiben.

Marie schnappte die Urne und spurtete los. Das lange Haar wirbelte im Laufen, ihre festen Brüste, die sie niemals in einen BH zwängte, wippten auf und ab. Klaus hetzte ihr hinterher. Sie rannten auf dem Gottesacker über enge Wege im Zickzack, vorbei an langen Reihen von Gräbern und anderen Trauergästen, zum Ausgang, wo in der stechenden Sonne sein Wagen geparkt war.

Außer Atem setzte er sich ins Auto, öffnete Marie die Beifahrertür und startete den Motor, der sich unwillig erst nach mehreren Zündversuchen in Bewegung setzte. »Los, sonst holt uns die Friedhofsmafia ein«, keuchte Marie. Er drückte den Griff der Revolverschaltung krachend in den ersten Gang, worauf das Auto losächzte und seine 34 Pferdestärken dosiert freiließ. Klaus lenkte sein knatterndes und in den Kurven wippendes Auto auf die Hauptstraße und beobachtete im Rückspiegel den wild winkenden Friedhofswärter und die Großmutter, die sich mühsam auf ihren Gehstock stützte, und wie beide immer kleiner wurden.

Klaus gab Gas. Erst jetzt hatte er Zeit, das Fenster zurückzuschieben und den Fahrtwind ins Auto zu lassen. Auf dem heißen Sitz rutschend, fingerte er hektisch mit der rechten Hand an seiner Hose.

»Hast du Druck?«, fragte Marie überrascht.

»Ich bekomme keine Luft.« Doch dann hatte er den Knopf am Hosenbund gefunden und lehnte sich erleichtert zurück. Schweigend fuhren sie mit Paul, den Marie immer noch in den Händen hielt, auf engen Straßen, die wegen der Hitze nach aufgeweichtem Teer rochen, und über die große Brücke, die die mittelalterliche Altstadt mit dem Festland verband. Die Luft flimmerte. In kurzer Zeit erreichten sie ihr Ziel und fanden einen Parkplatz direkt am Hafen, in dem eine Handvoll große Touristenboote gleichgültig und geduldig in der Sonne im Wasser schaukelte. Bereit, von der nächsten Urlaubergruppe geentert zu werden.

Das Schiff sollte bald ablegen. Marie und Klaus setzten sich ins nächstgelegene Café und bestellten Bier. Paul in der Urne versteckten sie in einer Jutetasche mit »Legalize it«-Aufdruck. Die Tasche schien Marie passender für ihren Freund als der »Anarchie ist machbar, Herr Nachbar!«-Beutel, der im Kofferraum liegen geblieben war. Nicht nur im Leben soll man immer eine Alternative haben. Marie hatte zu fast allem eine Meinung.

»Wir gehen aufs Boot und kippen Paul in den See«, wiederholte Klaus leise ihren Plan und zog hektisch an seiner Zigarette.

»Ja, so hätte er es gewollt.«

Marie hatte einen kleinen Strauß mit im Stadtgarten gepflückten Blumen dabei und Klaus Gras und Shitkrümel in der Tasche. Er stellte sich ans Ende der Touristengruppe und wartete geduldig, bis ihm die Frau hinter der Glasscheibe ziemlich lustlos die Tickets verkaufte. Klaus dachte an die Trauerfeier. »Bandsalat. Wie würdelos.« Marie nickte. Es muss doch für eine Beerdigung Besseres geben als Musik aus dem Kassettenrekorder, überlegte er und steckte nachdenklich die Fahrkarten ein.

Wenig später schoben sie sich mit aufgeregten, verschwitzten und in verschiedenen Sprachen und Dialekten plappernden Urlaubern auf das Ausflugsschiff. Marie und Klaus drängelten zu einem Platz unten und ganz vorn, und schon setzte sich das Ausflugsschiff mit einem leichten Vibrieren in Bewegung.

Das Schiff nahm Fahrt auf, sodass die Gebäude der Inselstadt und die Hafenanlage schnell kleiner wurden. Die frische Seeluft umschmeichelte die Haut, der Wind tat gut und kühlte. Während das Schiff flott das Wasser durchpflügte, fotografierten die Urlauber die spektakuläre Postkarten-Landschaft, den glatten tiefblauen See mit hohen Bergen dahinter, schossen harmonische Bilder fürs Familienalbum, unterhielten sich aufgedreht oder fütterten die Möwen, die die hochgeworfenen Brotstücke geschickt wie Trapezartisten mit dem Schnabel aufschnappten und dabei laut kreischten.

»Das geht hier nicht«, rief Klaus. »Paul bleibt an meinem Hemd kleben, bevor er im Wasser ist. Das ist, wie wenn man gegen den Wind schifft.« Lachend deutete sie zur anderen Seite.

Mit Paul unterm Arm drängten sie sich an den Urlaubern vorbei auf den hinteren Bereich des Schiffs. Hier warteten sie, bis sie die passende Stelle auf dem See für ihre Aktion gefunden hatten. Dann zog Klaus die Urne aus dem Jutebeutel. »Liebe, Gras und Frieden, mein Freund!«, murmelte er und drückte die Urne fest an sich. Die Seebestattung auf einem vollbesetzten Ausflugsschiff war doch keine so gute Idee. Dass das Ding, das aus der Tasche spitzte, kein Fußball und auch kein Blumentopf war, war Mitreisenden trotz des bunten Aufdrucks mit Marihuana-Blatt schon aufgefallen.

Mit der rechten Hand versuchte Klaus, die Urne, die er mit der anderen Hand fest an die Brust drückte, zu öffnen. Doch der Deckel klemmte. Nervös und immer hektischer hantierte er an dem Gefäß, während Marie ruhig blieb, leise »Blowin’ in the wind« sang und Blumen ins Wasser warf.

»Was macht ihr da?«, rief ein Matrose mit dunkel gegerbter Gesichtshaut, der die beiden vom Oberdeck aus beobachtet hatte. Marie erschrak, ignorierte ihn aber. Der Mann alarmierte den Kapitän, und kurz darauf bahnten sich beide den Weg durch die Touristenmenge. Die Möwen kreischten weiter und flogen elegant und gierig über dem Schiff, weil sie auf frisches Futter spekulierten.

Die Urne ließ sich nicht öffnen, weshalb er nun das Gras, das er fest in der verschwitzten Hand hielt, in den See warf. »Echt schade«, murmelte er. Marie ließ die restlichen Blumen ins Wasser fallen. Nach Luft schnappend, waren jetzt auch Kapitän und Matrose zur Stelle. Doch bevor diese ihm Urne und Tasche aus der Hand reißen konnten, schleuderte Klaus Paul dem Gras und den Blumen hinterher.

»Schwimmt so ein Ding?«, fragte er Marie leise.

»Weiß nicht. Wir werden sehen.« Sie hatte Tränen in den Augen. »Peace, Paul. Gute Reise«, rief sie der Urne nach, spreizte die Finger zuerst zum Victory-Zeichen und formte dann mit beiden Händen ein Herz, was er ziemlich affig fand. Marie durfte das. Er verzieh ihr viel, eigentlich alles, weil sie so toll war. Klaus zog die Luft durch die Nase. Wie gut der See doch roch. Wer am See lebt, vergisst nie, wie der See riecht. Der Geruch gehört zum Leben. Und heute zum Tod. Der See roch heute klarer und intensiver als an anderen Tagen. So ein schöner Tag, fand Klaus.

Die Urne war im See verschwunden, nur Maries rote Rosen tanzten auf den Wellen, die das Ausflugsschiff erzeugte.

»Irgendein Problem?«, reagierte Klaus pampig.

»Was haben Sie gerade ins Wasser geworfen?«, versuchte der Kapitän mit zackigem Befehlston Eindruck zu schinden.

»Blumen, nur bunte Blumen«, flötete Marie, die ihn freundlich ansah und so seinem Gehabe den Wind aus den Segeln nahm. Schulterzuckend drehten Kapitän und Matrose um und gingen zurück auf ihre Posten.

»War das jetzt okay für Paul?«

»Klar, bei ihm hat doch selten was funktioniert, und den See hat er geliebt. Er war immer gern im Wasser.« Marie hatte sich vor der Fahrt etwas Gras eingepfiffen und war deshalb völlig entspannt.

Beide genossen die verbleibende Zeit auf dem Schiff und die Weite des Sees. Schweigend standen sie nebeneinander, fast wie ein junges Liebespaar im Urlaub. Wie zufällig berührten sich immer wieder ihre Hände. Er hätte sie gerne in den Arm genommen, traute sich aber nicht. Der Tod von Paul hatte ihn doch mehr mitgenommen, als er sich und anderen gegenüber zugeben wollte. Kurz darauf war die Rundfahrt vorbei. Marie pfiff »The End« und schaute gedankenverloren auf den See, an dessen Ufer sich malerisch, wie auf Postkarten, hohe Berge mit schneegezuckerten Gipfeln reihten. Er ahnte ihre Gedanken. »Schön kitschig, kitschig schön.« Sie nickte.

Das Schiff fuhr in den Hafen ein und legte mit einem leichten Schlag an. An dicken Pfählen festgezurrt, leerte sich das Touristenschiff. Artig stellten sie sich in die Menschenschlange und gingen von Bord. Im Strom der vielen Touristen ließen sie sich treiben, ehe sie am Ende des Hafens Richtung Parkplatz abbogen. Marie blieb beim Kiosk stehen und kam kurz darauf mit zwei Eistüten zurück. »Legalize Erdbeereis«, lachte sie und schlotzte genüsslich an ihrem Eis. Im Auto gönnten sie sich einen Leichenschmaus aus Afghanistan zu Ehren des Freundes. Weil es so heiß war, schob Marie ihr eh schon knappes Kleid noch weiter nach oben. Klaus schielte verstohlen zum Beifahrersitz. Er konnte ihren rosafarbenen Slip sehen. Jetzt drückte seine Hose schon wieder. Dann nahm er den Joint, den sie ihm vor die Nase hielt, zwischen die Lippen und zog den Rauch tief bis in die hintersten Lungenecken. Er entspannte sich.

Einige Wochen später war Paul in der Nachbarstadt direkt beim Negerbad aufgetaucht. Die Nachricht schnarrte jetzt noch einmal blechern aus dem Autoradio. Kinder hatten ein Gefäß am Ufer gefunden, das von deren panischen Eltern als Bombe sofort identifiziert wurde. Der Kiesstrand und die angrenzenden Straßen wurden abgesperrt, Polizei, Feuerwehr und Bombenexperten schossen mit Blaulicht und Sirenen heran. Die Männer vom Bombenentschärfungskommando machten sich umgehend an die Arbeit. Zügig konnten sie dem Krisenstab im Zelt, der in sicherer Entfernung auf Ergebnisse wartete, melden, dass es sich bei dem rätselhaften Fund nicht um eine Bombe handelte, sondern um eine Urne mit den Resten einer unbekannten Person. Der Radiosprecher informierte über die Suche nach einem Bestatter oder Angehörigen, denen eine grüne Urne abhandengekommen war.

»Weißt du, warum das NegerbadNegerbad heißt?«, fragte Marie urplötzlich.

»Klar, weil dort Neger gebadet haben.«

»Falsch. Auf Französisch heißt schwimmen näscher«, erklärte sie und zog das Wort näscher überdeutlich in die Länge.

»Die Franzosen, die hier nach dem Krieg waren, und da waren auch Schwarze dabei, gingen an den See zum Näsche, Nääääsche, also zum Baden. Die Leute kannten aber nur das Wort Neger und wunderten sich über die schlechte Aussprache und darüber, dass viele Neger immer von Näääsche redeten und nicht vom Neger. Die Badestelle, zu der alle zum Näsche gegangen sind, hieß dann schnell Näääscherbad, das dann zum Negerbad eingedeutscht wurde. Seitdem heißt das so.«

»Très bien. Großartige Geschichte, aber das glaube ich nicht.«

»Großes Ääährenwort«, lachte Marie, und Klaus überlegte, ob sie sich die Story vom Negerbad gerade ausgedacht hatte.

Um die Nachrichten besser zu hören, fuhr er langsamer und stoppte schließlich das Auto an einer Feldeinfahrt. Der Radioempfang war jetzt klarer. Die schwüle Hitze plagte die Leute schon seit Wochen. Die Sonne knallte aufs Autodach, auf dem man Spiegeleier hätte braten können, und am Horizont türmten sich gewaltige Wolken auf. Ein Gewitter hat etwas Reinigendes, dachte Klaus beim Blick in die Ferne und wischte sich mit dem T-Shirt den Schweiß von der Stirn. Dann konzentrierte er sich wieder auf die Stimme aus den Boxen, die er erst vor ein paar Tagen auf die Hutablage geschraubt hatte. Wie auf Kommando lachten sie über die neuen Nachrichten aus der Nachbarschaft.

»Paul ist tot? Nein. Paul ist nicht tot«, sagte sie.

2

Es war Sommer und er war 17, als er von zu Hause aus- und später in die Wohngemeinschaft von Paul einzog. Die ständigen Streitereien mit seinen Eltern hatten genervt. Seine zerrissenen Jeans, die langen Haare, seine Freunde, Drogen, Partys, Politik, laute Musik und ewig Ärger in der Schule – die Stressliste war lang. Nach einer letzten heftigen und lauten Auseinandersetzung hatte er sein Elternhaus und die jüngeren Geschwister mit einer Tasche Klamotten, Plattenspieler, Lieblingsschallplatten und einer Bettdecke verlassen. Klaus kam in der alternativen Kollektivkneipe unter, in der alle Mitarbeiter die Klos putzten, an der Theke und in der Küche arbeiteten, den Lohn teilten und in der darüber liegenden Wohnung schliefen. Einige Monate später hatte er genug davon, allein schon wegen der abendfüllenden und, wie er fand, völlig überflüssigen Diskussionen im Wohn- und Arbeitsprojekt. Deswegen zog er aus der Kneipe aus und in ein freies Zimmer in einer Wohngemeinschaft in der Kleinstadt. Zu Marie und Paul in die Kommune 1 der Stadt. Kommune 1, weil es keine zweite WG gab.

Die Wohnung in einem jahrhundertealten Haus in der Altstadt hatte drei Zimmer, ein Klo mit lila bemaltem Sitzdeckel und Motzer-, Mad- und Pardon-Heften auf einer Ablage. Die sperrige Holztür, an deren Innenseite mit Reißzwecken ein Poster von Frank Zappa auf der Schüssel befestigt war, ließ sich durch einen Eisenhaken nur schlecht schließen. Deshalb hörte und roch man es auch, wer gerade auf dem Thron saß. Die enge Küche mit schwerem Holztisch und vier Stühlen in der Mitte hatte eine Spüle, die ebenso für die Gemüse-, Obst- und Tellerwäsche wie für die Rasur, die schnelle Körperwäsche und das Zähneputzen herhalten musste. Wenn die Zeit drängte, wurden in dem kleinen Becken auch T-Shirts, Socken, BHs und Unterhosen gewaschen. Neben der Spüle gab es eine Standdusche mit Pumpe, die mit derben Geräuschen das Wasser, das in homöopathischen Dosen aus der Brause getröpfelt war, wieder mit rhythmischem Geschlotze aus dem angegilbten Becken saugte.

Paul und Marie wohnten seit einigen Monaten in der einfachen und günstigen Wohnung mit dunklen abgewetzten und muffigen Teppichböden, deren Alter und die darin lustig existierenden Lebewesen nicht zu bestimmen waren. Ein Stockwerk darunter lebte eine türkische Familie, durch deren Wohnung jeder gehen musste, um nach oben zu gelangen. Die Nachbarn beteten viel, kochten köstlich, produzierten ungewohnte Gerüche, und einmal im Jahr schächteten sie im Treppenhaus eine Ziege oder ein Schaf und zerlegten das Tier auf einer Plastikplane, was an heißen Tagen ganz neue Gerüche erzeugte.

Im Haus knarzten die Holzböden bei jedem Schritt. Am Geräusch der Treppenstufen konnte man erkennen, wer zu Besuch kam. Langes Knarzen kündete einen dicken Gast an. Ein kurzes Knarzen verriet ein Leichtgewicht. Klaus war ins Zimmer von Pauls Freundin gezogen, die wegen dessen Drogenkonsum und Frauenverschleiß entnervt erst die WG, dann ihn verlassen hatte. Die offene Beziehung und freie Liebe gehörten für Paul zum Lebensstil wie Flugblätterverteilen. Er vögelte ausgiebig für den Klassenkampf und die sexuelle Befreiung, bis seine Freundin, die bezüglich der offenen Beziehung nicht so engagiert war, genug hatte. Sie verließ Bett und Wohnung. Und Paul.

Marie hatte trotz ihrer jungen Jahre etwas Mütterliches an sich. Trotzdem fand er sie von Anfang an sexy. Sie war einige Jahre älter und arbeitete als Erzieherin in einem Kindergarten. Die Mitbewohnerin liebte bunte, selbst gestaltete, bevorzugt lange wallende Batikkleider, die die schlanken Rehbeinchen mit ihren dunklen Härchen fast vollständig verdeckten. Im Sommer trug sie gerne die hochmodernen, klackenden Clogs mit Holzsohle. Und sie roch nach Patschuli. Immer und überall. Klaus liebte das Parfum an Marie, weil es zu ihr passte. Es war ihr Duft, obwohl fast alle ihm bekannten Frauen nach Patschuli rochen, als gäbe es keinen anderen Geruch auf dieser Welt. Schließlich gab es den Duft nicht nur in kleinen, handlichen Glasfläschchen, sondern auch als Räucherstäbchen, Seife und Kerze. Patschuli war überall dort, wo freakige Frauen und softe Männer waren. Wie Jasmintee eben auch. Bei manchen Frauen erinnerte ihn der aufdringliche Geruch eher an einen Kleiderschrank, der lange nicht geöffnet wurde. Aber das intensive Parfüm überdeckte im Zweifelsfall den Geruch von Gras – und es machte geil.

Marie war sanft und einfühlsam, sie dachte viel über ihre Umgebung nach. Warum oder ob welche Freundin das meinte, was sie gerade gesagt hatte, oder warum wer eben das tat, was er getan hatte. Er fand, dass man unheimlich gut mit ihr reden konnte. Marie war der beliebte und immer verständnisvolle Kummerkasten der Szene.

In ihrem Zimmer, in dem jeder, der nicht aufpasste, schnell schwermütig wurde, weil Fenster, Tür und Wände mit dunkelbrauner Farbe gestrichen waren, trank sie Jasmintee, zündete Patschuli-Räucherstäbchen an und machte sich Gedanken über die Welt, die Kleinstadt, den Job oder die Freundinnen. Gelegentlich half er ihr beim Wälzen und Lösen der Probleme. Auch er war ein guter Zuhörer und Frauenversteher. Das kam an bei Marie.

Manchmal wurde Marie fast schon philosophisch. Klaus schwärmte für eine Frau aus dem Nachbarhaus und dachte viel über sie nach. Marie riet ihm, statt zu denken zu fühlen. »Denn wenn du überlegst, dann denkst du nur, du denkst«, sagte sie lässig vor sich hin und stieß kunstvoll den Rauch ihrer Zigarette in dünnen Ringen aus dem Mund. Er bewunderte sie still. Marie hatte gleich mehrere Verehrer, die regelmäßig vorbeischauten und mit ihr Tee tranken. Mehr lief nicht, was er mit heimlicher Genugtuung beobachtete.

Sein neues Leben begann ohne Druck, Ermahnungen oder Bedenken, und niemand fragte, was er lernen oder studieren oder wie er künftig sein Geld verdienen wolle. Die Kohle reichte meistens noch für Zigaretten, Dope, Bier und etwas Einfaches zum Kochen. Er hatte am wenigsten Geld in der Tasche, weshalb ihn manchmal die Freunde durchfütterten und mit Drogen und Alkohol versorgten. High sein, frei sein, Hauptsache, dabei sein. Die Zeiten änderten sich. Er war jetzt Klaus und total glücklich.

So lebten die drei gut zusammen, kochten gemeinsam, feierten, versackten in langen Diskussionen über Gott und die Welt am Holztisch in der verqualmten Küche, liefen nackt durch die Wohnung, duschten oder wuschen sich, während der Rest der WG oder Freunde in der Küche saßen, aßen, tranken, klönten oder kifften.

Klaus rauchte wie Paul die selbst gedrehten Zigaretten Kette und hatte ebenso wenig auf den Rippen. Weil die Kohle fehlte, ernährten sie sich wochenlang von Brot und selbst gemachter Marmelade der Oma, auch weil er zu stolz war, um die Eltern um Geld oder Essbares anzubetteln. Außerdem tat sich immer wieder etwas auf, was ein paar Mark, Bier und eine warme Mahlzeit einbrachte. Klar waren sie die Kommune 1 der Stadt, fand Klaus stolz. Leider ohne eine Uschi Obermaier.

Paul hatte immer eine Meinung, war politisch, alternativ und linker als links. Außerdem besaß er ein schnelles Motorrad, das er dekorativ vor dem Haus aufbockte und auf dem er in seiner Freizeit mit wehenden Haaren, einer Lederhose und mit nichts als einer alten Anzugweste um die behaarte Brust durch die Stadt und übers Hinterland heizte. Paul und sein Motorrad machten viel her und bei den Frauen großen Eindruck, die er gerne zu Spritztouren einlud, wie er grinsend die Ausfahrten ins Grüne nannte. Bei seinen Rundfahrten legte er an einem besonders lauschigen Platz eine Pause ein. Der Rest ergab sich. Zu Hause bekam er auch oft Besuch, was dank der dünnen Wände und knarrenden Böden niemandem verborgen blieb. Das Bett quietschte, der schiefe Boden im Altbauhaus schwang mit, und die Frauen glucksten, wenn Paul loslegte. »Ich kann nicht mit allen schlafen, aber ich kann ja mal damit anfangen«, lachte er über seine Bettgeschichten und sich selbst.

Klaus hörte dem Treiben im Zimmer nebenan oft neidisch zu. Bei ihm lief es nicht befriedigend, was ihn ärgerte. Nun hatte er ein geräumiges Zimmer in einer WG, musste sich endlich an keinen neugierigen Eltern vorbeidrücken, und dennoch blieb er allein in seinem Bett. Er war jünger als Paul, kleiner, starker Raucher, hatte fettige, dünne schulterlange Haare und zu viele Pickel im Gesicht. Mit ihm redeten die Frauen gern. Zum Knutschen, Fummeln oder gar Vögeln kam es aber nicht. In der Not kaufte Klaus wieder die Pickelcreme, die ihn schon die gesamte Jugend hindurch begleitete, und bekämpfte seine fiesen Eiterbeulen. Doch auch das war bloß ein weiterer hilfloser Versuch, sein Sexleben endlich in Schwung zu bringen, weshalb er weiterhin allein im aus Obstkisten und Holzpaletten zusammengenagelten Bett schlief.

Bunte Aufkleber mit »Atomkraft Nein Danke«, »Legalize it«, »Stoppt Strauß«, »Che«, »Haut die Bullen flach wie Stullen« und das RAF-Symbol mit Maschinenpistole zierten den WG-Briefkasten und die massive Haustür. Gegen aktuelle städtische Baupläne klebte in grüner Schrift der Spruch »Am See Natur und nicht Beton« an der Wand. »Wir sind Anti-Impis, Antifa und Spontis«, sagte Paul an einem der gemeinsamen Abende am Küchentisch stolz, »und natürlich Spaßguerillas.«

»Anarchie ist machbar, Herr Nachbar.« Blöder Spruch. Klaus war aber überzeugt davon, wobei er von Anarchie auch nur eine eher einfache Vorstellung hatte. Als Klaus und Paul eines Nachts auf dem Heimweg aus der Stammkneipe an geparkten Polizeiautos vorbeikamen, schaute Paul das Fahrzeug genauer an und rüttelte am Blaulicht. »Hoppla«, lallte er. Die Plastikhaube ließ sich überraschend leicht mit einer einfachen Drehung abschrauben. Betrunken, wie er war, wurde Klaus mutig und versuchte es auch. Die Polizeilichter der anderen drei Autos ließen sich ebenso kinderleicht abdrehen. Mit ihren Trophäen machten sie sich durch die menschenleeren Gassen auf den Heimweg. Paul balancierte tänzelnd ein Blaulicht auf dem Kopf. Da er nicht mehr gerade laufen konnte, krachte die Plastikhaube scheppernd auf die Straße. Er kickte das Plastikding von der einen Seite zur anderen.

»Leise! Die kriegen uns sonst noch«, flüsterte Klaus. Doch Paul lärmte unbeeindruckt weiter. Zu Hause reihten sie die Trophäen auf dem Küchentisch auf und rauchten eine Siegeszigarette, ehe sie schlafen gingen. »Volle Anarchie«, verabschiedete sich Klaus begeistert ins Bett. Paul stippte seine Kippe aus und verzog sich in sein Zimmer. »Bis morgen. Wir müssen früh raus.«

Am nächsten Tag stellten sie sich mit einer Tasse Kaffee extra früh an die Straße und johlten wie Kinder, denen eine Überraschung gelungen war, über jedes Polizeiauto und die Polizeibeamten darin, die an ihnen vorbeifuhren. Diesen war völlig klar, dass sie mit ihren Autos auffielen. Die Leute an der Straße schüttelten ungläubig den Kopf oder lachten über die Autos.

Begeistert erzählten Paul und Klaus ihren Freunden von der Sauftour, worauf auch diese in den nächsten Nächten die Blaulichter abschraubten. Das Blaulichtklauen war einige Wochen schwer angesagt. Tageweise fuhren alle Polizeiautos in der Stadt oben ohne. Das war so auffällig, dass es sogar ein Mitarbeiter der Zeitung bemerkte. Das Heimatblatt berichtete in großen Schlagzeilen über die »respektlose Sachbeschädigung von vermutlich jungen Leuten«. Die Aktionen liefen so lange, bis sich die Staatsmacht mit dem Einsatz von Sekundenkleber wehrte.

Die WG war Treffpunkt vieler Alternativen und Anarchos in der Stadt. Sie planten Demos für das Jugendzentrum, gegen den Verfassungsschutz und organisierten »Rock gegen rechts«-Konzerte und »Stoppt Strauß«-Demos. Am historischen Stadtfest überraschte Paul die Stadtoberen beim traditionellen Umzug durch die Gassen mit einer großen Anarcho-Fahne, die er aus dem Fenster hängte.

»Du kannst dich auf den Kopf stellen. Wahrscheinlich guckt wieder kein Schwein.« Marie zweifelte am Erfolg.

»Es ärgert sie«, konterte Paul, schließlich hatte er sorgfältig das A mit Kreis auf ein fleckiges und löchrig gerammeltes gelbweißes Leintuch gemalt.

Der Festzug zog durch die Gassen mit der Blaskapelle voran. Den Musikern folgten sauber und akkurat herausgeputzte Mädchen mit kunstvoll geflochtenen Haarzöpfen, Buben in gestärkten weißen Hemden, stolze Mütter mit roten Bäckchen, ernst dreinschauende Lehrer und die Honoratioren der Stadt, die gemessenen Schrittes und sich ihrer Wichtigkeit bewusst den Festzug anführten. Wie in jedem Jahr gab es für die Kinder Hefegebäck umsonst, das an die Belagerung der Inselstadt im Mittelalter erinnern sollte. Alle Teilnehmer waren mit sich beschäftigt oder damit, wie sie denn auf die Zuschauer wirken mögen. Manche Stadträte schauten hinauf zum Fenster, aus dem das Leintuch mit dem A hing. Aber sie kapierten nichts – und ärgerten sich deshalb auch nicht.

Paul war trotzdem zufrieden, war er doch endlich wieder als Spaßguerilla in Aktion getreten. Zwischen Blaulichtern und der Leintuch-Aktion hatte es eine längere Pause gegeben. Auch ein Spaßguerilla muss liefern. Da war Paul doch deutsch und korrekt.

Klaus war zufrieden mit seinem neuen Leben. Das Einzige, was ihm fehlte, war Geld. Ein wenig Kohle, um entspannt über die Runden zu kommen. Als er erfuhr, dass die Heimatzeitung einen Schüler oder Rentner sucht, der über Vereine berichtet, ging er zur Redaktion und stellte sich vor.

»Ich habe den Job«, berichtete er am Abend am WG-Tisch begeistert vom kurzen und erfolgreichen Bewerbungsgespräch. Klaus war der Einzige, der sich gemeldet hatte, was er aber erst viel später erfuhr.

Paul fand den Job politisch nicht korrekt und erinnerte seinen Mitbewohner an den erzkonservativen Grafen, dem in der Gegend riesige Ländereien, Wälder, Brauereien und die alles beherrschende Zeitung gehörten. »Du verkaufst dich an die schwarzen Bonzen«, schimpfte er und holte zu einem längeren Vortrag aus.

»Ich hab’s gewusst, ich mache es aber trotzdem.« Klaus reagierte genervt und trotzig auf die Tirade. Trotzdem nahm er kurz darauf den ersten Auftrag an. Der Redaktionsleiter schickte ihn zu einer Mitgliederversammlung mit Ehrungen der örtlichen Kaninchenzüchter mit an- und abschließender Kür des schönsten Rammlers des Vereins.

Mit Notizblock und Stift und für seine Verhältnisse ordentlich angezogen machte er sich auf den Weg. »Du kommst sicher mit einem scharfen Hasen und dem Journalistenpreis nach Hause, Bugs Bunny Bernstein«, höhnte Paul, worauf Klaus ihm den Mittelfinger zeigte und wütend die Tür zuknallte.

Die Versammlung im verrauchten Nebenzimmer der Traditionsgaststätte Zum Hasen begann zäh. Die Kaninchenzüchter begrüßten jeden und jede, natürlich auch Klaus, »den Herrn von der Zeitung«. Er tat sich schwer mit den Kaninchenzüchtern, deren Welt absolut nicht die seine war. Zu den Lobreden auf die ausgezeichneten Rammler genehmigte er sich gleich einmal einen Schnaps. Schließlich tranken die Journalisten in der Heimatzeitung auch gerne Bier und die im Fernsehen bevorzugt Whisky. Zu den Ehrungen verdienter Vereinsmitglieder gönnte er sich ein erstes Bier. Nachdem die Hälfte der Anwesenden ausgezeichnet und gelobt war, wirkte auch der Schnaps, der ihn locker machte. Er bestellte den nächsten Klaren. Mittlerweile gefiel es ihm im Hasen, den Abend fand er jetzt schon fast unterhaltsam. Die Kaninchenzüchter waren nett und aufmerksam. Um ihn bemühten sich abwechselnd der übergewichtige Vorsitzende, die dralle Vereinskassiererin und sogar der streng gescheitelte Jugendwart, dem er und dessen Position spontan ganz andere als züchterische Interessen unterstellte. Warum so freundlich? Klaus kratzte sich am Kopf. Er überlegte.

Kurz vor Mitternacht schloss der Vorsitzende die Versammlung. Die Hasenzüchter gingen bei Schnaps und Bier zum gemütlichen Teil über. »Ich muss das noch schreiben«, log er und lehnte das Angebot zur Nachsitzung mit den Hasenfreunden freundlich ab. Der Jugendwart begleitete ihn ein Stück. »Sie schreiben doch sicher was Schönes«, sagte er und bog in die nächste Gasse ab. »Aber sicher. Großes Hasenehrenwort«, antwortete Klaus und stolperte weiter in Richtung Wohnung.

»Für einen schönen Hasen gibt es bei jeder Rasseschau einen Pokal. Aber der Sieg spricht sich schnell herum, und dann rufen andere Züchter und Züchterinnen an, die einen ordentlichen Rammler haben wollen«, las er Marie und Paul zu Hause eines der vielen notierten Zitate vor. Aus Angst, etwas zu verpassen, hatte er viele Sätze genau aufgeschrieben und so den Block mit einer Unmenge an Hasenfakten vollgekritzelt.

Die Rammler und Häsinnen beschäftigten ihn. »Kann ja nicht schaden, sein Allgemeinwissen zu mehren«, lallte er die Freunde an.

»Kaninchen und Hasen sind unterschiedliche Gattungen, also der Hase steht zum Kaninchen wie der Affe zum Menschen.«

»Hase ist Hase. Meine Ex hat auch ›Hase‹ zu mir gesagt.« Paul war müde und wollte ablenken, doch Klaus ließ nicht locker. »Wisst ihr, dass ein weibliches Kaninchen eine Häsin ist?«

»Warum soll ein Kaninchen eine Häsin sein?«, fragte jetzt Marie leicht gereizt.

»Wie heißt der Schwanz eines Hasen, ihr Loser? – Blume«, gab Klaus sofort selbst triumphierend die Antwort und sagte lachend: »Mann, Mann. So viel Unwissen an einem Küchentisch. Wo soll das denn enden?«

»Das waren die wahren Rätsel dieser Welt«, beendete er dann doch die sinnfreie Unterhaltung über die Langohren zur Erleichterung seiner Mitbewohner, die sich kurz wieder den wichtigeren Problemen des zu Ende gehenden Tages widmeten und dann ins Bett wollten.

»Ist ein Rammler ein Hase, der rammelt?«, fragte Paul gespielt interessiert auf dem Weg in sein Zimmer. »Dann heißt der Vogel Vogel, weil er vögelt?«

Klaus schleppte sich erschlagen in sein Zimmer. Er war es nicht mehr gewohnt, mehrere Stunden am Stück konzentriert zuzuhören. Und betrunken war er auch, aber doch klar genug, dass er sich ärgerte, weil er das gesamte Honorar an dem Abend weggetrunken und dabei nicht einmal Spaß gehabt hatte.

Beim Wegdösen erschien ihm Bruno, der Rammler der Rasse Deutscher Riese mit dem goldenen Fell, zusammen mit dem ausgezeichneten Langohr Saxo Sachsengold. Verängstigt drängten sich auf einer Wiese mehrere Männer in Ritterrüstung vor einem übergroßen weißen Hasen zusammen. »Du dummes Arschloch, das ist ein Hase«, wies ein Mann die anderen barsch zurecht. »Es ist der hinterfotzigste und cholerischste Hase, den ich jemals gesehen habe. Der Hase springt dich an und beißt dir den Schwanz ab. Er ist ein Killer, ein Killerhase«, jammerte der Mann daneben zitternd. Zu spät. Der Hase sprang die Männer an, biss mit seinen spitzen Zähnen zu und richtete ein Blutbad an. Nur wenige überlebten das Massaker. Plötzlich sah er den Vorsitzenden beim Mittagessen am gedeckten Tisch sitzen mit scharfem Messer und Gabel sowie blutiger Serviette im zugeknöpften weißen Hemdkragen.

»Mir schmeckt Kaninchenfleisch.« Der Vereinschef schmatzte und grinste lüstern mit weit aufgerissenen Augen. Rotes Blut lief ihm aus dem Mundwinkel das doppelte Doppelkinn hinunter über den kurzen Hals vorn in den Ausschnitt seines weißen Hemds. »Wenn Kinder anwesend sind, schlachte ich keine Kaninchen.« Seine Sieger verschonte er großzügig. »Meine Schau-Gewinner esse ich natürlich nicht.« Der Mann führte Messer und Gabel zum Teller, auf dem ein wuscheliges und schneeweißes Zwergkaninchen lag, aufgeregt die Schnute zog und arglos aufblickte. Der Dicke stach zu. Wieder spritzte Blut, und das weiße Fell färbte sich rot. Schweißgebadet wachte Klaus auf und trank in der Küche einen Schluck Wasser. Was für ein schlimmer Ritter-Film, ein Albtraum, dachte er und schlurfte zurück ins warme Bett.

Die Nacht war unruhig. Am Morgen quälte er sich aus dem Bett. Sein Kopf tat weh. Er putzte sich kurz die Zähne und spritzte sich mit beiden Händen kaltes Wasser ins Gesicht. Der Magen knurrte, weshalb er sich schnell auf den Weg zum Bäcker machte. Verwirrt überlegte Klaus, ob an dem langen Abend mit den Kaninchenzüchtern nicht doch Drogen im Spiel gewesen waren. Er versuchte, sich zu erinnern, ob ihm die Kaninchenzüchter etwas ins Getränk oder Essen gekippt hatten. Dope, Gras, LSD, Ephedrin oder Alkohol? Eine Hasenpfote? Alles zusammen?

Beim Bäcker angekommen, drückte er die schwere Glastür auf und stolperte in den Laden. Er stellte sich brav in die Reihe derer, die auf ihre frischen Backwaren warteten. Seit einiger Zeit arbeitete hier eine hübsche junge Frau, die ihm sofort sympathisch gewesen war. Ihn interessierte, was sie machte und wo und mit wem sie rumhing. Doch so früh am Tag war noch nichts mit Witz. »Drei Brezeln, bitte.« Zu mehr reichte es auch diesmal nicht. Manchmal waren es auch zwei Brezeln und ein Brötchen oder zwei Brötchen, eine Brezel und eine Seele. Immerhin schaffte er es, sich freundlich zu bedanken, wenn sie ihm die Frühstückstüte mit einem freundlichen Lächeln über die Glastheke reichte. Und jedes Mal ärgerte er sich, dass er nicht einmal ihren Namen wusste.

Neben ihm stand ein groß gewachsener Mann aus der Nachbargemeinde. Wortmächtig und mit kräftiger, tiefer Stimme orderte er frisches Kornbrot, laugige Brezeln und knusprige Brötchen. Er war der Sohn des Dorfwirts aus dem Nachbarort. Der Mann zapfte kein Bier, sondern schrieb Romane über zerstörte Familien, kaputte Ehen, depressive Detektive oder aus der Zeit gefallene Residenzen. Klaus war ihm schon öfter in einem alten Hotel begegnet, das der Großmutter eines seiner drogensüchtigen Schulfreunde gehörte. Das Hotel lag direkt am See, und dazu gehörten ein Badehaus und ein kleiner hauseigener Hafen. Die Residenz war lange das Erste Haus am Platz, ein wenig aus der Zeit gefallen mit barocken Louis-quatorze-Möbeln, muffigen Teppichen und offenen Kaminen ausgestattet. Keine Gäste, kein Personal. Das Haus am See stand leer.

Der Schriftsteller mit den buschigen Augenbrauen hatte drei Bücher über Geld, Karriere, Liebe und den Niedergang des mondänen Hauses und der Hoteliersfamilie, stets mit dem See und dem mäandernden, weich geschwungenen Hinterland als stimmungsvolle Kulisse, verfasst. Ein Wortmagier. Klaus bewunderte, wie der Mann mit klarer Sprache Brezeln bestellte und wohlformuliert und mit tiefer Stimme den Inhalt seiner Brötchentüte zusammenstellte. Der Mann ist so was von brillant, fand Klaus.

Der Niedergang des Hotels hatte mehrere Ursachen. Ein Grund war die Hotelchefin. Sie war schrill und schräg und züchtete Hunde, die aussahen wie dicke Katzen, die frontal und mit viel Tempo gegen eine Wand gelaufen sind: Möpse. Ein freundlicher, adeliger Stammgast im Hotel mit guten Manieren und viel Humor hatte sie in ihrer Hundeliebe bestärkt. Damals notierte er ins Gästebuch des Hotels mit altdeutscher Schrift:

Möpse sind das Schönste im Leben

Der Satz war durchgestrichen.

Es folgte: Möpse sind schön

Ich liebe Möpse

Der Sinn des Lebens sind Möpse

Ohne Möpse möchte ich nicht leben

Durchgestrichen, erkennbar mit einer anderen Farbe und einem anderen Stift.

Möpse und oder ich

Gestrichen mit wackeligem Zug.

Ein Leben ohne Mops ist ein Irrtum.

Dann noch einmal, aber mit Zusatz.

Möpse, wollt ihr ewig leben

Ein Leben ohne Mops ist sinnlos, aber möglich.

Möpse, Möpse über alles

Ein Dasein ohne Mops ist denkbar, aber sinnlos..

Diese letzte Mops-Würdigung hatte der adelige Gast dann sogar dreifach unterstrichen.

Der Glanz des Hotels war verflogen, ebenso Vermögen, Geld und Ansehen. Die vornehme Frau zockte. Sie war eine Spielerin und lange Zeit im Casino ein gern gesehener Gast. Allerdings verlor sie nicht gern und zankte sich oft mit den perfekt in schwarzem Frack gekleideten Croupiers darüber, welchen Jeton sie auf oder an welcher Zahl auf dem grünen Filz platziert hatte. Die Chefin des Ersten Hauses am Platz konnte giftig, derb und ausfallend sein.

Weil sie aber für die Spielbank ein lukrativer Gast war – schließlich verspielte die alte Dame zielstrebig Vermögen und Hotel –, erhielt sie eigenes Spielgeld. Nur für sie gab es Jetons mit der Farbe Lila, damit sie nicht mehr behaupten konnte, dass der Chip, der gerade gewonnen hatte, der ihre sei. Doch auch das Lila, das ihrer Haarfarbe glich, brachte ihr kein Glück. Sie verzockte Haus und Hof, weil der Bankchef stets für Nachschub sorgte und weitere Kredite genehmigte, obwohl ihre Spielsucht stadtbekannt war. Für die Clique war das mondäne Haus am See mit seinem heruntergekommenen Charme das Paradies.

Die Schüler feierten jedes Wochenende rauschende Partys in den Suiten, knutschten und fummelten in großen Betten, träumten zu »Wish you were here«, lümmelten in den teuren Sesseln, zertrümmerten feinste Weingläser, brannten mit den Joints, Beedies und selbst gedrehten Zigaretten kunstvolle Löcher in die dicken, teuren Teppiche, hörten »Alright Now«, »All along the Watchtower«, »Peace of my Heart«, »Gamma Ray«, »Hush«, »Me and Bobby McGee«, »Rockpommels Land«, »I am Going Home«, schauten verträumt und verpeilt ins Kaminfeuer, kifften und quatschten ohne Unterbrechung, Sinn und Ende zu »Darkside of the Moon«, tranken zu »Child in Time« und träumten sich die »Stairway to Heaven« hinauf, sangen »Run to you« und »Free Fallin« und schwärmten von einem Leben frei von allen Zwängen, ohne Schule, autoritäre Lehrer, nervende Eltern, sinnlose Prüfungen, ohne Angst vor Kriegen und atomarer Abschreckung, Waldsterben, Atomkraftwerken, saurem Regen und Terroranschlägen in Deutschland, Spanien, England, Irland oder Italien. Die gab es fast wöchentlich mit vielen Toten.

Morgens wachten Klaus und seine Freunde mit dem Klang der leise ans Ufer plätschernden Wellen auf, weil alle unterm Sternenhimmel ihren Rausch ausschliefen. Das Traumhotel am See war der Himmel auf Erden. Immerhin einen ganzen Sommer lang. Gemeinsam badeten, feierten und schliefen sie am See im wasserdichten Plastik-Bundeswehr–Schlafsack mit Ärmel und Kapuze. Gut im Regen, schlecht in der Sonne. Wer sich bei den ersten warmen Sonnenstrahlen nicht schnell genug aus dem Schlafsack schälte, kochte im eigenen Saft, und wenn sich Schweiß, Hitze und Plastik zu nahe kamen, schwitzte, stank und klebte man fest.

Wie Paul liebte auch Klaus diesen Militärschlafsack, weil man immer eine Hand frei hatte für eine Kippe, die Bier- oder Weinflasche und auch einen kurzen Regenguss überstand. Im letzten Sommer seiner mehrmals verlängerten Schulzeit verbrachte er viele Nächte mit seinen Freunden am Ufer, saß am Lagerfeuer mit Schwemmholz, lauschte dem metallischen Schlagen der Takelage der Segelboote und dem Kreischen der Möwen, die auf der Suche nach Nahrung und Unterhaltung unermüdlich ihre Runden drehten. In der Nacht fixierte er die Sterne oder den dunklen, geheimnisvollen See, lauschte dem Knacken des Brennholzes, sinnierte über Rauchzeichen und meditierte zum monotonen Klang der Wellen. Den Sound dazu lieferten die Langspielplatten des Woodstock-Albums, die sich am Lagerfeuer am See auf einem tragbaren Plattenspieler mit Batteriebetrieb drehten, bis der Saft nachließ. Weit entfernt hörte er »Freeeedoooom, Freeeedooooooom.«

Die Hotelchefin lebte inzwischen in einem Altersheim, während sich Rechtsanwälte und Bankangestellte um die Schulden kümmerten. Mit der Zwangsversteigerung endeten die stolze Geschichte des Hotels und eine wilde Zeit mit Partys und Drogen.