Kloster, Mord und Dolce Vita - Alte Geheimnisse schlummern tief - Valentina Morelli - E-Book

Kloster, Mord und Dolce Vita - Alte Geheimnisse schlummern tief E-Book

Valentina Morelli

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Beschreibung

Folge 15: In der Nähe des Klosters wird eine Industrieanlage für einen Automobilhersteller gebaut - doch archäologische Funde bringen den Bau zum Stillstand. Dann wird der Leiter der Ausgrabungen tot aufgefunden. Für Carabiniere Matteo ist schnell klar, dass es sich dabei nicht um einen Unfall handelt. Doch wer könnte ein Interesse am Tod des Archäologen haben? Währenddessen macht Isabella im Keller des Klosters einen grausigen Fund ...

Benvenuto a Santa Caterina! In dem malerischen Toskana-Dorf lebt, arbeitet und betet Schwester Isabella. Die neugierige Nonne hat es sich zum Lebensziel gemacht, den Menschen zu helfen. Und wie ginge das besser als mit dem Aufklären von Verbrechen?

Der junge Carabiniere Matteo ist froh über ihre Hilfe - meistens. Denn eines weiß der einzige Polizist von Santa Caterina: Schwester Isabella hat ihren eigenen Kopf!

Mit Witz, Charme und dem Blick fürs Menschliche ermitteln Isabella und Matteo in der Toskana. Klar, dass dabei auch die italienische Lebenskunst nicht zu kurz kommen darf!

Kloster, Mord und Dolce Vita - eine Krimi-Serie wie ein Urlaub in der Toskana!

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung!

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Seitenzahl: 128

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Inhalt

CoverKloster, Mord und Dolce Vita – Die SerieÜber diese FolgeDie ProtagonistenÜber die AutorinTitelImpressumKapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9Kapitel 10Kapitel 11Kapitel 12Kapitel 13Kapitel 14Kapitel 15In der nächsten Folge

Kloster, Mord und Dolce Vita – Die Serie

Benvenuto a Santa Caterina! In dem malerischen Dorf im Herzen der Toskana lebt, arbeitet und betet Kloster-Schwester Isabella. Doch wie aus heiterem Himmel muss sie plötzlich in einem Mordfall ermitteln! Von da an macht es sich die neugierige Nonne zur Lebensaufgabe, die großen und kleinen Verbrechen der Dorfbewohner aufzuklären. Carabiniere Matteo ist froh über diese himmlische Hilfe, denn schließlich hat er als einziger Polizist von Santa Caterina alle Hände voll zu tun …

Über diese Folge

In der Nähe des Klosters wird eine Industrieanlage für einen Automobilhersteller gebaut – doch archäologische Funde bringen den Bau zum Stillstand. Dann wird der Leiter der Ausgrabungen tot aufgefunden. Für Carabiniere Matteo ist schnell klar, dass es sich dabei nicht um einen Unfall handelt. Doch wer könnte ein Interesse am Tod des Archäologen haben? Währenddessen macht Isabella im Keller des Klosters einen grausigen Fund …

Die Protagonisten

Schwester Isabella

Die Ordensschwester ist 35 Jahre alt und heißt mit bürgerlichem Namen Isabella Martini. Schon früh wusste sie, dass sie Nonne werden möchte, und trat in ein kleines Nonnenkonvent in Kalabrien, im Süden Italiens, ein. Nachdem dieses geschlossen wurde, verschlägt es sie nach Santa Caterina, wo sie durch das Lösen von Kriminalfällen ihre wahre Berufung findet. Sie öffnet sich dem Dorf und dem weltlichen Leben – und fängt ganz nebenbei auch noch Verbrecher.

Matteo Silvestri

Der 29-jährige Carabiniere des von Santa Caterina erhält von Schwester Isabella Hilfe bei seinen Ermittlungen – oder ist es eher andersrum? Als Polizist ist Matteo noch unerfahren und wird von der Nonne unter ihre Fittiche genommen.

Äbtissin Filomena

»Der Herr gibt es, der Herr nimmt es.« – Nach dieser Maxime lebt die 63-jährige Äbtissin Filomena. Ihr gesamtes klösterliches Leben hat sie in Santa Caterina verbracht, und wenn es nach ihr geht, wird sie es auch hier beenden. Für das Kloster würde die strenge Geistliche alles tun.

Duccio Lenzi

Duccio Lenzi ist Bürgermeister des Dorfes und versteht sich als Patron von Santa Caterina – großzügig, fördernd, aber auch unnachgiebig, wenn ihm etwas nicht passt. Seiner Meinung nach muss nicht immer alles an die Öffentlichkeit gelangen – doch Schwester Isabella sieht das leider allzu oft anders …

Über die Autorin

Valentina Morelli schreibt seit vielen Jahren Romane. Mit »Kloster, Mord und Dolce Vita« setzt sie der Heimat ihres Herzens ein Denkmal und fängt das unvergleichliche Lebensgefühl der Toskana ein. Krimis sind für sie ein Mittel, zutiefst menschliche Geschichten zu erzählen.

V A L E N T I N A M O R E L L I

Alte Geheimnisse schlummern tief

Originalausgabe

»be« – Das eBook-Imprint der Bastei Lübbe AG

Copyright © 2022 by Bastei Lübbe AG, Köln

Textredaktion: Anne Pias

Lektorat/Projektmanagement: Lukas Weidenbach

Covergestaltung: Christin Wilhelm, www.grafic4u.de unter Verwendung von Motiven von © Shutterstock

eBook-Erstellung: hanseatenSatz-bremen, Bremen

ISBN 978-3-7517-1621-5

be-thrilled.de

lesejury.de

1

Wasser! Überall war Wasser! Isabella wischte sich über das nasse Gesicht und kapierte überhaupt nicht, was los war. Eben noch hatte sie tief und fest geschlafen. Und nun stand alles unter Wasser. Es kam buchstäblich aus der Wand geschossen.

Unter dem Getöse bellte Caesar hysterisch auf – als wollte er das Wasser, das sein Frauchen hinterrücks aus dem Schlaf gerissen hatte, mit seinem Gebelle zurückdrängen.

Isabella fuhr auf, schnappte nach Luft und hustete sich das Wasser aus den Lungen. Sie rollte zur Seite und landete mit der Hüfte voran auf dem harten Boden ihrer Zelle. Doch Zeit, um sich dem Schmerz hinzugeben, hatte sie nicht. Schnell rappelte sie sich auf und eilte zum Lichtschalter. Mit dem einfallenden Licht erkannte sie das Ausmaß der Katastrophe. Das Wasser kam aus der Wand gespritzt wie eine Fontäne. »Mia Madre! Ein Rohrbruch!«

Auf Kopfhöhe der Bettseite hatte der Strahl wohl den Putz von der Wand gesprengt. Dass genau an dieser Stelle ein Leitungsrohr durch die Wand lief, wusste Isabella, weil sie von dort immer mal wieder ein Rauschen und Gluckern vernommen hatte.

Ihr wurde heiß und kalt zugleich. Was sollte sie tun? Mit Derartigem kannte sie sich überhaupt nicht aus. Einmal mehr wurde ihr schmerzlich bewusst, wie sehr ein Hausmeister in diesem Kloster fehlte. Sie warf einen Blick auf den Wecker, der kurz nach drei Uhr am Morgen anzeigte. Wen sollte sie um diese Zeit anrufen?

Ihr Blick huschte zum Bett, dann zu der aus der Wand kommenden Fontäne. Ihr ganz persönlicher Springbrunnen. Das gesamte Bettzeug war bereits pitschnass. Davor stand Caesar und bellte die Wand an. Sie tätschelte seinen Kopf, um ihn halbwegs beruhigt zu bekommen. Nicht dass er noch die Gäste weckte. Doch anscheinend war es dafür bereits zu spät, denn es hämmerte wüst an der Tür.

»Isabella? Alles in Ordnung da drinnen? Da ist ein Rauschen in der Wand«, erklang dumpf die Stimme ihrer Mitschwester Agnieszka. »Und warum bellt Caesar die ganze Zeit? Es ist mitten in der Nacht!«

Nun bellte der Hund wütend die Tür an.

Mit zwei großen Schritten war Isabella an der Tür und zerrte sie auf. Agnieszka zuckte zusammen und starrte sie mit weit aufgerissenen Augen an. »Dich schickt der Himmel«, schrie Isabella über das Rauschen hinweg. »Ich brauche Hilfe! Wir müssen das Wasser abschalten … Aber ich weiß nicht wo! Hast du eine Ahnung?«

Agnieszka sagte nichts. Stattdessen blickte sie mit offenem Mund an Isabella vorbei, um den Wasserschaden anzusehen. »Oje«, fasste sie die Situation wenig aufschlussreich zusammen, wurde dann aber präziser: »Oje, oje!«

Isabella schüttelte den Kopf, als ihr klar wurde, dass von ihrer Freundin keine große Hilfe zu erwarten war. Derweil strömte das Wasser weiter sturmflutartig über ihr Bett hinweg auf den Boden. Ihre nackten Füße standen bereits vollends im Wasser. Kurzerhand schob sie ihre Freundin zur Seite und trat an ihr vorbei hinaus auf den Flur.

»Hildegard!«, rief sie laut, während sie sich in Bewegung setzte. Sie warf einen kurzen Blick zurück und erkannte, dass das Wasser bereits durch ihre Tür in den Korridor hereinströmte.

»Hildegaaaaard!« Hatte sie sich eben noch Gedanken gemacht, ob die Übernachtungsgäste von Caesars Gebell geweckt werden würden, scherte sie sich nun überhaupt nicht mehr darum, leise zu sein. Immerhin war das hier ein Notfall. Noch ehe sie die Kammer ihrer Mitschwester erreicht hatte, schob diese den Kopf durch den Türspalt und bot dabei einen grotesken Anblick. Sie hatte eine Schlafmütze auf dem Kopf – eine mit Bommel, die sie wie einen von Schneewittchens sieben Zwergen aussehen ließ.

»Was ist denn los?« Die Schwester fuhr sich müde übers Gesicht, gab sich einem herzhaften Gähnen hin und drückte ihre schlechte Laune mit jeder ausgesprochenen Silbe aus.

»Ein Wasserschaden! In meiner Zelle. Rohrbruch. Das Wasser schießt nur so aus der Wand. Wir müssen den Haupthahn zudrehen!« Sie ruderte hilflos mit den Armen. Erst da wurde ihr klar, dass sie selbst klatschnass war. »Aber ich weiß nicht, wo.«

Schwester Hildegard nickte und marschierte aus der Tür. »Keller!«, sagte sie resolut, als hätte sie just das Rätsel des Universums gelöst. »Mitkommen! Wo ist der Werkzeugkasten? Wir werden eine Rohrzange brauchen.«

2

»Müssen Sie so rasen, Silvestri?!«

Matteo warf dem Bürgermeister einen verwunderten Seitenblick zu. »Ich fahre sogar zehn Stundenkilometer langsamer, als ich es eigentlich dürfte.«

»So? Aber in dieser Kiste werde ich durchgeschüttelt, als säße ich in einem dieser dreirädrigen Kastenwagen. Jedes Schlagloch spüre ich an meinen Bandscheiben.« Zur Bestätigung seiner Worte gab er ein leidvolles Stöhnen von sich.

»Tut mir leid, die Stoßdämpfer sind nicht mehr die besten«, entschuldigte sich Matteo. Wobei das Unsinn war. Nicht das mit den Stoßdämpfern, sondern mit der Entschuldigung. Denn er selbst konnte schließlich am wenigsten dafür, dass er diesen alten Dienstwagen fahren musste.

Er kapierte überhaupt nicht, was es mit dem Ausflug auf sich hatte. Er hatte weitaus Besseres zu tun, als den Bürgermeister durch die Gegend zu kutschieren und hinaus ins Grüne zu fahren. Immerhin stand Santa Caterina unter einer echten Bedrohung. Seit Wochen trieben radikale Verbrecher ihr Unwesen, indem sie Autos stahlen. In großem Stil. Etwas Derartiges hatte Matteo noch nicht erlebt. Dabei geschahen die Diebstähle nicht, um sich zu bereichern. Nein, die Autos wurden für Spritztouren entwendet und dann irgendwo abgestellt. Meist mit Totalschaden.

»Sie müssen jetzt rechts rein, Silvestri.«

Matteo verbiss sich einen Kommentar. Natürlich wusste er, wo es langging. Er kannte jeden Hügel, jede Seitenstraße im Umkreis von Santa Caterina wie den Motorblock seiner liebevoll restaurierten Vespa. Doch das hinderte den Bürgermeister nicht daran, ihm unentwegt den Weg zu diktieren.

Seufzend setzte er den Blinker und bog rechts auf die unbefestigte Straße ein. Der Holperweg verlangte den Stoßdämpfern alles ab. Lenzi krallte sich an der Handschlaufe fest und verzog bei jedem Schlagloch übellaunig das Gesicht.

Eine Sache irritierte Matteo. Er wusste nicht genau, was es war, aber irgendetwas an dem Bürgermeister war anders als sonst. Nichts, was er hätte greifen können. Definitiv aber roch er anders. Ja, Lenzi hatte einen anderen Geruch an sich. Gar keinen unangenehmen.

Matteo sah ihn von der Seite an. »Haben Sie ein neues Parfüm, Signore Lenzi?«

Der Bürgermeister blickte zurück. »Ich wüsste nicht, was Sie das angeht, Silvestri!«

Schmollend zog sich der Carabiniere hinter das Steuer zurück und achtete darauf, die größten Schlaglöcher zu umfahren. Am Ende des Schotterwegs parkte er den Dienstwagen neben einem wunderschönen ferrariroten Fiat 500, den er an diesem Ort überhaupt nicht vermutet hätte.

Denn die außerplanmäßige Spritztour hatte ihn an den Rand des Dorfes und schon mitten ins Nirgendwo gebracht. Um sie herum gab es nichts als eine mit Zypressen gespickte Hügellandschaft. Und das, so weit das Auge reichte. Talabwärts ließ sich das schlängelnde blaue Band des Serchio ausmachen. Direkt vor dem Parkplatz breitete sich eine Fläche aus, die einer Mondlandschaft glich. Auf einem fußballfeldgroßen Platz war der Boden abgetragen worden, und überall türmten sich Erdaushübe auf.

Matteo drehte den Zündschlüssel um und setzte sich beim Aussteigen die Schirmmütze auf. Gerade wollte er auf die vor ihm liegende Baustelle zugehen, als ihm klar wurde, dass jemand fehlte. Er warf einen Blick zurück ins Innere des Streifenwagens und wurde von einem Augenpaar verstimmt gemustert. Schnaufend machte er auf dem Absatz kehrt und hielt auf die Beifahrertür zu, um sie aufzuziehen.

Eine Sekunde später schälte sich Lenzi umständlich aus dem Sitz und richtete sich neben ihm auf. »Ungemütliches Auto«, sagte er. »Viel zu tief für meinen Rücken.«

»Aber umso schöner ist die Landschaft.« Matteo strahlte. Er nahm tief Luft und ließ den Duft der Zypressen in seine Nase steigen.

»In der Tat«, bestätige Lenzi. »Dieser Ort ist wie geschaffen für ein Industriegebiet.« Mit einem Mal zeigte sein Gesicht ein diabolisches Vergnügen, während er die Tür ins Schloss fallen ließ.

»Ganz wie Sie meinen, Signore Lenzi.« Um sich nicht länger das raffgierige Grinsen anschauen zu müssen, warf Matteo einen missmutigen Blick auf seinen Wagen. Mit der Tiefe der Sitze hatte er kein Problem. Ihn störten vielmehr das Alter des Wagens, die fehlende Leistung und die aufblinkenden Warnsymbole am Armaturenbrett, sobald er sich hinter das Steuer klemmte und den Motor startete. Der Wagen war in einem jämmerlichen Zustand, und der Carabiniere konnte nur hoffen, mit ihm niemals mehr eine Verfolgungsjagd bestreiten zu müssen.

Wie von selbst lenkte sich sein Blick auf den kleinen Stadtflitzer, der neben dem Polizeiwagen lächerlich winzig wirkte. Es war ein Cinquecento der ersten Generation, wie man sie nur noch selten auf den Straßen sah. In seiner Kindheit war das noch anders, da hatten die Städte nur so gewimmelt von diesen kleinen Knutschkugeln in allen erdenklichen Farben. Und auch heute noch freute er sich jedes Mal, wenn er eines dieser Kultautos sah. Und dieses Modell hatte sogar ein Faltdach und schien in einem hervorragenden Zustand zu sein.

Der Bürgermeister holte ihn aus seinen Gedanken: »Schauen Sie sich das an.«

Matteo reckte den Kopf in alle Richtungen, aber er verstand nicht.

Der Bürgermeister brummte missmutig auf und stapfte, sich das Hemd in die Hose stopfend, an ihm vorbei. »Die gesamten Arbeiten stehen still«, wurde er konkreter. »Eine Tragödie ist das.«

»Nun ja«, sagte Matteo in beschwichtigendem Tonfall. Für ihn war es eine Tragödie, dass seine Florentiner gestern aus dem Pokal geflogen waren. Ausgerechnet gegen den Erzrivalen Juventus Turin.

»Längst könnte die Halle errichtet sein«, schimpfte Lenzi weiter und warf seine Hände förmlich in Richtung des großen bräunlich roten Erdhaufens, der sich vor ihnen erhob. »Sehen Sie doch nur.«

Matteo sah – und zuckte mit den Schultern. Vor ihm lag auf einem Gebiet von einem Hektar eine angefangene Baustelle, auf der sämtliche Arbeiten gestoppt worden waren. Auf einem angrenzenden Ackerfeld standen eine Handvoll gelber Baumaschinen, die zum Nichtstun verdammt waren.

Rund um das Gelände waren metertiefe Gräben zu erkennen, die sich in alle Richtungen durch die Erde zogen. Und überall gab es diese Absteckpfähle, an denen weiße Wimpel hingen. Vermutlich waren sie dazu da, um irgendwelche Fundplätze zu markieren. Matteo jedoch erkannte nichts. Für ihn sah das alles nach einem umgegrabenen Acker aus.

»Haben Sie eine Ahnung, was der Gemeinde an Steuergeldern flöten geht?«, fragte der Bürgermeister den Carabiniere. Es war eine dieser Fragen, die keiner Antwort bedurften. Und so schwieg Matteo.

»Jeder Tag, an dem hier nicht weitergebaut wird, kostet uns Unsummen, Silvestri. Hören Sie? Unsummen!«

Natürlich hörte er. Der Bürgermeister stand schließlich direkt neben ihm. Aber Matteo wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Sicherlich war das ärgerlich, aber es gab einen guten Grund für den Baustopp.

Vor einem Monat hatten hier am Rande von Santa Caterina die Bauarbeiten für eine neue Spritzguss-Anlage begonnen, die ein großer Automobilzulieferer aus dem Boden stampfen wollte. Damit sollte der Startschuss für ein Gewerbegebiet direkt vor den Toren des Dorfes fallen.

Proteste hatte es viele gegeben. Niemand wollte die wundervolle Naturkulisse verschandelt sehen, doch schließlich hatte sich der Bürgermeister mit unschlagbaren Geldargumenten durchsetzen und das Bauvorhaben in die Tat umsetzen können.

In Matteos Brust schlugen zwei Herzen. Einerseits gefiel ihm der Gedanke ebenso wenig, dass ein wundervolles Stück Natur einem Industriegebiet weichen sollte. Andererseits konnte die Gemeinde zusätzliche Einnahmequellen gut vertragen. Als Staatsdiener wurde immerhin auch sein Lohn damit bezahlt.

Als der Entschluss gefallen war, hatte er sich von Lenzi die Baupläne des Architekten zeigen lassen. Geplant waren eine riesige Halle und eine verbreiterte Straße für die Lkw-Zufahrt. Nah am Dorf, doch weit genug weg, um die Bewohner nicht mit Lärm zu belästigen. Wenigstens das.

Jedoch hatte niemand damit rechnen können, dass die Aushubarbeiten etwas zutage förderten, was die Römer bereits eine ganze Weile vor ihnen hier an diesem Ort hinterlassen hatten.

Zunächst waren es nur ein paar Scherben und Tonvasen gewesen. Dann kamen immer mehr Fundstücke aus längst vergangenen Zeiten zum Vorschein. Schon bald war klar, dass man die Spritzgussanlage auf einem Grundstück errichten wollte, das einst von Römern genutzt worden war. Und damit war erst einmal ein Stopp für die weiteren Arbeiten verhängt worden. Nun war das gesamte riesige rechteckige Gebiet mit hüfthohen Seilen eingezäunt.

Es erinnerte ihn an eine Ausgrabungsstätte wie bei den Pyramiden von Gizeh. Direkt neben den achtlos abgestellten Baumaschinen standen zwei große Zelte, die ihn an seine Zeit als Pfadfinder denken ließen. Aus einem der Zelte drang leise klassische Musik.

Lenzi wischte sich mit einem Stofftuch die schweißnasse Stirn ab. »Verdammte Mittagshitze«, murmelte er. Das Tuch verschwand wieder in seiner Hosentasche, und er bildete mit seinen Händen einen Trichter. »Hallo? Ist hier jemand?«