Kloster, Mord und Dolce Vita - Das Schweigen der Äbtissin - Valentina Morelli - E-Book

Kloster, Mord und Dolce Vita - Das Schweigen der Äbtissin E-Book

Valentina Morelli

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Beschreibung

Folge 12: Die Gnadenfrist ist abgelaufen, die finanzielle Lage aussichtslos: Schwester Isabellas Kloster soll endgültig geschlossen werden. Während die Nonnen aufgeregt darüber debattieren, wie es weitergeht, hat sich die zurückgekehrte ehemalige Äbtissin Filomena ein Schweigegelübde auferlegt. Und auch sonst erkennen die anderen sie nicht wieder. Da wird Carabiniere Matteo zu einem Waldstück bei Santa Caterina gerufen: Dort wurde ein Toter gefunden - anscheinend ermordet. Bald stellt sich heraus: Der Tote hatte eine Verbindung zu Filomena ...

Über die Serie: Benvenuto a Santa Caterina! In dem malerischen Toskana-Dorf lebt, arbeitet und betet Schwester Isabella. Die neugierige Nonne hat es sich zum Lebensziel gemacht, den Menschen zu helfen. Und wie ginge das besser als mit dem Aufklären von Verbrechen?

Der junge Carabiniere Matteo ist froh über ihre Hilfe - meistens. Denn eines weiß der einzige Polizist von Santa Caterina: Schwester Isabella hat ihren eigenen Kopf!

Mit Witz, Charme und dem Blick fürs Menschliche ermitteln Isabella und Matteo in der Toskana. Klar, dass dabei auch die italienische Lebenskunst nicht zu kurz kommen darf!

Kloster, Mord und Dolce Vita - eine Krimi-Serie wie ein Urlaub in der Toskana!

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung.

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Seitenzahl: 130

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Inhalt

CoverKloster, Mord und Dolce Vita – Die SerieÜber diese FolgeDie ProtagonistenÜber die AutorinTitelImpressumKapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9Kapitel 10Kapitel 11Kapitel 12Kapitel 13Kapitel 14Kapitel 15In der nächsten Folge

Kloster, Mord und Dolce Vita – Die Serie

Benvenuto a Santa Caterina! In dem malerischen Dorf im Herzen der Toskana lebt, arbeitet und betet Kloster-Schwester Isabella. Doch wie aus heiterem Himmel muss sie plötzlich in einem Mordfall ermitteln! Von da an macht es sich die neugierige Nonne zur Lebensaufgabe, die großen und kleinen Verbrechen der Dorfbewohner aufzuklären. Carabiniere Matteo ist froh über diese himmlische Hilfe, denn schließlich hat er als einziger Polizist von Santa Caterina alle Hände voll zu tun …

Über diese Folge

Die Gnadenfrist ist abgelaufen, die finanzielle Lage aussichtslos: Schwester Isabellas Kloster soll endgültig geschlossen werden. Während die Nonnen aufgeregt darüber debattieren, wie es weitergeht, hat sich die zurückgekehrte ehemalige Äbtissin Filomena ein Schweigegelübde auferlegt. Und auch sonst erkennen die anderen sie nicht wieder. Da wird Carabiniere Matteo zu einem Waldstück bei Santa Caterina gerufen: Dort wurde ein Toter gefunden – anscheinend ermordet. Bald stellt sich heraus: Der Tote hatte eine Verbindung zu Filomena …

Die Protagonisten

Schwester Isabella

Die Ordensschwester ist 35 Jahre alt und heißt mit bürgerlichem Namen Isabella Martini. Schon früh wusste sie, dass sie Nonne werden möchte, und trat in ein kleines Nonnenkonvent in Kalabrien, im Süden Italiens, ein. Nachdem dieses geschlossen wurde, verschlägt es sie nach Santa Caterina, wo sie durch das Lösen von Kriminalfällen ihre wahre Berufung findet. Sie öffnet sich dem Dorf und dem weltlichen Leben – und fängt ganz nebenbei auch noch Verbrecher.

Matteo Silvestri

Der 29-jährige Carabiniere des von Santa Caterina erhält von Schwester Isabella Hilfe bei seinen Ermittlungen – oder ist es eher andersrum? Als Polizist ist Matteo noch unerfahren und wird von der Nonne unter ihre Fittiche genommen.

Äbtissin Filomena

»Der Herr gibt es, der Herr nimmt es.« – Nach dieser Maxime lebt die 63-jährige Äbtissin Filomena. Ihr gesamtes klösterliches Leben hat sie in Santa Caterina verbracht, und wenn es nach ihr geht, wird sie es auch hier beenden. Für das Kloster würde die strenge Geistliche alles tun.

Duccio Lenzi

Duccio Lenzi ist Bürgermeister des Dorfes und versteht sich als Patron von Santa Caterina – großzügig, fördernd, aber auch unnachgiebig, wenn ihm etwas nicht passt. Seiner Meinung nach muss nicht immer alles an die Öffentlichkeit gelangen – doch Schwester Isabella sieht das leider allzu oft anders …

Über die Autorin

Valentina Morelli schreibt seit vielen Jahren Romane. Mit »Kloster, Mord und Dolce Vita« setzt sie der Heimat ihres Herzens ein Denkmal und fängt das unvergleichliche Lebensgefühl der Toskana ein. Krimis sind für sie ein Mittel, zutiefst menschliche Geschichten zu erzählen.

V A L E N T I N A M O R E L L I

Das Schweigen der Äbtissin

Originalausgabe

»be« – Das eBook-Imprint der Bastei Lübbe AG

Copyright © 2021 by Bastei Lübbe AG, Köln

Textredaktion: Anne Pias

Lektorat/Projektmanagement: Lukas Weidenbach

Covergestaltung: Christin Wilhelm, www.grafic4u.de unter Verwendung von Motiven von © Elena Odareeva/shutterstock; StevanZZ/shutterstock; Misao NOYA/shutterstock; NorSob/shutterstock; Rolau Elena/shutterstock

eBook-Erstellung: hanseatenSatz-bremen, Bremen

ISBN 978-3-7517-0011-5

be-ebooks.de

lesejury.de

1

»Und so bitten wir dich, heilige Caterina, dass du unser Dorf und unsere Wege noch viele Jahre mit deiner grenzenlosen Güte wirst begleiten.« Pfarrer Don Francesco de Santis Stimme hallte kraftvoll durch den festlich mit Blumen geschmückten Chor. Es war seine Kirche, sein Refugium. Wenngleich er zu dieser Messe alles andere als eine Herde Schafe angelockt hatte.

»Caterinas Namenstag ist nicht nur Gedenktag für eine der außergewöhnlichsten Frauengestalten in der Kirchengeschichte«, donnerte er weiter seinem spärlichen Publikum entgegen, »sondern für all jene, die unter der gütigen Obhut unserer heiligen Caterina stehen. Deshalb begehen wir diesen Tag voller Andacht feierlich …«

»Jetzt halte doch mal still«, zischte Schwester Agnieszka Isabella wütend an und stupste sie mit dem Ellbogen in die Seite. »Du machst mich noch wahnsinnig mit deiner Rumkratzerei.«

»Aber wenn es doch so juckt.« Isabella kratzte sich den Nacken so fest, bis aus dem Jucken ein Schmerz wurde.

Nur zu gern hätte sie aufmerksam den Worten des Pfarrers gelauscht, der sich sichtliche Mühe gegeben hatte, seiner Kirche den feierlichen Rahmen für den Namenstag Santa Caterinas zu bieten. Da dieser Tag jedoch auf einen gewöhnlichen Wochentag fiel, war die Kirche kaum besucht, was Isabella außerordentlich schade fand.

Neben all ihren Mitschwestern hatte gerade mal ein Dutzend weiterer Menschen den Weg in die San-Giuseppe-Kirche gefunden. Keiner davon schien unter neunzig Jahre alt zu sein. Nicht nur bei den Messdienern hatte die Dorfkirche ein Nachwuchsproblem. Daran gab es nichts zu rütteln.

Isabella tat es leid, denn De Santis hatte allem Anschein nach mit einer größeren Besucherschar gerechnet. Darauf deuteten nicht nur die vielen Blumenarrangements hin, die den Altar dekorierten und den gesamten Weg durch den Kreuzgang aufhübschten. Er hatte auch zwei neue Messdiener in den Dienst berufen, die Isabella noch nie zuvor in der Pfarrkirche gesehen hatte.

Ihr kamen die beiden ein wenig zu alt für den Dienst in der Messe vor. Vom Aussehen her waren sie weit über zwanzig und wirkten unter den weißen Gewändern ziemlich kräftig. Nicht dick, sondern muskulös. Ihr fiel es schwer, den Blick von dem Messdiener abzuwenden, der rechts neben dem Pfarrer stand. Schuld daran waren dessen Augenbrauen. Sie waren so buschig, als hätte er sich zwei dieser schwarzhaarigen Raupen auf die Stirn geklebt.

Doch ehe sie länger darüber nachdenken konnte, trieben sie die juckenden Pustel, die sich wie Windpocken auf ihrem ganzen Körper ausgebreitet hatten, schier in den Wahnsinn. Es war einfach unfassbar. Gerade erst hatte sie den Zwist mit der Äbtissin beigelegt und es geschafft, dass Caesar wieder ins Klosterinnere durfte – was für sie bedeutete, dass die Nächte auf der Wiese im Klostergarten der Vergangenheit angehörten –, da wurde sie in ihrer Kammer von Bettwanzen geplagt.

Bettwanzen! Dabei konnte sie sich keinen Reim darauf machen, wie diese lästigen Tierchen ausgerechnet den Weg in ihr Bett gefunden hatten, das sie wochenlang nicht benutzt hatte. Es blieb bloß zu hoffen, dass der Kammerjäger, den sie vor dem Aufbruch ins Dorf angerufen hatte, bereits seiner Arbeit nachkam und ihr Zimmer von dem Ungeziefer befreite.

Sie reckte das Kinn und schickte ein kurzes Gebet zum Himmel, um Pietro zu danken, der ihr einen zuverlässigen Kontakt hergestellt hatte – einhergehend mit der Warnung, dass sich in der Insektenbekämpfungsbranche viele schwarze Schafe tummelten. Was wusste Isabella denn schon über die Seriosität von Kammerjägern.

Agnieszka warf ihr einen unliebsamen Seitenblick zu und rückte ein Stück von ihr ab. »Außerdem wäre ich dir dankbar, wenn du mir nicht so nah auf die Pelle rückst.« Sie schüttelte sich naserümpfend, und Isabella versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr sie das traf.

Sie wollte erwidern, dass sie recherchiert hatte und Bettwanzen nicht von Mensch zu Mensch sprangen, doch ihr juckender Nacken erforderte ihre gesamte Aufmerksamkeit. Das Schlimme daran war nicht nur die Kratzerei, sondern auch, dass es wieder auf Caesar zurückgefallen war. Und das machte Isabella stutzig.

Sie hatte keine Beweise, traute Äbtissin Quadrelli aber zu, dass sie für den Wanzenbefall in ihrem Bett verantwortlich war. Einfach um Isabella das Leben schwer zu machen und alle gegen den Hund aufzubringen. Quadrelli hasste Hunde, daraus machte sie keinen Hehl.

»Und zum Schluss, meine liebe Gemeinde«, drang de Santis’ dunkle Stimme in ihr Bewusstsein, »wünsche ich euch allen einen gesegneten Tag. Möge Gott mit euch sein.«

Um Isabella herum erhoben sich die Besucher. Sie raffte ihr Gewand, um sich den Fußknöchel zu kratzen, als de Santis sie unvermittelt anstarrte. »Werte Schwestern«, sagte er über den Lärm der aus der Kirche eilenden Menschen hinweg. »Wartet doch bitte noch einen Augenblick. Ich habe euch noch etwas mitzuteilen.«

Isabella hielt im Kratzen inne und richtete den Blick nach vorn. Der Pfarrer wurde flankiert von den beiden Messdienern, die mit den Händen hinter dem Rücken vor dem Altar standen und teilnahmslos vor sich hin starrten. Einer von ihnen kaute Kaugummi.

Isabella fragte sich, wo er die beiden bloß aufgegabelt hatte. Natürlich litt San Giuseppe wie alle anderen Kirchen darunter, dass es kaum mehr Nachwuchs gab. Im Kloster sah es kaum anders aus. Sie seufzte und kratzte sich gedankenverloren den Oberarm.

Wie gebeten, blieben die Schwestern sitzen und warteten darauf, dass der Pfarrer zu ihnen sprach. Das tat er, als auch der letzte Besucher die Kirche verlassen hatte.

»Äbtissin Quadrelli hat mich darum gebeten, dieses Beisammensein zu nutzen, um euch, meine lieben Schwestern, eine Mitteilung zu machen.« De Santis’ Blick senkte sich auf die vorderen Bankreihen, auf denen die Klosterschwestern sich verteilt hatten.

»Pscht«, machte es neben Isabella, begleitet von einem wütenden Blick ihrer Freundin. »Raschele nicht so viel, man versteht ja kaum ein Wort!«

Isabella achtete nicht auf Agnieszka und kratzte sich weiter, obwohl die Stelle längst nicht mehr juckte. Da lag etwas im Blick des Pfarrers – etwas, was ihr überhaupt nicht gefiel. Auch die anderen Schwestern wurden unruhig. Ein undeutliches Gemurmel setzte ein. De Santis hob die Hände und wirkte damit für einen Moment wie die lebendig gewordene Christusstatue in Rio de Janeiro.

»Leider kann die ehrenwerte Äbtissin Quadrelli nicht persönlich vor Ort sein, weil sie, nun ja, dringliche Dinge davon abhalten.«

Um Isabella herum warfen sich die Schwestern fragende Blicke zu. Bislang hatten sie sich nicht darüber gewundert, dass die Äbtissin dem Gottesdienst in der Pfarrkirche anlässlich des Namenstages von Santa Caterina ferngeblieben war. Ebenso wie bei ihrem Abscheu vor Hunden, hatte sie nie einen Hehl daraus gemacht, dass sie mit dem Dorfleben im Allgemeinen und mit Santa Caterina im Besonderen nichts anzufangen wusste.

Flavia Quadrelli stammte aus der lombardischen Abtei Pontida und wünschte sich nichts sehnlicher, als endlich wieder dorthin zurückzukehren. Ginge es nach Isabella, könnte die Äbtissin diesem Drang eher heute als morgen nachgeben. Es war merkwürdig, dass de Santis eine Botschaft für sie übermitteln sollte. Nun den Oberschenkel kratzend, schrillten bei ihr die Alarmglocken.

De Santis nahm sichtbar Luft und sagte mit belegter Stimme: »Leider liegt es nun an mir, euch mitzuteilen …« Er räusperte sich, um einen Hauch leiser fortzufahren, »… dass der Vatikan beschlossen hat, das Convento di Nostra Regina della Pace zu schließen.«

Es wurde still in den Bankreihen.

Totenstill.

De Santis hatte den Blick nach unten gerichtet und betrachtete stur die vor ihm liegenden Steinfliesen. Isabella spürte Agnieszkas Blick von der Seite. Trotz der drohenden Bettwanzeninvasion war ihre Freundin ein Stück näher an sie herangerückt, als würde sie Halt suchen. Und tatsächlich umgriff sie in der nächsten Sekunde Isabellas Hand und drückte sie fest.

De Santis hob langsam den Kopf, öffnete den Mund, doch ebenso schnell schloss er ihn wieder. Obwohl er ein redseliger Mann war, schien er keine Worte mehr zu finden. Er setzte an, hielt inne, setzte noch einmal an, hielt wieder inne.

Schließlich war es Schwester Hildegard, auf einer Bank vor Isabella, die die einzig richtige Frage stellte: »Was soll das heißen?«

»Nun ja.« De Santis hob eine Hand, schloss sie zur Faust, um ein Aufhusten dahinter zu verbergen. »Das heißt, dass das Kloster geschlossen wird. Unabwendbar.«

»Aber … warum?«, fragte ausgerechnet Isabella. Dabei wusste sie es selbst am besten.

Der Pfarrer sprang erneut in die Rolle von Cristo Redentor. Er streckte die Arme von sich, sodass die weit geschnittenen Ärmel seiner Soutane nach unten hingen wie Vorhänge: »In Einzelheiten wurde ich nicht eingeweiht. Ich weiß nur, dass heute Morgen eine Nachricht aus Rom kam – mit der Mitteilung, dass die Frist verstrichen ist und die finanzielle Misere nicht abgewendet werden konnte. In der Vatikanstadt rechnet man euch aber eure Mühe hoch an.«

Isabellas Brauen schoben sich nach oben. Der Vortrag des Pfarrers klang wie auswendig gelernt. Beinahe glaubte sie, Quadrellis Worte aus seinem Mund zu hören.

»So leid es mir tut«, sagte er schließlich. »Für euch und für unsere Gemeinde.« Wenigstens diese Worte klangen nach seinen eigenen.

»Aber«, stieß Agnieszka laut aus. »Das würde bedeuten, also, das bedeutet …« Sie suchte die Blicke ihrer Mitschwestern. »Ja, was bedeutet das denn genau für uns?«

»Dass wir alle am Arsch sind.« Schwester Immacolata sprang wütend von ihrem Sitz auf. »Das bedeutet das!«

»Immacolata, bitte!« Novizin Rebecca, die direkt neben ihr saß, zog sie heftig am Ärmel, damit sie sich wieder hinsetzte.

Die älteste Schwester des Klosters gehorchte widerwillig und nahm wieder Platz, ließ aber noch ein ebenso inbrünstiges »Ist doch wahr, verdammt noch mal!« verlauten.

Isabella verstand ihre Aufregung nur zu gut. Auch sie wusste nicht, wie ihr geschah. Bei Schwindel und Schockstarre lief in ihr das gesamte Repertoire der Gefühlswelt ab. In den letzten Monaten hatte sie gekämpft und gelitten, war sogar beim Papst vorstellig geworden, um die Schließung abzuwenden, und nun offenbarte ihr de Santis im Anschluss an die Gedenkmesse der heiligen Caterina, dass sie den Kampf verloren hatte. Sie spürte, wie ihre Augen feucht wurden, hatte aber nicht mal mehr die Kraft, die Tränen wegzuwischen.

»Warum sagt die Äbtissin uns das nicht selbst?«, fragte Schwester Hildegard lautstark.

»Weil sie verhindert ist.« De Santis rang sich ein halbherziges Lächeln ab und strich sich eine nicht vorhandene Strähne aus der Stirn. »Wie ich bereits gesagt habe.«

»Blödsinn!«, rief Immacolata. »Sie war zu feige, um uns das selbst mitzuteilen!«

Zustimmende Rufe hallten durch die Kirche.

Wieder hoben sich die Arme des Pfarrers. »Meine lieben Schwestern. Ich verstehe eure Aufregung. Lasst uns bitte nicht vergessen, dass wir uns hier zusammengefunden haben, um den Namenstag unserer geliebten Caterina zu feiern.«

Isabella hielt es nicht mehr auf dem Sitz. Sie hatte genug gehört und stahl sich unter eifrigen Entschuldigungen aus der Bankreihe und stolperte in den Kreuzgang. Der Geruch des Weihrauchfasses schnürte ihr die Kehle zu.

Jemand rief nach ihr, doch sie drehte sich nicht um. Sie wollte bloß aus der Kirche raus. Von allen Empfindungen, die sie zu übermannen drohten, war der Schwindel die stärkste. Ihr kam es vor, als würde die gewölbte Kirchendecke auf sie herabstürzen und sie begraben. Sie musste dringend an die frische Luft. Kaum war sie draußen angekommen, riss sie den Mund auf und rang gierig nach Atem. Sie drückte ihre Hände auf die Knie und beugte sich nach vorn. Millionen aufgeblähter Sterne versammelten sich vor ihren Augen und schossen eine Supernova nach der anderen auf ihre Netzhaut ab.

Hinter sich hörte sie Schritte. Erst vereinzelte, dann weitere. Als sie langsam die Augen öffnete, waren die Sterne verschwunden, dafür war sie von ihren Mitschwestern umringt, die ebenfalls die Andacht verlassen hatten.

Eine Hand legte sich auf ihre Schulter und massierte sie sanft. Es war die von Agnieszka, die sämtliche Scheu vor den Bettwanzen verloren zu haben schien.

»Wir wissen, dass du alles versucht hast, Isabella. Du darfst dir keine Vorwürfe machen.«

Isabella hob den Kopf und sah in die milden Augen von Schwester Hildegard. Sie lächelte sie an, auf eine mitfühlende Weise, die dafür sorgte, dass Isabella erneut die Augen brannten.

»Es wird schon weitergehen«, sagte Immacolata. »Irgendwie. Bislang ist es doch immer weitergegangen. Mit Gottes Hilfe.«

Die Schwestern nickten zustimmend und gaben sich einem zuversichtlichen Lächeln hin. Bloß Agnieszka blickte weiter bestürzt drein. »Aber … wenn das Kloster geschlossen wird«, sagte sie tonlos. »Wo sollen wir dann hin? Was soll aus uns werden?«

2

»Ich habe Pietro gesagt, ich brauche einen Kammerjäger«, erklärte Isabella, »keinen Exorzisten!« Sie schaffte es kaum, den Blick von dem Mann abzuwenden, der laut Visitenkarte, die er ihr in die Hand gedrückt hatte, Lamont Tamberi hieß.