Kloster, Mord und Dolce Vita - Gruß aus dem Jenseits - Valentina Morelli - E-Book
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Kloster, Mord und Dolce Vita - Gruß aus dem Jenseits E-Book

Valentina Morelli

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Beschreibung

Folge 6: Santa Caterina feiert das Fest seiner Namenspatronin. Als zum Höhepunkt die Reliquie der Heiligen Katharina - ihr Zeigefinger - enthüllt werden soll, offenbart sich Schreckliches: Der eigentlich knochige Finger besteht aus Fleisch und Blut! Zeichen Gottes oder schlimmes Verbrechen?

Als bald darauf eine Leiche auftaucht, wird klar, woher der Finger stammt. Doch was steckt hinter der Tat? Isabella und Matteo sind ratlos. Allerdings scheint Don Francesco, der Pfarrer von Santa Caterina, etwas zu verbergen ...

Über die Serie: Benvenuto a Santa Caterina! In dem malerischen Dorf im Herzen der Toskana lebt, arbeitet und betet Kloster-Schwester Isabella. Doch wie aus heiterem Himmel muss sie plötzlich in einem Mordfall ermitteln! Von da an macht es sich die neugierige Nonne zur Lebensaufgabe, die großen und kleinen Verbrechen der Dorfbewohner aufzuklären. Carabiniere Matteo ist froh über diese himmlische Hilfe, denn schließlich hat er als einziger Polizist von Santa Caterina alle Hände voll zu tun ...

Mit Witz, Charme und dem Blick fürs Menschliche ermitteln Isabella und Matteo in der Toskana. Klar, dass dabei auch die italienische Lebensfreude nicht zu kurz kommen darf!

Kloster, Mord und Dolce Vita - eine Krimi-Serie wie ein Urlaub unter der Sonne Italiens.

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung


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Inhalt

CoverKloster, Mord und Dolce Vita – Die SerieÜber diese FolgeDie ProtagonistenÜber die AutorinTitelImpressumKapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9Kapitel 10Kapitel 11Kapitel 12Kapitel 13Vorschau

Kloster, Mord und Dolce Vita – Die Serie

Benvenuto a Santa Caterina! In dem malerischen Dorf im Herzen der Toskana lebt, arbeitet und betet Kloster-Schwester Isabella. Doch wie aus heiterem Himmel muss sie plötzlich in einem Mordfall ermitteln! Von da an macht es sich die neugierige Nonne zur Lebensaufgabe, die großen und kleinen Verbrechen der Dorfbewohner aufzuklären. Carabiniere Matteo ist froh über diese himmlische Hilfe, denn schließlich hat er als einziger Polizist von Santa Caterina alle Hände voll zu tun …

Über diese Folge

Santa Caterina feiert das Fest seiner Namenspatronin. Als zum Höhepunkt die Reliquie der Heiligen Katharina – ihr Zeigefinger – enthüllt werden soll, offenbart sich Schreckliches: Der eigentlich knochige Finger besteht aus Fleisch und Blut! Zeichen Gottes oder schlimmes Verbrechen?

Als bald darauf eine Leiche auftaucht, wird klar, woher der Finger stammt. Doch was steckt hinter der Tat? Isabella und Matteo sind ratlos. Allerdings scheint Don Francesco, der Pfarrer von Santa Caterina, etwas zu verbergen …

Die Protagonisten

Schwester Isabella

Die Ordensschwester ist 35 Jahre alt und heißt mit bürgerlichem Namen Isabella Martini. Schon früh wusste sie, dass sie Nonne werden möchte, und trat in ein kleines Nonnenkonvent in Kalabrien, im Süden Italiens, ein. Nachdem dieses geschlossen wurde, verschlägt es sie nach Santa Caterina, wo sie durch das Lösen von Kriminalfällen ihre wahre Berufung findet. Sie öffnet sich dem Dorf und dem weltlichen Leben – und fängt ganz nebenbei auch noch Verbrecher.

Matteo Silvestri

Der 29-jährige Carabiniere des von Santa Caterina erhält von Schwester Isabella Hilfe bei seinen Ermittlungen – oder ist es eher andersrum? Als Polizist ist Matteo noch unerfahren und wird von der Nonne unter ihre Fittiche genommen.

Äbtissin Filomena

»Der Herr gibt es, der Herr nimmt es.« – Nach dieser Maxime lebt die 63-jährige Äbtissin Filomena. Noch nie hat man sie ohne Habit gesehen. Ihr gesamtes klösterliches Leben hat sie in Santa Caterina verbracht, und sie wird es auch hier beenden. Dem Schutz des Klosters und »ihrer« Nonnen hat sie sich mit Leib und Seele verschrieben.

Duccio Lenzi

Duccio Lenzi ist Bürgermeister des Dorfes und versteht sich als Patron von Santa Caterina – großzügig, fördernd, aber auch unnachgiebig, wenn ihm etwas nicht passt. Seiner Meinung nach muss nicht immer alles an die Öffentlichkeit gelangen – doch Schwester Isabella sieht das leider allzu oft anders …

Über die Autorin

Valentina Morelli schreibt seit vielen Jahren Romane. Mit »Kloster, Mord und Dolce Vita« setzt sie der Heimat ihres Herzens ein Denkmal und fängt das unvergleichliche Lebensgefühl der Toskana ein. Krimis sind für sie ein Mittel, zutiefst menschliche Geschichten zu erzählen.

V A L E N T I N A M O R E L L I

Gruß aus dem Jenseits

Originalausgabe

»be« – Das eBook-Imprint der Bastei Lübbe AG

Copyright © 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Textredaktion: Anne Pias

Lektorat/Projektmanagement: Lukas Weidenbach

Covergestaltung Christin Wilhelm, www.grafic4u.de unter Verwendung von Motiven © shutterstock: Misao NOYA | NorSob | Rolau Elena | Eric Isselee | Jaroslaw Pawlak | K images

eBook-Erstellung: hanseatenSatz-bremen, Bremen

ISBN 978-3-7325-8778-0

www.be-ebooks.de

www.lesejury.de

1

Andächtig schob sich die Prozession durch die engen Straßen Santa Caterinas. An der Spitze wandelte Pfarrer Don Francesco de Santis, der das Kirchenkreuz zur Erinnerung an den Leidensweg Jesu in ehrfürchtigem Schweigen vor sich hertrug. Flankiert wurde er von Äbtissin Filomena, die sich zum feierlichen Anlass in ihr prächtigstes Klostergewand geworfen hatte.

Zu seiner Rechten schlurfte Bürgermeister Duccio Lenzi gleichauf. Jeder einzelne seiner Schritte wurde von einem leisen Stöhnen begleitet. Auf der Rückenpartie seines himmelblauen Jacketts zeichnete sich ein großer dunkler Schweißfleck ab, der die Form von Sardinien hatte. Die Halbglatze glänzte in der Sonne wie eingewachst.

Dicht hinter dem Trio folgte eine Traube Fahnen schwingender Messdiener in wallenden weiß-roten Gewändern, denen vor Anstrengung der Schweiß in den Gesichtern stand. Hinter den Dienern der Kirche folgten die Frauen Gottes, die sich trotz der Schwüle in ihre Schleier gehüllt hatten.

Es war ein ungewöhnlich warmer fünfundzwanzigster November. Es war der Tag der Heiligen Katharina und neben Ostern und Weihnachten der wichtigste Festtag des kleinen toskanischen Dörfchens.

Das Wetter machte auch Isabella zu schaffen. In den letzten Tagen hatte es stark geregnet, entsprechend hoch war die Luftfeuchtigkeit. Die Schwester wünschte sich aus der prallen Sonne hinaus. Trotz der Schatten spendenden Häuser, die die Gasse umrahmten, war der Boden aufgeheizt.

Sie war froh über ihren Entschluss, den Bernhardiner Caesar im Kloster gelassen zu haben. Bei diesem Wetter jagte man keinen Hund vor die Tür.

Doch sie wollte sich nicht beschweren und ertrug die Bürde mit Demut. Schließlich hätte es regnen oder stürmen können. Andere Menschen traf dieses Wetter außerdem ungleich härter. Den kurz vor der Auflösung stehenden Bürgermeister zum Beispiel, der kaum mehr einen Fuß vor den anderen gehoben bekam, ohne sich mit einem Stofftuch über die Stirn zu wischen.

Oder Matteo, der einige Schritte hinter ihr an der Prozession teilnahm und von Lenzi auferlegt bekommen hatte, die Dienstuniform zu tragen – an seinem freien Tag. Doch den Carabiniere störte das offenbar nicht weiter. Immer wieder hörte sie abwechselnd ihn oder Nina leise aufkichern. Sie schienen sich in der Gefolgschaft des halben Dorfes, das am kirchlichen Festumzug teilnahm, prächtig zu unterhalten.

Isabella war froh, dass die beiden Verliebten wieder zueinandergefunden hatten. Allem Anschein nach hatte die Tochter des Bürgermeisters Matteo die schmähliche Ungeschicklichkeit verziehen, dass er bei einem Rendezvous vor ihren Augen, zwischen Vorspeise und Hauptgang, eingeschlafen war.

Schwerfällig hob Isabella den Kopf und rückte sich den Velan zurecht, unter dem sich die Hitze staute. Keine einzige Wolke stand am Himmel. Wie konnte es im November bloß so drückend sein? Gut, sie kannte die Antwort. Laut Wetterbericht war ein aus Afrika kommendes Hoch daran schuld.

Sie seufzte ergeben. Wenigstens war es gleich vorbei. Sie sah bereits den Marktplatz. Somit stand der Umzug, der seinen würdigen Abschluss bei einer feierlichen Freiluftmesse fand, unmittelbar vor dem Höhepunkt. Eigens hierfür hatte man das Altarretabel aus der Pfarrkirche San Giuseppe transportiert und auf dem Marktplatz wiederaufgebaut.

Die neben ihr geradezu dahingleitende Schwester Agnieszka reckte suchend den Kopf. »Gleich sind wir da, aber wo ist denn nur der Bischof? Hat ihn schon jemand gesehen?«

Verneinendes Gemurmel drang aus den Mündern der Schwestern.

Das ist wirklich merkwürdig, dachte Isabella. Eigens zu diesem ehrenvollen Tag hatte sich Filippo Gambino in Santa Caterina zu Besuch angekündigt. Entsprechend groß war die Aufregung bei den Schwestern gewesen, als sie davon erfahren hatten. Denn Gambino war nicht nur Bischof, sondern auch Mitglied des päpstlichen Rates im Vatikan. Solch hohen geistlichen Besuch hatte es in Santa Caterina lange nicht gegeben.

Schwester Hildegard hatte den gesamten gestrigen Tag mit Vorbereitungen verbracht, um dem Bischof sein Lieblingsessen auftischen zu können: Coda alla vaccinara. Ein traditionelles Schmorgericht der römischen Küche – Ochsenschwanz in Tomatensoße. Damit das Fleisch besonders zart wurde, musste es stundenlang bei geringer Temperatur gebacken werden. Für die perfekte Tomatensoße hatte Schwester Hildegard drei Anläufe gebraucht, bis sie den für dieses Gericht so typischen kräftigen und leicht süßlich-sauren Geschmack zu ihrer Zufriedenheit getroffen hatte.

Die Äbtissin hatte derweil dafür gesorgt, dass das gesamte Kloster auf Hochglanz poliert worden war. Sogar die Gärten hatten sie auf Vordermann gebracht, und die notwendigsten Schönheitsreparaturen durchgeführt. Zumindest provisorisch.

Die Äbtissin hatte aus dem Weinkeller die besten Flaschen des klostereigenen Chianti hochbringen lassen. Denn es war allgemein bekannt, dass Gambino ein Freund von toskanischen Weinen war.

Isabella und Agnieszka hatte sie dazu verdonnert, die schönste Gästestube des Klosters herzurichten. Zwar waren im Convento di Nostra Regina della Pace alle gleich, aber einen derart hochdekorierten Gast wollte man dennoch verwöhnen. Immerhin war Gambino als Ratsmitglied des Vatikans eine einflussreiche Person. Da konnte es nicht schaden, wenn er den bestmöglichen Eindruck vom Schwesternkonvent im beschaulichen Herzen der Toskana mit nach Rom trug.

Aus dem Grund des unpassend hohen Besuches hatte die Äbtissin ein Staatsgeheimnis gemacht. Klar aber war, dass ihm als Bischof die heutige Ehre gebührte, den Bewohnern Santa Caterinas die heilige Reliquie zu präsentieren, wie es seit Jahrhunderten am Tag der heiligen Katharina Tradition war.

Das sakrale Relikt war in jeder Hinsicht etwas Besonderes. Während viele andere Pfarrkirchen sich mit einem Holzsplitter vom Kreuz Christi oder einem getragenen Kleidungsstück eines verdienten Geistlichen zufriedengeben mussten, wurde im Altar von San Giuseppe ein Teil des Leichnams einer wahrhaften Lichtgestalt aufbewahrt: der rechte Zeigefinger der heiligen Katharina.

Niemand wusste mehr genau, wie diese Reliquie den Weg in die San-Giuseppe-Kirche gefunden hatte, doch wurde sie seit vielen Generationen gehütet, als wäre sie der Augapfel des heiligen Herrn.

»Womöglich wartet der Bischof im Schatten des Podiums«, vermutete Immacolata. »Er soll ja nicht mehr der Jüngste sein.« Sie sagte es ohne Hohn, obwohl sie selbst längst die achtzig überschritten hatte und es sich nicht hatte nehmen lassen, am feierlichen Umzug teilzunehmen.

Isabella bewunderte sie einmal mehr für ihre Robustheit.

»Aber ich sehe ihn nirgends«, erwiderte Schwester Agnieszka, die sich wieder auf ihre Zehenspitzen gestellt hatte.

Die am Marktplatz wartende Dorfkapelle spielte einen feierlichen Marsch auf. Als der Pfarrer schließlich den Altaraufbau erreicht hatte, kam nach und nach die Prozession zum Stillstand. Würdevoll das Weihrauchfass schwenkend trat der Obermessdiener auf die Treppenstufen des gezimmerten Holzpodiums.

Don Francesco de Santis folgte ihm mit würdevollen Schritten und platzierte das Kreuz der Pfarrkirche in der Mitte des Altars, der mit bunten Herbstblumen und hohen Kerzen dekoriert war. Den Sockel schmückte ein Hochrelief, das die heilige Katharina darstellte.

»Liebe Gemeinde«, donnerte de Santis mit einer Stimme, die klang, als wäre er es gewohnt, zu großen Menschenmengen zu sprechen. »Wir haben uns heute, an diesem wundervollen Tage des fünfundzwanzigsten Novembers vor dem Herrn zusammengefunden, um der heiligen Katharina zu gedenken und sie zu ehren.«

Isabella blickte sich um, hielt Ausschau nach dem Bischof. Nun wäre die Zeit, aus dem Schatten zu treten und die Gemeinde zu begrüßen. Doch nirgends sah sie eine Gestalt in schwarzer Soutane, mit violetter Schärpe und der farblich passenden Kappe auf dem Haupt.

»Sie ist nicht nur Namensgeberin unseres beschaulichen Ortes«, sprach de Santis über Isabellas Gedanken hinweg, »sondern Märtyrerin und eine der vierzehn heiligen Nothelfer. Die heilige Katharina ist Schutzpatronin der Schulen, der philosophischen Fakultäten.« Er nahm einen tiefen Atemzug und ließ seinen feierlichen Blick über die Zuschauer schweifen. »Und nicht zuletzt ist sie die geliebte Patronin unserer Heimat.«

Die Musikkapelle spielte einen stimmungsvollen Ton, und die Menge klatschte Beifall. Auf die Züge des Pfarrers legte sich ein wohlwollendes Lächeln.

Neben Isabella fächerte Schwester Hildegard sich mit der Hand Luft zu. »Was soll das?«, fragte sie verwirrt. »Wo ist der Bischof?«

Isabella schüttelte den Kopf. Sie verstand es ebenso wenig. »Hat die Äbtissin denn nichts gesagt?«

Schwester Immacolata lachte rau auf. »Uns? Träum weiter!«

Auf dem Podium hob de Santis die Arme auf Schulterhöhe und drehte sich langsam um. Isabella beobachtete ihn dabei, wie er andächtig auf den Altar zuschritt und den kleinen, mit sakralen Symbolen verzierten Flügelschrank aufzog, um eine in Gold eingefasste Holzschatulle zum Vorschein zu bringen. Er drehte sich wieder um, hielt sie sich vor die Brust und trat ebenso andächtig an den Rand des Podiums.

Augenblicklich kehrte Ruhe ein, jedwedes Gemurmel verstummte. Räuspernd stimmte de Santis einen Psalm an. Seine hohe Stimme erhob sich über die Köpfe der Prozessionsteilnehmer hinweg und erfüllte den Marktplatz.

Nun trat auch die Äbtissin auf das Podest und stellte sich neben den Pfarrer. Sie fiel inbrünstig in de Santis’ Singsang ein. Das schwere silberne Brustkreuz um ihren Hals funkelte im grellen Sonnenlicht auf.

De Santis begann die Predigt.

Doch seine Worte drangen nicht in Isabellas Seele. Noch immer fragte sie sich, wo der Bischof abgeblieben war. Hatte er sich verspätet? Sollte man dann nicht besser auf ihn warten? Sie seufzte innerlich auf. Dabei hatte sie sich so sehr darauf gefreut, der Andacht eines Bischofs lauschen zu dürfen. Wann bot sich einem schon die Gelegenheit dazu?

»… präsentiere ich die heilige Reliquie.«

Isabella zwang sich dazu, das Geschehen auf dem Podium zu verfolgen. Schließlich wurde die heilige Reliquie nur einmal im Jahr der Öffentlichkeit offenbart.

Neben ihr schlug Schwester Agnieszka erwartungsfroh jauchzend die Augen auf und bekreuzigte sich.

Das brachte Isabella zum Schmunzeln.

Drei Messdiener schwenkten ihre Weihrauchfässer und tauchten die Szenerie vor dem Altar in einen dramatischen Nebel. Der würzige Geruch stieg Isabella in die Nase. Hinter sich hörte sie es aus mehreren Mündern aufhusten.

»Vielleicht übertreiben sie es da ein wenig mit dem Weihrauch«, raunte Schwester Immacolata. »Findet ihr nicht auch?«

Isabella entgegnete darauf nichts, zu sehr zog sie diese Zeremonie in den Bann.

Der Pfarrer legte seine rechte Hand auf die Schatulle und klappte den Deckel auf.

»Herr!«, rief de Santis in anschwellendem Tonfall. »Biete deine Macht auf, und lass dein Angesicht leuchten!« Dann riss er die Arme nach oben und hielt die Schatulle weit über seinen Kopf – sodass jeder die Reliquie sehen konnte.

Isabella musste sich ein Grinsen verkneifen. Ein kleines bisschen fühlte sie sich an die dramatische Szene aus dem König der Löwen erinnert.

Doch mit einem Mal wurde es um sie herum still. Totenstill. Dann … ein einzelner Aufschrei. Dem folgte ein weiterer. Und dann brach das Donnerwetter los.

»Ach du meine Güte!«, rief Schwester Hildegard neben ihr aus.

Isabella verstand nicht. Sie fuhr herum und sah ausnahmslos in erschrockene Gesichter. Münder und Augen waren weit aufgerissen. Was, um Himmels willen?

Sie drehte den Kopf zum Podium, stellte sich auf die Zehenspitzen, um einen Blick auf das zu erhaschen, was die Menschen derart schockierte. Und dann stockte auch ihr der Atem, als sie die kleine Reliquienschatulle fest im Fokus hatte.

Sie sah den Finger, eingebettet in roten Samt. Es war ein schön anzusehender Finger. Feingliedrig, mit einem perfekt manikürten Nagelbett. Obendrein war es ein gar nicht so alter Finger.

 

2

Matteo schob und zwängte sich durch die Menge. Sein Puls raste. Irgendetwas ging hier vor sich, das er nicht eingeordnet bekam. Um ihn herum bekreuzigten sich Menschen. Ältere Frauen schrien wehklagend, kleine Kinder jammerten eingeschüchtert. Männer hielten sich die Hand vor den Mund, die Züge vor Schreck verhärtet.

»Lassen Sie mich durch!«, forderte er befehlsartig, bis er endlich ganz vorn angelangt war. »Was ist hier los?« Er riss hart an Lenzis Schulter, der ihn mit aufgerissenen Augen anstarrte.

»Silvestri«, raunte es aus ihm heraus. »D-die Reliquie.« Zögernd streckte er seine Hand aus und deutete nach vorn, in Richtung des Altarpodiums.

Matteo sah ihn entrüstet an. »Was ist damit? Wurde sie gestohlen?« Er rechnete mit allem, und der Reaktion der Zuschauer nach zu urteilen, konnte es nur so sein.

Es war wieder einmal typisch. Da hatte er eine Sekunde lang nicht aufgepasst und Nina etwas Liebevolles ins Ohr geflüstert, und schon war der Tumult um ihn herum ausgebrochen. Als er wieder nach vorn geblickt hatte, waren die Hände des Pfarrers ermattet und das Geschrei der Leute groß gewesen.

»Nein. Nicht. Gestohlen«, stammelte der Bürgermeister. »Sie ist …« Weiter kam er nicht, weil ihn seine Stimme verließ.

Matteo wurde es zu bunt. Er drängte sich am Bürgermeister vorbei und nahm zwei Podiumsstufen auf einmal, bis er vor de Santis und der Äbtissin stand.

»Was ist hier los?«, fragte er noch einmal. In seinem Rücken schraubten sich hastige Gebete und wehklagende Stimmen empor.

»Die Reliquie«, sagte der Pfarrer nicht ganz so stammelnd wie der Bürgermeister. Dafür umso ehrfürchtiger. Die Holzschatulle hatte er weit von sich gestreckt, als würde sie eine bissige Schlange beherbergen. Der Deckel war zugeklappt.

Matteo hörte die Äbtissin in seinem Rücken: »Es ist ein Wunder.« Doch ihre Worte galten offenbar nicht ihm, sondern sich selbst.

»Wunder?«, echote Matteo. »Also wurde die Reliquie nicht gestohlen?«

Der Pfarrer schüttelte den Kopf. »Nein. Sie ist noch immer in der Schatulle.« Er nickte in Richtung des Holzkästchens. »Also … irgendwie zumindest.«

Wieder schüttelte Matteo den Kopf. »Ich versteh’s nicht.«

Der Pfarrer nickte angestrengt. Er schien sich ein Herz zu nehmen, öffnete das Kästchen und streckte es Matteo entgegen.

»Äh …«

Matteo versuchte, das Bild einzuordnen. In der ersten Sekunde schien alles klar, als sein Blick den vermuteten Finger einfing. Doch es war nicht der knorrige, ausgetrocknete Finger, den Matteo alljährlich seit seiner Kindheit an jedem fünfundzwanzigsten November präsentiert bekommen hatte. Nein, dieser Finger war ein gänzlich anderer.

Er hielt sich die Hand vor den Mund und presste ein inbrünstiges »Mia Madre!« hervor.

»Du sagst es, Matteo.«

Sein Kopf fuhr herum. »Isabella!« Seine Hand wanderte vom Mund zu den Bartstoppeln, und er rieb sich heftig das Kinn.

Die Schwester trat neben ihn und warf ebenfalls einen Blick auf den Finger.

»Womöglich bedeutet das die Wiederauferstehung der heiligen Katharina. Ich meine, ihr Finger ist wieder zu frischem Fleisch geworden. Vielleicht wird auch der Rest …« Die Äbtissin ließ die weiteren Gedanken unausgesprochen. Sie hatte sich beide Hände auf die Wangen gepresst und sah aus wie ein Karpfen, der nach Luft schnappt.

»Wohl eher nicht«, sagte Matteo leise.

Ihm schwante Fürchterliches. Denn das, was er vor sich hatte, war der frisch abgetrennte Körperteil eines Menschen. Und dem Zustand des Fingers nach zu urteilen, war es noch nicht allzu lange her, dass dieser von seinem Besitzer getrennt worden war.

»Eines ist mal sicher.« Isabella blickte Matteo ernst an. »Der heiligen Katharina gehört der nicht.«