Kloster, Mord und Dolce Vita - Mord im letzten Akt - Valentina Morelli - E-Book

Kloster, Mord und Dolce Vita - Mord im letzten Akt E-Book

Valentina Morelli

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Beschreibung

Folge 11: Feierstimmung in Santa Caterina: Zum großen Sommerfest findet auf dem Marktplatz eine Freiluft-Oper statt. Isabella und die Nonnen sind aufgeregt, zumal das Kloster einige der Opernleute beherbergt. Alles fiebert auf den großen Abend hin, an dem das ganze Dorf sich in Abendkleidung einfindet, um der Oper zu lauschen. Doch im letzten Akt bricht der Intendant auf seinem Logenplatz zusammen - tot! Zuerst sieht alles nach einem Schwächeanfall aus, doch Schwester Isabella schaut genauer hin ...

Über die Serie: Benvenuto a Santa Caterina! In dem malerischen Toskana-Dorf lebt, arbeitet und betet Schwester Isabella. Die neugierige Nonne hat es sich zum Lebensziel gemacht, den Menschen zu helfen. Und wie ginge das besser als mit dem Aufklären von Verbrechen?

Der junge Carabiniere Matteo ist froh über ihre Hilfe - meistens. Denn eines weiß der einzige Polizist von Santa Caterina: Schwester Isabella hat ihren eigenen Kopf!

Mit Witz, Charme und dem Blick fürs Menschliche ermitteln Isabella und Matteo in der Toskana. Klar, dass dabei auch die italienische Lebenskunst nicht zu kurz kommen darf!

Kloster, Mord und Dolce Vita - eine Krimi-Serie wie ein Urlaub in der Toskana!

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung.

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Seitenzahl: 129

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Inhalt

CoverKloster, Mord und Dolce Vita – Die SerieÜber diese FolgeDie ProtagonistenÜber die AutorinTitelImpressumKapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9Kapitel 10Kapitel 11Kapitel 12Kapitel 13Kapitel 14Kapitel 15Kapitel 16Vorschau

Kloster, Mord und Dolce Vita – Die Serie

Benvenuto a Santa Caterina! In dem malerischen Dorf im Herzen der Toskana lebt, arbeitet und betet Kloster-Schwester Isabella. Doch wie aus heiterem Himmel muss sie plötzlich in einem Mordfall ermitteln! Von da an macht es sich die neugierige Nonne zur Lebensaufgabe, die großen und kleinen Verbrechen der Dorfbewohner aufzuklären. Carabiniere Matteo ist froh über diese himmlische Hilfe, denn schließlich hat er als einziger Polizist von Santa Caterina alle Hände voll zu tun …

Über diese Folge

Feierstimmung in Santa Caterina: Zum großen Sommerfest findet auf dem Marktplatz eine Freiluft-Oper statt. Isabella und die Nonnen sind aufgeregt, zumal das Kloster einige der Opernleute beherbergt. Alles fiebert auf den großen Abend hin, an dem das ganze Dorf sich in Abendkleidung einfindet, um der Oper zu lauschen. Doch im letzten Akt bricht der Intendant auf seinem Logenplatz zusammen – tot! Zuerst sieht alles nach einem Schwächeanfall aus, doch Schwester Isabella schaut genauer hin …

Die Protagonisten

Schwester Isabella

Die Ordensschwester ist 35 Jahre alt und heißt mit bürgerlichem Namen Isabella Martini. Schon früh wusste sie, dass sie Nonne werden möchte, und trat in ein kleines Nonnenkonvent in Kalabrien, im Süden Italiens, ein. Nachdem dieses geschlossen wurde, verschlägt es sie nach Santa Caterina, wo sie durch das Lösen von Kriminalfällen ihre wahre Berufung findet. Sie öffnet sich dem Dorf und dem weltlichen Leben – und fängt ganz nebenbei auch noch Verbrecher.

Matteo Silvestri

Der 29-jährige Carabiniere des von Santa Caterina erhält von Schwester Isabella Hilfe bei seinen Ermittlungen – oder ist es eher andersrum? Als Polizist ist Matteo noch unerfahren und wird von der Nonne unter ihre Fittiche genommen.

Äbtissin Filomena

»Der Herr gibt es, der Herr nimmt es.« – Nach dieser Maxime lebt die 63-jährige Äbtissin Filomena. Noch nie hat man sie ohne Habit gesehen. Ihr gesamtes klösterliches Leben hat sie in Santa Caterina verbracht, und sie wird es auch hier beenden. Dem Schutz des Klosters und »ihrer« Nonnen hat sie sich mit Leib und Seele verschrieben.

Duccio Lenzi

Duccio Lenzi ist Bürgermeister des Dorfes und versteht sich als Patron von Santa Caterina – großzügig, fördernd, aber auch unnachgiebig, wenn ihm etwas nicht passt. Seiner Meinung nach muss nicht immer alles an die Öffentlichkeit gelangen – doch Schwester Isabella sieht das leider allzu oft anders …

Über die Autorin

Valentina Morelli schreibt seit vielen Jahren Romane. Mit »Kloster, Mord und Dolce Vita« setzt sie der Heimat ihres Herzens ein Denkmal und fängt das unvergleichliche Lebensgefühl der Toskana ein. Krimis sind für sie ein Mittel, zutiefst menschliche Geschichten zu erzählen.

V A L E N T I N A M O R E L L I

Mord im letzten Akt

Originalausgabe

»be« – Das eBook-Imprint der Bastei Lübbe AG

Copyright © 2021 by Bastei Lübbe AG, Köln

Textredaktion: Anne Pias

Lektorat/Projektmanagement: Lukas Weidenbach

Covergestaltung Christin Wilhelm, www.grafic4u.de unter Verwendung von Motiven © Shutterstock (cosca | Konstanttin | Misao NOYA | NorSob | Rolau Elena)

eBook-Erstellung: hanseatenSatz-bremen, Bremen

ISBN 978-3-7517-0010-8

www.be-ebooks.de

www.lesejury.de

1

Die ersten Sonnenstrahlen und Caesars Schnarchen lieferten sich einen harten Wettstreit. Doch schließlich war es Gallus, der Hahn, der Isabella endgültig dem Reich der Träume entriss. Sie schlug erst das eine, dann das andere Lid auf. Die Helligkeit der frühmorgendlichen Sonne kitzelte angenehm in ihren Augen.

Doch das war auch schon die einzige wohlige Empfindung. Der Rest ihres Körpers begrüßte den neuen Tag mit Schmerz. Alles tat ihr weh, am schlimmsten der Rücken. Er fühlte sich an, als hätte sie die Nacht auf einer Streckbank verbracht. Dieser Vergleich war gar nicht so weit von der Wahrheit entfernt. Schließlich waren es nur wenige Zentimeter Schaumstoff, die ihren Rücken und den harten Boden der Klosterwiese voneinander trennten.

Mühsam drehte sie sich zur Seite und betrachtete den Hund, der direkt neben ihr schlief. Er japste im Schlaf und bewegte die Pfoten, als würde er über eine Wiese laufen. Der Bernhardiner war ein äußerst intensiver Träumer. Unmittelbar über ihrem Kopf scharrte etwas. Ehe sie das Geräusch zuordnen konnte, pickte etwas in ihren Haaren herum. Ihre tastende Hand bekam ein Huhn zu fassen, das gackernd davonflatterte.

Mühsam richtete Isabella sich auf, sah dem Huhn hinterher, das es in der Nacht irgendwie aus dem Stall hinaus geschafft haben musste. Hohe Grashalme blitzten im Morgentau. Isabella fuhr mit der Hand darüber und wischte sich anschließend mit der kühlen Nässe über das Gesicht, um wach zu werden. Im Grunde war es ein traumhafter Morgen, der sich in den schillerndsten Farben präsentierte.

Direkt neben dem überquellenden Gemüsebeet leuchtete der Flieder, der eine Heimat für unzählige Schmetterlinge bot. Die neue Äbtissin hatte ihn erst kürzlich pflanzen lassen und erfreute sich allmorgendlich an dem Geflatter.

Doch für all diese Schönheiten hatte Isabella kaum mehr einen Sinn. Als sie ihr Gelübde abgelegt hatte, zwischen diesen Mauern ihr Leben zu verbringen, hatte sie nicht unbedingt den Innenhof im Sinn gehabt.

Es war ihre dritte Woche in Folge, die sie nun draußen im Klostergarten unter freiem Himmel verbrachte. Und all das nur, weil die neue Äbtissin Flavia Quadrelli ihren geliebten Cäsar nicht mehr im Inneren des Klosters duldete. Am Tag ihres Amtsantritts hatte sie Isabella das klargemacht und den Hund sogleich nach draußen auf den Hof verbannt. In eine kleine Hundehütte, direkt neben dem Hühnerstall.

Wieder krähte der Hahn.

»Sei bloß still!« Isabella gähnte ihn an.

Nun schlug auch Caesar ein Auge auf. Er begann sogleich zu hecheln, als er Isabella in die Augen sah. Liebevoll tätschelte sie ihm das Fell an der Stelle hinter den Ohren, wo er das ganz besonders mochte. Der Hund grunzte auf und drückte seinen schweren Kopf gegen ihre Hand.

»Guten Morgen, du kleiner Rabauke! Hast du gut geschlafen? Hast du davon geträumt, Hasen hinterherzujagen?«

Caesar liebte es, Hasen und Kaninchen in ihren Bauten aufzuspüren und ihnen anschließend über die Felder hinterherzuhetzen. Dabei war er viel zu langsam, um auch nur in die Nähe eines der Langohren zu kommen. Aber in diesem Fall war für ihn wohl der Weg das Ziel.

Caesar leckte ihr ausgiebig über die Hand. Dann vernahm er das Gackern des ausgebüxten Huhns. Sofort war er auf den Beinen, schüttelte sein Fell und eilte dem Huhn hinterher, das wild flatternd das Weite suchte. Es folgte eine Hetzjagd durch den gesamten Klostergarten.

Isabella sah den beiden eine Weile zu und beschloss, in den neuen Tag zu starten. Sie fragte sich, wie lange das noch so weitergehen sollte. Es war Hochsommer. Somit waren die Temperaturen nachts äußerst angenehm – weitaus erträglicher als in ihrer stickigen Kammer. Doch was würde sie im Herbst tun, wenn die schweren Regenfälle einsetzten? Und erst im Winter! Sie konnte wohl schlecht das ganze Jahr über im Freien übernachten.

Doch bislang war ihr noch keine Alternative in den Sinn gekommen. Cäsar hatte sich mittlerweile so sehr an sie gewöhnt, dass er unmöglich eine Nacht ohne sie verbringen konnte. Schon gar nicht draußen im Klostergarten. Allein mit den Hühnern! Sie hatte es versucht, aber Cäsar hatte mit seinem Gejaule das ganz Kloster wach gehalten, woraufhin Quadrellis Groll auf den Hund nur noch schlimmer wurde. Ergo hatte es nur eine Lösung gegeben – und diese ging mächtig auf Isabellas Rücken.

Vieles hatte sich seit dem Amtsantritt von Flavia Quadrelli verändert. Nichts davon zum Guten. Zumindest nicht für Isabella. Es war eine Sache, ihre Position als Vorsteherin zu verlieren. Eine gänzlich andere war es, dass ihr sämtliche Ämter entzogen worden waren. Die Äbtissin behandelte sie nunmehr wie eine Novizin. Als wäre die finanzielle Misere des Klosters Isabellas höchstpersönliche Schuld, wurde sie kurzerhand zu Handlangerarbeiten verdonnert.

Damit hatte Isabella im Grunde überhaupt kein Problem. Sie war sich für keine Arbeit zu schade. Und doch wurde sie das Gefühl nicht los, dass es nichts anderes war als Strafarbeit, die man ihr auferlegte. Alles, woran sie Freude hatte, war tabu für sie. Sie durfte weder hinter den klostereigenen Verkaufsstand auf dem Marktplatz von Santa Caterina, sie durfte nicht mehr Schwester Immacolata in der Bibliothek aushelfen, noch war es nunmehr ihre Aufgabe, Gebete abzuhalten.

Stattdessen jätete sie täglich den Gemüsegarten und kümmerte sich um sämtliche Einkäufe. Und seit Neuestem wurde sie obendrein noch zu den Haushaltsarbeiten der Gästezimmer verdonnert – und seit Tagen war das Kloster bis auf die letzte Kammer belegt.

Im Grunde ihres Herzens freute Isabella sich sehr über den Besuch. Stets hatte sie sich dafür eingesetzt, das Kloster nach außen hin zu öffnen. Unter der Ägide von Äbtissin Filomena hatte es kaum Besuch gegeben. Sie musste der neuen Äbtissin zugutehalten, dass sie sich dazu bereit erklärt hatte, die freien Zimmer den vielen Gästen zur Verfügung zu stellen.

Denn ganz Santa Caterina war im Ausnahmezustand und jedes Touristenbett bis auf den letzten Platz belegt. Der Grund hierfür war ein strategischer Schachzug des Bürgermeisters Lenzi Duccio. Er hatte es geschafft, eine Freilichtoper nach Santa Carina zu bringen, die in den kommenden Tagen mitten auf dem Marktplatz für zwei Vorstellungen gastieren würde. Es war eine Aufführung, wie Italien sie sonst nur von der Mailänder Scala kannte. Mit aufwendigem Bühnenaufbau und unzähligen Darstellern und Komparsen war sie die Hauptattraktion in der Toskana.

In der Region war in den letzten Tagen nichts anderes Thema gewesen. Jeder fieberte der ersten Vorstellung entgegen. Eigens hierfür waren der gesamte Marktplatz und die umliegenden Straßen abgesperrt worden, um Platz für die eindrucksvolle Kulisse zu schaffen, an der seit Tagen gehämmert und gezimmert wurde.

Matteo hatte Isabella die Pläne gezeigt. Nach ihnen wurde aus Holz und Spanplatten ein imposantes Märchenschloss nachgebaut, um Rossinis Opernstück La Cenerentola eine würdige Kulisse zu verleihen. Laut dem Bürgermeister waren beide Vorstellungen bis auf den letzten Platz ausverkauft.

Sich den Schlaf aus den Augen reibend, stand Isabella auf und rollte ihre dünne Schaumstoffmatte zusammen, die sie in die Hundehütte verfrachtete. Dann begann sie mit ihren Morgenübungen, um der Rückenschmerzen Herr zu werden. Mit einem Gebet auf den Lippen streckte und dehnte sie sich und war gerade dabei, im Stehen ihre Handflächen auf die Wiese zu drücken, als sie ein befremdliches Geräusch innehalten ließ. Es klang nach einem leisen Wimmern. Verwundert reckte sie den Kopf in alle Richtungen, versuchte, die Quelle ausfindig zu machen. Dem Wimmern schloss sich ein herzergreifendes Schluchzen an.

»Da weint doch jemand«, murmelte sie vor sich hin und näherte sich der Korkeiche, hinter deren Stamm sie das Geräusch vermutete. Tatsächlich entdeckte sie eine zarte Gestalt hinter dem Stamm. Es war Chiara. Sie hatte sich fest gegen den Baum gelehnt und ihr Gesicht in den Händen vergraben. Isabellas Anwesenheit hatte sie gar nicht bemerkt.

»Alles in Ordnung mit dir, Liebes?« Isabella versuchte, behutsam zu klingen.

Dennoch zuckte das junge Mädchen zusammen und sah sie mit großen, geröteten Augen an. Tränen rannen ihm dick über die Wangen. »Schwester!« Chiara fuhr auf. »Ich … ich wollte nicht.«

»Pscht!«, beruhigte Isabella sie. »Alles ist gut.«

Natürlich war es genau das nicht. Dennoch wollte Isabella etwas Beschwichtigendes sagen. Sie konnte es nicht ausstehen, andere Menschen weinen zu sehen, und verspürte stets einen tiefen Drang, diesen Menschen zu helfen. Chiara gehörte zum Tross der Operndarsteller, die seit einigen Tagen im Kloster gastierten.

Isabella hatte sich mit der jungen Frau bereits angefreundet und wusste, dass sie die Zweitbesetzung für die Stieftochter von Don Magnifico war, der Hauptfigur des Opernstücks. Chiara war gerade einmal zwanzig Jahre alt und ausgesprochen hübsch. Nicht besonders groß, dunkles, leicht gewelltes Haar, dessen Spitzen in der Morgensonne rötlich leuchteten. Sie hatte große rehbraune Augen, und ihr Gesicht war ebenmäßig – aber zu tränenverschmiert, wie Isabella fand. Sie reichte der jungen Frau ihr Stofftuch.

»Es tut mir leid, dass du mich so sehen musst.«

Isabella schüttelte den Kopf und setzte ein mildes Lächeln auf. »Nicht doch. Wo drückt denn der Schuh? Vielleicht kann ich helfen?«

Die rehbraunen Augen richteten sich hoffnungsvoll auf Isabella. »Es … es klingt so unreif«, gab Chiara leise von sich. »Aber ich komme mit Riccardo einfach nicht klar. Er ist so …« Ihre Hände wackelten auf der Suche nach den richtigen Worten.

»Gemein?«, schlug Isabella vor und erntete ein dankbares Nicken.

Sie verstand Chiara nur zu gut. Riccardo Bastoni war der Intendant des Opernstücks und führte ein strenges Regiment.

Mit seiner cholerischen Art trieb er jeden der Darsteller geradezu in den Wahnsinn. Selbst Isabella hatte seinen Unmut schon zu spüren bekommen, als sie seine Kammer aufgeräumt und dabei versehentlich ein Glas Wasser umgestoßen hatte. Leider hatte sie ausgerechnet seine Notizblätter erwischt, und sämtliche Tinte war bis zur Unkenntlichkeit verlaufen. Da war es nur gut, dass er ohnehin auf sein Diktiergerät vertraute, in das er jede noch so kleine Nichtigkeit hineinsprach.

»Ich weiß ja selbst, dass ich nicht die größte Ausstrahlung habe und niemals an Noemis Bühnenpräsenz heranreichen werde.« Chiara senkte den Kopf. Betroffen sah Isabella, dass sich ihre Augen mit weiteren Tränen füllten. »Deshalb bin ja auch ich die Zweitbesetzung und nicht Noemi.« Sich die Augenwinkel abtupfend, sah sie Isabella an. »Warum behandelt er mich so? Warum lässt er kein gutes Haar an mir? Wenn er so unzufrieden ist, warum hat er diese Rolle überhaupt mit mir besetzt?«

Auf all diese Fragen wusste Isabella ebenso wenig eine Antwort. Bislang hatte sie Chiara noch nicht singen gehört, kam aber nicht umhin, ihr zuzustimmen, dass sie alles andere als eine Persönlichkeit mit souveräner Ausstrahlung war. Doch in Isabellas Augen machte genau dieser Umstand die junge Frau zu einer hervorragenden Besetzung für die Rolle der Cenerentola. Aber Isabella war Ordensschwester und keine Intendantin. Was wusste sie schon von der Rollenverteilung einer Oper?

Aber in all der Unsicherheit hatte sie auch etwas anderes vernommen. Sie spürte, dass Chiaras Problem weitaus tiefer verankert war. »Gibt es denn irgendetwas, das dich hemmt – beim Spielen?«, fragte sie. Sie stellte diese Frage nicht grundlos, denn in der Tat war ihr etwas in den vergangenen Tagen aufgefallen.

Zunächst sah die junge Opernsängerin die Schwester verständnislos an. Also wurde Isabella deutlicher: »Liegt es womöglich an der männlichen Hauptrolle?«, hakte sie nach. »An dem gut aussehenden Prinzen von Salerno?«

Die Verständnislosigkeit in Chiaras Gesicht wich einem grenzenlosen Entsetzen. »An Stefano?!«, entfuhr es ihr gehetzt. Sie versuchte sich an einem spöttischen Lächeln. Es scheiterte kläglich. Und dafür hatte Isabella absolutes Verständnis. Stefano, dem die männliche Hauptrolle des Stücks zuteilgeworden war, war ein Traum von einem Mann. Hochgewachsen, breite Schultern, längeres volles Haar, markante Züge und dunkel schimmernde, tiefgründige Augen, die direkt in die Seele zu blicken schienen.

Chiara sah die Schwester noch eine Weile unsicher an. Schließlich nickte sie. Zögerlich. Begleitet von einem inbrünstigen Seufzen. »Es ist wirklich schwierig, mit ihm auf der Bühne zu stehen«, gestand sie. »Es ist … als wäre ich in seiner Gegenwart noch gehemmter. Wie ein kleines, eingeschüchtertes Mädchen. Keinen geraden Ton bekomme ich über die Lippen, wenn er mich anschaut.« Wieder rannen ihr Tränen die Wangen herab.

»Weil du etwas für ihn empfindest?«

Das Schweigen der jungen Frau war Isabella Antwort genug. Und als sich ihr Mund doch aufschob, um etwas zu sagen, richtete sich ihr Blick auf eine Gestalt, die den Klostergarten betrat und vertieft mit sich selbst sprach.

Neugierig folgte die Schwester Chiaras Blick und nahm zunächst nur den Schopf wahr, dessen lange rote Haare wirr in sämtliche Himmelsrichtungen abstanden. Der Mann war groß, er kratzte bestimmt die Zwei-Meter-Marke an. Doch seine Statur wirkte kränklich dünn – so sehr, dass Schwester Hildegard stets hinter ihm her war und ihm etwas zu essen anbot.