Kloster, Mord und Dolce Vita - Rezept für einen Mord - Valentina Morelli - E-Book
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Kloster, Mord und Dolce Vita - Rezept für einen Mord E-Book

Valentina Morelli

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Beschreibung

Folge 7: Buon appetito! Isabella reist zusammen mit Schwester Hildegard nach Pisa - zum großen Tomatensoßen-Kochwettbewerb. Carabiniere Matteo hat Urlaub und lässt es sich nicht nehmen, die Nonnen zu begleiten. Vor Ort passiert das Undenkbare: Einer der vier Finalisten bricht nach der Verköstigung seiner Soße zusammen - allergischer Schock oder Vergiftung? Isabella und Matteo nehmen die Ermittlungen auf ...

Über die Serie: Benvenuto a Santa Caterina! In dem malerischen Toskana-Dorf lebt, arbeitet und betet Schwester Isabella. Die neugierige Nonne hat es sich zum Lebensziel gemacht, den Menschen zu helfen. Und wie ginge das besser als mit dem Aufklären von Verbrechen?

Der junge Carabiniere Matteo ist froh über ihre Hilfe - meistens. Denn eines weiß der einzige Polizist von Santa Caterina: Schwester Isabella hat ihren eigenen Kopf!

Mit Witz, Charme und dem Blick fürs Menschliche ermitteln Isabella und Matteo in der Toskana. Klar, dass dabei auch die italienische Lebenskunst nicht zu kurz kommen darf!

Kloster, Mord und Dolce Vita - eine Krimi-Serie wie ein Urlaub in der Toskana!

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung.




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Seitenzahl: 140

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Inhalt

CoverKloster, Mord und Dolce Vita – Die SerieÜber diese FolgeDie ProtagonistenÜber die AutorinTitelImpressumKapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9Kapitel 10Kapitel 11Kapitel 12EpilogVorschau

Kloster, Mord und Dolce Vita – Die Serie

Benvenuto a Santa Caterina! In dem malerischen Dorf im Herzen der Toskana lebt, arbeitet und betet Kloster-Schwester Isabella. Doch wie aus heiterem Himmel muss sie plötzlich in einem Mordfall ermitteln! Von da an macht es sich die neugierige Nonne zur Lebensaufgabe, die großen und kleinen Verbrechen der Dorfbewohner aufzuklären. Carabiniere Matteo ist froh über diese himmlische Hilfe, denn schließlich hat er als einziger Polizist von Santa Caterina alle Hände voll zu tun …

Über diese Folge

Buon appetito! Isabella begleitet Schwester Hildegard zum großen Tomatensoßen-Kochwettbewerb in Pisa. Carabiniere Matteo hat Urlaub und lässt es sich nicht nehmen, die Nonnen zu begleiten. Vor Ort passiert das Undenkbare: Einer der vier Finalisten bricht nach der Verköstigung seiner Soße zusammen – allergischer Schock oder Vergiftung? Isabella und Matteo nehmen die Ermittlungen auf …

Die Protagonisten

Schwester Isabella

Die Ordensschwester ist 35 Jahre alt und heißt mit bürgerlichem Namen Isabella Martini. Schon früh wusste sie, dass sie Nonne werden möchte, und trat in ein kleines Nonnenkonvent in Kalabrien, im Süden Italiens, ein. Nachdem dieses geschlossen wurde, verschlägt es sie nach Santa Caterina, wo sie durch das Lösen von Kriminalfällen ihre wahre Berufung findet. Sie öffnet sich dem Dorf und dem weltlichen Leben – und fängt ganz nebenbei auch noch Verbrecher.

Matteo Silvestri

Der 29-jährige Carabiniere des von Santa Caterina erhält von Schwester Isabella Hilfe bei seinen Ermittlungen – oder ist es eher andersrum? Als Polizist ist Matteo noch unerfahren und wird von der Nonne unter ihre Fittiche genommen.

Äbtissin Filomena

»Der Herr gibt es, der Herr nimmt es.« – Nach dieser Maxime lebt die 63-jährige Äbtissin Filomena. Noch nie hat man sie ohne Habit gesehen. Ihr gesamtes klösterliches Leben hat sie in Santa Caterina verbracht, und sie wird es auch hier beenden. Dem Schutz des Klosters und »ihrer« Nonnen hat sie sich mit Leib und Seele verschrieben.

Duccio Lenzi

Duccio Lenzi ist Bürgermeister des Dorfes und versteht sich als Patron von Santa Caterina – großzügig, fördernd, aber auch unnachgiebig, wenn ihm etwas nicht passt. Seiner Meinung nach muss nicht immer alles an die Öffentlichkeit gelangen – doch Schwester Isabella sieht das leider allzu oft anders …

Über die Autorin

Valentina Morelli schreibt seit vielen Jahren Romane. Mit »Kloster, Mord und Dolce Vita« setzt sie der Heimat ihres Herzens ein Denkmal und fängt das unvergleichliche Lebensgefühl der Toskana ein. Krimis sind für sie ein Mittel, zutiefst menschliche Geschichten zu erzählen.

V A L E N T I N A M O R E L L I

Rezept für einen Mord

Originalausgabe

»be« – Das eBook-Imprint der Bastei Lübbe AG

Copyright © 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Textredaktion: Anne Pias

Lektorat/Projektmanagement: Lukas Weidenbach

Covergestaltung Christin Wilhelm, www.grafic4u.de unter Verwendung von Motiven © shutterstock: Misao NOYA | NorSob | Rolau Elena | Samot/shutterstock

Gowtum Elena | panco971

eBook-Erstellung: hanseatenSatz-bremen, Bremen

ISBN 978-3-7517-0006-1

www.be-ebooks.de

www.lesejury.de

1

Isabella brütete über der Buchhaltung der vergangenen Monate und näherte sich der Verzweiflung.

Nein, im Grunde hatte sie diesen Punkt überschritten. Aus der Verzweiflung war längst Hilflosigkeit geworden. Wie hatte eine Person allein nur so unordentlich arbeiten können?

Sie suchte nach einem Muster im Ablagesystem der ehemaligen Äbtissin, doch sie fand keines. Zwar gab es eine ganze Reihe von beschrifteten Ordnern im wandhohen Aktenschrank, der in ihrem Rücken stand, doch schien die Pflege der Schnellhefter und Klemmmappen sträflich vernachlässigt worden zu sein. Alles war wild durcheinandergeheftet oder nur zwischen die Deckel gestopft worden.

Ein Anflug von Panik überkam Isabella. Wie sollte sie dieses Chaos jemals Herr werden? Dabei war es doch die Aufgabe der Äbtissin, sich um die Verwaltungsangelegenheiten zu kümmern, und somit ihre Pflicht.

Mit den verstreichenden Stunden, die sie sich in Filomenas ehemaligem Büro aufhielt, beschlich sie immer mehr das Gefühl, dass es niemals ein Muster im System gegeben hatte. Da war ein Stapel auf dem Schreibtisch, auf dem die dringlichsten Forderungen und behördliche Bescheide lagen. Alles andere war irgendwo hingestopft worden. Getreu dem Motto: aus den Augen, aus dem Sinn – zu Isabellas Leidwesen.

Und so fand sie wichtige Rechnungen dort, wo unsinnige Werbebriefe, Spendenquittungen und Kondolenzkarten abgeheftet worden waren. Und die Mahnungen – von denen es viele gab – musste Isabella sich mühsam aus sämtlichen Schubladen und Schränken zusammenklauben.

Der Vatikan verlangte aufgrund des Äbtissinnenwechsels eine Darstellung der aktuellen Vermögens- und Finanzlage des Convento di Nostra Regina della Pace. Doch wie sollte sie in diesem Wirrwarr der Aufforderung Folge leisten?

Zumindest hatte sie ein paar Kontoauszüge gefunden, die aus dem letzten Monat stammten. Wenn sich seitdem nichts Gravierendes an den Eingängen getan hatte, sah die finanzielle Lage des Klosters alles andere als rosig aus. Mit schuld daran war, dass die Reisesaison vorbei war und der Wochenmarkt nicht mehr die Einnahmen wie im Sommer brachte.

Mit einem selbstmitleidigen Schnauben ließ sie sich auf den Bürostuhl fallen, warf einen kurzen Blick auf den neben dem Schreibtisch dösenden Bernhardiner und seufzte noch eine Spur leidvoller. Hund müsste man sein.

Sie schloss für eine Sekunde die Augen, um der verzweifelten Hilflosigkeit zu entfliehen. Als sie sie wieder öffnete, war sie für einen kurzen Moment enttäuscht. Sie befand sich noch immer in Filomenas Büro, das nun das ihre war.

Sie glaubte nicht an Feng-Shui, aber sie mochte den Raum nicht. Es kam ihr vor, als hätte er eine unheilvolle Aura. Als würde ihr Filomenas Geist im Nacken sitzen, was natürlich völliger Quatsch war.

Die ehemalige Äbtissin war schließlich nicht tot, sondern irgendwo in Ligurien unterwegs, um sich die Wunden zu lecken. Filomena hatte es eine spontane Pilgerreise genannt. Doch sie alle wussten es besser. Es war eine Flucht. Niemand konnte sagen, ob sie wiederkommen würde. Wenn doch, so würde der Convent sie mit offenen Armen empfangen. Trotz aller Fehltritte war Filomena schließlich noch immer eine von ihnen. Auch wenn Isabella sie genau in diesem Moment am liebsten auf den Mond geschossen hätte.

Wie sie es so oft in den letzten Tagen getan hatte, betrachtete sie ihr neues Refugium. Obwohl sie viel Arbeit hineingesteckt hatte, wirkte das Büro noch immer chaotisch und unaufgeräumt. Die Möbel waren dunkel, und die schweren Vorhänge ließen kaum Licht durchscheinen.

Die vermutlich sehr alten Ölgemälde, die die Wände zierten, waren bereits völlig verdunkelt und die darauf abgebildeten Heiligen lediglich dank der helleren Aureolen zu erahnen, die über ihren Köpfen schwebten. Einer von ihnen schien Franz von Assisi zu sein, da rings um ihn herum Vögel flogen und im Hintergrund ein Baum zu erkennen war, der wohl früher einmal in kräftigem Grün erstrahlt war. Nun war er matschig braun bis schwarz.

Isabella dachte nach. Im Grunde gefielen ihr die Gemälde. Womöglich ließe sich Matteos Freundin Nina darauf ansetzen. Als Kunsthändlerin hatte sie sicherlich einen guten Kontakt zu einem Fachmann, der diese Gemälde zu einem bezahlbaren Preis restaurieren würde.

Doch um zu wissen, ob sich das Kloster derartige Ausgaben leisten konnte, brauchte Isabella zunächst eine Buchführung, die sich auf dem neuesten Stand befand. Mit einem kraftvollen Ächzen hob sie einen Blätterstapel an, der die rechte Seite des massiven Schreibtisches einnahm – nur um ihn wenige Zentimeter weiter wieder abzusetzen.

Wie sehr sie diese Büroarbeit verabscheute. Worauf hatte sie sich bloß eingelassen, als ihre Mitschwestern sie einstimmig zur neuen Äbtissin ernannt hatten.

Ein Rumpeln und ein Poltern zerrten sie aus ihrem Bad in Selbstmitleid. Es schien aus der Küche zu kommen, und es klang, als wären mehrere Töpfe zu Boden gefallen. Unmittelbar danach schrie jemand auf.

Sie richtete sich auf. Ein Unfall?, schoss ihr als erster Gedanke durch den Kopf. Ob sich jemand verletzt hat? Doch dann hörte sie eine Stimme, die weniger erschrocken klang, sondern vielmehr … wütend!

Das Geschrei war so laut, dass es selbst den Bernhardiner aus seinem seligen Vormittagsschläfchen riss. Sie rückte mit dem Stuhl nach hinten und erhob sich vom Schreibtisch.

Isabella erkannte die wütende Stimme.

Als sie die Bürotür öffnete und mit dem Kopf herauslugte, hörte sie Schwester Hildegard lautstark brüllen: »Porca Vacca! Wie konntest du?!«

Gemeinsam mit Caesar eilte sie los. Sie musste wissen, was dort vor sich ging. Wieder schepperte es auf, und dann sah Isabella den Deckel eines Kochtopfs aus der Küche kullern. Sie beschleunigte ihre Schritte und fand mitten in der Klosterküche Schwester Hildegard und Schwester Agnieszka vor – umgeben von mehreren Messingtöpfen und gusseisernen Pfannen, die wild verteilt auf dem Boden lagen.

Die Köchin hielt einen Kochlöffel und einen aufgefalteten Brief in den Händen. Mit beiden fuchtelte sie wütend vor Agnieszkas Nase herum. »So etwas kannst du doch nicht hinter meinem Rücken tun!«

Agnieszka hob hilflos die Arme. »Aber ich habe es doch bloß gut gemeint!« Die junge Schwester schien den Tränen nah.

Schwester Hildegard stampfte wütend mit dem Fuß auf und drohte Agnieszka mit dem Kochlöffel. Die Köchin konnte eine aufbrausende Person sein, aber so wütend hatte Isabella sie noch nie erlebt. Selbst dann nicht, als sie sie einmal unter Mordverdacht gestellt hatte.

Schwester Agnieszka hob beschwichtigend die Hände. »Es sollte doch eine Überraschung sein. Ich dachte, du freust dich!«

»Freuen?« Schwester Hildegard schrie. »Von wegen!«

Isabella trat entschlossen auf die beiden zu. »Du meine Güte, was ist denn hier los?«

Hildegard richtete den Kochlöffel auf Agnieszka und sah Isabella an. »Sie hat mich verraten!«

Isabella schüttelte irritiert den Kopf. Sie verstand nur Bahnhof. Besänftigend fasste sie nach Schwester Hildegards Arm und drückte ihn herunter. Nicht dass sie mit dem Kochlöffel auf dumme Gedanken kam. »Worum geht es hier überhaupt?«

Schwester Hildegard riss sich von Isabella los und fuhr herum zur Kochnische, wo etwas in einem riesigen Topf vor sich hin köchelte. »Darum!«, sagte sie, als wäre damit alles geklärt.

Isabella starrte den Topf an, aus dem heller Dampf quoll. Sie schnupperte in die Luft und wusste sogleich, was sich im Topf befand.

»Ist es das, was ich denke?«, fragte sie hoffnungsvoll.

»Tomatensoße!«, sagten Schwester Agnieszka und Schwester Hildegard wie aus einem Mund.

Isabella strahlte. Das waren doch endlich mal gute Nachrichten. Nichts konnte die Erinnerung an den leidvollen Vormittag im staubigen, dunklen Büro besser verdrängen als Schwester Hildegards berühmte Pasta mit Tomatensoße.

Doch so recht verstand sie diesen Streit noch immer nicht. Mit gehobenen Brauen sah sie die Schwestern abwechselnd an und blickte dann auf die heruntergefallenen Töpfe. »Was hat das Mittagessen mit dem Chaos hier zu tun? Worum geht es denn nun überhaupt?«, fragte sie noch einmal.

»Na, darum halt!« Schwester Hildegard hielt Isabella den auseinandergefalteten Brief ganz dicht vors Gesicht.

Sie überflog die ersten Zeilen. »Einladung«, murmelte sie leise, hatte aber Mühe mit dem Lesen, da Hildegards Hand zitterte und die Buchstaben vor ihren Augen verschwammen. »… zum Wettbewerb des …« Weiter kam sie nicht, da die Klosterköchin den Brief wieder wegzog und Agnieszka damit drohte. »Und das, ohne mich zu fragen!«

Agnieszka startete einen weiteren Verteidigungsversuch: »Es sollte doch eine Überraschung sein.«

»Ich hasse Überraschungen!«

»Schluss jetzt!« Isabella hatte genug von dem Gezänk. »Das hier ist ein Kloster. Also benehmt euch entsprechend!« Ihre Stimme war so laut, dass Caesar leise aufjaulte.

Die beiden streitenden Schwestern hielten augenblicklich inne und betrachteten Isabella wie ein Wesen von einem anderen Stern. Diese unterstrich ihre Worte mit eisernem Blick.

»Du kannst ja richtig laut werden«, sagte Schwester Hildegard erstaunt.

»Himmel«, sagte Agnieszka leise. »Du klangst gerade genauso wie die Äbtissin Filomena.« Die junge Schwester bekreuzigte sich, als wäre die ehemalige Vorstehende nicht aus dem Kloster, sondern aus dem Leben getreten.

»So?« Isabella verzog säuerlich die Lippen und schüttelte dann den Kopf. »Jetzt erklärt ihr mir in aller Ruhe, was hier los ist!«

Beide setzten zum Sprechen an.

»Stopp!« Isabellas Hand ruckte nach oben. »Einer nach dem anderen.« Sie wandte sich Schwester Agnieszka zu. Nicht weil sie ihre Freundin, sondern weil sie die Besonnene der beiden war. Von ihr würde sie am ehesten den Grund für diesen lautstarken Streit erfahren.

Sie sah Agnieszka tief Luft holen, während sie sich unsichtbare Falten aus dem Gewand strich. »Ich habe Schwester Hildegard zu einem Wettbewerb angemeldet«, erklärte sie. »Heimlich. Für die beste Tomatensoße der Toskana.« Sie riss der Köchin den Brief aus der Hand und zeigte ihn wieder Isabella. »Der Regionalsender Canale Toscano hat doch diese Kochsendung, die allwöchentlich ausgestrahlt wird: Molto Gusto.« Ein unbestimmtes Lächeln verirrte sich in ihr Gesicht. »Die mit dem charmanten Koch.«

Isabella nickte vage, hatte aber keinen Schimmer, wovon die Schwester da sprach. Das Fernsehen hatte keinen hohen Stellenwert in ihrem Leben. Aber sie wusste um die Klasse von Hildegards Tomatensoße. Sie war ein Gedicht. Sämtliche Schwestern leckten sich die Finger danach – was der Grund war, warum Hildegard sie mindestens einmal die Woche zubereitete. Und selbst Caesar war verrückt nach der Soße.

Doch Agnieszka gab ein leises gedankenversunkenes Seufzen von sich. »In einer der letzten Sendungen hat die Moderatorin einen Aufruf gestartet, in dem sie nach der besten Tomatensoße der ganzen Toskana sucht.« Sie senkte den Kopf. »Und da habe ich Schwester Hildegard vorgeschlagen und eine Kostprobe beim Sender vorbeigebracht.«

»Du!« Schwester Hildegard hob wieder den Kochlöffel, doch Isabella stellte sich resolut zwischen die beiden Streithühner.

Sie warf einen Blick auf den Brief, der immer zerknitterter wurde. Noch einmal las sie den fett gedruckten Betreff. Einladung … Und dann endlich verstand sie.

»Moment!«, sagte sie verdattert. »Heißt das, du nimmst an dem Wettbewerb teil?«

»Sie hat es in die Endrunde geschafft.« Agnieszka schlug die Hände zusammen und jauchzte auf. »Ins Finale.«

Isabella sah Hildegard intensiv an. Sie suchte nach einem Funken Freude. Doch in ihren Augen flackerte es geradezu vor Wut.

»Aber das ist doch fantastisch!« Isabella strahlte die Köchin an.

Agnieszka schloss sich begeistert an: »Und ob es das ist.«

Isabella neigte den Kopf. »Warum freust du dich nicht?«

»Weil … weil ich mich nicht traue.« Hildegards sonst so feste Stimme wirkte auf einmal so zaghaft wie der Flügelschlag eines Schmetterlings. »Ich bin einfach kein Typ fürs Fernsehen«, fügte sie noch leiser hinzu.

»Unsinn!«, sagte Agnieszka entschieden, und Isabella nickte zustimmend.

Sie forderte den Brief ein und las endlich den gesamten Einladungstext. »Freuen wir uns, Sie im Finale unserer Kochshow Molto Gusto nach Pisa …«, murmelte sie. »Moment. Nach Pisa?!«

Agnieszka schlug wieder die Hände zusammen. »Ist das nicht aufregend? Hildegard wurde nach Pisa eingeladen. Sie wird nach Pisa fahren.«

Die Klosterköchin verschränkte die Arme vor der Brust und stieß lautstark ihren Atem aus, was Isabella entfernt an einen schnaubenden Drachen erinnerte. »Gar nichts werde ich, basta!«

Eine gut gelaunte Männerstimme schallte in die Küche: »Es gibt Pasta? Dann komme ich ja goldrichtig!«

Die Köpfe der Schwestern schwenkten zum Eingang herum.

Isabella erblickte einen vor sich hin grinsenden Matteo, dessen Mimik jedoch plötzlich wie eingefroren wirkte, als er das Chaos in der Küche sah. »Oh, komme ich ungelegen?«

»Nein«, sagten Isabella und Agnieszka sofort.

»Ja!«, erwiderte hingegen Schwester Hildegard.

Caesar bellte freudig auf und rannte auf Matteo zu.

Isabella musterte ihn kurz. Obwohl sie ihn schon längere Zeit kannte, war es für sie immer wieder aufs Neue ein ungewohnter Anblick, ihn in Zivil zu sehen. Nun stand er in Jeans und einem weiten Hemd in strahlendem Weiß, dessen Ärmel bis über die Ellbogen hochgekrempelt waren, im Türrahmen.

Sie konnte es sich nicht richtig erklären, doch sobald der Dorfcarabiniere ihr in Freizeitklamotten gegenüberstand, machte es auf sie stets den Eindruck, als wäre er nicht richtig angezogen. Bei dem Gedanken zuckte sie mit den Schultern. Wahrscheinlich ging es ihm genauso, wenn er sie mal ohne ihre Schwesterntracht zu Gesicht bekam.

Matteo trat auf sie zu und blickte drein, als würde er die Welt nicht mehr verstehen. »Eigentlich wollte ich an meinem ersten Urlaubstag nur mal nachschauen, wie sich die neue Äbtissin in ihrem Job so macht.« Er rieb sich den Nacken. »Ich konnte ja nicht ahnen, dass ich in einen handfesten Streit hineinschlittere.«

»Es gibt keinen Streit«, entgegnete Isabella.

»Eine … Meinungsverschiedenheit«, sagte Agnieszka.

Schwester Hildegard schwieg eisern.

»Unsere Mitschwester hat eine Einladung zu einer Koch-Show erhalten«, erklärte Isabella.

»Zu Molto Gusto«, fügte Agnieszka strahlend hinzu.

Matteo grinste überrascht. »Ich liebe diese Sendung! Das ist ja eine großartige Neuigkeit.«

Schwester Agnieszkas Lächeln bröckelte in sich zusammen, als sie Hildegard einen leidvollen Blick zuwarf. »Das wäre es, wenn die Schwester nicht so verbohrt wäre und sich nicht mit Händen und Füßen dagegen wehren würde.«

Die Klosterköchin echauffierte sich lautstark: »Ich will nicht ins Fernsehen! Und außerdem …«

»Was außerdem?«, hakte Matteo nach.

»Na, was, wenn meine Tomatensoße nicht gut genug ist?«

»Unsinn!«, sagte Agnieszka sofort. »Es ist die beste Soße, die ich jemals gekostet habe. Und das sagt dir eine Frau, die die halbe Zeit ihres Lebens in Sizilien verbracht hat. Darauf kannst du dir was einbilden. Nirgendwo in Italien gibt es besseres Essen.«

»Das kann man doch nicht verallgemeinern«, stellte Isabella klar, die mit einem Mal die Kochkunst ihrer Heimat kleingeredet sah. »Jede Region hat ihre kulinarischen Vorzüge.«