Kloster, Mord und Dolce Vita - Tod zur Mittagsstunde - Valentina Morelli - E-Book
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Kloster, Mord und Dolce Vita - Tod zur Mittagsstunde E-Book

Valentina Morelli

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Beschreibung

Folge 1: Es ist Mittag im Kloster von Santa Caterina - und Schwester Isabella wundert sich: Die Glocken läuten nicht zum Gebet. Als Isabella der Sache nachgeht, macht sie eine furchtbare Entdeckung: Schwester Raffaela liegt leblos im Hof des Klosters. Die lebensfrohe Nonne muss vom Glockenturm gestürzt sein. Aber war es wirklich ein Unfall, wie die Mutter Oberin felsenfest behauptet? Isabella kann das nicht glauben! Und was hat die Zahl zu bedeuten, die neben der Toten in den Staub gemalt ist? Gemeinsam mit dem jungen Carabiniere Matteo ermittelt Isabella auf eigene Faust und kommt schon bald einem dunklen Geheimnis auf die Spur ... Jetzt hilft nur noch göttlicher Beistand!

Über die Serie: Benvenuto a Santa Caterina! In dem malerischen Dorf im Herzen der Toskana lebt, arbeitet und betet Kloster-Schwester Isabella. Doch wie aus heiterem Himmel muss sie plötzlich in einem Mordfall ermitteln! Von da an macht es sich die neugierige Nonne zur Lebensaufgabe, die großen und kleinen Verbrechen der Dorfbewohner aufzuklären. Carabiniere Matteo ist froh über diese himmlische Hilfe, denn schließlich hat er als einziger Polizist von Santa Caterina alle Hände voll zu tun ...

Mit Witz, Charme und dem Blick fürs Menschliche ermitteln Isabella und Matteo in der Toskana. Klar, dass dabei auch die italienische Lebensfreude nicht zu kurz kommen darf!

Kloster, Mord und Dolce Vita - eine Krimi-Serie wie ein Urlaub unter der Sonne Italiens.

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung.


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Seitenzahl: 146

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Inhalt

CoverKloster, Mord und Dolce Vita – Die SerieÜber diese FolgeDie ProtagonistenÜber die AutorinTitelImpressumKapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9Kapitel 10Kapitel 11Kapitel 12Kapitel 13Kapitel 14Kapitel 15Kapitel 16In der nächsten Folge

Kloster, Mord und Dolce Vita – Die Serie

Benvenuto a Santa Caterina! In dem malerischen Dorf im Herzen der Toskana lebt, arbeitet und betet Kloster-Schwester Isabella. Doch wie aus heiterem Himmel muss sie plötzlich in einem Mordfall ermitteln! Von da an macht es sich die neugierige Nonne zur Lebensaufgabe, die großen und kleinen Verbrechen der Dorfbewohner aufzuklären. Carabiniere Matteo ist froh über diese himmlische Hilfe, denn schließlich hat er als einziger Polizist von Santa Caterina alle Hände voll zu tun …

Über diese Folge

Es ist Mittag im Kloster von Santa Caterina – und Schwester Isabella wundert sich: Die Glocken läuten nicht zum Gebet. Als Isabella der Sache nachgeht, macht sie eine furchtbare Entdeckung: Schwester Raffaela liegt leblos im Hof des Klosters. Die lebensfrohe Nonne muss vom Glockenturm gestürzt sein. Aber war es wirklich ein Unfall, wie die Mutter Oberin felsenfest behauptet? Isabella kann das nicht glauben! Und was hat die Zahl zu bedeuten, die neben der Toten in den Staub gemalt ist? Gemeinsam mit dem jungen Carabiniere Matteo ermittelt Isabella auf eigene Faust und kommt schon bald einem dunklen Geheimnis auf die Spur … Jetzt hilft nur noch göttlicher Beistand!

Die Protagonisten

Schwester Isabella

Die Ordensschwester ist 35 Jahre alt und heißt mit bürgerlichem Namen Isabella Martini. Schon früh wusste sie, dass sie Nonne werden möchte, und trat in ein kleines Nonnenkonvent in Kalabrien, im Süden Italiens, ein. Nachdem dieses geschlossen wurde, verschlägt es sie nach Santa Caterina, wo sie durch das Lösen von Kriminalfällen ihre wahre Berufung findet. Sie öffnet sich dem Dorf und dem weltlichen Leben – und fängt ganz nebenbei auch noch Verbrecher.

Matteo Silvestri

Schwester Isabella hilft dem 29-jährige Carabiniere des Ortes bei seinen Ermittlungen – oder ist es eher andersrum? Als Polizist ist Matteo noch unerfahren und wird von Isabella unter ihre Fittiche genommen.

Äbtissin Filomena

»Der Herr gibt es, der Herr nimmt es.« – Nach dieser Maxime lebt die 63-jährige Äbtissin Filomena. Noch nie hat man sie ohne Habit gesehen. Ihr gesamtes klösterliches Leben hat sie in Santa Caterina verbracht, und sie wird es auch hier beenden. Dem Schutz des Klosters und »ihrer« Nonnen hat sie sich mit Leib und Seele verschrieben.

Duccio Lenzi

Duccio Lenzi ist Bürgermeister des Dorfes und versteht sich als Patron von Santa Caterina – großzügig, fördernd, aber auch unnachgiebig, wenn ihm etwas nicht passt. Seiner Meinung nach muss nicht immer alles an die Öffentlichkeit gelangen – doch Schwester Isabella sieht das leider allzu oft anders …

Über die Autorin

Valentina Morelli schreibt seit vielen Jahren Romane. Mit »Kloster, Mord und Dolce Vita« setzt sie der Heimat ihres Herzens ein Denkmal und fängt das unvergleichliche Lebensgefühl der Toskana ein. Krimis sind für sie ein Mittel, zutiefst menschliche Geschichten zu erzählen.

V A L E N T I N A M O R E L L I

Tod zur Mittagsstunde

Originalausgabe

»be« – Das eBook-Imprint der Bastei Lübbe AG

Copyright © 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Textredaktion: Anne Pias

Lektorat/Projektmanagement: Lukas Weidenbach

Covergestaltung Christin Wilhelm, www.grafic4u.deunter Verwendung von Motiven © Shutterstock: Misao NOYA | NorSob | Rolau Elena | Massimo Santi | S.Borisov

eBook-Erstellung: hanseatenSatz-bremen, Bremen

ISBN 978-3-7325-8770-4

www.be-ebooks.de

www.lesejury.de

1

»Che merda, bei dieser brütenden Hitze schickt man nicht mal einen Esel aus seinem Stall!« Schwester Maria Alessia fluchte und gab sich gar nicht erst die Mühe, ihre wilden Schimpftiraden vor Äbtissin Maria Filomena einzustellen. Auch nicht, als diese ihr erst einen strengen Blick und dann Möhrengrün ins Gesicht warf, damit sie endlich Ruhe gab.

Maria Isabella grinste in sich hinein – wenngleich ihr selbst die Knochen wehtaten und sie das Gefühl hatte, dass sich ihr Rücken beim Unkrautjäten und Ernten der überreifen Tomaten durchbog. Außerdem schwitzte sie unter dem dicht gewebten Habit im Schweiße ihres Angesichts.

Die Sonne des toskanischen Frühsommers war gnadenlos. Ganz besonders zur Mittagszeit, wenn sich sogar die spärlichen Schatten der Olivenbäume zurückzogen und die Schwestern bei der Gartenarbeit gänzlich ungeschützt waren. Schnaufend warf Maria Isabella einen Blick auf ihr linkes Handgelenk … und sah nichts. Natürlich, ihre Armbanduhr hatte sie in ihrer Zelle auf dem Nachttischschränkchen liegen lassen, gleich neben ihrer zerlesenen Bibel, die sie von ihrer Großmutter zur ersten Heiligen Kommunion geschenkt bekommen hatte. Es war ein ganz besonderes Buch. Nicht kostbar im herkömmlichen Sinne, aber für sie von unschätzbarem Wert, ein Erbstück ebendieser Oma, deren Namen sie trug: Maria Estrella. Sie war eine stolze Frau gewesen, die niemals eine andere Meinung hatte gelten lassen als die eigene. Und schon gar nicht hatte sie es sich nehmen lassen, ihr diese Bibel zur Heiligen Kommunion zu schenken.

Isabella wusste dieses Geschenk mehr als zu schätzen. Und das nicht nur wegen der zehn Fünfzigtausend-Lire-Scheine, die ihre Oma zwischen die Seiten gesteckt hatte und die auf Isabella wie ein Geldregen heruntergeprasselt waren, als sie sich das Buch verkehrt herum über den Kopf gehalten hatte.

Diese Bibel war ein Familienerbstück, und das bereits seit fünf Generationen.

Isabella liebte dieses alte in mattschwarzes Leder gebundene Büchlein, mit den so edel aussehenden goldverzierten Seitenrändern auch, weil dieses Geschenk sie in ihrem Glauben gestärkt hatte. Nicht, dass er hätte gestärkt werden müssen. Der Glaube zu Gott war immer schon in Isabella verankert gewesen. Aber die Ergebenheit, am Richtigen festzuhalten, das hatte dieses Geschenk oder vielmehr der darin niedergeschriebene Inhalt bewirkt. Bereits als junges Mädchen wusste sie, was das Schicksal für sie bereithalten würde, stand ihre Zukunft förmlich zwischen dem Ledereinband dieses Buches geschrieben. Es gab nie eine Alternative. Nie einen anderen Lebensplan.

Daran konnte auch diese – möge Gott ihr verzeihen – teuflische Hitze nichts ändern. Zu dumm nur, dass sie nicht wusste, wie lange es noch bis zur wohlverdienten Mittagspause dauerte.

Aus der Küche konnte sie bereits den Kohleintopf von Schwester Maria Hildegard riechen, der so herrlich nach Thymian und frischem Knoblauch duftete. Ihr Magen wollte gar nicht mehr aufhören zu grummeln. Und auch gegen ein Gläschen Chianti aus eigenem Anbau hätte sie nichts einzuwenden. Wer hart arbeitete, durfte auch Wein trinken. Da waren sich alle Schwestern einig.

Sie wischte sich den Schweiß von der Stirn und sah zum Himmel. Sie musste gegen die Sonne anblinzeln.

Maria Isabella war ziemlich gut darin, sich am Stand der Sonne zu orientieren. Das hatte sie bei den Scautismi gelernt, den Pfadfindern. Und nach ihrer Einschätzung war die Mittagszeit schon weit fortgeschritten.

Warum läuten die Glocken nicht?

»Was sagt denn die Uhr?«, fragte sie die neben ihr kauernde Schwester Alessia, die aufgrund ihrer Körperfülle noch mehr unter der anstrengenden Tätigkeit bei dieser Hitze zu leiden hatte. Aber die Äbtissin war gnadenlos und forderte Gleichheit für alle. Selbst der ältesten unter ihnen, Schwester Immaculata, wurde ein Besen in die Hand gedrückt, um den gepflasterten Turmhof zu fegen. Und zu fegen gab es im Kloster immer etwas.

Unaufhörlich wehte der Wind den Sand des Strandes durch die Luft, trug ihn viele Kilometer mit sich, bis zu den Klostergemäuern, wo er sich in einer feinen Staubschicht niederließ – sofern man ihn gewähren ließ. Der Sand hat seinen eigenen Kopf, pflegte die Äbtissin zu sagen. Isabella kam es eher so vor, als hätte stattdessen die Äbtissin ihren eigenen Kopf.

»Warum?« Schwester Alessia schnaubte missmutig auf. »Bist du etwa schon müde? Es wird gearbeitet, bis die Glocken läuten.«

Isabella nickte kurz. Schließlich kannte sie die Regeln. Doch sie hielt inne. »Aber sie läuten nicht.«

»Weil es noch vor zwölf Uhr ist«, mischte sich die Äbtissin ein und rupfte ein dickes Büschel Löwenzahn aus der Erde.

»Sieh nach!«, forderte Isabella die Nonnenvorsteherin auf, die sie überrascht ansah. Maria Filomena war es nicht gewohnt, Befehle zu erhalten. Dennoch hob sie den linken Arm und schaute erst auf die Uhr, dann Isabella ins Gesicht. Mit großen Augen. Langsam richtete sich ihr Blick wieder auf die Uhr. Zunächst ungläubig, dann irritiert.

»Wie spät ist es?«, hakte Isabella nach.

»Gleich halb eins.«

Nach und nach hielten die umstehenden Schwestern in ihrer Arbeit inne und warfen sich fragende Blicke zu.

»Aber …«, sagte eine.

»Kam mir gleich so lange vor«, murmelte eine andere.

Mit einem Mal drehten sich alle Köpfe langsam in Richtung des kantigen Glockenturms, der erhaben über ihnen ragte. Und stumm. Vor allem stumm.

»Wer hat Dienst?« Die Vorstehende hatte einen vorwurfsvollen Ton angeschlagen.

»Schwester Maria«, sagte Maria Alessia sofort.

»Welche Maria?« Maria Filomena stöhnte missmutig. Mit zusammengekniffenen Augen betrachtete sie Maria Alessia. Die Gereiztheit war ihr nicht zu verübeln. Der Zufall wollte es so, dass die Hälfte der hier ansässigen Schwestern Maria mit Vornamen hieß. Der wohl heiligste Name, dem man einem Mädchen verpassen konnte. Oder aber, den man sich selbst geben konnte, wie es Tradition bei vielen Schwestern war, die in das Klosterleben eintraten. Immer wiederkehrende nervende Verwechslungen waren somit an der Tagesordnung, was die Äbtissin dazu bewegt hatte, mehr und mehr auf die ersten Namen zu verzichten und die Mitschwestern mit Zweitnamen anzureden.

»Maria Raffaela«, erwiderte Maria Alessia kleinlaut.

»Typisch«, platzte es aus der Äbtissin raus. »Hat sich bestimmt wieder am Grappa vergriffen. Dabei weiß doch jeder, dass es eine Sünde ist, vor der Mittagsruhe zu trinken.«

Eine der umstehenden Schwestern bekreuzigte sich.

Soweit sich Isabella daran erinnern konnte, stand nichts dergleichen in der Bibel. Weder im Alten noch im Neuen Testament. Aber sie ging nicht darauf ein, sondern streckte ihr Kreuz durch und stemmte die Hände in die Hüften.

»Ich geh mal nachsehen«, erklärte sie den anderen. »Vielleicht gibt es ja Probleme mit dem Seil.«

Zustimmendes Gemurmel.

Es kam immer wieder vor, dass sich das Glockenseil verhakte und deshalb nicht mehr geläutet werden konnte. In diesem Fall konnte eine helfende Hand sicherlich nicht schaden.

Der Weg zum dreiundvierzig Meter in die Höhe ragenden Glockenturm führte sie durch den mit Gemüse- und Kräuterbeeten übersäten Innenhof, vorbei an den Hühnerställen, aus denen es munter aufgackerte und gurrte, weil die Tiere dachten, es gäbe was zu fressen. Für das Federvieh waren Frauen in schwarz-weißer Schwesternrobe gleichbedeutend mit Futter. Manchmal beneidete Maria diese Tiere um ihr einfaches Gemüt. Sie mussten weder Unkraut jäten noch darüber nachdenken, ob man vor dem Mittagessen etwas Wein trinken durfte.

Als sie um die Ecke der Stallungen bog, fiel ihr Blick auf die von Arkaden umgebene Steinbank, die im Schatten des Glockenturms stand.

Darauf saß Immaculata. In sich zusammengesunken. Daneben der Reisigbesen, mit dem sie sich an diesem Morgen unter den Argusaugen der Äbtissin davongeschlichen hatte.

Isabella sah sie besorgt an. Die alte Frau bewegte sich nicht. Vorsichtig trat Isabella an sie heran und stupste sie. Erst zaghaft. Als immer noch keine Regung zu erkennen war, etwas fester. Schwester Immaculata kippte einfach zur Seite.

»Bitte nicht!«, entfuhr es Isabella. Vor Schreck hielt sie den Atem an, als ein inbrünstiges Schnarchen ertönte.

So laut, dass die Brust der alten Frau bei jedem Atemstoß erzitterte.

Erleichtert trat Isabella näher an sie heran, sah in das von Falten zerfurchte Gesicht. Sie spielte kurz mit dem Gedanken, sie zu wecken, entschied sich dann aber dagegen. So, wie sie dasaß, das Kinn auf die Brust gelegt, hatte sie beinahe etwas Kindliches. Wer konnte ihr da böse sein, dass sie mal ihre Pflicht vernachlässigte.

Behutsam hob Isabella Immaculatas linken Arm aus der Sonne und legte ihn auf deren Schoß, damit sie sich keinen Sonnenbrand einfing.

Das bedeutete wohl, dass das Kehren des Innenhofs an ihr hängen bleiben würde, wenn sie nicht wollte, dass die alte Schwester Streit mit der Äbtissin bekam.

Doch zunächst musste sie sich um die Glocken kümmern. Sie vermutete, dass Schwester Raffaela im Turm versuchte, das Schlamassel zu lösen, also setzte sie ihren Weg dorthin fort und freute sich sogar, denn sie mochte diesen Ort. Die Höhe des Turms bot ihr eine Möglichkeit, näher an Gott zu sein.

Natürlich war Gott immer bei ihr, aber dort oben eben noch ein Stück näher.

Wäre es nicht so heiß gewesen, hätte sie die Gelegenheit genutzt, um ganz nach oben zu steigen. Vom Plateau der Turmspitze aus hatte man einen atemberaubenden Blick weit über San Commaditás terrakottafarbene Dächer, über den sich dahinschlängelnden Serchio bis zum beinahe unnatürlich wirkenden Azurblau des ligurischen Meeres. Auf der anderen Seite wellte sich eine Myriade von Hügeln bis zum Horizont, bedeckt von Weingärten und Olivenhainen, die zum Großteil dem Kloster gehörten.

Sie war schon lange nicht mehr am Strand gewesen und versprach sich, dieses Versäumnis schnellstmöglich nachzuholen. Was war das Leben schließlich wert, wenn man nicht die Wunder dieser Welt genoss.

Mit gerafftem Rock tappte sie auf den Glockenturm zu. Sie schaffte drei Schritte, bis sie erneut innehielt. Da war etwas, das ihre Aufmerksamkeit weckte. Ein Schatten auf dem Boden. Nein, kein Schatten. Eine Gestalt. Schwester Isabella wusste es zunächst nicht einzuordnen. Als hätte jemand einen Lumpen Kleider achtlos da hingeworfen. Doch dann erkannte sie ihren Fehler. Es waren keine Kleiderlumpen. Es war ein Mensch.

Sie versuchte, das Bild einzuordnen, während sie näher herantrat. Dann wusste sie endlich, was sie da vor sich hatte – oder vielmehr wen.

Sie sah Raffaela vor sich auf den Pflastersteinen liegen. Das rechte Bein und der Hals in einem ungewöhnlichen Winkel verdreht. Ihre Augen standen offen, und es schien, als würde sie sie klagend ansehen. Einst sprühten diese Augen voller Leben und Glanz. Doch nun waren sie trüb und leer.

Das Gesicht glich einer verzerrten Maske.

Es war nicht das erste Mal, dass Isabella von einem toten Menschen angestarrt wurde.

Aber sie würde sich niemals an diesen Anblick gewöhnen.

2

»Sie ist tot.« Der Mann im hellblauen Kurzarmhemd nickte so vehement, dass das weiße Bandelier auf und ab ging und ihm die tiefblaue Schirmmütze weit in die Stirn rutschte. »Sie ist eindeutig tot.«

»Gut, um das festzustellen, hat es aber nicht die Carabinieri gebraucht.« Schwester Isabella stand mit verschränkten Armen zwischen dem jungen Mann mit der Schirmmütze und der toten Raffaela und musterte ihn.

»Ich verstehe noch immer nicht, warum Sie hier sind«, gestand Isabella.

Es gab momentan allerdings so einiges, was sie nicht verstand. Sie wollte noch immer nicht wahrhaben, dass Schwester Raffaela nicht mehr unter ihnen weilte. Erst gestern noch hatten sie gemeinsam die Laudes zum Morgengebet miteinander verbracht, bevor sie getrennte Wege gegangen waren. Raffaela zu ihrem Dienst auf der Piazza, wo sie den Klosterstand auf dem Caterina-Markt betreute, und Isabella hatte den frühen Anbruch des Tages genutzt, um eine ausgiebige Runde durch die Weinberge zu joggen.

Dass sie jetzt nicht mehr lebte, schien ihr so … unwirklich.

Sie waren nicht die besten Freundinnen, aber sie mochten und schätzten sich. Raffaelas Tod war ein schwerer Verlust für das Kloster. Sie war eine von ihnen gewesen, und die Treue zu Gott und der Gemeinschaft stand über allem.

»Ich kann die Skepsis von Ihren Augen ablesen, Schwester. Aber glauben Sie mir, meine Anwesenheit ist unabdinglich. Wenn jemand auf diese Weise zu Tode kommt«, sein Blick richtete sich auf den Glockenturm, »muss ein Fremdverschulden ausgeschlossen werden. Da ist es völlig normal, dass der Notarzt auch die Polizei verständigt.«

»Und wo ist der Notarzt?«

Der Polizist senkte das Kinn und sah dann wieder zu ihr auf. »Nun, es ist ja nicht so, dass es hier um Leben und Tod geht.« Er versuchte sich an einem Lächeln, das kläglich scheiterte. »Es gab einen schlimmen Unfall auf der Via Statale 12. Ein Lkw und ein Reisebus … es kann dauern, bis ein Rettungswagen hier ist.«

Isabella hörte ihm nur halbherzig zu. Sie stand noch immer zu sehr unter Schock.

Gleich nach dieser schrecklichen Entdeckung war sie in den Gemeinschaftsraum geeilt, um den Rettungsdienst zu verständigen.

Erst hatte sie die Feuerwehr am Apparat, weil sie vor Aufregung die falsche Nummer gewählt hatte. Auf die Frage hin, wo es denn brenne, war sie so perplex gewesen, dass sie einfach aufgelegt hatte. Erst dann war ihr die Nummer des Rettungsdienstes eingefallen. Wenngleich sie sich fragte, was dieser noch ausrichten sollte, denn in diesem Punkt hatte Matteo Silvestri recht. Schwester Raffaela war tot. Daran könnten auch ein Dutzend Notärzte nichts ändern.

Mit Filomenas Hilfe hatte sie zumindest dafür sorgen können, dass nicht alle Schwestern zum Turm gerannt kamen und ihnen so der Anblick ihrer toten Mitschwester erspart blieb. Nur Schwester Immaculata saß noch immer auf der Bank und schlief. Schwerhörigkeit konnte manchmal doch ein Segen sein.

Während sie telefoniert hatte, war die Äbtissin so gnädig gewesen und hatte eine Decke über den Körper der Toten gelegt.

Isabella starrte die Konturen an und konnte noch immer nicht fassen, dass unter dem Tuch tatsächlich Schwester Raffaela lag. Eine der wenigen Personen, mit denen sie ihr Leben und ihren Glauben teilte. Gerade einmal achtzehn Schwestern bewohnten und bewirtschafteten das altehrwürdige Kloster Convento di Nostra Cara Regina Maria. Dann korrigierte sie die Zahl um eine Person nach unten und sprach ein stilles Stoßgebet für Schwester Raffaela.

Dabei spürte sie den Blick des Carabiniere Matteo Silvestri auf sich ruhen.

Der sah ihr wohl ihre Nachdenklichkeit an und nahm die Schirmmütze ab. »Wissen Sie, ich kannte Schwester Raffaela auch. Vom Markt.« Er nickte versonnen. »Hin und wieder hat sie mir einen selbst gebrannten Grappa ausgeschenkt. Der ist wirklich fantastisch.« Er führte seine geschlossene Hand zum Mund, deutete einen Kuss an und öffnete sie wie eine Blume. »Ein Gedicht.«

»Den können Sie kaufen. In unserem Hofladen.«

Matteo Silvestri schüttelte unwirsch den Kopf, als könnte er selbst nicht fassen, worüber sie sich da gerade unterhielten. In seine Züge schob sich der Anflug von Ernsthaftigkeit.