Kloster, Mord und Dolce Vita - Verrat im Vatikan! - Valentina Morelli - E-Book

Kloster, Mord und Dolce Vita - Verrat im Vatikan! E-Book

Valentina Morelli

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Beschreibung

Folge 9: Schwester Isabella wird in den Vatikan geladen. Eine Audienz beim Papst! Dort muss sie Schreckliches erfahren: Ihr Kloster soll geschlossen werden. Denn seit ein Informant die Presse mit Infos über Korruption im Vatikan versorgt, schaut der Heilige Stuhl genau hin. Und im sowieso schon unrentablen Convento von Santa Caterina wurden offenbar jahrelang Gelder veruntreut.

Bevor Isabella diese Nachricht verdauen kann, kommt schon der nächste Schock: Eine Haushälterin in Isabellas Gästehaus ist tödlich gestürzt. Und Isabella glaubt nicht an einen Unfall. Hat am Ende gar die schmutzige Wäsche des Heiligen Vaters etwas mit dem Todesfall zu tun?

Über die Serie: Benvenuto a Santa Caterina! In dem malerischen Toskana-Dorf lebt, arbeitet und betet Schwester Isabella. Die neugierige Nonne hat es sich zum Lebensziel gemacht, den Menschen zu helfen. Und wie ginge das besser als mit dem Aufklären von Verbrechen?

Der junge Carabiniere Matteo ist froh über ihre Hilfe - meistens. Denn eines weiß der einzige Polizist von Santa Caterina: Schwester Isabella hat ihren eigenen Kopf!

Mit Witz, Charme und dem Blick fürs Menschliche ermitteln Isabella und Matteo in der Toskana. Klar, dass dabei auch die italienische Lebenskunst nicht zu kurz kommen darf!

Kloster, Mord und Dolce Vita - eine Krimi-Serie wie ein Urlaub in der Toskana!

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung.

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Seitenzahl: 141

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Inhalt

CoverKloster, Mord und Dolce Vita – Die SerieÜber diese FolgeDie ProtagonistenÜber die AutorinTitelImpressumKapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9Kapitel 10Kapitel 11Kapitel 12Kapitel 13Kapitel 14Kapitel 15Kapitel 16Vorschau

Kloster, Mord und Dolce Vita – Die Serie

Benvenuto a Santa Caterina! In dem malerischen Dorf im Herzen der Toskana lebt, arbeitet und betet Kloster-Schwester Isabella. Doch wie aus heiterem Himmel muss sie plötzlich in einem Mordfall ermitteln! Von da an macht es sich die neugierige Nonne zur Lebensaufgabe, die großen und kleinen Verbrechen der Dorfbewohner aufzuklären. Carabiniere Matteo ist froh über diese himmlische Hilfe, denn schließlich hat er als einziger Polizist von Santa Caterina alle Hände voll zu tun …

Über diese Folge

Schwester Isabella wird in den Vatikan geladen. Eine Audienz beim Papst! Dort muss sie Schreckliches erfahren: Ihr Kloster soll geschlossen werden. Denn seit ein Informant die Presse mit Infos über Korruption im Vatikan versorgt, schaut der Heilige Stuhl genau hin. Und im sowieso schon unrentablen Convento von Santa Caterina wurden offenbar jahrelang Gelder veruntreut.

Bevor Isabella diese Nachricht verdauen kann, kommt schon der nächste Schock: Eine Haushälterin in Isabellas Gästehaus ist tödlich gestürzt. Und Isabella glaubt nicht an einen Unfall. Hat am Ende gar die schmutzige Wäsche des Heiligen Vaters etwas mit dem Todesfall zu tun?

Die Protagonisten

Schwester Isabella

Die Ordensschwester ist 35 Jahre alt und heißt mit bürgerlichem Namen Isabella Martini. Schon früh wusste sie, dass sie Nonne werden möchte, und trat in ein kleines Nonnenkonvent in Kalabrien, im Süden Italiens, ein. Nachdem dieses geschlossen wurde, verschlägt es sie nach Santa Caterina, wo sie durch das Lösen von Kriminalfällen ihre wahre Berufung findet. Sie öffnet sich dem Dorf und dem weltlichen Leben – und fängt ganz nebenbei auch noch Verbrecher.

Matteo Silvestri

Der 29-jährige Carabiniere des von Santa Caterina erhält von Schwester Isabella Hilfe bei seinen Ermittlungen – oder ist es eher andersrum? Als Polizist ist Matteo noch unerfahren und wird von der Nonne unter ihre Fittiche genommen.

Äbtissin Filomena

»Der Herr gibt es, der Herr nimmt es.« – Nach dieser Maxime lebt die 63-jährige Äbtissin Filomena. Noch nie hat man sie ohne Habit gesehen. Ihr gesamtes klösterliches Leben hat sie in Santa Caterina verbracht, und sie wird es auch hier beenden. Dem Schutz des Klosters und »ihrer« Nonnen hat sie sich mit Leib und Seele verschrieben.

Duccio Lenzi

Duccio Lenzi ist Bürgermeister des Dorfes und versteht sich als Patron von Santa Caterina – großzügig, fördernd, aber auch unnachgiebig, wenn ihm etwas nicht passt. Seiner Meinung nach muss nicht immer alles an die Öffentlichkeit gelangen – doch Schwester Isabella sieht das leider allzu oft anders …

Über die Autorin

Valentina Morelli schreibt seit vielen Jahren Romane. Mit »Kloster, Mord und Dolce Vita« setzt sie der Heimat ihres Herzens ein Denkmal und fängt das unvergleichliche Lebensgefühl der Toskana ein. Krimis sind für sie ein Mittel, zutiefst menschliche Geschichten zu erzählen.

V A L E N T I N A M O R E L L I

Verrat im Vatikan!

Originalausgabe

»be« – Das eBook-Imprint der Bastei Lübbe AG

Copyright © 2021 by Bastei Lübbe AG, Köln

Textredaktion: Anne Pias

Lektorat/Projektmanagement: Lukas Weidenbach

Covergestaltung Christin Wilhelm, grafic4u.de unter Verwendung von Motiven © Shutterstock: chaoss | leoks | Misao NOYA | NorSob | Rolau Elena

eBook-Erstellung: hanseatenSatz-bremen, Bremen

ISBN 978-3-7517-0008-5

be-ebooks.de

lesejury.de

1

Der Frühling breitete weit die Arme aus und hauchte den Gärten des Convento di Regina della Pace neues Leben ein.

Schwester Isabella stand breitbeinig im Kräuterbeet, den Rücken nach vorn gebeugt, und hielt einen Augenblick inne. Sie schickte ein leises Dankgebet nach oben. Dafür, dass sie genau hier an diesem Ort sein durfte. Die aus dem Winterschlaf erwachende Toskana glich dem Paradies auf Erden. Ein Garten Eden voll intensiver Farben und lebendiger Düfte.

Das Aufblühen der Landschaft rund um das Kloster war jedes Jahr aufs Neue ein magischer Moment. Es wurde mehr gelacht, und die Stimmen hallten lauter durch Klostergemäuer. Als würde unter ihnen das Leben ebenso neu erwachen. Und endlich spielten sich ihre Aktivitäten wieder vermehrt draußen ab. Wenngleich damit das für Isabella so verhasste Unkrautrupfen einherging.

Ihre Oberschenkel brannten, und sie spürte noch immer die Hitze der Anstrengung auf ihren Wangen. Trotz der Doppelbelastung, die das Amt der Äbtissin mit sich brachte, hatte Isabella sich fest vorgenommen, wieder regelmäßig laufen zu gehen. Und bislang hatte sie es tatsächlich geschafft, ihr Vorhaben in die Tat umzusetzen. Dies bedeutete zwar, dass sie eine Stunde eher aus dem Bett musste, doch diesen Preis zahlte sie gern.

Caesar, den sie ebenfalls zum Joggen verdonnert hatte, sah das ein wenig anders. Er war kein Hund, der das frühe Aufstehen zu schätzen wusste. Und schon gar nicht mochte er es, in aller Herrgottsfrühe durch die umliegenden Weinberge gescheucht zu werden. Aber was sein musste, musste eben sein. Denn der Bernhardiner war seit seiner Ankunft im Kloster ein wenig aus dem Leim gegangen, was zweifellos an der hervorragenden Küche von Schwester Hildegard lag.

Diese stand unmittelbar neben Isabella und schnitt mit einer Nagelschere die dünnen Halme des ersten Schnittlauchs, die sie für ihre Minestrone brauchte. Als sie Isabellas Blick bemerkte, schaute sie sie direkt an und schüttelte leicht den Kopf. »Du musst das nicht tun, du bist die Äbtissin.«

Isabella vollführte mit ihrer erdverschmutzten Hand eine wegwerfende Geste. »Der Titel allein macht uns zu nichts Besonderem. Außerdem sind wir viel zu wenige Schwestern, als dass wir auf eine Kraft im Beet verzichten könnten.«

Agnieszka mischte sich in die Unterhaltung: »Das hat Filomena aber stets anders gesehen.« Sie kümmerte sich hinter Isabella um das Aussäen des Pflücksalats.

Die Schwestern waren zum größten Teil Selbstversorger, was nicht nur eine ausgewogene Ernährung mit sich brachte, sondern gleichermaßen die Kasse des Klosters schonte – ein Umstand, der Isabella aufgrund der verzwickten Finanzlage äußerst recht war.

»Ich bin aber nicht Filomena.«

Schwester Agnieszka lächelte. »Zum Glück.«

Isabella richtete sich auf, warf ihren Kopf zurück und erwiderte das Lächeln ihrer besten Freundin. Es gefiel ihr, wie sorgsam Agnieszka beim Aussäen zugange war. Sie hatte ein Händchen dafür und schuf gerade Salatreihen, als wären sie mit einem Lineal gezogen worden.

Ein scharfer Schmerz fuhr in ihre Seite. Unerwartet und heftig. Himmel, hatte ihr der Rücken im letzten Jahr schon so wehgetan? Waren das bereits die unliebsamen Begleiterscheinungen des Älterwerdens? Immerhin bewegte sie sich langsam, aber sicher auf die vierzig zu. Das war eigentlich noch kein Alter. Doch auch das Joggen fiel ihr zunehmend schwerer. Ehe sie weiter über ihre Gebrechen grübeln konnte, riss sie eine Stimme aus den unschönen Gedanken.

»Schwester Isabella! Ein Brief! Ein Brief für dich!«

Zeitgleich mit ihrem Bernhardiner Caesar hob sie den Kopf und blickte in Richtung von Schwester Immacolata, die mit geraffter Soutane auf das Kräuterbeet zugehastet kam.

Isabella sah sie verständnislos an. »Dann lege ihn doch einfach in mein Büro. Wie all die anderen Briefe.«

Immacolata stoppte unmittelbar vor dem Beet und keuchte angestrengt. »A-a-aber ich glaube, dieser hier ist besonders wichtig.«

»So?« Stirnrunzelnd wischte sie sich ihre Hände an der Schürze ab, mit der sie ihren Habit vor dem Gartendreck schützte.

Die alte Schwester wurde konkreter: »Er ist vom Vatikan.« Während sie sprach, verfinsterte sich ihr Blick.

Isabella war darum bemüht, gleichgültig zu wirken, als sie aus dem Beet stieg und den verschlossenen Brief entgegennahm. Ein Schreiben aus dem Vatikan. Na und?

Das kam hin und wieder vor. Doch in den seltensten Fällen hatte es etwas Gutes zu bedeuten. Mit schwerem Herzen dachte sie an den letzten Brief zurück, den sie in den Unterlagen im ehemaligen Büro der ebenso ehemaligen Äbtissin gefunden hatte. Da war es um die finanzielle Schieflage des kleinen Klosters gegangen, die in Rom mit Sorge bemerkt worden war.

»Der Brief ist persönlich an dich adressiert.« Sie zwinkerte schnell, als hätte sich eine Wimper in ihren Augen verfangen. »Also nicht an den Klostervorstand, sondern an dich. An Isabella Martini.« Sie sah zu ihr auf. »Das bist du.«

»Das weiß ich selbst.« Isabella schluckte angestrengt. Sie spürte eine unerklärliche Nervosität in sich aufsteigen.

Natürlich wusste der Vatikan darum, dass sie die neue Äbtissin des Convento di Regina della Pace war. Nun aber hochoffiziell von derart hoher Stelle in den Fokus genommen zu werden, dass sie einen Vatikanbrief mit ihrem Namen erhielt – das war so sonderbar und unwirklich.

Unter den Argusaugen der sich um sie herum versammelnden Novizinnen und Schwestern riss sie behutsam das Kuvert auf. Selbst Caesar richtete sich auf und hechelte sie erwartungsfroh an.

»Bestimmt von deinem Freund, dem Papst«, neckte Agnieszka sie und fing sich damit einen düsteren Blick von Isabella ein.

Seit ihrem Telefonat mit dem Kirchenoberhaupt wurde ihr in der Tat eine Freundschaft angedichtet. Das war natürlich völliger Unsinn. Der Papst hatte sich lediglich bei ihr bedankt, weil sie ihm eine liebgewonnene Keramikfigur wiederbeschafft hatte. Doch diesmal sagte ihr ein unbestimmtes Gefühl, dass der Inhalt dieses Briefes kein Dankesschreiben war.

»Nun lies doch endlich vor.« Schwester Hildegard fuhr sie im Befehlston an und verschränkte demonstrativ die Arme vor der großen Brust, getreu dem Motto: Ich beginne erst mit dem Mittagessen, wenn ich weiß, was der Vatikan dir mitzuteilen hat.

Isabella nickte kurz und überflog die Zeilen. Und dann noch einmal. Und noch einmal.

»Was ist los?«, fragte Immacolata. »Ist es etwas Gutes?«

»Oder etwas Schlechtes?« Die junge Novizin Rebecca bekreuzigte sich rasch.

»Nun.« Isabella zögerte. Sie las den Inhalt des Briefes noch ein viertes Mal. Er war nicht sonderlich lang. »Es …« Sie brach ab und räusperte sich den Belag vom Kehlkopf. »Es ist eine Einladung.«

»Einladung?«, echote Schwester Hildegard.

»In den Vatikan?«, hakte Schwester Giovanna nach.

Isabella nickte wieder. »Hier steht, dass der Papst mich …«

»Der Papst?«, riefen Schwester Agnieszka und Schwester Immacolata wie aus einem Mund. Caesar bellte.

»Seine Heiligkeit?«, fragte Hildegard ebenso erstaunt.

Schwester Isabella sah zu Schwester Hildegard auf. Sie fühlte denselben Unglauben, den sie in den Zügen der Klosterköchin las. Wieder richtete sich ihr Blick auf die wenigen Zeilen des Briefes. Dort stand es schwarz auf weiß.

»Nun … ja«, sagte sie schließlich. Doch ihre Stimme ließ jede Überzeugung vermissen.

Ungeachtet ihrer sauberen Robe trat Schwester Immacolata zu ihr ins Beet und entriss ihr den Brief. Während sie las, bewegten sich ihre Lippen wie in einem Fiebertraum. »Du liebe Güte, Isabella. Das ist nicht nur eine Audienz, das ist eine Privataudienz!«

»Ja … und?« Isabella schüttelte verwirrt den Kopf. Sie verstand nicht, worauf ihre Mitschwester hinauswollte.

Diese erklärte es ihr und den anderen Schwestern unaufgefordert: »Normalerweise gibt der Papst Audienzen für größere Gruppen. Zum Beispiel von Geistlichen. Diese finden in den Räumlichkeiten des Apostolischen Palastes statt. Ich selbst hatte einmal die große Ehre, zugegen zu sein – mit einer Pilgergruppe. So habe ich Papst Johannes Paul den Zweiten kennengelernt.« Sie schlug ein Kreuz. »Ein toller Mensch!«

Isabella nickte zum Zeichen, dass sie verstanden hatte.

»Aber das hier …« Schwester Immacolata schlug mit der flachen Hand auf den Brief. »Das hier ist eine Privataudienz. Das bedeutet, nur du und … der Papst … zu einer persönlichen Unterredung.« Die alte Schwester schob sich ungläubig das Gebiss zurecht. »Das ist eine Ehre, die normalerweise nur Staatsoberhäuptern, hohen geistlichen Würdenträgern und prominenten Menschen zuteilwird.«

»Und nun auch dir«, raunte Schwester Agnieszka voller Ehrfurcht. »Als Äbtissin eines kleinen, unbedeutenden Convents inmitten der Toskana.« Sie schob die feinen dunklen Brauen zusammen und bedachte Isabella mit einem Ausdruck der Hochachtung, in den sich eine gehörige Portion Unglauben mischte.

Isabella blieb stumm wie ein Fisch. Was soll ich beim Papst?

»Wann?«, fragte Schwester Hildegard nur.

Da Isabella noch immer nach Worten rang, übernahm Schwester Immacolata die Antwort: »Übermorgen.« Sie stieß einen leisen Pfiff aus. »Die haben es aber eilig.«

Schwester Isabella ahnte nichts Gutes …

2

»Ich kann es immer noch nicht fassen, dass ausgerechnet ich dich begleiten darf.« Im Gehen drückte Schwester Immacolata Isabellas Hand so fest, dass es schmerzte. »Danke!«

»Da gibt es nichts zu danken«, entgegnete Isabella und versuchte, nicht erneut die schwere Reisetasche von ihren Schultern rutschen zu lassen. »Das Los hat so entschieden.«

Immacolata grinste. »Ja, ich Glückspilz.«

Auch Isabella hielt sich für einen Glückspilz. Hätte sie nicht das Los entscheiden lassen, sondern auf ihr Recht als Äbtissin gepocht und diktatorisch entschieden, wäre ihre Wahl ebenfalls auf Schwester Immacolata gefallen.

Nicht dass sie die Älteste unter ihnen mehr mochte als die anderen Schwestern. Aber der Frühlingsanbruch war eine arbeitsreiche Zeit in den Klostergärten. Sie konnten es sich schlichtweg nicht leisten, zwei ganze Arbeitskräfte zu verlieren. Und da Immacolata aufgrund ihres Alters ohnehin nicht mehr in den Beeten eingesetzt wurde, war es so das kleinste Übel.

Natürlich hätte sie auch allein nach Rom fahren können. Doch die Einladung galt für zwei – und ihre Mitschwestern hätten es ihr krummgenommen, wenn nicht wenigstens eine von ihnen mitgedurft hätte.

Isabella betrachtete es als göttliche Fügung, dass ausgerechnet Immacolata von allen Schwestern, die mit nach Rom wollten, das längste Hölzchen gezogen hatte.

»Aber ich muss dich warnen«, sprach Immacolata weiter. »Ich schnarche. Bloß dass du’s weißt … falls wir ein Doppelzimmer bekommen sollten.«

»Und wenn schon.« Isabella wollte mit den Schultern zucken, doch die einschneidende Reisetasche ließ diese Bewegung nicht zu. »Ich bin einiges gewohnt.« Das war keine Übertreibung. Sie hatte zuletzt ein paar gemeinsame Nächte mit Schwester Hildegard verbracht, als in einem Kochwettbewerb die beste Tomatensoße der Toskana gesucht wurde. Gegen die Klosterköchin wirkte selbst ein übergewichtiger Bauarbeiter mit ausgeprägter Schlafapnoe wie ein Neugeborenes beim Mittagsschläfchen.

Außerdem würde Isabella heute Abend bleiern vor Erschöpfung ins Bett fallen. Sie warf einen leidvollen Blick auf den klappernden Trolley, den sie hinter sich herzog. Es war nicht ihrer, sondern der von Immacolata. Das Teil war schwer und – entgegen seinem eigentlichen Verwendungszweck – absolut unhandlich.

Er war so vollgestopft, dass er gänzlich aus der Form geraten war. Außerdem schien er einmal unter die Räder eines Lastwagens gekommen zu sein, denn das vordere rechte Plastikrad stand in einem unnatürlichen Winkel ab und lief überhaupt nicht mehr rund. Das Kopfsteinpflaster der kleinen Parallelstraße zur Viale Vaticano verlangte dem Koffer alles ab.

Isabellas Zorn darüber ließ sich nicht länger im Zaum halten: »Mia Madre, was schleppst du alles mit dir rum?«

»Na, das, was Frau halt so braucht.« Die alte Schwester, die drei Schritte voranging, hob die Hand, ohne sich zu ihr umzudrehen, und zählte auf: »Hildegards Tomatensoße, meine Pantoffeln, Wechselwäsche, ein Tonikum, ein Glas mit meiner Lieblingsmarmelade, das Brot, das mir so gut bekommt. Ein Fläschchen von dem Klostergrappa zum Einschlafen, ein kleines Kopfkissen, Haarnetze, meine Heizdecke …«

Isabella warf Immacolatas Hinterkopf einen entgeisterten Blick zu. »Wozu eine Heizdecke? Es ist Frühling.« Zur Bestätigung ihrer Worte hob sie den Kopf und blickte in den strahlend blauen Himmel, der sich nahezu wolkenlos über ihnen ausbreitete. Es war ein herrlicher Frühlingstag mit angenehm warmen Temperaturen und einem lauen Lüftchen, das ihre Gewänder umwehte.

Ihre Mitschwester drehte sich noch immer nicht zu ihr um, reckte dafür aber den Zeigefinger in die Höhe. »Komm du mal in mein Alter, dann unterhalten wir uns noch einmal, Fräulein. Und jetzt beeil dich ein bisschen. Ich glaube, da vorne ist die Adresse, zu der wir müssen.« Immacolata beschleunigte den Schritt.

Für eine Frau ihres Alters war sie unverschämt rüstig. Isabella schrieb dies dem asketischen Klosterleben zu, dass dem Körper kaum die Zeit ließ, um sich auf seinen morschen Knochen auszuruhen. Die Agilität, die Immacolata an den Tag legte, vermisste Isabella in jeder Sehne.

Die Anreise nach Rom im überfüllten Vivalto-Regionalzug war beschwerlich gewesen. Hauptsächlich deshalb, weil sie eine unglaubliche Müdigkeit geplagt hatte. Seit dem Erhalt des vatikanischen Briefes hatte sie kaum ein Auge zugemacht. Zu sehr waren ihre Gedanken damit beschäftigt gewesen, sich die wildesten Szenarien auszumalen, die sie in Rom erwarten würden.

Und dann noch das Gepäck, mit dem Immacolata reiste. Der altertümliche Trolley war so sperrig und ruckelig, dass es für die alte Schwester kaum zumutbar war, den Koffer selbst hinter sich herzuziehen.

Isabella versuchte, all das Negative auszublenden und sich auf das zu konzentrieren, was vor ihr lag. Die Sixtinische Kapelle, all die Museen, der Petersplatz, die Säulengänge des Petersdoms. Sie war noch nie in Rom gewesen – schon gar nicht in der Vatikanstadt. Und es gab so vieles, das sie entdecken wollte. Allerdings zerrte das Reisegepäck an ihr wie Eisenketten.

Sich ihrem Schicksal ergebend, quälte sie sich mit dem Gepäck über das Kopfsteinpflaster. Direkt vor ihnen lag die riesige Kuppel des Petersdoms, die über allem thronte. Es war faszinierend, Dinge in echt zu sehen, die sie sonst nur aus dem Fernsehen kannte.

Ebenso war es ihr ergangen, als sie als Jugendliche an einem Schüleraustauschprogramm teilgenommen und zum ersten Mal vor dem Eiffelturm gestanden hatte. Ein wenig war sie enttäuscht gewesen, da sie sich den Turm in ihrer Fantasie viel größer vorgestellt hatte.

»Ist es nicht wunderschön hier?«, rief Immacolata freudig.