Kommunikationsfallen - Hans Jürgen Heringer - E-Book

Kommunikationsfallen E-Book

Hans Jürgen Heringer

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Beschreibung

Unüberschaubar ist die Zahl der Ratgeber für besseres Kommunizieren. "Kommunikationsfallen" ist ein Ratgeber der anderen Art. Man fängt an, sich Gedanken über Kommunikation zu machen, obwohl sie doch als das Natürlichste der Welt erscheint. Das Buch versucht, zu einer Art reflexiver Distanz anzuleiten, sich auch einmal aus dem kommunikativen Trubel zurückzuziehen und öfter auch mal zu reflektieren, über das, was kommunikativ oft wie selbstverständlich 'geschieht'.

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Zu diesem Buch

Unüberschaubar ist die Zahl der Ratgeber für besseres Kommunizieren.

♦   Verbessere deinen Stil!

♦   Kommunikation meistern

♦   Zuhören und überzeugen

♦   Die 100 häufigsten Fehler

Was aber tun:

Wenn nicht gezeigt wird, wie es besser geht?

Wenn alles zu komplex ist?

Wie kommt man eigentlich dazu, sich über Kommunikation Gedanken zu machen? Sie ist doch das Natürlichste der Welt. Wir alle kommunizieren mit großer Selbstverständlichkeit.

Die Fähigkeit ist uns angeboren.

Vielleicht kommt man dazu, sich Gedanken zu machen, wenn man eine gewisse Distanz hat. Wenn man nicht dauernd dem Wirbel und Trubel ausgesetzt ist.

Ratschläger sagen drum auch, man solle sich zurückziehen und reflektieren, wenigstens öfter mal.

Aber das ist bekanntlich nicht so ganz leicht.

Hans Jürgen Heringer

Kommunikationsfallen

Und wie man reintappt

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

Alle Rechte vorbehalten

Nachdruck oder Vervielfältigung nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlags

© Hans Jürgen Heringer

© Mykum Verlag 2018

Auf der Bornau 29

56321 Brey

GERMANY

Bilder http://commons.wikimedia.org und eigene

Covergrafik Aleksandra Djordjevic

Druck und Endverarbeitung:

Books on Demand (BoD) GmbH

In de Tarpen 42

22848 Norderstedt

Printed in Germany

E-bookBulaja naklada, Zagreb

ISBN 978-3-9819884-8-2

Inhalt

Wie bei den meisten Büchern beginnt es mit einem

Vorwort

Ihm folgt – auch ziemlich normal – eine Art

Warmup

Und gleich geht es zu den

Grundlagen der Kommunikation

Danach dann aber schon zu den

Risiken der Kommunikation

Schließlich wird es bei dem Thema nicht verwundern, wenn

Sprache und Wörter

thematisiert werden. Ja, und nach all dem Leiden fragen wir:

Geht es auch ohne Sprache?

Vorwort

Risiko Kommunikation! Und Fettnäpfchen. Überall stehen welche rum. Da muss man höllisch aufpassen, dass man nicht in eines tritt. Es heißt, ursprünglich sei es um die Fettnäpfchen gegangen, die im Bauernhaus zum Einfetten der Stiefel standen. Ja, das Reintreten wäre nicht nur taktlos gewesen, sondern eine echte Sauerei.

Wie man nicht reintappt, hätten Sie vielleicht als Fortsetzung erwartet. Das aber ist nicht so einfach, wie Sie sehen werden.

Ein erster Schritt jedenfalls ist, dass Sie die Fallen erkennen.

Wir Menschen sind gelehrig.

Aber zur Kommunikation gehören bekanntlich zwei. Und mein Partner – ich mein jetzt erst mal wirklich ein Männchen – hat seine eigenen Ziele und seine eigenen Strategien, mit denen er meint, schon mal Erfolg gehabt zu haben. Das gilt natürlich für Weibchen gleichermaßen.

Ich gebe hier keine Ratschläge. Das erinnert mich an Peitsche.

Ich hoffe, dass die doofen Beispiele für sich sprechen. Leider kann man da in alle Richtungen lernen. Alle guten Ratgeber kann man auch umgedreht lesen. Einfach ein Minuszeichen davor. Wie man nett und höflich ist – und einfach das Gegenteil tun? Vielleicht auch, wenn es schiefgeht ‒ das Gegenteil tun?

Sind wir Menschen gelehrig?

Mir klingt etwas von Voltaire in den Ohren:

Nous laisserons ce monde-ci aussi sot et aussi méchant que nous l'avons trouvé en y arrivant.

Wir verlassen diese Welt so verrückt und so böse, wie sie war, als wir zu ihr gekommen sind.

Warmup

Immer, wenn Menschen aufeinandertreffen ‒ habe ich bei einem Kommunikationsverbesserer gelesen ‒ kommunizieren sie. Das klingt gefährlich. Stimmt aber, auch wenn ich lieber von begegnen sprechen würde.

Natürlich nicht ständig und dauernd, gottseidank. Mir geht es nicht wie Watzlawick, der den Slogan geschaffen hat: Wir können nicht nicht kommunizieren (mit dem wichtigen Doppel-nicht, von denen eins schon mal ‒ sehr zu unrecht ‒ vergessen wird). Ich kann jedenfalls öfter auch ganz entspannt und locker sein. Was andere daraus machen, ist ihre Sache. Ja, und da sind wir schon mittendrin: Zur Kommunikation gehören immer wenigstens zwei. Was ich sage, liegt bei mir, und was du verstehst liegt bei dir. Jeder ist für Seins verantwortlich. Klar, ich träume davon, dass du mich verstehst. Ich tue alles dafür. Aber für den Rest bist du verantwortlich.

Wir bauen auf unsere gemeinsame Sprache. Die gründet tief. Drastisch drückte das einst Fritz Mauthner aus:

Die Sprache ist geworden wie eine große Stadt. Kammer an Kammer, Fenster an Fenster, Wohnung an Wohnung, Haus an Haus, Straße an Straße, Viertel an Viertel, und das alles ist ineinander geschachtelt, miteinander verbunden, durcheinander geschmiert, durch Röhren und Gräben...

In ihren verrosteten Röhren fließt durcheinander Licht und Gift, Wasser und Seuche und spritzt umsonst überall aus den Fugen, mitten unter den Menschen; die ganze Gesellschaft ist nichts als eine ungeheure Gratiswasserkunst für dieses Gemengsel...

Die Sprache ist Gemeineigentum. Alles gehört allen, alle baden darin, alle saufen es, und alle geben es von sich.

Woher kommen Versprecher, Verschreiber und Verhörer?

In seinem Werk „Zur Psychopathologie des Alltagslebens“ befasst sich Freud mit Meringers Sammlung von Versprechern und dem Beispiel „Dann aber sind Tatsachen zum Vorschwein gekommen...“, bei dem der Sprecher anschließend bestätigt habe, dass er an Schweinereien gedacht habe. Nach Meringer liege in der Ähnlichkeit der Wörter die genügende Erklärung. Freud will natürlich tiefer graben. Er verlässt sich nicht auf nachklappende Einfälle des Befragten, sondern sucht „einen längeren Weg durch eine komplexe Assoziationsreihe“. In dem Versprecher komme eine unbewusste Aussage zum Vorschein (nicht „Vorschwein“ diesmal). Hiermit war der Freud’sche Versprecher geboren. Die Idee ist, dass ein Sprecher damit etwas Sinnvolles offenbart, was er eigentlich gar nicht sagen wollte.

Es gibt aber so viele Versprecher, die nicht immer kühn und personenspezifisch ausgedeutet werden können. Sie sind nicht unbedingt ein Königsweg zum Unbewussten, sondern auch Grundlage einer Methode, das mentale Lexikon zu erforschen. Helen Leuninger hat über Jahre eine Verbrecherkartei geführt und ihre Funde analysiert. Dafür wurden schon von Meringer wichtige Kategorien vorgeschlagen:

1.   Substitution: Lautlich in „die Nachrichten in Schlafzeilen“, Anklang in „Artillerieverkalkung“ statt „Arterienverkalkung“, lexikalisch in „ein Kind abonnieren“ statt „ein Kind adoptieren“.

2.   Permutation: Vertauschung von Teilen zusammengesetzter Wörter, von Silben oder Lauten: „Die nehmen wir mit Husskand“, „eine Kussverletzung am Schopf“, „Schnill und Dittlauch“, „mein Kralli putzt“ statt „mein Pulli kratzt“, „... wenn Sie unser Misstrauen verbrauchen“.

3.   Antizipation: Vorwegnahme von sprachlichen Einheiten. Die Einheiten können Wörter, Wortbestandteile, Silben oder Laute sein: In „Der Vorwurf ist bereits in Vorbereitung“ ist „vor“ aus „Vorbereitung“ vorgezogen, in „der bleste Platz“ und „Schweinschwangerschaft“ die Lautkombination.

4.   Postposition: Im Nachklang wird eine Einheit, die schon geäußert wurde, ein zweites Mal verwendet: In „sozialistische Zekten“ wird das „z“ wieder verwendet, in „jüngstes Gerücht“ das „ü“.

5.   Kontamination: Vermischung zweier alternativer Einheiten, Wörter oder Phrasen: „Hinwaltspunkt“ für „Hinweis + Anhaltspunkt“, „Dünnfall“, „Ich kann doch nicht über meine Haut springen!“

Substitution und Kontamination haben viel damit zu tun, wie wir Wörter im mentalen Lexikon finden. Auf der einen Seite scheinen lautliche Muster und Ähnlichkeiten eine Rolle zu spielen. Auf der anderen Seite dürften auch Bedeutungsbeziehungen, vor allem Bedeutungsähnlichkeit, aber auch Gegensätzlichkeit mitwirken.

Die Antizipation, Postposition und Permutation haben mehr mit dem Äußerungsverlauf und seiner Planung zu tun. Ein Beispiel, was Guttenbergs Pressesprecher vorlautete:

„Dass dieses Plagiat keine“... „Dissertation ist“ haben Kundige fortgesetzt. Und Folgendes ausbuchstabiert: Für diesen Doktortitel bedurfte es keiner Dissertation und sie gab es auch nicht. Mein von mir verfasstes Plagiat ist keine Dissertation, und den Vorwurf weise ich mit allem Nachdruck von mir.

Gemacht, kein Versehen ist das folgende berühmte Beispiel einer Kontamination:

Ich saß neben Salomon Rothschild und er behandelte mich ganz wie seinesgleichen, ganz famillionär.

(Heinrich Heine: Die Bäder von Lucca)

Versprecher sind Alltag. Wir bemerken sie nicht, ja als Rezipienten korrigieren wir sie automatisch. Nur die witzigen und scheinbar erhellenden werden gesammelt und tradiert. Verschreiber sind da schon manifester. Aber auch bei ihnen zeigen sich ähnliche Verfahren.

Auch Verschreiber können bewusst und kreativ verwendet werden. So gibt es im anglophonen Bereich Sammler von sog. eggcorns, eben ein Verschreiber von acorn. Die Urmutter hier:

Even a blind squirrel will find an eggcorn once in a while.

Ein weiteres Ratebeispiel:

Your response to my questions was disrespectful and ad homonym.

In Jerusalem finden Amerikaner die Via de la Rosa und im italienischen Restaurant Chicken Catch-a-Tory. Da werden wir caccofonia auch bald finden. Für Sprachbegabte noch diese:

My theory was dismissed right out there by reductio and absurdum.

Dr. Rabianski agreed and asked that the Committee discuss the issue even if it is a fate accompli.

Lazy Fare Capitalism is not enough.

Our Ankela is a little pre-madonna.

Die folgenden – sie werden zwar nicht egghorns genannt – sind aber gewollt und extra gemacht.

Wenn Vati glaubt, ich helf im Garten, dann Cannabis er schwarz wird warten.

Susanne Strauß

Woher du kommst, wo Hindu gehst, du Inder Regel nie verstehst.

Michael Schönen

Ich tanke bitte Superblei, füll’n Sie mir ’n Litanei.

Lino Wirag

Die Menschen hinieden Sinfonie zufrieden.

Maik Tändler

Besonders die dialektalen und sprechsprachlichen tun wohl so, als seien sie auch Verhörer. Und Verhörer sind tatsächlich kreativ und bisher kaum erfasst. Es gibt da zwar das bedrohliche „Hab ich mich da verhört“, mit dem gemeinhin Redeverbot erteilt wird, etwas so zu sagen oder überhaupt zu sagen. Dann mag auch mal ein Missverständnis bewusst werden, das auf einen Verhörer zurückgeht wie hier bei den Alltagbeispielen:

Wow! Mit Riesenfleisch. – Mit miesem Fleisch? – Riesen!

Das ist recht. – Wieso schlecht? – Recht, recht!

Im Grunde geht es mit Verhörern eben so wie mit Versprechern: Wir passen sie automatisch sinnvoll an und ein. Das wird besonders deutlich, wenn die Kompetenz noch nicht ausreicht und Kinder oder Lerner Äußerungen anreichern:

Oh Tannenbaum, wie grinsen deine Blätter.

Der Riese haust in New Orleans.

Poetische Variation und die charmante Wandlung von Matthias Claudius:

Morgen früh, wenn Gott will, wirst du wieder gewürgt.

Und aus den Wiesen steiget der weiße Neger Wumbaba.

Wir Menschen sind Sinntiere, wir wollen, dass Gesagtes Sinn macht, und wir unterstellen dem Partner, dass er Sinnvolles äußert – meistens jedenfalls. Das geht meist glatt, nur manchmal bricht es auf. So wenn der spanische König für seine Verdienste Kolumbus zum Witzekönig von Südamerika macht.

Oder wenn Seehofer und Merkel harmonieren wie einäugige Zwillinge.

Hej, Mister Spooner – Herr Meisterspooner!

Gestatten Sie mir, hiermit ein neues Wort zuvorschlagen, oder gleich zwei, sogar einen Anglizismus. Wir alle sind nämlich Spooner – meist ohne dass es bemerkt wird. Auch Politiker spoonern und, da sie in der Öffentlichkeit stehen und unter Beobachtung, kursieren ihre Produkte; sie sind eben Schauspüler auf der Biehne. So lehrte uns einst Helmut Schmidt, dass auf grobe Keile auch grobe Klötze gehören, und Ulrich Klose meinte zur Opposition: Wir pfeifen nicht nach Ihrer Tanze.

Verräterisch müssen Spoonereien nicht immer gleich sein. Angela Merkel redete – wen wohl? – so an: Lieber Roland Kotz – äh Koch. Minister Nebel wollte Migranten helfen und meinte: Hilfreich ist die deutsche Strafe. Da kann man nur stuzimmen.

Manche Arten dieser Neubildungen sind Spoonereien und stinguilistisch ganz gut erfasst. Helen Leuninger hat eine Reihe von Beispielen aus dem Alltag aufgelistet, so tiefsinnige Bemerkungen wie: „Der Mensch ist doch sehr hormonisch und die Frau reizt nicht mit ihren Geizen“ (was nicht zu der erwähnten Schweinschwangerschaft führen möge).

Ein Wink mit dem Faulzahn?

Heimwerker können selbst Spoonereien (= Spinnereien) basteln. Eine Grastelbuppe hat folgende ausbaldowert:

Bartzitter-Schokolade – Baufensterschummel – Dissenswurst – Einlaufskiste – Fabelkernsehen – Faltweiberastnacht – Findelgeschwühl – Fintentisch – Fluppenschechte – Gelenkschaden – Hasenreizung – Hochzuckdrone – Hodenbeizung – Kotztropf – Kuseschmatze – Maschwaschine – Pöbelmacker – Rattenschiss – Schluckerzecken – Schnabelkur – Speckhoiler – Strandleicher – teesüchtig – Webelnerfer

Übrigens, mit Löffeln wird es der Spooner nicht tun. Namengeber war ein Engländer namens Spooner, der viele aufgelistet oder vielleicht selbst produziert hat. Jedenfalls, wir kennen die wahren Spooner und denken: Verwahlsprechen sind doch nur Wahlversprecher!

Dissenswurst?

Dickfinger?

Hab ich mich da verhört?!

Ja, das klingt bedrohlich. Das hättest du nicht sagen dürfen oder so sagen. Also lass das, bitte!

Eingreifen in ein kommunikatives Grundrecht. Denn jeder darf sagen, was er will und wie er es will. Er muss nur die Folgen bedenken und tragen.

So schlimm ist das beim Verhören (nicht gemeint in Verhören) meist nicht. Hier erst mal ein Fall, bei dem sozusagen ein Wort überhört wurde.

Eine Richterin hatte sich verhört. Sie war dem Antrag des Staatsanwalts gefolgt, hatte ihn aber falsch verstanden. Ein Jugendlicher, der mit einem Mittäter einen Freier überfallen und beraubt hatte, bekam dafür Jugendstrafe auf Bewährung. Der Staatsanwalt hatte in der Sitzung ein Jahr und sechs Monate auf Bewährung gefordert. Irgendwie kam das wohl raus. Und so wurden aus sechs Monaten in zweiter Instanz acht Monate auf Bewährung.

Was anfangs wie ein glücklicher Verhörer klang, wurde dann – leider? – doch korrigiert.

Neulich war ich etwas erstaunt. Eine Gruppe diskutierte heftig über TTIP, dachte ich. Als ich bisschen mehr hörte, merkte ich: Es ging um die verschiedenen Sorten Tee und ganz international, vor allem wie der tea jeweils zuzubereiten ist. Da dachte ich, die haben doch einen im Tee.

Verhörer können auch kreativ und lustig sein. Wissen Sie, was Mondegreens sind? Angeblich hat Sylvia Wright den Ausdruck ins Spiel gebracht nach eigener Erfahrung. Sie hatte als Kind die alte schottische Ballade The Bonny Earl of Murray gehört:

They hae slain the Earl O' Moray,

And Lady Mondegreen.

Aufgeklärter merkte sie dann, der Vers hieß:

They hae slain the Earl O' Moray,

And laid him on the green.

Ein bisschen neuer ist der zu Creedence Clearwater Revival:

There's a bathroom on the right.

für

There's a bad moon on the rise.

Der kreative Axel Hacke hat einige gesammelt in seinem Buch mit dem Titel: Der weiße Neger Wumbaba. Aus Kindermund. Den kennen Sie ja schon aus „Der Mond ist aufgegangen“.

Ich bin zwar kein Kind mehr, kann mich aber ganz gut kreativ verhören.

Es tobt der Hamster vor meinem Fenster.

Es tobt der Hass da vor meinem Fenster.

Mit englischen Titeln geht das Verhören besonders gut.

Sie kennen sicher die Agathe Bauer von Snap, oder? (= I got the power)

Anneliese Braun von den Mamas & Papas könnte man auch noch erwähnen (= All the leaves are brown)

Can we rewind and just watch porn? (Can we rewind it just once more?)

If you wanna kiss this guy. (If you wanna kiss the sky.)

The beauty I had in sodomie. (The beauty I had inside of me.)

Hier meine Spitzenreiter:

Oma fiel ins Klo.

Oh, Anneliese, popel nicht.

Raten Sie es?

Italienisch bitte aus dem Lied Laura non c'e:

Tatsächlich hat mir meine Mutter neulich gesagt, dass sie bei Nenas 99 Luftballons statt Streichholz und Benzinkanister streichelten Benzinkanister verstanden hat.

Bissl deftiger:

Just look me in the eyes, and say I'm wrong.

Just look me in the ass, and say I'm raw.

Die Zeile aus dem Lied „Der Mond ist aufgegangen“ heißt richtig:

... und aus den Wiesen steiget, der weiße Nebel wunderbar.

Das wussten Sie doch?

Ein Herr namens Grice

Guten Tag, herzlich willkommen bei Tick and Click. Was kann ich für Sie tun? Wir bieten jetzt als Besonderheit das X-Y-Z-Paket. Dieses Telefonat möchten wir aufzeichnen. Wenn Sie damit einverstanden sind, sagen Sie bitte ja.

Jo mei.

Entschuldigung, ich habe Sie nicht verstanden.

Jaaa!

Entschuldigung, ich habe Sie nicht verstanden.

Ja.

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Störung.

Sie möchten eine Störung melden. Sie können Ihre Störung auch übers Internet melden.

Nein, will ich nicht! Weiter! Weiter!

Unsere Adresse: www.tick_and_click.com. Bitte sagen Sie mir Ihre Kundennummer.

KK 12-000007245

Entschuldigung, ich habe Sie nicht verstanden.

Ihr tickt wohl nicht richtig!

Entschuldigung, ich habe Sie nicht verstanden.

Persönliche Beratung! Persönliche Beratung, verdammt noch mal!

Entschuldigung, ich habe Sie nicht verstanden. Bitte sagen Sie mir Ihre Kundennummer.

KK 12-000007245

Ich habe verstanden: KK 12-000007245

Ja.

TickandClick möchte in einer Umfrage die Kundenzufriedenheit ermitteln. Dürfen wir Sie dazu zurückrufen?

Störung! Störung!

Gut. Ich verbinde Sie jetzt mit Ihrem persönlichen Berater.

Aah! Jaa!

Tut mir leid. Zur Zeit sind alle unsere Berater im Gespräch. Bitte versuchen Sie es später noch einmal.

Warum regt uns sowas so auf? Nun, die Maschine ist einfach blöd. Sie kann nicht wie ein Mensch kommunizieren.

Menschen halten sich grundsätzlich an zwei Maximen:

Sag, was zu sagen ist.

Sag nicht mehr und nicht weniger.

Quatsch! werden Sie sagen. Da kenn ich ganz andere. Es ist auch nicht so einfach gemeint. Gemeint ist, dass ich, was Sie sagen, anders verstehe, wenn Sie sich nicht an die Maximen halten. Beispiele gefällig? Wenn Sie sagen, Sie haben Durst, und wenn Sie es zwei Minuten später wieder sagen, dann ist das nicht das Gleiche: Sie haben sich wiederholt und Sie haben vielleicht die versteckte Aufforderung verstärkt und noch mehr.

Oder ich frage Sie, wie viel Uhr es ist, und Sie antworten „Zwei“, dann ist das erst mal genug. Wenn Sie sagen „14 Uhr“, dann kann schon etwas mehr drinstecken. Und wenn Sie noch etwas mehr sagen wie „so zwei“, dann haben Sie auch gesagt, dass Sie nicht ganz sicher sind. Das kann natürlich bei der Kurzform auch der Fall sein. Aber gesagt haben Sie es nicht.

Wem gehen Schwaller und Dummschwätzer nicht auf den Keks. Aber was ist eigentlich schwallen? Auf jeden Fall tröstlich dieser Netzfund: „Meine Mama hat mir verboten bei Mädchen zu schwallen.“ Eine gebrannte Mama? Ja, wenn das so einfach wär. Aber es ist schon plausibel, wenn der Junge nur Scheiße schwallt oder die Mädchen voll- und zuschwallt. Auch hier geht es um das Relevanzprinzip der Kommunikation, ein natürliches Grundprinzip, das besagt, dass man nur Relevantes sagen sollte. Aber das hat es in sich. Relevant für wen? Für mich oder für die andere? Woher sollte die andere denn wissen, was für mich relevant ist. Sie kann es nur vermuten. Vielleicht täuscht sich der Schwaller hierin ganz naiv. ‒ Denken wir Naivlinge?

So läuft der Jüngling beim Schwallen

Auch schon mal in Fallen.

Nicht für alle ein Genuss.

Für viele einfach Stuss.

Es spielen mit Grice Carlo Manzoni und sein Signor Veneranda.

Die leere Wohnung (1966)

Signor Veneranda läutete die Türglocke und wartete. Da niemand kam, um ihn einzulassen, läutete er viele Male, bis ein Herr die Treppe herunterkam und ihm sagte, dass die Wohnung leer sei.

„Leer?“ fragte Signor Veneranda, „sind auch keine Möbel drin?“

„Die Möbel sind wohl drin“, sagte der Herr, „aber die können nicht an die Tür gehen und aufmachen.“

„Auch wenn sie es könnten, interessiert es mich nicht“, sagte Signor Veneranda, „ich will gar nicht, dass mir aufgemacht wird. Wenn ich wollte, dass man mir aufmacht, würde ich an der Wohnung gegenüber läuten. Ich bin sicher, dass diese bewohnt ist.“

„Sie wussten also, dass da niemand drin ist?“ fragte der Herr, der langsam begriff, dass er nichts verstand.

„Sicher wusste ich es“, sagte Signor Veneranda, „und gerade deswegen habe ich geläutet. Wenn Leute drinnen wären, würde ich mich hüten, zu läuten.“

„Ich verstehe nicht“, sagte der Herr.

„Läuten Sie bei Leuten, die Sie nicht kennen?“ fragte Signor Veneranda.

„Natürlich nicht“, sagte der Herr.

„Ich auch nicht“, sagte Signor Veneranda. „Da ich also die Leute, die in dieser Wohnung hausen, nicht kenne, hüte ich mich zu läuten, wenn sie zu Hause sind.“

„Und wenn sie nicht zu Hause sind?“

„Wenn sie nicht zu Hause sind, sind sie eben nicht da und kommen nicht aufmachen, ist das klar?“ sagte Signor Veneranda.

„Leider nicht...“, stotterte der Herr, überwältigt von der seltsamen Logik.

„Leider nicht, leider nicht...“, schrie Signor Veneranda, weil er die Geduld verlor, „Sie sind ein alter Schwätzer, sonst nichts!“

Und Signor Veneranda zuckte die Achseln und stieg brummend die Treppen hinunter.

Hinter unserer Antwort-Maschine stecken natürlich Menschen, die das mit Ihnen machen. Es ist eine Machtfrage.

Nun fragen Sie mich, was Sie da tun können. Gar nichts!

Vielleicht mitspielen. Oder? Einfach auflegen.

Ein kleines Nachwort: