Königs Erläuterungen: Othello von William Shakespeare. - William Shakespeare - E-Book

Königs Erläuterungen: Othello von William Shakespeare. E-Book

William Shakespeare

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Beschreibung

Königs Erläuterungen – Textanalyse und Interpretation mit ausführlicher Inhaltsangabe und Abituraufgaben In einem Band bieten dir die neuen Königs Erläuterungen alles, was du zur Vorbereitung auf Referat, Klausur, Abitur oder Matura benötigst. Das spart Zeit bei der Vorbereitung! Alle wichtigen Infos zur Interpretation. - von der ausführlichen Inhaltsangabe über Aufbau, Personenkonstellation, Stil und Sprache bis zu Interpretationsansätzen - plus 4 Abituraufgaben mit Musterlösungen und 2 weitere zum kostenlosen Download . sowohl kurz als auch ausführlich. - Die Schnellübersicht fasst alle wesentlichen Infos zu Werk und Autor und Analyse zusammen. - Die Kapitelzusammenfassungen zeigen dir das Wichtigste eines Kapitels im Überblick – ideal auch zum Wiederholen. - Das Stichwortregister ermöglicht dir schnelles Finden wichtiger Textstellen. . und klar strukturiert. - Ein zweifarbiges Layout hilft dir Wesentliches einfacher und schneller zu erfassen. - Die Randspalte mit Schlüsselbegriffen ermöglichen dir eine bessere Orientierung. - Klar strukturierte Schaubilder verdeutlichen dir wichtige Sachverhalte auf einen Blick. . mit vielen zusätzlichen Infos zum kostenlosen Download.

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KÖNIGS ERLÄUTERUNGEN

Band 75

Textanalyse und Interpretation zu

William Shakespeare

OTHELLO

Von Tamara Kutscher

Alle erforderlichen Infos für Abitur, Matura, Klausur und Referat plus Musteraufgaben mit Lösungsansätzen

Zitierte Ausgabe: Shakespeare, William: Othello, the Moor of Venice. Hrsg. Dieter Hamblock. Stuttgart: Reclam, 2013.

Über den Autor dieser Erläuterung: Tamara Kutscher ist Oberstudienrätin an einem Klever Gymnasium mit den Fächern Englisch und Sport.

Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Hinweis zu § 52 a UrhG: Die öffentliche Zugänglichmachung eines für den Unterrichtsgebrauch an Schulen bestimmten Werkes ist stets nur mit Einwilligung des Berechtigten zulässig.

1. Auflage 2014

ISBN: 978-3-8044-7014-9

© 2014 by C. Bange Verlag GmbH, 96142 Hollfeld Alle Rechte vorbehalten! Titelabbildung: Holzstich nach Gemälde von Christian Köhler (1809–1861)© akg-images

Hinweise zur Bedienung

Inhaltsverzeichnis Das Inhaltsverzeichnis ist vollständig mit dem Inhalt dieses Buches verknüpft. Tippen Sie auf einen Eintrag und Sie gelangen zum entsprechenden Inhalt.

Fußnoten Fußnoten sind im Text in eckigen Klammern mit fortlaufender Nummerierung angegeben. Tippen Sie auf eine Fußnote und Sie gelangen zum entsprechenden Fußnotentext. Tippen Sie im aufgerufenen Fußnotentext auf die Ziffer zu Beginn der Zeile, und Sie gelangen wieder zum Ursprung. Sie können auch die Rücksprungfunktion Ihres ePub-Readers verwenden (sofern verfügbar).

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Verknüpfungen zu den Online-Aufgaben Im Abschnitt 6 „Prüfungsaufgaben“ finden Sie einen Hinweis zu zwei kostenlosen zusätzlichen Aufgaben. Diese Aufgaben können über die Webseite des Verlages aufgerufen werden. Tippen Sie auf die Verknüpfung und Sie werden direkt zu den Online-Aufgaben geführt. Dazu wird in den Web-Browser Ihres ePub-Readers gewechselt – sofern Ihr ePub-Reader eine Verbindung zum Internet unterstützt und über einen Web-Browser verfügt.

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INHALT

1. Das Wichtigste auf einen Blick – Schnellübersicht

2. William Shakespeare: Leben und Werk

2.1 Biografie

2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund

Politische und gesellschaftliche Situation

Theater zur Shakespeare-Zeit

2.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken

Macbeth

Hamlet

Romeo and Juliet

King Lear

A Midsummer Nigh’s Dream

Richard III

The Sonnets

3. Textanalyse und -Interpretation

3.1 Entstehung und Quellen

Cinthios Geschichtensammlung Hecatomithi

Weitere mögliche Quellen

3.2 Inhaltsangabe

Act I

Act II

Act III

Act IV

Act V

3.3 Aufbau

Grundstruktur der Handlung

Die Schauplätze

Die Zeit

Klassische Dramen-Struktur

Spannung

3.4 Personenkonstellation und Charakteristiken

Personenkonstellation: Iagos Hand im Spiel

Othello

Iago

Desdemona

Michael Cassio

Roderigo

Emilia

Brabantio

Nebenfiguren

3.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen

3.6 Stil und Sprache

Blankverse und Prosa

Iagos Taktik in der Sprache

Ironie

Wortfelder und Bilder

Himmel und Hölle: weiß und schwarz

Eifersucht und Ehre

Tierbilder

Gift

Wortspiele

Stilmittel

3.7 Interpretationsansätze

Themen und Motive

Eifersucht und Neid

Ehre

Liebe und Hass

Schein und Sein

Schwarz und Weiß

Rassismus und Entfremdung

Weitere Themen

4. Rezeptionsgeschichte

5. Materialien

Über Shakespeare und seine Werke

Äußerungen zu Othello

6. Prüfungsaufgaben mit Musterlösungen

Aufgabe 1 **

Aufgabe 2 ***

Aufgabe 3 ***

Aufgabe 4 *

Literatur

Zitierte Ausgabe

Sekundärliteratur

Verfilmungen

Internetquellen (Stand Sept. 2014)

1.Das Wichtigste auf einen Blick – Schnellübersicht

Damit sich jeder Leser in unserem Band rasch zurechtfindet und das für ihn Interessanteste gleich entdeckt, hier eine Übersicht:

Im 2. Kapitel werden das Leben Shakespeares und der zeitgeschichtliche Hintergrund dargestellt.

William Shakespeare lebte von 1564–1616. Über die Person und den Schriftsteller William Shakespeare weiß man sehr wenig.

Shakespeares Zeit, das Elisabethanische Zeitalter, ist eine „goldene“ Zeit für England in politischer, wissenschaftlicher und kultureller Hinsicht:

Im 3. Kapitel bieten wir eine Textanalyse und -interpretation.

Othello – Entstehung und Quellen:

Othello, the Moor of Venice ist eines von Shakespeares späteren Theaterstücken. Die Uraufführung war wahrscheinlich 1604. Die ersten schriftlichen Überlieferungen des Stückes sind eine Druckschrift („first quarto“) von 1622 (Q1) und die Folio-Ausgabe von 1623 (F1).

Inhalt:

Der angesehene schwarze Feldherr Othello verliebt sich in die schöne Desdemona, Tochter eines reichen venezianischen Kaufmanns. Sie erwidert seine Liebe und beide heiraten heimlich. Der böse Fähnrich Iago spinnt eine fiese Intrige (u. a. mit Hilfe eines Taschentuchs) und verleitet den rechtschaffenen schwarzen General Othello dazu, an die Untreue seiner Ehefrau Desdemona zu glauben. Othello tötet Desdemona, obwohl diese unschuldig ist. Iago wird der verbrecherischen Intrige überführt und festgenommen. Othello erkennt seinen tragischen Irrtum und tötet sich selbst.

Aufbau:

Das poetische Drama ist in 5 Akte unterteilt und orientiert sich am Aufbau einer klassischen Tragödie, den Shakespeare aber reformiert. Die Zuschauer wissen stets mehr als die Figuren (dramatische Ironie).

Personen:

Die Hauptpersonen sind:

Othello

edler schwarzer General der Republik Venedig

tragischer Held des Dramas, der aufgrund falscher „Beweise“ seine Frau Desdemona ermordet und sich schließlich selbst tötet

Iago

bringt durch eine Intrige Othello dazu, an die Untreue seiner Frau zu glauben

Motive für Iagos Tat sind nicht eindeutig zu identifizieren

weiht das Publikum gleich zu Beginn in seine Pläne ein

Desdemona

Othellos treue, schöne, ihn zutiefst liebende junge Ehefrau

tritt beharrlich für den degradierten Cassio ein, was ihr Schicksal besiegelt: Sie wird von Othello getötet

Leutnant Cassio

Othellos Vertrauter: anständiger junger Soldat, der wegen einer von Iago geplanten Handgreiflichkeit seinen Posten und das Vertrauen Othellos verliert

soll laut Iago eine Affäre mit Desdemona haben (stimmt nicht)

Emilia

Ehefrau Iagos und Desdemonas treue Dienerin, die am Ende Iagos Intrige aufdeckt

Auch auf die weiteren Figuren im Stück gehen wir ausführlich ein.

Stil und Sprache:

Shakespeares Sprache wird von vielen Schülern wenig geschätzt, weltweit aber gepriesen für ihren poetischen Zauber, die Fantasie und Leichtigkeit, die reichen Bilder, den flüssigen Ausdruck und die Fähigkeit, den verschiedenen Charakteren eine eigene Sprache zu geben. Bilder (Metaphern und Vergleiche), einzelne Wortfelder und dramatische Ironie haben in Othello eine zentrale Bedeutung.

Interpretationsansätze:

Wir geben einen Überblick über die verschiedenen literaturwissenschaftlichen Interpretationsansätze. Zentrale Themen und Motive im Stück sind

Schwarz und Weiß (Gut und Böse)

Schein und Sein

Liebe und Eifersucht.

2.William Shakespeare: Leben und Werk

William Shakespeare 1564–1616 © Wikipedia

2.1Biografie

JAHR

ORT

EREIGNIS

ALTER

1564

Stratford-on-Avon (England)

William Shakespeare wird als drittes von acht Kindern und erster Sohn der Eheleute John Shakespeare, einem Handschuhmacher, und Mary Shakespeare, geb. Arden, wahrscheinlich am 23. April geboren. Taufe am 26. April.

ab ca. 1569

Stratford-on-Avon

Der Vater ist inzwischen Bürgermeister in Stratford; vermutlich Besuch der örtlichen grammar school bis der Vater in finanzielle Schwierigkeiten gerät.

5

1582

Stratford-on-Avon

Heirat mit der älteren Anne Hathaway, die aus wohlhabenden Verhältnissen stammt.

18

1583

Stratford-on-Avon

Taufe der Tochter Susanna, ca. 6 Monate nach der Hochzeitserlaubnis.

19

1585

Stratford-on-Avon

Taufe der Zwillinge Hamnet und Judith.

21

1586–1592

„lost years“ oder „dark years“: Aus diesen Jahren gibt es keine Überlieferungen, nur Spekulationen. Vielleicht hat Shakespeare als Lehrer den Lebensunterhalt für die Familie verdient, vielleicht am Gericht gearbeitet, denn seine Werke zeugen von guten Kenntnissen im Rechtswesen. Vielleicht hat er sich einer Theatergruppe angeschlossen. Fakt ist: Man weiß es nicht.

22–28

1592

London

Shakespeares Name taucht erstmals in gedruckter Form in der Londoner Theaterszene auf. Robert Greene, ein Dramatiker, regt sich über einen jungen Emporkömmling „an upstart crow, beautified with our feathers“[1] auf. Er scheint neidisch auf Shakespeare zu sein: „the only Shake-scene in a country“[2] – Anspielung auf Shakespeares Namen. 1592–1594 müssen die Londoner Theater wegen der Pest öfter schließen. In dieser Zeit könnte Shakespeare viel geschrieben haben, z. B. seine Vers-Epen, dem Grafen von Southampton gewidmet, und evtl. auch seine Sonette.

28

1591–1595

London

Uraufführung von Romeo and Juliet und A Midsummer Nights Dream. 1593: Tod des Dramatikers Christopher Marlowe.

27–31

1594

London

Shakespeare und mindestens zwei Kollegen spielen vor der Königin. Die Theatergruppe wird danach von Elisabeth I. protegiert und nennt sich „The Lord Chamberlains Men“.

30

1595

London

Shakespeare wird Miteigentümer bei den „Lord Chamberlains Men“.

31

1596

Stratford

Sohn Hamnet stirbt mit 11 Jahren.

32

1597

Stratford

Shakespeare kauft das zweitgrößte Haus in Stratford, genannt „New Place“.[3]

33

1598

London

Shakespeare spielt in Ben Jonsons Every Man in His Humour.

34

1599

London

Bau des „Globe Theatre“.

35

1601

Stratford

Vater John wird begraben; Uraufführung von Hamlet.

37

1603

London

Königin Elisabeth I. stirbt: Umbenennung der „Lord Chamberlains Men“ in „Kings Men“, weil die Gruppe jetzt für König Jakob I. von England spielt: etwa 12 Aufführungen pro Jahr bei Hof.

39

1603–1604

London

Entstehung und Uraufführung von Othello (evtl. am 1. November 1604).

39/40

1605

London

Uraufführung von King Lear.

41

1607

Stratford

Tochter Susanna heiratet Dr. John Hall.

43

1608

Stratford und London

Taufe von Enkeltochter Elizabeth Hall; Williams Mutter Mary wird begraben. Ankauf des „Blackfriars Theatre“ durch die „Kings Men“, um auch in einem eigenen Innenraum spielen zu können.

44

1609

Nachweis der Sonette (1598 aber schon Erwähnung).

45

1610/11

Stratford

Rückkehr Shakespeares nach Stratford. Uraufführung von Macbeth im Jahr 1611.

46/47

1613

London

Kauf eines Hauses in London. Das „Globe Theatre“ brennt während einer Aufführung von Henry VIII nieder.

49

1616

Stratford

Tochter Judith heiratet Thomas Quiney. Shakespeare schreibt sein Testament (seine Frau bekommt nur sein „zweitbestes Bett“), stirbt und wird in Stratford begraben.

52

1622

London

Erste gedruckte Ausgabe von Othello (Q1).

1623

London

Herausgabe der „first folio“ (F1): Erste Gesamtausgabe von Shakespeares Werken.

2.2Zeitgeschichtlicher Hintergrund

ZUSAMMENFASSUNG

Im Elisabethanischen Zeitalter, der Zeit Shakespeares, erlebt England eine „goldene“ Zeit[4] in politischer, wirtschaftlicher, wissenschaftlicher und künstlerischer Hinsicht. Wohlstand und Macht stärken das Selbstbewusstsein und erweitern die materiellen Möglichkeiten. Ideen der Renaissance aus Italien erreichen die britische Insel.

Politische und gesellschaftliche Situation

Die Tochter Heinrichs VIII., Königin Elisabeth I., besteigt 1558 im Alter von 25 Jahren den Thron Englands. Ihre Regierungszeit, die bis ins Jahr 1603 andauert, geht als das sogenannte Elisabethanische Zeitalter[5] oder auch „The Golden Age“ in die Geschichte ein. Diese Zeitspanne ist gekennzeichnet durch:

Wandel und Veränderung

Entdeckungen und Expansion: 1580 kehrt Drake von seiner Weltumsegelung zurück; Gründung von Kolonien.

Militärische Stärke: Abwehr von Invasoren, Eroberungen und Siege (z. B. gegen die bis dato unbesiegte spanische Flotte, die „Armada“).

Politische und nationale Einheit, relative innere Stabilität: kein Krieg im eigenen Land; 1604: Frieden mit Spanien; Entwicklung einer gemeinsamen Sprache und des Nationalgefühls.

Wirtschaftliche Erfolge durch handwerkliche und technische Entwicklungen: florierender Handel – Transporte, Exporte → das führt zu relativem Wohlstand in der Bevölkerung

Relative religiöse Stabilität (Elisabeths Vater Heinrich VIII. gestaltet die englische Kirche um; Verfolgungen oder Inquisition nahmen ab; Einflüsse der Reformation)

Wissenschaftliche Forschung und beginnende geistige Aufklärung

Kulturelle und künstlerische Entwicklung in der Malerei, Bildhauerei, Literatur; Ideen der Renaissance aus Italien und Frankreich verbreiten sich über die britische Insel; Bildung erlangt höhere Bedeutung für mehr Teile der Bevölkerung, das Mittelalter weicht langsam der Moderne; klassische Ideale werden wiederentdeckt.

Diese günstigen Bedingungen verbreiten Optimismus und lassen das britische Selbstbewusstsein erstarken. Viele Menschen sind neugierig, experimentierfreudig und hungrig nach Entdeckungen und Neuem. Zudem verändern sich die Lebensbedingungen und -gewohnheiten: Die Bevölkerung wächst und mehr Menschen ziehen in die Städte,[6] was zu städtebaulichen Veränderungen führt. Immobilien gewinnen als Kapitalanlage und Zukunftssicherung an Bedeutung (davon hat auch Shakespeare Gebrauch gemacht).

Elisabeth I., die jungfräuliche, protestantische Monarchin, personifiziert diesen Aufschwung Englands. Sie ist eine glamouröse Persönlichkeit, eine überzeugende Rednerin und Politikerin und spricht viele Sprachen. Sie vergnügt sich gern und fördert dementsprechend Theater, Musik, Tanz und Malerei in ihrer Zeit.

König Elisabeth I. 1533–1603 © ullstein bild – Pressefoto Kindermann

So fortschrittlich die Elisabethaner in mancher Hinsicht sind, so herrscht in der Gesellschaft doch ein charakteristischer Zwiespalt zwischen einerseits relativ aufgeklärtem, rationalem und andererseits mittelalterlichem, abergläubischem Denken und Handeln. „Auge um Auge, Zahn um Zahn“[7] gilt als gängiges Rechtsprinzip. Es gibt noch Hexenverbrennungen, öffentliche Folter und Exekutionen[8]. Frauen sind sozial schlechter gestellt als Männer. Sie dürfen nicht zur Schule gehen und werden z. T. zur Ehe mit von den Eltern ausgewählten Partnern gezwungen. Sie haben ihren Vätern oder Ehemännern zu gehorchen und zu dienen und dürfen sogar geschlagen werden.[9]

Das kopernikanische heliozentrische System, welches das alte Weltbild ablöst, ist zwar seit 1534 bekannt, setzt sich aber erst nach und nach durch. Für die Elisabethaner ist das Universum eine Kugel im All und die Erde dessen Zentrum. Alles ist einer „great chain of being“[10], einer gottgegebenen Weltordnung oder Hierarchie, unterworfen, die für alle Dinge und Wesen gilt. An oberster Stelle steht Gott, nach ihm kommen Engel-Wesen. Anschließend kommt der denkende Mensch: an oberster Stelle der König/die Königin von Gottes Gnaden. Daran schließen die Tiere (weil sie fühlen können) und die Pflanzen (weil sie leben) an. An unterster Stelle stehen schließlich Dinge wie Mineralien oder Steine (sie existieren lediglich).[11]

Jede dieser Gruppen kann wiederum unterteilt werden: Gebildete Menschen sind zum Beispiel höher angesiedelt als ungebildete, gelernte Handwerker wiederum Hilfsarbeitern oder Bettlern überlegen usw. Gott teilt nach seiner Gnade (lat. gratia) in diesem Weltbild dem Menschen seine soziale Stellung zu, verleiht Macht und das Recht zu regieren. Nur durch Fleiß und Studium kann man in höhere Sphären gelangen, nicht aber unrechtmäßig. Wer sich beispielsweise durch Mord eines höheren Platzes in der Gesellschaft bemächtigt,[12] stört die heilige und natürliche Ordnung und wird dafür von der göttlichen Vorsehung bestraft, damit die göttliche Ordnung wiederhergestellt ist. Frieden, Ordnung und Gerechtigkeit sind also von Natur aus garantiert; sie regenerieren sich gegen jede Störung von selbst, indem das Universum aufbegehrt (an Sternen-Konstellationen ersichtlich): Naturgewalten treten auf (z. B. der Sturm in Othello, Act II) oder Schicksalsschläge brechen herein. Gott hat dem Menschen die Vernunft gegeben, damit er für den Erhalt der göttlichen Ordnung sorgt. In Othello stellt Iagos Aufbegehren gegen den ihm zugewiesenen Platz im System und die von ihm zu diesem Vorhaben eingesetzten Mittel einen Verstoß gegen die göttliche Ordnung dar. Erst am Ende des Dramas, wenn Iago verhaftet wird und die Wahrheit ans Licht kommt, ist die natürliche Ordnung wiederhergestellt (mit dem ehrenhaften Cassio als Befehlshaber und neuem Hüter der Ordnung).

Theater zur Shakespeare-Zeit

Das Elisabethanische Zeitalter ist die Theater-Blütezeit Englands.[13] Zuschauer aus allen gesellschaftlichen Schichten drängen in die Theater. Somit sind Theater-Betriebe profitable Unternehmen und Schauspielerei erstmalig ein richtiger Beruf. Theater werden nur für Theaterzwecke errichtet und Theaterbetreiber wie Shakespeare und seine Kollegen können reich werden.

Theatervorführungen zur Zeit Shakespeares sind völlig anders als heute im Zeitalter der Technik. Sie finden damals am helllichten Tag statt, da die Bühne nicht künstlich beleuchtet werden kann. Man kann die Bühne auch nicht aufwändig umgestalten oder künstliche Effekte erzeugen. Und natürlich gibt es keine Wind-, Licht- oder Sound-Maschinen. Folglich müssen sich die Zuschauer vor allem über die Sprache, aber auch durch Kostüme, kleine Requisiten wie Fackeln oder Gestik und Mimik vorstellen, dass es auf der Bühne beispielsweise dunkel ist oder die Szene im prunkvoll geschmückten Festsaal einer Villa spielt.

Ein weiterer wesentlicher Unterschied zur heutigen Zeit ist, dass sämtliche Rollen im Theaterstück damals von Jungen oder Männern gespielt werden und auch die Zuschauer zum größten Teil Männer sind.[14] Es ist Frauen verboten bzw. es „schickt sich nicht”, Theater zu spielen, d. h. es gilt als unmoralisch oder gar gottlos. Desdemona und Emilia sind bei der Uraufführung also ziemlich sicher von Knaben dargestellt worden.[15]

Obwohl sie so beliebt sind, gelten Theateraufführungen als moralisch bedenklich und werden vor die Stadtgrenzen, in die ärmeren Stadtviertel verbannt. In London zum Beispiel nach Southwark, wo Shakespeares „Globe“-Theater[16] steht.

So könnte das Globe-Theater der Shakespeare- Zeit ausgesehen haben. © akg-images/ Erich Lessing

Das Original-„Globe“ war wohl eine Art hölzernes „O“[17], die Bühne eine Plattform aus einem halben Sechseck, also mit drei Seiten zum Zuschauer. Die Bühne hatte Säulen und eine Art gestützten Überbau. Es passten ca. 3 000 Zuschauer ins „Globe“. Um die Plattform standen die so genannten „groundlings“ (sie stehen auf dem Boden – „on the ground“), das waren die Zuschauer mit den billigsten Eintrittskarten.[18] Wohlhabendere Theaterbesucher besetzen eher die „galleries“ (Ränge), wo der Eintritt ca. 2–3 Pennys kostete. Die teuersten Plätze waren die Logen auf der Bühne oder sogar der Bühnenrand.

Neben dem „Globe“ stehen im London zur damaligen Zeit weitere Theater anderer Betreiber, u. a. „The Rose“ und „The Swan“. Als ursprünglicher Gründer des englischen Theater gilt Richard Burbage, ein Schauspiel-Kollege Shakespeares. Burbage soll darüber hinaus der erste Othello-Darsteller auf der Bühne gewesen sein.

2.3Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken

ZUSAMMENFASSUNG

Shakespeare hat viele Weltklassiker geschrieben, darunter vor allem Dramen[19], aber auch die berühmten Sonette und zumindest zwei Erzählungen. Es ist erstaunlich, dass es so gut wie kein Stück von Shakespeare gibt, das nicht allgemein als exzellent angesehen wird. Nachfolgend sind die bekanntesten Werke kurz in einer Tabelle aufgeführt und einige knapp zusammengefasst.

Othello gehört zu Shakespeares späteren Theaterstücken. Zusammen mit Hamlet,King Lear und Romeo and Juliet wird es zu seinen bekanntesten Stücken gerechnet. Die genaue Datierung seiner Werke ist jedoch weitgehend unmöglich. Shakespeares wahrscheinlich bekannteste Komödie ist A Midsummer Nights Dream (dt. Ein Mittsommernachtstraum). Richard III und Henry V sind wohl seine bekanntesten Geschichtsdramen.[20] Wie viele Stücke von ihm nicht überliefert sind, weiß man nicht genau.[21]

Allen Dramen gemein ist der Aufbau mit exposition, rising action etc. (vgl. Kapitel 3.3 Aufbau) und der am Ende wiederhergestellten gesellschaftlichen Ordnung (vgl. Kapitel 2.2). Viele Stücke enthalten „supernatural elements” (aufgeklärtes vs. mittelalterliches Denken).

Bei seinen Dramen geht es Shakespeare weniger um akkurate historische Fakten als um die Charaktere bzw. um die Psyche und evtl. um politische Aspekte oder Fragestellungen.[22] Da es in den Stücken oft um englische Geschichte geht, berücksichtigt Shakespeare sicher auch die damals aktuelle politische Lage oder lässt sich von ihr beeinflussen. Als „Kings Man“[23] musste er vermutlich „politically correct“[24] sein. Die Datierung der Werke ist, wie bereits erwähnt, ausgesprochen schwierig. Die hier genannten Daten basieren auf wissenschaftlichen Vermutungen über den Aufführungsbeginn der Stücke, nicht auf den Daten der Veröffentlichung/Publikation, die z. T. stark davon abweichen.

ENTSTEHUNG

ENGL. TITEL

DT. TITEL

ca. 1590–1596

A Midsummer Night’s Dream