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KOPFSTEINPFLASTERTANGO Die letzte Kneipe macht gerad dicht, Im Hinterzimmer brennt noch Licht. Eng umschlungen tanzt ein Paar, Wo man nebst der Laterne Schatten sah. Vorwärts, rückwärts geradeaus, Vom Bürgersteig zum Vorderhaus. Beide Partner eng umschlungen, Und beim Knutschen leise summen. Lippenstift verschmierte Wange, Beugt sich, nimmt sie in die Zange. Linksdrehung Mund auf Mund, Schuhgeklapper auf Kopfstein-Grund. Sie winkelt ihr Knie an seiner Hüfte an, Damit er sich leichter vorwärts beugen kann. Wange auf Wange und eng umschlungen, Wird noch ein Chanson gesungen.
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Veröffentlichungsjahr: 2014
Nicht nur beim Sitzen schmerzt der Rücken,
Denn das tut er auch beim Bücken.
Beim Gehen schmerzen mir die Knie.
Ich leide wie zuvor noch nie.
Meine Sprunggelenke tun mir weh,
Hab‘ auch ein Überbein rechts am großen Zeh.
Die linke Hand, die ist verstaucht,
Obwohl ein Mensch zwei Hände braucht.
Und mich plagt die Skoliose
Und dazu ‘ne Gürtelrose.
Die Schulterschmerzen sind schon chronisch,
„Ich fühl‘ mich wohl!“ (Ich nehm’s ironisch.)
Ich hab‘ auch Schmerzen beim Joggen und Laufen,
Muss mich stark zusammenraufen.
Meine Achillessehne ist entzündet,
Was von falscher Belastung kündet.
Ich hab‘ einen Tremor im rechten Arm,
Und meine Füße sind nie warm.
Und dann noch das Stechen in den Augen,
Die nicht mehr zum Lesen taugen.
Mich plagen Akne und Schuppenflechten
Und Durchschlafprobleme in den Nächten.
Potenzprobleme belasten mich schon lange,
Wegen meiner Hämorrhoiden ist mir bange.
Auch mein Magen spielt verrückt,
Meine Psyche ist bedrückt.
Auch Zahnfleischbluten belastet mich
Und in der Leistengegend ein Stich.
Schmerzen dazu im Mittelohr.
Es ist keine Entzündung, aber kurz davor.
Herzrasen beim Treppensteigen,
Nackenschmerzen beim Nachvorneneigen.
Am schlimmsten ist noch die Migräne
Und der Kariesbefall der letzten Zähne.
Es schmerzt auch unterhalb des Brustkorbs links.
Deshalb verzichte ich auf alkoholische Drinks.
Lauf ich zum Bus, sticht es in der Lunge,
Und immer diese schmerzhaften Blasen an der Zunge.
Auch der Hustenreiz lässt mich nicht kalt.
Ich bin ein Wrack, ich werde nicht alt.
Abwärtsspirale, ich fall‘ immer tiefer
Mir schlackern die Beine, mir klappert der Kiefer.
Rolltreppe abwärts, du hast mich gefangen
Um mich kann man nur noch wohlwollend bangen.
Spirale abwärts, du hast mich erfasst,
Hier in meinem Wohnungsknast.
Stolpersteine und Scherben überall,
Begleiten meinen tiefen Fall.
In der Gosse, ganz weit unten,
Gesellschaftlicher Abstieg – niemals verwunden.
Soziale Kälte, ich fang an zu frieren,
Jemand wie ich kann nur verlieren.
Ausschluss von gesellschaftlicher Teilhabe
Erzeugt in mir eine bleibende Narbe.
Der soziale Tod ist eingetreten,
Da hilft kein Betteln, da hilft kein Beten.
Grausamkeiten in diesem Staat,
Zerren mich hinein ins kalte Grab.
Depressionen sind das geringste Leiden,
Ich kann mich nur mit Lumpen kleiden.
Soziale Schocks ereilen mich,
Hals und Beinbruch wiederholen sich.
Keine Hoffnung, keine Chance
Ich verliere die Balance.
Wir sind Menschen und keine Tiere,
Ihr zwingt uns noch auf alle Viere.
Junkie Maurice, Du bist schon gegangen,
Jetzt kann Dich keiner mehr wegen Deiner Schulden belangen.
Junkie Guido, Du bist schon tot,
Du littst bis zum Ende große Not.
Junkie Andreas, Du bist schon weg,
Du warst für viele der letzte Dreck.
Junkie Thorsten, Deine Zeit ist vorbei,
Deine Freundin von damals ist immer noch frei.
Junkie-Frau Susie lebt schon lange nicht mehr,
Dein alter Freund vermisst Dich immer noch sehr.
Junkie Arne, Du warst nicht mehr als ein Punk,
Dein Tod machte Dein ganzes Umfeld krank.
Junkie Michael, schon lange begraben,
Ich erinnere mich in den schillerndsten Farben.
Junkie Bernd, Dein Leben ist schon zu Ende,
Trotz eines guten Jobs nahm Dein Leben keine Wende.
Junkie Thilo, von einer Überdosis dahingerafft,
Auch in Deinem Freundeskreis eine Lücke klafft.
Junkie namens Breiti, wir waren geschockt,
Das Teufelszeug hat Dich ausgeknockt.
Ausgehanzug abgenutzt,
Nichts mehr glänzt und nichts geputzt.
Nähte sind teils eingerissen,
Innenfutter ist zerschlissen.
Löcher gar in jeder Tasche,
An der Schulter reißt die Masche.
Der Stoff löst sich allmählich auf
Und die Knöpfe fehlen zu Hauf.
Fransen gar am Hosenbein,
Viele Risse sind noch fein.
Der Reißverschluss funktioniert nicht mehr,
Fussel und Fäden stören mich sehr.
Hinzu kommen Schuppen und Dreck
Und ein großer Rotweinfleck.
Vermodert riecht das gute Stück
Und der Stehkragen fällt zurück.
Die Schuhe sind längst ausgelatscht
Und die Strümpfe sind zerknatscht.
In kaputter Kleidung steh‘ ich da,
Die einst mein bester Anzug war.
Ich bin auf der Flucht, ich versteck mich hier,
Ich bin ein blinder Passagier.
Ich sitze zwischen Ratten und Mäusen,
Und kratze mich vor Zecken und Läusen.
Ich sitze im Beiboot unter der Plane,
Ganz weit hinten neben der deutschen Fahne.
Meine Reise hat nur einen Zweck:
Ich hab‘ die Schnauze voll, ich will hier weg.
Ich hoffe, dass sie mich nicht erwischen,
Denn dann schmeißen sie mich zu den Fischen.
Und bin ich erst im gelobten Land,
Schwimme ich die restlichen Meter zum Strand.
Ich hab‘ nichts zum Essen und nichts zum Trinken,
Hoffentlich riechen sie mich nicht, ich fang an zu stinken.
Von Regenwasser ernähre ich mich hier,
Habe schon 1000 Seemeilen hinter mir.
In den Keller eingeschlossen,
Mittags gibt’s was auf die Flossen.
Manieren werden eingebläut,
Schläge werden nicht bereut.
Unarten werden ausgetrieben,
Es gibt auf die Finger für die Lieben.
Mit dem Kochlöffel wird gedroht,
Die Wange wird vom Schlagen rot.
Hämatome überall,
Menschlichkeit im freien Fall.
Schreie aus dem Kinderzimmer,
Warum schlägt der Vater immer?
Die Mutter haut gern eine runter,
Das Kind wird heute nicht mehr munter.
Der Vater legt gern übers Knie,
Das Kindchen hat geschrien wie nie.
Der Hosenboden wird versohlt,
Vor Schmerzen wird dann laut gejohlt.
Stubenarrest und Fernsehverbot,
Die Kinder erleiden psychische Not.
Kein Tag vergeht ohne häusliche Gewalt,
Der Vater macht die Kinder kalt.
Taschengeldkürzung für Kleinigkeiten,
Wehe, das Kind will auch noch streiten.
Das Winseln und Schreien hat keinen Zweck,
Das Jugendamt, das sieht hier weg.
Kinder misshandelt und missbraucht,
Zusammengeschlagen und verstaucht.
Neue Drohne, gut gebaut,
Hast Raketen in Dir verstaut.
Du fliegst zickzack um die Ecken,
Niemand kann sich mehr verstecken.
Mit Nacht- und Wärmekamera
Bist Du beim Militär der Star.
Deine Anschaffung kommt uns teuer,
Du bist vielen nicht geheuer.
Deine Flugbahn ist exakt,
Deine Software niemand hackt.
Aus der Ferne wirst Du gesteuert,
Und auf Knopfdruck abgefeuert.
Ist der Feind erst ausgemacht,
Geht die Drohne schon auf Jagd.
Du bist mit Waffen gut bestückt,
Hast so manchen General verzückt.
Dein nächster Einsatz kommt bestimmt.
Du schießt auf Mann und Frau und Kind.
Viel zu lang gewartet
Bis die Untersuchung startet.
Ich habe schon vergessen,
Weshalb ich hier gesessen.
Unpräzise wird das Befinden erfragt,
Viele Probleme werden vertagt.
Wirklich jeder kommt hier unzufrieden wieder raus,
Ob einfache Praxis, ob Ärztehaus.
Meine Krankheiten werden verschleppt,
Ich erhalte nicht immer ein Rezept.
Nur Privatpatienten werden hier wieder gesund,
Und mir geht’s schlecht wie einem Hund.
Wir sind zwar Patienten,
Lassen uns aber nicht immer gleich berenten.
Die Sprechstundenhilfen sind gestresst,
Sie erteilen mir den Rest.
Der Arzt wirkt ein wenig nervös,
Das ist mein Eindruck, ich mein es nicht bös‘.
Bio-Medizin bekomme ich hier nie,
Als hätten die einen Pakt mit der Pharmaindustrie.
Der Arzt ist freundlich, der Arzt ist nett,
Im Behandlungsraum steht ein Skelett.
Nur wenige werden ihr Leiden hier wieder los,
Und die Dunkelziffer, die ist groß.
Der Arzt, der hat mich eingelullt,
Ist Anhänger des Pharmakult.
Mit meinen Problemen hat es keiner eilig,
Meine Patientendaten sind nicht heilig.
Eure Verbände sind elastisch,
Eure Prothesen sind sehr plastisch.
Die starken Tabletten wirken immer,
Keine Leiden werden schlimmer.