Kreuzfahrt rund um die Welt - Fred Casadei - E-Book

Kreuzfahrt rund um die Welt E-Book

Fred Casadei

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Beschreibung

Die beiden Tagebücher eines Ehepaars zusammengefasst, erzählen detailliert und unterhaltsam die Geschichte einer Kreuzfahrt auf einem feudalen Schiff mittlerer Größe. 166 Tage auf See und an Land lassen sie die schönsten Winkel der Erde genießen und geben ihnen Einblick in die Abläufe und Aktionen auf einem gut geführten Schiff.

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Inhaltsverzeichnis

Hintergrund zu diesem Buch

Hinweise zu Abläufen und Organisation an Bord

Fazit

Tagebuch

Reise 1, DUBAI-MAURITIUS

Reise 2, MAURITIUS-KAPSTADT

Reise 3, KAPSTADT-BUENOS AIRES

Reise 4, BUENOS AIRES-VALPARAÍSO

Reise 5, VALPARAÍSO-PAPEETE

Reise 6, PAPEETE-SYDNEY

Reise 7, SYDNEY-SINGAPUR

Reise 8, SINGAPUR-SHANGHAI

Reise 9, SHANGHAI-HONG KONG

Reise 10, HONG KONG-SINGAPUR

Reise 11, SINGAPUR-DUBAI

Weltreise, Orte und Länder:

Hintergrund zu diesem Buch

Während der Weltumrundung an Bord eines feudalen Kreuzfahrtschiffes schrieben wir beide, meine Frau und ich, ein Tagebuch. Sie tippte ihren Text in den Laptop und fügte am Schluss Fotografien ein, während ich jeden Tag eine handschriftliche kleine Notiz verfasste und hin und wieder Aquarelle dazu malte. Die Skizzen entstanden an Ort und es standen oft nur Minuten dafür zur Verfügung. So sind sie nicht perfekt und strahlen gerade deshalb eine gewisse Frische aus. Viele an Bord fanden unsere Aufzeichnungen interessant und wollten einen Blick in die kleinen Werke werfen. Zuhause haben wir unsere Tagebücher oft zu Rate gezogen, wenn uns unsere Erinnerungen wieder mal im Stich liessen. Inzwischen habe ich mein kleines Buch "Herbstblätter" veröffentlicht und gesehen, dass die Herausgabe eines Buches heute sehr einfach und preisgünstig geworden ist. So kam uns die Idee, beide Tagebücher zu kombinieren. Das heisst meine Handnotizen in die Maschine zu tippen und die Bilder einzuscannen, und die nicht überlappenden Teile meiner Frau zu übernehmen. Damit können wir unsere Erlebnisse jedermann auf einfache Weise zugänglich machen. Die Textteile meiner Frau wurden hierbei kursiv formatiert. Vielleicht regt das Buch Freunde an, auch mal eine Seereise zu unternehmen. In unserem Alter und mit den bestehenden körperlichen Handycaps ist diese Art zu reisen eine gute Sache und kann von uns sehr empfohlen werden.

Fred und Susan Casadei, September 2017

Hinweise zu Abläufen und Organisation an Bord

Das luxuriös eingerichtete Kreuzfahrtschiff ist durch fünf Sterne ausgezeichnet und Reisen dementsprechend kostspielig. Die maximal 450 Passagiere stammen meist aus höher verdienenden Schichten und sind oft über sechzig Jahre alt. Für meine Frau und mich waren die Kosten natürlich ein apropos, aber wir haben die Ausgabe des kleinen Vermögens, die uns die Reise gekostet hat, nie bereut. Wir verknüpfen auch heute noch beste Erinnerungen und viele schöne Erlebnisse mit der Reise. Inzwischen haben wir auch feststellen dürfen, dass durchaus weniger kostspielige Schiffe eine solche Weltumrundung anbieten und man sich somit dieses einmalige Erlebnis durchaus leisten kann.

Die Reise führte uns von Dubai via Südafrika, Argentinien, Chile, über den Pazifik nach Australien, dann quer durch die Länder des Fernen Ostens wieder zurück nach Dubai. Die Weltumrundung war in 11 Teilstrecken (Reise 1 bis Reise 11) eingeteilt, die auch einzeln gebucht werden konnten. Da sich nur 24 Personen für die Weltreise entschieden hatten, kamen so alle zwei, drei Wochen wieder neue Passagiere an Bord, die via Flugzeug meist von Deutschland her kamen. Wir "Weltreisegäste" wurden von der Schiffsgesellschaft äussert privilegiert behandelt. Bereits am dritten Tag wurden wir von allen Crewmitgliedern mit unserem Namen angesprochen. Viele Ereignisse und Ausflüge wurden nur uns Weltreisenden angeboten und zwar ohne Zusatzkosten. So waren wir viermal für mehrere Tage in Luxushotels untergebracht, um lokale Attraktionen mit mehr Ruhe geniessen zu können. Das Schiff fuhr dann zwar ohne uns weiter, aber wir holten es am nächsten Halt mit Flugzeug oder Helikopter wieder ein. Die fünf Übernachtungen an Land waren: eine Safari im Krüger National Park, 3 Tages-Ausflug in die Weingegend Australiens, Peking mit Spezialführung, 3 Tage Bagan in Burma inmitten von tausend Tupas. Neben dem Limousinen-Service, der uns in Lenzerheide mit unseren sieben Gepäckstücken abholte und nach der Reise auch wieder dorthin zurückbrachte, genossen wir viele speziell für uns arrangierte Veranstaltungen oft im Kreise des Kapitäns und seinen Offizieren. Kurz es wurde alles getan, um uns auf der Reise zu verwöhnen. Das waren natürlich sehr angenehme Zugaben, aber wir würden eine solche Reise auch genauso gerne ohne diese Vergünstigungen machen.

Alkoholische Getränke mussten extra bezahlt werden, deren Kosten wurden aber durch die vielen Bonusmeilen mit ihren Gutschriften mehr als wett gemacht. Zweimal pro Reise und natürlich an allen Feiertagen um Weihnachten wurden Galaabende organisiert. Im Hauptrestaurant erschien man dann im Smoking und die Damen im langen Kleid. Wir sassen an einem Achtertisch und hatten auf diese Weise nach jedem Reisabschnitt neue Passagiere um uns. Das trug viel zur Abwechslung und Unterhaltung bei.

Als Weltreisegäste hatten wir die Möglichkeit, ohne Zusatzkosten, Freunde für eine Teilreise einzuladen. Eine gute Werbe-Idee. Wir hatten ab Singapur meinen Schwager mit Frau an Bord. Von allen Reiseabschnitten konnte man einen professionell gedrehten Film auf CD erwerben, der die aktuellen Ereignisse dieser Reise enthält.

Eine sehr wertvolle Einrichtung war die Kunstgalerie, die ihren festen Platz auf dem Schiff hatte. Die Galeristen, die jeweils nach zwei Reisen ausgetauscht wurden, hatten alle die Pflicht, Kunstkurse für die Passagiere zu organisieren. Dazu konnten sie auf ein gut eingerichtetes Atelier zählen. Ich war sehr oft dort, auch ohne Galerist und habe mein Tagebuch ergänzt und den täglichen Text dort dazu geschrieben. Viele zum Teil hinreissend lustige Menschen habe ich im Atelier kennengelernt. Meine Staffelei hatte dort ihren festen Platz.

Die Schiffsorganisatoren sorgten für exzellente Reisebegleiter, die uns auf die nächsten Sehenswürdigkeiten mit Film- und Dia-Vorträgen vorbereiteten. Sie waren dann auch unsere Führer bei den Landausflügen. Bei der Überfahrt nach Amerika, auf der wir mehrere Tage auf See waren, wurde eine höchst interessante Wirtschaftsuniversität eingerichtet. So erfuhren wir in den Vorlesungen aus berufenem Munde Hintergründe zur damals sich abspielenden Weltwirtschaftkrise (2008).

Fazit

Bevor unser Tagebuch tatsächlich beginnt, habe ich mir ein paar Gedanken über dieses fast 6 Monate dauernde Abenteuer gemacht. Denn einfach war es nicht, sich auf eine so lange Reise auf einem uns relativ unbekannten Schiff, und als zweite Kreuzfahrt überhaupt, einzulassen.

Was habe ich doch alles gelernt auf dieser Reise rund um die Welt mit einem 5-Sterne-Schiff! Ich habe gelernt, dass auch 7-Sterne-Restaurants nicht täglich genossen werden wollen und dass das Essen, mag es noch so gut sein, spätestens nach 4 Wochen beginnt alltäglich zu werden. Nein falsch, es wird nicht alltäglich, sondern man wundert sich mehr und mehr über die gewagten Zusammensetzungen der einzelnen Speisen, die auch öfter mal nicht wirklich zusammengehören - meiner bescheidenen Meinung nach. Es hat nur 5 Wochen gedauert, bis ich keine Krevetten zum Frühstück und keinen Hummer zum Abendessen mehr sehen konnte und den Kaviar bei den Gala-Menüs habe ich auch immer häufiger weggelassen. Ich habe festgestellt, dass die Traumhotels auf den „schönsten Inseln der Welt“ meist in einem Klima liegen, das ich nur schwer ertragen kann. Ich habe gelernt, dass die Leute, die ständig in diesen Luxusressorts leben, nicht immer die angenehmsten Mitbürger sind. Nein, im Gegenteil, so verwöhnt sind, dass sie ihre Mitmenschen gar nicht mehr wahrnehmen und sich nur noch über sich selbst definieren.

Und ich habe vor allem feststellen dürfen, dass ich das alles überhaupt nicht brauche und dass wir an den beiden schönsten Wohnorten der Welt unsere Zelte aufgeschlagen haben. Ich liebe im Hochsommer die Berge und unser Seelein in Lenzerheide, auch wenn es oft regnet und es nachts Temperaturen von nur 10 Grad im Juli zu ertragen gibt. Und ich liebe am Meer besonders die Monate Juni und September, wenn die grössten Touristenmassen wieder abgereist oder noch nicht angekommen sind und unsere kleinen sympathischen Strände nur noch uns und einer kleinen Zahl von Einheimischen gehören.

Es tut gut zu wissen, dass man gerne zuhause ist und dass die Freunde, die uns umgeben auch die sind, mit denen wir gerne zusammen sein möchten. Aber wir lieben auch unsere Zweisamkeit und meine Kochkünste mit weniger grosstrabenden Namen, und wir lieben es auch, uns zurückziehen zu können und ganz für uns alleine zufrieden und glücklich zu sein.

Es war eine herrliche Reise, mit unendlich vielen Erlebnissen, gesunden Erkenntnissen auch über die Not auf der Welt, aber auch eine ganz andere Betrachtungsweise über Armut. Denn das was wir oft als Armut empfinden, ist für die Menschen, die mit ihren Familien, eingebettet in eine Dorfgemeinschaft, auf einer, grünen, fruchtbaren Insel leben, gar keine echte Not, sondern die Aneinanderreihung von schönen Tagen. Sie wollen gar nichts anderes, als mit ihren Lieben in den Tag hinein zu leben und sich von den wunderbaren Früchten ihrer Insel zu ernähren. Erst wenn wir ihnen vorgaukeln, dass zu ihrem Glück schöne Kleider, exotisches Essen und Reisen in andere Welten gehört, dann wird man unzufrieden sein, mit dem was man bis dahin als das normale Leben empfunden hat.

Dies gilt natürlich nur für die Völker, die keinen Hunger leiden, Zugang zu einer minimalen Krankenversorgung und zu Schulen besitzen. In einem Land wie Äthiopien, wo Kinder hungers sterben, Aids vorherrscht, sauberes Wasser fehlt und die ärztliche Versorgung mangelhaft ist, da sieht das selbstverständlich anders aus. Jede Hilfe dort ist ein Tropfen auf den heissen Stein. Bildung ist wahrscheinlich mit das wichtigste und eine gute Ausbildung für alle wäre selbstverständlich schön und richtig. Dann könnten auch die einfachen Völker, die wir auf unseren Reisen gesehen, aber natürlich nicht wirklich kennengelernt haben, in ihren Ländern bleiben und sich dort ihren Lebensunterhalt verdienen. Sie könnten dann ihre Umgebung selbst gestalten, wie es für sie und ihre Familien gut und richtig ist. Unsere Weltsicht muss nicht die allein seligmachende sein, es gibt viele Wege, um zufrieden zu leben. Natürlich ist es etwas anderes, wenn Länder in Afrika von korrupten Regierungen verwaltet werden und Krieg und Vergewaltigung das Leben unerträglich machen, von Hungersnot und Wassermangel mal ganz abgesehen.

Die Grösse der Länder, wie China und Indien, macht uns natürlich Angst, aber wenn man sie ihre eigene Politik betreiben lässt und sich nicht dauernd einmischt, dann werden auch diese Riesenvölker ihren Weg finden. Die globalen Märkte werden ein übriges dazu tun, dass es nach und nach allen besser geht. Ein Vielmillionen-Volk zu regieren kann nicht einfach sein, da sind Fehler vorprogrammiert, aber man sollte sich nicht dauernd vormachen, dass wir, im Westen, alles besser wissen.

Was ich auch immer wieder gehört habe, ist das Problem, dass die Landbevölkerung, vor allem in Afrika, China und Indien, in die Städte strebt und dort dann eben nicht den ersehnten Wohlstand gewinnt, sondern in üblen Slums landet, aus denen kein Weg zurück führt. Auf dem Land hatte man zu essen, hatte Familie und Dorfgemeinschaften, in der Stadt ist man plötzlich alleine und ohne Arbeit, so dass man wirklich im Elend landet. Erstaunlich war aber die Feststellung, dass in den Slums der grossen Städte der Zusammenhalt unglaublich gross ist, so dass auch in diesen, in unseren Augen Elendsquartieren, wenigstens ein friedliches Zusammenleben möglich und eine gewisse Fröhlichkeit anzutreffen ist. Immerhin gibt es dort meistens eine einfache Schule, zu der alle Zugang haben, wenn sie dies möchten. Aber auch hier sind die Hauptprobleme Aids und Drogen, die nicht totgeschwiegen werden dürfen und die eben doch den Grossteil des Alltags bestimmen.

Gelernt habe ich auch, dass das Klima in den Tropen für mich fast unerträglich ist. Ich leide unter der feuchten Hitze und kann die vielen Schönheiten der Natur und auch den Luxus der wunderbaren Hotels nur bedingt geniessen. Ich muss mich dauernd in klimatisierte Räume zurückziehen, um zu überleben. Dabei bin doch am liebsten draussen und mag es gar nicht, hinter geschlossenen Fenstern und Türen zu sein.

Interessant und schwer zu beschreiben ist, dass ich mich inmitten des riesigen Ozeans irgendwie gar nicht auf dem Meer fühle. Ich verbinde mit dem Glück, am Meer zu sein, das Ankommen am Meer, vom Land aus. Der Weg zum Strand, mit der Vorfreude auf das was mich dort erwartet. Wenn ich vom Schiff aus auf den Ozean schaue, dann ist es irgendwie selbstverständlich, auf einem Wasser zu sein, aber mein Herz macht keinen Sprung dabei. Nicht, wie wenn ich in Südfrankreich unsere vielen Stufen zur Felsenbucht hinuntersteige und dort eine Weile alleine sitzen und aufs Wasser schauen darf. Es ist mir selbst unverständlich, dieses Empfinden des alltäglichen hier auf dem Schiff, während ich am Mittelmeer täglich voller Glück von unserem Sitzplatz aus, durch eine üppige Pflanzenwelt aufs Meer und die vorgelagerten „Goldinseln“ schaue. Dasselbe ist es mit dem Luxus auf dem Schiff. Ich nehme ihn hin, es wird alltäglich, und ich brauche ihn nicht. Es hat mir gut getan, zu wissen, dass diese 6 Monate dauernde Reise eine einmalige Sache ist.

Fazit der Reise: Es war sehr schön und es war vor allem sehr richtig, diese Weltreise an einem Stück und auf einem angenehmen Schiff zu unternehmen. So konnten wir uns ein klein wenig den nahen und fernen Osten, Südafrika, Südamerika und Australien ansehen. Wir haben einen, wenn auch nur winzigen Eindruck davon bekommen und kehren zufrieden nach Hause zurück, ohne die Sehnsucht, dies alles wieder und wieder sehen zu müssen. Wir werden in den nächsten Jahren vorwiegend in Europa bleiben und uns in unserer näheren Umgebung all die Schönheiten ansehen, die wir trotz Nähe noch gar nicht kennen. Wir werden nachhause zurückkommen, vollbepackt mit schönen Erlebnissen, erstaunlichen Erkenntnissen und vielen guten Erinnerungen.

Leben und Leute an Bord

Unser tägliches Leben an Bord muss man ein bisschen näher betrachten, um sich später daran zu erinnern, und um dem interessierten Leser vor Augen zu führen, wie unser Reiseleben in den vergangenen 165 Tagen ausgesehen hat.

Es gibt ein paar wichtige Orte an Bord, an denen man sich vorwiegend aufhält. Da ist auf Deck 4 alles was zum Entertainment gehört. Die Lounge, ein grosser Saal mit bequemen Sesseln, mit der Möglichkeit zum Abdunkeln für Vorträge und Shows, kleinen Tischchen und einer grossen Tanzfläche mit Bühne. Hier finden jeden Abend irgendwelche Events statt und auch die meisten Vorträge mit oder ohne Bilder werden hier gehalten. An den Seetagen ist man in diesem Raum mindestens einmal pro Tag anzutreffen.

Auf demselben Deck dann noch die Clipper-Bar, die Piano-Bar und 2 kleine Spezialitäten-Restaurants sowie der grosse Speisesaal, der maximal 380 Personen Platz bietet. Hier findet jeden Abend das Dinner statt und hier haben wir den 8er-Tisch Nummer 30 für die ganze Reisedauer belegt.

Die Galerie, in der meistens für 2 bis 3 Reisen ein Galerist, entweder seine eigenen, oder die Bilder eines seiner Künstler ausstellt, ist eine Bereicherung. Dieser Galerist, oder auch mal eine Galeristin, gibt den interessierten Passagieren des Öfteren an den Nachmittagen Unterricht in irgend einer Maltechnik oder einer sonstigen künstlerischen Betätigung. Ein wichtiger Raum für Freddy ist ein sehr gut ausgestattetes Atelier von 40 qm und eine recht wichtige Person für ihn ist der jeweilige Künstler.

Dann ist auf Deck 8 noch der Swimmingpool mit vielen Liegen und Platz für Shuffleboard-Spiele, eine Bar und im Inneren die Bibliothek und das „Belvedere“, ein grosser angenehmer Raum mit bequemen Sesseln und einer Weitsicht durch die riesigen Fensterfronten, ganz vorne am Bug des Schiffes. Dort wird jeden Nachmittag ein wunderbarer Tee serviert und ein verführerisches Kuchen-Buffet aufgetischt. Hier finden auch kleinere Veranstaltungen, wie Konzerte oder Lesungen statt und im Abendlicht begleitet diese Anlässe eine ganz besondere Atmosphäre.

Hier sitzt man auch des Öfteren tagsüber in der Kühle der Klimaanlage (die Bridgespielerinnen finden es unerträglich kalt hier, aber allen kann man es nicht recht machen) und kann die Fahrt des Schiffes im höchstmöglichen Luxus verfolgen, wenn es am Lido-Pool zu heiss oder zu voll ist. Auch in der Bibliothek mit wirklich tausenden von Büchern, kann man sich gut aufhalten und in Ruhe schmökern.

Über dem Lidodeck ist noch die „Sansibar“ ein wichtiger Treffpunkt für nächtliche Feiern, die ihren Namen von der berühmten Sylter Sansibar bekommen hat und wo die Gepflogenheiten dieser Insel-Bar eine wichtige Rolle spielen. Da wir abends meistens früh müde sind, werden wir hier nur sehr selten gesichtet und kennen wilde Geschichten über nächtliche Abstürze nur vom Hörensagen.

Auf Deck 7, last but not least, befindet sich der Spa-Bereich, mit vielen guten Geistern, die einen mit Massagen, Physiotherapie, Friseur-Kunst oder Körper- und Gesichtspflege aller Art verwöhnen möchten. Auch eine Sauna und ein Dampfbad sowie zwei Solarien kann man benutzen und sich nachher in einem Ruheraum auf kühlen oder vorgewärmten Liegen davon erholen. Eine Oase der Ruhe, weil dort nicht gesprochen wird.

Es gibt zwei Leben an Bord, die See-Tage und die Ausflugs-Tage. Ein fröhlicher Mitreisender hat uns sofort ausgerechnet, dass wir auf unserer Weltreise 55 Seetage haben werden. Er teilte uns das in freudiger Aufregung mit, denn für ihn zählten nur die Seetage. An den Ausflugstagen liess er sich - so seine Aussage - doch tatsächlich mit einem Taxi zum nächsten Luxushotel bringen, um sich dort den ganzen Tag verwöhnen zu lassen. Warum er dann nicht gleich an Bord blieb, war mir nicht ganz verständlich. Aber ich nehme an, er konnte dann den interessierten Daheimgebliebenen sagen, dass er in Mauritius, auf den Seychellen und auf Madagaskar gewesen ist. Wenn er auch von Land und Leuten nur ein schönes Hotel zu sehen bekam. Vielleicht ist er ja mit dem Taxi doch hin und wieder auch an den Blechhüten der armen Bevölkerung vorbeigekommen, die uns so tief beeindruckt haben….

Die Ausflugstage beschreiben wir ja (fast) täglich. Da sind wir entweder vormittags oder nachmittags und auch recht oft ganztags unterwegs, um den eigentlichen Sinn dieser langen Reise zu erfüllen, nämlich Land und Leute der vielen uns noch nicht bekannten Länder, ja Kontinente, wenigstens ein wenig kennen zu lernen. Da heisst es oft früh aufstehen und manchmal auf Schotterstrassen, meistens aber mit komfortablen Bussen und bestens organisiert, unterwegs sein und die Welt bestaunen. Für uns gab es dabei nicht nur fröhliche sondern auch viele traurige Erlebnisse und völlig neue Eindrücke über die einheimische Bevölkerung.

Aber zurück zu unseren See-Tagen. An diesen Tagen wurde natürlich kein Wecker gestellt, wir konnten aufwachen wann wir wollten. Auch das Frühstück hat uns zeitlich keine Einschränkungen auferlegt, konnte man doch in einem der Restaurants bis 11.00 Uhr und im Haupt-Restaurant bis 10.00 Uhr das volle Programm bekommen. Es gab an den Seetagen nicht nur auf Wunsch Champagner, sondern auch noch eine Zusatz-Speisekarte mit Speisen wie Foie Gras (hier an Bord Entenstopfleber genannt) über Tartar bis zum Filetbeefsteak. Gott sei Dank haben wir diese Möglichkeit nicht sehr oft wahrgenommen, denn Verführungen gab es auf dieser Reise ohnehin schon genug.

Zu unserer Ehrenrettung muss man sagen, dass wir fast immer vor dem Frühstück zum Schwimmen in den Pool und in den Whirlpool gegangen sind, damit der Tag nicht gar zu faul begann. Der Pool war manchmal durch den Wellengang im Meer allerdings so bewegt, dass man wie ein Ball hin und her geworfen wurde und ich dann doch manchmal auf das Bad verzichtet habe. Man bekam Angst, mit irgendeinem Körperteil an die Wand oder an die Haltestange gespült zu werden. Der Whirlpool allerdings war immer ruhig und war eine wunderbare Massage. Allerdings sind davon die schon daheim angegessenen Pölsterchen trotzdem nicht weggeschmolzen.

Dann also Frühstücksbuffet, am Anfang der Reise voll angegangen mit Krevetten, Lachs, Eiern aller Art, wunderbare Rohschinken aus Spanien und Italien, manchmal sogar italienische Salami nicht nur Presswurst aus Deutschland. Selbstverständlich Orangensaft, sämtliche exotischen Früchte die man sich wünschen kann, Nüsse und Kerne aller Art – es ist wirklich paradiesisch und in den ersten 8 Wochen waren meine guten Vorsätze irgendwo in der Versenkung verschwunden. Obwohl ich gleich nach den ersten Wochen schon 1 kg zugenommen hatte, konnte ich mich nicht aufraffen, mich an die Kohlehydrat-Diät von Herrn Struntz zu erinnern.

An den Tagen an Bord gab es immer vormittags und meistens auch noch nachmittags Vorträge zu Land und Leuten von landeskundlichen Lektoren. In den allermeisten Fällen waren wirklich informierte, ja enthusiastische Leute an Bord, von denen man über Flora und Fauna und die Kultur der anvisierten Länder viel erfahren konnte.

Dazwischen lag die schwere Entscheidung, soll man zum Mittagessen gehen oder nicht… Natürlich musste man öfter gehen als nicht, wenn ich auch so nach und nach wenigstens mittags nur einen Salat oder einen Teller mit exotischen Früchten gegessen habe. Denn am Nachmittag ab 15.00 oder 16.00 Uhr gab es ja an der Poolbar die total verführerischen Waffeln mit Kirschen, Vanille-Eis und Krokant-Begleitung. Diese Verführung habe ich mir auf der ganzen Reise nur 3-mal gegönnt. Dafür bin ich fast regelmässig ins Belvedere gepilgert für einen wunderbaren, frisch aufgebrühten Earl Grey Tee und hin und wieder, ja wirklich nicht immer, irgendeines der herrlichen Kuchenstückchen. Gott sei Dank gab’s zur Auswahl auch immer noch was deftiges, bei dem man das Brot reduzieren und nur den Belag essen konnte.

Auch dort konnte man beim Tee mit vielen Leuten ins Gespräch kommen oder man bekam als Danebensitzende Gespräche mit, die man registrieren musste. Eine mittelalterliche Schweizerin beklagte lautstark, dass ihre arme, 23-jährige Tochter zum ersten Mal alleine zu Hause bleiben musste. „Sie wird sich doch wohl was anständiges zu Essen machen“ oder „ich habe ihr zwar gesagt, dass sie sich doch nicht die Mühe machen sollte, sondern täglich ins Restaurant gehen soll“. Sie hatten ein solch schlechtes Gewissen, die Eltern, dass sie ihrem Kind eine solche Erfahrung in ihren jungen Jahren zumuteten! Ich könnte mir vorstellen, dass dieses bedauernswerte Mädchen glücklich und froh gewesen sein dürfte, dass sie ihre besorgten Eltern mal eine Weile los war….

Auf allen Decks gibt es natürlich Liegestühle, die wirklich auch in eine sehr bequeme Lage gebracht werden können und wo man sich an den Tagen ohne Ausflug, je nach Wetter, unter dem Dach oder im Freien (ich natürlich immer im Schatten) die restliche Zeit mit Lesen vertreiben konnte. Viel Zeit dazu ist uns persönlich ohnehin nie geblieben, denn dazwischen war Tagebuch-Schreiben, E-Mail beantworten oder irgendwelche Kurse besuchen angesagt.

Zum Thema Liegen-Belegung an sonnigen Seetagen, in der Sonne, im Schatten, unter dem Sonnenschirm, in einer geschützten Nische, etc. war immer einiges los. Ich brauchte natürlich einen Platz im Schatten, was manchmal nicht so leicht zu ergattern war. Einmal kam ich aufs Deck und fand eine ideale Liege, die nicht schon mit Büchern, Handtüchern oder sonst etwas belegt war. Ich freute mich, streckte mich aus und begann zu lesen. Ein Ehepaar betritt die Szene und stellt sich vor mir auf. Eine gestrenge Frauenstimme sagt zu ihrem Mann „jetzt hat man uns Deine Liege weggenommen, was machen wir jetzt“. Erschweigt, sie stemmt die Arme in die Seiten und sieht Besitz ergreifend auf mich, auf der offenbar ihr bzw. ihrem Mann gehörenden Liege liegend! Ich stelle mich lesend und harre der Dinge die da kommen sollten. Weiteres Gemurmel und Geraschel setzt mich davon in Kenntnis, dass nun zwei andere Liegen mit Beschlag belegt werden. Aber sie scheinen sich da nicht wohl zu fühlen, denn nach geraumer Zeit höre ich wieder die konsternierte Dame sagen, „komm lass uns woanders hingehen, hier ist es zu sonnig“, nicht ohne mir noch einmal einen strafenden Blick zuzuwerfen. Endlich ziehen sie ab und lassen mich wieder in Ruhe meinen Roman weiterlesen. Das hat immerhin fast eine halbe Stunde gedauert! Und sie stand mehrmals, Arme in die Hüften gestemmt, anklagend vor meiner Liege, in der Hoffnung, dass ich klein beigeben und aufstehen würde.

Freddy sucht sich bei jeder Reise irgendeine schöne Dame aus, die er mit einem seiner Idole vergleichen kann. Zurzeit ist für ihn Doris Day, allerdings in jüngeren Jahren, an Bord. Später stellt sich nach einigen Erkundigungen heraus, dass es sich nicht um die bereits wesentlich ältere Schauspielerin, sondern um die Ex-Lottofee aus dem deutschen Fernsehen handelt. Das tut Freddys Bewunderung allerdings keinen Abbruch, denn hübsch ist sie ja trotzdem, die blonde Dame. Zurzeit ist Frau Merkel an Bord, das darf ich der ihr natürlich nur etwas ähnlich sehenden Österreicherin nicht sagen, denn ich nehme an, es ist kein wirkliches Kompliment mit dem Aussehen unserer Bundeskanzlerin verglichen zu werden.

Eine schwere Entscheidung zum Thema Essen, war die tägliche Frage, gehen wir ins Buffet-Restaurant oder ins grosse Restaurant? In der ersten Zeit, weil wir im grossen Restaurant eine sehr nette Tisch-Gesellschaft angetroffen hatten, waren wir meistens dort. Als dann von Reise zu Reise die Tischgesellschaften zwar meistens recht interessant waren, die Wartezeiten zwischen den vielen Gängen und die Kleidervorschriften uns aber mehr und mehr lästig wurden, haben wir das Oberdeck mit den Tischen im Freien für uns entdeckt. Dort konnte man anziehen was man wollte, man konnte sehr häufig draussen essen und man konnte den Köchen in die Töpfe schauen und beim Grillen die Grösse und die Garzeit des Fleisch- oder Fisch-Stückes selber bestimmen. Auch die Beilagen konnte man reduzieren oder ganz weglassen. Auf den restlichen Reiseabschnitten waren wir deshalb sehr viel häufiger mittags und abends dort anzutreffen.

Vor allem essen die jeweiligen Künstler und Lektoren fast immer dort und da haben wir viele herrliche Menschen kennen gelernt. Ein Sylter Kabarettist hat uns nicht nur bei seinen Auftritten sondern auch beim Essen sehr viel Spass bereitet und war stets zu einem Schwatz aufgelegt. Ganz besonders mit seiner Frau habe ich oft kluge Gespräche geführt.

Zur gleichen Zeit war auch ein Modellschuhmacher mit seiner liebenswerten, gescheiten Frau (einer Portugiesin) an Bord. Er war nicht nur sehr nett und informativ sondern hatte auch viele wunderschöne Herren-Mass-Schuhe mit dabei. Er erklärte in mehreren Vorträgen, wie diese Schuhe im Detail entstanden. Auch wie man Schuhputz richtig macht, musste er in mehreren Wiederholungen erklären. Er hat sein kleines exquisites Geschäft in Baden-Baden und konnte auf dieser Reise einigen Passagieren Mass nehmen und die entsprechenden Bestellungen entgegen nehmen. Wir gönnen es ihm von Herzen, denn er versteht sein Handwerk und ist ein sehr seriöser Kaufmann, den seine Frau, als Betriebswirtin, bestens unterstützt. Beim letzten Reiseabschnitte konnten wir sie dann noch einmal begrüssen.

Bei der nach jedem Reiseabschnitt stattfindenden Finissage, auch für einen Vergolder-Kurs, werden jeweils die vielen hübschen Werke der Kursteilnehmer ausgestellt. Während der Stunde vor dem Essen, werden die vorbei defilierenden Mitreisenden zu einem Glas Champagner eingeladen und dürfen die Werke bewundern. Da hat Freddy doch tatsächlich selbst mit beobachten können, wie eine bestangezogene Dame eine von ihm vergoldete Austernschale, die noch mit einer schwarzen Kugel verziert war, die wie eine schwarze Perle aussieht, diskret um sich blickend in ihrer Tasche verschwinden lässt. Wir hätten es wirklich nicht für möglich gehalten, auch wenn die den Kurs leitende Künstlerin ihre Schüler gewarnt hatte. Aber im Verlauf dieser kurzen Zeit verschwanden tatsächlich noch mindestens 3 - 4 andere „Kunstwerke“ ganz unauffällig. Man sieht, Reichtum schützt vor Diebesfreude nicht!!

Für mich eine sehr erfreuliche Mitreisende war Senta Berger mit ihrem Mann Michael Verhoefen. Zuerst war sie sehr zurückhaltend und ich wagte erst nach ein paar Tagen sie anzusprechen, aber als sie dann merkte, dass ich nicht aufdringlich sondern nur bewundern war, sind Beide mehr und mehr aufgetaut und wir hatten ein paar gute Wortwechsel. Ihre 3 Leseabende waren jedenfalls faszinierend und fanden grossen Anklang bei fast allen, ausser Freddy, der sich nicht zum Besuch von wenigstens einer Lesung entschliessen konnte. Schade, ich bin überzeugt, es hätte ihm doch auch gefallen.

Kleine Einlage, bei einer ihrer Lesungen sagt Senta Berger laut:„Michael, wenn Du da bist, ich glaube ich hätte noch Zeit eine zusätzliche Geschichte zu lesen. Sie liegt in unserer Kabine. Sei doch so lieb und such sie für mich“. Sie liest weitere kleine Anekdoten und am Schluss: „Michael, wenn Du wieder da bist, ich hab die Geschichte doch hier bei mir, danke Dir fürs Suchen!“

Als ich am nächsten Tag nachgefragt habe, was „Michael“ dazu meinte, hat er nur lachend gesagt, „aber die Kabine musste sie dann selbst aufräumen….“

Eine wehrhafte Dame, immer eingehüllt in grosse Tücher, die sie fröhlich schwenkte, war mit Sohn und Mann für einen Abschnitt an Bord. Freddy hatte sich auch vorher schon des Öfteren mit ihr unterhalten und ich beobachtete amüsiert, wie sie ihre beiden Männer herum kommandierte und fest im Griff hatte. Sie bestimmte, wann und wo gegessen wurde, was an der Bar getrunken und welche Ausflüge gebucht wurden. Die beiden Herren, die eigentlich einen recht selbständigen Eindruck machten, liessen es sich schmunzelnd gefallen. Wir hatten mal wieder ein Original an Bord und viel zu lachen. Aber es war eine intelligente Frau, mit der wir angeregte Gespräche führten.

Beim Frühstück, als ich mal wieder zu spät und deshalb alleine war, beobachte ich einen Vierertisch, an dem ganz offensichtlich nur eine einzige Person das Sagen hat. Aber diese Dame, die mit besonders lauter Stimme spricht, redet dafür ohne Punkt und Komma und ohne wirklich Atem zu holen. Zu unserem Schrecken finden wir diese Dame dann bei unserem 9-Personen-Flug über die Gletscher und Fjorde vorne neben dem Piloten wieder. Und was tut sie dort – sie redet natürlich und das ununterbrochen, so dass wir befürchten müssen, dass der Pilot sich mehr seiner Nachbarin als dem Fliegen widmen kann. Aber wir landen glücklich unbeschadet und Freddy konnte seine Begegnung mit dieser Dame noch weiter fortsetzen. Als er sie nämlich einen Tag später mit seinen Ängsten bezüglich Piloten-Aufmerksamkeit konfrontierte, sagte sie ihm ganz indigniert, dass sie selbst ein Flugzeug und den Pilotenschein hätte und wohl wisse, wie weit sie den Piloten stören dürfe. Das war ein kleiner Schlag in die Magengrube, der Freddy dann doch einigermassen sprachlos zurückliess. Wir haben uns immerhin weiter, noch viele Wochen lang, freundlich gegrüsst.

Als ich einmal alleine im Whirlpool liege, kommt ein über 80-jähriger Herr zu mir in den Pool und wir unterhalten uns von Anfang an sehr angeregt. Er will von mir wissen, ob die schweizerische Sprache wirklich nicht nur ein Dialekt ist, sondern eine eigene Sprache. Ich versuche an diversen Beispielen es ihm zu erklären und er ist offenbar von meiner Prägnanz so angetan, dass er mit seiner Frau nachher gleich zu mir an den Tisch kommt, als er mich alleine beim Frühstück entdeckt. Er ist an allem und jedem interessiert und wir unterhalten uns in den folgenden Tagen oft und lange. Sein Urgrossvater war der Begründer und Besitzer der ältesten Reederei in Flensburg. Von ihm erfahre ich, dass er lange in Amerika gelebt hat und dort einer der obersten Bosse von Coca Cola war. Eine wirklich erfreuliche und erfrischende Begegnung. Schade, dass er nach dieser einen, der Weihnachtsreise, wieder aussteigt, mit ihm hätte ich gerne weiterhin über Gott und die Welt diskutiert. Er hat sich von mir auch sehr freundschaftlich verabschiedet und Freddy mitgeteilt, dass wir uns halt von Anfang an gemocht haben!

Viele Lektoren, wie man die meist sehr gut ausgebildeten Ausflugsbegleiter auf dem Schiff nennt, sind bisher schon an Bord gewesen, einer davon, Kai Schepp, war wirklich ein besonders begabter Vortragskünstler, der mit seiner Begeisterung fast die gesamte Reisegesellschaft in seine vielen Vorträge lockte. Ganz im Gegensatz zu einem Astronomen, auf den Freddy sich so sehr gefreut hatte. Er war zweifellos ein Professor, der viel wusste, aber er konnte es einfach niemand vermitteln. Nicht einmal Freddy, der als Physiker und an Astronomie stark interessierter Zuhörer doch leicht zu begeistern gewesen wäre, noch natürlich die anfänglich noch zahlreich erschienen interessierten Laien. Niemand verstand seine Ausführungen und am Schluss sass er dann doch tatsächlich einmal ganz ohne Zuhörer im Auditorium. Da hat er uns dann wieder leid getan, aber helfen konnten wir ihm auch nicht. Auch wenn wir uns dann hin und wieder mit ihm unterhalten haben. Er hat seinen Frust über diesen Zustand auch offen raus gelassen, aber die Höflichkeit hat uns natürlich verboten, ihm den Grund für sein Versagen mitzuteilen.

Abends gab es immer Programm in der Lounge, aber viele der Veranstaltungen waren nicht so ganz unser Geschmack. Die Orchester zu langweilig, zu laut und nicht unsere Musik und nicht mal zum Tanzen konnte uns das verführen, wobei ich da eher noch geneigt gewesen wäre als mein lieber Freddy, bei dem nicht nur die Musik sondern auch die Faulheit einen wesentlichen Beitrag zur Abstinenz geleistet hat. Schade, das wäre doch ein wenig Fitness gewesen – vielleicht kommen wir ja doch noch auf den Geschmack, wenn mein Rücken wieder etwas besser geworden ist. Lieber sassen wir dann oft noch an der Piano-Bar, wenn wir dort Gäste antrafen, mit denen uns das Gespräch Spass machte. Das war dann Anti-Fitness mit etwas zu viel Alkohol verfeinert…..

Über unsere Schiffsärzte musste ich leider einen recht kritischen Bericht für die Zentrale schreiben, hier nur ein paar Anmerkungen dazu. Der erste unserer 3 anwesenden Schiffsärzte, hat mir leider gar nicht gefallen, im Gegenteil, ich fand ihn ohne menschliche Wärme und ziemlich inkompetent. Nur beim Rechnungs-Schreiben war er einsame Spitze. Auch der zweite war vor allem im Rechnung schreiben gut, nur der dritte Arzt war liebenswürdig und kompetent. Eine an Bord befindliche Ärztin, mit Homöopathie-Einschlag, hat hingegen sehr liebenswürdig versucht mir bei meinen Rückenproblemen zu helfen. Wenn man mit vielen Leuten ins Gespräch kommt, finden sich immer wieder mitfühlende, freundliche, intelligente Menschen, die einem das Leben an Bord angenehm gestalten. Ich bin gespannt auf weitere Begegnungen im positiven wie auch im negativen Sinne, denn Spass kann beides machen.

Eine Gestalt an Bord muss man unbedingt noch erwähnen. Sie ist weit über 80, hat vermutlich nur noch wenige oder keine Haare mehr, dafür aber Perücken und Badekappen, und sie stöckelt auf sehr hohen Hacken über die Decks. Sie schwimmt täglich mit schwarzer Kappe, schwarzer Sonnenbrille und ihrem schwarz gefärbten Ehemann im Pool, wobei sie ununterbrochen vor sich hin spricht. Jeder kennt sie und man toleriert sie und abends auf der Tanzfläche sind die Beiden die letzten, die ins Bett gehen, wenn sie nicht noch – was wir nicht wissen – nachher in der Sansibar anzutreffen sind.