Kriminelle Clans - Walter Brendel - E-Book

Kriminelle Clans E-Book

Walter Brendel

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Beschreibung

Was zeichnet Clans aus, und wie bilden sie sich? Und warum ist der eine Clan ein tragendes Element der Gesellschaft, und der andere Clan respektiert keine Regeln und Gesetze? Das vorliegende Buch versucht, eine Antwort darauf zu finden. Die Machenschaften von kriminellen Clans alarmieren die Öffentlichkeit. Schleichend haben Familienbanden eine Parallelwelt erschaffen, in der sie ihren Geschäften nachgehen und sich um den Rechtsstaat und das Gemeinwesen wenig scheren. Die Politik hat lange tatenlos zugeschaut und muss nun mit den Folgen leben: Familienclans, die kaum zu kontrollieren scheinen. Seit Jahren sorgen die Straftaten arabischer Großfamilien immer wieder für Schlagzeilen, Berlin gilt als Hochburg des Verbrechens, aber auch andere deutsche Großstädte, mit weiteren Clan-Familien. Wir begeben uns auf Spurensuche in Deutschland, Schottland, Polen, den USA und Italien.

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Seitenzahl: 122

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Walter Brendel

Kriminelle Clans

Impressum

Texte:             © Copyright by Walter Brendel

Umschlag:      © Copyright by Walter Brendel

Verlag:

Das historische Buch, Dresden / Brokatbookverlag

Gunter Pirntke

Mühlsdorfer Weg 25

01257 Dresden

[email protected]

Inhalt

Impressum

Einführung

Ursprung und Geschichte der Clans

Der Kennedy-Clan

Mafia-Clans in Italien

Der Coman-Clan in Leverkusen

Kriminelle Geschäfte in Berlin

Weitere Clan-Kriminalität in Deutschland und anderen Ländern

Die Macht der Vorfahren

Der Clan gegen den Staat

Fazit

Quellen

Einführung

Die Clans gehören alle einer Großfamilie an. Ihre Herkunft bestimmt ihre Identität. So war es bereits vor 500 Jahren, daran hat sich bis heute nichts geändert. Sie sind alle noch mit ihren Vorfahren verbunden, auch wenn diese, wie wir heute sagen, zumeist von einer Woge des Verbrechens ausgehen und leben.

Ob sie nun heute in Deutschland leben oder in ihrem Herkunftsland, sie werden weiter vom kriminellen Gedankengut geleitet, planen ihre Verbrechen und führen sie aus. Reichhaltig ist die Palette ihrer kriminellen Aktivitäten, von Betrug, Diebstahl, Gewalt, Drogenhandel, Geldwäsche, Vergewaltigung bis hin zum Mord. Ihre sogenannte Familienehre steht über dem Gesetz.

Für sie bedeutet Familie Zusammengehörigkeit. Die Macht der Familie ist nicht nur in Schottland oder dem arabischen Raum wichtig. Die Großfamilie ist alles, der Rest ist nichts, so ihr Motto. Man braucht die Großfamilie zum Überleben. D.h., man stellt sich im Zweifel immer gegen den Staat, als gegen die Familie. Schert jemand aus dieser Welt aus, ist sein Leben keinen Pfifferling mehr wert.

Viele der Clan-Mitglieder sind arbeitslos, aber verfügen ausnahmslos über viel Geld. Neben der Sozialbetrug, indem sie Arbeitslosengeld oder Grundsicherung beziehen, was sie als festes Einkommen betrachten, versuchen sie das noch zu verbessern und dass mit Hilfe von Schwarzarbeit und kriminellen Aktivitäten.

Warum werden die Clans Mitglieder kriminell, warum sind sie reich und mächtig? Ein Familien Clan stellte sogar den Präsidenten der USA. Was ist ihr Geheimnis? Definieren wir die Sache etwas genauer.

Als Clan-Kriminalität wird eine Form der organisierten Kriminalität in Deutschland und Schweden bezeichnet; als örtliche Schwerpunkte gelten Berlin, Bremen, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Malmö, Göteborg und Stockholm. Die Täterkreise gehören Großfamilien und Clans an, die oft aus dem arabischen Kulturkreis stammen. Kriminelle Clans werden durch das BKA definiert als ethnisch abgeschottete Subkulturen, die in der Regel patriarchalisch-hierarchisch organisiert sind und einer eigenen Werteordnung folgen. Damit etablierte sich eine Paralleljustiz, wie die Beilegung von Rivalitäten durch islamische Friedensrichter im Bereich der Clan-Kriminalität.

Die Entstehung des Phänomens der Clan-Kriminalität geht bis in die 1980er-Jahre zurück. Infolge des libanesischen Bürgerkriegs emigrierten insbesondere staatenlose arabische und palästinensische Familien nach Deutschland. Da ihnen hier zunächst der Zugang zum Arbeitsmarkt verwehrt blieb und ihre Kinder nicht schulpflichtig waren, förderte dies die Entstehung entsprechender Parallelgesellschaften und deren Delinquenz. Teile der Großfamilien verlagerten sich auf illegale Aktivitäten, um ihren Lebensstandard zu heben. Als Tätigkeitsfeld der Clans gelten insbesondere Drogenhandel, Prostitution, Schutzgelderpressung, Raubüberfälle, Einbrüche und Diebstähle. In einigen Stadtbezirken terrorisieren sie die Nachbarschaft und ganze Straßenzüge. 2020 schrieben die Journalisten Thomas Heise und Claas Meyer-Heuer „Mittlerweile sind sie zu einer echten Bedrohung für die deutsche Zivilgesellschaft geworden“.

Einige Wissenschaftler wiesen auf eine stigmatisierende Verwendung des Begriffs „Clankriminalität“ hin und erklärten, dass staatliche Maßnahmen gegen Clankriminalität vorrangig politisch motiviert seien und sich negativ auf präventive Maßnahmen und auf die Integration von dem noch nicht kriminell gewordenen Teil in den Familien auswirken würden.

Das Bundeskriminalamt (BKA) definiert kriminelle Clans als „ethnisch abgeschottete Subkulturen“, die in der Regel patriarchalisch-hierarchisch organisiert sind und einer „eigenen Werteordnung“ folgen. Für das Landeskriminalamt (LKA) Berlin ist der Bereich Clan-Kriminalität „in weiten Teilen von einer arabischstämmigen Community bestehenden Parallelgesellschaft geprägt und geht einher mit einer mangelnden Akzeptanz oder sogar Ablehnung des in Deutschland vorherrschenden Werte- und Normensystems“. Zu den »weitgehend abgeschotteten Gemeinschaften, die sich deutlich von wesentlichen Werten pluralistischer, liberaler Gesellschaftsformen abgrenzt« gehören laut dem BKA auch nach Europa ausgewanderte kriminell auffällige Tschetschenen, die einen »engen Zusammenhalt« aufweisen. Während das BKA bei den tschetschenischen Kriminellen in Europa von Bandenkriminalität spricht, findet diese Differenzierung in den Medien nicht immer statt, da die Kriminellen unter den nach Europa ausgewanderten Tschetschenen, wenn auch nicht untereinander verwandt, so doch aber die Charakteristiken mit arabischen Clans teilen, die Gesetze des Landes nicht anzuerkennen, sondern islamische Gesetze als maßgebend zu betrachten und Paralleljustiz zu begehen.

Seit der Flüchtlingskrise in Deutschland 2015/2016 begannen Clans nach Aussage von Sebastian Fiedler, Vorsitzender des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK), auch Flüchtlinge des syrischen Bürgerkriegs und aus dem Irak für den Drogenverkauf an Endkunden anzuwerben. Fiedler äußerte die Besorgnis, dass auch hier kriminelle Gefüge entstehen, die durch die hohe Zahl der Angeworbenen zum Problem werden könnten.

Nach einer Analyse des Polizeipräsidiums Duisburg aus dem Jahr 2015 sind die aktiven Mitglieder der dortigen Clans männlich, jung und in den Jahren zwischen 1990 und 1998 geboren worden. Sie treten demnach häufig in großen Gruppen auf, um Stärke zu demonstrieren – wegen dieses Phänomens ist polizeiintern auch von einer „Street Corner Society“ die Rede. Laut Polizeipräsidium Duisburg treten die Clan-Mitglieder in der Öffentlichkeit je nach der zahlenmäßigen Stärke ihrer Gruppe beziehungsweise der eingesetzten Polizeibeamten unterschiedlich auf. Je größer die eigene Gruppe und je kleiner die Anzahl der Polizeikräfte, desto unangepasster agierten die Clan-Mitglieder.

Laut einem Lagebild des nordrhein-westfälischen Landeskriminalamts zur organisierten Kriminalität sieht sich die Polizei in Bezug auf die sogenannte Clan-Kriminalität mit kriminellen, ethnisch abgeschotteten Gruppierungen insbesondere im Bereich der Rauschgift-, Gewalt- und der Straßenkriminalität konfrontiert. Sie treffe im Einsatzgeschehen häufig auf Respektlosigkeit und ein erhebliches Aggressionspotenzial, welches in gewalttätige Angriffe auf Polizeibeamte eskalieren kann. Laut dem Landeskriminalamt üben vor allem als Problemstadtteile geltende Viertel mit hoher Arbeitslosigkeit und niedrigen Mieten wie Essen-Altenessen oder in Duisburg-Marxloh eine hohe Anziehungskraft auf Clan-Angehörige aus. Neben illegalen Aktivitäten würden sich die Großfamilien auch durch legale Quellen wie den Verkauf und die Vermietung von Pkw, Schlüsseldienste sowie Sozialleistungen finanzieren. Seit 2018 setzt die Polizei dem „Eroberungsgedanken“ der Clans, der „vor allem durch Gewalt und Grenzüberschreitungen geprägt“ sei, eine Strategie der „1000 Nadelstiche“ entgegen. Dabei würden bei Einsätzen mehr Kräfte geschickt und Kontrollen und Razzien von Hundertschaften durchgeführt. Es wird beobachtet, dass kurdisch-libanesische Clans zunehmend versuchen, Ausländerämter, Zulassungsstellen oder Jobcenter zu unterwandern und durch Schmiergelder Einfluss auf die öffentliche Verwaltung zu nehmen. Es wird daher gefordert, spezielle Strafkammern mit spezialisierten Richtern zu etablieren, die etwa die Familienstrukturen der Clans kennen und das komplizierte Personengeflecht durchblicken, aber auch mit „dem Umstand, dass viele kurdisch-libanesische Sippen Dutzende unterschiedliche Namen“ führen, vertraut sind.

Viele Clan-Mitglieder verfügen nach Polizeiangaben nur über ein geringes Bildungsniveau und besitzen keinen Schulabschluss. Als charakteristisch wird auch ein gewisses Imponiergehabe der Clan-Mitglieder bezeichnet, das ein Beamter des Landeskriminalamts wie folgt beschreibt: „Sie stellen ihre Besitztümer gern öffentlich zur Schau: Man zeigt und ist, was man hat.“ Auch Shisha-Bars, die häufig für Geldwäsche und den Verkauf von unversteuertem Tabak genutzt würden, spielen demnach eine Rolle. Der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul erklärte, „dass das Umfeld dieser Bars in Nordrhein-Westfalen der Boden für Clan-Kriminalität ist“. Das Bundeskriminalamt schätzt das Personenpotenzial der Clans auf bis zu 200.000 Familienmitglieder, wobei nicht alle davon kriminell sind.

Als Schwerpunkte der Clan-Kriminalität in Deutschland gelten Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen und die Stadtstaaten Berlin (Clan-Kriminalität in Berlin) und Bremen. Viele Täter gehören einem Clan oder großen Familie an, der oder die ursprünglich aus Kleinasien und der Arabischen Welt stammen.

Im deutschsprachigen Raum sind unter anderem Mitglieder des Abou-Chaker-Clans, des Miri-Clans, des Remmo-Clans und der Al-Zein-Großfamilie kriminell auffällig geworden.

Kriminelle Großfamilien siedeln sich vor allem in Ballungszentren an. Als besonders betroffen gilt Berlin, wo die Polizei von 15 bis 20 entsprechenden Clan-Gruppierungen ausgeht, wozu auch der bekannte Abou-Chaker-Clan und die Rammo oder Remmo(s) zählen. In der Hauptstadt wird mindestens ein Fünftel der organisierten Kriminalität Clan-Strukturen zugerechnet. Als weitere Schwerpunkte gelten die Bundesländer Bremen, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. In NRW ist das Phänomen dabei vor allem im Ruhrgebiet und dort in Städten wie Duisburg, Essen, Dortmund und Gelsenkirchen verbreitet. In Niedersachsen sind 13 Städte bekannt, in denen sich Angehörige von Großfamilien niedergelassen haben. In Baden-Württemberg, Sachsen, Hamburg und dem Saarland ist Clan-Kriminalität weniger ausgeprägt, die Protagonisten stammen zudem zumeist nicht aus dem arabischen Bereich, sondern vom Balkan oder aus Osteuropa. Keinerlei Clan-Aktivitäten sind dagegen in Bayern und Schleswig-Holstein sowie den ostdeutschen Bundesländern Brandenburg, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern bekannt.

In Nordrhein-Westfalen wurden bis Anfang 2019 rund 100 verschiedene kriminelle Clans dokumentiert. Zwischen 2016 und 2018 registrierte die Polizei in NRW mehr als 14.225 Straftaten mit rund 6449 tatverdächtigen Clanmitgliedern. Von den 6400 Tatverdächtigen sind 360 Intensivtäter für ein Drittel aller Straftaten verantwortlich. Jeder fünfte Verdächtige war weiblich. Unter den 14.225 Straftaten waren 26 Tötungsdelikte oder versuchte Tötungsdelikte, 5600 Gewaltdelikte, 2600 Betrugsfälle, 2600 Eigentumsdelikte und 1000 Drogendelikte. Von den tatverdächtigen Clanmitgliedern leben 1227 in Essen, 648 im Kreis Recklinghausen, 570 in Gelsenkirchen, 402 in Duisburg, 399 in Dortmund und 378 in Bochum. Von Sommer 2018 bis Januar 2019 wurden in NRW über 100 Razzien durchgeführt. In dieser Zeit durchsuchte die Polizei mehr als 1000 Gebäude. Es kam zu über 100 Festnahmen und zur Schließung von 60 Shisha-Bars.

Im Mai 2019 wurde in NRW das bundesweit erste Lagebild zur Clan-Kriminalität von NRW-Innenminister Herbert Reul vorgestellt. Unter den von 2016 bis 2018 festgestellten rund 14.000 Straftaten mit Clan-Hintergrund waren 26 versuchte und vollstreckte Tötungsdelikte. Rund 30 Prozent der erfassten Straftaten wurden zehn Clans zugeordnet. 36 Prozent der Verdächtigen mit Clan-Hintergrund sind deutsche Staatsbürger, 31 Prozent Libanesen, 15 Prozent Türken und 13 Prozent Syrer.

Belassen wir es vorerst bei dieser Definition der kriminellen Clans und ihrer Ballungsgebiete.

Ursprung und Geschichte der Clans

Heute wird der Begriff Clan überall für Großfamilien verwendet. Der Ursprung der Clans (von schottisch-gälisch clann „Kinder, Abkömmlinge, Stamm, Familie“) ist im schottischen Hochland, genauer gesagt in Balquidder.

Zur wichtigsten Gruppe gehören Clans wie die Stewart of Appin, Campbells, die MacDonalds, die MacLeods, die Gordons und vielleicht noch Clan Chattan und die MacKenzies, die über große Gebiete herrschten. Sie alle zerschlugen kleinere Clans oder übernahmen diese und deren Land mit Macht, durch Einheirat oder geschicktes politisches Agieren. Darüber hinaus hatten sie oft auch auf nationaler Ebene großen politischen Einfluss.

Die zweite Kategorie mit etwas weniger Einfluss waren die McGregors, Frasers, Gunns, MacPhersons, MacLachlans, und MacLeans. Dazu gehörten ebenfalls kleine Familiengruppen wie der Kennedy-Clan, die den bereits erwähnten Präsidenten der USA stellten.

Schließlich gab es Clans, die Titel oder Namen hatten wie beispielsweise „Clan der Nacht“ (die Morrisons von Mull), „Clan der Briten“ (die Galbraith Familie von Gigha) oder der „Clan der Kinder Raigns“ (die Rankins).

Das Zusammengehörigkeitsgefühl der Clans wurde vor allem durch die Unabhängigkeitskriege (1296–1314) erzeugt. Die 21 Clans, die sich damals um Robert the Bruce auf dem Schlachtfeld von Bannockburn versammelten, hatten ein gemeinsames Ziel: die Freiheit des schottischen Volkes von jeglicher Fremdherrschaft. Doch die Gewinner durften sich auch der großzügigen Verteilung von Ländereien und Titeln sicher sein; die Besiegten wurden vertrieben.

Bis zum Ende des 14. Jahrhunderts hatten sich die meisten Clans etabliert. Die Clanchiefs hausten z. T. recht fürstlich auf ansehnlichen Trutzburgen. Wie Feudalherren verpachteten sie Ländereien an ihre Untergebenen. Einem Clan anzugehören, hieß nicht nur, in ein soziales Netz eingebunden zu sein, sondern beinhaltete auch die Pflicht zum Kriegsdienst für den Herrn.

Dieses Sozialgefüge offenbarte seine Schwachpunkte, als die Clans ihre eigenen Verwaltungsstrukturen zu bilden begannen. Kleinere Familien suchten durch Bündnisse und Gegenbündnisse beim mächtigen Nachbarn Schutz. Es kam aus den verschiedensten Gründen zu Auseinandersetzungen von kleineren Fehden bis zu blutigen Schlachten – ja regelrechten Clankriegen, die manchmal Jahrzehnte anhielten.

Als Schottland und England längst unter einer Krone vereint und die Lowlands befriedet waren, verschanzten sich die Clans immer noch im unwegsamen Bollwerk des Hochlandes. Mit Blick auf die Geographie des schottischen Hochlands ist es kein Wunder, dass die Könige es sehr schwierig fanden, ihre Autorität über die Menschen auszuüben, die in den entfernten und unzugänglichen Bergen lebten. Die Hochlandlinie erstreckt sich diagonal vom Clyde bis nach Stonehaven an der Nordsee, südlich von Aberdeen. Nördlich davon fühlten sich die Clans an die jeweiligen Gebiete gebunden, die sie als Familienland beanspruchten. Die tiefen Täler und weiten Hochlandgebiete wurden von Clans, wie den Campbells in Argyll, den Camerons in Lochaber, den Robertsons in Rannoch, den Mackays in Sutherland bevölkert und die Inseln im Westen waren die Domäne der MacDonalds in Islay, der Macleans in Mull, Tiree und Coll, während Skye zwischen den MacDonalds, MacLeods und Mackinnons aufgeteilt war.

Trotz des kargen Bodens waren alle Clans nahezu autark und lebten von den Kleinrindern, die in den Bergen weideten. Auf den Inseln und an der Küste fischten die Clanmitglieder und exportierten den Fangüberschuss ins Tiefland. In den Tälern hatten sie ihre Gerste zum Whiskybrauen (hauptsächlich zur Erbauung des Chiefs und seiner nächsten Untergebenen) und Hafer als Grundnahrungsmittel. Es war ein karges Leben für die Clanangehörigen. Weil das Vieh geschützt werden musste, entwickelten diese keltischen Bergbewohner Ausdauer und sammelten kriegerische Erfahrung. Bei passenden Gelegenheiten waren dann die Tiefländer wie auch die Engländer von ihrer Angriffswut gleichermaßen entsetzt.

Die erste herausragende Persönlichkeit, die in der Geschichte der Clans genannt wurde, war Somerled, der Urahn des Clans Donald. Er war der Anführer im Widerstand gegen die Norweger, die die westlichen Inseln, die Orkney und Shetlandinseln kontrollierten. Somerled war ein außergewöhnlicher Krieger von piktisch-norwegischer Abstammung. Nach einer fürchterlichen Seeschlacht im Jahr 1156 gewann er das Königreich Man. Damit kontrollierte er die westlichen Inseln von Bute im Clyde bis Ardnamurchan.

Im Gegenzug für Somerleds Treueversprechen erkannte König Malcolm IV. seine Herrschaft dort an. In diesem Zusammenhang gab es aber erstmals ein bedeutendes Missverständnis. Während Malcolm meinte, Somerled erhielte seine Ländereien als Lehen von der Krone, betrachtete dieser sich als Eroberer und autonomer Machthaber.

Aus seiner politisch abenteuerlichen Ehe mit Ranghildis, der Tochter des norwegischen Königs der Insel Man, hinterließ Somerled drei Kinder, von denen zwei seine Linie fortsetzten: Dougall, der die MacDougalls von Argyll und Lorn gründete, und Reginald, dessen Sohn den Namen Donald trug, die MacDonalds von Islay. Diese Nachkommen Somerleds – die MacDonalds – wurden die „Herren der Inseln“ (Lords of the Isles).

Die Clans arbeiteten nicht zusammen. Selbst nach dem Ende der norwegischen Besetzung im Jahre 1266 kämpften sie im Hochland gegeneinander, und die Krone verzweifelte schier daran, sich ihre Loyalität zu sichern und das Hochland zu befrieden.

Ein herausragendes Beispiel waren die MacDougalls von Lorne und MacDonalds von Islay. Sie widersetzten sich König Robert the Bruce. Der von Roberts Begleiter Roger de Kirkpatrick ermordete John Comyn war mit ihnen verwandt gewesen.

Doch trotzdem folgte der Clan Donald dem Bruder des Chiefs – Angus Og – und kämpfte in der Schlacht von Bannockburn an der rechten Seite von Bruce. Diese Geste von Fahnentreue stärkte die Position der MacDonalds und bewahrte die illoyalen Mitglieder des Clans vor Strafmaßnahmen. Aufsplitterungen und Zerwürfnisse, von denen es zahllose Beispiele und Berichte gibt, waren innerhalb der Clangruppierungen die Regel.

James IV. schaffte es schließlich, das normannische Feudalkonzept des Tieflands endgültig auch im Hochland durchzusetzen. Er bestätigte vielen Chiefs ihre Landansprüche durch ein königliches Übertragungspergament – die so genannte Schafsfellurkunde.