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Charismatischer Frauenheld meets Mauerblümchen - Gegensätze ziehen sich bekanntlich an ... oder aus.
Kaipo ist Star im Footballteam und steht kurz vor der Profikarriere. Ophelia hingegen ist ein Mauerblümchen, deren Herz schon lange für den einen Traummann schlägt - der sie nicht beachtet. Die beiden sind ein unmögliches Paar, doch sie tun sich zusammen, um Ophelias Crush endlich auf sie aufmerksam zu machen. Drei Monate Fake-Dating. Und der Plan geht auf. Doch die Zeit zusammen fühlt sich so viel besser an als gedacht. Und Kapio muss feststellen, dass er bald das eine will, das Ophelia einem anderen geben möchte: ihr Herz.
Eine Fake-Dating-, Slow-Burn-Romance mit einem charismatischen Helden und einer klugen, zielstrebigen Heldin, die unterschiedlicher nicht sein könnten und dennoch perfekt füreinander sind. Der letzte Band der L.A. Players-Sportsromance der New York Times Bestseller-Autorin!
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Kaipo ist Star im Footballteam und steht kurz vor der Profikarriere. Ophelia hingegen ist ein Mauerblümchen, deren Herz schon lange für den einen Traummann schlägt - der sie nicht beachtet. Die beiden sind ein unmögliches Paar, doch sie tun sich zusammen, um Ophelias Crush endlich auf sie aufmerksam zu machen. Drei Monate Fake-Dating. Und der Plan geht auf. Doch die Zeit zusammen fühlt sich so viel besser an als gedacht. Und Kapio muss feststellen, dass er bald das eine will, das Ophelia einem anderen geben möchte: ihr Herz.
J B S A L S B U R Y
L.A.PLAYERS
ENDGAME
Aus dem Amerikanischen vonStephan Bellem
Ich bin doch keine Stalkerin, nur weil ich jeden Montagabend zufällig zur gleichen Zeit wie er im BSU-Campuscafé bin, oder?
Ich habe das Recht, zur gleichen Zeit hier zu sein wie die anderen paar Dutzend Studenten, die sich derzeit im Bean Madness drängen. Möglich, dass ich meine Lernzeiten hier so einplane, dass er auch zufällig da ist, was ich während des Herbstsemesters herausgefunden habe.
Wenn ich zur gleichen Zeit hier bin wie der Mann, in den ich seit zweieinhalb Jahren verknallt bin, bedeutet das, dass ich lernen und mich in sein Blickfeld stellen kann, in der Hoffnung, dass er mich eines Tages bemerkt und, so Stephen Hawking will, mit mir spricht. Und nachdem er mit mir gesprochen hat, wird er überrascht sein, dass ich ihm vorher nicht aufgefallen bin. Irgendwann wird er sich in mich verlieben, und bis dahin werde ich ihn genug für uns beide lieben.
Soweit mein Traum. Und nun habe ich einen konkreten Plan, wie ich mein Happy End verwirklichen kann.
Mit dem Rücken zur Wand und den Blick auf die Tür gerichtet fahre ich mit den Händen über meinen kurzen Bob und vergewissere mich zum zehnten Mal, dass ich nicht wie ein Troll aussehe. Mir ist der Weichspüler ausgegangen, und weil ich dachte, ich könne darauf verzichten, knistern jetzt alle meine Pullover vor Statik, wenn ich sie anziehe, was meine Haare der Gravitation trotzen lässt. Ich konzentriere mich halbherzig auf meinen Laptop und klicke zwischen zwei Programmen hin und her – PowerPoint und Notes.
Im ersten arbeite ich an meiner Präsentation über Jakobsmuscheln als Indikator für die Wasserqualität. Das zweite ist meine Liste mit Gesprächsthemen für den Fall, dass ich heute tatsächlich mit Anthony Medick spreche.
Wie waren deine Ferien?
Welche Note hattest du beim Test zur ozeanischen Topografie?
Was machst du in deiner Freizeit? Bowling? Kino? Theater? Naturkundemuseum?
Wenn alles andere fehlschlägt, erzähl ihm einen Witz.
Was ist die Lieblingsaminosäure der Piraten? Arrrginin.
Ich lächle vor mich hin. Das ist ein guter Witz.
Die Tür des Cafés schwingt auf, und vor Schreck klicke ich panisch zurück zu meiner PowerPoint-Präsentation, die ich versehentlich wieder schließe. Verdammt noch mal! Ich hoffe, das Programm speichert automatisch.
Ich schaue auf in der Erwartung, den Mann zu sehen, der in den meisten meiner erotischen Träume die Hauptrolle spielt, gleich nach einem jungen Jacques-Yves Cousteau.
Footballspieler. Zwei von ihnen. Man braucht keinen Doktortitel in Kinesiologie, um zu erkennen, dass sie Sportler sind. Wenn die Größe und die Breite es nicht verraten, dann sind es die BSU-Football-T-Shirts. Der Stoff spannt über ihren breiten Schultern, und ein Schweißfleck zieht sich an ihrer Wirbelsäule entlang, als ob sie von Santa Monica hierher gejoggt wären.
Ich rümpfe die Nase über den eklatanten Verstoß gegen die Gesundheitsvorschriften. Leute essen hier. Die Bakterien vermehren sich mit jeder Sekunde.
»Endlich!«, ruft eine weibliche Stimme, Sekunden bevor einer der beiden Sportler seine Arme ausbreitet, um eine Frau willkommen zu heißen, die sich mit einem Sprung in seine Arme stürzt. Ihre Beine umschlingen ihn, und er umschließt ihren Hintern mit seinen Pranken. Meine Wangen werden heiß, aber ich kann nicht wegsehen.
Bexley. Wir hatten letztes Jahr zusammen Zoologie. Sie ist wahnsinnig klug. Etwas, das ich immer überraschend fand, da sie auch in einer Verbindung ist. Theoretisch weiß ich, dass Beliebtheit nicht bedeutet, dass sie nicht auch klug sein kann, aber meiner Erfahrung nach und nach jedem College-Film, den ich je gesehen habe, schließen sich die beiden Eigenschaften gegenseitig aus.
Und Bexley ist nicht nur klug, sondern auch nerdig. Wie ich.
Das macht ihre Beziehung zu einem Footballspieler zu einer Art Anomalie.
Sportler gehen normalerweise nicht mit Nerds aus.
Ihre Anziehungskraft widerspricht den Gesetzen der Natur. Gleiches soll Gleiches anziehen. Und doch ist die Art und Weise, wie der Kerl sein Gesicht in ihrem Nacken vergräbt und wie sie ihn begrüßt, als ob er nicht vor Schweiß und Sportlerzeugs triefen würde, seltsam.
Als ich zum ersten Mal hörte, dass Bexley mit einem der beliebtesten Jungs auf dem Campus zusammen ist, nahm ich an, dass er sie wahrscheinlich nur als Lernhilfe benutzte. Oder schlimmer noch, er hatte irgendeine Wette mit seinen Freunden am Laufen oder spielte ihnen einen Streich.
Aber sie zusammen zu sehen, hat jede lächerliche Vorstellung, die ich von ihnen hatte, zunichtegemacht. Selbst jetzt, wo er nach vorne geht, um seine Bestellung aufzugeben, ohne Bexley aus seinen Armen zu entlassen, als würde er darauf bestehen, ihren Körper so lange an seinen zu pressen, wie sie es zulässt, ist die Anziehungskraft unbestreitbar. Sie klammert sich an ihn wie ein Affenbaby, und ihr Blick trifft meinen über seine Schulter. Ich erschrecke, und mein Gesicht wird heiß vor Verlegenheit. Ich tue so, als würde ich die Speisekarte über ihrem Kopf studieren, und versuche, meine Gefühle zu ergründen.
Es ist nicht so, dass ich neidisch wäre. Nein. Es ist mehr wie … Scheiße. Ich bin total neidisch.
All diese Muskeln und großen Hände lassen sie klein und zerbrechlich erscheinen. Dieser riesige Mann, der sich so verhält, als würde jeder andere im Raum verschwinden, wenn sie in seinen Armen liegt – o mein Gott, es reicht! Ich freue mich für Bexley. Ich hoffe auch, dass ich eines Tages erfahren werde, wie es sich anfühlt, auf diese Weise angebetet zu werden.
Die Tür des Cafés öffnet sich knarrend, und ich reiße meinen Blick von der öffentlichen Liebesbekundung der beiden los. Der Mann, der hereinkommt, bringt meine interne Festplatte wieder zum Laufen und erinnert mich daran, dass ich aus einem bestimmten Grund hier bin, und der Grund ist nicht Eifersucht über das, was Bexley hat.
Es geht darum, das zu bekommen, was Bexley hat.
Und da ist er, Anthony Medick, eins achtzig groß, summa cum laude, in hellbraunen Shorts und einem Hemd mit Kragen. Ich setze mich aufrechter hin, streiche mir die Haare hinter die Ohren, dann überlege ich es mir anders und streiche meine Haare zurück.
Ich starre auf seinen Rücken, während er einen großen fettfreien Milchkaffee bestellt. Sein braunes Haar ist frisch geschnitten und sitzt perfekt, und obwohl ich seine Augen nicht sehen kann, weiß ich, dass sie blau sind und vor Intelligenz glänzen. Das Mädchen an der Kasse scheint von seinem adretten Aussehen überhaupt nicht beeindruckt zu sein. Er greift in seine Ledertasche, die in meiner Vorstellung wie die Bibliothek in Oxford riecht – eine Mischung aus Holzpolitur und alter Tinte auf vergilbtem Papier. Er ist der perfekte Mann für eine Frau wie mich.
Als ich jünger war, habe ich mir immer vorgestellt, dass ich jemanden wie Anthony heiraten würde. Ich glaubte, dass es wie bei den Seepferdchen einen perfekten Partner für mich gäbe und wir ein Leben lang zusammenbleiben würden. Ich stellte mir vor, wie wir gemeinsam am Scripps Institute unseren Abschluss machen würden. Wir würden um das Kreuzworträtsel der New York Times wetteifern und spielerisch darüber streiten, ob die Säuberung der Meere mehr Schaden als Nutzen bringt. Er hätte keine andere Wahl, als meinen gut formulierten Argumenten zuzustimmen, dann würde er mich etwas Niedliches wie »Einstein« nennen, und wir würden uns küssen und versöhnen.
Anthony ist das Gesamtpaket – attraktiv, klug und … nun ja, alles, was ich wirklich über ihn weiß, ist, dass er klug und attraktiv ist, denn selbst nach zwei Jahren, in denen wir zusammen im Fachbereich Umweltwissenschaften waren, weiß er nicht einmal, dass es mich gibt.
»Yo«, ertönt eine tiefe, männliche Stimme, als ein erschreckend großer Körper in mein Blickfeld tritt und mir die Sicht auf Anthony nimmt.
O … mein … Gott …
Kaipo Ryker, BSU-Star-Footballspieler und einer der begehrtesten Junggesellen auf dem Campus, steht an der Kante meines Tisches, seine Hand auf dem Stuhl mir gegenüber, der Blick seiner funkelnden dunklen Augen auf die meinen gerichtet.
»Wartest du auf jemanden?« Seine Stimme ist sanft, und seine Lippen kräuseln sich spielerisch, aber nicht auf eine Weise, die beabsichtigt zu sein scheint. Eher so, als ob er ein Ich-mach-dein-Höschen-nass-Gesicht hat.
Mein Magen krampft bis in die Kehle. Mein Herz rast. Mein Mund öffnet sich. Schließt sich. Öffnet sich.
Seine dunklen Augen verengen sich, aber sein Mundwinkel hebt sich.
Sprich! »Ja-Nein! Was?«
Er leckt sich über die Lippen, als ob er sich ein Lächeln verkneifen müsste. »Was dagegen, wenn ich mir den Stuhl ausleihe?«
Ich blinzle und blinzle noch mehr. Stuhl. Was ist ein Stuhl …?
»Hallo?«, sagt er.
»Stuhl!« Jetzt schreie ich ihn an. »Ich …« Ich schlucke. »Nein.« Ich wedle mit der Hand, dass er den Stuhl nehmen kann. »Mach nur. Ich habe auf jemanden gewartet, aber –« Okay, jetzt hör auf zu reden. Ich beiße mir auf die Lippen und nicke ihm zu, damit er den Stuhl nimmt.
»Aber …?« Sein glattes dunkles Haar ist oben länger und an den Seiten kurz geschnitten, und die Spitzen sind schweißnass.
Anthony geht hinter ihm vorbei und setzt sich an einen Tisch auf der anderen Seite des Cafés. Er hat sich etwas zu essen bestellt und trägt einen Teller mit einer Art Gebäck. Vielleicht ein Plunderstück.
»Schon gut«, sagt Kaipo.
Mein Blick wandert zu ihm.
»Ich frage jemand anderen.« Er zwinkert und geht zur Seite.
»Nein, es tut mir leid.« Mein Gesicht verbrennt förmlich, weil ich weiß, dass Anthony im Raum ist und ein echter Footballspieler mit mir spricht, und ich kann meinen Verstand nicht finden! Und mein Gehirn ist mein größtes Kapital! »Mach schon. Nimm ihn.«
Er hebt die Brauen. »Bist du sicher?«
Erst da merke ich, wie nah er steht, und komisch … er stinkt nicht so, wie ich dachte. Er schwitzt definitiv, aber der Duft, der von ihm ausgeht, ist … ist das Seife? Irischer Frühling? Ein vertrauter Duft und doch irgendwie neu.
»Ja.« Ich deute auf den Stuhl. »Ja, natürlich. Entschuldigung, ich …« Ich zeige auf meinen Kopf, schiele und mache ein Explosionsgeräusch mit meinem Mund.
Er kichert und es klingt warmherzig.
Mein Magen hüpft ein wenig.
»Cool. Danke und entschuldige, dass ich dich belästigt habe.« Er zwinkert wieder.
»Kein Problem.«
Er zieht den Stuhl zu einem Tisch, wo sich Bexley auf den Schoß ihres Freundes setzt. Die beiden Männer lassen den Tisch und die Stühle des Cafés so klein erscheinen, dass sie wie aus einem Kinderzimmer wirken.
Mein Blick sucht Anthony, und er sieht mich an. Und zwar direkt mich! Kaipo ist nur einen Tisch weiter. Was soll ich tun? Aufstehen und zu ihm gehen?
Ich rufe meine Liste mit Fragen auf, die mir jetzt völlig unzureichend erscheinen. Mein Magen knurrt. Deshalb bin ich seit über zwei Jahren in ein und denselben Mann verliebt. Alle Planungen der Welt werden zu Staub, wenn ich in seiner Nähe bin.
Steh auf und rede mit ihm!
Mein Magen dreht sich vor Nervosität um. Ich drücke meine Handfläche auf meinen Bauch, um das Grollen zu beruhigen. Ich könnte kotzen.
Was ist, wenn ich mit ihm rede und auf seine Schuhe kotze?
Ich tue so, als würde ich meinen Laptop-Bildschirm betrachten, und atme tief durch, bis die Übelkeit nachlässt. Halte dich an den Plan! Ich gehe alles zum zehnten Mal heute durch und versuche, mir Mut zu machen, es durchzuziehen.
Kaipo hat mich um einen Stuhl gebeten, und Anthony zeigte einen Hauch Interesse. Er sah mich an. Er sah mich, und für den Bruchteil einer Sekunde hatte ich das Gefühl, dass ich mehr war als ein Gehirn in einer Hülle aus Haut, nämlich eine lebendige, atmende Frau mit der Art von Anziehungskraft, die die Aufmerksamkeit eines beliebten, heißen Kerls erregen könnte. Ich muss nur den Mut aufbringen, ihn anzusprechen und ihm ein Gebäck kaufen. Jeder liebt Scones. Es sei denn, er isst glutenfrei. Gibt es glutenfreie Scones?
Ich googele genau diese Frage, achte aber kaum auf die Suchergebnisseite, während ich Anthony dabei beobachte, wie er auf dem Ende seines Strohhalms kaut und auf seinem Laptop herumklickt. Er ist die perfekte Art von Nerd-Porno.
Wenn ich will, dass mein Plan funktioniert, muss ich mich voll und ganz darauf einlassen. Kein Zögern mehr.
Ich atme tief durch und schüttle alle meine Vorbehalte ab. Wenn ich es nicht versuche, werde ich nie erfahren, was sein könnte.
Die Operation »Can’t Buy Me Love« ist angelaufen.
»Bist du sicher, dass du nicht mitgenommen werden willst?« Bex hält Lorens Arme fest, die von hinten um sie geschlungen sind. Mein Teamkollege und Freund verwandelt sich in der Nähe seiner Frau in einen liebeskranken Trottel.
Verdammt beneidenswert.
»Nein.« Ich klopfe auf meinen Bauch und bin dankbar, dass er immer noch steinhart ist. »Ich muss für die Damenwelt in Form bleiben.«
Loren hebt seinen Kopf von der Stelle, an der er Bex’ Hals geküsst hat. »Er sagt, er kann nach Hause joggen. Ich hingegen kann nicht nach Hause joggen«, knurrt er und beißt ihr spielerisch in den Nacken.
»Beherrsch dich.« Sie zappelt in einem schwachen Versuch, sich zu befreien, gibt aber mit einem Seufzer auf.
»Bring ihn nach Hause, bevor er sich blamiert und in Verlegenheit bringt. Ich sehe euch Turteltauben dann zu Hause.« Ich schlürfe den Rest des Smoothies und werfe den Becher in den Müll. »Schließ diesmal die Tür ab. Ich glaube nicht, dass Levi einen weiteren Blick auf eure Affenscheiße überleben wird.«
Bex schnappt nach Luft. »Okay, erstens heißt es nicht ›Affenscheiße‹. Es ist Kama Sutra, und es heißt ›Der Affe‹.« Sie hebt stolz ihr Kinn, aber das gibt Loren nur noch mehr Spielraum für seine Zunge.
Mein Gott, diese beiden.
»Und außerdem«, sagt sie mit einem Schaudern, bevor sie sich in seinem Griff windet. »Levi hätte anklopfen sollen.«
»Der Affe.« Loren stöhnt. »Das hat mir wirklich gefallen.« Er küsst wieder ihren Hals.
»Ruhig, Bruder. Du stehst kurz davor, dem ganzen Campus eine Live-Demonstration zu geben.«
»Er hat recht.« Sie schiebt ihn wieder weg, aber nur lange genug, um seine Hand zu ergreifen und ihn zum Parkplatz zu ziehen. »Tschüs, Kaipo!«
Ich grinse, als ich sehe, wie Loren seine Frau in die Arme nimmt und losrennt, wobei ihr Lachen von den Gebäuden rund um den Platz widerhallt.
Ich freue mich wahnsinnig für meine Brüder. Fast alle von ihnen sind jetzt in festen Beziehungen, und ich habe sie noch nie so zufrieden gesehen. Geerdet. Früher war Football das Einzige, was sie interessierte, aber es scheint, als hätten ihre Frauen den Sport ersetzt, der immer unser Lebenselixier war.
»Hallo, ähm, Sir?«
Sir? Was soll der Scheiß? Ich drehe mich um und erwarte eine Professorin in einem Tweedmantel mit ledernen Ellbogenaufnähern und einer Pfeife in der Hand. Stattdessen sehe ich das unbeholfene Mädchen, von dem ich mir im Café einen Stuhl geliehen habe, auf mich zukommen, als fürchte sie, ich könnte Reißzähne bekommen und zubeißen.
»Meinst du mich?« Ich taste meine Taschen ab und denke, dass ich vielleicht etwas im Café verloren habe, dann fällt mir ein, dass ich nichts mitgenommen habe.
Die Frau ist klein, aber das sind die meisten Menschen im Vergleich zu mir. Aber selbst für ein Mädchen ist sie kleiner als die meisten. Höchstens eins sechzig groß, blasse Haut, Sommersprossen und Augen, die so blassgrün sind, dass sie fast gelb aussehen.
Ihr Gesicht dagegen hat die Farbe eines blutigen Steaks. »Tut mir leid.«
»Was denn?«
Sie hievt ihren Rucksack höher auf die Schulter, und mir fällt auf, dass sie einen Pullover und einen langen Rock trägt, obwohl es draußen fast dreißig Grad hat. »Hast du einen Moment Zeit?«
Ich schaue in die Richtung, in die Loren und Bex verschwunden sind, und wünschte, sie wären noch so nah, dass ich ihr sagen könnte, ich müsse meine Freunde einholen, aber sie sind weg. Und ein kleiner Teil von mir ist neugierig, was diese seltsame kleine Frau will.
Ich verschränke die Arme vor der Brust und bemerke, wie sich ihre Augen beim Anblick meiner Brustmuskeln weiten. »Was gibt’s?«
Das nervöse Zucken ihrer Augen und das unbehagliche Wackeln auf ihren Füßen erwecken den Eindruck, dass sie sich wünscht, etwas zu haben, hinter dem sie sich verstecken kann. Interessant.
Sie reibt sich mit ihren schlanken, blassen Fingern über die Stirn, und ich frage mich, wann sie das letzte Mal in der Sonne war. Sie ist definitiv nervös, so viel ist sicher. Ich bin mit der unsicheren Art vertraut, mit der Frauen um mich herum agieren, auch wenn das Verhalten normalerweise mit viel mehr Kichern verbunden ist.
Diese kleine Frau findet mich heiß. Ich seufze innerlich.
»Hör zu«, sage ich in der Hoffnung, die Sache zu beschleunigen. »Ich verstehe es.«
Ihre Augen weiten sich, und ihr Gesicht verzieht sich auf liebenswerte Weise. »Was verstehen?«
»Du stehst auf mich.« Ich zucke mit den Schultern.
Eine rote Welle wandert ihren Hals hinauf zu den Wangen, und ihr Kiefer klappt herunter.
Ja, genau. Das war’s.
»Das muss dir nicht peinlich sein. Frauen machen mich oft an. Aber noch nie war eine so schüchtern dabei.« Ich schmunzle und denke, dass mir diese zurückhaltende Art irgendwie gefällt. »Das ist niedlich.«
»Ich …« Sie lacht. »Das ist …«
»Ich fühle mich geschmeichelt. Und normalerweise wäre ich für einen schnellen und schmutzigen Fick zu haben …«
Sie keucht und schlägt eine Hand vor den Mund.
»Aber ich schätze, du bist eher der Typ, der Liebe macht. Der Langzeit-Typ. Der Typ, der nach seinem zukünftigen Ehemann sucht. Und, äh, das bin ich nicht.«
»Das ist nicht …« Sie gibt einen kleinen erstickten Laut von sich. »Du bist … du …«
»Ich versuche, die Sache zu beschleunigen. Ich gebe dir keinen Korb, weil ich dich nicht heiß finde.« Ich mustere sie von ihren hellbraunen Haaren bis hin zu ihren orthopädisch anmutenden Sandalen in genau der gleichen Farbe. »Du bist süß, auf eine behütete Ehemalige-religiöse-Sektenmitgliedschaft-Art.«
Die Röte in ihrem Gesicht nimmt zu, und ihr Kiefer zuckt.
»Nichts für ungut, ja?« Ich öffne meine Arme, um sie zu drücken, und als sie nicht zurückweicht, nähere ich mich ihr vorsichtig und umarme sie ganz platonisch mit einem festen Klaps auf den Rücken. Sie ist wirklich so klein, dass ich das Gefühl habe, ich könnte sie an meiner Brust zerquetschen.
Ich lasse sie los.
Sie steht still wie eine Statue, die Arme fest an den Seiten.
»Alles klar, Sonnenschein?« Ich bin mir nicht sicher, woher der Spitzname kommt. Vielleicht von ihren Augen oder von der Tatsache, dass sie wirklich aussieht, als könnte sie eine gute Dosis UV-Licht vertragen, oder vielleicht ist es das Blenden von dem bisschen Haut, das sie zeigt. »Toll, gutes Gespräch.« Ich drehe mich um und jogge davon.
Ich frage mich, ob ein achtzehnstündiges Erröten mich töten könnte. Wie eine männliche Erektion, die zu lange anhält. Wenn das Blut in meinem Gesicht verbleibt, wird es dann Gefäßschäden verursachen?
Denn Kaipos Ausspruch von einem »schnellen und schmutzigen Fick« läuft in meinem Kopf in Dauerschleife, und mein Gesicht ist immer noch entflammt. Wer sagt so etwas zu jemandem, den er nicht kennt? Und warum wird mir mulmig zumute, wenn ich höre, wie er es so beiläufig sagt, als würde er über etwas so Alltägliches wie die Evolution sprechen?
Schnellen und schmutzigen Fick.
Ein weiterer Schauer läuft mir über den Rücken.
Ich versuche, mich auf das zu konzentrieren, was Dr. Peters sagt, aber meine Gedanken sind hin- und hergerissen zwischen diesen schmutzigen Worten und der hitzigen Präsenz in meinem Rücken.
Anthony.
Er steht zwei Tische hinter mir, und trotzdem denke ich, dass ich seine Augen auf mir spüre. Das ist doch verrückt, oder?
Er hat wahrscheinlich gesehen, wie mich der Footballspieler umarmt hat. Wir standen direkt an der Fensterfront. Zugegeben, meine Seele hatte kurzzeitig meinen Körper verlassen, als er annahm, dass ich Sex mit ihm wollte, aber trotzdem. Ich weiß mit Sicherheit, dass er seine Arme um mich gelegt hat. Der Duft seiner Seife blieb für den Rest der Nacht wie ein Phantom, das mich die Luft schnuppern ließ, um ihm nachzujagen.
Ich versuche nicht mehr, mich auf den Unterricht zu konzentrieren, und als Dr. Peters uns entlässt, schrecke ich aus meinen Gedanken auf.
»Phil?«
Innerlich seufzend über den dummen Spitznamen, den man mir im ersten Studienjahr gegeben hat, sehe ich auf und entdecke Greg.
Wir haben uns bei einer Führung durch den Fachbereich Biologie kennengelernt. Da wir beide erst am Anfang der fünf Jahre Studium für einen Bachelor in Umweltwissenschaften standen und keiner von uns einen einzigen Freund hatte, schlossen wir uns für Gruppenprojekte zusammen. Das erste war die Sezierung eines Schweinefötus, die er nicht schaffte, ohne sich mehrmals zu übergeben.
Er schiebt sich die Brille auf die Nase und reibt sie mit einem benutzten Taschentuch. »Kommst du nächste Woche zur Gruppe?«
»Ich werde es versuchen. Ich muss vielleicht noch arbeiten.« Ich stecke meinen Laptop in meinen Rucksack und beobachte Anthony aus dem Augenwinkel, wie er aus der Tür schlüpft.
Greg hat einen Club namens Nerd Herd gegründet. Sie treffen sich einmal im Monat und diskutieren über alles Mögliche, von Wissenschaft und Technik bis hin zu Videospielen und Comics. Anfangs nahm ich teil, weil ich hoffte, dadurch Freunde zu finden. Jetzt gehe ich nur noch aus Pflichtbewusstsein hin.
»Cool. Gehst du zu den Bänken?«
Die Bänke sind der Ort, an dem die meisten Mitglieder der wissenschaftlichen Abteilung ihr Mittagessen einnehmen. Eine kleine Wiese im Schatten von Eukalyptusbäumen und weit entfernt von den bevölkerten Bereichen des Campus. Die Naturwissenschaftler halten sich eher auf der einen Seite auf, während die Sport- und Griechischstudenten auf der anderen Seite sind.
Die Tendenz, sich auf eine Seite des Campus zu beschränken, gab es schon, lange bevor ich auftauchte. Eine unausgesprochene Regel, die niemand mehr infrage stellt. Ich war überrascht, diese Spaltung an der Universität zu sehen. Ich vermute, dass das Trauma, in den unteren Klassen gemobbt worden zu sein, noch nachwirkt und die Naturwissenschaftler von der beliebteren Studentenschaft fernhält. Ich kann das nicht beurteilen. Ich wurde bis zum College zu Hause unterrichtet. Aber in Filmen und in den Nachhilfestunden habe ich alles über Hierarchien an Schulen gelernt.
In geselligem Schweigen gehen wir gemeinsam zu den Bänken. Ich ziehe einen Müsliriegel aus meiner Tasche und knabbere daran, während ich auf meinem Handy eine Studie über die Versauerung der Ozeane lese.
Greg sitzt neben mir und spielt, den Geräuschen seines Handys nach zu urteilen, ein Spiel, bei dem es vermutlich um Aliens und Laserwaffen geht. »Kannst du dieses Mal die Snacks mitbringen?«
»Bin ich schon dran?«
»Ja, ich hab sie vor zwei Wochen mitgebracht und Liam letzte Woche.«
»Oh, stimmt. Okay.« Die meisten College-Kids geben ihr Geld für die Eintrittsgelder in Nachtclubs, Alkohol und Marihuana aus, ich gebe es für dunkle Schokoriegel aus.
»Aber nichts mit Nüssen.« Er murmelt einen Fluch und drückt mit seinem Daumen aggressiv auf den Bildschirm. »Liam ist allergisch.«
Ich runzle die Stirn. »Er hat die Riegel schon mal gegessen.«
»Schätze, das tut er nicht mehr.«
Toll, jetzt muss ich einen Snack finden, der nicht nur das Gehirn anregt, sondern auch nussfrei ist.
»Und ich esse keinen Käse mehr«, sagt er und schaut immer noch nicht von seinem Spiel auf. »Keine Nüsse. Kein Käse.« Er schnaubt verächtlich. »Oder Zucker.«
Ich verdrehe die Augen und bin dankbar, dass er es nicht sehen kann.
»Oh, Mist.« Ich streiche mit dem Daumen über den Bildschirm meines Telefons. »Sieht aus, als müsste ich doch arbeiten. Verflixt.«
Er runzelt die Stirn, sagt dann aber: »Macht nichts.«
»Das nächste Mal.« Ich stehe auf. »Ich muss …« Ich muss irgendetwas tun, was mich von Greg wegbringt, bevor er die ganze Ernährungspyramide zum Einsturz bringt. »Auf die Toilette. Wir sehen uns in Statistik.«
Greg widmet sich wieder seinem Spiel und grunzt zum Abschied.
Ich habe noch fünfzehn Minuten bis zu meiner nächsten Vorlesung, also gerade genug Zeit, um mir im Café einen Eistee zu holen. Aber als ich dort ankomme, ist die Schlange lang, und ich mache mir Sorgen, dass ich zu spät zum nächsten Kurs kommen könnte, wenn ich warte. Ich beuge mich vor, um zu sehen, wie viele Leute vor mir stehen und ob jemand dabei ist, bei dem ich meine Bestellung aufgeben kann.
»Wirklich, Sonnenschein, Nein heißt Nein.«
Diese tiefe, leicht akzentuierte Stimme kenne ich. Ich wirbele herum und treffe auf Kaipos baumwollbedeckte Brustwarze.
»Ich … du …«
Er hakt die Daumen in die Riemen seines Rucksacks, die Unterarme sind mit polynesischen Stammestätowierungen verziert. »Ich dich auch.«
Ich stöhne und drehe ihm den Rücken zu.
Schneller und schmutziger Fick.
Mein Gesicht erwärmt sich.
Ich schließe meine Augen, um die Worte aus meinem Kopf zu vertreiben oder, noch wichtiger, das Gefühl in meinem Magen. Es ist sinnlos.
»Ach, Scheiße«, murmelt er. Er tritt neben mich, und ich bin gezwungen, mein Kinn anzuheben, um in sein Gesicht zu sehen. Er ist so groß. »Du bist sauer auf mich.«
Bin ich nicht.
Wut ist wahrscheinlich das am weitesten entfernte Gefühl. Aber da ist etwas, das stark ist und Übelkeit hervorruft, das in meinem Magen pocht. Scham? Auf jeden Fall. Nervöse Aufregung? Vielleicht.
»Ich hätte gestern weniger … direkt … zu dir sein sollen.« Er blickt stirnrunzelnd auf mich herab. »Ich bin ein Arschloch. Lass mich dir einen Kaffee ausgeben.«
»Nein, danke.« So. Ich klinge stark. Zuversichtlich. Gut so.
»Frauen.« Er wischt sich mit beiden Händen über das Gesicht. Seinen großen Händen.
Ich wette, er könnte mit diesen Pranken keinen Objektträger vorbereiten.
Moment mal … Ich schüttle mich innerlich. Hat er gerade das Wort Frauen gestöhnt, als ob diese Spannung zwischen uns irgendwie die Schuld von mir und meinem ganzen Geschlecht wäre?
Ich blicke zu ihm hoch. »Du gibst mir die Schuld daran?« Meine Wut brodelt knapp unter der Oberfläche.
»Du bist schwierig.«
»Weil ich es nicht nötig habe, dass du mir einen Kaffee kaufst?« Meine Absicht ist es nicht zu konfrontieren, sondern zu verstehen.
»Weil du meine Entschuldigung nicht annimmst.« Er zieht die Riemen seines Rucksacks zusammen. »Was ich gestern zu dir gesagt habe, war unhöflich, aber ich dachte, du würdest meine Ehrlichkeit zu schätzen wissen.«
»Ehrlichkeit? So nennst du das also. Du hast mich nicht einmal zu Wort kommen lassen.«
Er spottet. »Das stimmt ni…«
»Ich habe versucht, meine Gedanken zu ordnen, um dich etwas sehr Schwieriges zu fragen … und du hast mich einfach überrollt, in der Annahme, dass ich …« Ich stottere. »Dass ich … ich wollte …«
Seine Augen verengen sich, und das dumme, verspielte Grinsen ist wieder da.
»Du weißt schon.« Verdammt, mein Gesicht ist heiß. SCHONWIEDER. Da platzen bestimmt ein paar Blutgefäße.
»Weiß ich nicht.«
Die Schlange bewegt sich vorwärts, und ich eile voraus, nur damit er einen Schritt macht und direkt neben mir landet.
Ich ziehe meine Lippen zwischen die Zähne, um ein Knurren zu unterdrücken. »Sex.«
Er beugt sich hinunter, weit hinunter, um sein Ohr näher an meinen Mund zu bringen. »Was war das?«
»Sex«, zische ich.
»Ich glaube, das Wort, das ich benutzt habe, war …«
»Ich kenne das Wort, das du benutzt hast!«
Seine Augenbrauen schießen in die Höhe. Mehrere Köpfe drehen sich in unsere Richtung, und von einigen Tischen ist Gelächter zu hören.
Ich atme aus, und sosehr ich auch weglaufen und nie wieder in dieses Café zurückkehren möchte, weiß ich doch, dass das nur noch mehr Aufmerksamkeit erregen würde. Ich bleibe ruhig stehen und starre auf das North-Face-Logo auf dem Rucksack vor mir.
»Du hast recht«, sagt er. »Ich habe dir keine Gelegenheit zum Reden gegeben. Offensichtlich lag ich mit meiner Annahme weit daneben.«
Die Reihe bewegt sich wieder, und diesmal treten wir gemeinsam vor.
Eine leise Stimme in meinem Kopf flüstert mir zu, dass er nicht ganz danebenlag. Ich meine, ich will keinen Sex mit ihm. Aber ich wollte ihn bitten, so zu tun, als ob er Sex mit mir haben wollte, und das wiederum könnte seinem Ruf schaden.
Ich stehe in stillem Protest, während er sich mit den Leuten um ihn herum unterhält. Die Mädchen hinter uns, die Gruppe am Tisch neben uns und schließlich, als wir an die Theke kommen, um zu bestellen, strahlt sogar die Barista, als sie ihn sieht.
»Bevor du bestellst«, sagt sie zu ihm. »Die Geschäftsleitung hat mir verboten, Bestellungen von deinem Schwanz anzunehmen.«
Ein ekelhaft klingendes Schnauben entweicht meiner Kehle. O Gott! Ich bedecke meinen Mund mit meiner Handfläche.
Die Barista lächelt mich an.
Kaipo runzelt die Stirn. »Das ist Diskriminierung.«
Sie verdreht die Augen. »Es ist viel los. Was wollt ihr?«
»Eiweißshake, so wie immer«, sagt er. »Und Sonnenschein hier nimmt einen …« Er sieht mich erwartungsvoll an.
»Ich kann selbst bestellen.«
»Ach, komm schon.« Er rempelt mich an der Schulter an, und wäre das Glas, das die Auslage mit dem Gebäck schützt, nicht gewesen, wäre ich glatt auf dem Hintern gelandet. »Bestell einfach etwas.«
»Ich bin durchaus in der Lage, mir selbst ein Getränk zu kaufen.«
Er sieht mich herausfordernd an. »Ich bezweifle nicht, dass du das kannst. Ich bitte dich nur darum, dass ich dich dieses eine Mal auf einen Drink einladen darf.«
Die Mädchen hinter uns schnaufen frustriert. Ich merke, dass mein Zögern, sein Angebot anzunehmen, die Schlange aufhält.
Er stellt sich breitbeinig hin, als ob er bereit wäre, die Schlange den ganzen Tag aufzuhalten, bis ich bestelle.
»Eistee, bitte.«
»Danke«, sagt er.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich diejenige bin, die sich bei ihm bedanken sollte, aber ich halte meine Lippen fest zusammengepresst.
Wir treten zur Seite, um auf unsere Getränke zu warten.
»Wie heißt du?«, fragt er.
»Ophelia.«
»Mein Gott«, schüttelt er den Kopf. »Das ist … heftig.«
Ich verschränke meine Arme vor der Brust und ahme seine Haltung nach. »Sag mal, ist es deine charmante Persönlichkeit, die die Frauen dazu bringt, in deinem Bett zu landen?«, frage ich, wobei meine Worte vor Sarkasmus triefen.
»Ja.« Der Sarkasmus ist ihm völlig entgangen, er nickt ernst. »Und danke, dass du es bemerkt hast.«
Ich verdrehe die Augen und schaue weg. Ich stehe aufrecht, demonstriere Selbstbewusstsein und ungezügelte Stärke, auch wenn mir die Knie unter meinem Rock schlottern. Wie lange dauert es, einen verdammten Eistee einzuschenken?
»Ich bin Kaipo.«
Nein. Verdammt. Ich erinnere mich daran, cool zu bleiben, und blicke zu ihm hoch. »Ich habe nicht gefragt.«
Ich hätte die Veränderung in seinen Augen nicht bemerkt, wenn ich nicht direkt in sie hineingeschaut hätte, aber da ist ein Hauch eines Funkens in ihren Tiefen. Ein räuberischer Funke, der mich dazu bringt, einen Schritt zurückzutreten. Doch ebenso schnell, wie er kam, ist er wieder verschwunden, aber das war genug, um mein Herz zum Hüpfen zu bringen. Interessant.
Gefühlt zwei Stunden später stellt die Barista unsere Getränke auf den Tresen. Ich schnappe mir meinen Eistee und mache mich auf den Weg zur Tür. Leider hat er wahnsinnig lange Beine und kann locker mithalten.
»Ich muss zum Unterricht«, sage ich, weil das höflicher ist als »Lass mich in Ruhe«.
»Warte.« Er greift meinen Ellbogen, und seine Berührung ist überraschend sanft für seine Größe und Stärke. »Worüber wolltest du mit mir reden?« Als er merkt, dass er mich immer noch berührt, zieht er seine Hand schnell wieder zurück. »Es tut mir wirklich leid. Ich schwöre, ich bin nicht immer ein Arsch.«
»Nur die meiste Zeit?«
Er schmunzelt. »Zehn Prozent der Zeit.«
Ich schüttle den Kopf und bekämpfe den Drang zu lächeln. Ich weigere mich, ihm zu zeigen, dass sein Charme auf mich wirkt.
»Wirst du mir sagen, warum du mich gestern aufgehalten hast, oder muss ich mich das den Rest meines Lebens fragen?«
Ich schaue über meine Schulter in Richtung der Gebäude, in denen die Naturwissenschaften untergebracht sind. »Ich muss jetzt wirklich los.«
»Wann bist du heute fertig? Wir könnten uns danach treffen.«
Ich bekomme fast einen Muskelkrampf, weil mein Kopf so schnell herumfährt. »Du meinst es ernst.«
Er runzelt die Stirn. »Warum sollte ich das nicht?«
Ich kaue auf meiner Lippe und frage mich, ob ich es wagen soll. Das Schlimmste, was er tun kann, ist, Nein zu sagen.
»Überleg es dir«, sagt er. »Ich bin bis fünf Uhr hier. Wir treffen uns vor dem Fitnessstudio. Wenn du nicht da bist, lasse ich dich in Ruhe.«
In Sekundenschnelle kategorisiere ich eine Liste von Antworten, die alle irgendwo zwischen »Warte nicht auf mich« und »Ich würde meinen Körper lieber der Fliegenzucht zur Verfügung stellen, als dich um einen Gefallen zu bitten« liegen. Dann erinnere ich mich daran, dass ich mich an den Plan halten muss.
Ich seufze laut, damit er hören kann, wie unglücklich ich über das bin, was ich gleich sagen werde. »Fein.«
Er zupft sanft an einer Strähne meines Haares. Ich schlage seine Hand weg, dann stöhne ich auf, weil meine Knöchel schmerzen, denn autsch!
Er gluckst leicht. »Ich hoffe, wir sehen uns dann.«
Jetzt gibt es kein Zurück mehr.
Die Footballsaison ist vorbei, aber da Carey für den NFL Draft antritt, haben wir alle mit ihm trainiert, was bedeutet, dass sich unser Trainingsplan nicht allzu sehr von dem während der Saison unterscheidet. Wir alle, das heißt offenbar alle außer Levi. Der kleine Mistkerl ist seit Monaten untergetaucht. Wenn wir ihn fragen, wohin er verschwunden ist, sagt er, das gehe uns nichts an.
»Hast du ihn gefunden?« Ich wische mir den Schweiß aus dem Gesicht und hole mein Wasser.
Loren starrt auf den Bildschirm seines Telefons. »Ja und nein.« Er wirft das Gerät auf einen Stapel Handtücher und schüttelt den Kopf. »Wenn er so weitermacht, wird der Coach ihn aus dem Team schmeißen.«
Spider lässt seine Hanteln mit einem Grunzen fallen. »Es gibt nur einen Grund, warum ein Mann mit Football aufhört.« Er setzt sich auf und stützt die Ellbogen auf seine Knie. »Ich brauche dir nicht zu sagen, was der Grund ist.«
Carey nickt.
Loren murmelt: »Scheiße.«
Ich schaue zwischen den dreien hin und her und warte darauf, dass der mysteriöse Grund, über den sie reden, einen Sinn ergibt.
»Da kann man nichts machen«, sagt Carey und drückt Loren die Schulter, als er an ihm vorbei zum Laufband geht.
»Scheiße noch mal, nein.« Spider hebt die Hanteln wieder hoch und lässt sich für ein weiteres Set auf die Bank fallen.
»Was meint ihr?« Ich lehne mich gegen das Squat Rack, während meine drei Freunde mir wissende Blicke zuwerfen. »Drogen? Eine Gang? Strippen? Was?«
»Eine Frau, du Idiot.« Loren war schon immer beschützend gegenüber seinem jüngeren Bruder. Bis jetzt habe ich noch nie gesehen, dass Levi seinem Bruder einen Grund zur Sorge gegeben hätte.
Ich glaube nicht, dass eine Frau Levi so aus der Bahn werfen würde, wie die Jungs andeuten. Vor allem, weil es so viele von ihnen da draußen gibt. Carey, Spider und Loren haben gute Frauen gefunden. Levi hat es nicht nötig, seine Zeit mit einer Frau zu verschwenden, die ihn blockiert, wenn es Hunderte gibt, die ihn und seine Ziele unterstützen würden.
»Scheißdreck.« Loren schnappt sich sein Telefon, tippt mit den Fingern auf den Bildschirm und hält sich das Gerät ans Ohr.
»Oh-oh, er ruft ihn an.« Ich ziehe die Luft durch die Zähne ein.
»Levi«, knurrt Loren. »Wer ist sie? Denn sie sollte besser die verdammte Venus selbst sein, wenn du bereit bist, deine Zukunft im Profifootball aufzugeben …« Seine Stimme verklingt, als er aus dem Kraftraum tritt.
»Jetzt ist Schluss mit lustig, Cousin.« Ich stelle mich wieder unter die Stange für die Squats. »Der Junge muss wieder auf Spur kommen, oder der Kopf seines Bruders wird chirurgisch aus seinem Arschloch entfernt.«
»Apropos Arschlöcher«, sagt Carey, den Blick auf die Wanduhr gerichtet. »Rowan hat für eine kleine Armee gekocht und wollte, dass ich eine Einladung ausspreche.« Seine Miene verfinstert sich.
Seine Frau kocht gern für uns, aber er hasst es, sie und ihre Mahlzeiten zu teilen.
Schade.
»Du weißt, dass ich niemals Nein zu Essen sage«, entgegne ich trotz der Anspannung in meinem Oberkörper und meinen Oberschenkeln, während ich die Stange hochdrücke.
Carey sieht mich finster an. »Du räumst hinterher auf.«
»Das tue ich immer.« Ich stemme die Hantel und hole Luft, bevor ich die Gewichte abnehme.
Ich habe dem unbeholfenen Café-Mädchen gesagt, dass ich sie um fünf Uhr treffen werde. Es ist jetzt fast fünf, und ich muss noch duschen. Oder ich treffe mich einfach mit der Frau mit den strahlenden Augen und dem mittelalterlichen Namen in schweißnasser Kleidung. Ich versuche nicht, sie zu beeindrucken. Und was auch immer es ist, worüber sie mit mir reden will, ich lag mit meiner Überzeugung, dass sie sich zu mir hingezogen fühlt, völlig daneben. Ich bin nicht der Typ Mann, der sich oft blamiert, aber ich gebe zu, dass ich mich mit der Annahme ihres Interesses der Länge nach ins Fettnäpfchen gestürzt habe.
Und es ist ranzig.
Kurz nach fünf Uhr stoße ich die Türen des Fitnessstudios auf und trete in die laue Luft von Los Angeles. Da nicht viele Studenten in der Nähe sind, kann ich sie leicht finden. Sie sitzt auf einer Bank am anderen Ende des Platzes im Schatten des einzigen Baumes. Das ergibt Sinn. Ihre blasse Haut, die langen Ärmel und der bodenlange Hippie-Rock lassen mich vermuten, dass sie entweder an Hautkrebs erkrankt oder ein Vampir ist. Mit dem Kinn auf der Brust ist sie in das vertieft, was auch immer auf ihrem Handybildschirm zu sehen ist, also nehme ich mir einen Moment Zeit, sie eindringlich zu betrachten. Sie sieht genauso aus wie vorhin im Café, nur dass ihr kinnlanges Haar unordentlich zu einem kleinen Pferdeschwanz zurückgebunden ist. Sie kratzt sich an der Schläfe und streicht sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, die sie sich hinters Ohr steckt, ohne den Blick vom Bildschirm zu nehmen.
Ihre winzige Gestalt ertrinkt in dem übergroßen Oberteil und dem langen Rock, ich kann ihre Figur nicht erkennen und wünschte, ich hätte beim ersten Gespräch besser hingesehen. O Gott … sie trägt eine Art orthopädisch aussehender Sandalen in der gleichen mittelbraunen Farbe wie ihr Haar.
Diese Frau ist eine wandelnde Tragödie.
»Sonnenschein«, sage ich mit einem Lächeln.
Ihre goldenen Augen blicken zu mir auf. Sie schreckt zurück.
Ich runzle übertrieben die Stirn. »Freust du dich nicht, mich zu sehen?«
»Du bist verschwitzt.«
Ich neige den Kopf. »Und?«
Sie wischt ihre Handflächen an ihrem langen Rock ab, als ob sie das eklige Gefühl irgendwie von ihren Händen reiben könnte. »Das ist eklig.«
»Schwitzt du nie?«
Ihre Augen weiten sich. »Nicht so.«
»Dann hast du wohl noch nicht den richtigen Mann getroffen.« Ich zwinkere ihr zu, und sie belohnt mich mit einem unschuldigen Erröten. Es würde mich nicht im Geringsten überraschen, wenn Sonnenschein hier noch Jungfrau wäre. »Also, was ist los?«
Sie klemmt ihr Telefon zwischen die Hände und schiebt sie zwischen ihre bedeckten Knie. Ich setze mich neben sie auf die Bank und bin entschlossen abzuwarten, anstatt wie beim letzten Mal voreilige Schlüsse zu ziehen. Meine Achillessehne spannt sich an und krampft. Ich grunze über die Verspannung und drücke meine Finger in die Stelle, reibe kleine Kreise und zwinge sie, sich zu lockern.
Carey und Spider verlassen gemeinsam das Fitnessstudio, und mir entgeht nicht, wie sie mich anstarren. Sie sind es gewohnt, mich mit Frauen zu sehen. Aber nicht so sehr daran, mich mit einer so unscheinbaren Frau wie Sonnenschein zu sehen. »Komm nicht zu spät«, ruft Carey, und sie sind weg.
Sonnenschein kaut auf ihrer Unterlippe und starrt meinen Freunden hinterher.
Ich lehne mich auf der Bank zurück und stelle mich auf eine möglicherweise lange Wartezeit ein. »Willst du was sagen oder …«
»Es tut mir leid …«
»Es muss dir nicht leidtun, komm einfach zur Sache.«
»Ich bin nervös.«
»Was du nicht sagst.« Ich grinse.
Eine Welle von Rot schwemmt ihren Hals hinauf. »Ich wollte dich um einen Gefallen bitten, aber mir ist klar, dass ich dich überhaupt nicht kenne, und ich frage mich, ob ich einen John Sylvan abziehe, indem ich überhaupt hier bin.«
»Einen was?«
»John Sylvan. Erfinder des K-Pods.«
Ich schüttele den Kopf
»Die Kaffeekapseln?«, fragt sie, als wollte sie mein Gedächtnis auf Trab bringen.
»Ich weiß, was ein K-Pod ist. Was ist mit ihm?«
Ihr Lachen ist ein kurzer Ausbruch ohne jeden Humor. »Ähm … dass seine Erfindung der Bequemlichkeit halber jetzt die Mülldeponien mit biologisch nicht abbaubarem Plastik überschwemmt?«
»Ah, du glaubst also, mich um diesen Gefallen zu bitten, könnte langfristig verheerende Auswirkungen auf die Umwelt haben.«
Der trockene, ernste Blick, den sie mir zuwirft, bringt mich zum Lächeln.
»Ist deine Unwissenheit echt, oder bist du absichtlich begriffsstutzig?«
Meine Güte, wer spricht denn so?
Mit einer frustrierten Geste streicht sie sich die lose Haarsträhne, die zu kurz für ihren Pferdeschwanz ist, hinters Ohr. »Ich habe Angst, dass meine Idee in der Theorie gut klingt, aber dass sie am Ende eine Quelle des Bedauerns sein könnte.«
Ich verenge meine Augen. »Warum hast du das nicht gleich gesagt?«
»Ich nehme an, weil ich, wie ich schon sagte, nervös bin.«
Jetzt bin ich an der Reihe zu lachen. »Wenn ich dein größtes Bedauern im Leben bin, würde ich sagen, dass du dich verdammt gut machst, Sonnenschein.«
Sie zeigt das erste Anzeichen eines echten Lächelns, aber es ist so schnell verschwunden, wie es gekommen ist. »Versprichst du mir, dass du dieses Gespräch für dich behältst? Ich kenne dich nicht gut genug, um zu wissen, ob ich dir vertrauen kann. Ich gehe hier ein großes Risiko ein.«
Ich zucke mit den Schultern. »Auch wenn es gestern anders gewirkt hat, bin ich kein Schwachkopf.«
»Das sagst du.« Sie atmet aus, und ich sehe den Moment, in dem sie all ihre Kraft zusammennimmt und ihr Rückgrat stählt. »Jetzt oder nie.«
Ich wackle mit den Fingern, in einer auffordernden Geste. »Schieß los.«
»Da ist dieser Typ«, sagt sie mit einem tiefen Ausatmen, als hätte sie die Luft angehalten. »Ich bin seit dem ersten Studienjahr in ihn verliebt.«
Meine Lippen verziehen sich zu einem breiten Grinsen. Mir gefällt, worauf das hinausläuft. »Mach weiter.«
»Wir haben in den letzten Jahren fünf Kurse zusammen gehabt, und er hat mich nicht einmal angesehen.«
Ich öffne meinen Mund, um ihr zu sagen, dass sie sich wahrscheinlich irrt. Männer neigen dazu, Frauen abzuchecken, mit denen sie Unterricht haben. Aber ich weiß nicht, was schlimmer ist: ihr zu sagen, dass er sie auf jeden Fall begutachtet und beschlossen hat, dass er nicht interessiert ist, oder dass sie nicht interessant genug aussieht, um von ihm bemerkt zu werden. Ich presse die Backenzähne aufeinander und verkneife mir eine Antwort.
»Du denkst, ich übertreibe, aber das tue ich nicht. Er hat nie mit mir gesprochen, mich nicht einmal angeschaut, bis …« Ein weiteres Ausatmen, und ich frage mich, ob sie für dieses Gespräch Sauerstoff bekommen sollte. »Im Café, als du nach meinem Stuhl gefragt hast und wir uns … uns …« Sie schürzt die Lippen.
»Unterhalten haben?«
»Ja. Und als du weggingst, hat er mich angesehen.« Ihr Gesicht leuchtet so hell wie ihre Augen. »Er hat mich wirklich angesehen. Ich habe beobachtet, wie er zwischen dir und mir hin und her geschaut hat, als ob er mich zum ersten Mal sehen würde.«
»Ich freue mich für dich, aber was hat das mit mir zu tun?«
»Das ist ein grundlegendes psychologisches Prinzip. Menschen wollen immer das, was sie nicht haben können.« Ihre Augen funkeln, und sie scheint nicht zu bemerken, dass sie näher an mich herangerückt ist. »Vielleicht ist ein Beispiel aus der Wirtschaft besser.« Sie beißt sich auf die Lippe und denkt nach. »Wahrgenommener Wert. Alleine bin ich unbedeutend. Wenn ich mit einem BSU-Footballspieler spreche, nimmt man mich wahr.«
»Das ist ja furchtbar.« Ich will die Worte für mich behalten, aber es ist zu spät.
Sie schreckt zurück, wird sich bewusst, wie nah sie mir ist, und rutscht zurück auf ihre Seite der Bank.
»Ich verstehe, was du sagst, aber das ist verdammt ekelhaft. Warum willst du überhaupt einen Typen, der nicht weiß, dass du existierst, bis er dich mit einem anderen sieht?«
Sie runzelt die Stirn, als hätte sie sich die Frage noch nie gestellt. »Ich dachte wohl, wenn er sich die Zeit nimmt, mich kennenzulernen, würde er erkennen, wie viel wir gemeinsam haben. Vielleicht würde er mich kennenlernen wollen, wenn er mich als begehrenswerten Menschen und nicht nur als einen Sack Kohlenstoff sehen würde.«
Verdammt, ist das deprimierend.
Obwohl sie recht hat. Sonnenschein ist nicht die Art von Frau, die auffällt. Die Art von Frau, die in einem überfüllten Raum bemerkt wird. Sie ist klein, ruhig und tritt in den Hintergrund. Aber sie ist nicht unattraktiv, und bei näherer Betrachtung würde ich sagen, dass sie sogar süß ist. Von dem, was ich von ihrem Körper sehen kann, was zugegebenermaßen sehr wenig ist, hat sie Potenzial. Verdammt, sogar ich bin neugierig, was sich unter dem ganzen Stoff verbirgt.
»Ich weiß, was du denkst«, sagt sie.
»Das bezweifle ich.« Wenn sie das täte, würde sie nicht immer noch hier sitzen.
Ihr Blick verengt sich. »Du fragst dich, was du im Gegenzug bekommen würdest.«
Ich halte eine Hand hoch. »Langsam. Du willst von mir, dass ich mit dir von diesem Kerl gesehen werde? Das ist der Gefallen?«
Sie versteift sich und nickt heftig. »Ja, aber nicht umsonst.«
Ich lehne mich nach vorne, die Ellbogen auf die Knie gestützt, den Kopf in den Händen.
»Ich werde dich bezahlen. Tausend Dollar für einen Monat.«
Ich drehe meinen Kopf. »Du machst Witze.«
Panik flackert in ihren Augen auf. »Zweitausend.«
»Leck mich fett«, stöhne ich.
»Drei!«
Ich breche in Gelächter aus, weil das die einzig vernünftige Reaktion ist.
»Ich meine es ernst«, sagt sie mit fester Stimme.
»Warum sprichst du nicht einfach mit ihm? Hast du das jemals in Betracht gezogen?«
Sie räuspert sich, und das winzige Kinn zieht sich tiefer an ihre Brust. »Ich versuche es. Aber ich habe mich so lange gedanklich mit ihm beschäftigt, dass meine Zunge nicht mehr funktioniert, sobald er in der Nähe ist.«
Ich widerstehe dem Drang, einen Witz über die Fertigkeiten ihrer Zunge zu machen.
»Und was ist, wenn es nicht klappt?«
Sie zuckt mit den Schultern. »Dann habe ich es wenigstens versucht.«
Der niedergeschlagene Ton in ihrer Stimme bringt mich aus dem Konzept. Ich fühle tatsächlich mit ihr. »Du willst nur, dass ich mit dir gesehen werde?«
Sie rutscht nervös hin und her, ihre Hände graben sich tiefer in ihren Rock. »Ja, das sollte genügen.«
»Das wird es nicht.«
Ihr Blick wandert von ihren geballten Fäusten zu meinem Gesicht. »Warum nicht?«