Las Vegas Kings - Betting on her - Kelly Collins - E-Book

Las Vegas Kings - Betting on her E-Book

Kelly Collins

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Beschreibung

Liebe ist ein Spiel. Aber was, wenn der Einsatz dein Leben ist?

Katya Petrenkos Zukunft wurde entschieden: Sie wird den Mann heiraten, den ihr Vater für sie ausgesucht hat, oder den Preis zahlen. Ihr Zukünftiger ist ein berüchtigter russischer Killer, und ganz oben auf seiner Abschussliste steht Matt Wilde, der Mann, der ihr vor Jahren das Herz gestohlen hat.

Matt Wilde wurde in eine Mafia-Familie geboren. Das ist alles, was er kennt. Doch nach drei Jahren im Gefängnis ist er entschlossen, sein Casino sauber zu halten - bis die Probleme auftauchen, gehüllt in ein rotes Kleid und killer Highheels.

Sie ist die Frau, die er liebt, und gleichzeitig die Tochter des Mörders seines Vaters. Manchmal ist Liebe einfach nicht genug ... Die Geschichte der Wilde-Brüder geht weiter!

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Inhalt

CoverGrußwort des VerlagsÜber dieses BuchTitelWidmungKapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9Kapitel 10Kapitel 11Kapitel 12Kapitel 13Kapitel 14Kapitel 15Kapitel 16Kapitel 17Kapitel 18Kapitel 19Kapitel 20Kapitel 21Kapitel 22Kapitel 23Kapitel 24Über die AutorinWeitere Titel der AutorinImpressum

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Über dieses Buch

Katya Petrenkos Zukunft wurde entschieden: Sie wird den Mann heiraten, den ihr Vater für sie ausgesucht hat, oder den Preis zahlen. Ihr Zukünftiger ist ein berüchtigter russischer Killer, und ganz oben auf seiner Abschussliste steht Matt Wilde, der Mann, der ihr vor Jahren das Herz gestohlen hat.

Matt Wilde wurde in eine Mafia-Familie geboren. Das ist alles, was er kennt. Doch nach drei Jahren im Gefängnis ist er entschlossen, sein Casino sauber zu halten – bis die Probleme auftauchen, gehüllt in ein rotes Kleid und killer Highheels.

Sie ist die Frau, die er liebt, und gleichzeitig die Tochter des Mörders seines Vaters. Manchmal ist Liebe einfach nicht genug …

Die Geschichte der Wilde-Brüder geht weiter!

KELLY COLLINS

LAS VEGAS

KINGS

Betting on her

Aus dem amerikanischen Englisch von Stephan Bellem

Für jedes Mädchen, das seine innere Göttin entdecken möchte.

Kapitel 1

Vom Balkon im zweiten Stock blickte ich auf die Gärten unter mir. Rote und gelbe Rosen in voller Blüte verbreiteten einen süßen und traurigen Duft. Meine Mutter hatte ihre Rosen geliebt. Sie hatte sie so sehr geliebt, dass sie sich sogar von ebendiesem Balkon in sie gestürzt hatte. Wenn ich die Augen schloss, sah ich noch immer ihren leblosen Körper inmitten der Schönheit der Rosen.

Die italienischen Halbschuhe meines Vaters klackten über den gefliesten Fußboden im Erdgeschoss, und das Geräusch hallte durch das große Foyer. Die massive Eingangstür knallte hinter ihm zu. Russisch sprudelte aus seinem Mund, als wäre ein Damm in schwerem Sturm gebrochen. Er wusste nicht, dass der Sturm gerade erst begonnen hatte. Ich hatte gerade erst begonnen, und meine Wut und mein Schmerz wirbelten um mich herum wie ein Orkan – wie ein Sturm der Klasse drei, der sich zu einer katastrophalen Fünf aufbaut.

Ich rannte aus dem Zimmer, das ich seit dem Tod meiner Mutter vor siebzehn Jahren nicht mehr betreten durfte. Erst vor Kurzem hatte ich den Schlüssel gefunden, versteckt in der Erde einer Topfpflanze. Unsere Haushälterin Darya hatte ihn vor meinen Augen in der Erde vergraben.

»Dein Vater will nicht, dass du in ihr Zimmer gehst.« Sie blickte über die Schulter, um sich zu vergewissern, dass niemand zusah oder zuhörte. »Ich finde, ein Kind sollte nicht von seiner Mutter getrennt werden, egal ob sie lebt oder tot ist, und dieses Zimmer ist alles, was von ihr übrig ist.« Sie hob den Finger an die Lippen zu einem stillen »Pst«.

Die Schuhe in der Hand, schlich ich auf Zehenspitzen den Flur entlang. Ich hatte es kaum bis zu meiner Zimmertür geschafft, als er brüllte: »Katya, komm und lerne deinen zukünftigen Mann kennen.«

»Ich bin gleich da«, rief ich mit meiner süßesten Stimme, während ich mir ein Messer an den Oberschenkel schnallte.

Wenn ich es verhindern könnte, würde Sergej Volkov niemals mein Ehemann werden. Sein Ruf eilte ihm voraus. Er galt als gut aussehend, aber tödlich und war die Art von Mann, die gemeinhin nicht als einfach galt. Warum mein Vater ihn ausgewählt hatte, konnte ich nicht sagen. Vielleicht hatte er es nicht getan, und die russische Mafia hatte Yuri dazu gebracht. Mein Vater mochte das Sagen über die Geschäfte in Las Vegas haben, aber die Bratva hatte das Sagen über ihn.

War Sergej meine Strafe dafür, dass ich Alex Wilde nicht zum Altar geführt hatte? Irgendetwas sagte mir, dass die Strafe nicht für mich bestimmt war, sondern für meinen Vater. Am Ende würde ich den Preis für sein Versagen zahlen. Ich war eine Frau und hatte keinen Wert, außer im Handel. Auf dem Filz eines Pokertischs wäre ich der Hundert-Dollar-Chip. Mein Wert war gering, es sei denn, man konnte mich ausspielen, um die Gewinnchancen im großen Spiel zu erhöhen.

Ohne Zweifel hatte das Heimatland Sergej geschickt, was bedeutete, dass die russische Bruderschaft nicht damit zufrieden war, wie mein Vater die Dinge in Sin City leitete. Wie sollten sie auch? Er hatte seine Allianz mit den Wildes verloren, als Alex Faye heiratete. Wenn man dann noch den Tod von Dima, seinem Stellvertreter, und den Gefängnisaufenthalt meines Bruders hinzunahm, ergab das kein Bild eines Mannes, der in der Lage war, irgendetwas zu leiten.

Sergej war nach Las Vegas gekommen, um zu spielen, und ich war die erste Wette. Mein Vater bot mich wie ein zusätzliches Zimmer in einem erstklassigen Hotel an.

Meine Stilettos klackten über den Marmorboden. Ich warf einen Blick über das Eisengeländer, um einen möglichen Blick auf meinen zukünftigen Besitzer zu werfen. Da stand er, nicht weniger als zwei Meter groß, mit so breiten Schultern, dass er seitlich durch die Tür gehen musste. Ich war froh, diesen einen Moment zu haben, um ihn unbemerkt zu mustern, und katalogisierte so viel ich konnte über ihn. Wenn Shrek und Dwayne Johnson ein Baby bekämen, würde es wie Sergej aussehen. Shreks Körperbau und Dwaynes Äußeres. Ich mochte zwar große, imposante Männer, doch dieser Mann jagte mir eine Heidenangst ein. Ganz in Schwarz gekleidet, von seinem perfekt gebügelten Hemd bis zu seinen Budapestern, verkörperte er den perfekten Mafioso.

Ich erkannte das Böse, wenn ich es sah. Es versteckte sich stets im Blick. Augen, die leblos waren. Keine Freude versprühten. Niemals auch nur einen Funken Mitgefühl zeigten. Fast fünfundzwanzig Jahre lang hatte ich unter der Macht und Kontrolle meines Vaters gelebt, und nun würde meine Leine an einen Mann übergeben werden, der für seine Grausamkeit bekannt war.

Als meine Mutter noch gelebt hatte, war alles anders gewesen. Ihre Liebe milderte unser hartes Leben. Sie war Sonnenschein und Glück und Freude, aber in den letzten siebzehn Jahren hatte ich im Schatten der Dunkelheit gelebt. Ich habe meine Mutter sowohl gehasst als auch geliebt für das, was sie getan hat, aber ich konnte nie verstehen, wie eine Frau mit zwei Kindern so egoistisch sein konnte, sich das Leben zu nehmen und uns hier zurückzulassen. Jetzt verstand ich. Der Tod war das kleinere von zwei Übeln.

Meine zitternde Hand umklammerte das schmiedeeiserne Geländer, als ich die Treppe hinunterstieg. Mein inneres Kind weinte um das Leben, das ich hätte haben können, und um das Leben, das mir bevorstand.

Auf halbem Weg die Treppe hinunter hob Sergej den Kopf. Seine eiskalte Miene verriet nichts. Seine onyxfarbenen Augen musterten mich von Kopf bis Fuß, als würde er eine Bestandsaufnahme machen.

Am Fuß der Treppe blieb ich stehen und wartete auf die formelle Vorstellung. Mein Vater ging auf mich zu. Mit der Hand in meinem Rücken schob er mich vorwärts. Ich stolperte über meine zehn Zentimeter hohen Absätze und wäre auf den unnachgiebigen Boden gefallen, wenn Sergej mich nicht am Ellbogen festgehalten hätte, um mich zu stützen.

»Das ist Katya, deine Verlobte.« Seine Worte klangen rau wie das Bellen eines tollwütigen Hundes.

Ich wollte Sergej sagen, dass er die Heirat vermeiden könnte, wenn er sich jetzt umdrehte und ging, aber ich wusste, dass der Mann, der vor mir stand, nicht wegen mir hier war. Ich sah mich im Haus um – einer Villa, um genau zu sein. Über zwölfhundert Quadratmeter prätentiöser Luxus. Nein, Sergej war deswegen hier. Ich war nur die Eintrittskarte.

Er beugte sich vor und küsste mich auf die Wange. »Ti takaya krasivaya.«

»Danke.« Obwohl seine Worte sagten, dass ich schön war, erwärmte nichts das Eis in seinen Augen.

»In meinem Haus sprechen wir Russisch«, warnte mich mein Vater.

Sergej legte seinen Arm um meine Schultern und zog mich an seine Seite. »Meine zukünftige Braut ist klug genug, Englisch zu sprechen. Wir sind doch in Amerika, nicht wahr?« Er sah meinen Vater an. »Yuri, du kannst sprechen, was du willst, aber Katya und ich werden Englisch reden.«

Wenn ich nicht so viel Angst vor einer Ohrfeige gehabt hätte, hätte ich gelacht. Hier war ein Mann, der der Stellvertreter meines Vaters war, aber er benahm sich, als sei er der König und mein Vater der Bauer.

In perfektem Englisch sagte mein Verlobter: »Dann wollen wir uns mal besser kennenlernen.« Er wandte sich von meinem Vater ab und begleitete mich zur Haustür hinaus. Ich wartete darauf, dass mein Vater etwas über die Respektlosigkeit von Sergej sagen würde. Man hatte uns nicht erlaubt zu gehen, doch uns folgte nur Schweigen.

Als wir die Treppe hinunter und sicher auf dem Weg zum Pool und den Gärten waren, fragte ich: »Denkst du, es ist klug, den Bären zu reizen?«

»Was bedeutet es, den Bären zu reizen?«

»Du solltest meinen Vater nicht verärgern. Er ist kein netter Mann.«

Sergej lachte. »Denkst du, ich bin nett?« Er hob eine Braue – eine perfekt gezupfte Braue. Seltsam für einen Mann, der wahrscheinlich kleine Kinder zum Frühstück und Teenager zum Mittagessen verschlang. »Ich bin nicht hier, um mich mit deinem Vater anzufreunden.«

»Du wirst für ihn arbeiten.«

»Das werden wir sehen.« Sergej kicherte. Es war ein warmes, grollendes Geräusch, das zu jeder anderen Zeit beruhigend gewesen wäre, aber nicht jetzt. Sergej hatte einen Plan. Er war aus einem bestimmten Grund nach Amerika gekommen, allerdings nicht, um mich zu heiraten. »Jetzt zeig mir unser Zuhause.«

Die Art und Weise, wie er »unser Zuhause« sagte, bestätigte, dass Sergej sich niemandem unterordnen würde.

Wir liefen durch die Gärten zum Poolhaus. Meine Manolos sahen zwar toll an meinen Füßen aus, aber sie waren nicht für lange Spaziergänge gedacht. Es waren Sitzschuhe. Für die Art von Frau, die ihre Füße zur Seite streckte, sodass der Schlitz in ihrem Kleid den Blick von den Stöckelschuhen auf den Spitzenrand ihrer halterlosen Strümpfe lenkte.

Wir setzten uns an den von einem Schirm beschatteten Tisch, und ich tat genau das. Ich schob den Saum meines lilafarbenen Kleides zur Seite, doch Sergejs Blick wich nie von meinem Gesicht. Der Seitenschlitz zeigte zwar eine obszöne Menge an Haut, aber das schien ihn nicht zu stören. Nein, Sergej hatte kein Interesse an mir.

Ich wollte den Mann zwar nicht heiraten, aber ich wollte, dass er mich wollte. Die Kunst der Verführung war meine einzige Superkraft. Wenn ich Sergej dazu bringen konnte, mich zu wollen, hatte ich zumindest eine gewisse Kontrolle über meine Ehe. Wenn nicht, konnte ich genauso gut gleich vom Balkon springen.

»Ich glaube, dass Ehrlichkeit der beste Weg in einer Ehe ist, du nicht?«, fragte er.

Während ich mit dem Kopf nickte, musste ich innerlich lachen. Ehrlichkeit brachte einen ins Grab, genauso wie Lügen. Es gab keine richtige Antwort. Der Unterschied lag in der Wahl. Ehrlichkeit würde dich schneller töten. Die Lüge war wie ein giftiges Insekt, das immer wieder zustach, bis das Gift so tief in den Körper eindrang, dass man sich davon nicht mehr erholte.

Lass niemals deine rechte Hand wissen, was deine linke Hand tut, pflegte meine Mutter zu sagen. Das Zusammenleben mit meinem Vater machte sie zur besten aller Lügnerinnen. Wer hatte schon geahnt, dass sie, während sie lächelte und meine achte Geburtstagsparty organisierte, ihren Tod plante?

Wenn Sergej Ehrlichkeit wollte, würde ich sie ihm geben; zumindest wäre mein Elend schnell vorbei, wenn er mir den Hals umdrehen würde.

Ich setzte mich kerzengerade auf und straffte meine Schultern. Ich war eine Petrenko, und auch wenn das nicht viel über meine Integrität aussagte, so sagte es doch viel über meine Stärke aus. Ein Mädchen konnte nicht zu lange mit einem Teufel zusammenleben und nicht stark werden. »Ich will dich nicht heiraten.«

Er hob seine Hand. Ich bereitete mich auf den Schlag vor, aber stattdessen fasste er mir an die Wange und lächelte mich an. »Ich dich auch nicht.« Er sah mich von oben bis unten an. »Du bist zwar attraktiv, aber nicht mein Typ.«

»Warum heiratest du mich dann überhaupt?«

Er ließ die Hand sinken und lehnte sich im Sitz zurück. Er schien sich um nichts in der Welt Sorgen machen zu müssen. »Das bringt mich dem Preis näher.«

Vor mir lag das weitläufige Anwesen. Ein Pool im Stil eines Resorts – inklusive Wasserfall. Es war ein einziger Superlativ. Dazu noch ein Parkservice und ein Portier, und niemand würde erkennen, dass es sich nicht um ein Fünf-Sterne-Hotel handelte. Wir hatten jede Menge Personal, das vom Gärtner bis zum Küchenchef alles umfasste.

»Du willst das?« Ich zeigte auf den Pool, die Gärten und das Haus. Eine Rauchspirale stieg von der Terrasse des Hauptschlafzimmers auf. Es war unmöglich, dass Yuri Petrenko nicht zusah. »Dafür musst du ihn zuerst töten.«

Sergej stand auf und reichte mir die Hand. »Vielleicht. Ich halte mir alle Optionen offen.« Er drehte meinem Vater den Rücken zu und beugte sich vor, als wollte er mich küssen, aber er tat es nicht. »Es wäre klug, dasselbe zu tun.«

Liebe, Hass und Loyalität kämpften in mir. Sollte ich meinem Vater sagen, dass Sergej ihn möglicherweise töten wollte? Hatte er eine Warnung überhaupt verdient? Vincent Wilde hatte keine bekommen, bevor er auf dem Bürgersteig vor dem Old Money Casino erschossen worden war. So hatte dieser ganze Schlamassel angefangen. Mein Vater konnte sich nicht mit dem zufriedengeben, was er hatte. Er wollte mehr, und das ohne Rücksicht auf die Konsequenzen.

Der Gedanke ans Old Money weckte Erinnerungen an Matt. Er war der erste Mann, der mir ohne Erwartung geholfen hatte. Bald würde ich ihm die Wahrheit sagen müssen. Er hatte drei Jahre im Gefängnis verbracht, weil ich ihn dorthin gebracht hatte.

»Wo bist du nur mit deinen Gedanken, Kleines?« Sergej strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Welch Ironie, dass seine sanfte Berührung zweifellos in der Lage wäre, meinen Schädel mit einem einzigen Druck zu zerquetschen.

»Ich frage mich nur, was aus meinem Leben werden soll. Was in dieser Ehe von mir erwartet wird.«

Wir gingen auf das Haus zu. »Du wirst mir einen Sohn schenken. Danach ist es mir egal, was du tust. Sei einfach diskret.«

Seine Worte hielten mich auf. »Du würdest mir einen Liebhaber erlauben?«

»Gib mir, was ich will, und ich lege dir die Welt zu Füßen.«

»Und wenn ich dein Herz wollte?« Ich wollte es nicht. Ich könnte einen Mann wie Sergej niemals lieben. Sein Fokus lag auf Geld und Macht. Die Liebe war wie ein Einhorn. Jeder suchte nach ihr, aber sie blieb oft unerreichbar.

»Du bekommst mein Herz nur, wenn du es mit dem Messer, das an deinem Oberschenkel befestigt ist, herausschneidest.«

Ich strich mit der Hand über den Rock meines Kleides. »Woher weißt du das?«

»Es war nur eine Vermutung, aber es gefällt mir.«

Hatte es ihm gefallen, dass ich mich selbst geschützt hatte oder dass ich das Gefühl hatte, es tun zu müssen? »Vertrauen ist nicht leicht für mich.«

»Das sollte es nicht.« Er presste seine Lippen auf meine Stirn. »Vertraue niemandem.«

»Nicht einmal dir?«

»Vor allem mir nicht.«

Ich konnte nicht behaupten, dass er mich nicht gewarnt hätte. Sergej Volkov war sich über seine Absichten im Klaren. Er kam hierher, um zu gewinnen. Wenn alles gesagt und getan wäre, würde er alles haben. Ihm würde dieses Haus gehören, das Petrenko-Business, und er würde mich besitzen.

Ich konnte nichts dagegen tun, außer einen Kopfsprung vom Balkon zu machen, doch ich war nicht meine Mutter, und ich weigerte mich, so schwach zu sein, einen Mann für mich entscheiden zu lassen. Es musste einen Ausweg aus dieser Sache geben. Ich würde ihn finden, und wenn es das Letzte war, was ich tat.

Auf dem Kopfsteinpflaster unter dem Balkon meines Vaters drehte sich Sergej zu mir um. »Wir werden die Details ausarbeiten, aber für den Moment besiegeln wir es mit einem Kuss.«

Das Grauen durchfuhr mich. Ich hatte keine Ahnung, wie ich eine Ehe mit einem Mann, den sie den Stier nannten, überstehen sollte. Als ich aufblickte und meinen Vater sah, der uns mit Hass in den Augen ansah, beschloss ich, ihm die Show zu bieten, die er erwartete. Er hatte diese Situation geschaffen, und wir würden beide mit den Konsequenzen leben müssen. Da war der Teufel, den ich kannte, auf dem Balkon und der Teufel, den ich heiraten sollte. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich keine Ahnung, wer schlimmer sein würde.

Sergej presste seine Lippen auf meine. Der Kuss war völlig falsch. Da war keine Leidenschaft. Es gab kein Verlangen, aber ich täuschte es vor, denn das war es, was ich am besten konnte. Ich öffnete meinen Mund für ihn. Als seine Zunge meine berührte, hielt ich die Galle zurück, die mir in die Kehle stieg. Meine Augen schlossen sich, und ich stellte mir Matt Wilde vor. Dies würde unsere erste leidenschaftliche Begegnung sein, und er war nicht anwesend. Ich fragte mich, als ich den Kuss vertiefte und mit meinen Händen den Rücken meines Verlobten bis zu seinem kurz geschnittenen Haar hinauffuhr, ob er wusste, dass ich in meinen Gedanken nicht ihn küsste. Sergejs Lippen waren nur ein Hilfsmittel. In meinem Kopf und in meinem Herzen war Matt bei mir.

Kapitel 2

Du kannst den Mann aus der Mafia herausnehmen, aber am Ende wird er immer ein Mafioso bleiben. Ich saß im Ledersessel meines Vaters, schaute mich in seinem Büro um – meinem Büro – und fragte mich, ob ich jemals in der Lage sein würde, gesetzestreu zu sein.

Vincent Wilde war ein Arschloch gewesen. Er schlug seine Kinder, misshandelte seine Frau und nahm sich, was er wollte und wann er wollte. Das machte ihn in den Augen aller zu einem schlechten Menschen. Er war mein Vater, und das gab ihm in meinen Augen einen gewissen Spielraum. Ohne ihn würde ich nicht hier in seinem Stuhl sitzen und ein Multimillionen-Dollar-Hotel und Casino leiten.

Liebe und Respekt sind zwei verschiedene Dinge. Ich habe meinen Vater nicht geliebt, aber er hatte meinen Respekt gefordert. Wie hätte ich über seinen Mord hinwegsehen sollen? Uns wurde beigebracht, dass jede Aktion eine Reaktion nach sich zog. Jede Entscheidung hatte eine Konsequenz. Jemand musste für den Mord an meinem Vater bezahlen. Ich rieb mir die Narbe unterhalb meines rechten Brustkorbs. Sie würde mich ständig daran erinnern, dass Yuri Petrenko zu viel Macht besaß.

Ich lehnte mich in den weichen Lederkokon zurück und beobachtete die Monitore an der Wand. Fünfzehn Bildschirme, die alle paar Minuten von Tischspielen zu Spielautomaten und zu den Bars, Clubs und Restaurants im Old Money Casino wechselten.

Ein leises Klopfen an der Tür lenkte meine Aufmerksamkeit auf sich.

»Kommen Sie herein.« Ich setzte mich auf, richtete meine Krawatte und glättete das Revers meines neuen Jacketts. Ich hatte in den letzten Wochen verschiedenste Veränderungen durchgemacht. Die orangefarbenen Klamotten aus dem Gefängnis und der Krankenhauskittel, der meinen Hintern zeigte, waren verschwunden. An ihre Stelle war ein maßgeschneiderter Anzug getreten.

»Ich gehe runter in den Coffee Shop in der Lobby. Möchten Sie etwas?«, fragte Mrs. Price.

»Überraschen Sie mich.« Ich hatte seit Jahren keine anständige Tasse Kaffee mehr getrunken.

»Wenn ich Ihnen nichts mitbrächte, wäre es wohl eine ziemliche Überraschung«, scherzte sie.

»Aber Sie bringen mir etwas, weil Sie hierher gekommen sind, um zu fragen, was bedeutet, dass Sie entweder einfach nur Ihren Job machen oder besonders nett sind, weil Sie eine Gehaltserhöhung wollen.«

»Kaffee holen ist nicht mein Job. Was eine Gehaltserhöhung angeht, so würde ich nie ein wohlverdientes Gehalt ablehnen, aber in diesem Fall war ich rücksichtsvoll.« Sie schloss die Lücke zwischen uns und zerrte an dem Windsor-Knoten an meinem Hals. »Sie sind wirklich aus der Übung. Muss ich sie alle für Sie binden und wie Schlingen im Schrank hängen lassen, damit Sie sie nur noch anlegen und daran ziehen müssen?« Was sie genau jetzt tat.

»Würden Sie das machen?« Ich bekam meine Antwort mit einem Schlag auf den Kopf. Mrs. Price war mehr als nur eine Sekretärin. Sie gehörte zur Familie. »Hey, vergessen Sie nicht, dass Sie für mich arbeiten.«

Sie lachte. »Reden Sie sich das nur ein. Sogar Ihr Vater hat diesen Unsinn geglaubt.« Sie drehte sich um und ging zur Tür. »Bringen Sie sich nicht in Schwierigkeiten, während ich weg bin.«

Ich fragte mich, ob sie das Glitzern in meinen Augen sah, das sagte, dass Vergeltung bevorstand.

»Ich sollte es schaffen, nicht ins Gefängnis zu kommen, während Sie weg sind.«

Sie ging, und ich klappte meinen neuen Laptop auf. Meine Finger glitten über die Tastatur, als würden sie sie als ihr Zuhause erkennen. Ich war eingerostet, aber ich würde nicht lange brauchen, um meine Fähigkeiten wiederzuerlangen. Ich würde mein Handwerk verfeinern müssen, um mich an Yuri zu rächen. Er hatte mir so viel weggenommen. Der Bastard hatte mich drei Jahre meines Lebens gekostet, als er mich wegen Geldwäsche an das FBI verraten hatte – seines Geldes. Es gab keinen Zweifel daran, dass Yuri für den Tod unseres Vaters verantwortlich war. Hinzu kam der Anschlag im Gefängnis, der mich fast umgebracht hätte, und es war klar, dass Yuri Petrenko für seine Verbrechen bezahlen musste.

Die Tasten klickten unter meinen Fingerspitzen, bis der Bildschirm blinkte, und ich konnte nicht glauben, was ich sah. Hatte sie ihren Computer für mich ungeschützt gelassen? Katya wusste es besser, als einen Zugang offen zu lassen. Ihre Hacking-Fähigkeiten waren zwar nicht so ausgefeilt wie meine, aber sie war sehr geschickt. Sie hatte es geschafft, ihrem Vater Hunderttausende von Dollar zu stehlen, bevor er es bemerkte. Das war das Verbrechen, das mich auf Yuris Radar gebracht hatte.

»Was machst du da, Katya?«, flüsterte ich zu niemandem. Ich übernahm ihre Kamera und zoomte heran. Sie saß in ihrem lila Kleid auf dem Bett und hatte den Kopf in den Händen vergraben. Als sie sich aufrichtete, war ihr Gesicht von Wimperntusche gezeichnet, und Tränen liefen ihr über die Wangen. Das war nicht die Katya, die ich kannte. Die Frau, von der ich wusste, dass sie dich eher abstechen würde, bevor sie zulassen würde, verletzt zu werden. Es hatte sich so viel verändert, während ich weg war.

Ich hatte schon immer eine Schwäche für die hübsche kleine Blondine gehabt; deshalb hatte ich sie auch nicht bei ihrem Vater verpfiffen, als ich herausfand, dass sie ihn bestohlen hatte. Das und die Tatsache, dass sie meinen Bruder hatte heiraten sollen. Es war eine Ehe, die die Familien verbinden und einen Krieg zwischen zwei rivalisierenden Syndikaten beenden sollte.

Ihr Diebstahl war ihr Plan B gewesen. Ich war mir nicht sicher, ob sie das Geld brauchte, um ihrem Leben mit Yuri zu entkommen oder um meinen Bruder zu heiraten. Sie hatte Alex nie geliebt, und er liebte sie nicht, aber die Chemie zwischen uns stimmte auf jeden Fall. Jedes Mal, wenn wir zusammen waren, funkte es blanke Drähte. Die Anziehungskraft zwischen uns wurde jedes Mal stärker, wenn wir uns trafen. Das Problem war nur, dass es nie ein »wir« geben konnte, weil sie eine Petrenko und die Verlobte meines Bruders gewesen war. Das alles änderte sich, als Alex Faye heiratete und den Vertrag brach.

Trotzdem gab es keine Möglichkeit, dass wir jemals mehr als ein Abenteuer zwischen den Laken sein würden. Sie war immer noch eine Petrenko, und ich war ein zweitgeborener Sohn, der ihrem Vater nichts zu bieten hatte. In unserer Welt waren wir wie zwei Hunde, die hinter demselben Knochen her waren. Wir konnten zwar für kurze Zeit in der Welt des anderen existieren, aber irgendwann würde der eine den anderen verschlingen.

Ich starrte einige Minuten lang auf den Bildschirm und fragte mich, was diese Frau zum Weinen bringen würde, dann erinnerte ich mich an ihre Aussage beim Mittagessen am Vortag. Sie sagte, sie müsse Sergej Volkov heiraten, wenn sie ihn nicht vorher umbringen könnte. Hatte sie es getan?

Es war eine einfache Aufgabe, wenn sie nah genug herankam. Ich hatte gehört, dass sie geschickt mit dem Messer war. Wenn man dazu noch bedachte, dass sie eine Petrenko war und ihr zweifellos ein Empathie-Gen fehlte, bestand kein Zweifel, dass sie die Heirat mit einer sehr scharfen Klinge verhindern konnte. Schlimmstenfalls könnte sie es meinem Bruder gleichtun und einen anderen heiraten. Aber das würde wahrscheinlich damit enden, dass sie und ihr neuer Mann unter der Erde liegen würden.

Ich zoomte heraus und sah mir ihr Zimmer an. Es gab ein großes Bett und eine übertrieben altmodische Einrichtung. War das ihr Stil, oder war sie einfach eine Gefangene in ihrem Haus?

Die Tür ging auf, und ich schloss den Computer. Es machte keinen Sinn, sich beim Spionieren erwischen zu lassen. Als ich aufblickte, war es nicht Mrs. Price mit Kaffee, sondern mein Bruder Alex.

»Willst du den Stuhl zurück?« Er war der Älteste und sollte eigentlich das Familienunternehmen leiten. Das Problem war, dass Alex keine Leidenschaft fürs Glücksspiel hatte. Er mochte es, Immobilien zu entwickeln. Er war immer auf der legalen Seite der Dinge geblieben. Ich hingegen liebte die schäbige Seite des Geschäfts. Glücksspiel ist ein Geschäft mit Zahlen und Fäusten. In beidem war ich gut.

Er nahm vor dem Schreibtisch Platz. »Ich wollte nur sehen, wie dein erster Tag zurück so läuft.« Er blickte zur Tür, wo Sam am Rahmen lehnte.

Was Leibwächter anbelangte, war Sam gut. Er schien zu jeder Sekunde des Tages zu wissen, wo ich war. Groß wie sein Bruder Tony, war er kaum zu übersehen. Er war verdammt einschüchternd, aber irgendwie blieb er ruhig und ging mir aus dem Weg.

»Ich bin froh, dass du meinen Rat befolgt hast«, sagte Alex.

»Du hast mir ja keine große Wahl gelassen. Ich musste einen Schläger anheuern oder dich als Schatten haben.«

»Die Sache mit Yuri ist noch nicht vorbei.«

Es hat gerade erst angefangen. »Was ist der Plan für Yuri?« Ich hoffte, dass es einen Plan gab, aber tief im Inneren wusste ich, dass es keinen geben würde. Das Leben in der Mafia war ein Alles-oder-Nichts-Unterfangen. Man konnte den Abzug nicht nur halb durchdrücken und dann das Ergebnis bekommen, das man wollte.

»Kein Plan. Wir sind raus. Wir müssen Yuri der Polizei überlassen. Pass einfach auf dich auf.«

Ich schlug mit der Faust auf den Schreibtisch. Der Becher mit den Stiften fiel um, und einige rollten von der Tischplatte auf den Fliesenboden. Sam trat in den Raum und begutachtete die Situation, bevor er durch die Tür zurücktrat. »Du kannst ihn nicht mit seiner Tat davonkommen lassen. Er hat unseren Vater getötet. Verdammt, er hat fast deine Frau umgebracht, und er hat versucht, mich umzubringen. Für mich sind das drei Strikes, und das bedeutet, er ist raus.«

Alex atmete tief ein und langsam wieder aus. »Agent Holt arbeitet daran.«

»Richtig, und deshalb sitzt sein Sohn Mikhail jetzt im Gefängnis und nicht Yuri. Wie lange werden alle anderen für seine Verbrechen bezahlen? Zur Hölle, sogar seine Tochter wird den Preis dafür zahlen müssen. Hast du eine Ahnung, wer Sergej ist?« Ich öffnete meinen Computer, um nach dem russischen Gangster zu suchen, und hielt inne, als ich auf den Bildschirm blickte. Vor der Tastatur saß eine fast nackte Katya. Vielleicht lag es daran, dass ich die letzten drei Jahre im Gefängnis verbracht hatte, aber ihre kleinen spitzenbedeckten Brüste waren perfekt. Ein Schock der Erkenntnis durchzuckte mich und landete zwischen meinen Beinen. Ich musste dringend Sex haben, und zwar schnell.

»Willst du mir etwas zeigen?«, fragte mein Bruder und stand auf.

Ich schloss das Bild und tippte den Namen Sergej Volkov ein. Es erschienen keine Bilder, aber es gab eine Menge Informationen über den Mann. Er wurde »der Stier« genannt und hatte den Ruf, sich durchzusetzen. Er war in den Reihen der Bratva schnell aufgestiegen. Es wurde behauptet, er sei der Drahtzieher hinter der Auslöschung einer ganzen Organisation in Dublin gewesen, weil er die Iren für minderwertig hielt. Er war das russische Äquivalent zu Denzel Washingtons Hauptrolle in »Equalizer«, nur dass er keine Robin-Hood-Tendenzen hatte. Es hieß, was Sergej wollte, bekam er auch.

Ich drehte den Bildschirm zu meinem Bruder um. »Er ist hier, und er ist hinter etwas her. Katya ist nur ein Teil des Puzzles. Sie ist ein Weg hinein, aber wenn er erst einmal da ist, was passiert dann mit ihr?«

Alex knöpfte sein Jackett auf und lehnte sich im Stuhl zurück. »Läuft da was zwischen dir und Katya?« Sein Blick wich nicht von dem Bildschirm, und ich fragte mich, ob ich es irgendwie geschafft hatte, ihr Zimmer wieder zum Leben zu erwecken, aber als ich den Computer wieder zu mir drehte, war nur Text zu sehen.

»Nein … ich meine, ich mag sie als Person, aber wir haben nie …« Ich war nicht der Typ, der mit der Verlobten seines Bruders schlafen würde.

»Aber du würdest sie nicht abweisen, wenn sie Interesse zeigt?«

Ich war nicht der Typ, der rot wird, aber mir stieg die Hitze ins Gesicht. »Ich war jahrelang im Gefängnis. Ein harter Ritt klingt verlockend. Verdammt, ich würde es mit Mrs. Price treiben, nur um den Druck loszuwerden.«

Wie es der Zufall so wollte, kam sie mit meinem Kaffee ins Büro. »Ich fühle mich geschmeichelt, aber Mr. Price teilt nicht. Wenn Sie möchten, kann ich einige Dienstleister anrufen, die Ihnen bei diesem Problem helfen.«

Ich sprang auf und eilte zu ihr. »Es tut mir leid. Ich würde nie …«

Sie hielt ihre Hand hoch. »Junger Mann … hören Sie auf mit ›Es tut mir leid‹, und leben Sie.« Sie drehte sich um und ging zur Tür hinaus.

Ich sah meinen Bruder an. »Kann ich sie feuern?«

»Sicher, aber sorg dafür, dass deine Beerdigung vorbereitet ist.«

»Wie hat Dad es mit ihr ausgehalten?«

Alex lachte. »Mit ihr? Wie hat sie es nur mit ihm ausgehalten? Es besteht immer noch die Möglichkeit, dass sie es war, die den Anschlag auf ihn verübt hat.« Mein Bruder scherzte, weil wir beide wussten, dass es Yuri war. Verdammt, sogar seine Tochter hatte das gesagt. Mrs. Price war nicht der Feind. Sie hatte nur mein Bestes im Sinn. Ebenso wie Alex, und deshalb war er hier.

»Also, worauf muss ich achten, jetzt, wo wir gesetzestreu sind?«

»Das Gleiche wie vorher, nur dass man jetzt nicht mehr die Kartenzähler verprügeln darf. Du musst dir keine Sorgen machen, dass die Feds die geheimen Spiele mit hohen Einsätzen unterwandern. Du musst keine Spuren von Steuerhinterziehung und illegalen Alkoholverkäufen verwischen. Keine Schlägereien wegen Erpressung. Keine Bestechungsgelder. Keine Anschläge. Keine Gefängnisstrafen. Bleib sauber.« Er warf mir den Wilde-Blick zu, der besagte, dass er mir mit Dads Rohrstock den Arsch versohlen würde, wenn ich die Grenze überschritt.

Eine Sache, die ich im Gefängnis gelernt hatte, war, unschuldig auszusehen. Während mein Verstand Hunderte von Möglichkeiten fand, das System zu bescheißen, wirkte ich wie der letzte aufrechte Pfadfinder.

»Ehrlich währt am Längsten«, sagte ich. »Du musst dir um mich keine Sorgen machen.«

Alex sah mich eine lange Minute lang an. »Was ist mit Katya?«

»Wir werden ihr an ihrem Hochzeitstag einen Obstkorb schicken«, antwortete ich ohne Gefühlsregung, obwohl mein Bauch bei dem Gedanken, dass sie dieses Monster heiraten müsste, rumorte.

»Schön zu hören.« Alex erhob sich von seinem Stuhl. »Ich treffe mich mit Faye im Gatsby’s zum Mittagessen. Willst du mitkommen?«

Ich schaute auf Monitor fünfzehn, der Gatsby’s Bar zeigte, wo Faye an einem Tisch gegenüber ihrer Freundin Trish saß. »Nein, geh du nur.« Ich hob meine Tasse Kaffee. »Ich bleibe erst einmal dabei. Ich muss einiges aufholen.« Ich stand auf und begleitete ihn zur Tür.

»Denk daran, was ich gesagt habe. Um Yuri wird man sich kümmern.« Er gab mir eine Umarmung und ging.

Ja, man wird sich um Yuri kümmern. Es gab zwei Möglichkeiten, mit einem Mann wie Yuri umzugehen. Entweder man tötete ihn sofort oder man ließ ihn leiden. Ich hatte immer geglaubt, Karma wäre eine Schlampe, und im Moment war mein Name Karma.

Ich tippte auf ein paar Tasten und brachte Katyas Zimmer wieder zum Vorschein. Das perfekte Paar Brüste war verschwunden, und an seiner Stelle war nichts als ein leerer Raum.

»Ich komme dich holen, Yuri.«

Ich machte mich an die Arbeit und tat das, was ich am besten konnte – hacken. Katya hatte einen Weg offen gelassen. Für mich war es, als würde sie mich in ihr Haus einladen. Es wäre unhöflich gewesen, diese Einladung nicht anzunehmen. Sie machte es mir nur leicht, auf ihren Computer zuzugreifen, aber das führte mich zu ihrem Sicherheitssystem. Ich brauchte nur zwei Stunden, um mich in die Firewall einzuarbeiten, und eine weitere Stunde, bis ich Zugriff auf alles hatte. Das Arschloch hatte nicht viele Einstellungen verändert, seit ich vor drei Jahren dort gewesen war, oder vielleicht hatte er das auch und Katya warf mir einen Knochen zu, indem sie alles wieder so zurücksetzte, wie es früher gewesen war.