Las Vegas Kings - Betting on him - Kelly Collins - E-Book
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Las Vegas Kings - Betting on him E-Book

Kelly Collins

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Beschreibung

Der Sohn eines berüchtigten Gangsters. Die Tochter eines FBI-Agenten. Diese Ehe ist zum Scheitern verurteilt ...

Als sein Vater, ein berüchtigter Gangsterboss, direkt vor dem eigenen Casino in Las Vegas niedergeschossen wird, tritt sein Sohn Alex Wilde das Erbe an. Die erste Amtshandlung: Seine Verlobung mit der Tochter eines Konkurrenten auflösen, die sein Vater arrangiert hat. Dafür braucht er eine Frau - und die temperamentvolle Kellnerin Faye scheint genau die Richtige zu sein.

Ärger verfolgt Faye wie ein Schatten. Verzweifelt sucht sie einen Ausweg aus ihren Schulden und muss nebenbei ein neues Apartment finden. Da bietet ihr Alex Wilde, der gutaussehende neue Boss, einen Deal an, den sie nicht ausschlagen kann ...

Diese Fake-Marriage Mafia-Romance ist heiß, spannend und mitreißend. Der erste Band über die drei berüchtigten Wilde-Brüder.

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Inhalt

CoverGrußwort des VerlagsÜber dieses BuchTitelWidmungKapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9Kapitel 10Kapitel 11Kapitel 12Kapitel 13Kapitel 14Kapitel 15Kapitel 16Kapitel 17Kapitel 18Kapitel 19Kapitel 20Kapitel 21Kapitel 22Kapitel 23Kapitel 24Kapitel 25Kapitel 26Über die AutorinWeitere Titel der AutorinImpressum

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Über dieses Buch

Als sein Vater, ein berüchtigter Gangsterboss, direkt vor dem eigenen Casino in Las Vegas niedergeschossen wird, tritt sein Sohn Alex Wilde das Erbe an. Die erste Amtshandlung: Seine Verlobung mit der Tochter eines Konkurrenten auflösen, die sein Vater arrangiert hat. Dafür braucht er eine Frau - und die temperamentvolle Kellnerin Faye scheint genau die Richtige zu sein.

Ärger verfolgt Faye wie ein Schatten. Verzweifelt sucht sie einen Ausweg aus ihren Schulden und muss nebenbei ein neues Apartment finden. Da bietet ihr Alex Wilde, der gutaussehende neue Boss, einen Deal an, den sie nicht ausschlagen kann …

KELLY COLLINS

LAS VEGAS

KINGS

Betting on him

Aus dem amerikanischen Englisch von Stephan Bellem

Für jede Frau, die sich in einen Bad Boy verliebt hat.

Kapitel 1

Ich war gar nicht glücklich, dass ausgerechnet Chloe Sloan, die einen Aperol Spritz nicht von einem Old Fashioned unterscheiden konnte, meine Schicht im Player’s Club übernommen hatte. Sie dachte, ein Dirty Martini hieße, ihn dem Kerl zu servieren und ihm dabei einen zu bla…

Ich seufzte frustriert. Was spielte das jetzt noch für eine Rolle? Ich saß im Gatsby’s Lounge fest und bediente acht Frauen in Spandex und Tiaras. Sie kippten Daiquiris, als würde ihr Leben davon abhängen. Aber vielleicht benahmen sie sich so, weil sieben von ihnen Single waren und eine auf dem Weg in den einvernehmlichen Ehe-Knast.

»Faye? Mal wieder zu spät?« Randy, der Barkeeper, hatte gerade seine Schicht angetreten. Er war uralt, aber ein netter Kerl. Er fasste mich nie an, wenn ich mich an ihm vorbeischob, um Oliven oder Maraschino-Kirschen zu holen.

»Einfach Pech, schätze ich.« Oder eher Bestrafung. »Nicht böse gemeint. Es ist toll, mit dir zu arbeiten, aber das Trinkgeld im Gatsby’s ist echt mies.« Ich seufzte und warf einen Blick in den Spiegel hinter ihm. Die Feder meines silbernen Pailletten-Kopfschmucks hatte sich nach hinten gedreht und ließ mich nicht wie ein stylisches Mädchen aus den Zwanzigern, sondern eher wie die klischeehafte Darstellung einer amerikanischen Ureinwohnerin aussehen.

Nachdem Randy die blutroten Drinks in Gläser geschüttet hatte, garnierte ich sie mit einem Spritzer Schlagsahne, einer Erdbeere und einem Cocktailschirmchen.

»In einem Casino kann man kein Pech haben«, sagte Randy spöttisch. »Hier im Old Money ist jeder ein Gewinner.« Er rollte mit den Augen und blickte hoch zur Decke, die mit Blech verkleidet war, während er das Firmenmotto mit so viel Enthusiasmus rezitierte wie ein Teenager, der am Drive-in-Schalter arbeitete.

»Kein Pech in Sicht. Hab meins an der Tür gelassen.« In Wahrheit folgte es mir wie ein Schatten. Das heutige Unglück begann mit einer Autopanne und setzte sich von da an fort.

Seit wann erregt eine aufreizend gekleidete Frau, die neben einem liegen gebliebenen Auto mit den Händen fuchtelt, keine Aufmerksamkeit mehr? Überall sonst auf der Welt hätten die Leute – zwar meistens gruselige Männer – angehalten. Aber in Las Vegas gab es Mädchen in Stöckelschuhen und fransenbesetzten Kleidern wie Sand am Meer. Nicht einmal die schmierigsten Typen hielten an, um zu helfen. Ohne Auto hatte ich ein Taxi nehmen müssen. Daher war ich zu spät zu meiner Schicht im Player’s Club gewesen und musste die Schicht abgeben. Das hier war die Strafe.

Ich stellte die Getränke auf ein Tablett und machte mich auf den Weg zum Junggesellinnenabschied, wo eine Frau gerade eine andere kritisierte, weil diese keinen Selbstbräuner nutzen wollte. Wenn ihr größtes Problem zu helle Haut war, konnten sie sich echt glücklich schätzen. Dieses Glück färbte nicht auf mich ab, denn ich musste eine Gruppe von Frauen bedienen, die mehr Botox als Verstand im Schädel hatten. Ich würde mich zu Tode schuften und sie mir im Gegenzug weniger Trinkgeld geben als dem Typen vom kostenlosen Parkservice.

Ich stellte jeder Frau ein Getränk vor die Nase und lächelte. Es war kein Lächeln, das von Zufriedenheit und Glück zeugte, sondern ein »Ich-bin-pleite-und-brauche-ein-gutes-Trinkgeld-Lächeln«.

»Gibt es sonst noch etwas, das ich euch Ladys bringen kann?«

»Einen Stripper«, sagte die große Blondine in der Ecke. Ich konnte sehen, dass sie groß war, denn selbst im Sitzen überragte ihr Kopf alle anderen um fünfzehn Zentimeter.

»Es gibt eine Menge männliche Stripshows auf dem Strip«, schlug ich den Frauen vor, die in der halbmondförmigen Sitzecke saßen. Sie waren alle hübsch, wenn man auf Silikon und Filler stand. Ich fragte mich, wie viele Tage sie gehungert hatten, um sich auf diesen Ausflug vorzubereiten. »Im Rio sind die Chippendales, und es gibt die Magic Mike Live Show.«

Der Blick einer Frau schweifte an mir vorbei. »Ich nehme den da, auf diesem Tisch, in einem Stringtanga und sonst nichts.«

Ich drehte mich um zum Eingang. Dort stand das wohl prächtigste Exemplar des männlichen Geschlechts, das ich hier je gesehen hatte. Er wäre genau mein Typ, wenn ich den Männern nicht abgeschworen hätte. Den letzten Teil würde ich mir noch mal überlegen, wenn ich eine Chance bei jemandem wie ihm hätte. Nicht, dass ich für die andere Mannschaft gespielt hätte. Den Pool an Kandidatinnen überließ ich meiner Mitbewohnerin Trish.

Sie war nicht wählerisch, was das Geschlecht betraf, aber sie war wählerisch, was ihre Orgasmen betraf. Sie mochte Regelmäßigkeit und bevorzugte eine Vielzahl von Arten, Formen, Größen und Farben. Trishs Markenzeichen war, dass sie nie einsam war oder unbefriedigt blieb. Darauf war ich echt neidisch.

Ich warf die zusätzlichen Servietten von meinem Tablett auf den Tisch, um ihren Sabber aufzufangen. »Damit kann ich nicht dienen, aber ich kann ihn bedienen.« Ich drehte mich um und ging auf Mr. Groß, Dunkel und Begehrenswert zu. Er schien zwischen dem Ecktisch gegenüber von Cinderella und ihren sieben Stiefschwestern und einem Tisch in der Mitte des Raumes abzuwägen.

Er blickte auf seine Uhr und runzelte die Stirn, bevor er sich für die Sitznische in der hintersten Ecke entschied.

»Hallo«, begrüßte ich ihn, als er sich setzte. Seine Augen blitzten mich an. Sie waren geradezu atemberaubend. Die meisten Leute würden sagen, sie seien braun, aber ich hatte eine Vorliebe für Augen in der Farbe eines guten Scotchs, und seine waren ein Glenfiddich 18. »Kann ich Ihnen etwas bringen?« Ich lehnte mich über den Tisch und ließ die Fransen meines Kleides über die graue Granitplatte gleiten.

Seine Augen verengten sich, als er sich im Raum umsah. »Ich warte auf einen Mann.«

Die Guten waren immer vergeben. »Das überrascht mich nicht.« Ich schaute über meine Schulter. »Genau wie die. Nun, zumindest sieben von ihnen. Die in der Mitte wird in ein paar Tagen den Gang der Verdammnis entlangschreiten.«

Er stieß ein leises, grollendes Lachen aus. »Kein Fan der Ehe?«

Ich zuckte mit den Schultern. »Kann ich nicht sagen. Ich war noch nie verheiratet, aber bei einer fünfzigprozentigen Misserfolgsquote klingt das nicht nach einer cleveren Wette. Solange die Ehe keine gute Kapitalrendite oder Vergünstigungen bietet, bewerbe ich mich nicht um den Job.«

Die Wahrheit war, dass ich genug Männer und schlechte Ehen für ein ganzes Leben gesehen hatte. Mom war bei Nummer sieben. Gail Tandy war meiner Mitbewohnerin Trish sehr ähnlich. Sie mochte Abwechslung, aber sie war altmodisch und pragmatisch. Sie marschierte mit jedem ihrer Ehemänner in die Schnell-Kapelle, um es offiziell zu machen, aber sie änderte nie ihren Nachnamen. Wofür ihn ändern, wenn es ohnehin nicht von Dauer war?

Ich war auf jeder dieser sieben Hochzeiten gewesen, und nicht eine davon war mit meinem Vater gewesen. Er war derjenige, der ihr durch die Lappen gegangen war, oder besser gesagt, der weggelaufen und weggeblieben war. Michael Holt hatte keine Zeit für Ehefrauen oder Kinder. Er konnte keine Frau heiraten, weil er mit seinem Job verheiratet war. Obwohl der Nachname meines Vaters Holt war, war ich rechtlich gesehen eine Tandy.

»Möchten Sie was trinken, während Sie auf Mr. Right warten?«

Sein Kopf ruckte herum. »Ich warte nicht auf Mr. Right. Ich warte auf meinen Anwalt. Wir treffen uns hier.« Er schaute auf seine Uhr, dann wieder zu mir.

Schamesröte legte sich heiß auf meine Wangen. Ich war noch nie gut darin gewesen, Menschen oder Situationen einzuschätzen. Knapp vorbei ist auch daneben. Deshalb trug ich ein Fransenkleid und verkaufte verwässerte Drinks in einer Spelunke.

Hinter mir starrte der Junggesellinnenabschied in meine Richtung. »Die Große in der Ecke hat gesagt, sie würde Sie gerne kennenlernen.«

»Ach so?« Er hob interessiert eine Augenbraue und schaute an mir vorbei. Er schüttelte den Kopf. »Nein, danke. Nicht mein Typ.«

Irgendetwas an seiner Art brachte mich zum Lächeln. »Was wäre denn Ihr Typ?« Die meisten Männer hatten einen bestimmten Typ, aber ich fragte mich, wie seiner wohl sein würde. Groß? Gertenschlank? Günstig im Unterhalt?

Er leckte sich über die Lippen und grinste ein Hollywood-würdiges Lächeln. »Frauen.« Er blickte noch einmal in die Runde. »Ich stehe nicht auf anstrengend. Ich mag keine feste Bindung. Ich lasse die Finger von baldigen Bräuten. Meine Frauen bleiben für eine Nacht und verschwinden am nächsten Tag.«

Das passt. Allerdings konnte ich ihm keinen Vorwurf machen. Beziehungen waren einfacher, wenn die Erwartungen niedrig oder gar nicht vorhanden waren. Bei einem Mann wie ihm wusste eine Frau wenigstens, was sie bekam – höchstwahrscheinlich eine unvergessliche Nacht. Das war etwas, das ich schon lange nicht mehr erlebt hatte, aber es stand auf meiner To-do-Liste, gleich nach hundert wichtigeren Dingen wie der Miete.

»Es ist gut zu wissen, was man will. Möchten Sie was trinken, während Sie auf Ihr Date warten?« Ich schenkte ihm ein verschmitztes Lächeln und ein Zwinkern.

»Wie wär’s mit einem Kaffee?«

»Ich setze eine frische Kanne auf. Wenn Sie auf Ihren Anwalt warten, möchten Sie dann Kaffee mit Schuss? Ich habe gehört, Anwälte sind schlimmer als Ehemänner und Ehefrauen.«

Er sah auf mein Namensschild. »Ich mag dich, Faye. Du bist lustig.« Er zog sein Telefon aus der Tasche und legte es auf den Tisch. »Kein Whisky. Nur Kaffee.«

»Wie Sie wünschen.« Ich zuckte mit den Achseln. »Haben Sie einen Namen?«

Er sah auf seine Brust hinunter, als stünde sein Name dort geschrieben. »Mein Name ist Alessio, aber alle nennen mich Alex.«

»Nun, Alex, gib mir eine Sekunde, und ich werde dich abfüllen. Mit Kaffee, meine ich.« Ich drehte mich um und sah, wie eine von Bridezillas Mägden ein leeres Glas hochhielt. Ich setzte ein Trinkgeld-würdiges Lächeln auf und nickte in ihre Richtung.

Als ich an die Bar kam, stand Randy hinter dem Tresen und trocknete Gläser ab. »Ich brauche einen Kaffee und acht weitere Gläser Diabetes mit Schirmchen, bitte.«

Der alte Barkeeper sah adrett aus mit seiner Fliege, war aber lange nicht so gut aussehend wie Mr. Ex-und-Hopp in der Ecke. Ich riskierte einen Blick über meine Schulter und sah, dass er telefonierte. Er war gut gebaut und trug Kleidung, die wie für seinen Körper gemacht war. Ich fragte mich, wie viele Liegestütze er machen musste, um eine Brust zu bekommen, die Hemdnähte platzen lassen konnte.

Das graue Hemd, das er trug, spannte sich eng über seine Muskeln und verjüngte sich unterhalb der Tischkante. Eine Schande, diesen Körper zu verstecken. Ich hatte einen Blick auf seine langen Beine und seinen perfekten Hintern geworfen, als er einen Tisch aussuchte. Wie sehr beneidete ich das Leder der Sitzecke, das sich an seinen Körper schmiegte.

Die alte Bar eignete sich gut als Aussichtspunkt, während ich mich im Gatsby’s umsah und auf die Getränkebestellung wartete. Da sich die Bar an dem Ende des Kasinos befand, wo die alten einarmigen Banditen einsam warteten, war es angenehm ruhig. Die Leute bevorzugten Spielautomaten, die sich wie Videospiele spielten, und Bars, in denen die Musik in ohrenbetäubender Lautstärke dröhnte. Das Gatsby’s war wie die Ära, die es repräsentierte – tot.

Die gedämpfte Beleuchtung und die Ledermöbel machten es zu einem schönen Ort. Gestapelte Kisten zierten die Ecken mit den Namen der verbotenen Getränke der Zwanziger- und frühen Dreißigerjahre. Prohibitionsflugblätter zierten die verwitterten Ziegelwände. Wunderschöne Porträts der Stars von damals mit ihren Smokey Eyes und einladenden Blicken wachten über die Gäste. Schade nur, dass die Bar genutzt wurde, um Angestellte abzustellen, die zu spät kamen oder – wie in Randys Fall – zu alt waren.

»Hat man den Mörder von Mr. Wilde gefasst?«, fragte ich.

Ich wusste, dass alte Menschen zwar langsam waren, aber da sie lange brauchten, um von A nach B zu kommen, verpassten sie zwischendurch wenig. Alte Leute waren die beste Quelle für Klatsch und Tratsch und handfeste Nachrichten.

»Nein, es ist immer noch ein Rätsel. Alle sagen, es war ein Mafia-Mord.« Randy stellte eine weitere Runde Getränke bereit, während die Kaffeemaschine ihren Brühvorgang beendete. »Man munkelt, dass Mr. Wildes Kinder das Casino erben. Er hat drei Söhne, aber man hat sie lange nicht gesehen. Sie haben sich schon lange nicht mehr ins Rampenlicht des ›Familienunternehmens‹ gedrängt.« Beim Wort »Familienunternehmen« zeichnete er Anführungszeichen in die Luft. Niemand sprach es laut aus, aber Mafia, Syndikat oder Konsortium hätten dieses Wort problemlos ersetzen können. »Einer ist im Knast. Einer ist auf dem College. Einer lebt hier in Vegas und leitet ein anderes ›Familienunternehmen‹.« Schon wieder die Anführungszeichen.

Vince Wilde hatte über das Casino geherrscht wie Al Pacino über Miami in Scarface. Tatsächlich zweifelte niemand daran, dass er mit der Mafia im Bunde war. Er hatte diesen »Lass mich in Ruhe«-Blick gehabt, der an Capone oder Lucky Luciano erinnerte. Hinzu kamen Besuche von Mafia-Größen wie Yuri Petrenko und Liam O’Leary, und man musste kein Raketenwissenschaftler sein, um zu erkennen, dass das Old Money kein gewöhnliches Casino war.

Es war ein unübersehbarer Mittelfinger an die Gesetzeshüter. Vince Wilde hatte seine illegalen Geschäfte in Bars wie Bugsy’s und Gotti’s abgewickelt, und ich schätzte, auch im Gatsby’s, da hier niemand sonst reinkam. Solange seine Angestellten ihre Arbeit machten, blieben sie unter dem Radar und aus den Zementstiefeln heraus. Das war auch gut so, denn Grau war nicht meine Farbe.

Ich habe nicht gemeckert, als meine Schicht im Player’s Club an die Schlampe Chloe gegangen war, obwohl ich mir innerlich wünschte, ich hätte die nötigen Messerstecherqualitäten, um sie loszuwerden. Ich brauchte diesen Job. Mit weniger als einem Semester College übrig, zahlten die Trinkgelder, die ich bei Old Money machte, fast meine Miete, während ich mein Studentendarlehen für alles andere ausreizte.

Ich hatte mittlerweile einen Sechsjahresplan, um mein vierjähriges Studium abzuschließen, aber ich würde es schaffen. Das Einzige, was ich nicht tun wollte, war, mein ganzes Leben lang als Cocktailkellnerin zu arbeiten.

Ich wuchtete das Tablett mit den Getränken in die Höhe und näherte mich dem Tisch mit den Frauen, die sich nun über die richtige Art und Weise unterhielten, eine Quiche zu backen. Blondie zu meiner Rechten meldete sich zu Wort und sagte: »Du stellst einen Koch ein.«

Ich mochte ihre Art zu denken, auch wenn sie sich mit geldgeilen Tussis abgab.

»Hier, bitte sehr.«

»Hey, Betty Boop«, lallte die Braut. »Kannst du uns die Rechnung bringen? Es ist Zeit, tanzen zu gehen.«

Ich machte für die Show einen kleinen Charleston. »Klar doch, Puppe.« Wenigstens hatte die Braut die Epoche richtig erkannt. Ich sah überhaupt nicht aus wie Betty Boop. Mein Verhältnis von Kopf zu Körper war fast normal, während die gute alte Betty eine Melone hatte, die größer war als ihr Arsch. Das wäre bei meinem Hintern schwer möglich.

Ich ging zurück zu Randy und bat ihn, die Rechnung fertig zu machen, während ich dem leckeren Kerl in der Ecke eine Tasse frischen Kaffee einschenkte und sie ihm in aller Ruhe brachte.

»Sonst noch etwas?«

»Nein, danke.« Der Blick seiner Whisky-Augen bohrte sich in meine. »Wie lange arbeitest du schon hier?«

»Ich arbeite seit zwei Jahren im Casino.« Ich lehnte mich verschwörerisch zu ihm und flüsterte: »Aber im Gatsby’s arbeite ich nur, wenn ich in Schwierigkeiten bin.«

Er lächelte. »Bist du oft in Schwierigkeiten?«

Die Wahrheit war, dass ich oft genug in Schwierigkeiten steckte. Ich hob die Schultern und ließ meine Fransen in alle Richtungen tanzen. »Öfter, als mir lieb ist, und weniger, als ich sollte.« Es brauchte nur eine Bitte um einen Schichtwechsel, einen Krankheitstag oder eine Beschwerde über das Essen, und ich fand mich in weniger wünschenswerten Umständen wieder, aber Jobs waren rar, also nahm ich es für den Lohn und das miese Trinkgeld in Kauf.

»Was erzählt man sich auf der Straße über Mr. Wildes Tod?« Sein Kiefer spannte sich an, als er fragte. Vermutlich war es seltsam zu wissen, dass der Mann, dem das Etablissement einst gehörte, vor ein paar Tagen erschossen worden war.

»Alle hier sind nervös. Keiner weiß, was passieren wird. Wird der Laden geschlossen? Wird er verkauft?« Ich hob die Schultern. »Das ist die Frage.«

»Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Diese Dinge regeln sich von selbst.« Er klang so zuversichtlich. Ich wollte ihm glauben.

»Huhu«, rief eine perfekte Stimme aus dem vorderen Teil der Bar. Die Trauzeugin schnippte zur Betonung mit den Fingern. »Die Rechnung, bitte.«

Alex hob eine Augenbraue. »Wie schwer fällt es dir, nicht jeden Tag einen Mord zu begehen?« Seine Stimme war langsam und warm, sirupartig und sexy.

Ich drehte mich auf meinen silbernen Paillettenabsätzen um und flüsterte über die Schulter: »Wer sagt, dass ich das nicht tue? Vielleicht verstaue ich die Leichen in diesen Kisten.« Ich nickte in die Ecke, wo große Holzkisten bis zur Decke reichten.

Er schmunzelte, und ich ging lächelnd zu den Damen, die an ihren Spandex-Röcken zupften.

Die Rudelführerin reichte mir drei Hundertdollarscheine für eine Rechnung über zweihundertachtzig Dollar und sagte, ich solle das Wechselgeld behalten. Wenigstens konnte ich damit mein Taxi bezahlen.

Ich hielt die Scheine hoch, die das kaum siebenprozentige Trinkgeld beinhalteten, und sagte: »Danke.« Mein innerer Dialog war nicht so freundlich.

Als die Frauen aus der Tür stolperten, kam ein Mann in einem braunen Bestattungsunternehmer-Anzug herein. Er suchte die leere Bar ab, bis er den einsamen Gast in der Ecke entdeckte.

»Kaffee, bitte«, sagte er, als er an mir vorbeiging. »Milch und Zucker.«

Wenn die Nacht weiter so schlecht lief, würde ich per Anhalter nach Hause fahren müssen.

Kapitel 2

Ich beobachtete die Frau mit dem schwarzen Haar und den zu vielen Fransen, die ihren Körper bedeckten. Sie verkörperte eine atemberaubende Kombination aus Verführerin und Komödiantin. Obwohl das Kleid mit seinem geraden Schnitt und den Fransen ihre Figur verbarg, erhaschte ich kurze Einblicke auf ihre Kurven, wenn sie sich bewegte. Sie hatte einen tollen Körper.

Sie ahnte nicht, dass ich beobachtete, wie sie eine Hand zum Dank für das Trinkgeld hob, während die andere Hand hinter ihrem Rücken den Mittelfinger zeigte.

Ich lachte immer noch, als Mr. Bradley auf mich zukam. Wir hatten uns seit mindestens einem Jahr nicht mehr gesehen und ich mochte ihn nicht besonders. Für meinen Geschmack war er zu selbstgefällig.

Bei genauem Hinsehen schien es, als sei das letzte Jahr nicht sonderlich gut zu ihm gewesen. Andererseits war es kein Wunder, dass seine Haut blass und sein Haar grau waren, da er einen Mann vertrat, der einen entweder umbrachte oder bezahlte. Wobei die Chancen dafür fünfzig-fünfzig waren. Mit dem Tod von Vince Wilde würde er vielleicht wieder an die Sonne gehen, denn ich würde seine Dienste nicht länger benötigen.

»Mr. Wilde, schön, Sie zu sehen.«

Ich stand auf und reichte ihm die Hand. »Ja, es ist schon eine Weile her.«

Er gab mir einen erfreulich festen Händedruck für einen Mann, der nichts Schwereres als einen Stift hob. »Wie ist es Ihnen ergangen?«

Ich war nicht an Small Talk interessiert. Ich wusste nur, dass Mr. Bradley auf dieses Treffen gedrängt hatte.

Faye kam mit einer Tasse, zwei Gläsern Wasser, einer Schale mit Kaffeesahne und der Kanne Kaffee an den Tisch. Wie sie es schaffte, das alles mit zwei Händen zu jonglieren, war mir ein Rätsel, aber irgendetwas sagte mir, dass sie es gewohnt war, überlastet zu sein.

»Bitte sehr«, sagte sie mit zuckersüßer Stimme, von der ich sicher war, dass sie einzig dem Zweck diente, höhere Trinkgelder zu bekommen.

In seinem Anzug musste Mr. Bradley wie ein lohnendes Ziel wirken. Meiner Erfahrung nach gaben die Leute jedoch immer weniger Geld aus, je mehr sie davon hatten. So waren sie reich geworden. Meine Philosophie war, dass es zwar schön war, Geld zu haben, man es aber nicht mitnehmen konnte.

Wenn es um Geld ging, ließ ich nie eine Gelegenheit aus, gute Leistungen und gutes Verhalten zu belohnen. Vor allem, weil ich es weniger brauchte als andere. Ich hatte auf dem Weg zum Supermarkt einem Obdachlosen einen Zwanziger in die Hand gedrückt. Nicht, weil er irgendetwas getan hatte, um ihn zu verdienen, sondern weil er höflich um Hilfe gebeten hatte. Eines hatte ich von meiner Mutter gelernt: Geld hatte keinen wirklichen Wert, wenn man es nicht einsetzte, um anderen zu helfen. Während mein Vater viel Geld damit verdiente, böse zu sein, gab meine Mutter es für Dinge aus, die seine Bösartigkeit ausgleichen sollten.

Faye ging zurück zur Bar, um mit dem Barkeeper zu sprechen. Ihr Lächeln erhellte den schummrigen Raum. Es kostete mich alles, meine Aufmerksamkeit wieder auf Mr. Bradley zu richten. Da mein Vater tot und ich der Erbe war, hatte ich keine Zeit, mich auf Frauen zu konzentrieren. Mein Leben änderte sich gerade schneller, als ich Schritt halten konnte.

»Was kann ich für Sie tun?«

Mr. Bradley öffnete seinen Aktenkoffer und zog mehrere Manila-Umschläge heraus, die er vor sich ausbreitete. Er fummelte an den Ecken herum und arrangierte sie so lange, bis sie perfekt ausgerichtet waren.

Mr. Bradley tupfte sich den Schweiß von der Stirn. »Die ganze Sache ist ein einziges Durcheinander. Waren Sie schon beim Bestattungsinstitut? Es ist nicht viel von Ihrem Vater übrig.«

Ich war dort gewesen, hatte mich aber entschieden, das Wenige, das noch übrig war, nicht anzusehen. Ich hatte ihn als überhebliches Arschloch in Erinnerung – ein Mann, der überlebensgroß war und seine Söhne dazu erzogen hatte, alles zu wollen und nichts zu fürchten. Es fühlte sich falsch an, ihn auf die Hülle eines gewöhnlichen Sterblichen reduziert zu sehen. Vince Wilde war immer unaufhaltsam gewesen, zumindest dachte ich das, bis ihn ein Kugelhagel zu Fall gebracht hatte.

Wie oft hatte ich mir ausgemalt, ihm dasselbe anzutun? Ich hatte meinen Vater respektiert, weil er es verlangt, und nicht, weil er es verdient hatte. Ich konnte nicht glauben, dass er tot war. Vincent Wilde war eine Katze, der die Leben ausgegangen waren.

»Ich habe alles in die Wege geleitet. Die Beerdigung ist am Sonntag.« Ich nippte an meinem Kaffee und wartete darauf, dass Mr. Bradley fortfuhr. Es gab einen Grund, warum er mich um dieses eilige Treffen gebeten hatte. Dass er sich auch noch in dieser Leichenhalle von Bar treffen wollte, bedeutete, dass er keinen Wert auf zusätzliche Augenzeugen legte.

Er öffnete einen der Umschläge und entnahm das Testament meines Vaters. »Die Ermordung Ihres Vaters hat eine Welle der Unsicherheit im Syndikat ausgelöst.«

Mit dreißig Jahren war mein Bedarf an Bullshit bereits mehr als gedeckt. »Wirklich? Einer von ihnen hat den Abzug betätigt. Was glauben Sie, wer das war?« Das war meine oberste Priorität. Ich mochte meinen Vater nicht, aber ich musste herausfinden, wer ihn getötet hatte, denn es war wahrscheinlich, dass ich der Nächste sein würde. Als einzige kriminelle Familie in Vegas, die noch ein Casino besaß, waren wir in einer beneidenswerten Lage. Der Betrieb von Spirituosengeschäften oder Clubs als Fassade für ihre illegalen Aktivitäten war alles, was denen blieb, die keine Glücksspiellizenz bekamen.

Der Anwalt rieb sich die Augen mit Daumen und Zeigefinger. »Vince und Yuri Petrenko haben sich gestritten, seit Matt weg ist, aber Ihre anstehende Hochzeit mit Katya wird die Familien verbinden, also halte ich die beiden nicht für verdächtig. Die O’Learys hatten keinen Grund, Vince zu töten. Ich tippe auf die Kolumbianer.«

»Das macht keinen Sinn. Die einzigen Hochburgen der Kolumbianer sind Drogenhandel und Prostitution, zwei Dinge, die mein Vater aus Respekt vor meiner Mutter nicht angerührt hat.«

Ich fragte mich, ob er das Geschäft nicht doch erweitert hatte, ich hatte schon lange nicht mehr in die Bücher gesehen. Da ich die legalen Geschäfte leitete, hielt ich mich aus den nicht ganz legalen Unternehmungen heraus. Sie riefen mich nur an, wenn sie zusätzliche Leute brauchten. Matt hatte Seite an Seite mit Vater gearbeitet und er würde mein direkter Untergebener sein, wenn er in drei Monaten aus dem Knast kam.

Es machte mich wütend, dass die Geschäfte mit Yuri meinen Bruder ins Gefängnis gebracht hatten. Yuri hatte wissen wollen, ob man sich in seine Offshore-Konten hacken konnte. Darum hatte er Matt kontaktiert, denn mein Bruder war einer der besten Hacker der Branche. Jemand hatte über Jahre hinweg Geld von dem russischen Mafioso gestohlen. Keine große Summe, sondern ein kleiner Betrag, der regelmäßig von den Gewinnen abgeschöpft wurde.

Matt fand einen Weg hinein, was bedeutete, dass das System nicht sicher war. Irgendwie geriet er auf den Radar des FBI. Als er Geld von Yuris Konten hin und her transferierte, um ihm zu zeigen, wie einfach es war, ihn zu bestehlen, wurde Matt erwischt. Es war eine schwachsinnige Anklage, die ihm drei Jahre einbrachte. Er hat kein Geld gewaschen, er hat Nachforschungen angestellt.

»Die Petrenkos wollen die Hochzeit vorverlegen.«

Seit Vaters Tod hatte ich viel darüber nachgedacht, Katya Petrenko zu heiraten. Es war ein Deal, den Yuri und Vince ausgehandelt hatten, nachdem Matt inhaftiert worden war. Yuri opferte seine Tochter, um Vince für den Verlust seines Sohnes zu entschädigen. Es war ein Zusammenschluss, um den Familien mehr Kontrolle über Vegas zu sichern. Irgendwie hatte ich am Ende den Kürzeren gezogen. Ich hatte meinen Bruder ans Gefängnis verloren und eine Verlobte bekommen, die ich nicht wollte.

Ich war nicht daran interessiert, die Mafia-Prinzessin zu heiraten. Katya Petrenko war nicht die Richtige für mich. Zum Glück hatten sich die Familien darauf geeinigt, mit der Heirat zu warten, bis sie fünfundzwanzig war, was mir etwas Zeit gab, einen Ausweg aus dem Familiengeschäft zu finden. Jetzt, da Vince gestorben war, erwarteten alle, dass ich als Boss einspringen würde. Meine Zeit war abgelaufen.

»Es wird keine Hochzeit geben. Ich bin kein Soldat mehr in der Armee meines Vaters.« Ich streckte mich und setzte mich aufrecht hin. »Das ist mein Geschäft, und niemand wird mir vorschreiben, wie ich es zu führen oder wen ich zu heiraten habe.« Die Strenge in meiner Stimme überraschte selbst mich. Wenn man einem Meister lange genug zuhörte, übernahm man einige seiner Eigenschaften, wie zum Beispiel Einschüchterung durch den Tonfall.

Familien, die durch Heirat verbunden waren, hatten die Pflicht, sich gegenseitig zu schützen, und die Heirat mit Katya würde uns nur noch tiefer in dieses Leben hineinziehen. Das entsprach nicht meinen Plänen. Der einzige Ausweg aus dem Geschäft bestand darin, die Beziehungen zu allen Beteiligten zu kappen. Ich könnte Katya nicht heiraten und dann verschwinden.

Mr. Bradley griff mit dem Finger an den Rand des Umschlags und bog ihn nach innen, bis er sich einrollte. »Es ist eine Frage der Ehre, die Vereinbarung zu erfüllen. Wenn Sie das nicht tun, ist das eine Beleidigung. Es ist quasi eine Kriegserklärung.«

Um Mr. Bradley nicht zu erwürgen, schloss ich meine Hände fest um die Kaffeetasse. Mein Puls erhöhte sich. Das Thema Ehre kotzte mich an. Mein Vater war nie ehrenhaft gewesen. Er war ein grausamer Mann, der seine Familie und seine Mitarbeiter ohne Gnade und Reue missbrauchte. Er erwartete von allen, dass sie sich unterordneten, selbst nach seinem Tod. Nicht mit mir.

Mr. Bradley räusperte sich. »Alex, es müssen Opfer gebracht werden.« Er öffnete den zweiten Manila-Umschlag und blätterte durch mehrere Papiere. Dann schob er das Papier mit meinem Namen in die Mitte des Tisches. »Sie müssen sich an diese Vereinbarung halten.«

Ich griff nach dem Blatt, aber er hielt es mit seinen knorrigen Fingern fest. »Diese Vereinbarung ist die einzige Möglichkeit, den Frieden zwischen den Petrenkos und den Wildes zu wahren. Verstehen Sie?«

Ohne einen Blick auf das Papier zu werfen, wusste ich, dass es der unterzeichnete Vertrag zwischen Yuri und meinem Vater war. »Ich werde Katya nicht heiraten.« Ich schaute auf die Seite und schüttelte den Kopf. »Ich tausche mein Leben nicht gegen das, was sich hinter Tür Nummer eins befindet.«

»Sie haben keine Wahl. Wenn Sie keinen Frieden zwischen den Familien herstellen, wird Ihr Vater nicht der einzige Tote bleiben.«

Ich wusste, wenn ich nicht nachgab, wäre meine ganze Familie in Gefahr. Matt war auf den letzten Metern seiner Strafe, und Rafe beendete gerade sein Jurastudium. Das Casino war nicht mein Erbe, es war ihres, und ich würde retten, was ich konnte. Am wichtigsten war es, meine Familie aus der Korruption herauszuholen. Das war die einzige Möglichkeit, langfristig zu überleben. Nicht zu fassen, dass das Erbe von Moms Seite der Familie stammte. Als Italienerin der zweiten Generation war ihre Familie direkt aus dem Film Der Pate entsprungen. Als das FBI und andere Syndikate eine Verbrecherfamilie nach der anderen ausschalteten, war meine Mutter die letzte Überlebende der Grecos. Vince war der letzte der starken Männer, und es war an der Zeit, die Vergangenheit ruhen zu lassen. Es war der einzige Weg, meiner Familie eine Zukunft zu ermöglichen.

»Nein, das wird nicht passieren. Dieser Vertrag wurde zwischen meinem Vater und Yuri geschlossen. Jetzt, da mein Vater tot ist, ist der Vertrag nicht mehr bindend.« Katya Petrenko war schön, wenn man ihren Typ mochte. Sie war reich, verwöhnt und machte Ärger. Außerdem war sie ein Bauernopfer in einem Machtspiel. »Die Heirat mit Katya verwickelt meine Familie in Aktivitäten, die die Wildes nicht unterstützen.« Die Wildes waren Geldwäscher. Wir hatten kein Problem mit Erpressung, illegalen Kunst- und Antiquitätenimporten und Kredithai-Geschäften. Vince hatte wenig Skrupel gehabt, aber es gab Grenzen, die er nicht überschritten hatte. Er verkaufte nie Drogen oder Frauen.

»Die einzige Möglichkeit, den Vertrag zu umgehen, ist, dass Sie bereits verheiratet sind.« Er öffnete den Mund weit und zeigte eine Reihe kaffeeverfärbter, kerzengerader Zähne. »Der Deal wurde ausgehandelt. Heiraten Sie die Frau, schwängern Sie sie, und verbinden Sie die Familien für immer miteinander.«

Mit meinen ein Meter neunzig überragte ich die meisten Männer. Bradley war von kleiner Statur. Als ich mich vorbeugte, presste er sich in das Leder der Sitznische. »Die Abmachung ist nichtig. Ich werde Katya nicht heiraten.«

Der alte Mann schrumpfte in seinem Sitz zusammen. »Was wollen Sie tun? Wenn Sie nicht mitspielen, hinterlassen Sie ein Machtvakuum, das jemand anderes füllen wird. Sie wollen doch nicht, dass das Gleichgewicht kippt.«

Macht war mir scheißegal. Ich sorgte mich um meine Familie, und der einzige Weg, wie wir alle überleben konnten, bestand darin, die Organisation meines Vaters in etwas Besseres zu verwandeln – etwas Legales. Ich wusste, dass Matt weder den Reichtum noch die Macht aufgeben würde, also hatte ich ein paar Monate Zeit, um dafür zu sorgen, dass das Old Money legal profitabel und interessant genug für ihn war, um auf dem rechten Weg zu bleiben.

»Die Heirat mit Katya würde das Gleichgewicht nicht stören? Wir würden dadurch noch mächtiger. Niemand braucht so viel Macht. Keine Hochzeit.«

Das war etwas, das ich nicht bedacht hatte. Der Tod meines Vaters hatte mir die Verantwortung für eine große Organisation übertragen. Pfiffige Leute würden mich als Mordverdächtigen einstufen. Das eröffnete eine weitere Möglichkeit. Die O’Learys könnten dafür verantwortlich gewesen sein. Sie hatten am meisten zu verlieren, wenn sich das Kräfteverhältnis zugunsten einer Petrenko/Wilde-Vereinigung verschob.

»Das ist ein Fehler. Ihr Vater wollte das hier.« Mr. Bradleys blasse Haut färbte sich fleckig rot.

»Ich bin sicher, er hätte auch gerne länger gelebt. Das war ihm nicht vergönnt, und das hier wird er auch nicht bekommen. Es ist an der Zeit, dass wir mit diesem Spiel aufhören. Wir leben im einundzwanzigsten Jahrhundert. Ich weigere mich, in eine Vernunftehe gedrängt zu werden, schon gar nicht in eine, die für mich unvernünftig ist.«

»Auf Ihrem Rücken wird eine riesige Zielscheibe sein. Mir ist das egal. Ich bleibe ein reicher Mann, egal, was Sie tun. Niemand wird mich ins Visier nehmen.«

Mein Gesicht war heiß wie Lava. »Wenn Sie weiterhin so ein Arschloch sind, könnte ich es mir ja mal überlegen.«

Meine Stimme hatte einen gefährlichen Unterton angenommen. Als sich sowohl Faye als auch der Barkeeper in unsere Richtung umdrehten, wurde mir klar, dass ich zu laut geworden war. Faye verschwand hinter der Bar. Ich hatte ihr so viel Angst eingejagt, dass sie sich hinter einem Mann in Sicherheit brachte, der auf dem schmalen Grat zwischen Siebzigjährigem und Grab wandelte. Einem Mann, dessen einzige Chance, sie zu beschützen, ein endloser Vorrat an Gläsern war und darauf zu vertrauen, dass er gut zielen konnte.

»Bevor Sie sich entscheiden, lassen Sie mich Ihnen sagen, dass viel auf dem Spiel steht.«

»Ich weiß, wie viel auf dem Spiel steht.«

Ich war mir nicht sicher, was mich am meisten aus der Bahn warf. Lag es daran, dass ich gedacht hatte, ich hätte mehr Zeit, und nun mit der Realität konfrontiert wurde, dass einmal ein Wilde bedeutete, immer ein Wilde zu sein? Oder war es, weil die Ehe mein einziger Ausweg war? Entweder ich heiratete Katya und übergab ihrem Vater meinen Schwanz und meine Eier an unserem Hochzeitstag oder ich löste einen Krieg zwischen unseren Familien aus.

Sie nicht zu heiraten war ein klares Zeichen von Respektlosigkeit gegenüber der Familie Petrenko und würde nicht toleriert werden, aber zumindest würde sich sein Zorn auf mich richten und nicht auf meine Brüder. Ich musste sie vor allem anderen beschützen. Krieg erschien mir das kleinere Übel zu sein.

»Verdammt!« Ich schlug mit der Faust auf den Tisch, sodass die Tasse aufsprang und der Kaffee über den Rand spritzte.

Matt war im Gefängnis leichte Beute. Rafe konnte beschützt werden. Zum Teufel, Rafe konnte auf sich selbst aufpassen. Wir waren alle in der Kunst des Krieges ausgebildet. Die Wilde-Jungs waren dazu erzogen worden, bestimmte Talente zu haben. Ich war ein Zahlenmensch. Wahrscheinlich war ich deshalb gut darin, die legalen Geschäfte der Organisation zu führen. Als Idealist, bei dem alles schwarz oder weiß war, passte ich nicht in ein Leben voller Grau.

Matts Fähigkeiten waren technischer Natur. Es gab keinen Computer, den er nicht hacken, und kein Schloss, das er nicht knacken konnte. Er hatte den Verstand eines echten Kriminellen. Wäre er nicht im Gefängnis, würde er zweifellos als neuer König im obersten Stockwerk des Old Money Casino sitzen. Ich mochte der Älteste sein, aber Matt war Dads Liebling.

Rafe war der Intelligente. Dad war fest entschlossen gewesen, Hirnschmalz, Eier und einen Bürokraten in der Familie zu haben. Rafe würde seinen Abschluss in Jura machen und für ein Amt kandidieren. Zum Glück hatte ich keine Schwestern. Frauen hatten in Familien wie der meinen wenig Wert, es sei denn, sie waren schön und konnten für Machtspiele und Bündnisse genutzt werden – wie die arme Katya.

Mein Kopf ruckte zur Bar, wo Faye nach einer Flasche erstklassigen Whiskys griff. Sie kippte zwei Shots in eine Kaffeetasse, aber das war alles, was ich sehen konnte, denn Mr. Bradleys Stimme riss mich aus meinen Gedanken.

»Sie haben keine Wahl.« Er fuhr mit seinen Fingern über den Rand des Papiers.

Obwohl ich die Dinge entweder schwarz oder weiß sah, war dies eine Grauzone. Es musste einen anderen Weg geben. Seine Worte: »Es sei denn, Sie sind bereits verheiratet«, gingen mir immer wieder durch den Kopf. »Mir wird schon was einfallen.« Gerade als ich vom Tisch aufstehen wollte, kam Faye herüber und stellte eine frische Tasse Kaffee vor mich.

Ihre Finger verweilten über meinen, als sie nach der benutzten Tasse griff. Die Hitze ihrer Berührung kämpfte mit der Hitze meiner Anspannung. »Ich dachte, du könntest eine neue, verbesserte Tasse gebrauchen.« Ihr Lächeln verriet mir, dass meine Tasse mit Kaffee und Fürsorge gefüllt war.

»Danke, Faye.«

Ich nahm die Tasse in die Hand und hob sie an meine Lippen. Sie hatte meinen Geschmack für Schnaps erraten. Es war ein Whisky mit starker Eichennote, die nicht vom Kaffee übertönt wurde. Der Alkohol brannte den ganzen Weg hinunter. Sie ging weg, und ich wandte mich wieder Mr. Bradley zu.

»Betrachten Sie sich als pensioniert.«

»Ich kann nicht sagen, dass mich das unglücklich macht.« Mr. Bradley beugte sich vor und schob die Papiere und den Umschlag zu mir herüber. »Das ist alles. Sein Testament. Seine Wünsche. Alles. Enttäuschen Sie ihn nicht im Tod.«

»Und warum nicht?« Ich kniff die Brauen zusammen. »Ich konnte es ihm im Leben schon nicht recht machen.« Ich hob den Umschlag auf und wog ihn in meiner Hand. Obwohl es nur ein paar Seiten waren, fühlte er sich an wie ein Felsbrocken, der an meiner Brust festgeschnallt war und mich in ein schwarzes Loch des Elends hinunterzog.