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Liebe oder Loyalität - auf welche Karte werden sie setzen?
Als Kirsten O’Leary Tierärztin wurde, war es nicht ihr Plan gewesen, blutende Gangster zusammenzuflicken. Doch trotz aller Bemühungen, kann sie der Welt ihres Vaters nicht entfliehen. Als sie ungewollt in einen Drogendeal verwickelt wird, wendet sie sich an die letzte Person, die sie um Hilfe bitten sollte ...
Rafe Wilde, Nevadas begehrtester Anwalt, dachte, er könnte die Vergangenheit hinter sich lassen. Doch als die Frau, die er nie vergessen konnte, ihn braucht, wird er erneut in die Welt der Lügen und Morde hineingezogen. Aber die größte Gefahr von allen geht wohl von seinen Gefühlen für Kirsten aus ...
Sie ist die Tochter eines irischen Gangsterbosses. Er ist der Sohn ihres Erzfeindes. Diese Enemies-to-Lovers Mafia Romance hat es in sich - heiß, spannend und mitreißend. Band drei der Wilde-Love-Reihe.
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Als Kirsten O’Leary Tierärztin wurde, war es nicht ihr Plan, blutende Gangster zusammenzuflicken. Doch trotz aller Bemühungen kann sie der Welt ihres Vaters nicht entfliehen. Als sie ungewollt in einen Drogendeal verwickelt wird, wendet sie sich an die letzte Person, die sie um Hilfe bitten sollte …
Rafe Wilde, Nevadas begehrtester Anwalt, dachte, er könnte die Vergangenheit hinter sich lassen. Doch als die Frau, die er nie vergessen konnte, ihn braucht, wird er erneut in die Welt der Lügen und Morde hineingezogen. Aber die größte Gefahr von allen geht wohl von seinen Gefühlen für Kirsten aus …
KELLY COLLINS
LAS VEGAS
KINGS
Betting on us
Aus dem amerikanischen Englisch von Stephan Bellem
Als Tierärztin kann die Routinearbeit wie Impfen, Krallenschneiden und Kastrieren von Haustieren sehr langweilig werden. Ich musste mir immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass langweilig gut war. Langweilig war sicher. Es war unwahrscheinlich, dass ich dabei getötet wurde.
Ich wurde von meiner Stammkundschaft noch nie angeschossen oder abgestochen. Haustiere waren im Allgemeinen ungefährlich, im Gegensatz zu meinen ausgesprochen nichttierischen Kunden, die oft am Ende meiner Schicht auftauchten.
Einen solchen Kunden hatte ich heute noch nicht gehabt – aber es blieben immer noch gut zwanzig Minuten, in denen eine blutende, verprügelte oder anderweitig lädierte Person hereinkommen und darum bitten konnte, »unauffällig« genäht oder versorgt zu werden.
Für jemanden, die ihr Bestes gab, um sich aus dem Leben der Mafia herauszuhalten, machte ich das nicht gerade gut. Aber ich konnte kaum einen dieser Männer (und gelegentlich auch Frauen) abweisen. Wenn sie in ein Krankenhaus gingen, würden sie höchstwahrscheinlich verhaftet werden, oder Schlimmeres. Das wollte ich nicht auf meinem Gewissen haben.
Obwohl mein Vater, Liam »Lucky« O’Leary, die irische Mafia anführte, half ich Mitgliedern aller Mafia-Gruppierungen in Las Vegas, wenn sie sich in die Collins Tierklinik wagten, egal ob sie Iren, Russen oder Italiener waren. Oft kamen auch Leute zu mir und baten um Hilfe, die nicht zu einer der Fraktionen gehörten. In letzter Zeit gab es einen Zustrom von Kolumbianern, die versuchten, in der Unterwelt von Las Vegas Fuß zu fassen, und so hatte ich immer mehr von ihnen als »Patienten«. Ich kümmerte mich um einen einzigartigen Schmelztiegel aus Heiligen und Monstern.
Ich wollte kein Blut an meinen Händen kleben haben, und so wurde ich die inoffizielle Mafia-Ärztin von Las Vegas, obwohl ich in dem Mafia-Leben, in das ich hineingeboren und hineingewachsen war, keine Rolle spielen wollte.
Sogar ich musste zugeben, dass es sich ziemlich krass anhörte. Genau deshalb wünschte ich mir, ich könnte aussteigen – die Gefahr und die Aufregung konnten süchtig machen. Aber es war auch ein Todesurteil. Man brauchte sich nur mit den falschen Leuten einzulassen oder zur falschen Zeit auf der falschen Straße zu sein, und schon war man erledigt.
Da ich jeden, der in die Klinik kam, zusammenflickte, genoss ich »Immunität« – niemand wollte, dass der Frau, die ihre Männer zusammenflickte und sie vor der Verhaftung bewahrte, etwas zustieß. Und verdammt noch mal, es fühlte sich gut an zu wissen, dass ich diese Art von Einfluss innerhalb des Vegas-Mafia-Netzwerks hatte.
Igitt. Wieder waren es genau solche Gedanken, wegen denen ich wegmusste. Aber ich liebte Las Vegas; es war mein Zuhause. Wegzuziehen und es aufzugeben wäre gleichbedeutend damit, einen Teil meiner Seele zu zerstören.
Mit einem finalen Schnitt der Schere beendete ich das Trimmen der Nägel meines letzten Patienten an diesem Tag – ein riesiges Kaninchen namens Hulk. Ein passender Name, wenn man bedenkt, dass er fast halb so groß war wie seine zierliche Besitzerin. Sie brachten mich immer zum Lachen, wenn sie hereinkamen.
Ich kraulte das schwarze Kaninchen liebevoll hinter seinen Schlappohren. »Er ist fertig, May. Soll ich Hulk in drei Monaten wieder zum Nägelschneiden anmelden?«
Sie nickte, als sie ihren sanften Riesen in seine Kiste hievte, die für einen kleinen Hund gedacht war. »Danke, Kirsten. Das wäre großartig. Hulk wird sich freuen, dass er wieder herumhüpfen kann, und mein Freund wird sich freuen, dass seine Krallen nicht mehr den Holzboden zerkratzen.«
Mit einem zufriedenen Seufzer ließ ich mich auf die breite Fensterbank im Untersuchungsraum fallen, nachdem May Waters gegangen war. Ich sah zu, wie die Sonne in ihrem orangefarbenen Schein langsam hinter den Gebäuden unterging.
Es war ein langer Tag, an dem ich zwei Schichten hintereinander arbeiten musste, weil die andere junge Tierärztin, Rose, krank geworden war – anscheinend Grippe. Ich war mir ziemlich sicher, dass sie gelogen hatte. Ich erinnerte mich vage daran, dass ich vor ein paar Wochen einen Blick auf den Kalender auf ihrem Handy geworfen und gesehen hatte, dass ihr Freund sie für einige Tage besuchen würde.
Nicht, dass ich es ihr verdenken könnte. Wenn ich einen Freund hätte, der mich besuchen käme, würde ich auch so tun, als wäre ich krank. Aber dieser Gedankengang führte zu nichts Gutem – er brachte mich nur dazu, an Rafe zu denken. Raphael Wilde, der jüngste der drei berüchtigten italienischen Mafia-Brüder aus Las Vegas, der nach seinem Harvard-Abschluss jetzt als gefragter Anwalt arbeitete. Wir kannten uns seit … wahrscheinlich solange ich mich erinnern kann. Und es war uns verboten, unseren sehnsüchtigen und gestohlenen Blicken jemals nachzugeben … wahrscheinlich auch so lange, wie ich mich erinnern kann.
Aber Katya – meine neu entdeckte Halbschwester – gehörte jetzt genauso zur irischen Mafia wie zur russischen Mafia, in die sie hineingeboren worden war. Sie heiratete Matt, einen von Rafes älteren Brüdern, und hatte sich auch in die italienische Mafia eingeschleust. Wenn sie mit einem der Wildes zusammen sein konnte, warum dann nicht auch ich?
Ich seufzte erneut, dieses Mal wehmütig. Daraus würde nie etwas werden. Rafe und ich hatten keinen Kontakt mehr, seit ich meinen Abschluss als Tierärztin gemacht hatte. Wir taten unser Bestes, um uns bei Alex’ Hochzeit mit Faye und dann bei Katyas Hochzeit mit Matt aus dem Weg zu gehen, weil wir wussten, dass es am Ende schmerzhaft sein würde, einander zu sehen.
Hätten wir nicht versucht, Abstand zu halten, hätten wir etwas getan, das wir bereuen würden. Ich wünschte, wir hätten etwas tun können, was wir bereuen würden.
Aber es war allgemein bekannt, dass Rafe nichts mit dem Mafia-Leben seiner Familie zu tun haben wollte, und er machte einen verdammt guten Job, es zu meiden. Im Gegensatz zu mir. Es würde mich nicht überraschen, wenn er irgendwann einen Flug aus Vegas nehmen und nach New York ziehen würde, um auf Nimmerwiedersehen zu verschwinden.
Ich musste ihn vergessen, doch ich hatte versucht, ihn zu vergessen, seit ich alt genug war, um zu erkennen, was die Schmetterlinge in meinem Bauch bedeuteten, wenn ich ihn sah – und ich hatte versagt, versagt, versagt.
War ich dazu verdammt, einem Mann nachzutrauern, den ich nicht haben konnte, und Trost in kurzlebigen Liebschaften zu suchen, die Rafe einfach nicht das Wasser reichen konnten? Entweder das oder meine Mafiafamilie hatte sie abgeschreckt. Mit zwei einschüchternden Brüdern und einem Vater, der aussah, als könnte er einen Menschen ausweiden, ohne ins Schwitzen zu geraten, war es wahrscheinlich beides, um ehrlich zu sein.
»Kirst, bist du hier fertig?«, fragte Dean Collins, der Besitzer und leitende Tierarzt der Klinik, als er an die Tür klopfte.
»Du weißt, dass ich es hasse, wenn du mich so nennst, Dean«, erwiderte ich und seufzte ein wenig, als ich mich von meinem Fensterplatz erhob und zur Tür ging. »Und ja, ich bin fertig. Endlich.«
Dean grinste; sein sandblondes Haar, seine hellblauen Augen und seine makellose Haut vertuschten, dass er nur noch ein paar Jahre unter vierzig war.
Wenn ich mit achtunddreißig noch so gut aussehe, dann werde ich eine glückliche Frau sein, dachte ich und erwiderte Deans Grinsen mit einem müden Lächeln.
»Bist du sicher, dass du fertig bist? Keine furchterregenden Gangster, die sich heute den Arm nähen lassen?«
Er war ein Mann, der sich von meiner Mafia-Vergangenheit nicht beeindrucken ließ. Wenn überhaupt, dann gefiel es ihm. Es bedeutete, dass seine kostbare Klinik geschützt war – und dass meine nichttierischen Kunden zusätzliches Geld einbrachten. Oder zumindest zahlten sie für das, was sie benutzten.
Ich schüttelte den Kopf. »Sieht nicht so aus, als gäbe es heute noch welche, Gott sei Da–«
In diesem Moment klingelte es an der Haustür und kündigte einen neuen Kunden an. Ich unterdrückte ein Stöhnen.
»Ich kann sie wegschicken, wenn dir nicht danach ist, Kirsten«, sagte Dean und schob leicht besorgt die Brauen zusammen, während er mir eine Hand auf die Stirn legte. »Du siehst aus, als müsstest du drei Tage lang schlafen, und es fühlt sich an, als würdest du Fieber bekommen.«
Ich stieß Deans Hand sanft weg, als ich mich um ihn herum in Richtung Rezeption bewegte. »Es ist besser, wenn ich mich jetzt darum kümmere, wer auch immer es ist, als zu riskieren, was mit ihnen passiert, wenn ich es nicht tue. Und wenn ich Fieber habe, kannst du Rose die Schuld geben.«
Vielleicht war sie tatsächlich krank, dachte ich. Das wäre richtig Scheiße für sie, wenn ihr Freund zu Besuch war und sie in die Toilette kotzte oder mit Fieber im Bett zitterte.
»Deine Beerdigung«, hörte ich Dean kaum sagen, als ich den Empfangsschalter erreichte. Die Person, die dort stand, war tatsächlich ein Mitglied der Mafia, aber nicht die Person, die ich erwartet hatte.
Es war Katya.
Sie strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr und lächelte mich unbeholfen an.
»Hey, Kirsten. Ich habe gerade herausgefunden, dass du hier arbeitest, und …« Sie zuckte mit den Schultern. »Ich dachte, ich komme mal vorbei und sage Hallo.«
Aus dem Augenwinkel sah ich, dass Dean uns beide neugierig beobachtete, und ich führte ihn zu uns.
»Katya, das ist mein Chef, Dean. Dean, das ist meine … Halbschwester Katya«, sagte ich, wobei sich die Worte auf meiner Zunge seltsam anfühlten.
Dean schüttelte Katya die Hand, während er sie teuflisch anlächelte – der Kerl wusste definitiv, wie er sein Aussehen als Waffe einsetzen konnte. Eine scharfe, tödliche Waffe, die jeder Frau das Herz aus dem Leib reißen konnte.
Er drehte den Charme noch eine Stufe mehr auf. »Die illustre Halbschwester. Schön, mehr von Kirstens Familie kennenzulernen«, sagte er. »Besonders eine schöne Frau. Ich habe mir schon Sorgen gemacht, dass alle Leute, von denen Kirsten umgeben ist, große, furchterregende Männer sind.«
Katya lachte. »Nun, das gehört leider dazu.« Sie schaute mich an. »Bist du für heute fertig? Ich dachte, wir könnten etwas trinken gehen oder so – uns ein bisschen besser kennenlernen? Ich hatte noch nie eine Schwester.«
Ich auch nicht, obwohl ich mir mal eine zu Weihnachten gewünscht hatte. »Oh wow, ja, bitte«, antwortete ich und verschluckte mich fast bei dem Gedanken an Alkohol nach einem langen, langweiligen Tag in der Klinik.
Dean lachte über diese Bemerkung – selbst Katya stieß ein leises Kichern aus.
»Ich lasse euch Damen mit euren Drinks allein«, sagte er. »Mach dir keine Sorgen wegen des Aufräumens, Kirsten – ich werde es schon schaffen. Und nimm dir ruhig den Vormittag frei, da wir bis Mittag nicht viele Termine haben.«
»Und was ist, wenn ich wirklich krank bin?«
Dean seufzte dramatisch. »Ahh, da Rose ausfällt, musst du die Übelkeit einfach wegdrücken.«
»Ja, natürlich. Ich wusste, dass deine Besorgnis rein oberflächlich war.«
Er schlug sich mit der Hand auf die Brust. »Das bricht mir das Herz.«
Ich winkte abweisend und rollte bei dieser Bemerkung mit den Augen. »Schönen Abend noch.«
»Dir auch.«
Der Sommer stand kurz vor bevor, und die Luft am frühen Abend war mild, mit nur einem Hauch von Kälte am Rande der Brise, die vorbeiwehte.
»Kennst du irgendwelche Bars in der Nähe?«, fragte Katya und hakte sich freudig bei mir unter, als ich ihr meinen Arm anbot.
»Ich hoffe, das war eine rhetorische Frage«, spottete ich. »Ich kenne sie alle … und nicht unbedingt, weil es gute Orte zum Trinken sind.«
Die meisten kannte ich vom Hörensagen – und von den vielen verletzten Schlägern, die sie mir geschickt hatten. Ein Blick auf Katya bestätigte, dass sie verstanden hatte, was ich meinte.
»Bring mich zu einer, die gut zum Trinken ist, aber schlecht für Faustkämpfe … wenn es welche gibt.«
Oh, ich mochte meine neue Schwester auf jeden Fall. Ich konnte mir vorstellen, dass wir wie Milch und Kekse miteinander auskämen. Beides passte perfekt zusammen.
Am Ende ging ich mit ihr zu Cole’s – einer Bar, die absolut keine Verbindungen zur Mafia hatte.
»Ich nehme einen doppelten Wodka mit Orange«, sagte ich dem Barkeeper, als wir die Bar erreichten.
Katya lachte. »Du hast nicht gelogen, als du sagtest, du wolltest Alkohol.« Sie sah den Barkeeper an. »Ich nehme das Gleiche.«
Wir blieben an der Bar sitzen, während wir uns unterhielten – um in der Nähe des Alkohols zu bleiben, scherzte ich –, aber in Wirklichkeit verloren wir, sobald wir uns unterhielten, so sehr das Zeitgefühl, dass wir vergaßen, uns einen Tisch zu sichern.
»Und, wie geht es Matt? Läuft alles gut zwischen euch beiden?«, fragte ich Katya nach meinem dritten Drink und fühlte mich deutlich entspannter als zuvor.
Katya wurde rot. »Fantastisch. Weißt du, nachdem wir so lange ineinander verliebt waren, aber dachten, dass wir niemals wirklich zusammen sein würden, fühlt es sich … ich weiß nicht … surreal an. Als könnte ich mein Glück nicht fassen.«
Oh, das tat weh. Ich leerte mein Glas und dachte an Rafe. »Ich bin froh, dass es für eine von uns geklappt hat, Katya.«
»Sag mir nicht, dass du auch in jemanden verliebt bist, den du nicht haben kannst? Eine verbotene Liebe?«, fragte sie ungläubig, aber irgendwie überhaupt nicht überrascht. Sie tat es mir gleich und stürzte ihr Getränk herunter. »Da muss etwas im Wasser sein. Also, wer ist es?«
»Wer ist was?«
»Wer ist der Typ? Dein Chef?«
Wenn ich noch etwas von meinem Getränk im Mund gehabt hätte, hätte ich es ausgespuckt. »Dean? Oh Gott, nein!«
»Aber er ist so charmant! Und er hat definitiv etwas für dich übrig.«
»Er ist bei jeder Frau, die ihm begegnet, so. Das ist seine Art, mit Frauen umzugehen. Außerdem ist der Typ zwölf Jahre älter als ich.«
Katya machte große Augen. »Der ist doch nicht fast vierzig!«
»Ich weiß, oder? Der Mann ist eindeutig ein Vampir. Oder ein Zauberer.«
»Vielleicht hat er seine Seele dem Teufel verkauft, um immer jung auszusehen.«
Ich schnaubte vor Lachen. »Das würde mich nicht wundern. So oder so, er ist es nicht.«
»Wer ist es dann?«
Ich hielt inne und überlegte, ob ich es Katya erzählen sollte. Es konnte gut sein, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis sie durch Matt herausfand, dass Rafe und ich etwas füreinander übrighatten, aber … ich konnte mich nicht überwinden, über ihn zu sprechen. Noch nicht. Wahrscheinlich nie.
Ich seufzte und schaute auf die Uhrzeit auf meinem Handy. Plötzlich war ich erschöpft. Das passierte oft, wenn ich an Rafe dachte.
»Niemand Wichtiges«, sagte ich ihr schließlich. »Jetzt nicht mehr. Ich sollte gehen, ich glaube, ich brauche vierzehn Stunden Schlaf, und ich will meinen kostbaren Morgen nicht damit verbringen, einen Kater auszukurieren.«
Sie lächelte mich an. »Verständlich. Willst du … das noch mal machen?«
Ich wurde sofort hellhörig. »Auf jeden Fall! Nächstes Mal machen wir es, wenn wir beide einen freien Tag haben und uns volllaufen lassen können.«
»Abgemacht.«
Als ich zu der Wohnung zurückging, in der ich wohnte, um von meinem Vater und meinen Brüdern unabhängig zu sein, lächelte ich vor mich hin.
Sie kam zwar spät in die Familie, aber eine Schwester zu haben war großartig.
Wenn der Kerl nicht bald die Klappe hielt, würde ich ihm eine aufs Maul hauen. Wie jemand so stumpfsinnig sein konnte, mit einer Tat zu prahlen, nachdem er mich angeheuert hatte, die Geschworenen von seiner Unschuld zu überzeugen, war mir unbegreiflich.
»Zum letzten Mal, Mr. Connors, ich will es nicht wissen«, sagte ich und konnte meinen Ärger kaum verbergen. »Es wird sich auf Ihren Fall auswirken, wenn ich es weiß.«
Der Typ lachte mich aus. »Okay, okay, Mr. Wilde, aber Mann – wenn Sie da gewesen wären, ich schwöre, Sie hätten …«
»Einen schönen Tag, Mr. Connors«, unterbrach ich ihn, stand auf und machte deutlich, dass die Sitzung beendet war. »Unser nächster Termin ist am Montag.«
Gott, hoffentlich ist bald Freitag, dachte ich sehnsüchtig, als der widerliche Mann mein Büro verließ, immer noch lachend über das, was er getan hatte. Es war erst Dienstag.
Ich hatte mich nicht verpflichtet, den Abschaum der Welt zu verteidigen. Okay, ich war Anwalt. Ich schätzte, ich hatte in gewisser Weise dafür unterschrieben. Aber ich hatte mir geschworen, dass ich mich nicht mit Männern wie Mr. Connors einlassen würde. Stattdessen wollte ich unschuldige Menschen vor ihm verteidigen.
Eine solche Weltanschauung war so naiv, dass selbst ich als Kind nicht wirklich daran geglaubt hatte. Ich war bei der italienischen Mafia aufgewachsen, um Himmels willen. Wie sollte ich jemals mit einer positiven Einstellung aufwachsen, wenn ich von hartgesottenen Kriminellen umgeben war?
Die Antwort war, dass ich es nicht war. Und doch war ich hier und wünschte mir immer noch einen einzigen unschuldigen Klienten. Die Sache war nur die, dass unschuldige Klienten nicht zu denjenigen gehörten, die sich die Kanzlei, für die ich arbeitete, und damit auch mich leisten konnten. Und es gab nur eine geringe Anzahl von Pro-Bono-Fällen, die McAlister and Associates übernahm – und die wurde den Referendaren überlassen. Also mir.
Das bedeutete, dass Raphael Wilde, achtundzwanzig Jahre alt, der, obwohl erst vor Kurzem als Rechtsreferendar in die Kanzlei eingetreten, auf der Überholspur zum Partner war und deshalb nicht die unschuldigen Mandanten bekam. McAlister und Associates waren der Meinung, dass meine Fähigkeiten besser bei Leuten eingesetzt werden sollten, mit denen ich vertraut war – Mafiosi.
Vielleicht wäre das alles einfacher, wenn ich mich nicht auch zu Hause mit korrupten Kunden herumschlagen müsste. Nicht, dass ich nicht verzweifelt versucht hätte, der Mafia zu entkommen, die mich aufgrund meines Stammbaums als Wilde ständig verfolgte. In Wirklichkeit hatte ich mich während meiner Zeit in Harvard ganz gut aus diesem Leben herausgehalten. Sogar so gut, dass ich dachte, ich hätte mich erfolgreich davon gelöst.
Aber das letzte Jahr hatte mir gezeigt, wie leicht es für die dunkle Seite von Las Vegas war, sich in mir festzubeißen.
Ich hätte nur nie gedacht, dass ich mal der russischen Mafia helfen würde. Ich meine, ja, ich hatte es Matt und seiner jetzigen Frau Katya zuliebe getan, aber letztendlich war ich Teil eines gewaltigen Betrugs … der Sergej Volkov an die Spitze der russischen Mafia brachte. Ich wollte nicht einmal wissen, was wirklich mit Katyas Vater Yuri, dem früheren Chef, passiert war. Denn wenn ich die Antwort wüsste … Dann wäre ich mit Sicherheit an mehr als nur Dokumentenfälschung beteiligt gewesen.
Ich schlug die Hände vors Gesicht; ich hatte genug. Ich hatte genug von diesem Leben, in das ich hineingeboren worden war, schon länger, als ich mich erinnern konnte. Ich war nicht dafür geschaffen – jedes Mal, wenn ich gebeten wurde, mein Jurastudium für etwas »nicht ganz Legales« zu nutzen, hatte ich das Gefühl, dass meine Seele langsam zerfiel. Nicht mehr lange, bis nichts mehr übrig wäre.
Wenn ich an die Zeit zurückdachte, als alles noch einfacher gewesen war, musste ich unweigerlich an Kirsten O’Leary denken.
Das Mädchen, mit dem ich mich anfreundete, bevor ich wirklich verstand, warum wir keine Freunde sein konnten. Das Mädchen, in das ich mich verliebt hatte. Die Frau, die ich nicht haben konnte.
Obwohl es Kirsten und mir natürlich nicht »erlaubt« war, Freunde zu sein, waren wir es dennoch. Ihr älterer Bruder Ian war in Wirklichkeit einer meiner besten Freunde, was zu einem großen Teil daran lag, dass wir beide zusammen aufs College gegangen waren. Er war auch einer der vielen Gründe, warum ich meine Gefühle für seine Schwester nicht ausleben konnte.
Er hatte mir unmissverständlich klargemacht, dass ich Kirsten nicht umwerben durfte. Es war verrückt, das zu tun – unsere Familien waren nicht gut aufeinander zu sprechen. Und, als persönlichen Grund, wenn ich Kirstens Herz brach oder sie zum Weinen brachte, wäre Ian sicher, dass ich dafür bezahlen würde – wahrscheinlich mit meinem Leben.
Aber seit mein älterer Bruder Matt Katya geheiratet hatte – von der wir erst vor Kurzem erfahren hatten, dass sie zur Hälfte O’Leary war –, musste ich zugeben, dass ich darüber nachgedacht hatte, Kirsten zu kontaktieren. Matt und Katya bildeten eine Brücke zwischen unseren beiden Familien; eine schmale, wackelige Brücke, aber immerhin eine Brücke. Warum konnten Kirsten und ich also nicht unseren Gefühlen nachgehen?
Ich ging davon aus, dass Kirsten noch Gefühle für mich hatte. Wir hatten in den letzten drei Jahren wenig miteinander gesprochen. Ich war nicht der Einzige, der auf den Hochzeiten meiner Brüder versuchte, dem anderen aus dem Weg zu gehen … und warum sollte sie mich meiden, wenn sie kein anhaltendes Verlangen nach mir hatte?
»Verdammt noch mal«, fluchte ich laut und hasste mich dafür, dass ich die guten Erinnerungen an meine Kindheit mit Kirsten mit der Gegenwart in Verbindung gebracht hatte. Außerdem würde ein Treffen mit der Tochter des irischen Mafiabosses mich nur in ein Leben zurückziehen, das ich nicht wollte.
Wenn ich aussteigen wollte, musste ich meine Gefühle für Kirsten endgültig in der Vergangenheit lassen, wo sie hingehörten.
Leichter gesagt als getan.
Meine Gedanken wurden durch einen Anruf unterbrochen.
»Ja, was gibt es?«, fragte ich meine Assistentin, die am anderen Ende der Leitung war.
»Hier ist Ian O’Leary für Sie am Telefon, Mr. Wilde. Soll ich ihn durchstellen?«
Natürlich ruft er an, wenn ich an seine Schwester denke, dachte ich. Typisch Ian.
Ich seufzte. »Ja, stellen Sie ihn durch. Danke, Alexa.«
Ein paar Sekunden rauschte es in der Leitung, bevor ich die vertraute Stimme meines besten Freundes hörte. »Wilde, was hast du heute Abend vor?«, fragte Ian und verzichtete auf eine Begrüßung.
Ich schaute auf die Uhr. Ich hatte noch weniger als zwanzig Minuten, bis ich gehen konnte. »Ich hatte vor, mir Ramen und ein paar Bier zum Abendessen zu holen und dann nach Hause zu gehen.«
Es war immer noch seltsam, das Anwesen der Familie Wilde mein Zuhause zu nennen, nachdem ich einen Großteil meines Erwachsenenlebens damit verbracht hatte, von diesem Ort wegzukommen. Aber da meine Eltern nun beide tot waren, durfte ich es behalten, auch wenn ich es nicht gewollt hatte. Das verdammte Haus war wie ein Luxushotel. Wofür brauchte ein Mensch so viel Platz?
Ian schnaubte abfällig. »Was bist du, sechzig Jahre? Komm, trink einen mit mir.«
»Ich kann dir nicht mein ganzes Leben lang hörig sein«, sagte ich zu Ian und unterdrückte einen weiteren Seufzer. »Wir sind hier nicht auf dem College.«
»Ha! Als hätte ich dich zu irgendetwas am College drängen müssen. Und außerdem stehe ich gerade vor deinem Büro.«
Stöhnend drehte ich mich in meinem Stuhl um und ging zum Fenster. Tatsächlich, da war Ian, grinste zu mir hoch und winkte.
»Wenn du nicht in fünf Minuten hier unten bist, komme ich hoch und hole dich.«
Und damit legte Ian auf. Ich fügte mich in mein Schicksal, obwohl ich mir nicht vorstellen konnte, dass ich jemals weniger Lust auf Gesellschaft hätte als jetzt. Ich schaltete meinen Computer aus, schnappte mir mein Sakko und verließ das Büro, wobei ich mich auf dem Weg nach draußen murmelnd von Alexa verabschiedete.
»Du bist ein Trottel, weißt du«, sagte ich zu Ian, als wir uns auf den Weg zu einer unscheinbaren Bar machten. Keiner von uns beiden war wählerisch, wo wir tranken – solange der Ort Alkohol ausschenkte, war es für uns in Ordnung. »Du kannst nicht erwarten, dass ich jedes Mal früher Feierabend mache, wenn du etwas trinken willst.«
Ian lachte leicht. »Dann hör auf mitzugehen.« Er bestellte uns zwei Bier, dann gingen wir zu einem Tisch in der Nähe und setzten uns.
»Also«, sagte ich, »gibt es einen bestimmten Grund, warum wir heute Abend etwas trinken?«
»Nichts Besonderes.« Er hob sein Glas an die Lippen und nahm einen langen, tiefen Schluck. »Was denkst du über die Sache mit Matt und Katya?«
Die Frage stand ihm zu.
»Ich freue mich für sie. Es läuft gut. Wie findest du es, eine Halbschwester zu haben?« Ich kicherte. »Eine halb russische Schwester.« Angesichts der Tatsache, dass sich die Iren und die Russen immer an die Gurgel gingen, musste diese Situation für beide Familien unangenehm sein.
Ian warf die Arme in die Luft. »Ich weiß es nicht, um ehrlich zu sein. Sie ist ein tolles Mädchen und all das. Und sie ist heiß, was es gruselig macht, dass sie meine Schwester ist. Ich bin fast enttäuscht, dass es so ist.«
»Ian«, unterbrach ich ihn und warf ihm einen warnenden Blick zu.
»Ich weiß, ich weiß. Nicht anzüglich gegenüber Frauen sein. Wie auch immer, sie war die kleine Prinzessin der russischen Mafia. Jeder wäre verrückt, sich ihr zu nähern. Dein Bruder war verrückt, als er das getan hat.«
»Er wollte nur mit der Frau zusammen sein, die er liebt. Was ist daran falsch?«
Ian starrte mich eindringlich an. »Lass es.«
»Was denn?«
»Denk nicht einmal daran, dich bei Kirsten zu melden. Nicht einmal für eine Sekunde.«
Ich hielt meine Hände hoch, als würde ich mich ergeben. »Ich habe gar nichts gesagt!«
»Du hast es gedacht, du Arsch! Und überhaupt, was ist mit dem Mädchen passiert, mit dem du dich getroffen hast – Carla, nicht wahr?«
»Claire«, korrigierte ich und nahm dabei einen Schluck Bier. »Und sie ist schon lange weg. Es war jedenfalls nichts Ernstes.«
»Du meinst es nie ernst mit jemandem.«
»Du auch nicht.«
»Touché.«
Wir saßen eine Weile in kameradschaftlichem Schweigen, in unseren Köpfen gab es offensichtlich etwas, über das wir nicht miteinander reden wollten.
Schließlich sagte Ian: »Bitte. Vergiss Kirsten einfach. Die Dinge sind im Moment ohnehin schon sehr angespannt. Und da jeder um seine Position kämpft …«
»Ich will es nicht hören, Ian. Das weißt du doch. Gott, wenn es je einen Grund gab, warum ich deine Schwester nicht anmachen würde, dann ist es dieser. Ich habe diese ganze Scheiße satt. Ich will … einfach nur raus. Und das weißt du auch.«
Ian sagte einen Moment lang nichts, dann lächelte er mich an. »Ich weiß, ich weiß. Es tut mir leid, Mann. Du musst meine Lage verstehen, auch wenn du die Einzelheiten nicht wissen willst. Nur …«
»Vergiss sie. Ich weiß. Das hast du im Laufe der Jahre schon ein paar tausend Mal gesagt.«
»Das klingt nach einer groben Übertreibung.«
»Ich wünschte, es wäre so. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass du derjenige bist, der von deiner Schwester besessen ist.«
Ian rümpfte angewidert die Nase. »Sag so etwas nicht. Ich bin es nicht gewohnt, dass Katya meine Schwester ist. Ich kann wenigstens ihre Schönheit bewundern.«
»Sei kein kranker Bastard«, stichelte ich.
»Verdammt, du machst alles kaputt.«
»Ich würde sagen, die Tatsache, dass ihr die gleichen Chromosomen habt, macht alles kaputt. Und dass sie meine Schwägerin ist – wenn du Kirsten so super beschützen kannst, dann kann ich Katya beschützen.«
»Gut argumentiert, wie immer. Man könnte fast meinen, du wärst Anwalt.«
»Sehr witzig.« Ich schaute auf meine Uhr – wenn ich nicht bald nach Hause kam, würde ich wahrscheinlich in dieser Bar zusammenbrechen. Es war ein langer Tag gewesen. Ian bemerkte die Bewegung.
»Ich verstehe schon, es war ein langer Tag.« Er gähnte. »Ich bin auch müde. Machen wir Schluss für heute?«
»Klingt gut. Gehen wir am Freitagabend immer noch zu Capone’s?«
»Ah, ja. Hatte ich vergessen. Danke, dass du mich daran erinnerst. Wir sehen uns dann dort.«
Ian rannte ohne ein weiteres Wort davon und ließ mich zurück, um meine Sachen zu packen und die Getränke zu bezahlen, bevor ich in die spätsommerliche Abendluft hinausging.
Er machte mir immer wieder klar, dass ich Kirsten vergessen sollte, ja sogar ich machte mir klar, warum ich Kirsten vergessen sollte, aber ich konnte es nicht. Sie war unvergesslich.
Es gab so viele Gründe für mich weiterzuziehen. Wir hatten von Anfang an schlechte Karten gehabt.
Warum also konnte ich sie nicht loslassen?
Ich seufzte, als ich das Haus meiner Familie erreichte.
Irgendetwas sagte mir, dass ich heute Nacht für lange, lange Zeit nicht einschlafen würde.
Wenn man es nicht schaffte, die Tierklinik zum Mittagessen zu verlassen, zog sich der Tag in der Regel in die Länge. Aber wenn wir einen seltenen, ruhigen Tag erwischten, machte das Faulenzen im Hinterzimmer mit Rose und Dean wirklich Spaß.
Es war Roses erster Tag, seit sie die Grippe erwischt hatte – und als ich sie sah, wurde mir klar, dass sie ganz bestimmt nicht gelogen hatte, was ihre Krankheit betraf. Sie hatte eindeutig ein paar Pfund verloren und wirkte immer noch ein wenig zerbrechlich, obwohl Rose wenigstens ihren Freund zu Besuch hatte, der sich um sie kümmerte.
Es stellte sich heraus, dass ich mich bei Rose gar nicht angesteckt hatte. Meine Symptome resultierten aus einfacher Erschöpfung. Mit dem Alkohol, den ich mit Katya getrunken hatte, und vierzehn Stunden Schlaf war das leicht zu beheben gewesen. Ja. Ich hatte den ganzen Vormittag verschlafen.
Nun war endlich Freitag, und ich war gut gelaunt – so wie es das Ende der Woche immer mit sich brachte.
Rose seufzte. Ihr Freund war an diesem Morgen zurück nach Los Angeles gereist. Sie brauchte eindeutig eine Aufmunterung.
»Wann zieht dein Freund nach Las Vegas, Rose?«, fragte ich sie mit einer Schüssel Cornflakes in der Hand – ich liebte nichts mehr, als Frühstücksflocken zu Mittag zu essen, so kindisch es auch war. Ich liebte es, wie die kleinen Marshmallows oben auf der Milch schwammen.
»Joshuas Versetzung verzögert sich – wenn es so weitergeht, wird er vielleicht gar nicht versetzt.«
Oh … Gott. Ich war gerade keine Hilfe. »Hast du dir überlegt, stattdessen nach L.A. zu ziehen?«
Sie schüttelte unglücklich den Kopf. »Joshua ist fest entschlossen, hierherzuziehen. Und L.A. ist so teuer, wie du es dir nicht vorstellen kannst – na ja, du kannst es dir wahrscheinlich vorstellen. Immerhin ist es Los Angeles. Manchmal wünschte ich, wir könnten einfach ein Boot kaufen und wegsegeln, um nie wieder mit steigenden Mietpreisen konfrontiert zu werden.«
»Ah«, warf Dean ein und winkte Rose mit seinem Sandwich zu, während er sprach, »aber dann müsstet ihr euch mit den Preisen von Jachthäfen auseinandersetzen, wenn ihr anlegen müsst, die verdammt erpresserisch sind. Und wer würde dich für deine Arbeit bezahlen? Die Delfine? Obwohl ich nicht bezweifle, dass sie es zu schätzen wüssten, wenn du sie aus einem Fischernetz herausschneidest oder so …«
»Wir haben’s verstanden, Dean. Du bist saukomisch. So ruiniert man Fantasien.«
»Dafür bin ich da«, antwortete er und zuckte lässig mit den Schultern, während er vor sich hin kicherte. Dean war gut gelaunt. Die gesamte Klinik war morgen wegen Wartungsarbeiten an den Geräten geschlossen. Ausnahmsweise hatten wir alle drei mal einen freien Tag, auf den wir uns freuen konnten.
Ich konnte getrost sagen, dass es in dem Jahr, seit ich mein Studium der Tiermedizin abgeschlossen und in der Klinik angefangen hatte, noch nie einen freien Tag gegeben hatte, an dem alles inbegriffen war.