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Habe ich davon geträumt, als Buchhalterin für einen Kriminellen zu arbeiten? Nein, ganz sicher nicht. Aber der Job bezahlt die Miete, und niemand krümmt meiner Familie und mir ein Haar.
Das ändert sich, als meine beste Freundin Allegra beschließt, gegen unseren Boss auszusagen. Entweder ich bringe sie davon ab, oder mein Bruder geht drauf. Was für prickelnde Aussichten!
Notgedrungen spiele ich mit. Leider habe ich die Rechnung ohne diesen blonden Hünen gemacht, der mich keine Sekunde aus den Augen lässt – und der meinen Puls aus noch ganz anderen Gründen in die Höhe treibt…
Wie zum Henker soll das bitte nicht in einer Katastrophe enden?
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Über die Reihe "Powerful & Protective"
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Wer gegen den Kopf des Mezcal-Kartells vorgeht, muss mit Konsequenzen rechnen. Für Allegra, Jordyn und Sara sind die jedoch weitaus angenehmer als gedacht …
Band 1: Last Dirty Show (Allegra & Liam)
Band 2: Last Dirty Money (Jordyn & Kellan)
Band 3: Last Dirty Shot (Sara & Wes)
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Inhaltsverzeichnis
Titelseite
Impressum
Klappentext
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
Epilog
Über die Reihe
Über Philippa
POWERFUL & PROTECTIVE
2
Originalausgabe
Juni 2021
Last Dirty Money (Powerful & Protective 2)
Philippa L. Andersson
Copyright: © Philippa L. Andersson, 2022, Berlin, Deutschland
Umschlagfotos: © depositphotos.com/avgustino
Umschlaggestaltung: Philippa L. Andersson
Lektorat: Mona Gabriel, Leipzig, Deutschland
Korrektorat: Laura Gosemann, Berlin, Deutschland
Philippa L. Andersson vertreten durch:
Sowade, Plantagenstraße 13, 13347 Berlin, Deutschland
www.philippalandersson.de
Alle Rechte vorbehalten. Ein Nachdruck oder eine andere Verwertung ist nachdrücklich nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin gestattet.
Sämtliche Personen in diesem Text sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig.
Habe ich davon geträumt, als Buchhalterin für einen Kriminellen zu arbeiten? Nein, ganz sicher nicht. Aber der Job bezahlt die Miete, und niemand krümmt meiner Familie und mir ein Haar.
Das ändert sich, als meine beste Freundin Allegra beschließt, gegen unseren Boss auszusagen. Entweder ich bringe sie davon ab, oder mein Bruder geht drauf. Was für prickelnde Aussichten!
Notgedrungen spiele ich mit. Leider habe ich die Rechnung ohne diesen blonden Hünen gemacht, der mich keine Sekunde aus den Augen lässt – und der meinen Puls aus noch ganz anderen Gründen in die Höhe treibt …
Wie zum Henker soll das bitte nicht in einer Katastrophe enden?
»Hältst du es für klug, Liam mit Allegra allein zu lassen?«, fragt Wes, als wir in unserem kugelsicheren SUV unterwegs sind, um Allegras Sachen zu holen.
»Er wird sie wohl kaum umbringen.«
»Er sie nicht. Aber sie ihn?«
Punkt für ihn! Unfreiwillig muss ich grinsen. Wir haben Liam überrumpelt, auf eine Zeugin in einem wichtigen Prozess aufzupassen. Er war wenig begeistert. Noch mehr Protest kam allerdings von besagter Dame, Allegra, einer Tänzerin im Red. Der Club gehört Mezcal, dem Kopf eines Drogenkartells, das große Teile der Westküste kontrolliert. Die Staatsanwaltschaft versucht schon seit Langem, ihn hinter Gitter zu bringen. Allegra soll dabei helfen.
»Der neue Job wird ihm guttun«, sage ich. »Außerdem hat er eine Strafe verdient. Schließlich hatte er sich nicht im Griff.« Bis vor Kurzem waren wir Aufpasser in einem Club. Bis Liam mit der Tochter des Besitzers geschlafen hat und wir gefeuert wurden.
»Mag sein, aber wozu dann noch das Outfit?«, wendet Wes ein und redet von der Strickweste und der beigefarbenen Hose, die ich Liam verpasst habe. »Der Staatsanwalt wollte einen harmlosen Look, damit Allegra es nicht mit der Angst zu tun bekommt, keinen spießigen.«
»Ich fand’s witzig«, sage ich. »Du nicht?«
Er lacht leise. »Ja, stimmt. Als hätte man einem Schläger einen Plüschteddy in die Hand gedrückt.«
Treffender Vergleich! Die Sachen passen zu jemandem, der jeden Sonntag in die Kirche geht, nicht zu einem tätowierten Kerl, dessen Seele so dunkel ist wie die Klamotten, die er üblicherweise trägt.
»Wie lautet der Plan?«, fragt Wes, als wir vor dem Red halten. Dem Club, in dem Allegra gleich auf der Bühne stehen müsste. »Vorne rein oder hinten?«
»Also ich mag ja beides«, witzle ich, wofür mir Wes den Ellenbogen in die Seite stößt. »Hinten rein, Zeug packen, wieder raus«, reiße ich mich zusammen und sehe auf die Uhr. »Reichen zehn Minuten?«
Wes sieht sich aufmerksam um. »Lieber fünf.«
»Gut.« Ich starte den Timer. »Dann los!«
Wir steigen aus dem Wagen aus, steuern den Hintereingang an, tragen Sonnenbrillen und ziehen uns Basecaps ins Gesicht, um nicht erkannt zu werden.
Der Laden ist schlecht bewacht, wahrscheinlich, weil Mezcal den Schuppen vor allem für sein Amüsement nutzt. Außerdem ist es vor sechs. Noch ist niemandem aufgefallen, dass Allegra verschwunden ist. In ihrer Garderobe packen wir Make-up und ihre Kostüme ein, damit es so aussieht, als wäre sie einfach abgehauen. Ich ziehe Fotos von ihr mit zwei Freundinnen vom Spiegel. Wes steckt sämtliche Papiere ein – meist Briefe von Liebhabern. Vielleicht können sie dem Staatsanwalt weiterhelfen.
»Hey, was macht ihr da?«, spricht uns ein Kerl auf dem Gang an, als wir gehen wollen.
Mein Puls schnellt in die Höhe. »Kisten raustragen«, erkläre ich das Offensichtliche.
»Was ist dadrin?«
»Ich habe dem Boss keine Fragen gestellt. Es ist mir egal. Möchtest du?«
»Mezcal hat euch beauftragt?«
»Nein, der liebe Herrgott«, kontert Wes, weil die Frage überflüssig war. »Du hältst uns auf. Möchtest du das später erklären?«
»Nein, nein, geht!«
Vier Minuten und zweiunddreißig Sekunden später sind wir wieder draußen, beeilen uns, werfen das Zeug in den Wagen, und ich fahre los.
»Gut mitgespielt«, sage ich anerkennend zu Wes.
»Ebenso«, antwortet er mit einem Grinsen.
Als wir als Nächstes Allegras Wohnung in Malibu betreten, ist es kurz nach sechs, und wir legen einen Zahn zu. Jeden Augenblick wird auffallen, dass die Frau verschwunden ist. Mezcals Leute werden nach ihr suchen, auch hier. Wäre schön, wenn wir dann weg sind.
Wir teilen uns auf. Ich beginne am Eingang, Wes im Schlafzimmer, und je länger wir brauchen, desto mehr verfliegt meine übliche gute Laune.
»Mir war nicht klar, dass wir Umzugshelfer spielen«, stöhne ich, als ich einen weiteren Stapel Ordner zu einer Kiste trage. Gott, hat diese Frau viel Krempel! Das Papier dafür ergibt einen halben Wald! Soweit ich sehe, wichtige Dokumente, wie zum Beispiel vom Finanzamt, bunt zusammengewürfelt mit Werbebriefen, die Jahre zurückreichen. Wegwerfen ist nicht ihre Stärke.
»Ich betrachte es als Sporteinheit.«
»Da ziehe ich Hanteln den Papierbergen vor.«
Ich will gerade den nächsten Schwung Dokumente packen, als sich jemand am Türschloss zu schaffen macht. Ich gebe Wes ein Zeichen, sich zu verstecken. Er zwängt sich unter das Bett. Ich stelle mich hinter die üppigen Wohnzimmervorhänge. Keine Sekunde später fliegt die Tür auf, und eine Frau stolpert herein, gefolgt von einem Kerl mit gezogener Waffe.
»Riecht nicht so, als wäre Allegra krank«, knurrt der Mann und stößt sie vorwärts. »Kein Hauch von Kräutertee oder Hühnersuppe in der Luft. Los, sieh dich um, ob sie da ist! Besser wäre es für dich!«
»Allegra?«, ruft die blasse Brünette mit exotisch hohen Wangenknochen und wunderschönen karamellfarbenen Augen. »Bist du hier?« Sie bewegt sich durch den Flur und das Wohnzimmer und geht dicht an meinem Versteck vorbei, ohne mich zu bemerken. »Bitte, bitte, bitte, sei hier.«
Nur der Kühlschrank brummt. Sonst ist es still.
»Also, wenn ich krank bin, liege ich im Bett«, sagt der Kerl. »Lass uns mal ins Schlafzimmer gehen und dort nachschauen. Nach dir, Schönheit.«
Er stößt die Frau vor sich her, sie fällt aufs Bett, unter dem Wes liegt. Unsere Blicke treffen sich, aber er schüttelt den Kopf. Was auch immer der Typ vorhat, es ist das Beste zu warten, bis beide wieder verschwinden.
»Wo ist sie?«, blafft der Mann.
»Sie muss beim Arzt sein. Bestimmt geht sie auch deshalb nicht an ihr Handy. In manchen Praxen ist es nicht erlaubt, das Telefon zu benutzen.«
»Wie lange dauert so ein Besuch?«
»K-k-keine Ahnung. Ein … zwei Stunden vielleicht?«
»Dann lass uns doch die Wartezeit vertreiben.« Er greift nach ihrem Bein und zerrt sie an den Bettrand. Sie holt zu einem Tritt aus. Er hebt seine Waffe und richtet den Lauf auf sie. »Wehe, Kleine, oder du brauchst gleich auch einen Arzt.«
Ein Wimmern ist ihre Antwort. Ich kann ihre Angst förmlich riechen.
»Heißt das, du spielst mit?«
Hektisch nickt sie. Armes Ding.
Der Kerl lacht zufrieden und fuchtelt mit der Beretta vor ihr herum. »Los, zieh die Jeans aus. Schneller!«
Fuck, tut er gleich, was ich denke, was er tut?!
Mein Blick sucht wieder den von Wes. Er schüttelt den Kopf. Leicht für ihn! Er muss nicht zusehen, wie der widerliche Typ mit den fettigen Haaren der Frau die Klamotten vom Leib reißt und an ihre Pussy greift.
»Meine Güte, bist du vertrocknet«, motzt er und spuckt sich auf die Finger. »Das haben wir gleich.«
Sie hyperventiliert. Es ist kaum auszuhalten.
»Ja, das gefällt dir, wenn ein Mann mit dir macht, was er will. Sag: bitte, Daddy!« Er wartet, sie bewegt die Lippen, aber es kommt kein Ton heraus. »Ich kann dich nicht hören.«
»N-n-nur über meine Leiche!«
»Falsche Antwort, du Miststück!«
Er schlägt ihr so heftig auf ihre Mitte, dass sie vor Schmerz aufjault, legt die Waffe beiseite und ist über ihr. Der letzte Schritt vor der Katastrophe.
Genug ist genug! Mit zwei Sätzen bin ich am Bett und stoße den Kerl von ihr, bevor Wes begreift, dass ich vom Plan abweiche. Ich ertrage viel, aber nicht, wie sich ein Mann an einer unschuldigen Frau vergreift.
Die Frau schreit überrascht auf, kann die Situation noch nicht einschätzen und weicht zurück. Gut so, Hauptsache, sie ist in Sicherheit. Ich stürze mich auf den Gorilla und ringe mit ihm. Er erzielt Treffer, ich erziele Treffer. Als er mich mit einem schlecht ausgeführten Kampfsportgriff ausschalten will, greife ich in seinen Nacken und breche ihm mit einer Drehbewegung das Genick. Notwehr und noch zu gnädig für diesen Drecksack.
Die Frau schnappt nach der Waffe, doch Wes ist schneller. Er kommt aus seinem Versteck, nimmt sie an sich und richtet sie auf den Mann. Als er begreift, was ich getan habe, senkt er den Lauf.
»Und was jetzt?«, fragt er.
Die Frau sitzt mit angezogenen Beinen auf dem Bett und sieht mich mit großen Augen an. Ich werfe ihr ihre Hose zu. »Ziehen Sie sich an!«
Hastig greift sie nach den Jeans und steigt rein, bleibt aber am Kopfende des Bettes sitzen. So weit wie möglich von uns entfernt.
»Keine Sorge, wir tun Ihnen nichts«, sage ich.
»Wo ist Allegra?«, krächzt sie, als wäre klar, dass unsere Anwesenheit was damit zu tun hat. »Geht es ihr gut?«
»Sie ist in Sicherheit.«
»Freiwillig?«
»Ja, natürlich.«
»Es wird geredet, sie sagt gegen Mezcal aus.«
»Möglich«, antworte ich vage, weil die Verhältnisse noch nicht geklärt sind.
»Verdammt!«
Die Frau entspannt sich etwas, lehnt sich an die Wand und reibt sich übers Gesicht. Immer noch erschreckend blass.
»Was wollen Sie von ihr?«, forsche ich nach.
»Wir sind Freundinnen.«
Ich ziehe fragend die Augenbrauen hoch, weil mir so viel schon selbst klar geworden ist. Schließlich hat sie einen Schlüssel zu Allegras Wohnung, und der Mann, der sie begleitet hat, ging davon aus, dass sie über ihren Aufenthaltsort Bescheid weiß. Außerdem war sie auf den Fotos, die in der Garderobe im Red hingen.
»Wenn ich mehr verrate, bringt mich das in Schwierigkeiten.« Ihr Blick wandert zu dem Kerl am Boden. »In jetzt noch größere Schwierigkeiten.«
»Schwer vorstellbar«, murmle ich. »Sagen Sie schon, was los ist. Wir können helfen.« Hoffe ich.
»Sie ist nicht zur Arbeit erschienen. Unser Boss sucht sie, und besser, sie taucht schnell wieder auf.«
»Damit er was genau mit Allegra tun kann?«, frage ich, als könnte ich mir das nicht denken.
Schneewittchen, wie ich die Frau in Gedanken taufe, weil sie mich mit ihrem hellen Teint und den dunklen Haaren an die Märchenfigur erinnert, schweigt. Dabei könnte sie genauso gut sagen, dass Allegra tot ist, wenn Mezcal sie in die Finger kriegt.
Wie gut kennen sich die beiden wohl? Und wie kann ich helfen?
Ich mustere Schneewittchen eingehend. Auf ihre Art ist sie heiß, aber sie ist nicht der Typ Frau, der an der Stange tanzt. Zu wenig Kurven, zu wenig Trinkgeld. »Sind Sie auch Tänzerin?«, frage ich trotzdem.
»Ähm … Nein.«
»Sondern?«
»Wenn ich Ihnen das sage, kann ich mir auch gleich selbst eine Kugel verpassen.«
So schlimm? Wes und ich tauschen einen Blick. Er kommt zu mir, und wir stecken die Köpfe zusammen. »Wenn sie für Mezcal arbeitet, dann hat sie auch Informationen zum Kartell«, flüstere ich. »Das könnte der Staatsanwaltschaft weiterhelfen.«
»Sehe ich genauso.«
»Außerdem lautet unser Job, persönliche Sachen zu sichern, richtig? Da zählt eine Freundin quasi dazu.«
Wes nickt.
»Wie schätzt du sie ein? Kann man ihr vertrauen?«
»Sie erinnert mich an Allegra. Jemand, der da reingerutscht ist und allein nicht mehr rauskommt.«
»Zum Glück gibt es eine Lösung.«
Ich habe eine Entscheidung getroffen und wende mich an die Frau. »Wie heißen Sie?«
Ein misstrauischer Blick trifft mich.
»Ich bin Kellan, und das ist Wes«, stelle ich uns vor.
»Unsere echten Namen«, fügt Wes hinzu.
»Und jetzt schütte ich Ihnen mein Herz aus, oder was?«, feuert sie zurück. Wie zu erwarten, bleibt sie auf der Hut. Für meinen Geschmack allerdings zu ablehnend, dafür, dass wir sie gerettet haben und unseren Arsch für sie riskieren.
»Nein, jetzt sagen Sie uns Ihren Namen, Schneewittchen«, rutscht mir laut raus.
»Klar doch«, kontert sie schroff. »Ich heiße: Geht-dich-nichts-an.«
»Das war keine Bitte«, schiebe ich hinterher.
»Wir wollen wirklich nur helfen«, wendet Wes sanfter ein. »Also, verraten Sie uns, wie Sie heißen?«
»Jordyn«, presst sie heraus und sieht mich dabei provokant an. Als wollte sie mir eins auswischen, indem sie zu meinem Freund nett ist, dabei war ich es, der ihr den Kerl vom Leib gehalten hat. »Und jetzt?«, fragt sie.
»Jetzt klettern Sie vom Bett runter und kommen mit. Mezcal hat eine Mordanklage am Hals. Nur durch eine extrem hohe Kaution sitzt er nicht in Untersuchungshaft. Allegra wird als Kronzeugin gegen ihn aussagen. Sie wollen Ihrer Freundin und sich selbst helfen? Dann sagen Sie dem Staatsanwalt, was Sie über Mezcals Geschäfte wissen.«
»Das können Sie vergessen!«
Was hat sie gedacht, was wir tun? Mezcals Kartell übernehmen? Das wäre lebensmüde! Oder ihn ausschalten? Klar, gib mir fünf Minuten! »Warum?«, forsche ich nach, überrascht von ihrer Ablehnung.
Ihr Blick gleitet von Kopf bis Fuß über mich. »Weil jemand wie Sie wohl kaum für meinen Schutz sorgen kann.«
Warum unterschätzen uns die Frauen nur immer? Allegra hatte anfangs ähnliche Vorbehalte. Als würde der Staat beim Zeugenschutz auf Stümper vertrauen!
»Wir sind gut«, versichere ich ihr.
»Ach ja?«, knurrt sie und zieht plötzlich kämpferisch ein Messer aus dem Ärmel ihres Hoodies. Soll das ein Witz sein?! Ich kann gerade so noch ausweichen. Die Klinge streift mich nur am Arm. Am liebsten würde ich die Frau einfach zurücklassen. Aber ich kann nicht. Das wäre so, als würde man jemanden vor Wölfen retten, nur um denjenigen dann den Löwen zum Fraß vorzuwerfen.
»Wes, räum hier zu Ende auf! Ich kümmere mich um unsere neueste Informationsquelle«, presse ich beherrscht raus, greife nach Jordyn und taste sie nach weiteren Waffen ab. Quadratzentimeter für Quadratzentimeter.
»Hat dich das etwa angemacht, mich mit dem anderen Kerl zu sehen, und jetzt willst du auch? Geh runter von mir!«
»Wir wollen dir helfen«, knurre ich und duze sie nun auch wie sie mich.
»So, wie ihr Allegra helft?«
Ihr bissiger Ton stört mich nicht. »Ja, ganz genau so.« Ich bin fertig, aber halte sie fest. »Deine Wahl, Schneewittchen. Zurück zu den Kriminellen, bei denen du früher oder später das Schicksal deines Aufpassers teilen wirst, oder einen Neuanfang wagen. Denk mal scharf nach. Solche Chancen erhält man nicht oft im Leben.«
»Keine dritte Option?«, fragt sie.
»Wie wäre es mit beten?«, erwidere ich spöttisch. »Nein, keine.«
Jetzt gibt etwas in ihr nach. »Gut, einverstanden.«
»Wirklich?«, frage ich misstrauisch nach. Eine Schnittwunde genügt mir.
»Ja, ich mach mit.«
Wurde Zeit! Ich lasse sie aufstehen, behalte sie jedoch im Auge. Ihre Art verwirrt mich. Ich spüre Angst, aber auch Entschlossenheit. Merkwürdig. Normalerweise würde ich so jemanden nicht auf unser Anwesen mitnehmen. Aber sie war auf dem Foto mit Allegra, und immer wenn wir ihre Freundin erwähnen, wird ihr Gesichtsausdruck sanfter.
»Wenn du keine Tänzerin bist, was hast du dann mit Mezcal zu tun?«
»Das geht dich gar nichts an!«
»Mich vielleicht nicht, aber den Staatsanwalt. Also, was kannst du liefern?«
Stumm sieht sie mich an, aber ihre reglose Miene täuscht. Sie denkt nach, intensiv. Schließlich flucht sie leise. »Ich hab den Überblick über seine Bücher.«
»Seine Bücher?!« Allegra war nur Tänzerin, und ihre Freundin ist Buchhalterin? Beide trennen Welten. »Schwer zu glauben.«
»Ich rede nicht von der Encyclopædia Britannica, sondern einer Aufstellung aller Finanztransaktionen. Zufrieden?«
»Kannst du das irgendwie beweisen?«
»Hatte ich unter meinem Hoodie einen Laptop oder USB-Stick?!«
Also kann sie das nicht. »Was ist mit deinem Handy? Sind da keine Daten drauf?«
»Nein, das ist sauber. Ich trag den Zugang zum Vermögen eines Drogenkartells doch nicht mit mir durch L. A. Wo liegt dein IQ? Bei zehn?!«
Obwohl mir ihr Tonfall missfällt, bin ich geneigt, ihr zu glauben. Wenn sie nicht ist, wer sie vorgibt zu sein, wird Allegra das sofort aufklären. Nur eine Sache ist noch zu erledigen, dann können wir los.
»Kann ich dein Handy mal haben?«
»Wozu?«
»Gib schon her!«
»Bitte! Aber nicht meine Nacktfotos anschauen.«
»Sehr witzig!« Sobald sie es hervorholt, nehme ich es ihr ab, entferne die SIM-Karte und trete auf das Gerät, bis das Display bricht. Die Reste versenke ich in einem Topf mit Wasser.
»Scheiße, was soll das denn?!«
»Wo liegt dein IQ? Bei zehn?«, äffe ich sie nach. »Das ist zu deiner und Allegras Sicherheit. Damit euch Mezcal nicht orten kann. Bist du sonst noch irgendwie verkabelt oder gar gechippt?«
»Hast du Alzheimer? Du hast mich doch abgetastet, und hast du da was gefunden? Nein!«
»Das war nach Waffen, nicht nach Abhörgeräten.«
Ihr Blick ist giftig. Dabei gibt es mehr als einen Weg, Gegenstände im Körper zu verstecken. Das weiß sie. Ohne einen Scanner bleibt nur, auf die altmodische Art danach zu suchen.
»Mach den Mund auf!«
Ihr Blick wird tödlicher, doch ich spare mir lange Erklärungen. Man kann Wanzen an einem Faden befestigen, den an einen Zahn binden und das Teil schlucken. Nicht angenehm, aber machbar.
Sie zeigt mir ihr perfektes Gebiss – und fletscht die Zähne. »Mehr?«, fragt sie nur und meint eine intensivere Leibesvisitation, obwohl sie keineswegs scharf darauf ist.
»Übertreibst du es nicht?«, mischt sich Wes ein. »Sie hat für heute genug durchgemacht.«
Das ist richtig, aber ich werde kein Risiko eingehen. Nachlässigkeit kann tödlich enden. »Wäre sie ein Kerl, würdest du das anders sehen.«
Er schaut bedauernd zu ihr. »Fuck, stimmt.«
Jordyns Wangen färben sich tiefrot, aber sie reckt kämpferisch das Kinn. »Bitte! Schau nach, ob ich mir eine Bazooka an Orte gesteckt habe, wo man keine Bazooka haben sollte.«
Soll sie herumzetern, wenn ihr das hilft.