Lästerliche Schriften - Heinrich Heine - E-Book

Lästerliche Schriften E-Book

Heinrich Heine

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Beschreibung

Zwischen Verketzern und Hosianna schwanken die Meinungen über Heinrich Heine (1797 bis 1856), seitdem seine Werke in Umlauf sind. Große kritische Gesellschaftsbilder und kleine einprägsame Gedichte; von den Gebildeten diskutiert, vom Volk aufgesagt, als Lieder gesungen. Der Staat verfügte die Zensur. Die Synagoge betrachtete den christlich getauften Juden als Abtrünnigen. Der Kirche war er ein Lästerer. Der Vatikan gab es dem Schriftsteller- Dichter, der in Paris, im modernen Europa immer bekannter wurde, amtlich:"Reisebilder", "Über Frankreich" (De la France) und "Über Deutschland" (De l'Allemagne") wurden im Jahr 1836, "Neue Gedichte" 1845 auf den katholischen Index der verbotenen Bücher gesetzt, auf dem sie bis zu dessen gänzlicher Abschaffung 1967 blieben. Andere Werke, wie etwa das Romanfragment, "Der Rabbi von Bacharach", atmen denselben Geist der Kritik am Religiösen. Etwas Lästerliches schwingt darin mit - "Ein Fluch dem Gotte, zu dem wir gebeten" (aus "Die Schlesischen Weber") und etwas Reinigendes, wie PapstBenedikt XVI., der Theologe Joseph Ratzinger, stets anerkannt hat. Um diesen bis heute aktuell dramatischen Konflikt nach zu erleben und zu verstehen, werden diese "Lästerlichen Schriften" hier vorgelegt und kommentiert.

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Über den Autor

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Heinrich Heine 

(1797 in Düsseldorf – 1856 in Paris), 

Sohn des jüdischen Schnittwarenhändlers Samson Heine, besucht von 1810-1814 das Lyzeum Düsseldorf. 1815 beginnt er eine kaufmännische Lehre in Frankfurt/Main, um diese 1816 im Bankhaus seines vermögenden Onkels Salomon Heine in Hamburg fortzusetzen. Mit Unterstützung des Onkels studiert er Jura in Bonn. 1820 geht er nach Göttingen, wird jedoch wegen eines Duellvergehens relegiert. 1821-1823 studiert er in Berlin, um 1825 wiederum in Göttingen zum Dr. jur. zu promovieren. Er tritt im selben Jahr zum evangelischen Glauben über und zieht nach Hamburg, um fortan als freier Schriftsteller zu leben. 1831 Reise nach Paris zum endgültigen Aufenthalt. 1835 Verbot seiner Schriften in Deutschland. Er stirbt am 17.2.1856 in Paris.

Zum Buch

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Zwischen Verketzern und Hosianna schwanken die Meinungen über Heinrich Heine (1797 bis 1856), seitdem seine Werke in Umlauf sind. Große kritische Gesellschaftsbilder und kleine einprägsame Gedichte; von den Gebildeten diskutiert, vom Volk aufgesagt, als Lieder gesungen. Der Staat verfügte die Zensur. Die Synagoge betrachtete den christlich getauften Juden als Abtrünnigen. Der Kirche war er ein Lästerer. Der Vatikan gab es dem Schriftsteller-Dichter, der in Paris, im modernen Europa immer bekannter wurde, amtlich: „Reisebilder“, „Über Frankreich“ (De la France) und „Über Deutschland“ (De l“Allemagne“) wurden im Jahr 1836, „Neue Gedichte“ 1845 auf den katholischen Index der verbotenen Bücher gesetzt, auf dem sie bis zu dessen gänzlicher Abschaffung 1967 blieben. Andere Werke, wie etwa das Romanfragment, „Der Rabbi von Bacherach“, atmen denselben Geist der Kritik am Christlichen. Um diesen bis heute aktuell dramatischen Konflikt nach zu erleben und zu verstehen, werden diese „Lästerlichen Schriften“ und „Der Rabbi von Bacherach“ hier vorgelegt.

Haupttitel

Heinrich Heine

LÄSTERLICHE SCHRIFTEN DER RABBI VON BACHERACH

Impressum
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über dnb.d-nb.de abrufbar.  Alle Rechte vorbehalten  Copyright © by marixverlag GmbH, Wiesbaden 2011 Die Texte wurden behutsam überarbeitet nach der Ausgabe Kritischen Gesamtausgabe, 3. Auflage Berlin 1909 Covergestaltung: Nicole Ehlers, marixverlag GmbH Bildnachweis: akg-images GmbH, Berlin eBook-Bearbeitung: Medienservice Feiß, Burgwitz Gesetzt in der Palatino Ind Uni – untersteht der GPL v2   ISBN: 978-3-8438-0055-6  www.marixverlag.de

Der Rabbi von Bacherach

(1840)

Erstes Kapitel

Unterhalb des Rheingaus, wo die Ufer des Stromes ihre lachende Miene verlieren, Berg und Felsen, mit ihren abenteuerlichen Burgruinen, sich trotziger gebärden, und eine wildere, ernstere Herrlichkeit emporsteigt, dort liegt, wie eine schaurige Sage der Vorzeit, die finstre, uralte Stadt Bacherach. Nicht immer waren so morsch und verfallen diese Mauern mit ihren zahnlosen Zinnen und blinden Warttürmchen, in deren Luken der Wind pfeift und die Spatzen nisten; in diesen armselig häßlichen Lehmgassen, die man durch das zerrissene Tor erblickt, herrschte nicht immer jene öde Stille, die nur dann und wann unterbrochen wird von schreienden Kindern, keifenden Weibern und brüllenden Kühen. Diese Mauern waren einst stolz und stark, und in diesen Gassen bewegte sich frisches, freies Leben, Macht und Pracht, Lust und Leid, viel Liebe und viel Haß.

Bacherach gehörte einst zu jenen Munizipien, welche von den Römern während ihrer Herrschaft am Rhein gegründet worden, und die Einwohner, obgleich die folgenden Zeiten sehr stürmisch und obgleich sie späterhin unter Hohenstaufischer, und zuletzt unter Wittelsbacher Oberherrschaft gerieten, wußten dennoch, nach dem Beispiel andrer rheinischen Städte, ein ziemlich freies Gemeinwesen zu erhalten. Dieses bestand aus einer Verbindung einzelner Körperschaften, wovon die der patrizischen Altbürger und die der Zünfte, welche sich wieder nach ihren verschiedenen Gewerken unterabteilten, beiderseitig nach der Alleinmacht rangen: so daß sie sämtlich nach außen, zu Schutz und Trutz gegen den nachbarlichen Raubadel, fest verbunden standen, nach innen aber, wegen streitender Interessen, in beständiger Spaltung verharrten; und daher unter ihnen wenig Zusammenleben, viel Mißtrauen, oft sogar tätliche Ausbrüche der Leidenschaft. Der herrschaftliche Vogt saß auf der hohen Burg Sareck, und wie sein Falke schoß er herab wenn man ihn rief und auch manchmal ungerufen.

Die Geistlichkeit herrschte im Dunkeln durch die Verdunkelung des Geistes. Eine am meisten vereinzelte, ohnmächtige und vom Bürgerrechte allmählig verdrängte Körperschaft war die kleine Judengemeinde, die schon zur Römerzeit in Bacherach sich niedergelassen und späterhin, während der großen Judenverfolgung, ganze Scharen flüchtiger Glaubensbrüder in sich aufgenommen hatte.

Die große Judenverfolgung begann mit den Kreuzzügen und wütete am grimmigsten um die Mitte des vierzehnten Jahrhunderts, am Ende der großen Pest, die, wie jedes andre öffentliche Unglück, durch die Juden entstanden sein sollte, indem man behauptete, sie hätten den Zorn Gottes herabgeflucht und mit Hülfe der Aussätzigen die Brunnen vergiftet. Der gereizte Pöbel, besonders die Horden der Flagellanten, halbnackte Männer und Weiber, die zur Buße sich selbst geißelnd und ein tolles Marienlied singend, die Rheingegend und das übrige Süddeutschland durchzogen, ermordeten damals viele tausend Juden, oder marterten sie, oder tauften sie gewaltsam. Eine andre Beschuldigung, die ihnen schon in früherer Zeit, das ganze Mittelalter hindurch bis Anfang des vorigen Jahrhunderts, viel Blut und Angst kostete, das war das läppische, in Chroniken und Legenden bis zum Ekel oft wiederholte Märchen: daß die Juden geweihte Hostien stählen, die sie mit Messern durchstächen bis das Blut herausfließe, und daß sie an ihrem Paschafeste Christenkinder schlachteten, um das Blut derselben bei ihrem nächtlichen Gottesdienste zu gebrauchen.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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