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Nur vier Monate nach Martin Luthers Tod schrieb sein engster Freund und Mitstreiter Philipp Melanchthon im Juni 1546 diese allererste Biographie über den Reformator. Ursprünglich in lateinischer Sprache verfasst, wurde sie acht Jahre später von dem Frankfurter Prediger Matthias Ritter erstmals in Deutsche übersetzt. Dieser Ausgabe liegen die Übersetzungen Matthias Ritters aus dem Jahre 1554 sowie F. Th. Zimmermanns aus dem Jahre 1813 zu Grunde.
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Seitenzahl: 41
Nach den Übersetzungen von Matthias Ritter,
Prediger (1554)
und
Dr. F. Th. Zimmermann (1813)
Der ehrsamen und tugendhaften Frau,
Margarete von Holtzhausen,
weiland Herrn Philipp vom Rein,
hinterbliebene Witwe, meiner besonders günstigen Frau.
Gnade, Friede, und Barmherzigkeit, von Gott, dem ewigen Vater, und seinem einigen Sohne, unserem Herrn Jesus Christus, der sich selbst für uns gegeben hat, und seinen Heiligen Geist verheißen zu senden, durch welchen wir neugeboren und geheiligt werden, zum ewigen Leben, Amen.
In dem 4. Psalm, großgünstige Frau, vermahnt der Heilige Geist alle, die auf dieser Welt für hoch und weise gehalten werden, daß sie doch einmal erkennen wollen, wie Gott seine Heiligen wunderbar führt, ihr Gebet erhöre, und sie auch erhalte, ob sie schon ein geringes Ansehen haben, und nicht in großem Reichtum und Gewalt leben, wie die anderen, so ihren Fleiß allein auf dieses zeitliche Leben schlagen. Solche Vermahnung geschieht darum desto ernstlicher, und mit mehreren Worten, nicht allein in diesem Psalm, sondern an vielen anderen Orten der Heiligen Schrift, dieweil der Menschen Sinn und Art ist, daß sie allein auf äußerliche zeitliche Dinge sehen, und der Werke Gottes nicht achten. Daher denn kommt, daß sie große Sorge und Arbeit auf sich nehmen, allein um leiblicher Nahrung und anderer weltlicher Geschäfte willen, und meinen dann, wenn es ihnen oder anderen Leuten gerät, das sie zu gutem Glück kommen, oder aus Gefahr und Unglück errettet werden, sie haben dasselbige allein durch ihre Arbeit und Geschicklichkeit zuwege gebracht. Und hat also für und für der Heilige Geist zu klagen über solche Weltkinder, daß sie nicht verstehen, wie Gott derjenige sei, der die Seinen so wunderbar führt und errettet.
In der christlichen Kirche, da fromme, verständige Leute sind, da weiß man, daß alle Menschen nur durch Gottes Hilfe und Segen müssen erhalten werden, und das menschliche Kräfte viel zu schwach sind so große Dinge auszurichten, wie wir sehen, daß etwa geringe und wenige Personen mit Gottes Hilfe und Segen glücklich ausrichten. Insonderheit aber sehen gottselige Leute auf diejenigen, die von jedermann verlassen, verachtet, und verhaßt sind, allein um Gottes und seines Wortes willen. Da an denselbigen spürt man am meisten Gottes Macht und Beistand, da sieht man, wie Gott wunderbar handelt, und oft auch wider den gemeinen Lauf der Natur und alle Vernunft seine Gläubigen beschützt und erhält.
Die nun auf solche Exempel achthaben, und Gottes Werk recht betrachten, die können dann ihren Glauben und Vertrauen zu ihm auch dadurch stärken, dieweil sie sehen, daß Gottes Verheißungen nicht nur Worte sind, sondern auch mit der Tat täglich gehalten, und in das Werk gebracht werden. Also kann dann ein Mensch auch für sich selbst Gott vertrauen, und in seinen eigenen Anfechtungen keck und getrost sein, Gott von Herzen in seiner Not anrufen, und beständig beharren, bis er auch an seiner Person solche wunderbare Hilfe und Erhaltung Gottes erfährt.
Solches fleißige Aufmerken des Herrn wird in solchem Spruch des 4. Psalmen gerühmt und uns darum desto höher befohlen, daß wir auch für uns selbst einen Trost dadurch bekommen. Denn also ist unser aller Natur, daß uns mehr bewegt und zu Herzen geht, was die Augen sehen, denn was allein die Ohren hören. Eben um der Ursache willen werden uns auch in der Bibel durchaus so viele Exempel vorgestellt, Als Seth, Noah, Abraham, Moses, David, Elias, und viele andere heilige Männer, und außerhalb der biblischen Bücher, in anderer heiliger Lehrer und Väter Schriften, als in Eusebius, in der Geschichte, die man nennt Tripartitam, und anderen dergleichen, Polycarp, Irenäus, Ignatius, Paphnutius, und unzählige viele mehr, auf daß wir an ihnen lernen, wie Gott mit seinen Heiligen pflegt zu handeln. Wie auch der Apostel zu den Römern am 15. Kapitel sagt, was zuvor geschrieben ist, das sei uns zur Lehre geschrieben, auf daß wir durch Geduld und Trost der Schrift Hoffnung haben.
Dieweil nun Gott uns in diesen letzten Zeiten, auch die Gnade getan, daß er uns viele herzliche Männer gegeben, beide im weltlichen und der Kirche Regiment, in welchen Er seine wunderbare Stärke und Hilfe, und die Kraft seines heiligen Wortes und Geistes, offenbart und bewiesen, und also uns lebendige Exempel seiner Gnaden vor Augen gestellt hat. So gebührt es sich ja, daß wir auch dankbar seien, dieselbigen nicht lassen in Vergessenheit kommen, sondern vor Augen haben, und oft bedenken, und endlich auch in Schriften verfassen, und auf unsere Nachkommen gelangen lassen. Damit alle Menschen mögen, wie nicht einmal allein, sondern allezeit Gott seine Heiligen, das ist, seine gläubige Kirche wunderbar geführt habe, und ihm darum Dank sagen, und auch desto mehr vertrauen können.
Das hatte nun der ehrwürdige Herr Philipp Melanchthon, unser lieber Präzeptor getan, und auch anderen zu solchem Fleiß gleich ein Exempel und Anreizung gegeben, in dem, daß er des heiligen Vaters Dr. Martin Luthers Leben und Taten treu und wahrhaftig beschrieben hat, dem sollen wir auch darum danken. Und ohne Zweifel, werden ihm dessen alle fromme Christen großen Dank wissen, auch noch über viele Jahre hernach.