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Poetry-Slam Texte von der Front. Ein fantastischer Ritt quer durch die Welt der Dichterschlachten. Ein großartiges Buch mit dem geheimnisvollen Titel, der aber auf den ersten Blick überhaupt keinen Sinn ergibt. Dahinter verbirgt sich eine variantenreiche Kombination von fünf völlig unterschiedlichen Typen, die durch ihre Liebe zum Poetry Slam vereint sind. Entstanden ist ein satirischer Biss in den Alltag, der die Geschmacksnerven durchpüriert. Im Gegensatz zum gesprochenen Bühnenvortrag sind Slam-Texte in gedruckter Form aber entschleunigt, um Stimme, Gestik und Mimik abgespeckt und von der Atmosphäre des Slams und den oft mitreißenden Reaktionen des Publikums befreit. Was übrig bleibt, ist die nackte Qualität des Texts, seine thematische Konstruktion und Dramaturgie, seine Wortwahl und Ansprache – oder sein herzlich dahingerotzter Unfug als Mischung aus feiner Ironie und völlig übertriebener Satire. Trotzdem gilt für alle Poetry Slam Texte: sie sind laut, direkt, oft unverholen, manchmal unverschämt sowie sexually und politically incorrect. Sie sprühen nur so vor Wortspiel, Wortwitz und Superlativen, beißen sich vom Kalauer zum Kafkalauer durch, gehen sehr gerne verschwenderisch mit Gefühlen um, denn es gilt die Herzen der Zuschauer und die Stimmen der Publikumsjury im Sturm zu erobern. In wenigen Minuten. Und haben wir erwähnt, dass die Texte laut sind?
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Seitenzahl: 141
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ZEITGENÖSSISCHE POETRY-SLAM-TEXTE ALS PARADIGMATISCHE BÜHNENLITERATUR ZWISCHEN SPOKEN WORD, SPRACHWERKSTATT, DICHTERSCHLACHT UND ANDEREN VON SUCHMASCHINEN IM KONTEXT VON DICHTERWETTSTREIT AM HÄUFIGSTEN GEFUNDENEN BEGRIFFEN WIE „ICH“, „ZEITLIMIT“ ODER „WOMBAT“!
v.l.n.r.: Baumeister, Cönig, GAX, Glünderling, Lebemann
Wir danken: Andrea, Alkohol, Wombat
EDITORIAL
Leichen im Größenwahn
POLITIK
Vorwort zum Thema Politik – Jan Cönig
Robin Baumeister: Zahnräder und Schräubchen
GAX: Ich bin kein Kreppel
Jey Jey Glünderling: Du bist Deutschland
Raban Lebemann: Sebastian
Jan Cönig: Regen
WIRTSCHAFT
Vorwort zum Wirtschaftsteil – Robin Baumeister
Jan Cönig: Der letzte Zug
GAX: Augmented Reality
Jey Jey Glünderling: Tinder
Raban Lebemann: Die Fuck-it Liste
Robin Baumeister: Mens@ria
FEUILLETON
Vorwort zum Feuilleton - GAX
Robin Baumeister: Großstadtgeflüster
Jan Cönig: Alter
Jey Jey Glünderling: WG gesucht
Raban Lebemann: Die Fünf Phasen der Trauer
GAX: Gedankenbrei
GESELLSCHAFT
Vorwort an die Gesellschaft – Raban Lebemann
Robin Baumeister: So wie Du
Jan Cönig: Pippi Langstrumpf
GAX: Erich
Jey Jey Glünderling: Scientology
Raban Lebemann: Der Beziehungsmensch
SPORT
Vorwort zum Sport – Jey Jey Glünderling
Robin Baumeister: Rendezvous mit James Bond
Jan Cönig: Die Friedenstaube
GAX: Sechs Minuten Ewigkeit (Tempus fugit)
Raban Lebemann: Tremor
Jey Jey Glünderling: Lebensgier
BERUF & CHANCE
Vorwort zu den Autoren
Robin Baumeister
Jan Cönig
GAX Axel Gundlach
Jey Jey Glünderling
Raban Lebemann
ZUGABE
Vorwort zu TMUS
Underwater
WERBUNG
Wenn man einen sehr kleinen Streifzug durch die Poetry-Slam-Szene machen wollte, um sich einen Eindruck dieses modernen Dichterwettstreits und seiner wildesten Blüten zu machen, dann würde man mal hier, mal dort und nahezu unausweichlich auf einen der fünf Spoken-Word-Artisten treffen, die sich in diesem Buch zu einer uneiligen Allianz zusammengefunden haben.
Uneilig, denn im Gegensatz zum gesprochenen Bühnenvortrag sind Slam-Texte in gedruckter Form entschleunigt, um Stimme, Gestik und Mimik abgespeckt und von der oft mitreißenden Atmosphäre des Slams befreit.
Was übrig bleibt, ist die nackte Qualität des Texts, seine thematische Konstruktion und Dramaturgie, seine Wortwahl und Ansprache – oder sein herzlich dahingerotzter Unfug als Mischung aus feiner Ironie und völlig übertriebener Satire.
Trotzdem gilt für alle Poetry-Slam-Texte: Sie sind laut, direkt, oft unverholen, manchmal unverschämt und politically incorrect. Sie sprühen nur so vor Wortspiel, Wortwitz oder Superlativen und gehen sehr gerne verschwenderisch mit Gefühlen um, denn es gilt die Herzen der Zuschauer und die Stimmen der Publikumsjury im Sturm zu erobern.
Aber das hier ist, wie manchem schon nach wenigen Seiten aufgefallen sein mag, ein Buch. Die Bühne fehlt, das Mikrophon auch und das Rampenlicht ist aus.
Doch wenn es still ist, hat man die Möglichkeit jemanden ganz anders kennenzulernen, denn er hat immer noch was zu sagen.
Politik.
Schönstes Streitthema, weltverändernd und stammtischbestimmend. Lustige Menschen, die sich viel zu ernst nehmen, Sommerpause, viel zu viele Anzüge, viel zu viele Bezüge, laufender Stillstand. Aber irgendwie braucht man sie ja doch, unsere Politiker. Sonst wären die Wahlen ja noch langweiliger.
Keine Proklamation des stolzen Nichtwählens, kein „ehrenamtlicher Wahlhelfer“ für den Lebenslauf und die ganzen schönen Staatsgebäude würden auch alle leerstehen. Das wäre wie mit den Stadien nach so einer WM. Der Wohnraum ist vorhanden, aber er wird nicht sinnvoll genutzt.
Und immerhin steckt in Politik das Wort Po. Und liti. Und k. Was ich damit sagen will, weiß ich nicht so genau, aber da bin ich ja dann ganz nah an der aktuellen Politik.
Wie vielschichtig das Thema sein kann, zeigen die wohlbedruckten folgenden Seiten. Da geht es um Großväter, Schlafwandler, Berlin, Deutschland, Zeit, um Regen und mehr. Würde ich wählen gehen, würde ich diese Texte wählen. Viel Spaß beim Lesen.
Es gibt schon sonderbare Hobbys.
Die einen sammeln Münzen und geben dafür Unmengen an normalem Geld aus. Die anderen sammeln Briefmarken und belästigen ihre Freunde und Verwandten damit, dass sie jeden Brief so öffnen sollen, dass die Briefmarke nicht beschädigt wird. Wieder Andere sammeln Tabletts aus Schnellrestaurants und reisen durch alle Herrenländer, nur um ihre Sammlung vervollständigen zu können.
Mein Großvater sammelte Uhren.
Seit ich denken konnte, hatte er diese Sammlung. Er hat sie jährlich um drei bis vier Uhren vergrößert, sodass bald der komplette Dachboden voller Uhren stand. Dies war sein Reich, er war der Herr der Zeit.
Ich sah nie etwas Verrücktes, oder Eigenartiges in diesem Hobby; Er hatte es einfach schon immer getan…
… Er war mein Großvater.
Auf dem Dachboden hatte er alle Arten von Uhren, die man sich nur vorstellen kann:
Große Uhren, kleine Uhren, Standuhren, Wanduhren, Armbanduhren, Taschenuhren, Großvateruhren, Quartzuhren, batteriebetriebene, Kuckucksuhren …
– Oh, er hatte einen besonderen Faible für Kuckucksuhren. Zu jeder vollen Stunde schallte eine Kakophonie von Kuckucksrufen vom Dachboden her, sodass ein uneingeweihter Besucher aus Schreck schon einmal den Nachmittagskaffee über seine Sonntagskleider verschütten konnte. –
Uhren mit Ziffernblättern, die im Dunkeln leuchteten, Uhren, die langsamer gingen als andere, schneller laufende Uhren.
Und dann gab es da noch seine Lieblingsuhr:
Die rückwärts laufende.
Ich habe ihn als kleiner Junge – in einem Anflug kindlichen Übermutes – einmal gefragt, wieso gerade diese seine Lieblingsuhr sei. Neunmalklug begründete ich meine Frage:
„Sie hat doch keinerlei Nutzen: Sie ist weder besonders schön anzuschauen,“ (war sie tatsächlich nicht: Es handelte sich um ein rundes, leicht vergilbtes, ursprünglich weißes, mit hellem Nußbaumholz berahmtes Ziffernblatt mit schwarzen Zeigern und schwarzen, römischen Ziffern; nichts Besonderes also, außer, dass sie eben rückwärts lief.) „Noch ist sie besonders wertvoll. Außerdem kann man nicht einmal die Zeit von ihr ablesen.“
Heute bin ich klüger und schäme mich ein wenig für meine Worte. Doch mein Großvater lächelte mich wissend an und erwiderte:
„Weiß du, mein Kind. Das ist eine ganz seltsame Sache mit der Zeit. Was ist schon Zeit?
Etwas von Menschenhand Geschaffenes. Eine Idee, die Dinge chronologisch ordnen zu können.
… Zahnräder und Schräubchen.
Die Zeit will nicht gemessen werden. Keine meiner Uhren hier geht richtig.
Nun gut, die Kuckucksuhren laufen alle gleich, weil ich ihre Symphonie gerne in der vollen Orchesterbesetzung genieße. Doch alle Anderen gehen verschieden.
Vielleicht ist diese hier die einzige, die so läuft, wie sie laufen soll.“ Hierbei ging er auf seine Lieblingsuhr zu, hängte sie ab und streckte sie mir entgegen.
„Ist dir der Name Albert Einstein ein Begriff?“
Ich war vollkommen in das Ticken der Uhr, in die schnelle Bewegung des Sekundenzeigers, wie er auf dem Ziffernblatt rotierte, in die langsamere Bewegung des Minutenzeigers und in die scheinbar unendlich langsame Bewegung des Stundenzeigers versunken, sodass ich bei seiner Frage zusammenzuckte.
Ich hätte den Namen schon einmal gehört, erwiderte ich.
„Einstein war einer der größten, wenn nicht sogar der größte Physiker des 20. Jahrhunderts. Doch hierum geht es mir jetzt nicht.
Um was es mir gerade geht ist bloß eine kleine, aber feine Randnotiz in seiner Biographie, für die meisten Menschen ein Trivium, wenn du so willst. Es heißt, Einstein habe nie eine Uhr getragen.“
„Und wieso? Dann kam er ja immer zu spät!“, wunderte ich mich mit zurückgefundenem kindlichen Übermut.
„Naja, er war der Meinung, er brauche sie nicht.
Das Leben ist schnell genug und von Terminen und Zeitplänen bestimmt. Der Mensch, der die Zeit, oder seine Vorstellung von der Zeit, geschaffen hat, um Dinge zu ordnen, muss sich ihr heutzutage unterwerfen. Er, der er der Herr über die Zeit sein will, ist nun ihr Knecht. Die Zeit ist Herr über den Menschen.“
„Das verstehe ich nicht so ganz.“
„Du wirst es eines Tages verstehen, glaube mir. Und dann wirst du dich an mein Gesagtes erinnern und mir vermutlich zustimmen.
Doch nun noch einmal zu deiner eigentlich Frage nach meiner Lieblingsuhr:
Sagen wir, manchmal wünscht man sich einfach, die Zeit würde rückwärts gehen.“
Und wieder dieses wissende Lächeln. Ich habe lange Zeit über sein Gesagtes nachgedacht.
Einige Jahre später starb mein Großvater. Und seine Uhrensammlung geriet scheinbar in Vergessenheit, außer für mich. Immer, wenn ich eine Uhr sehe, muss ich an ihn denken, erinnere mich an seine Worte – auch heute noch.
Als auch meine Großmutter starb und es darum ging, das Erbe unter ihren drei Kindern aufzuteilen, übernahm der Mann meiner Tante diese Aufgabe.
Wir Enkel wurden gefragt, ob es denn etwas gäbe, das wir gerne hätten.
Ich wusste sofort, was ich wollte, nein, was ich brauchte. Um jeden Preis haben musste, um das Andenken an meinen Großvater zu wahren und sein Erbe weiterzuführen. Einer musste es tun… Und ich war der Richtige.
Ich brauchte diese Uhren. Ich wollte mich erinnern. Ich war jedes Mal mit meinem Großvater auf dem Dachboden gewesen, wenn ich meine Großeltern besucht hatte. Jedes Mal habe ich dem Ticken gelauscht, wir beide. Zur Symphonie der Zeit konnten mein Großvater und ich so schön gemeinsam schweigen. Uhren sind Erinnerung.
Was denn nun mit den Uhren auf dem Speicher geschehe, habe ich gefragt.
„Ach die alten Dinger?“, entgegnete man mir. „Die haben wir schon vor einigen Monaten verkauft. Haben erstaunlicherweise noch ein beträchtliches Sümmchen abgeworfen.“
Ich erstarrte.
Verkauft?! – „Die alten Dinger?“!! –
„Auch seine Lieblingsuhr?“, stammelte ich.
„Er hatte eine Lieblingsuhr?“ Verächtliches Lachen.
„Ihr Banausen! Was wisst ihr eigentlich?! Jahrelange Arbeit, jede Menge Schweiß und Herzblut haben in dieser Sammlung gesteckt! Wegen ein paar lumpigen Euro verscherbelt ihr das alles ohne mit der Wimper zu zucken, obwohl ihr’s sowieso nicht braucht?! Im Grabe würdeer sich umdrehen, müsste er davon erfahren!“, hätte ich am liebsten gebrüllt.
„Achso… Ja… Das wäre das Einzige, was ich gewollt hätte“, war das Einzige, was ich mühsam hervorbrachte.
„Ja, wie gesagt, leider verkauft…“
Leider?! Lügner...!
Abends in meinem Bett habe ich bittere Tränen des Verlusts geweint. Ich musste heute erfahren, dass das letzte Stück meines Großvaters Herzens verkauft worden war. Alles was mir bleibt, ist die Erinnerung an ihn, immer dann, wenn ich eine Uhr sehe.
Ich konnte ihnen das nie verzeihen.
Ein weiser Mann hat mir einmal gesagt:
„Manchmal wünscht man sich einfach, die Zeit würde rückwärts gehen.“
Damals habe ich es noch nicht verstehen können…
… heute ist das anders.
Keine Ahnung, wie mir das wieder passiert ist.
Echt keine Ahnung!
Liegt vielleicht an dieser blöden Schlafwandelei.
Dabei hab ich immer die voll realistischen Träume ...
– fühlt sich bei mir immer total echt an.
Wenn ich zum Beispiel von Sex mit einer anderen Frau träume, dann ist das so real, so taktil erogen, dass garantiert plötzlich meine Freundin vorm Bett steht und zu mir sagt: „Sag mal, spinnst Du?“
Also so realistisch – wie auch immer ...
Ich also in voller Montur, mit Anzug, Krawatte, Diplomatenkoffer, steh da plötzlich im Abgeordnetenhaus. Fühl mich aber nicht so, als ob man mich abgeordnet hätte. Für was auch? Ich hab ja von nix ’ne Ahnung ... Obwohl, das scheint da jetzt auch sonst kein Hindernis zu sein. Aber ich? Im Abgeordnetenhaus?
Dabei verursacht Politik bei mir Albträume.
Also genau andersrum als in Berlin:
Da verursachen Albträume Politik!
Voll Bannmeile – jede Art von Vernunft verbannt.
Und ich mittendrin, gefangen in einem Aufzug, bei Stromausfall. Und mit noch ein paar anderen Typen und Uschen.
Alles Abgeordnete, oder Staatssekretäre oder so ...
Man kann das im Dunkeln nicht so unterscheiden: Man weiß ja nicht, wie Staatssekret riecht!
Und das fühlt sich total unheimlich an. Jetzt bloß nicht aufwachen. Denn dann da am End in echt in dem Aufzug zu stehen, ist ja noch schlimmer als weiterträumen. Auch wenn es ein Scheißtraum ist ...
Im Dunkeln umzingelt von diesen Volksflüsterern.
Hyperintelligente Soziopaten landen in der Psychiatrie. Die nicht ganz so schlauen Soziopaten landen immer in der Politik. Das ist wie ein unheimlicher Magnetismus. Und ich mag’s net, denn ich lande dann mit denen in einem Aufzug. Ehrlich, das braucht man wie eine Katzenklappe an einem U-Boot. Und dann fangen die auch noch an zu reden, wie immer alle durcheinander.
So nix von wegen:
„Entschuldigung, hat die Mitte meines Satzes etwa den Anfang Ihres Satzes unterbrochen?“
Nee, immer heiter und weiter, einfach alle durcheinander.
Irgendwas von Verkehrskommission und Tempolimit. Der eine sagt: „Geschwindigkeit tötet keine Menschen. Plötzlich auftauchende Hindernisse töten Menschen.“ Und der andere meint: „Quatsch, Tempolimit, aber Ausländer mit Ferraris sollten bei uns Vergnügungssteuer zahlen ...“
Und der nächste: „Blablabla ... Maut ... blabla!“
Da merkt man sofort, dass sie schneller reden als sie denken können. Und dafür müsste man eigentlich mal ein Tempolimit einführen: für das Geschwätz!
Aber das gelingt ja noch nicht mal in meinem Traum.
Ich hab ja mein ganzes Leben lang Angst davor gehabt, Opfer eines Verbrechens zu werden – nur um dann hier im Aufzug zu merken, dass ich ständig Opfer irgendeines Verbrechens bin.
Verbrechen mit so kranken Bezeichnungen wie Gesundheitsgegenreformwiederanpassungsgesetz, Rindfleischetikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz oder Wertpapieremissionsinformationsassymetrieneinschränkungsgesetz!
Nicht nur wegen solcher Bandwurmworte ist es gefährlich, mit Politikern zu reden. Die drehen einem ja sprichwörtlich die Worte im Mund ’rum. Da wird aus einem: Ein Neger mit Gazelle, zagt im Regen nie! ... schnell mal ein: Ein Neger mit Gazelle, zagt im Regen nie!
Aber nur, wenn der Politiker palindromisch spricht.
Wenn nicht, hört sich das eher so an:
Ein Maximalpigmentierter mit Migrationshintergrund und einem afrikanischen Fluchtsäuger der Gattung Streifenreh setzt sich dem tropfenförmigen Niederschlag ohne Anzeichen der inneren Resignation, aber mit einer gewissen Handlungsfreudigkeit aus ...
Und deswegen müssen die Steuern erhöht werden!
Politiker lieben diese Art zu reden, denn sie lieben an sich diese Art zu denken: einfach, aber unverständlich! Die sind sie alle wie Eskimos, die einem Beduinen erklären wollen, wie man mit einer Hitzewelle umgeht! Mit 32 Wörtern für Schnee!
Und Du selbst willst auch gar nicht mit denen argumentieren, weil; die sind ja wie Zombies. Du erledigst einen mit Argumenten – und wuuusch! – drei andere steigen aus ihren Löchern ...
Da fragt man sich echt, wo sie die alle herhaben – und in meinem Traum seh ich dann so ne Art Frankenstein Fabrik, wo sie die so zusammenbasteln.
Mit den Gehirnen von verunglückten VWL-Studenten: Nicht schlau genug, um Probleme zu lösen, aber nicht dumm genug, um es nicht doch zu versuchen.
Da sind sie wie Betrunkene, die ihre eigene Kotze aufwischen wollen: Man will ihnen noch schnell den Lappen wegnehmen, aber da ist es schon passiert – die Kotze ist jetzt überall verteilt.
Oder sie döppern eine Vase zu Bruch und weil sie immer glauben, dass ihnen eh keiner zuguckt, drücken sie die Teile wieder so zusammen, dass dann der nächste, der sie anfasst, der Depp ist. Und genau so funktioniert Regierungswechsel! Der nächste, der die Gesundheitsreform anfasst, ist der Depp!
Außer sie bilden eine Groko, dann fasst in den nächsten vier Jahren garantiert keiner mehr das Ding an!
Oder sie machen irgendeinen schrägen Deal miteinander – ’nen Grokodeal!
Das sieht da aber nicht so lustig blöd aus wie das Maskottchen vom VfB Stuttgart, sondern es sieht einfach nur blöd aus – und zwar für uns alle!
Zum Beispiel, seit Jahren verspricht die Politik, die Pflege von Demenzkranken zu verbessern.
Und das ist Politik in Perfektion:
Da kann sich weder der Politiker noch die Zielgruppe an das Versprechen erinnern!
Und jetzt steh ich da mit diesen Typen im Aufzug – und ich spür wie irgendeine Hand an meiner Hosentasche rumnestelt, und ich denk mir, Lieber Gott ... – und wenn ich als glücklicher Heide schon Lieber Gott denke, dann kann es sich nur um einen echt kranken Scheißtraum handeln – ich denke also:
Lieber Gott, lass es die Sarah sein; solange die nix sagt, könnte das ja noch ein ganz guter Traum werden ...
Aber da spür ich die Finger an meinem Portemonnaie und ich schieb die Hand so weg. Und da sagt der Rollifahrer zu mir: Tschuldigung, alte Gewohnheit!
Und da wird mir sofort klar, warum ich nicht wie sonst unbekleidet schlafwandle: weil ’nem nackten Mann kann man ja nicht in die Tasche greifen! So realistisch sind meine Träume – alles voll durchdacht!
Diese Berufspolitiker sind ja sonst schon widrige Umstände, aber wenn man erst mit denen in einem Fahrstuhl steht – Da kriegt man schon den Eindruck, der Genpool könnte ein bisschen Chlor vertragen!
Oder die Pille danach!
Ich weiß gar nicht, wie ich das Euch sonst erklären soll. Politik ist ja mittlerweile mehr so was Ähnliches wie Showgeschäft,
... nur für hässliche Leute!
Der Siggi – so ne Art Roy Black mit down syndrom ...
Die Mutti – immer mit diesem Gesichtsausdruck, als wäre es im Wachsfigurenkabinett ein klein wenig zu warm geworden ...
Der Kwido – nach zwanzig Jahren die Akne erfolgreich behandelt, um dann festzustellen, dass ihn die Leute aus ganz anderen Gründen eklig finden ...
Oder Rotwein-Oskar: ein Mann wie Uri Geller
– überraschend schwer zu erstechen!
Ihr seht, wenn man so ’nen Politikscheiß träumt, landet man unwillkürlich bei nicht persönlich gemeinten, aber trotdem ganz schön persönlichen Beleidigungen.
Oder wie man in Fachkreisen sagt:
Klassisches Politisches Kabarett!