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Mit dem Bergpfarrer hat der bekannte Heimatromanautor Toni Waidacher einen wahrhaft unverwechselbaren Charakter geschaffen. Die Romanserie läuft seit über 13 Jahren, hat sich in ihren Themen stets weiterentwickelt und ist interessant für Jung und Alt! Toni Waidacher versteht es meisterhaft, die Welt um seinen Bergpfarrer herum lebendig, eben lebenswirklich zu gestalten. Er vermittelt heimatliche Gefühle, Sinn, Orientierung, Bodenständigkeit. Zugleich ist er ein Genie der Vielseitigkeit, wovon seine bereits weit über 400 Romane zeugen. Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert. Andreas Trenker stand im Garten der Pension Edelweiß und schaute zufrieden auf die Gäste, die an den Tischen saßen und frühstückten. Bei dem herrlichen Wetter, das über dem Wachnertal herrschte, war es nur selbstverständlich, daß man draußen gedeckt hatte. Der Cousin des Bergpfarrers freute sich über den regen Zuspruch, den die Pension in der relativ kurzen Zeit seit der Eröffnung gefunden hatte. Dabei war Andreas selbst auch noch nicht so lange wieder in der Heimat. Über zwanzig Jahre hatte er in Kanada gelebt, wo er eine Farm bewirtschaftete. Für dortige Verhältnisse eher klein, warf sie indes genug ab, daß es zu einem gewissen Wohlstand reichte, und Andreas kehrte als reicher Mann nach St. Johann zurück. Vor einem guten Jahr hatte er die Bekanntschaft einer Deutschen gemacht. Marion Hellmann lebte und arbeitete in Hamburg. Während eines Urlaubs, den sie in Kanada verbrachte, verliebte sie sich in den gebürtigen Bayern, doch als sie zurückfuhr, schien damit das Glück zu enden. Aber nur scheinbar, denn zu ihrer Überraschung meldete sich Andreas gleich nach seiner Ankunft in Deutschland bei ihr, und die alten Gefühle flammten wieder auf. Inzwischen hatte Marion, die in einem Verlag für Jugendliteratur als Lektorin arbeitete, alles in Hamburg aufgegeben und war ihrer großen Liebe nach Süddeutschland gefolgt. Wenn die erste Phase der Eröffnung ihrer Pension überstanden war, wollten sie sich das Jawort geben. Marion trat aus der Tür. Sie lächelte, als sie Andreas so glücklich und zufrieden sah. »Na, hast du unsere Gäste zufriedengestellt?« fragte sie. »Ja. Wie weit seid ihr denn mit den Zimmern?« »Die Resi
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Seitenzahl: 120
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Andreas Trenker stand im Garten der Pension Edelweiß und schaute zufrieden auf die Gäste, die an den Tischen saßen und frühstückten. Bei dem herrlichen Wetter, das über dem Wachnertal herrschte, war es nur selbstverständlich, daß man draußen gedeckt hatte.
Der Cousin des Bergpfarrers freute sich über den regen Zuspruch, den die Pension in der relativ kurzen Zeit seit der Eröffnung gefunden hatte. Dabei war Andreas selbst auch noch nicht so lange wieder in der Heimat. Über zwanzig Jahre hatte er in Kanada gelebt, wo er eine Farm bewirtschaftete. Für dortige Verhältnisse eher klein, warf sie indes genug ab, daß es zu einem gewissen Wohlstand reichte, und Andreas kehrte als reicher Mann nach St. Johann zurück.
Vor einem guten Jahr hatte er die Bekanntschaft einer Deutschen gemacht. Marion Hellmann lebte und arbeitete in Hamburg. Während eines Urlaubs, den sie in Kanada verbrachte, verliebte sie sich in den gebürtigen Bayern, doch als sie zurückfuhr, schien damit das Glück zu enden. Aber nur scheinbar, denn zu ihrer Überraschung meldete sich Andreas gleich nach seiner Ankunft in Deutschland bei ihr, und die alten Gefühle flammten wieder auf. Inzwischen hatte Marion, die in einem Verlag für Jugendliteratur als Lektorin arbeitete, alles in Hamburg aufgegeben und war ihrer großen Liebe nach Süddeutschland gefolgt.
Wenn die erste Phase der Eröffnung ihrer Pension überstanden war, wollten sie sich das Jawort geben.
Marion trat aus der Tür. Sie lächelte, als sie Andreas so glücklich und zufrieden sah.
»Na, hast du unsere Gäste zufriedengestellt?« fragte sie.
»Ja. Wie weit seid ihr denn mit den Zimmern?«
»Die Resi ist gerade dabei, das Bett in der Elf zu beziehen. Das Zimmer wird heute auch neu belegt. Die anderen sind fertig.«
Ursprünglich hatten sie vorgehabt, auch das Putzen selbst zu übernehmen. Doch die Zimmernachfrage war so groß, daß das unmöglich auch noch zu schaffen war. Deshalb hatten sie eine junge Frau angestellt. Theresa Lechner stammte aus St. Johann und war seit einem halben Jahr arbeitslos. Dankbar nahm sie die Stelle an, froh, überhaupt eine Beschäftigung zu haben. Inzwischen hatte sie sich so gut eingearbeitet, daß Marion und Andreas sich gar nicht vorstellen konnten, wie es ohne die Resi wäre.
»Schau mal da, wir bekommen Besuch«, sagte Marion und stieß ihren Verlobten an.
»Ah, der Sebastian.«
»Grüß euch zusammen«, winkte der Bergpfarrer ihnen zu, als er durch das Gartentor schritt.
Er begrüßte die beiden und schaute sich um.
»Das Geschäft geht gut, wie ich seh’«, nickte er. »Das freut mich für euch.«
»Wir hätten net geglaubt, daß wir auf Anhieb so viel Zuspruch bekommen«, meinte sein Cousin.
»Na ja, es ist halt Saison. Im Herbst wird’s vielleicht noch mal gut, aber im Winter kommen kaum Touristen her«, bemerkte Sebastian Trenker.
»Ja, deshalb sind diese guten Tage um so erfreulicher«, erwiderte Marion Hellmann mit einem Nicken.
»Hast’ was auf dem Herzen?« erkundigte sich Andreas. »Oder schaust’ nur so vorbei?«
»Ich hab’ gerad’ mit dem Bischof telefoniert«, erzählte der Geistliche. »Er läßt euch herzlich grüßen und bedankt sich noch mal dafür, daß alles so vorzüglich geklappt hat.«
Ottfried Meerbauer, Pfarrer Trenkers unmittelbarer Vorgesetzter, hatte Sebastian um einen besonderen Gefallen gebeten. Pater Antonius, sein Sekretär, feierte sein zwanzigjähriges Dienstjubiläum, und der Bischof wollte ihn mit einem Wochenende in St. Johann beschenken. Dazu gehörten zwei Übernachtungen in der Pension Edelweiß, eine Bergtour, geführt von Sebastian, und ein Essen im Pfarrhaus.
Der Sekretär des Bischofs wußte gar nicht, wie ihm geschah, als er an seinem Ehrentag damit überrascht wurde.
Aber er freute sich sichtlich, und seine sonst merklich kühle Distanz zum Bergpfarrer war auf einmal wie weggeblasen.
»Schön, daß es allen gefallen hat«, freute sich Andreas Trenker.
Er schaute zur Straße, direkt vor der Pension, hielt ein Auto.
»Das wird der Herr Hofthaler sein«, meinte er und ging zur Pforte, um den Gast zu begrüßen.
Dem Auto war ein schlanker junger Mann entstiegen, der sich neugierig umschaute. Er hatte kurzes blondes Haar und ein markantes Gesicht.
Alles in allem ein attraktiver Mann. Er schloß die Wagentür und nickte dem Pensionswirt zu, der ihn an der Gartenpforte erwartete.
»Grüß Gott und herzlich willkommen in der Pension Edelweiß«, begrüßte Andreas den Mann. »Trenker, mein Name. Ich hoff’, daß Sie sich bei uns wohl fühlen werden.«
»Ja, grüß Gott«, erwiderte der Gast. »Christian Hofthaler, ich hatte reserviert.«
»Das Zimmer ist bereit. Wenn ich Ihnen das Gepäck abnehmen darf...«
»Lassen S’ nur«, winkte der neue Gast ab. »Es ist bloß ein Koffer.«
Er holte das Gepäckstück aus dem Kofferraum und folgte dem Wirt, der vorausging. Marion begrüßte den jungen Mann ebenfalls mit einem Lächeln. Der schaute sich um.
»Schön haben Sie’s hier«, nickte er anerkennend.
»Darf ich vorstellen«, sagte Andreas, »das ist Pfarrer Trenker, unser Seelsorger.«
»Hofthaler, Christian, angenehm.«
Der Gast blickte den Geistlichen fragend an.
»Sie sind miteinander verwandt, net wahr?«
»Richtig«, lächelte der Pensionswirt. »Wir sind Cousins.«
»Die Ähnlichkeit ist mir gleich aufgefallen.«
»Ich hoff’, Sie fühlen sich in St. Johann wohl«, sagte Sebastian. »Und wenn S’ mal ein bissel Zeit haben, würd’ ich mich freuen, Sie in der Kirche begrüßen zu können.«
»Da brauchen S’ gar net lang’ warten«, lachte der sympathische Mann. »Ich wollt’ sie ohnehin besichtigen. Als Architekt interessieren mich alte Bauwerke immer.«
»Fein, dann führ’ ich Sie herum und zeig’ ihnen alles.«
Der Bergpfarrer schaute auf die Uhr.
»So, jetzt muß ich aber los«, verabschiedete er sich.
»Schönen Gruß an Frau Tappert«, richtete Marion Hellmann aus.
Andreas Trenker begleitete den Gast auf dessen Zimmer. Die Villa war innen völlig neu gestaltet worden. Unten hatten die Handwerker einen großen Frühstücksraum gestaltet, dort befand sich auch die Küche. Außerdem gab es im Erdgeschoß vier Einzel- und drei Doppelzimmer. Im ersten Stock befanden sich weitere Gästezimmer und die privaten Räume. Marion hatte mit viel Liebe und Geschmack Möbel, Teppichboden und Tapeten ausgesucht. Die Einweihungsfeier war ein großer Erfolg gewesen, und die geladenen Gäste zeigten sich von dem, was aus der alten Villa geworden war, sehr angetan.
Auch Christian Hofthaler nickte zufrieden, als er sein Zimmer betrat. Es war recht groß und besaß ein eigenes Bad. Andreas und Marion hatten großen Wert darauf gelegt, ihren Gästen jeden erdenklichen Komfort zu bieten. Es gab nicht nur Fernsehen und Telefon, sondern auch einen Internetanschluß.
Der junge Architekt bedankte sich bei dem Wirt und machte sich daran, seinen Koffer auszupacken.
Eine Woche Urlaub war eigentlich zu wenig, aber mehr hatte er beim besten Willen nicht herausschinden können. Christian arbeitete an einem großen Projekt. In Münchens bester Lage am Stachus sollte ein altes Haus renoviert werden. Innen mußte alles neu gestaltet werden, mit großer Einkaufspassage, die Fassade sollte indes erhalten bleiben. Eine Herausforderung für alle Beteiligten; den Architekten, den Bauherrn und für die Leute vom Denkmalschutz.
Daß Christian sich dennoch die Zeit für einen kurzen Trip in die Berge nahm, lag an seiner Leidenschaft fürs Wandern und Klettern. Während sein Kompagnon im Büro die gesellschaftlichen Verpflichtungen übernahm, versuchte Christian sich jedesmal davon zu befreien und nutzte die Zeit, seinem Hobby nachzugehen.
Im Wachnertal war er zuvor allerdings noch nie gewesen. Es war seine erste Fahrt hierher, und angesichts des schönen Pensionszimmer und der netten Leute schien sein Urlaub auch unter einem guten Stern zu stehen.
*
Der Kleinwagen fuhr in einem gemütlichen Tempo über die Bergstraße. Die Fenster waren heruntergekurbelt, und aus dem Autoradio erklang Musik. Die beiden Insassinnen sangen lauthals die Lieder mit und stimmten sich so auf die Ferien ein.
Am Lenkrad saß eine junge Frau mit blonden schulterlangen Haaren. Sie trug Jeans und T-Shirt, um den schlanken Hals hatte sie ein farbenfrohes Seidentuch geschlungen. Beate Wendler, von allen nur Bea gerufen, war vierundzwanzig Jahre alt, und ihr niedliches Gesicht strahlte.
Eigentlich verbreitete sie immer gute Laune, vor allem jetzt, wo es nur noch ein paar Kilometer bis zu ihrem Ziel waren.
Neben ihr saß Sigrid Klausner, ihre beste Freundin und Arbeitskollegin. Sie war zwei Monate jünger als Bea und arbeitete zusammen mit ihr im Büro der selben Firma. Siggi hatte kurze dunkle Haare, braune Augen und ein rundes Gesicht, in dem oft genug der Schalk zu sitzen schien.
Zusammen bewohnten sie eine Vierzimmerwohnung in München-Schwabing, die einer Tante von Siggi gehörte, die sie den beiden Frauen zu einem Sonderpreis vermietet hatte.
Sie kannten sich seit der Oberschule, hatten sich dann für kurze Zeit aus den Augen verloren und dann völlig überraschend wiedergefunden, als Bea vor einem Jahr ihre Stelle als zweite Sekretärin bei Bollmann und Reichert, einer Firma für Baustoffe, antrat. Seither waren die beiden Freundinnen unzertrennlich, und da Bea gerade eine Wohnung suchte, war es nur natürlich, daß sie zusammenzogen.
Für sie war es ein besonders glücklicher Umstand, daß die Firma zwei Wochen Betriebsferien machte, denn sonst wäre nichts aus dem gemeinsamen Urlaub geworden. So hatten sie ihre Ersparnisse gezählt und beschlossen, für vierzehn Tage in die Berge zu fahren.
»Wir sind gleich da«, rief Bea und deutete nach vorne. »Ich kann schon die Kirchturmspitze sehen.«
Siggi reckte den Hals.
»Klasse«, sagte sie. »Ich freu’ mich schon auf eine Dusche.«
Sie hatten über ein Reisebüro gebucht, und der Angestellte hatte ihnen die Pension Edelweiß ans Herz gelegt.
»Ich war selbst dort«, erzählte er. »Da ist wirklich alles neu und tiptop!«
Die Betreiber der Pension hatten zahlreiche Reisebüros und Busunternehmen angeschrieben und zu einer Besichtigung eingeladen. Das Ergebnis war, daß fast alle Reiseunternehmen die Pension Edelweiß in ihr Angebot aufgenommen hatten, was sich jetzt bereits in den Übernachtungszahlen und Reservierungen niederschlug.
Ein paar Minuten später hielten sie vor dem Haus.
»Sieht schön aus«, meinte Sigrid und öffnete die Wagentür.
Bea nickte und stieg ebenfalls aus. Sie gingen durch die Pforte und schauten sich um. Der Garten war herrlich, mit seinen blühenden Büschen und den alten Obstbäumen, die reichlich Früchte trugen.
Die Haustür wurde geöffnet, und eine Frau trat heraus.
»Grüß Gott, Frau Wendler und Frau Klausner, net wahr?«
Sie nickten.
»Marion Hellmann. Willkommen in der Pension Edelweiß.«
Sie schüttelten sich die Hände, dann führte Marion die beiden Frauen an die Rezeption.
»Andreas, bist du so lieb und kümmerst dich um das Gepäck?« rief sie nach hinten, während Bea und Siggi sich eintrugen.
Andreas Trenker erschien und lächelte sie an.
»Willkommen. Hatten S’ eine gute Fahrt?«
Die beiden bejahten, und Bea händigte ihm die Autoschlüssel aus. Marion brachte sie zu den Zimmern.
Sie befanden sich im Erdgeschoß und lagen nebeneinander.
»Ich springe erstmal unter die Dusche«, rief Siggi durch die offene Tür.
»Ich auch«, gab Bea zurück. »Bis in zehn Minuten.«
»Oder zwanzig«, erwiderte die Freundin lachend.
»Stimmt, du brauchst ja immer so lange...«
Sie trafen sich eine halbe Stunde später auf der Terrasse im Garten.
»Schön hier, was?« fragte Bea, als sie in den bequemen Korbsesseln saßen.
»Herrlich!« rief Siggi und trank einen Schluck Orangensaft.
Essen konnte man, abgesehen vom Frühstück, in der Pension nicht, aber die Wirtsleute hielten Kaffee und Erfrischungsgetränke für ihre Gäste bereit.
»So, und was machen wir zuerst?« wollte Sigrid Klausner wissen.
»Ich für meinen Teil bleibe hier sitzen«, antwortete Bea. »Es gefällt mir nämlich ausgesprochen gut hier...«
Dabei schaute sie auf die weit geöffnete Glastür, die vom Frühstücksraum in den Garten hinausführte. Durch die war eben ein junger Mann getreten, dessen Anblick sie umwarf.
»Wollten wir net gleich einen Bummel machen...?«
Siggi brach ab, ihre Augen folgten Beas Blick.
»Ups!« stieß sie hervor, als sie sah, was die Freundin so gebannt zur Tür stieren ließ. »Ich verstehe dich!«
Der junge Mann schaute sich um und nickte freundlich, als er an ihnen vorüberging.
»Mensch, der könnte mir gefallen«, flüsterte Bea.
»Könnte? Mir gefällt er. Und wie!« antwortete Siggi. »Guck doch bloß mal diesen Oberkörper an!«
Christian Hofthaler hatte sich an einen Tisch gesetzt
Er wandte den beiden Frauen den Rücken zu und vertiefte sich in eine Zeitschrift.
»Meinst du, der ist alleine hier?« fragte Bea leise.
»Siehst du sonst noch jemanden?« raunte die Freundin zurück.
Bea griff nach ihrem Glas, war aber viel zu aufgeregt, um zu trinken. Wenn sie bloß hinüberschaute, liefen ihr schon wohlige Schauer über den Rücken.
Die Pensionswirtin kam auf die Terrasse und ging an den Tisch.
»Haben S’ einen Wunsch, Herr Hofthaler?« fragte sie.
Christian, der gerade einen Artikel über die italienische Architektur der Renaissance gefunden hatte, blickte auf.
»Ach, ja, Frau Hellmann. Ob ich wohl einen Kaffee bekommen könnt’?«
»Aber freilich«, nickte Marion. »Ich bring’ ihn sofort.«
Sie ging wieder hinein, und die Freundinnen steckten wieder die Köpfe zusammen.
»Der ist allein hier«, meinte Siggi im Brustton der Überzeugung.
»Wie kommst du darauf?« widersprach Bea.
»Schau ihn dir doch mal genau an. Glaubst’ wirklich, daß so einer net verbandelt ist?«
Die Freundin trank einen Schluck.
»Wenn schon«, meinte sie achselzuckend. »Jetzt jedenfalls seh’ ich kein and’res weibliches Wesen. Also werd’ ich mal meine Fühler ausstrecken...«
Marion Hellmann kam mit dem Kaffee zurück.
»Mit dem Wetter haben S’ wirklich Glück«, hörten die Freundinnen sie sagen. »Die nächste Woche soll’s noch weiterhin so schön sein. Also die besten Voraussetzungen für eine Bergtour.«
»Ich fürcht’ nur, daß es mit einem Bergführer knapp wird«, erwiderte Christian Hofthaler. »Als ich mich vorhin erkundigt hab’, sagte man mir, daß wohl schon alle ausgebucht wären. Wenn sich net noch jemand findet, dann muß ich wohl den Gedanken an eine Bergtour vergessen.«
»Ach, fragen Sie doch einfach mal Pfarrer Trenker«, schlug Marion vor. »Sie haben ihn ja heute morgen kennengelernt. Er steigt öfter mal auf und wenn er gerade wieder eine Tour plant, nimmt er sie bestimmt mit.«
Christians Augen leuchteten.
»Meinen S’ wirklich?« fragte er. »Das wär’ ja wunderbar. Herzlichen Dank, für den Tip. Ich wollt’ ohnehin nachher zur Kirche hinüber.«
Marion Hellmann kam an den Tisch, an dem die beiden Frauen saßen.
»Haben Sie noch einen Wunsch?« erkundigte sie sich.
»Nein, danke!« schüttelte Bea den Kopf.
Auch Siggi verneinte. Die Wirtin wünschte einen schönen Nachmittag und ging wieder hinein.
»Hast du gehört?« raunte Bea. »Er will in die Kirche.«
»Wollten wir das net auch?« lächelte die Freundin spitzbübisch.
»Aber es muß wie ein Zufall aussehen.«
»Na klar. Wir können ja schon mal losgehen und warten in der Nähe...«
*
Blasius Eggensteiner saß in seinem Arbeitszimmer und brütete vor sich hin. Der rundliche Pfarrer war ausgesprochen schlechter Laune, und das hatte auch einen schwerwiegenden Grund.
Der Kirche von Engelsbach liefen die Gläubigen weg!