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Das Buch der Riten ist einer der Fünf Klassiker, die dem Konfuzius zugeschrieben werden. Es beschreibt soziale Verhaltensweisen, alte Riten und Hofzeremonien. Das Buch der Riten ist das umfangreichste der kanonischen Bücher. Es ist erst nach Konfuzius entstanden, Teile werden aber auf ihn selbst zurückgeführt. Es behandelt die Vorschriften der Etikette, Sitten und Bräuche, zum Beispiel für den Ahnenkult und für das Benehmen bei Hof. (aus wikipedia.de)
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Seitenzahl: 505
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1. Die Grundlage der Regierung
Herzog Ai fragte nach der Regierung. Der Meister sprach: Die Regierung im Frieden und im Krieg [oder der Könige Wen und Wu] steht aufgezeichnet in den Urkunden. Wenn die richtigen Menschen dazu da sind, so wird diese Regierung aufgenommen; wenn die richtigen Menschen dazu fehlen, so ruht diese Regierung. Im Weg des Menschen liegt es, die Regierung zu schaffen, wie es im Weg der Erde liegt, Pflanzen zu schaffen. Die Regierung wirkt wie die Schlupfwespe (die ihre Brut verwandelt).
So kommt es für die Ausübung der Regierung auf die Menschen an. Die Menschen gewinnt (der Herrscher) durch seine Person, er bildet seine Person durch den Weg. Er bildet den Weg durch Menschlichkeit. Menschlichkeit bedeutet Menschentum. Die Liebe zu den Nächsten ist das Größte daran. Gerechtigkeit bedeutet das, was recht ist. Die Ehrung der Würdigen ist das Größte daran. Die Stufen der Liebe zu den Nächsten und die Arten der Verehrung der Würdigen sind es, aus denen die Sitte entsteht ...
Darum darf der Edle es nicht unterlassen, seine Person zu bilden. Wer seine Person bilden will, darf es nicht unterlassen, seinen Eltern zu dienen. Wer seinen Eltern dienen will, darf es nicht unterlassen, die Menschen zu erkennen. Wer den Menschen kennen will, darf es nicht unterlassen, den Himmel zu erkennen.
2. Die fünf Wege und die drei Eigenschaften
Fünf Wege gibt es auf Erden, die immer gangbar sind, und die darauf wandeln, sind von dreierlei Art. Sie heißen Fürst und Diener, Vater und Sohn, Gatte und Gattin, älterer und jüngerer Bruder und der Verkehr der Freunde: Diese fünf sind die immer gangbaren Wege auf Erden. Weisheit, Menschlichkeit, Mut: Diese drei sind die immer wirksamen Geisteskräfte auf Erden. Zu ihrer Ausübung ist eines not (die Entschlossenheit, ans Ziel zu kommen). Ob einer von Geburt dies erkennt oder durch Lernen es erkennt oder durch Mühsal es erkennt: wenn er es erkennt, ist alles Eines. Ob einer in ruhiger Sicherheit danach handelt oder, weil er es für Gewinn erachtet, danach handelt oder mit Anstrengung danach handelt: wenn er das Werk vollendet, ist alles Eines.
Der Meister sprach: Liebe zum Lernen führt hin zur Weisheit, kräftiges Handeln führt hin zur Menschlichkeit, sich schämen können führt hin zum Mut. Wer diese drei Dinge weiß, der weiß, wodurch er seine Person zu bilden hat. Wer weiß, wodurch er seine Person zu bilden hat, der weiß, wodurch er die Menschen ordnen kann. Wer weiß, wodurch er die Menschen ordnen kann, der weiß, wodurch er die Welt, den Staat, das Haus ordnen kann.
3. Die neun Pfade zur Führung des Weltreichs
Für die Führung des Weltreichs gibt es neun Pfade: Pflege der Person, Ehrung der Würdigen, Liebe zu den Nächsten, Achtung vor den hohen Würdenträgern, Verständnis für die Menge der Beamten, väterliche Liebe zum geringen Volk, Heranziehung der verschiedenen Arbeiter, Milde gegen die Fremden, liebevolles Gedenken an die Lehensfürsten.
Wenn man seine Person bildet, so wird der Weg gefestigt. Wenn man die Würdigen ehrt, herrscht keine Unklarheit (über die Gesinnung des Herrschers). Wenn man die Nächsten liebt, so entsteht unter den Verwandten und Brüdern kein Groll. Wenn man die hohen Würdenträger achtet10, so wird der Überblick nicht verdunkelt. Wenn man Verständnis für die Menge der Beamten zeigt, so vergelten es die Staatsmänner reichlich durch ihre Ergebenheit. Wenn man väterliche Liebe zum geringen Volk hat, so feuern die Leute einander zum Guten an. Wenn man die verschiedenen Arbeiter heranzieht, so werden die Güter für den Verbrauch ausreichen. Wenn man milde ist gegen die Fremden, so strömen sie einem aus allen vier Himmelsgegenden zu. Wenn man der Lehensfürsten liebevoll gedenkt, so liegt die Welt in Ehrfurcht.
Indem man fastet und sich reinigt und in feierlichen Gewändern (zum Opfer schreitet), indem man nichts tut, was der Sitte zuwider ist, bildet man seine Person. Indem man die Verleumder entfernt, sich frei hält von Sinnlichkeit, das Geld gering achtet und die Geisteskräfte schätzt, ehrt man die Würdigen. Indem man ihre Stellung geehrt macht und ihr Einkommen groß und ihre Neigungen und Abneigungen teilt, zeigt man die Liebe zu den Nächsten. Indem man ihnen ausreichende Unterbeamte zur Erledigung der laufenden Geschäfte zur Verfügung stellt, achtet man die hohen Würdenträger. Indem man die Gewissenhaften und Zuverlässigen mit reichen Einkünften versieht, zeigt man Verständnis für die Staatsmänner. Indem man sie zur Zeit gebraucht und die Abgaben niedrig macht, feuert man die Leute aus dem Volke an. Indem man sie täglich besichtigt und monatlich prüft und je nach den Berichten ihnen ihre Arbeiten zuweist, zieht man die Arbeiter heran. Indem man sie bei ihrem Kommen empfängt und beim Abschied begleitet, ihr Gutes anerkennt und Rücksicht nimmt auf ihre Ungeschicklichkeiten, zeigt man Milde gegen die Fremden. Indem man erloschene Geschlechter fortsetzt und eingegangene Staaten wieder errichtet, die ungeordneten in Ordnung bringt und die gefährdeten stützt, zur rechten Zeit Audienzen hält und Gesandte empfängt, reiche Gastgeschenke spendet und geringen Tribut fordert, zeigt man das liebevolle Gedenken an die Lehensfürsten.
4. Das eine, was not ist
Für die Führung des Weltreichs gibt es (diese) neun Pfade, doch die Gesinnung, in der man sie geht, ist dieselbe.
Alle Dinge gelingen, wenn sie vorbereitet sind, und mißlingen, wenn sie nicht vorbereitet sind. Sind die Worte zum voraus festgelegt, so stockt man nicht. Sind die Arbeiten zum voraus festgelegt, so kommt man nicht in Verlegenheit. Sind die Handlungen zum voraus festgelegt, so macht man keinen Fehler. Ist der Weg zum voraus festgelegt, so wird er nicht plötzlich ungangbar.
Wer in untergebener Stellung nicht das Vertrauen seiner Oberen hat, bekommt das Volk nicht so in die Hand, daß er es in Ordnung bringen kann. Das Vertrauen seiner Oberen zu erlangen, gibt es einen Weg: Wer nicht den Glauben seiner Freunde hat, findet nicht das Vertrauen seiner Oberen. Zum Glauben der Freunde gibt es einen Weg: Wer nicht bei seinen Nächsten beliebt ist, findet nicht das Vertrauen seiner Freunde. Zur Beliebtheit bei den Nächsten gibt es einen Weg: Wer zu seiner eignen Person sich wendet ohne Wahrheit, wird nicht bei seinen Nächsten beliebt. Zur Wahrhaftmachung der Person gibt es einen Weg: Wer nicht klar ist über das Gute, kann nicht seine Person wahrhaftig machen.
5. Die Wahrheit haben und die Wahrheit suchen
Die Wahrheit haben ist des Himmels Weg, die Wahrheit suchen ist der Weg des Menschen.
Wer die Wahrheit hat, trifft das Rechte ohne Mühe, erlangt Erfolg ohne Nachdenken, wandelt mit selbstverständlicher Leichtigkeit auf dem mittleren Weg. Das sind die Heiligen.
Wer die Wahrheit sucht, der wählt das Gute und hält es fest.