LIEBE VOR DER KAMERA - Carter Brown - E-Book

LIEBE VOR DER KAMERA E-Book

Carter Brown

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Beschreibung

Szene 1:

Zwei prominente Väter sehen ihre durchgebrannten Töchter wieder - nackt auf der Filmleinwand...

Szene 2:

Der dritte Porno-Star lehnt tot im Sessel, von sechzehn Messerstichen durchbohrt. Doch als die Polizei zehn Minuten später erscheint, ist der Sessel leer...

Szene 3:

Privatdetektiv Rick Holman hat zwei Frauen aufzuspüren - aber vier am Hals! Und dazu zwei brutale Pornofilm-Produzenten, die ihr lukratives Geschäft mit allen Mitteln verteidigen...

 

Der Roman Liebe vor der Kamera von Carter Brown (eigentlich Allan Geoffrey Yates; * 1. August 1923 in London; † 5. Mai 1985 in Sydney) erschien erstmals im Jahr 1972; eine deutsche Erstveröffentlichung folgte 1973.

Der Apex-Verlag veröffentlicht die legendären Kriminal-Romane von Carter Brown als durchgesehene Neuausgaben in seiner Reihe APEX CRIME.

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Veröffentlichungsjahr: 2021

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Carter Brown

 

 

Liebe vor der Kamera

 

Roman

 

 

 

 

Apex Crime, Band 264

 

 

Apex-Verlag

Inhaltsverzeichnis

Das Buch 

 

LIEBE VOR DER KAMERA 

Erstes Kapitel 

Zweites Kapitel 

Drittes Kapitel 

Viertes Kapitel 

Fünftes Kapitel 

Sechstes Kapitel 

Siebtes Kapitel 

Achtes Kapitel 

Neuntes Kapitel 

Zehntes Kapitel 

 

 

Das Buch

 

Szene 1:

Zwei prominente Väter sehen ihre durchgebrannten Töchter wieder - nackt auf der Filmleinwand...

Szene 2:

Der dritte Porno-Star lehnt tot im Sessel, von sechzehn Messerstichen durchbohrt. Doch als die Polizei zehn Minuten später erscheint, ist der Sessel leer...

Szene 3:

Privatdetektiv Rick Holman hat zwei Frauen aufzuspüren - aber vier am Hals! Und dazu zwei brutale Pornofilm-Produzenten, die ihr lukratives Geschäft mit allen Mitteln verteidigen...

 

Der Roman Liebe vor der Kamera von Carter Brown (eigentlich Allan Geoffrey Yates; * 1. August 1923 in London; † 5. Mai 1985 in Sydney) erschien erstmals im Jahr 1972; eine deutsche Erstveröffentlichung folgte 1973.  

Der Apex-Verlag veröffentlicht die legendären Kriminal-Romane von Carter Brown als durchgesehene Neuausgaben in seiner Reihe APEX CRIME.

   LIEBE VOR DER KAMERA

 

 

 

 

 

 

 

 

  Erstes Kapitel

 

 

Sie war das fleischgewordene Traumbild pubertärer Phantasien. Die Schönheit ihres üppig gerundeten Körpers wurde noch betont durch die tiefe Sonnenbräune der Haut. Das blonde Haar fiel lose um die samtglatten Schultern, während sie sich mit unbekümmerter Sinnenfreude dem Liebesspiel hingab. Weder sie noch ihre Liebhaberin schienen Müdigkeit zu kennen; das Spiel dauerte eine Ewigkeit. So lange jedenfalls, dass schließlich auch der begierigste Voyeur vor Langeweile eingeschlafen wäre. Endlich trennten sich die beiden und blieben reglos liegen, die Gesichter einander zugewandt. Die Blondine lächelte mit bebenden Lippen, und ihre Liebhaberin - die Brünette mit dem Herrenschnitt und der knabenhaften Figur - erwiderte großmütig das Lächeln.

Es knackte laut, als der Projektor ausgeschaltet wurde. Dann flammte eine Tischlampe auf und erhellte das Zimmer mit sanftem Licht.

»Er kostet fünfzig Dollar, Mr. Holman«, sagte Vargas in sachlichem Ton. »Ich habe mich erkundigt, nachdem mein unbekannter Freund mir den Film geschickt hatte. Dem Päckchen lag übrigens eine Liste weiterer unterhaltsamer Streifen bei, die zum gleichen Preis zu haben sind. In mindestens drei von ihnen ist - ich zitiere aus dem Prospekt - Marisa, das blonde Biest zu bewundern.«

»Und Sie interessieren sich für Marisa?«, fragte ich.

»Sie ist meine Tochter«, antwortete er steif.

Er saß da und starrte auf die weiße Wand, als hoffte er, der Projektor würde von selbst einen weiteren Film ablaufen lassen, der es ihm ersparen würde, mir Erklärungen zu geben.

Claude Vargas war nicht nur Philosoph, er sah auch genauso aus, wie man sich einen Philosophen vorstellt. Die dichte Mähne silbergrauen Haars, die weit auseinanderliegenden, durchdringenden, grauen Augen, die schmale, gerade Nase und der Mund, um den ein Zug nachsichtigen Humors schwebte - all dieses vereinigte sich zu einem Idealbild, das zu entdecken ein Marktforschungsteam eine Million Dollar hätte ausgeben können, ohne es zu finden. Ein Blick auf den mit sorgsamer Nachlässigkeit getragenen Anzug, und man wusste, dass dieser Geist sich niemals auf die Ebenen eitler Äußerlichkeit herabließ, die von geringeren Sterblichen bewohnt wurden.

Nach Jahren der Obskurität an einer obskuren Universität hatte er sich im Lauf der letzten- zwei Jahre zur nationalen Berühmtheit gemausert. Sein Buch Homo sapiens? hatte auf der Bestsellerliste der Sachbücher rapide die Spitze erklommen und gehalten, und von da an hatte er keinen Blick mehr zurück getan. Er war der Liebling der Diskussionsmoderatoren und Showmaster sämtlicher Fernsehstationen im Lande, und seine ausgedehnten Vortragsreisen brachten ihm Erfolg in klingender Münze. Ich bemühte mich, ein wenig Bedauern für ihn aufzubringen. Es ist ja bekannt, dass mit zunehmendem Ruhm auch die Verwundbarkeit wächst, und Claude Vargas hatte vor kurzem erfahren müssen, dass seine Tochter als Star von Pornofilmen, zum Genuss im trauten Heim gedreht, große Karriere gemacht hatte. Nach dem Ausdruck auf seinem Gesicht zu urteilen, war er tief getroffen.

»Ihre Mutter starb, als sie noch ein Kind war«, bemerkte er.

»Wollen Sie mir jetzt eine psychologische Analyse Ihrer Tochter geben?«, brummte ich.

»Nein.« Er fuhr sich müde durch das Haar. »Sie sollen dafür sorgen, dass das aufhört.« Er wies auf den Projektor. »Es ist ekelhaft.«

»Falls Sie Angst haben, es könnte Ihrem Ruf schaden, dann ist es schon zu spät«, erklärte ich. »Der unbekannte Freund, der Ihnen den Film geschickt hat, plant wahrscheinlich bereits, darauf einen ganz freundschaftlichen Erpressungsversuch folgen zu lassen. Und er wird möglicherweise nicht der letzte sein, der auf diesen gewinnversprechenden Einfall kommt. Ihnen bleibt nur eines - sich damit abzufinden.«

»Sie haben mich missverstanden, Mr. Holman«, versetzte er. »Es geht mir nicht um meinen Ruf. Ich mache mir nur Sorgen um Marisa. Ich bin überzeugt, dass sie sich nicht aus freiem Willen für diese Filme hergibt.«

»Woher wollen Sie das wissen?«, erkundigte ich mich geduldig.

»Weil sie ganz einfach nicht so ein Mädchen ist«, antwortete er und blitzte mich an, als wollte er mich herausfordern, ihm zu widersprechen. »Ich weiß, ich rede wie ein alberner, weltfremder Vater, aber es ist wahr. Natürlich hat sie wie alle jungen Leute ihre Dummheiten gemacht, aber so etwas würde sie niemals tun.«

»Ich finde, Sie reden wie ein sehr weiser Vater«, bemerkte ich.

»Sie war wahrscheinlich viel glücklicher, als wir noch in dem hinterwäldlerischen, kleinen Universitätsstädtchen in Kansas lebten«, sagte er nachdenklich. »Als das Buch herauskam, änderte sich unser Lebensstil. Marisa gefiel das neue Leben nicht. Ich glaube, es erbitterte sie, dass sie mich plötzlich mit all diesen neuen Menschen teilen musste, die in unser Leben traten. Sie ist ein Einzelkind, und seit dem Tod ihrer Mutter standen wir beide einander sehr nahe. Es ist wahrscheinlich in erster Linie meine Schuld. Ich merkte erst was los war, als es schon zu spät war.«        

»Zu spät?«, fragte ich, ihm pflichtschuldig das Stichwort zum Fortfahren liefernd.

»Vor einem halben Jahr ist sie einfach davongelaufen«, erklärte er. »Sie hinterließ mir nur einen kurzen Brief, in dem sie schrieb, da ich sie offensichtlich nicht mehr brauchte, wollte sie sich ihr eigenes Leben aufbauen.« Er musterte das glühende Ende seiner Zigarre. »Man könnte es beinahe Ironie des Schicksals nennen. Sie beherzigte nur die Ratschläge, die ich in meinem Buch und später so großzügig in unzähligen Interviews gegeben habe. Wenn der Vogel flügge ist, muss er das Nest verlassen und selbst für sich sorgen, niemand lernt je aus den Fehlern anderer - und so weiter und so weiter, ad nauseam.«

»Sie unternahmen also nichts, nachdem sie Ihr Haus verlassen hatte?«

Er zuckte die Achseln.

»Was hätte ich denn unternehmen können, ohne mich noch mehr zum Narren zu machen? Sie ist erwachsen, zweiundzwanzig Jahre alt. Ich hoffte immer, sie würde mit der Zeit die Dinge etwas weniger schwer nehmen und sich wieder melden - anrufen oder wenigstens eine Postkarte schreiben. Doch der Film hier, der mir anonym zugeschickt wurde, ist das erste Lebenszeichen, das ich seit ihrem Verschwinden erhielt.«

»Wie Sie schon sagten«, brummte ich, »sie ist erwachsen. Ich kann sie also nicht daran hindern, etwas zu tun, was sie tun will.«

»Ich bitte Sie ja auch nur festzustellen, ob sie diese Filme macht, weil es ihr Vergnügen bereitet, oder ob sie irgendwie dazu gezwungen wird«, erklärte er.

»Ich kann es versuchen«, erwiderte ich ohne Begeisterung. »Ein halbes Jahr ist eine lange Zeit. Hatte sie irgendwelche besonders guten Freunde?«

»Die hat sie alle in Kansas zurückgelassen«, antwortete er. »Genau wie ich. Seit wir von dort weggezogen sind, hatte ich immer so viel zu tun, dass ich gar nicht die Zeit hatte, mich um sie zu kümmern, sie zu fragen, ob sie glücklich ist. Ich bildete mir ein, die große, neue Wohnung und der Luxus, den wir uns plötzlich gestatten konnten, müssten sie automatisch glücklich machen.«

»Oh«, sagte ich mit Gefühl, »wenn Sie nur geahnt hätten, was in ihr vorging.«

Sein Gesicht überzog sich mit Röte, dann lachte er widerstrebend.

»Ich verabscheue Leute, die mir demonstrieren, dass ich nicht unfehlbar bin, weil sie leider immer recht haben. Nein, von besonders nahen Freunden weiß ich nichts. Ich habe keine Ahnung, was sie unternommen haben könnte, nachdem sie von hier weggegangen ist.«

»Auf dem Prospekt über die Filme ist aber doch sicher die Adresse des Vertriebs angegeben«, bemerkte ich.

»Wilsons Sex-Shop am Sunset Strip«, antwortete er prompt. »Ich wäre am liebsten gleich selbst hingefahren, aber dann überlegte ich mir, dass es gescheiter ist, die Sache von einem Fachmann erledigen zu lassen. Sie genießen in Hollywood einen ausgezeichneten Ruf, Mr. Holman. Man hat mir gesagt, dass Sie ein Mann sind, auf den man sich verlassen kann.« Er lächelte unfroh. »Und mein Problem gehört, finde ich, zumindest noch in die Außenbezirke der Filmindustrie.«

»Mitten ins Zentrum, so wie die Dinge im Moment Hegen«, erwiderte ich. »Sagen Sie, gab es für das Verschwinden Ihrer Tochter einen besonderen Anlass?«

»Einen besonderen Anlass?« Er runzelte die Stirn. »Wie meinen Sie das?«

»Nun, eine heftige Auseinandersetzung vielleicht?«

»Nein«, antwortete er kurz. »Nichts dergleichen.«

»Also gut, ich werde sehen, was sich machen lässt. Aber Ergebnisse kann ich nicht garantieren, und meine Zeit ist teuer.«

Er nickte. »Das weiß ich, und ich bin Ihnen verbunden für Ihre Offenheit, Mr. Holman. Meine Managerin wird schon einen Weg finden, um die Ausgaben von der Steuer...« Er brach ab, als die Tür zum Wohnzimmer geöffnet wurde und eine Frau eintrat.

Sie musste etwa um die Dreißig sein, mit lohendem, blondem Haar und blassblauen Augen unter schweren Lidern. Ihr großer Mund wirkte eher entschlossen als sinnlich, trotz der vollen, aufgeworfenen Unterlippe. Sie trug ein hautenges, schwarzes Satinkleid mit tiefem V- Ausschnitt, dessen Spitze bis weit in die Grube zwischen ihren Brüsten hineinreichte. Ein Bein schräg vor das andere gestellt, blieb sie stehen, und unter dem gespannten Satin hob sich röntgenklar die Kontur ihres Schenkels ab. Erst musterte sie den Projektor, dann mich, schließlich Claude Vargas.

»Entschuldige«, sagte sie mit tiefer, kehliger Stimme. »Ich wusste nicht, dass du heute deinen Herrenabend hast.«

»Ich dachte, du wolltest erst gegen Mitternacht wieder hier sein?« Vargas machte keinen Versuch, die Gereiztheit zu unterdrücken.

»Das Stück war mehr als mäßig. Da bin ich nach dem ersten Akt gegangen.«

Sie schritt zum nächsten freien Sessel und setzte sich. Der Duft ihres Parfüms nahm mir beinahe den Atem. Aufdringlich.

»Ich bin Gail Corinth«, sagte sie zu mir. »Da Claude offensichtlich nicht die Absicht hat, uns miteinander bekanntzumachen.«

»Rick Holman«, versetzte ich.

Sie schnitt eine Grimasse.

»Nicht gerade melodisch. Sind Sie vielleicht zufällig homosexuell, Mr. Holman? Ich meine, es gab schon Abende, da habe ich mir wirklich meine Gedanken über Claude gemacht.«

»Hör’ auf, Gail«, fuhr Vargas sie an. »Wenn du es genau wissen willst, wir hatten eine geschäftliche Besprechung und waren fast fertig, als du kamst.«

»Ja, dann gehe ich jetzt wohl am besten«, warf ich ein.

»Aber nein, Mr. Holman, bleiben Sie doch noch.« Die Rotblonde gönnte mir ein einladendes Lächeln. »Claude macht uns sicher gern einen Drink. Dann können wir uns ein wenig besser kennenlernen. Ich weiß ja bis jetzt nur, dass Sie ein homosexueller Geschäftsmann sind. Ihre Persönlichkeit muss noch interessantere Seiten haben. So langweilige Menschen kann es gar nicht geben.«

Ich blickte Vargas an. Er sah aus, als würde er gleich einen Schlaganfall bekommen.

»Wie sind Sie denn zu der Dame gekommen?«, erkundigte ich mich. »Im Glückshafen gewonnen?«

»Ich habe Gail gebeten, meine Frau zu werden«, erwiderte er steif. »Aber sie ist nicht begeistert von dem Vorschlag.«

»Wie reagierte denn Ihre Tochter, auf den Einfall?«, erkundigte ich mich.

»Ah!« Die Blondine zeigte anklagend mit dem Finger auf mich. »Ich beginne klar zu sehen. Sie, Rick Holman, sind der Ritter ohne Furcht und Tadel, der hoch zu Roß davonjagen und das edle Fräulein aus den Klauen des schnöden Grafen Porno retten wird.« Sie lächelte triumphierend. »Damit ist alles erklärt, der Projektor ebenso wie Claudes Gereiztheit über mein ungelegenes Erscheinen.«

»Schön, dann trinken wir eben noch einen«, meinte Vargas seufzend. »Was möchten Sie, Mr. Holman?«

»Bourbon auf Eis«, sagte ich.

Er klappte den Barschrank auf und hantierte eine Weile mit Flaschen und Gläsern. Das Lächeln auf dem Gesicht der Blondine verblasste, und ihre Finger begannen, rhythmisch auf die Armlehne des Sessels zu trommeln.

»Es war sehr unbedacht und rücksichtslos von Claude, Sie zu beauftragen, ohne vorher mit seiner Managerin zu sprechen«, bemerkte sie. »Die Managerin bin zufällig ich, falls Sie das nicht wissen sollten. Ich muss mich mit einem Schützling herumplagen, der immer noch ein halber Idealist ist. Dass seine Tochter sich für pornographische Filme hergeben könnte, weil es ihr Spaß macht, sich vor der Kamera zu produzieren, ist ein Gedanke, den er sich gar nicht gestattet. Claude ist ein liebenswerter Mensch, im Bett besser als der Durchschnitt, aber keinesfalls darf man, ihn in den Regen hinauslassen, wenn ich nicht da bin, ihm die Überschuhe anzuziehen und seine Hand zu halten.«

»Ist das Ihre Ansicht?«, fragte ich sie. »Dass Mr. Vargas’ Tochter in Pornofilmen mitwirkt, weil es ihr Spaß macht?«

»Entweder das, oder sie will dem. Herrn Papa eine Lektion erteilen«, erwiderte Gail Corinth. »Der böse Papi hat sich einfach eine andere Frau gesucht, folglich muss er bestraft werden. Wie konnte er nur nach einer anderen Frau Verlangen haben, obwohl sein engelhaftes Töchterchen da war, ihn zu hegen und zu pflegen und völlig zu beherrschen?«

Vargas brachte uns die Drinks und setzte sich wieder.

»Mir ging es darum«, erklärte er, während er sein Glas zwischen den Händen hin und her schob, »dass Mr. Holman völlig unbeeinflusst an die Sache herangeht. Das hast du jetzt unmöglich gemacht, Gail.«

»Unbeeinflusst, Blödsinn!«, fuhr sie ihn an. »Wenn Holman gleich von Anfang an eine Ahnung hat, was wirklich los ist, wird ihm das eine Menge Zeit sparen. Und dir wahrscheinlich eine Menge Geld.« Sie zuckte ungeduldig die Achseln. »Ich will dir mal etwas sagen: Wenn es Marisa Spaß macht, sich in Pornofilmen zu produzieren, wird es weder dir noch Holman gelingen, sie daran zu hindern.«

»Mr. Holman weiß bereits, dass ich lediglich herausbringen will, ob Marisa sich aus freiem Willen für dieses Geschäft hergibt«, knurrte Vargas gereizt.

»Aus freiem Willen?« Sie warf den Kopf in den Nacken und lachte gurrend. »Du hältst es wohl für ausgeschlossen, dass deine Tochter vor einer Kamera in sexuelle Erregung gerät, wie? Du meinst vielleicht, man flößt ihr einen Liebestrank ein oder setzt sie unter Hypnose?«

»Gail!« Vargas’ Gesicht war weiß von der Anstrengung, seinen Zorn zu bezähmen. »Jetzt reicht es.«

»Eines muss ich dir trotzdem noch sagen, Claude«, versetzte sie scharf. »Wenn du Holman in dieses Wespennest hineinstochern lässt, wirst du es dein Leben lang bereuen.«

»Ich glaube, du gehst jetzt besser«, würgte er hervor. »Sonst lasse ich mich noch zu etwas hinreißen, das mir später vielleicht leid tut.«

Die Blondine blickte mich aus glitzernden Augen an.

»Ich werde später mit Claude sprechen, Mr. Holman. Ich schlage vor, Sie unterhalten sich einmal mit Bill Wilson über Marisa.«

»Und wo erreiche ich Mr. Wilson?«

»Wilsons Sex-Shop am Sunset Strip meine ich«, erwiderte sie. »Finden Sie nicht, dass Sie für einen Mann

Ihrer Branche ein wenig langsam schalten, Mr. Holman?«

Vargas stieß einen erstickten Laut aus, sprang auf und rannte aus dem Zimmer. Die Blondine sah ihm mit einem Lächeln nach, das nur als bitter-süß bezeichnet werden konnte.

»Ich werde mindestens eine Stunde brauchen, um ihn wieder zu beruhigen«, bemerkte sie mit ausdrucksloser Stimme. »Aber die Anstrengung lohnt sich immer; ich brauche ihn nämlich beinahe so sehr wie er mich braucht. Würden Sie mir also den Gefallen tun und verschwinden, Holman, damit ich anfangen kann?«