Liebes Tagebuch... - Friedhelm Ebbecke-Bückendorf - E-Book

Liebes Tagebuch... E-Book

Friedhelm Ebbecke-Bückendorf

4,8

Beschreibung

„Gestern begegnete mir in der Stadt ein Regenwurm. Es war ein noch junger Wurm, höchstens sechs Zentimeter alt...“ In den hier versammelten 111 Glossen (plus fünf Zugaben) beschreibt Friedhelm Ebbecke-Bückendorf mit viel Einfühlungsvermögen die kleinen Unzulänglichkeiten und die großen Gefühle des Alltags. Und je absurder dieser Alltag ist, desto liebevoller wird sein Blick. Auf seinen Streifzügen begegnen ihm lachende Regenwürmer, schwafelnde Kaffee-Automaten, Melonen beklopfende Menschen und Fragen, die vor ihm wohl niemand gestellt hat: Wie wird man in einer Sekunde anderthalb Kilo leichter? Braucht man wirklich Brombeerranken im Ehebett? Gibt es Gehörschutzstöpsel für Meisen? Und warum rudern Politiker niemals vorwärts, sondern immer nur zurück?

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Seitenzahl: 136

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Ein Feuilleton schreiben heißt auf einer Glatze Locken drehen. (Karl Kraus)

Für viele Leser der Eschweiler Zeitung und der Eschweiler Nachrichten ist die Rubrik „Liebes Tagebuch“ auf der 1. Lokalseite das Erste, was sie sich täglich zu Gemüte führen. Verfasst werden diese beliebten Glossen von verschiedenen Autoren. Die hier versammelten Beiträge aus dieser Rubrik stammen alle von Friedhelm Ebbecke-Bückendorf.

Für die Veröffentlichung in diesem Buch wurden die Glossen überarbeitet und teilweise mit Fußnoten ergänzt. Einige erscheinen hier zum ersten Mal.

Sollte diese Sammlung von Tagebuch-Glossen auf Interesse stoßen, ist eine Fortsetzung nicht ausgeschlossen. Der naheliegende Titel: „Meine 111 Zweitschönsten…“

Inhaltsverzeichnis

Begegnung mit einem Regenwurm

Zehn Milliarden Keime! In mir!

Appelsiinileivoskeksi

Papa, sag mal… Wenn Kinder fragen

Ein echter Freund und Helfer

Eine herrliche Rede

Viele Worte über wenig Kalorien

Teil 1: Diäten

Viele Worte über wenig Kalorien

Teil 2: Gewicht

Viele Worte über wenig Kalorien

Teil 3: Der Ratgeber

Zu wenig los auf dem Geleise der Spur H-Null

Etwas Neues. Zum Spielen. Im Örtchen

.

Vögel, Neutrinos und Weltuntergang

Fernsehen auf Speicherplatz 2668

Das 20-Zeilen-Tagebuch

Analoger Fortschritt

Wer ist Änne Stescha?

Astraler Filmtipp

Aussterbendes Brauchtum

Ich soll etwas baumeln lassen

Ohne Termin beim Facharzt

Der Bettler in der Fußgängerzone

Wir lassen jetzt einmal unseren Körper fahren

Goldene Zeiten, als die Duschen noch Brausen hießen

Die Briefkastenoptimierung

Gähnen Sie mit. Es ist Brückentag

Demut im Straßenverkehr

Blinder Passagier: Einmal Eifel ade und zurück

Moderne Kunst, kostenlos erklärt

Eifeler Brauchtum: Innen mit, außen ohne

Rasierwassertest im Drogeriemarkt

Ein Bild von Martin

Gesucht: Die Eschweiler Spezialität

Eine ganze Herde Gänse

Quantenheilung mit der Körpermatrix

Kein Geld ohne Blick aufs Auto

Es funkelt oben: Meteor? Meteorit?

Und jetzt zeige ich Ihnen mal, wie man

Stachelige Ranken im Bett und Rotklee im Schuh

Erwerbstätigkeit ist schädlich

Ein gut aufgelegter Mann am Morgen

Gedanken im Stau

Ein Text für um zu lesen

Das seltene Wort Gemächlichkeit

Wofür Fußball gut ist

Kommt, Ideen, flutet herbei

Gesetzlose Bauwerke

Poesie ist überall: Gedicht im Wald

Flaschenscherbenwaldbrandwarnung

Feierabend im Hallenbad

Wenn das goldene Herbstlaub fällt

Herbstbrauchtum

Heute mit Kartoffelpüree

Lass die Tiere im Wald in Ruhe!

Intelligentes Vorbrühen

Kinder, ja. Aber warum?

Kleinwurm in Korea

Kommunionsessen

Man muss auch mal Glück haben

Seltene Kulturtechniken: Das Knöpfen

Kraftorte im Kalltal

Das Premium-Bier und der Land-Wirsing

Leihbücher mit Lesezeichen

Lieber etwas E 425

Lila Flecken vom Bedecktsamer

Mondschwere und Palolo-Sex

Lob des Winters

Kindheitserinnerungen: Die Haut auf der Milch

Der Melonenklopfer

Der Geschmack von Freiheit und Abenteuer

Stress mit Pippimax

Als ich einmal das Jahr 2013 begrüßte

Positives auf Papier

Post von Simba

Dies ist ein Premium-Tagebuch

Scheibenkleister und Pustekuchen

Wie versprochen: Pustekuchen

Rucola ist out. Jetzt ist Bärlauch in

.

Rauchverbot im Auto ist nur der Anfang

Rollator mit Rallyestreifen

Unverdiente Zuschreibung eines aufregenden Lebens

Ruft die Ente Schnuli-Wuli

Mädesüß und Ochsenaugen

Bitte ein radikales Mittel gegen Schnecken

Pilzsaison mit Campingkocher

Silberner Bagger

Die Kühe haben Stress. Ich nicht mehr

Gnade für die Zerdrückten

Die Maut und andere sommerliche Schnapsideen

Verunglimpfungstechniken primitiver Homo-Sapiens-Männchen

Sprichwörter neu sortiert

Kleine Sprachlehre: Die Hyperbel

Das Steinmännchen

Super-Ski beim Super-G

Teerarbeiten bei Vollmond

Das Leben kann so überraschend sein

Heute mal mit etwas mehr Tempo, bitte

Sei stylisch! Das peppt deinen Look auf!

Mehr Tourismus: Vorbild Murtosa

Hinter dem Trecker

Geburtenstarke Kleinwagen

Novembergedanken im Straßenverkehr

Wenn Stümper klauen

Gärten für Kinder

Ein Loblied auf die Bänke von Nettersheim

Seltene Kulturtechniken: Rückwärts einparken

Ausgeschmierte Wandeln

Ungedruckte Werke

Glossen schreiben bei 37,1 Grad Celsius

Rudernde Politiker

Kleiner Anlass, großer Frust

Teil 1: Bartstoppeln im Becken

Kleiner Anlass, großer Frust

Teil 2: Gewürgte Zahnpastatube

Kleiner Anlass, großer Frust

Teil 3: Weitere Anlässe für Wutanfälle

Platzangst am Rande des Weltraums

„Blöde Kiste!“ Schlag deinen Computer

Auf der Suche nach zarter Bitternis

22. Dezember 2012, Tag 1 nach dem Weltuntergang

Begegnung mit einem Regenwurm

Gestern begegnete mir in der Stadt ein Regenwurm. Es war ein noch junger Wurm, höchstens sechs Zentimeter alt, und er ringelte sich mitten auf dem Bürgersteig der Indestraße. Als ich zehn Meter weiter war, dachte ich mir: Na, ob der es schafft, rüber zu kommen? 20 Meter weiter dachte ich: Da wo er hin kriecht ist doch nur noch die Mauer zum Flussufer. 50 Meter weiter wusste ich: Wenn ich jetzt nicht umkehre und den Wurm suche, dann träume ich nächste Nacht von dem.

Ja, ich weiß, das ist völlig irrational. Ohne schlechtes Gewissen mittags ein Schweinesteak essen, aber sentimentale Gefühle beim Anblick eines hilflosen Regenwurms. Aber so sind Menschen halt gestrickt, ich jedenfalls. Also bin ich zurück und habe gesucht. Kein Wurm zu sehen. Nur Tauben, die emsig in Brotkrumen pickten. Na gut, dann hat das Würmchen wenigstens einen nahrhaften Zweck gehabt, dachte ich, und wollte wieder gehen, als ich ihn doch noch fand. Immer noch auf der gleichen Gehwegplatte. Ich habe ihn vorsichtig ins nächste Blumenbeet gesetzt, in warme weiche Erde.

Vor ein paar Tagen hat ein Kind mich gefragt, woran man bei Regenwürmern sieht, wo vorn und wo hinten ist. „Woran denn?“ „Du musst ihn in der Mitte kitzeln. Da, wo er lacht, da ist vorn!“ Ein Kinderscherz. Haha. Aber gestern habe ich doch geschaut, ob der kleine Regenwurm – also, ich bin mir sicher, er hat gelacht. Ein wenig.

Zehn Milliarden Keime! In mir!

Es gibt Sachen, die möchte man einfach nicht wissen. Nehmen wir als Beispiel den angeblich so ungeheuer gesunden fettarmen Joghurt, den ich gerade gegessen habe. Mein Blick fällt auf den leeren Plastikbecher. Was steht denn da drauf? Da steht: „Dieser Joghurt enthält mindestens fünf Milliarden Keime der Kultur Lactobazillus casei pro 100 Gramm.“ Uups? Da habe ich gerade zehn Milliarden Keime gegessen? Zehn Milliarden – das ist mehr als die Weltbevölkerung! Und die sind jetzt alle in mir drin! Kein Wunder, dass ich mich so voll fühle.

Wenn mir jemand erzählt hätte, im gänsekackeverseuchten Blausteinsee schwömmen zehn Milliarden Keime – das hätte ich sofort geglaubt. Aber in meinem kleinen Joghurtbecher? Ich meine – die können ja viel auf den Becher drucken. Das zählt doch niemand nach: 9 Milliarden, 533 Millionen, 617-tausend und eins, 9 Milliarden, 533 Millionen, 617-tausend und zwei…

Das kommt natürlich daher, dass diese Keime so ungeheuer klein sind. Die Igitt-Keime im Badesee ebenso wie die Lecker-Keime im Joghurt. Aber auch wenn sie winzig sind, es handelt sich um Lebewesen. Laktobazillen sind Lebewesen. Wer einen Joghurt isst, der schaufelt Milliarden Lebewesen in sich hinein. Aber sagen Sie: Möchten Sie das überhaupt wissen?

Appelsiinileivoskeksi

Appelsiinileivoskeksi. Das ist finnisch und steht groß auf der Plätzchenpackung, die neben meiner Kaffeetasse liegt. Appel-siinileivoskeksi. Appelsiini sind natürlich Apfelsinen. Ist das nicht wunderbar, dass die Finnen den alten deutschen Namen „Apfelsine“ – wie sagt man? eingebürgert? eingefinnt? haben, während in Deutschland diese Frucht längst nur noch „Orange“ heißt? Leivos ist Gebäck, Keksi sind Kekse. Übersetzt also Orangengebäck-Plätzchen. Appelsiinileivoskeksi. Ganz einfach.

Nein, ich war nicht in Finnland! Ich war auf einem Flohmarkt in Eschweiler, da wurden die Appelsiinileivoskeksi verkauft. Billig. Die Keksi selber waren garantiert auch nie in Finnland. Sie sind nämlich valmistuttaja in Saksa, also hergestellt in Deutschland. Saksa. (Für die Finnen sind alle Deutschen Sachsen. Für die Engländer leben in Germany die Germanen. Die Franzosen halten alle Leute hier für Alemannen, sogar die Franken, die doch eigentlich nur in Frankreich wohnen dürften und nicht in Würzburg oder Nürnberg, ja? Aber ich schweife ab…).

Zurück zu meinen in Saksa produzierten Appelsiinileivos-keksi. Wahrscheinlich gab es da eine Überproduktion, vielleicht ist den Finnen auch der Appetit auf deutsche Orangenplätzchen vergangen, weil allzu viel glukoosi-fruktosi-siirappi drin ist – ich weiß es nicht. Die Plätzchen selber sind richtig lecker, doch. Auch wenn sie „Saattaa sisältää pieniä määriä pähkinöita“, also geringe Mengen Nüsse enthalten können. Määriä! Mit drei Ä!

Aber ich rede und rede, anstatt Ihnen etwas anzubieten. Wie unhöflich von mir! Möchten Sie einen Kaffee? Und ein paar Appelsiinileivoskeksi? Dann sprechen Sie es mir einfach nach, wir üben das jetzt zusammen, ja? Appelsiinileivoskeksi, Appelsiinileivoskeksi, Appelsiinileivoskeksi. Ja, geht doch! Gebürtige Finnen können das auch nicht besser.

Papa, sag mal… Wenn Kinder fragen

Kindermund, Sie kennen das Sprichwort, tut Wahrheit kund. Das ist natürlich Blödsinn. Kindermund beschränkt sich meist auf Äußerungen wie „Igitt, schon wieder Blumenkohl“ oder „Britney Spears ist echt geil!“ 1

Richtig ist aber, dass manche Kinderfragen bei Erwachsenen zu Reaktionen führen können, die auf der Skala von Ratlosigkeit bis Panik so ziemlich jeden Pegel erreichen. „Bei anderen Eltern – mich betrifft das nicht“ dachte sich bisher mein Freund Karl.2 Dann allerdings erwischte ihn eine Kinderfrage… Also, er stand mit seiner Tochter, sie ist sieben, vor dem Zeitschriftenregal im Real-Markt. „Du, Papa, da über dem Regal steht Männer, sind die Zeitschriften nur für Männer?“ „Exakt!“ sagte Karl – seine Tochter liebt das Wort exakt. „Wenn die für Männer sind, warum sind denn da lauter nackte Frauen drauf?“

 

1    An der Nennung des Namens dieser nordamerikanischen Sängerin lässt sich erkennen, dass diese Glosse Anfang der 2000er Jahre entstanden ist. Heute müsste dort Taylor Swift oder Beyoncé stehen.

2    Bitte nehmen Sie zur Kenntnis, dass die Namen sämtlicher hier in dieser Tagebuch-Sammlung erwähnten Freunde, Bekannten und Verwandten frei erfunden sind. Ich werde doch nicht Menschen, an deren Freundschaft mir etwas liegt, mit ihrem echten Namen nennen! Danke.

Ein echter Freund und Helfer

In den folgenden Zeilen verrate ich Ihnen den peinlichsten Moment in der Karriere eines Eschweiler Polizeibeamten. Die Geschichte ist schon Jahre her. Passiert ist sie in einer Zeit, als nicht nur die Peter-Paul-Kirmes auf dem Marktplatz gefeiert wurde, sondern als es auch eine Polizeiwache in Eschweiler gab. Eine eigene Polizeiwache, nur für Eschweiler! Also schon wirklich sehr lange her.

Auf dieser Polizeiwache hatte sich tränenüberströmt eine Dame aus Alsdorf eingefunden. Sie hatte die Kirmes besucht und vergessen, wo sie ihr Auto abgestellt hatte. Stundenlang war sie durch die Innenstadt gestreift, erst allein, dann zusammen mit Polizisten, und als sie endlich auf der Wache saß, war sie nur noch ein Häufchen Elend.

Ob sie nicht doch noch einen Versuch machen wolle? bot ihr unser freundlicher Polizist an. Kopfschütteln, Tränen. Aber mit viel Charme bugsierte der Beamte die Frau schließlich in seinen Streifenwagen. Er hatte eine Idee: Wenn die Frau aus Alsdorf gekommen und Richtung Innenstadt gefahren war, wo könnte sie gelandet sein? Und siehe da: Auf einem Schulparkplatz am Ende einer Sackgasse stand der Wagen. Und dann passierte Folgendes: Die Alsdorferin sieht ihr Auto. Sie reißt die Tür auf, springt laut kreischend aus dem noch rollenden Streifenwagen, rennt über die Straße. Alle Passanten bleiben erschrocken stehen, glotzen. Und unser Polizist kann förmlich sehen, was sie alle denken: Was hat der Schupo mit dieser armen Frau gemacht?

Eine herrliche Rede

Den folgenden Satz bitte ich, langsam und voll Genuss zu lesen, er stand in einer Eschweiler Zeitung, allerdings ist es schon etwas her, im Jahr 1891: „Es fehlt uns an Raum, die fast eine Stunde dauernde herrliche Rede wiederzugeben, auch befürchten wir, dadurch den mächtigen Eindruck, den dieselbe auf alle Zuhörer hervorgerufen hat, abzuschwächen.“

Ist das nicht wunderbar? In Wirklichkeit war der Schreiber natürlich zu faul, aber: Welche Ausrede! Das werde ich mir merken. Bei der nächsten Neujahrsrede des Bürgermeisters: „…herrliche Rede… leider kein Platz… alles, was ich schreibe, könnte die mächtige Wirkung nur abschwächen.“ So etwa. Und nach dem Konzert im Talbahnhof? Kein Problem: „…herrliche Musik… kein Platz…. jede Beschreibung durch mich wäre ein Verrat an der Begeisterung der Besucher…“

Ich glaube, ich habe soeben eine argumentative Allzweckwaffe gefunden. Deshalb hört meine Glosse auch an dieser Stelle auf. Denn: „Tolle Idee… leider kein Platz… jedes Wort mehr würde den mächtigen Eindruck auf die Leser nur abschwächen…“

Viele Worte über wenig Kalorien

Teil 1: Diäten

Heute erzähle ich einmal etwas über Kalorien. Sie wissen schon: diese kleinen fiesen Viecher, die nachts im Schrank heimlich die Kleider enger nähen.

Kalorien treten immer in Rudeln auf. Einzige Ausnahme: Gurken. Jede Gurkenscheibe hat genau eine Kalorie. Wenn ich mir zehn Gurkenscheiben aufs Gesicht lege, wovon man ja angeblich schöner wird, machen sich da zehn Kalorien an meiner Haut zu schaffen. Wahrscheinlich versuchen sie es mit Abnähern, wie im Kleiderschrank. Das ist eine derart abstoßende Vorstellung, dass ich mich noch nie zu einer Gurkenmaske entschließen konnte.

Der natürliche Feind der Kalorie ist die Diät. Das war früher anders. Ich bin in einer Zeit groß geworden, in der „Diät“ bedeutete: Rührei mit Schinken zum Frühstück, fingerdick gute Butter aufs Brot und abends einen Esslöffel Lebertran. „Erna, dat Kind is so spillerich, mach ihn mal ne Botteramm!“ Heute ist Diät, wenn der Kühlschrank vollgestopft ist mit formschönen Plastiknäpfen, auf denen „light“ steht, und man sich den ganzen Tag lang abwechselnd kalorienreduzierte Müsliriegel und fettarme Putenschnitzel rein drückt, wie einst Max und Moritz die Hühnerbeine: Und von ihrem ganzen Schmaus, guckt nur noch ’ne Fritte raus. Aber mit fettreduzierter Mayonnaise.

Aus dem Zusammenprall von Kalorien und Diät entsteht das Gewicht. Darüber morgen mehr.

Viele Worte über wenig Kalorien

Teil 2: Gewicht

Heute einmal etwas über das Gewicht. Besonders über das, was man über hat, also das Übergewicht. Das Wichtigste: Am Gewicht sind nicht die Kalorien schuld, sondern die Gravitation. Ohne Erdanziehungskraft kein Übergewicht, kein Body-Mass-Index, keine Apfelessig-Diät. Apfelessig! Allein bei dem Wort werde ich vor Schaudern fünf Kilo leichter! Leider können wir die Gravitation nicht ausknipsen. Beziehungsweise gottseidank, denn das erspart uns abrupte interstellare Flugmanöver. Gerade noch am Frühstückstisch / knips / schon unterwegs Richtung Sirius. Und ganz ohne Raumanzug. Wer will das schon?

Also müssen wir uns mit dem Thema Gewicht abfinden. Das ist bitter. Denn ganz anders als etwa beim Thema Geld hätte mancher beim Gewicht gern weniger. Das kostet natürlich. Neunmalkluge fragen da gleich: „Warum eine teure Diät? Mit weniger Essen und mehr Bewegung ist das Problem auch lösbar.“ Ich halte das für ein Gerücht. Allein die 80 Euro, die man für ein Paar Carbon-Walkingstöcke ausgibt, die man nun mal braucht, um sich halbwegs ernsthaft zu bewegen – dafür kann ich doch die ganze Redaktion zum Griechen einladen.

Eigentlich würde ich jetzt gern zum Thema „Meine schönsten Wie-wiege-ich-weniger-Tipps“ kommen, aber der Platz in der Zeitung für dieses Tagebuch ist noch enger geschneidert als meine Jeans. Da muss ich halt morgen weiter schreiben.

Viele Worte über wenig Kalorien

Teil 3: Der Ratgeber

In unserer kleinen Serie „Viele Worte über wenig Kalorien“ folgt heute der Ratgeber-Teil: Weniger wiegen leicht gemacht. Ideen wie „Nur mit Luftballon in der Hand auf die Waage“ können Sie sich abschminken. Der Effekt ist nur theoretisch messbar. Seine Fettmenge zu verringern, indem man sich das Ohrenschmalz aus den Gehörgängen pokelt, ist ebenfalls nur von minimalem Erfolg. Auch vom Rennrad-Fahren halte ich nichts. Die paar Gramm, die Sie sich an der Hüfte abschürfen, wenn Sie versuchen, am Blausteinsee in der Kurve drei Ultra-Skater zu überholen, haben Sie doch ein paar Stunden später als Schorf wieder drauf.