Lucie und Richard - Domingo Mendo - E-Book

Lucie und Richard E-Book

Domingo Mendo

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Beschreibung

Ein E-Mail-Briefroman, in dem die beiden Hauptfiguren Richard (56 Jahre) und Lucie (16 Jahre) den Ost-West-Gegensatz innerhalb Deutschlands und einen 40jährigen Generationsunterschied verkörpern. In einem Hin-und-Her von datierten E-Mails, die über einen Zeitraum von zwei Monaten sich erstrecken (Dezember 2018 bis Februar 2019), werden persönliche (Wünsche, Ängste, Sorgen) aber auch tagesaktuelle Themen (z. B. AfD, Brände in Brandenburg) von den beiden E-Mail-Partnern behandelt. Die 16jährige Lucille (kurz: Lucie) entwickelt eine für eine 16-Jährige ungewöhnliche Tiefe und übertrifft in ihrer Schreibe den 56jährigen Richard, der Übersetzer ist und das "Schreiben" zu seinem Beruf gemacht hat. Beide Korrespondenzpartner lernen sich aber nie in der realen Welt kennen und die Kommunikation bricht nach nur zwei Monaten ab. Der Briefroman lebt von der Gedankenwelt der beiden E-Mail-Schreiber, die ihre jeweiligen Lebenswelten (bei Lucie Brandenburg; bei Richard das Rheinland und dann später Berlin) analysieren und auf die Sorgen und Nöte des jeweiligen Briefpartners eingehen.

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Lucie und Richard

TitelseiteImpressum

DMR

LUCIE UND RICHARD (Ost und West/Jung und Alt)

EIN „BRIEFROMAN“ auf E-Mail-Korrespondenz basierend

Vom 31. Dezember 2018 bis 18. Februar 2019 – Wochen des Glücks: mehr nicht.

Für Lucille L., die ich um Verzeihung bitten muss.

31. Dezember 2018, 16:47 Uhr

Hi, ich bin's. Lucie

31. Dezember 2018, 16:55 Uhr

Hallo Lucie,

ich bins, Richard.

Danke.

Gruß

Richard.

31. Dezember 2018, 17:01 Uhr

Cool. Es ist angekommen! Aber ich muss los. Bis irgendwann.

Du solltest wissen, dass ich noch nie, NIE, jemandem meine Mail-Adresse gegeben habe. Bis auf eine Person, aber die kenne ich auch persönlich. Das ist Neuland für mich. Guten Rutsch! Lucie.

01. Januar 2019, um 18:02 Uhr

Liebe Lucie,

dir alles Gute für das neue Jahr und darüber hinaus. -- Danke für dein Vertrauen.

Ich arbeite zzt. an einer Edition spanischer Gedichte, die ins Englische gebracht werden. Der englische Text soll editiert werden. Das mache ich als Freizeitvergnügen neben meiner eigentlichen Hauptarbeit, der Übersetzerei. Das erzählte ich ja schon.

Mit lieben Grüßen

Richard

03. Januar 2019, 12:49 Uhr

Lieber Richard,

du wirst sicherlich schon gemerkt haben, dass du auf Antworten meinerseits ziemlich lange warten musst. Das tut mir leid.

Ich bin, was das angeht, nicht die Schnellste. Ich hoffe es stört dich nicht.

Ich finde es total spannend mit dir zu schreiben. Du musst mir unbedingt mehr über deinen Beruf erzählen. Arbeitest du von zu Hause aus? Musst du Spanische (andere Sprachen) können oder nutzt du Übersetzerprogramme? Was hast du studiert? Kann man das heute auch noch machen? Bist du glücklich?

Ohje, es gibt so viele Fragen!!

Liegt vielleicht daran, dass ich 16 bin und keine Ahnung von der Welt vor meinem Fenster habe. Ich würde sie aber so gerne verstehen! Nur hier gibt es keinen mehr, der meine Fragen beantworten kann und will und die ganze Zeit zu googlen ist extrem langweilig.

Wie war es denn bei dir, als du 16 warst? Wusstest du schon, was du machen wolltest oder hattest du damals schon Spaß am Übersetzen und hast dein Hobby zum Beruf gemacht?

Schreibst du eigentlich auch selbst?

Ich persönlich ja. Aber mich hat der Mut verlassen. So oft sich selbst zu ergründen wühlt einen ganz schön auf.

Wenn ich dich nerve, dann sag es einfach :D.

Bis irgendwann,

Lucie

03. Januar 2019, 17:15 Uhr

Liebe Lucie,

du nervst mich in KEINSTER Weise. Ganz im Gegenteil: ich bin sehr über deinen Tiefgang "überrascht". Aber das kann natürlich auch an meiner eigenen Beschränkheit liegen, obwohl ich übermorgen dann (schon) 56 Jahre "alt" werde. Ich freue mich über deine Korrespondenz und eben hatte ich im Bad spontan den Gedanken, wenn du das erlauben würdest, unseren Briefwechsel irgendwann zu veröffentlichen, z. B. als einen Briefroman. Auch unser Altersunterschied würde das eventuell interessant machen und mit Vorurteilen aufräumen.

Gerne gehe ich auf deine Fragen ein. Ich arbeite für eine große Behörde als Übersetzer (Englisch, Spanisch, Deutsch) und fahre jeden Tag ins Büro. D. h. dass ich fest angestellt bin und mir weniger Sorgen über meine existentielle Absicherung machen muss. Ich unterliege aber keiner Illusion: auch mein Leben kann sich schlagartig ändern, zum Schlechteren hin. Man sollte sich immer als Mensch verstehen im Rahmen der uns gegebenen Endlichkeit. -- Ja, ich habe die Sprachen gelernt. An der Uni habe ich Geschichte, Englisch und Deutsch studiert und einen Magister-Abschluss gemacht. Dann folgte die Ausbildung zum Fachübersetzer. Das Spanische habe ich so mitgebracht; hatte es bereits auf dem Gymni. Da ich immer zu meinen Überzeugungen stand (in der Grundschulzeit hatte ich nach der Lektüre der Was-ist-Was-Sachbücher eine atheistische Krise) und diese kundtat, gab es Konsequenzen; meine bayrische und zutiefst katholische Grundschullehrerin muss mich wohl für den Antichristen gehalten haben und "empfahl" mich für die Sonderschule. Ich hatte Glück: ich konnte meine Mutter davon überzeugen, dass die Hauptschule doch viel besser war. Auf der Haupt- und Realschule hob ich total ab und wurde in den Augen der anderen zum "Superstreber". Bin in der 10. Klasse von der Real als Bester abgegangen und mein Abi-Durchschnitt war 1,2 auf dem deutschen Gymni und 2,0 auf dem spanischen Gymni (nachmittags und abends). Die Idee mich zu bilden hatte micht ganz und gar ergriffen. Das Studium der Philologie habe ich dann auch mit ebenso großem Eifer zu Ende gebracht. Meine Eltern habe jahrelang gar nicht begriffen, was ich eigentlich mache. Erklärungsversuche haben nicht viel gefruchtet. Leider bin ich etwas sensibel und das hat schon sehr geschmerzt. Aber erfreulicherweise bin auch stark und gehe sehr zielorientiert vor. Wenn ich ein Ziel habe, lasse ich nicht locker. Leider erkennt man im Laufe der Jahrzehnte, dass man nicht alle Ziele erreichen kann. Aber ein Erkenntnisgewinn ist ja auch schon etwas, von dem man zehren kann. -- Heute "nur" Sprachen zu studieren halte ich für problematisch, da es in der Tat schon recht gute maschinenbasierte Tools gibt, die Übersetzungen produzieren. Schau dir doch bitte mal deepl.com an, dann verstehst du bald, was ich meine. Studier lieber eine "sinnvolle" Kombination: Physik und Englisch, Japanisch oder Jura und Mandarin. Alles schwer, aber sicherlich lohnend. Wenn du aber gar nicht anders kann und dennoch Archäologie und Aramäisch studieren willst: dann tue es bitte.

Wie sah die Welt aus -- als ich 16 war? Ich war klein und dick und die Welt war groß und schlank. Alles war viel analoger, d. h. keine Handys, kein PC, kein Internet; man musste zum Bankschalter laufen, alles lief etwas persönlicher ab. Ich ging einmal pro Woche in die Disco und tanzte gerne zu John Travoltas und Olivia Newton-Johns "Saturday Night Fever" (kennst du das noch?). Am liebsten tanzte ich Blues, weil ich so gerne das Mädchen meiner Wahl an meinem Körper fühlte. Du verstehst. Ich war kurz vor dem Realschulabschluss und Pornos gab es nur in bestimmten Kinos und sexuell anregende Texte bekam man von dazu geneigten Mitschülerinnen, die diese Texte handschriftlich in Hefte geschrieben hatten. Wir taten damals damit, was heute die jungen Menschen immer noch damit tun.

Oh, Lucie, welch Wunder, dass man sich so austauschen kann. Es ist für mich so schön.

Also mit 18 wusste ich, dass ich unbedingt Philologe werden wollte; als Gymniasast habe ich meine ersten Texte übersetzt, aber damals dachte ich, dass ich eventuell Hochschullehrer werde. Es kam aber ein bisschen anders und so wurde ich Übersetzer (s. oben). Ja, es gibt auch heute noch die Möglichkeit, z. B. an der Universität Mainz, Fachbereich Sprachen in Germersheim das Übersetzen (schriftlich) bzw. Dolmetschen (mündliches Übertragen von A nach B) zu studieren.Wegen der immer stärker werdenden maschinell erstellten Übersetzungen wird Postediting immer wichtiger (Postediting: man schaut, ob die Maschine Mist gebaut hat beim Translatotionsprozess (Übersetzen)). Das "reine" Übersetzer-/Dolmetscherstudium würde ich nicht mehr empfehlen. Sorry.

Ja, ich schreibe auch selbst. Gedichte und zzt. (seit einigen Jahren) an einem Roman zu einem Migrationsthema. Lass dich bitte nicht hängen. Schreibe doch weiter und ergründe dich: lieber aufgewühlt als indifferent (gleichgültig). Das du aufgewühlt bist, spricht für dich als fühlenden Menschen. Das Verstehen der Welt haben viele versucht; man sollte da nicht zu streng mit sich sein und mit der Welt vielleicht auch nicht.

Wie kommt es, dass du niemanden mehr hast? Waise?

Bin ich glücklich. Insgesamt schon, aber vieles nimmt mich mit. Die Gemeinheit der Menschen, die Strukturen der Arbeitswelt, der Tod, die Kriege. Ja, man könnte schier verzweifeln. Aber ich will nicht verzweifeln. Wenn mich dann der Tod ereilt, dann will auch weiterhin mutig sein und dem Tods ins Angesicht sehen.

Ich hoffe, dass ich nicht zu viel geschrieben habe.

Ich erlaube mir mal, ein Foto von mir anzuhängen, damit du eine Vorstellung von meinem Äußeren hast. Es ist ja selbstverständlich, dass das Foto NUR für dich bestimmt ist. -- Ja, es mag trivial klingen, aber du darfst mir gerne auch ein Foto von dir schicken (aber nur, wenn du möchtest).

Alles Liebe

Richard

P. S. Ich such mal eins meiner Gedichte für das nächste Mal raus. Hast du auch welche?

04. Januar 2019, 17:56 Uhr

Lieber Richard,

niemals hätte ich mit einer solch ausführlichen Antwort gerechnet. Es ist unglaublich, wie viel du mir - einer Fremden- anvertraust.

Im Gegensatz dazu wirken meine Antworten wohl eher plump und oberflächlich.

Gegen eine Veröffentlichung habe ich nichts, nur werden meine Zeilen bestimmt nicht zum Aufräumen von Vorurteilen helfen. Geht es nach den Leuten in meiner Klasse, bin ich gewiss ein Sonderling. Keine Freunde, langweilig, altmodisch und die Streberin.

Um ehrlich zu sein habe ich mich selbst in dieses Licht gerückt, als ich von heute auf morgen sämtliche Freundschaften abbrach, mein Handy irgendwo im Schrank verstaute und begann in meiner eigenen Welt zu leben, aus der nie jemand was erfuhr, wenn er nicht genau hinsah und das tat keiner. Bis heute haben sie noch nicht damit angefangen. Ich selbst drängte mich in die Beobachterrolle, analysierte die Verhaltensweisen der anderen, studierte sie irgendwie. Ich weiß, wie verrückt es klingt, nur für mich war es die einzige Möglichkeit sie zu verstehen und mich selbst dadurch zu entdecken. Ich habe auch irgendwann angefangen kleine Reaktionsexperimente zu veranstalten, indem ich mein Verhalten minimal änderte und ihre Reaktionen beobachtete. Am aufschlussreichsten war das 1,0-Experiment(ein Notendurchschnitt, der mir den Ruf als Streberin eingebracht hat). Damals war mir vieles unklar, heute verstehe ich größtenteils, wer ich war und somit auch, wer ich jetzt bin.

Die Freundschaften beispielsweise brach ich in keinster Weise bewusst ab, mehr aus der Ebene des Unterbewusstseins, ohne, dass ich es verstand, dennoch aber wusste, dass es richtig war. Damals wurden viele "Freunde" aus meinem Leben gerissen, der Tod mein ständiger Begleiter. Der Schmerz darüber war so unerträglich, die Enttäuschung, dass mir auch meine besten Freunde nicht helfen konnten, so groß, dass ich es nicht noch einmal fühlen wollte und lieber das leichte Nagen des Alleinseins ertrug, als sie noch einmal so zu verlieren. Es war einer der größten Fehler, die ich damals gemacht hatte und doch machte es mich zu dem, was ich heute bin. Irgendwie bin ich auch froh darüber.

So wie das Beispiel mit den Freundschaften habe ich viele Ereignisse untersucht, oftmals auch mithilfe meiner Träume. Ich verstehe mich inzwischen ziemlich gut, benötige jedoch noch mehr Zeit, um mich vollständig zu verstehen. Verstehst du? Wenn ich nicht weiß, wer ich war, dann weiß ich auch nicht wer ich bin und dann kann ich die mir seit 2 Jahren immer wieder aufgedrängte Frage, wer ich denn sein wolle, nicht beantworten. Ich benötige mehr Zeit, die mir fehlt, weil sie mir nicht gegeben wird (vor allem in der Schule, wo Kompetenzen vor den Menschen gestellt werden.).

Ich bin keine Waise, weiß nur, dass mir hier keiner zuhört.

Ich weiß nun noch weniger, was ich machen will. Manchmal überlege ich einfach die Schule jetzt nach der 10. Klasse zu beenden und einfach los zu laufen, irgendwohin. Das fühlt sich jedoch manchmal so an, als würde ich die anderen aus meiner Klasse im Stich lassen. Es fühlt sich so an, als wäre ich, da ich einige Gründe für die Verhaltensweisen kenne, dazu verpflichtet ihnen aus ihrer Situation zu helfen.

Ich erzähle das, weil du so vielleicht das Gedicht verstehen kannst, was ich dir gleich aufschreibe. Ich habe einige Symbole verwendet.

Lucille L. ( Lucie ist die Abkürzung von Lucille)

Gezeiten

Ein Meer so groß,

So tief, so weit.

Ein Schiff so klein,

Voller Trunkenheit.

Ein Sturm so stark,

Es tobt und braust,

Doch sie wachen nicht auf.

Volle Fahrt voraus!

Die Berge so hoch,

In den Tälern wir.

Wie lange dauert 's noch,

Bis sie 's kapier'n?

Ich bin gesprung',

Noch bevor es begann,

Doch sie halten nicht an.

Egoistisch ist der Steuermann.

Mein Kopf so schwer,

Lass ich sie im Stich?

Wenn die Welle bricht,

Wird der Ozean leer.

Das Meer ist die Zeit und der Mensch treibt umher.

Bitte sei nicht zu streng mit mir. Ich bin nur ein kleines Mädchen aus dem Osten.

Das Meer ist ein Symbol für die Natur, das Schiff ist die Menschheit, die sich ihre Probleme einfach "wegtrinkt", der Sturm ist der Klimawandel, der Steuermann ist die Regierung (Firmenbesitzer etc.) und der Ozean ist der Planet.

Ich schreibe zzt.(seit letztes Jahr, als die Welt vor meiner Haustür zusammenbrach- Chemnitz, Köthen, etc.- und sich wie ein Tsunami über die umliegenden Dörfer walzte.) auch ein Buch. Indirekt ist es auch ein Migrationsthema :D. Nur versuche ich zu ergründen, warum ich die AfD wählen würde, obwohl ich nicht rechts bin und es mir physisch nicht schlecht geht.

Hab bitte kein falsches Bild von mir. Das ist wieder so ein Unterbewusstseins-Ding. Ich weiß auch nicht weshalb.

Bist du jetzt eigentlich wieder gläubig oder hatte sich das dann damals gegeben?

Das deine Eltern nicht so verstanden haben, was du gemacht hast, kann ich nachvollziehen. Auch bei mir bringt es nicht viel ihnen was zu erklären. Als ich sagte, ich möchte mal nach Bonn und Astrophysik studieren, da muss es sie in ihren Grundfesten erschüttert haben. Natürlich sagten sie immer wieder: "Mach, was du willst." Aber immer, wenn sie mein Zeugnis sehen sagen sie: "Werde doch Ärztin oder geh' in die Politik und ändere was!"

Das will ich aber nicht oder besser gesagt, ich kann mir nicht vorstellen damit glücklich zu werden. Momentan bin ich es auch nicht. Ich glaube ohnehin, dass ich erst meinen Sinn des Lebens finden muss, um es zu werden.

Sie meinten auch neulich zu mir: "Viel Denken ist krank." (weil ich das ja mache)

Ich denke nicht, dass es stimmt. Warum kann ich dann keine anderen Menschen anstecken? Aber der Ansatz ist gar nicht so falsch. Denken ist ein energieverbrauchender Luxus, den das Hirn nur einschaltet, wenn es dem Körper schlecht geht, um einen Ausweg zu finden. Am liebsten ist unser Hirn jedoch im Ruhemodus und lässt sich berieseln. Denken ist also nicht die Krankheit, sondern ein Anzeichen dafür, dass man krank ist und es mitbekommt. Genau das ist die entscheidende Formulierung: es mitbekommt. Bei den ganzen "Schmerzmitteln" (Handy, Zocken, Youtube, Shoppen, Alkohol, Drogen), die es heute gibt, ist das nicht unbedingt einfach.

Berichtige mich bitte, wenn ich falsch liege.

Und ich Volltrottel habe mich entschieden, die Schmerzmittel zu verweigern, weil ich nicht so werden will wie die anderen um mich herum. Manchmal ist das nicht so einfach. Dann flutet so eine Art Schmerz aus meinem Schädel meinen Kopf und zieht sich auf die Organe. Herz, Lunge. Oft passiert es nachts, wenn ich in einem meiner Träume was erkenne. Das hängt dann meistens auch noch mit Tatsachen, wie dem Klimawandel, Kriegen oder der Gesellschaft zusammen. Bis vor kurzem habe ich das noch so überstanden, dass ich einfach die Arme gegen den Oberkörper presste, mich zusammenkauerte, weinte und stumme Ächreie ausstieß. Bis jetzt habe ich keine Möglichkeiten gefunden, es anders durchzustehen. Ich weiß nicht mal richtig, was es ist. Vielleicht weißt du es ja.

Ich schreib mal wieder nur von mir. Du musst mich für mega arrogant halten.

Naja.

Ich schicke einfach mal noch ein Foto (Bitte nicht lachen! Es ist das einzige, was ich habe. :D).

Das ganze hier hat übrigens wirklich was von echten Briefen. Wie in dem Buch, was ich gerade über den 2.Weltkrieg gelesen habe oder in der "Schatzkiste" meines Opas. Er hat da hunderte Briefe und ich wünschte ich hätte später auch was, woran ich mich erinnern kann. Hast du auch noch ganz viele Briefe zu Hause? Von Früher?

Hast du eigentlich eine Frau und Kinder oder Haustiere? Und wo warst du, als die Mauer fiel? Wie hat sich das angefühlt? Was hast du gedacht oder gehofft? Hat es dich überhaupt bewegt oder war es dir egal?

P.S. Du wirst es nicht glauben, aber die Lieder kenne ich sogar. Kann man hören, finde ich! :D

Mit lieben Grüßen

Lucie

05. Januar 2019, 15:54 Uhr

Liebe Lucie,