Luise - Johann-Heinrich Voß - E-Book

Luise E-Book

Johann-Heinrich Voß

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Beschreibung

Luise. Ein ländliches Gedicht in drei Idyllen. Johann Heinrich Voß schrieb sein idyllisches Versepos in Hexametern. Es ist gegliedert in drei Idyllen, die dritte Idylle in zwei Gesänge. Die Erste Idylle erzählt vom Fest im Walde, einem Picknick zum 18. Geburtstag der Pfarrerstochter Luise, die Walter liebt, den Kandidaten der Theologie und Hofmeiser ihres Vaters, des Pfarrers. Die Zweiter Idylle erzählt von Walters Besuch, mittlerweile ist er selbst Pfarrer und mit Luise verlobt. Von den Vorbereitungen zur Vermählung und Feier der Hochzeit erzählt die dritte Idylle.

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Inhalt

Erste Idylle

Das Fest im Walde

Zweite Idylle

Der Besuch

Dritte Idylle

Die Vermählung

Erster Gesang

Zweiter Gesang

Johann Heinrich Voß

Luise

Ein ländliches Gedicht in drei Idyllen.

Mit Zeichnungen von Paul Thumann.

Vor Gleims Hüttchen.

(1795)

Mach' auf, edeler Greis! »Wer klopfet da?« Freund' und Bekannte.

»Leise klopfet der Freund.« Aber du höretest nicht.

»Still! ihr weckt mir die Mädchen!« Sie lieben uns. »Sollen sie aufstehn

Spät in der Nacht?« Aufstehn und die Geliebten empfahn.

»Welche denn?« Kennst du den Pfarrer von Grünau? »Was! und Luise?«

Auch ihr Mann. »Und wo bleibt Mütterchen?« Mütterchen auch.

»Mädchen heraus! mit dem Schönsten bewirthet sie!« Alter, nur Obdach,

Und ein freundlich Gesicht. »Trauteste, kommt! denn es friert!«

Dem Herzog Peter Friedrich Ludewig.

(1807)

Vater Eutins, Dir baut' ich der Pflanzungen eine für Menschheit,

Daß, aus dem Keime von Gott, menschlich gediehe der Mensch;

Und Du lobtest den Fleiß, ein Ermunterer, auch wenn der Pflanzmann,

Aehnlich der Arbeitsbien', heitere Töne sich sang.

Nimm der Gesäng' Auswahl. Gern sängen sie künftigem Anwachs

Heiterkeit, Sinn der Natur, tapferes Streben für Recht:

Tugenden, die Dein Leben geübt. O lebe noch lang' hier,

Unbiegsam dem Geschick, froh des erfreuenden Thuns!

Endlich, den Deinen zu früh, Hochaltriger, geh' zur Verjüngung,

Wo, was menschlich erwuchs, göttlicher blühet und reift.

Erst Idylle.

Das Fest im Walde.

Draußen in luftiger Kühle der zwei breitlaubigen Linden,

Die, von gelblicher Blüthe verschönt, voll Bienengesurres, Schattend

der Mittagsstub', hinsäuselten über das Moosdach,

Hielt der redliche Pfarrer von Grünau heiter ein Gastmahl,

Seiner Luise zur Lust, hausväterlich prangend im Schlafrock.

Sechs Schilfsessel umstanden den Steintisch, welche der Hausknecht

Heimlich geschnitzt, als Ehrengeschenk, zu der Jungfer Geburtstag,

Gastliche; doch für den Herrn ein wohlansehnlicher Lehnstuhl.

Sorglos saß nach dem Mahle der Greis fort, sich und die Andern

Mit lehrreichem Gespräch zu erfreun und mancher Erzählung.

Küchlein, zahm wie die Mutter, das Perlhuhn, pickten der Jungfrau

Brot aus der Hand; weil ferne der trotzige Hahn mit den Weibern

Harrte des Wurfs, und die Taube vom Dach, und der kollernde Puter.

Nachbarlich dort im Schatten des blüthendoldigen Flieders

Nagte des Festmahls Knochen Packan, und murrete seitwärts

Gegen die lauernde Katz', und schnappte sich sumsende Fliegen.

Aber Mama, sanftlächelnd der wohlbekannten Erzählung,

Zupfte geheim Luisen, die neben ihr saß, an dem Aermel,

Neigt' ihr nahe das Haupt und begann mit leisem Geflüster:

Gehn wir noch in den Wald, mein Töchterchen? Oder gefällt dir's,

Weil die Sonne so brennt, in der Geißblattlaub' an dem Bache

Deine Geburt zu feiern? Du blickst ja so scheu und /erröthest.

Hold erstaunte der Red' und sprach das rosige Mägdlein:

Nicht in der Laube, Mama! Das Geißblatt duftet des Abends

Viel zu streng', und zumal mit der Lilien und der Reseda

Duft vermischt; auch schwärmen so wild an dem Bache die Mücken.

Lieblich scheint ja die Sonn', und am waldigen Ufer ist Kühlung.

Beifall nickte die Mutter. Da war die Erzählung geendigt;

Rasch nun wandte zum Manne das Wort die verständige Hausfrau:

Väterchen, danken wir Gott? Luise begehrt, den Geburtstag

Lieber im Wald' als unten am Bach in der Laube zu feiern.

Lieblich scheint ja die Sonn', und am waldigen Ufer ist Kühlung.

Jetzo mein Rath: Herr Walter, der muthige Karl und Luise

Gehn voran und wählen den Ort und suchen uns Brennholz. –

O, daß der steife Besuch abhält auf dem Schlosse die Herrschaft,

Mutter und Tochter zugleich! Mit Amalia wäre der Gang doch

Lustiger! Hell dann tönt' in den Waldungen eures Gesanges

Nachhall! – Aber wir beiden Gemächlichen fahren den Richtweg

Ueber den See. Der Verwalter, das wissen wir, leiht zum Geburtsfest

Gerne den Kahn. Doch wünscht' ich, daß unser Papa noch ein Wenig

Schlummerte. Mittagsschlaf ist ein Labsal ältlicher Hausherrn,

Wann heiß werden die Tag', und die blühende Bohne betäubet.

Drauf antwortetest du, ehrwürdiger Pfarrer von Grünau:

Hört Er, mein Sohn,wie sie waltet, die Herrscherin? Aber ich muß

schon Folgsam sein; denn es gilt den Geburtstag meiner Luise.

Kinder, wir beten zu Gott dem Unendlichen! Betet mit Ehrfurcht.

Dieses gesagt, entblößte der redliche Vater den Scheitel,

Glänzend kahl und umringt von schneeweiß prangendem Haare,

Senkte den Blick demüthig und sprach, mit gefalteten Händen:

Lieber Gott, der du Alles, was lebt, mit Freud' und Erquickung

Sättigest, höre den Dank, den deine Kinder dir stammeln.

Wir sind Staub. O beschirme, wenn's frommt, in dem Leben der Prüfung

Uns vor Trübsal und Gram, wie vor üppigem Stolze und Leichtsinn.

Gieb uns tägliches Brot, und unseres; bis wir, den eiteln

Sorgen entrückt, als Bewährte, zu deiner Herrlichkeit eingehn. –

Meine Kinder, ich wünsch' euch eine gesegnete Mahlzeit.

Also der Greis; da nahten sie All' und küßten den Mund ihm

Dankend; es küßt' ihn umarmend die rosenwangige Tochter;

Dann an die Wang' ihm geschmiegt, liebkoste sie. Aber mit Inbrunst

Herzt der Greis sein freundliches Kind, auf dem Schoße sie wiegend.

Beid' an der Hand nun fassend die Fremdlinge, sagte die Mutter:

Seid ihr auch satt, ihr Lieben? Nur Bauernkost war es freilich,

Und kein gräflicher Schmaus; doch hoffen wir, Freunde des Hauses

Wissen ein ländliches Mahl zu entschuldigen. Trinken wir jetzt noch

Kaffee hier? Vornehme genießen ihn gleich nach der Mahlzeit.

Ihr antwortete drauf der edle, bescheidene Walter:

Herzlich danken wir, liebe Mama, für die schöne Bewirthung.

Machen Sie Karl nicht roth. Gut sein ist besser denn vornehm.

Säße bei solchem Mahle der Ländlichkeit selbst auch der Kaiser,

Unter dem Schatten der Bäum', in so traulicher lieber Gesellschaft;

Und er sehnte sich ekel zu Höflingsstand' und des Mundkochs

Mischungen heim: so verdient' er an Leib und Seele zu hungern!

Besser, wir gehn ungesäumt in den Wald; und landet der Kahn an,

Flugs, nach altem Gebrauch der Familie, kochen wir sämmtlich

Unter dem hangenden Grün weißstämmiger Birken den Kaffee.

Karl auch kocht großmüthig für uns; ihm macht es nur Wallung.

Aber es schalt der Vater und rief die eifernden Worte:

Ei, mit der unstatthaften Entschuldigung! War denn der Reisbrei

Angebrannt? und der Wein aus dem Reisbrei nüchtern und kahnig?

Waren nicht jung die Erbsen und frisch und wie Zucker die Wurzeln?

Und was fehlte dem Schinken, den Heringen oder der Spickgans?

Was dem gebratenen Lamm und dem kühlenden röthlichgesprengten

Kopfsalat? War der Essig nicht scharf, und fein das Provinzöl?

Nicht weinsauer die Kirsche Dernat, nicht süß die Morelle?

Nicht die Butter, wie Kern, nicht zart die rothen Radieschen?

Was? Und das kräftige Brot, so weiß und locker! O schändlich,

Wenn man Gaben von Gott aus Höflichkeit also verachtet!

Lieber Sohn, da nehm' Er die Dirn' an den Arm, und sogleich mir

Fort in den Wald! Komm her, mein Mütterchen, daß ich dich küsse!

Sprach's und zog sie heran; und das Mütterchen folgete willig.

Dennoch verwies ihm solches die gute verständige Hausfrau:

Schilt nicht, böser Papa! Man sagt ja wol so ein Wörtchen,

Wie es die Weise verlangt und Artigkeit. Aber wohlan nun,

Schlummere kühl und ruhig im Kämmerlein. Jungfer Susanna

Hat mit Pfeffer und Milch die Fliegen gedrängt, auch das Mäuschen

Hübsch in die Falle gelockt und den Alkov fleißig gelüftet.

Jene sprach's und führte den lieben Gemahl in die Kammer,

Hinten hinaus, wo es frisch anathmete; legt' auf der Ruhbank

Ihm sein Polster zurecht und schloß die dunkle Gardine;

Während die Magd des Mahles Geräth und die festlichen Gläser

Eintrug, sammt dem Gedeck von schöngewebetem Drillich.

Jetzo eilte der Knecht mit dem Auftrag zu dem Verwalter,

Daß für der freundlichen Jungfer Geburtstag jener gefällig

Liehe den Kahn, der, sicher gebaut am Strande der Ostsee,

Auslief, selbst wann es wallte, zur Lustfahrt oder zum Angeln.

Hans nun sagte sein Wort; da erwiederte rasch der Verwalter:

Fordere Kahn, und was ich vermag; ich gewähr' es der Jungfrau!

Sprach's und langte den Schlüssel dem Eilenden. – Aber die Jungfrau

Faßte, dieweil Karl drängte, den Arm des bescheidenen Jünglings;

Und um die rauschende Schleuse der Mühl' in das grasige Seethal

Lenkten sie fröhlich den Gang. An des Mägdleins Füße geschmieget

Weht' ihr weißes Gewand mit rosenfarbenen Schleifen;

Seidener Flor umwallte verrätherisch Busen und Schultern;

Vorn mit der knospenden Rose geschmückt; ihr freundliches Antlitz

Schirmte, gekränzt mit Tremsen, der fein geflochtene Strohhut.

Unter ihm floß in den Wind des dunkelen Haares Geringel,

Glänzend am Licht, nachlässig vom rosigen Bande gefesselt.

Weiß aus bräunlicher Klappe des Handschuhs blickte die Rechte,

Rundlich und zart, oft kühlend mit taftenem Fächer das Antlitz;

Und wie die Link' im Arme des Jünglinges ruhte, so spielten Leis in

der Hand ihm die warmen und niedlichen Finger des Mägdleins.

Schauer der Wonn' umströmt' ihm das Herz; bang' athmend und

sprachlos Drückt' er die kleine Hand, durchfaltet mit bebenden

Fingern. Also wandelten Beide durch Gras und blumige Kräuter,

Langsam; Grillengeschwirr war ringsher; und wie erblödet

Sannen sie, scheu zu begegnen dem Blick, und redeten wenig.

Als sie nunmehr, oft seufzend, das schwülere Thal durchwandert,

Unten am Zaun, wo die Quell' aus dem Sandberg roth und morastig

Zwischen binsigen Bulten und Schafthalm träger hinabfloß;

Dort an der leitenden Hand des Jünglinges hüpfte die Jungfrau

Furchtsam über die Steine, gelegt für die Schritte des Wandrers,

Und wer in trockenen Monden den Richtweg nahm nach dem

Kirchdorf; Furchtsam, daß dem Gewande den Saum nicht tränkte der

Moorsumpf, Wankte sie hin, vor dem Frosch, der emporsprang,

jüngferlich kreischend.

Jetzo betrat sie den Steg und hob ein Füßchen mit Vorsicht

Ueber den Zaun, daß enthüllet die Zwickelblume hervorschien,

Ordnete schnell das Gewand und schwang wie ein Reh sich hinüber.

Dann durch Haselgebüsch den ausgeregneten Pfad auf

Stiegen sie, welcher sich schräg' hinbog um den alternden Ahorn.

Oben begann tiefathmend das rosenwangige Mägdlein:

Stehn wir ein Wenig still? Mir klopfet das Herz! Wie erfrischend

Ueber den See die Kühlung herausweht! Und wie die Gegend

Ringsum lacht! Da hinab langstreifige, dunkel und hellgrün

Wallende Korngefilde, mit farbigen Blumen gesprenkelt!

O des Gewühls, wie der Roggen mit grünlichem Dampfe daherwogt!

Dort in fruchtbaren Bäumen das Dorf, so freundlich gelagert Um den

geschlängelten Bach, und der Thurm mit blinkendem Seiger!

Oben das Schloß hellweiß in Kastanien! Vorn auf der Wies' hin

Röthliche Küh'; und der Storch, wie vertraut er dazwischen

einhertritt! Dort die schimmernde Bläue des See's um den waldigen

Hügel! Dort Heuschober gereiht, dort Mähende! Aber wir selbst hier,

Vom Buchweizen umblüht, im Gesums' eintragender Bienen!

Schaut doch umher, ihr Kinder, und freuet euch! Hören Sie, Bester:

Unfern Schmaus wird zieren ein Korb großmächtiger Erdbeern,

Spanischer, weiß und roth, der Ananaswürze vergleichbar;

Felderdbeern, wie mir däucht, sind wol so süß und balsamisch.

Kommen Sie dort in den Busch; da stehen sie, röther wie Scharlach.

Also Luis', ablenkend zum sonnigen Thal des Gebüsches,

Rechts, wo die Hecke das Feld einfriedigte. Hurtig voran nun

Hüpfte der Knab' und entsagte dem grünlichen Himmelspferdchen,

Das mit glänzender Schwing' ihm bequem da saß auf dem Farnkraut.

Stehn blieb jetzo Luis' und sprach mit vertraulichem Flüstern,

Nah' an des Jünglings Wange geneigt ihr blühendes Antlitz:

Wahrlich, der Knabe bemerkt, unaufmerksam wie er scheinet.

Sehn Sie, er folgt dem Geruche der Erdbeern. Lieber, die Hand mir

Nicht so gedrückt! Er möchte den Herrn Hofmeister belauschen.

Also warnte Luise, die Hand zu entziehen versuchend.

Aber dem Jünglinge wallte das Herz vor banger Entzückung,

Als der rosigen Lipp' ätherischer Odem die Wang' ihm

Warm anhaucht'; und er wandte sich sanft und küßte das Mägdlein.

Leise bebt' ihr die Lipp' und wandte sich; aber ihr Antlitz

Lächelte, hold verschämt, wie ein Frühlingsmorgen erröthend. Und

sie entschlüpfte dem Arm und brach ein unscheinbares Blümchen

Seewärts, weilt' in Gedanken und schaut' es an, wie bewundernd.

Plötzlich erscholl im Gebüsche die rufende Stimme des Knaben:

Kommt doch, und pflückt Erdbeern! Hier stehen sie röther wie

Scharlach, Busch an Busch vollglühend, daß Einer nicht weiß, wo er

hin soll! Jubeln wollen wir Alle vor Lust, wann unseren Vorrath Wir

in die Kumm' ausschütten! Da werden sie schaun mit Verwundrung,

Beide, Papa und Mama! Felderdbeern pflanzte der liebe

Gott so kräftig und süß! In der Sahn' auch schmecken sie vielmal

Köstlicher, als im Weine die Prahlerdbeeren des Gärtners!

Sie nun kamen und sahn die geschwollenen Beeren, die ringsum

Feuerroth und gedrängt am Sonnenstrahl aus den Kräutern

Schimmerten; und ihr Gedüft durchathmete würzig die Gegend.

Freudig rief und erstaunt der edle, bescheidene Walter:

Wunderbar! Es erhebet der Reiche sich künstlicher Gärten,

Welche die Frucht ihm zinsen aus jeglichem Sonnenbezirke,

Fröhnend in Zwang; und dem Armen bereitete Gott in der Wildniß,

Ohne sein Thun, Fruchtgärten voll heilsamer Blumen und Kräuter:

Arbeitslos dann sammelt das Kind und sammelt der Greis ein

Heimliche Gabe von Gott, der treu auch des Sperlinges waltet.

Aber es fehlt ein Geschirr für die saftige Reife der Beeren.

Pflücken wir dort Huflattig, mein Karl, und die Blätter im Tuche

Tragen wir locker geknüpft! Noch dienlicher, wenn ich der Hasel

Sauber die Rind' abstreift' und mit ästigem Pflocke zusammen

Heftete. Oder ersinnt mein Karl noch ein anderes Mittel?

Zürnend gab ihm darauf der feurige Knabe die Antwort:

Wäre das Ernst, Herr Walter: den Busch, der die Zweige herabhängt,

Von Nußtrauben beschwert, im fröhlichsten Wuchse zu schinden?

Stehn denn am Sumpf nicht Binsen genug? Bald ist ja ein kleines

Körbchen gemacht, wenn Einer den Griff nur tüchtig gelernt hat!

Ernsthaft that, ihm erwiedernd, der edle bescheidene Walter:

Das hat Schick und Gestalt! O wie gut, wenn zwei sich berathen!

Hurtig hinab, und ein Körbchen beschleuniget, welches den Meister

Lobe, geräumig und fest! Wir Andern ruhen indeß hier Harmlos

unter der Hasel, die voll großtraubiger Nüsse Um uns wölbt ihr

Gezweig'; auch pflücken wir nichts von den Erdbeern,

Außer ein paar zur Erfrischung für unsere liebe Gefährtin.

Kaum gesagt, da entflog zu dem binsigen Sumpfe der Knabe,

Fröhliches Laufs, weil jen', in wallendem Herzen verschüchtert,

Unter das Schattengewölbe sich lagerten dicht an einander,

Durch gleichgültige Rede beschönigend inneren Aufruhr.

Nicht gar lange, da kam mit dem zierlichen Korbe der Künstler,

Stolz anhörend das Lob, daß er schnell vollendet und tüchtig.

Alle sie pflückten darein rothschwellende Beeren auf Nußlaub,

In wetteifernder Hast, und oft mit den schöneren prahlend,

Naschten dabei und boten Geschenk; denn sie hatten die Auswahl.

Voll nun strotzte der Korb von saftiger Frucht und verhauchte

Lieblichen Duft ringsum aus reinlicher Hülle der Blätter; Fröhlich

wog ihn der Knab' und beschwerte den Arm mit der Ladung.

Jetzt, da sie wieder den Pfad hinwandelten, hörten sie abwärts

Durch das Thal den Gesang des siebzigjährigen Webers,

Der, zum Weben zu schwach, bei Kirchenmusik und Gelagen

Kräftig den Brummbaß strich, wie der Organist ihn gelehret.

Selbstgelehrt auch stellt' er der gnädigen Gräfin die Schloßuhr.

Kunstreich schnitzt' er dabei zum Verkauf spillbäumene Löffel,

Und wachholderne Querl', auch Käfige, Kellen und Schaufeln,

Masergeräth, Waschbläuel und lindene Schuhe dem Marschland.

Doch war der Sommer ihm mild, dann sammelt' er Beeren des Feldes

Für die benachbarte Stadt, auch Nüss' und Hambutten und Morcheln,

Lange bestellt; denn es liebte den Redlichen manche der Hausfraun.

Horchend stand und begann die rosenwangige Jungfrau:

Höret, wie schön im Thale »Wer Gott läßt walten« umherschallt!

Unseres Alten Gesang, der dort Erdbeeren sich sammelt! Kraftvoll

dringt's an das Herz, wie ein segnender Wunsch zum Geburtstag!

Sprach's und lenkte dahin; und sie fanden ihn, tragend den bunten,

Mächtigen Henkeltopf, halbvoll der erlesenen Erdbeern.

Grüßend bot ihm die Hand der edle bescheidene Jüngling:

Glück zum Geschäft! So fleißig? Bedeckt doch, Vater, den Scheitel!

Seht, wir versorgten uns selbst in Euerem Garten mit Erdbeern, Für

der Luise Geburt; und das Kernlied, welches Ihr sanget, Kraftvoll

drang's an das Herz, wie ein segnender Wunsch zum Geburtstag.

Billig, Ihr feiert heut auch mit dem Mütterchen. Nehmt und zeugt

Euch Einen erquickenden Trunk auf das Wohlsein unserer Jungfrau.

Aber der Greis, wie ein Ehrengeschenk vom Freunde der Gastfreund

Gern annimmt, so nahm er und sprach mit edelem Anstand:Dank!

Der gebotene Trunk für das Jüngferchen soll unverschmäht sein

Euch und ihr selber zu Liebe, die, hold wie ein Engel, zum Wohlthun

Annaht' unserem Dorf'! O lange noch Freude der Eltern Sei sie, und

aller Bekannten, und bald auch des wackersten Ehmanns!

Euch, Herr, würdige Gott des Berufs in ein höheres Lehramt

Noch dies Jahr, wenn gekommen die Stund' ist! Denn was Ihr jetzo