1,99 €
Kosmische Gewalten
von Lucy Guth
Neunzig Minuten vor der "Stunde Null" kehren Matt und Aruula vom Ringmond nach New Mexico zurück. Alles sieht perfekt aus: Kasynari, Pancinowa und Menschen arbeiten Hand in Hand, die Radioteleskope sind ausgerichtet, der mobile Wurmlochgeber hat die genauen Koordinaten für den Mondsprung errechnet.
Doch dann erschüttert ein Erdbeben die Anlage, und eine Sekte taucht auf, die "Wächter des Totenreiches". Sie wollen den Wunsch ihrer Götter erfüllen: Die Erde soll untergehen und alles Leben auf ihr vernichtet werden!
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 140
Cover
Impressum
Was bisher geschah …
Kosmische Gewalten
Leserseite
Die MADDRAX-Galerie
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Lektorat: Michael Schönenbröcher
Titelbild: payless images; somchaisom/iStockphoto
Autor: Lucy Guth
Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-7667-8
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Am 8. Februar 2012 trifft der Komet „Christopher-Floyd“ – in Wahrheit eine Arche Außerirdischer – die Erde. Ein Leichentuch aus Staub legt sich für Jahrhunderte um den Planeten. Nach der Eiszeit bevölkern Mutationen die Länder und die Menschheit ist degeneriert. In dieses Szenario verschlägt es den Piloten Matthew Drax, „Maddrax“ genannt, dessen Staffel ins Jahr 2516 versetzt wird. Zusammen mit der telepathisch begabten Kriegerin Aruula erkundet er diese ihm fremde Erde. Bis sie durch ein Wurmloch in ein Ringplanetensystem versetzt werden, während der Mond auf die Erde zu stürzen droht.
Auf dem Ringplaneten herrschen die Initiatoren, die verschiedene Spezies durch das Wurmloch entführen, um sie Kompatibilitäts-Tests zu unterziehen. So geraten auch Matthew, Aruula und Matts Tochter Xaana in das fremde Sonnensystem, stoßen jedoch durch die Einmischung der gemäßigten Kontras auf das dunkle Geheimnis der Systemherren: Man will einen Teil der Menschheit auf den Mond Novis umsiedeln, um deren Gehirne für eine Art Superrechner zu nutzen! Doch die Gefährten werden ihrer Erinnerungen beraubt; so helfen sie in gutem Glauben den Initiatoren dabei, mit einer Transportplattform Menschen von der Erde zu evakuieren. Dann jedoch gerät das Wurmloch außer Kontrolle. Zwar gelangt Matt mit einem Gleiter noch nach Novis, erfährt dort aber, dass die Offerte der Initiatoren eine Falle ist. Einst kristallisierte ihr Planet Kasyn und zwang sie, auf einen der Monde umzuziehen. Um sich vor der Kristallstrahlung zu schützen, entwarfen sie einen mit Gehirnen betriebenen Mentalschirm.
Aber es gibt eine Möglichkeit, die Erde zu retten! Dazu muss Matt Kontakt mit den Pancinowa, den Wurmloch-Architekten, aufnehmen. Auf deren Planeten Cancriss wird seine Bitte entsprochen – unter der Bedingung, vor Ort Aruulas Lauschsinn erforschen zu dürfen. Sie willigt ein und wird später durch die Telepathin Eileen ersetzt.
Matt kehrt nach Novis zurück, wo Xij vorschlägt, mit der Klontechnik der Erd-Hydriten Gehirne zu züchten! Die Initiatoren nehmen ihre Idee dankbar auf und starten im Gegenzug eine Expedition zur Rettung der Erde. Ein Radioteleskop in New Mexico soll es ermöglichen, ein Wurmloch von ausreichender Größe zu erzeugen, um den Mond in sein Orbit zurückzuversetzen.
Da greift Aran Kormak, ein machtgierigen Colonel von der Erde, die Siedler und Rebellen an, scheitert aber. Er sabotiert die gerade errichtete Klonfabrik der Hydriten und will mit einem Transferturm zu einem anderen Mond fliehen, wird aber in einer Wartungskammer eingesperrt.
Davon ahnt Matt nichts, als er und Aruula zu den Initiatoren geholt werden – um deren großes Geheimnis zu erfahren! Die Systemherren haben nämlich entdeckt, dass die beiden Menschen bereits Kontakt zu einem Wandler hatten, und enthüllen ihnen die Wahrheit: dass auch der angebliche Ringplanet in Wahrheit eine dieser Entitäten ist, die mit dem aus Gehirnen betriebenen Mentalschirm vor ihrem Feind verborgen wird. Die Initiatoren haben in Matts Erinnerungen aber auch entdeckt, dass er einen dieser Feinde mit einem „Flächenräumer“ vernichtet hat. Diese Waffe wollen sie unbedingt haben,. Die Pancinowa helfen dabei, sie und ein Stück lebenden Stein – als „Munition“ – zu bergen.
Kosmische Gewalten
von Lucy Guth
Am Fuß der Hügelkuppe blieb Josee stehen und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Es war ein langer Marsch gewesen, der sich nun dem Ende entgegen neigte. Alles neigte sich dem Ende entgegen. Laut der Katsina, der weisen Frau, war es heute so weit. Deswegen waren sie hier. Josee freute sich darauf, seine Familie wiederzusehen. Seine Frau, seine Söhne, seine kleine Tochter – sie alle hatte er in den vergangenen Monden verloren. Doch die Reise ins Reich des Todes war nur ein Übergang. Bald würden auch er und die anderen Encantos diese Reise antreten.
Er erklomm den Hügel und beschattete seine Augen mit der Hand, um die Uwanami-Schalen besser sehen zu können. Sein Herz setzte einen Schlag aus: Dort waren Fremde! Sie entweihten die heilige Stätte! Ihre Anwesenheit würde seinem Volk die Reise ins Jenseits unmöglich machen.
Unwillkürlich ballte Josee die Hände zu Fäusten. Es waren keine anderen Stammesleute, die sich dort so frevelhaft verhielten, so viel erkannte er mit bloßem Auge. Aber wer wagte es dann, unter den Schalen der Götter ein Lager aufzuschlagen?
Vielleicht sind es Treck-Leute, die bald weiterziehen, dachte Josee. Aber würden sie heute noch wieder verschwinden? Unwahrscheinlich; für den Aufbruch zu einer Reise war der Tag bereits zu weit fortgeschritten.
Er griff nach seinem Fernglas, um Einzelheiten auszumachen. Zu Füßen der Schale des Regens stand ein seltsames klobiges Fahrzeug. Dort und an der Schale der Träume, einige hundert Schritte weiter, waren die Gestalten zu sehen.
Als Josee eine davon in den Fokus bekam, zuckte er unwillkürlich zurück. Das war kein Mensch! Und auch sonst keine Kreatur, die er jemals zuvor gesehen hatte. Die Gestalt war groß und breitschultrig und hatte einen riesigen Kinnwulst. Die Augen lagen tief unter der Stirn, die Haut war graubraun. War das ein Sternendämon?
Von diesen Wesen erspähte Josee mehrere, es waren mindestens drei. Zudem sah er eine hellhäutige blonde Frau und ein grünes Fischwesen. Solch eine Gestalt hatte er einmal bei einem Besuch an der Küste gesehen. Das war ein Fishmanta’kan – aber was tat dieses Meereswesen so weit im Landesinneren?
Schließlich erspähte Josee eine graue Gestalt mit ballonförmigem Kopf und langen dünnen Armen. Er schauderte. Das musste ein weiterer Sternendämon sein – oder eine Kreatur aus den Randzonen des Götterreiches.
Die Anwesenheit der Fremden warf nicht nur viele Fragen auf, sie war auch sehr ärgerlich. Denn sie durchkreuzte die Pläne der Encantos. Josee war als Späher vorausgeeilt, um das Lager für seine Sippe vorzubereiten. Sie hatten nicht damit gerechnet, auf Frevler zu treffen.
Seufzend machte sich Josee wieder an den Abstieg. Ihm blieb nichts anderes übrig, als zum Stamm zurückzukehren und die Katsina zu unterrichten. Sie würde wissen, was zu tun war.
Josee begann einen langsamen, stetigen Trab. Auf diese Weise konnte er über Stunden durch das Land laufen, das ihm und seinem Volk von den Göttern gegeben war. Die Weite breitete sich vor ihm aus wie ein gewebtes Tuch. Es hatte in den vergangenen Monden schweren Schaden genommen – als ob Motten darüber hergefallen und Löcher in den Stoff gefressen hätten.
Er hatte diese einsamen Läufe immer geliebt. Wenn sein Herz hart in seiner Brust schlug, fühlte er sich dem Land und den Göttern gleichermaßen verbunden. Doch das würde bald vorbei sein, wenn die Katsina recht hatte. Und sie behielt in den meisten Fällen recht.
Nach ein paar Kilometern stieß Josee auf den Kadaver eines Horsays. Das Tier war noch nicht lange tot, vielleicht ein paar Stunden. Es war wohl ein gezähmtes Tier gewesen; Josee erkannte es an den Überresten des Zaumzeugs.
Josee zögerte. Er wusste, dass er eigentlich so schnell wie möglich weiterlaufen sollte. Doch die Götter hatten ihm das Horsay auf den Weg gelegt, und als guter Encanto konnte er nicht einfach daran vorbeilaufen. Jemand musste der armen Kreatur den Weg weisen, damit sie nicht zwischen den Sternen verloren ging.
Seufzend hielt er an und nahm seinen Beutel vom Gürtel. Jeder Encanto hatte stets das Notwendige bei sich, um den Toten beizustehen.
Er streute die heiligen Kräuter über den Kadaver und sang dabei das Lied, das den vierbeinigen Nutztieren für Weg zu den Göttern bestimmt war. Jedes Wesen hatte ein ihm zugedachtes Lied. Ob Mensch oder Tier, alle Seelen waren vor den Uwanami gleich und wollten den Weg zu ihnen zurückfinden.
Josee war klar, dass die Encantos nicht jedes Wesen, das die Reise ins Totenreich angetreten hatte, begleiten konnten – das war eine Aufgabe, die niemand erfüllen konnte. Doch sie mussten jenen helfen, zu denen sie die Götter führten.
Erst nachdem Josee mit einem geweihten Räucherstäbchen die Seele des Horsays auf die Reise geschickt hatte, machte er sich selbst wieder auf den Weg.
Josee war ein schneller Läufer und erreichte die Nomadengruppe bereits nach kurzer Zeit. Die Katsina fuhr auf einem der vorderen Trailer. Als sie Josee sah, zügelte sie die beiden Biisons, die den Wagen zogen. Sie runzelte besorgt die Stirn – dass der Späher zurückgekehrt war, musste schließlich bedeuten, dass etwas Unerwartetes passiert war.
Rasch zog sich Josee auf den Bock hinauf und setzte sich zu ihr. Der Treck hatte sein Tempo zwar verlangsamt, doch anhalten würde die Katsina nicht. Dazu war es zu wichtig, dass sie ihr Ziel rechtzeitig erreichten.
Ohne Zeit zu verlieren, schilderte Josee in knappen Worten, was er vom Hügel aus gesehen hatte.
„Die Schüssel des Regens? Das ist schlecht, sehr schlecht“, sagte die Katsina besorgt. Dann verfiel sie in Schweigen.
Sie war eine Frau in den mittleren Jahren, die Josee unter anderen Umständen als attraktiv bezeichnet hätte. Sie hatte glänzendes schwarzes Haar, das ihr bis zur Taille reichte. Die weißen Knochentätowierungen in ihrem Gesicht unterstrichen ihre hohen Wangen und die zarte Nase.
Früher, als sie noch nicht die Katsina gewesen war, hatte sie den Namen Gabyi getragen, und Josee hatte für sie geschwärmt. Doch in dem Moment, als sie den ersten prophetischen Traum gehabt hatte, war sie zur Katsina und zu einer anderen Person geworden. Wen die Uwanami erwählten, für sie zu sprechen, der wurde über die gewöhnlichen Encantos erhoben.
Josee wartete geduldig, bis die Göttersprecherin eine Entscheidung traf. Sie trug die Verantwortung für den Stamm, auch wenn nicht mehr viele Encantos übrig waren. Seit Jahrhunderten streiften sie durch das Tierra de Encanto, das verzauberte Land. Sie teilten es mit anderen, die hier lebten oder hindurchzogen, aber es war ihr Land. Und hier würden sie sterben, so wie die Katsina es vorausgesehen hatte. Aber nur, wenn sie den Ort erreichten, den die Uwanami bestimmt hatten.
„Nimm Pabloo und Mahrya mit“, sagte die Katsina schließlich. „Sie sind die schnellsten Läufer. Geh zu den Fremden und rede mit ihnen. Du musst ihnen klarmachen, dass sie verschwinden müssen.“
„Aber… was mache ich, wenn sie nicht gehen wollen? Oder wenn mich diese Sternendämonen gar nicht verstehen?“, fragte Josee.
„Sie werden dich verstehen“, war sich die Katsina sicher. „Außerdem ist ja auch mindestens ein Mensch dort, wie du sagst. Du musst sie überzeugen, freiwillig zu gehen.“
„Und wie soll ich das machen?“
„Lass dir etwas einfallen“, sagte die Katsina ungeduldig und ließ die Biisons wieder schneller antraben. „Drohe ihnen zur Not. Wenn die Fremden nicht freiwillig verschwinden, müssen wir alle Mittel ausschöpfen, um sie loszuwerden.“
Matthew Drax und Aruula waren zurück vom Ringmond am anderen Ende der Galaxis, wo sie nach der Bergung des Flächenräumers und eines lebenden Steins vom Ursprung1) die Installation der mächtigen Hydritenwaffe mitverfolgt hatten.
Sie hatten in einer Transportkapsel den Weg durch das Wurmloch genommen und waren dann von San Antonio aus mittels eines Sprungfeldgenerators hierher nach New Mexico gelangt. Sie materialisierten am Rand des Bereichs, in dem sich Dutzende von Radioteleskopen wie gigantische stählerne Glockenblumen aneinanderreihten. Das frühere Very Large Array, kurz VLA, war noch immer ein beeindruckender Anblick, obwohl die technischen Anlagen verrostet und mit Unkraut überwuchert – kurz: kaum noch zu gebrauchen – waren.
Bis auf zwei: Diese beiden Radioschüsseln leuchteten aus dem grünen Dschungel hervor wie die Augen eines Reenas in der Nacht. Alle Expeditionsteilnehmer hatten mitgeholfen, diese beiden Schüsseln vom Gestrüpp zu befreien und zu reinigen. Denn sie waren die einzigen, die aufgrund ihrer festgerosteten Ausrichtung geeignet waren, beim Projekt Mondsprung zum Einsatz zu kommen. Heute Abend würde es so weit sein.
„Aufgeregt?“, fragte Aruula, die seine Gedanken wie immer erraten konnte, ohne zu lauschen.
„Du nicht?“, fragte Matt zurück und steckte den Sprungfeldgenerator – kurz SFG – in seine Tasche. Sie wollten zu der Schüssel, an deren Fuß der Amphibienpanzer PROTO geparkt war. „Schließlich hängt das Schicksal der Erde davon ab, dass der Transfer erfolgreich ist.“
„Wenn nicht, wird die Menschheit auf Novis weiter existieren“, sagte Aruula trocken. „Nur alle, die noch hier festsitzen, haben Pech.“
Matt wusste, dass ihre Gelassenheit nur gespielt war. Aruula war genauso nervös wie er selbst. Sie hatten viel investiert, alles riskiert und dafür gekämpft, die Erde zu retten. Heute Abend würde sich nun entscheiden, ob ihr Heimatplanet eine Zukunft hatte – oder ob er letztendlich doch mit dem Mond kollidieren und vielleicht sogar in Stücke gerissen würde.
Keine schöne Aussicht nach all dem, was wir schon getan haben, um die Zukunft der Erde zu retten, dachte Matt.
Und das war in den vergangenen Jahren so einiges gewesen. Sie waren in ein unvorstellbar weit entferntes Sonnensystem entführt worden und hatten den Initiatoren getrotzt, die sie zunächst nur als Probanden gesehen und Experimente mit ihnen angestellt hatten.
Wenn irgendjemand Matt früher erzählt hätte, dass er eines Tages mit Wurmlöchern zwischen fremden Planeten hin und her wechseln und mit Alienrassen kommunizieren würde – er hätte ihn trotz allem, was er bereits auf der postapokalyptischen Erde erlebt hatte, für verrückt erklärt.
Sie hatten mit der Hilfe der Initiatoren schließlich einen kleinen Teil der Menschheit auf einen Mond in deren Ringplanetensystem umgesiedelt – nur um nachträglich festzustellen, dass man sie mit falschen Versprechungen in eine tödliche Falle gelockt hatte.
Die Menschen sollten für die Kasynari – so hieß das Volk der Initiatoren – nichts anderes als Schlachtvieh oder vielmehr Hirnvieh werden. Die Fremden waren nur an ihren Gehirnen interessiert, die kompatibel zu einem Mentalschild waren, mit dem sie die wahre Identität ihres Planeten verschleierten.
Denn der Scheinplanet war in Wirklichkeit ein Oqualun – oder Wandler, wie die Menschen ihn nannten: ein kosmisches Wesen, dessen Dienervolk die Kasynari waren. Und nachdem die Gehirne der Messisaner, die sie bislang für ihre Maschinen benutzt hatten, evolutionär unbrauchbar wurden, hatten sie nach einer neuen Spezies gesucht – und in den Menschen gefunden.
Nun, seine Gefährten und er hatten gemeinsam diesen perfiden Plan verhindert und stattdessen gemeinsam mit den Pancinowa – einer Rasse, die ihre Wurmloch-Technik zur Perfektion entwickelt hatte – einen anderen Weg gefunden, um die Menschheit zu retten. Einen gewagten, unsicheren Plan. Aber immerhin einen Plan.
Matts und Aruulas Ziel war das improvisierte Camp zwischen den Radioschüsseln. Ihre Verbündeten hatten eine Feuerstelle eingerichtet und ein paar Baumstämme als Sitzgelegenheiten herangeschleppt. Mehr brauchte es nicht, denn PROTO bot schließlich die Möglichkeit, in geschützter Umgebung zu schlafen. Auch Miki Takeos Gleiter, mit dem Quart’ol und Starnpazz hierher zurückgekehrt waren, stand in der Nähe und diente ebenfalls als Nachtlager.
Als sie näher kamen, wurden Xij Hamlet und Quart’ol auf sie aufmerksam und liefen auf sie zu. In einiger Entfernung näherten sich der Initiator Starnpazz und einer der Pancinowa – wenn Matt es richtig erkannte, war es Lutrae.
„Perfektes Timing – wir haben die letzten Arbeiten gerade abgeschlossen“, sagte Xij zur Begrüßung und grinste. „Für euch bleibt also nichts zu tun.“ Trotz ihrer Worte war ihre Miene angespannt. Etwas sorgte sie, das sah Matt gleich – und er ahnte auch, was es war.
„Immerhin können wir kontrollieren, ob ihr auch alles richtig gemacht habt“, gab er im gleichen, betont lockeren Tonfall zurück.
„Daran wirst du doch wohl nicht zweifeln“, sagte Quart’ol. Der Hydrit hatte zwar langjährige Erfahrung mit den Menschen, aber sein Sinn für Ironie war nicht sehr ausgeprägt. „Die Vorbereitungen sind so gut wie abgeschlossen. Chefingenieurin Agnetis und Hyicus checken gerade die Daten in PROTOs Bordcomputer“, erklärte er und senkte die Stimme etwas. „Schon zum fünften Mal. Ich glaube, die Pancinowa sind auch etwas nervös wegen des Unternehmens.“
„Kein Wunder – einen Transfer dieser Größenordnung gab es auch bei ihnen noch nie“, sagte Xij.
„Kein Grund zur Sorge. Wir sind bestens vorbereitet“, sagte Lutrae, die soeben bei ihnen ankam und nur Xijs Worte gehört hatte. Sie strich sich über den Kehlsack und gluckste selbstbewusst. „Alle Parameter sind perfekt. Sobald der Mond die richtige Position erreicht hat, können wir es wagen.“
„Das klingt gut“, sagte Matt, konnte jedoch nicht verhindern, dass seine Stimme nicht ganz so optimistisch klang wie seine Worte. Er warf einen Blick auf seine Uhr. Noch genau vierundachtzig Minuten, dann würde der Mond in der berechneten Position sein, und dann würde sich ihr Schicksal entscheiden.
Xij machte ihn nervös: Sie kaute auf ihrer Unterlippe herum und malte mit dem rechten Fuß Rillen in den sandigen Untergrund. „Was ist los?“, fragte er sie geradeheraus. Zwar glaubte er zu wissen, was Xij bedrückte, aber er wollte es von ihr selbst hören.
„Ich muss nach Novis“, platzte es aus Xij heraus. Sie fuhr sich mit der Hand durch die blonden Haare. „Jetzt, wo hier alles so weit vorbereitet ist, braucht ihr mich nicht mehr. Wer weiß, ob ich nach dem Mondsprung noch eine Möglichkeit habe, nach Novis zu kommen, zu Tom und Xaana.“
Matt nickte. Genau das hatte er sich gedacht. „Wir wissen nicht, was nach dem Transfer sein wird“, gab er zu. „Wenn es schiefgeht, solltest du bei Tom und deiner Tochter sein.“
Unserer Tochter,