Maddrax 640 - Sascha Vennemann - E-Book

Maddrax 640 E-Book

Sascha Vennemann

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Beschreibung

Seit Band 638 fragt man sich, was mit den fünf Luftschiffen geschehen ist, die von Lancaster losgeflogen sind, um sich auf der Naval Station Norfolk mit Matt zu treffen. Denn dort kam nur eines verspätet an - und stürzte kurz vor dem Ziel brennend ab, an Bord der Pilot und fünf gefesselte Barbaren. Im Sterben konnte der Pilot noch einen Hinweis geben: "Angriff... Topeka... Rettet die... Kameraden..." Nun gibt Sascha Vennemann die Antwort auf dieses Rätsel und schildert eine wahrhaft gefahrvolle Reise.



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Seitenzahl: 152

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Inhalt

Cover

Was bisher geschah...

Gefahrvolle Reise

Leserseite

Vorschau

Impressum

Am 8. Februar 2012 hält ein gewaltiger Komet Kurs auf die Erde! Man beschießt ihn mit Atomraketen. Drei Stratosphärenjets sollen die Auswirkung beobachten. Commander der Staffel ist der US-Pilot Matthew Drax. Doch die Raketen verpuffen auf dem Himmelskörper. »Christopher-Floyd« schlägt in Asien ein. Die Druckwelle trifft auch die drei Jets und fegt sie davon...

Als Matthew und sein Copilot Professor Dr. Jacob Smythe aus einer Ohnmacht erwachen, trudelt ihr Jet auf die Alpen zu! Smythe steigt per Schleudersitz aus, Matt kann die Maschine notlanden. Er wird von Barbaren gefunden, die ihn als Gott ansehen und »Maddrax« nennen. Statt einer verwüsteten Erde sieht er sich fremdartigen Lebewesen und Pflanzen gegenüber: Die Druckwelle hat die Fliegerstaffel durch einen Zeitstrahl um 520 Jahre in die Zukunft geschleudert! Dieser Strahl, der seit Urzeiten vom Mars zur Erde reicht, sicherte vor 4,5 Mrd. Jahren den Marsbewohnern, den Hydree, das Überleben. Der vermeintliche Komet war die Arche einer Wesenheit namens »Wandler«, deren Dienerrasse, die Daa'muren, sich die Erde untertan machen will, indem sie Fauna und Fauna mutieren und die Menschen verdummen lässt. Nur die Bunkermenschen, sogenannte Technos, bewahren sich ihr Wissen, büßen dafür aber über die Jahrhunderte ihr Immunsystem ein.

Zusammen mit Aruula, einer telepathisch begabten Kriegerin, beginnt Matt Drax seinen Feldzug. Er findet Freunde – unter anderem die Hydriten, die sich aus den Hydree entwickelt haben und in den Meerestiefen leben –, kämpft gegen die Daa'muren und Mutanten wie die blutsaugenden Nosfera, und gerät an Schurken, allen voran Jacob Smythe, der wahnsinnig wurde und die Weltherrschaft anstrebt, bis Matt ihn endlich unschädlich macht. Auch Smythes Zwilling aus einem Parallelwelt-Areal stirbt, während seine verrückte Freundin Haaley entkommt. Diese Areale, die überall auf der Erde aufbrechen, sind das Ergebnis von Zeitreisen, die die Menschen einer fernen Zukunft unternahmen, um technische Artefakte zu sammeln. Matt und seine Verbündeten – zu denen sogar zwei Daa'muren zählen, Grao und Ira – können alle schließen, wobei ihnen das Pflanzenbewusstsein GRÜN zur Seite steht.

Auch Colonel Aran Kormak stammt aus einer dieser Parallelwelten – zumindest will er Matt dies weismachen. In Wahrheit ist er sein skrupelloser Zwilling aus dieser Welt, von dem Matt glaubt, er wäre tot. Doch Kormak, Befehlshaber der Dark Force, scheint sich zu besinnen und verbündet sich mit Matt, als eine neue Bedrohung auftaucht. Denn kaum ist das letzte Areal in Afrika versiegelt, wobei GRÜN beinahe vernichtet wird, sehen sich die Gefährten einer kosmischen Bedrohung namens »Streiter« gegenüber, die noch immer den Wandler auf der Erde vermutet. In einem furiosen Endkampf kann Matt die Entität versteinern.

Doch die Freude währt nur kurz, als Aruula mit dem Gleiter RIVERSIDE verschwindet. Matt und ein Dark-Force-Trupp folgen ihr bis nach Südamerika. Über Peru stürzen sie wegen plötzlichen Energieverlusts ab und finden die havarierte RIVERSIDE und das Wrack eines Flugzeugträgers mitten im Dschungel. Sowie eine blinde Passagierin, die mit nach Amraka kam: Haaley.

Auf der USS Nimitz trifft Matt auf eine feindlich gesinnte Mannschaft und einen gewaltigen roten Diamanten. In der Zwischenzeit wird sein Trupp dezimiert. Die letzte Dark-Force-Soldatin stirbt beim Kampf gegen einen mutierten Jaguar – ein heiliges Tier, wie Matt und Haaley erfahren, als sie von Eingeborenen überwältigt werden. Sie müssen eine Götterprobe bestehen und den »Spiegel von Pachacámac«, mit dem sich weitere Diamanten herstellen lassen, aus einer Todeszone bergen – was ihnen auch gelingt.

Sie werden freigelassen und beobachten den Angriff eines Ameisenvolks auf die Nimitz. Mabuta, der »vielbeinige Gott«, nimmt sie gefangen. Dabei stellt sich heraus, dass Haaley – wie Aruula – vom Volk der Dreizehn Inseln abstammt und latent telepathisch begabt ist, was die Kommunikation mit Mabuta erleichtert. Der wird von einem Pilzgeflecht bedroht, und Matt soll ein Mittel dagegen finden. Es gelingt ihm, den Pilz in dieser Region mit Fungizid abzutöten. Zum Dank bringt Mabuta ihn und Haaley auf die Nimitz, wo sie als Ameisen vergeblich nach Aruula suchen, aber von einem bevorstehenden Angriff auf Mabuta erfahren.

Der versetzt Matt und Haaley unter einer Bedingung zurück in ihre Körper: Sie sollen Dak'kar töten! Doch Matt verbündet sich mit ihm, um mit seiner Hilfe zu dem Pilz in der Todeszone vorzustoßen, den er für intelligent hält und der mehr über Aruulas Verbleib wissen könnte. Im Gegenzug will er Dak'kar die Formel beschaffen, mit der rote Diamanten hergestellt werden können. Denn die braucht Dak'kar, um seine heimatliche Community in Macapá, Brasilien, zu retten, in der künstliche Lymphozyten, die eigentlich die Immunschwäche der Ex-Technos heilen sollten, zu einer tödlichen Krankheit führten. Die Diamantstrahlung kann diese Lymphozyten abschalten, doch der einzige Splitter wurde von Dak'kars damaligem Freund Toma'bar gestohlen.

In der Zwischenzeit versuchen die Daa'muren Grao und Ira, eine Spur der beiden Freunde zu finden. Sie stoßen auf die Community Macapá, geraten aber in die Gewalt von Nosfera, die dank der Lymphozyten, die sie von Toma'bar erhielten, neue telepathische Kräfte entwickeln.

Um Mabuta zu täuschen, will Dak'kar seinen Tod vorgaukeln. Das geht schief, und die Gefährten retten sich in die Todeszone, geraten in das unterirdische Reich der Nocturno und baden – bis auf Dak'kar – in einem See, der ihre Körper langsam verholzen lässt. Auf ihrer Flucht nehmen sie die Nocturna Tautropfen mit, die Kontakt zu einer fernen Stimme hat, welche das Verderben aufhalten könnte. Nachdem Dak'kar den Ort lokalisiert hat, bringt er die Gefährten zu der fernen Stimme –die sich als Pflanzenentität GRÜN entpuppt, die Aruula zu ihrer Regeneration benötigte. Der Giftangriff auf den Pilz hat GRÜN schwer geschädigt, was Aruula ihre telepathischen Kräfte kostete. Entsprechend wütend ist sie auf Matt und weist ihn ab, um sich bei GRÜN zu erholen. Haaley bleibt bei ihr, während Matt und Dak'kar Kurs auf die Nimitz nehmen.

Dort schlägt Mabuta zu, als sie das Rezept für die Diamanten aus dem Dorf der Indios beschaffen. Die Nimitz-Besatzung droht zu unterliegen, da greift Haaley an und besiegt Mabuta auf mentaler Ebene! Mit der Abschrift der Formel können die Überlebenden der Nimitz nun zur Community Macapá aufbrechen. Dort erfahren sie, dass zwei Daa'muren in die Gewalt von Nosfera gefallen sind. Grao und Ira werden befreit, doch die Nosfera ziehen unter ihrem Anführer Clauzer gen Waashton. Dort wollen sie sich mit ihren neuen Kräften am Weltrat rächen – und übernehmen tatsächlich die Kontrolle über das Pentagon!

Die Herstellung eines Diamanten gelingt, die Lymphozytische Degeneration ist gestoppt! Dann erfährt Matt, was die Nosfera vorhaben. Er bricht nach Waashton auf, doch unterwegs erreicht ihn ein Notruf des befreundeten Androiden Miki Takeo aus Sub'Sisco! Clauzer, der in Takeo eine Gefahr sieht, weil er ihn nicht beeinflussen kann, zerstört den Androiden. Matt kommt zu spät. Doch Suzi Quinn, als Kommandantin eingesetzt, kann Clauzers Beeinflussung überwinden und verschafft Matt einen Großraumgleiter, mit dem er weitere Verbündete suchen kann. Die holt er sich zuerst in Yucatán, wo er in dem ehemaligen Parallelwelt-Areal dreihundert Sauroiden rekrutieren kann, bevor er nach Independence weiterfliegt, um dort in einem weiteren Areal 30 Roboter für den Kampf von dort angesiedelten Retrologen zu erringen.

Gefahrvolle Reise

von Sascha Vennemann

Die Kabine wurde nach links gerissen. Julian Springs schaffte es gerade noch, sich am Steuer des Luftschiffs festzuhalten, bevor sich die Welt vor ihm zu drehen begann. Seine Beine rutschten ihm unter dem Körper weg.

Irgendwo hinter ihm schrie sein Bordingenieur und Maschinist Haru Kato etwas, das Julian nicht verstand – zu laut waren der Sturm und das Wummern der Dampfmaschine, die das Schiff im Gegenwind weiter vorantreiben wollte.

Die Kabine pendelte zurück. Ein Teil der Ladung im Frachtraum unter ihnen verrutschte und krachte mit einem dumpfen Schlag gegen die Wand. Etwas splitterte.

Julian erstarrte, als er einen Blick durch die Frontscheibe nach draußen warf. Da waren nicht mehr nur zwei Tornados, durch die er hindurchmanövrieren musste.

Der Horizont war voll mit ihnen!

Die Stürme waren wie aus dem Nichts aufgetaucht. Erst vor wenigen Minuten waren die fünf Luftschiffe aus Lancaster in loser Staffel und nicht einmal mit bemerkenswertem Seitenwind über die Ebene des ehemaligen US-Bundesstaates Colorado hinweg geflogen. Die große weite Ebene unter ihnen war karg und zeigte kaum Zeichen von Besiedlung. Kein Vergleich mit Kalifornien, wo es mit El'ay und Sub'Sisco1 gleich zwei Metropolen der meerakanischen Postapokalypse gab.

Alles war ruhig gewesen. Bis Duncan Wexler, der dunkelhäutige Navigator der GREAT EXPLORER, plötzlich an eines der umlaufenden Fenster der Kabine getreten war, das Fernrohr gehoben und gemurmelt hatte: »Was zur Hölle ist das denn?«

Auch Julian hatte ihn gleich gesehen: den dünnen, fast durchsichtigen Saugrüssel des Wirbelsturms, der da im trüben Nachmittagslicht über die staubige Ebene fegte.

Er hatte vorsorglich den Kurs geändert, damit sie nicht in den Einflussbereich des Sturms gerieten, und über Funk auch die anderen vier Crews informiert. Aber bevor er das festgestellte Steuerrad wieder lösen konnte, war das Schicksal bereits über die GREAT EXPLORER hereingebrochen.

Unbemerkt hatte sich auf der Backbordseite ein weiterer Tornado aufgebaut – der schneller in Breite und Gefährlichkeit angewachsen war, als Julian eine weitere Warnung an seine Mannschaft hatte weitergeben können.

Jetzt war es zu spät! In voller Fahrt waren die Luftschiffe in die gefährliche Zone zwischen zwei wirbelnden Saugrüsseln geraten. Der Sturm zerrte an den zigarrenförmigen, mit Gas gefüllten Trägerballons.

»Wir müssen die Geschwindigkeit drosseln!«, brüllte Julian über den allgegenwärtigen Lärm hinweg. »Kato, Maschinen voller Stopp!« Der Jello2, der vor drei Jahren aus dem Raum El'ay nach Lancaster gekommen war, stieß einen lauten Fluch in der Sprache seiner Vorfahren aus.

Die GREAT EXPLORER bäumte sich auf. Eine heulende Böe erfasste die Kabine und versetzte sie erneut in Schwingung. Die Verbindungsseile knirschten verdächtig. Lange würden sie der Belastung nicht standhalten, das ahnte Julian. In diesem Fall würde der Trägerballon abreißen und die Kabine wie ein Stein vom Himmel stürzen, um samt Ladung und Mannschaft auf dem Boden zu zerschellen.

Springs überlegte fieberhaft. Zwar hatte man ihn am Lancaster Institute of Aeronautics – kurz L.I.A. – ausführlich in der Luftschifffahrt ausgebildet, wozu auch der Umgang mit Sturmwetterlagen gehörte. Aber niemand hatte ihn auf das vorbereitet, was er nun zu tun im Begriff war.

»Neuer Plan!«, schrie er. »Wir werden...«

Mit einem ohrenbetäubenden Krachen splitterte auf der Backbordseite eines der Fenster. Glasscherben fegten durch die Kabine wie Granatensplitter. Julian duckte sich instinktiv hinter das Steuerrad und entging so einer Verletzung.

Wexlers schmerzerfülltes Brüllen bedeutete dann wohl, dass es dem Navigator nicht rechtzeitig gelungen war, unter dem Kartentisch in Deckung zu gehen.

Das Brausen, der durch das geborstene Fenster hereindrang, war unbeschreiblich. Julian richtete sich auf und versuchte mit zusammengekniffenen Augen zu erkennen, was passiert war. Der dicke, wie von einem Blitz verbrannte Ast, der halb im Rahmen des Fensters feststeckte, klärte diese Frage. Dahinter zeichnete sich die wirbelnde Spirale des Tornados ab, aus der er offenbar herausgeschleudert worden war.

Wenn der Trägerballon von Trümmerteilen durchsiebt wird..., schoss es Springs durch den Kopf.

Ein Blick nach rechts. Der zweite Tornado war ebenfalls gewachsen, aber längst nicht so mächtig wie sein großer Bruder, in dessen Sogbereich sich die GREAT EXPLORER immer weiter hineinbewegte.

»Kato! Wir brauchen volle Kraft voraus!« Springs hatte sich umgewandt und brüllte es dem Maschinisten entgegen.

Der Jello hatte sich einen Maulschlüssel zwischen die Zähne geklemmt und einen schmutzigen Lappen, der sich zunehmend rot verfärbte, um seinen linken Unterarm gebunden. Er nahm das Werkzeug aus dem Mund und zog eine Mutter an einem Regler fest, die sich offenbar gelöst hatte. Eine Dampffontäne, die zuvor aus der Leitung ausgetreten war, erstarb.

»Kannst du dich mal entscheiden?«, stieß der Jello hervor. Doch er tat, was Julian ihm befohlen hatte, und brachte die Dampfmaschine wieder auf Touren.

Für die Flugdynamik des Schiffs machte das inzwischen keinen Unterschied mehr – nicht bei den Winden, die von links und rechts auf die GREAT EXPLORER einwirkten.

Auf seine Instrumentenanzeige neben dem Steuerrad konnte Springs sich nicht mehr verlassen. Der Höhenmesser war komplett ausgefallen, der Windmesser zeigte Geschwindigkeiten an, die jenseits von Gut und Böse lagen. Julian musste auf Sicht agieren.

Reichte die Antriebskraft des Schiffes aus, sie aus dem Sogbereich des Backbordsturms herauszubringen? Oder waren sie schon zu weit in seine Richtung abgedriftet?

»Wexler! Bist du okay?« Springs drehte das Steuerrad so weit nach rechts, wie es das Ruder zuließ. Das Schiff schwang träge herum.

Der Navigator stolperte durch die Kabine. Blut rann ihm aus einer Wunde oberhalb des linken Knies, wo sich eine längliche Scherbe in sein Fleisch gebohrt hatte. Er sammelte die Karten wieder ein, die der Wind von Pult und Tisch gerissen hatte. Ohne sie würden sie ihr Ziel kaum erreichen. Deswegen rechnete Julian es dem Mann hoch an, dass er trotz seiner Verletzung alles daran setzte, sie zu sichern.

Sofern wir das hier überleben...

Kurz zweifelte Julian daran. Das Heck der Kabine und des Ballons begann sich in Richtung Backbordsturm zu drehen, während sich der Bug langsam in Richtung des zweiten Tornados ausrichtete.

Kurz stand die GREAT EXPLORER zwischen den beiden rotierenden, von Staub und Trümmern grau gefärbten Sturmwalzen, dann rissen die Windkräfte das Schiff herum!

Die neue Sicht auf das Gelände, das hinter ihnen lag, eröffnete Julian erstmals einen Blick darauf, was inzwischen mit den vier anderen Schiffen geschehen war.

Zwei von ihnen sah er in einiger Entfernung am Boden; ihnen war die Landung rechtzeitig gelungen. Wie Ameisen wirkten die Crewmitglieder, die sich an den Ankerseilen zu schaffen machten und die Kabinen so nahe wie möglich an den Grund heranzogen. Hoffentlich würden die Stürme nicht in ihre Richtung abdrehen; in diesem Fall wäre es herzlich egal, ob sich die Schiffe in der Luft befanden oder am Boden.

Von den beiden anderen Luftschiffen war keine Spur zu sehen. Hatten sie sich rechtzeitig in die Gegenrichtung absetzen und den Sturmbereich umfliegen können? Wenn ja, würden sie so bald als möglich zurückkehren, um den Havarierten beizustehen.

Der Aufbruch von Lancaster lag keine zwei Tage zurück. Dennoch fühlte es sich für Julian an, als lägen Wochen dazwischen.

Wieder einmal war für Julian Springs alles, an das er gewöhnt war, auf den Kopf gestellt worden. Wieder einmal war jede Sicherheit, in der er sich gewogen hatte, dahin. Und das, wo es doch angesichts seines unfreiwilligen Transfers in diese Welt ohnehin schwierig war, »Sicherheit« überhaupt zu definieren.

»Wir schmieren ab!«, schrie Kato hinter ihm. »Aus dem Sturm kommen wir nicht mehr raus!«

Julian wusste instinktiv, dass der Jello recht hatte, leugnete es aber immer noch. In voller Fahrt steuerten sie jetzt auf den Rüssel des kleineren, aber nicht minder gefährlichen der beiden Stürme zu.

Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen, als er eine letzte Entscheidung traf. Zur Hölle mit der Sicherheit!, dachte er – und ließ das Steuerrad los.

Während die GREAT EXPLORER dem Sturm entgegenstürzte, brüllte Kato, er hätte ja gleich gesagt, dass sie alle den Tod finden würden, wenn sie sich auf diese Reise begaben!

Ja, das hatte er gesagt; Julian erinnerte sich.

Und während die schwarze, wirbelnde und Schlieren ziehende Wolkenwand vor ihm immer näher rückte, war er geneigt, dieser Einschätzung nun doch zuzustimmen.

Teil I

DUST IN THE WIND

Lancaster, meerakanische Westküste, wenige Tage zuvor

Mortimer Springs hob die Teetasse aus feinem Porzellan an seine Nase und schnupperte genüsslich. Über die Oberfläche des goldbraunen Aufgusses waberten kleine Dampfschwaden. Das bittere Zitrusaroma des Bergamottenöls stieg ihm in die Nase.

Köstlich! Mortimer Springs nahm den ersten Schluck des Earl Grey, bewegte ihn im Mund und ließ ihn dabei langsam abkühlen, während der aromatische Tee seine Geschmacksknospen umspülte. Was für eine Wohltat, wenigstens dieses kleine Stück des alten Lebens vorerst beibehalten zu können.

Der morgendliche Tee war für den gelernten Luftschiffmechaniker und heutigen Reeder eine Tradition, die er nicht missen wollte. Dabei verzichtete er stets auf Schnickschnack wie Zucker oder Milch. Nur pur brachte der kräftige schwarze Tee sein Aroma voll zur Geltung. Zum Glück waren in den Lagerräumen noch einige weitere Kisten mit den getrockneten Blättern aus den Kolonien eingelagert.

Mortimer seufzte und stellte die dünnwandige Tasse zurück auf den kleinen Unterteller, den er in der anderen Hand hielt. Er stand am Fenster des Sitzungsraums im ersten Stock des Verwaltungsgebäudes, das direkt an einen der großen Zeppelin-Hangars herangebaut worden war.

Sein Blick ging hinaus zum Flugfeld der »Springs Trading & Transport Services«, kurz »STTS«. Er sah die Landeplätze für die großen und kleinen mit Dampf betriebenen Zeppeline. Einst hatte er diese Luftschiffe für die Reeder-Familie Dwyer mit einem ganzen Heer von Mechanikern selbst gebaut und repariert.

Mortimer lächelte versonnen. Das alles war in einem anderen Leben gewesen. Einem komplett anderen Leben. Vor wenigen Jahren war seine Welt vollständig auf den Kopf gestellt worden. Alles, was er bis dahin gekannt und für selbstverständlich erachtet hatte, war von einem Moment auf den anderen vorbei gewesen. Und manchmal fragte er sich, ob das nicht das Beste gewesen war, was ihm hätte passieren können.

Mortimer hörte, wie sich die Eingangstür im unteren Stockwerk öffnete. Das Aufstampfen von Stiefelabsätzen, damit sich der Schmutz der Straße von ihnen löste, erklang. Gedämpftes Gemurmel, ein helles Lachen. Weitere Schritte, jetzt auf dem Weg zu ihm nach oben in den Sitzungsraum.

Wieder warf der Kopf der Springs-Familie einen Blick nach draußen. Bislang war keines der Schiffe, die derzeit unterwegs waren, von seiner Tour zurückgekehrt oder ein weiteres aufgebrochen. Lediglich eine Handvoll Lagerarbeiter war auf dem Flugfeld damit beschäftigt, eines der kleinen Ein-Mann-Schiffe zu beladen, die heute Richtung Westküste aufbrachen. Eine kurze Tour, die kaum zwei Stunden dauern würde.

Nicht mehr lange, und auch die Dampflaster würden an die Lagerhallen heranrollen und ihre Fracht aufladen. Bis zum Mittag war in der Regel alles verstaut und auf dem Weg zu den Kunden.

Mortimer war die heutige Planung bereits am gestrigen Abend durchgegangen – in Vorbereitung für das nun anstehende Treffen mit seinen Führungskräften.

Bevor die Neuankömmlinge die Tür öffneten, setzte sich Mortimer Springs an den Kopf des ovalen Tisches und schenkte sich eine neue Tasse Tee ein.

»... nicht verstehe, warum wir die Strecke mit den Lastern machen und nicht mehr mit den Ein-Mann-Schiffen!« Laverne war die erste, die den Raum betrat, gefolgt von ihrem Bruder Julian und ihrer Mutter Martha-Anette – Mortimers Frau.

Ja, die »Springs Trading & Transport Services« waren ein echtes Familienunternehmen. Angesichts der Umstände war ihnen seinerzeit, als sie die Reederei übernahmen, kaum etwas anderes übrig geblieben.