Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Faulenzen, shoppen, Frauengespräche und feiern - so sieht der alljährliche Mallorca-Urlaub von Linda und ihren sechs Freundinnen aus. Alle Sieben sind über fünfzig und freuen sich wie immer über die Familien-Auszeit. Aber in diesem Jahr läuft alles anders. Bereits am ersten Abend beginnt eine turbulente und letztendlich gefährliche Woche und das liegt an dem smarten Skipper Nico, der die Gruppe unfreiwillig in einen Insel-Krimi verstrickt. Begleiten Sie die Malle Mädels durch diese leichte, fröhliche Urlaubslektüre und lernen Sie, dass es für Abenteuer nie zu spät ist.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 117
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Brigitte Carlsen
Für Abenteuer ist es nie zu spät
© 2017 Brigitte Carlsen
Verlag: tredition GmbH, Hamburg
ISBNe-Book: 978-3-7345-9319-2
Malle MädelsFür Abenteuer ist es nie zu spät
Autorin: Brigitte Carlsen
Juli 2016Die Autorin kommt ursprünglich aus der Werbung und ist seit über zwanzig Jahren im Hauptberuf Sprecherin (TV, Rundfunk, Hörbücher etc.) Die begeisterte Hobbyköchin hat auch mit Erfolg an Kochshows teilgenommen.
2011 kam bereits ihr Kinderbuch: „Maxi im Weihnachtswunderland“ auf den Markt, das sie auch selbst vertont hat.
2014 der Fantasy-Roman Devils Tear-die siebte Träne.
2016 Mit dem Kochtopf durch die Zeit – Band 1 Kochen im antiken Rom
© 2016 Brigitte CarlsenAlle Rechte vorbehalten.
Buchcover Foto: pixabay.com
Einmal im Jahr nach Mallorca! Sieben Tage Auszeit von Mann und Kindern, Frauengespräche, faulenzen, shoppen und „Aloe Vera Drinks“ schlürfen(mehr dazu später) Wir, das sind:
Gisi – eigentlich Gisela – die Organisatorin der Gruppe Roswitha „Rosi“, die Frau, die alles hat: Pflaster, Schraubendreher, Regenhauben, Taschenlampen und alles, was man (frau) fürs Überleben in der mallorquinischen Wildnis braucht, Marie, die mit ihrem ansteckenden Lachen selbst das Geräusch der Flugzeugturbinen übertönt,
Marita „Mara“, immer perfekt schwarz gekleidet und die jüngste Oma von uns, Helena „Helly“, Meisterin im Umgang mit Schere, Strähnchenfarbe und Föhn, Ursula „Ursi“, im Hauptberuf Krankenschwester und immer für einen Ulk zu haben und ich, Belinda „Linda“, Mitglied der schreibenden Zunft, sprich Redakteurin.
Ach, und…äh, wir sind alle 50 plus.
„Unsere Reisechecks sind da!“ Gisi wedelt virtuell per Whatsapp mit den Unterlagen. Wir wedeln mit Emojis und Likes zurück. Eine vibrierende Hektik macht sich breit. Kleiderschränke werden gefilzt, frohen Mutes auf die Waage auf -und erschrocken wieder hinuntergestiegen, Bikinis anprobiert(oder doch lieber ab heute Badeanzug?), Sonnencremes gecheckt und das Fassungsvermögen der vorhandenen Koffer getestet.
Ich liebe unseren Haufen, alle komplett unterschiedlich, von bieder bis durchgeknallt. Ich bin der einzige Single in der Truppe, alle anderen sind verheiratet und die Herren der Schöpfung haben die Aufgabe uns zum Flughafen zu bringen. Wenn die auch nur ansatzweise geahnt hätten, wie aufregend und gefährlich die Reise dieses Mal sein würde, sie hätten ihre besseren Hälften gar nicht fliegen lassen.
Die mit dem schwersten Koffer bin immer wieder ich. Ich kann mich halt nicht entscheiden, welche Klamotten ich mitnehmen soll. „21,6 Kilo.“ Die freundliche Dame am Check-in gibt mir die Bordkarte. „Bleibt nicht viel Spielraum für Einkäufe“, bemerkt Gisi, „musste wieder auf uns alle aufteilen“. Beim letzten Mal hatte ich noch am Schalter in Palma sieben Kilo auf diverse andere Koffer packen müssen. Was natürlich einen Stopp in der Schlange, mit Unmutsäußerungen anderer Passagiere verursachte.
Dann sitzen wir voller Vorfreude im Flieger Richtung Palma de Mallorca. Rosi taucht gerade hinter der Rückenlehne des Vordermanns ab und Helly erzählt ihr bunte Geschichten. „Flugangst?“ fragt eine fremde Mitreisende mitfühlend. Helly nickt und streichelt Rosi über den Rücken. Der Rest der Bande ist da wesentlich brutaler. Wir reißen Witze über Abstürze und Kotztüten. Nicht so schlimm, weil wir wissen, dass Rosi jetzt ihre Ohren zuklappt und ihre Angst pflegt. Mara wedelt mit einem Flyer, den sie aus dem Reisebüro mitgenommen hat. „Hier, guckt mal, da können wir heute Abend hingehen.“ Ich lese: „El Fantastico“. Ein neuer Club, feiern wie die Promis und mit den Promis, verspricht der Prospekt. „Wen trifft man denn da?“ Ursi blättert. „Wenn du mich fragst, die Ballermann-Prominenz und ein paar C-Promi-Matratzen.“ „Aber angucken können wir uns das doch mal.“ Gisi hat sofort die Gutscheine im Prospekt erspäht. „Zwischen 21 und 22 Uhr kosten die Drinks die Hälfte, Frauen erhalten einen Prosecco gratis.“ Auch Marie studiert den Prospekt. „Bestimmt so’ne Sodbrennen-Plörre, wo die Flasche mehr kostet als der Inhalt.“ „Ich hab Tabletten dabei“, haucht Rosi von hinten, bevor sie wieder in die Flugangststarre verfällt. „Also, dann lasst uns doch da mal vorbeischauen.“ Mara blickt uns fragend an. „Zuerst zischen wir im Mega Park ein bis zwei Bierchen und dann Gratis-Prosecco.“ Alle nicken, selbst Rosi, mit dem Kopf fast zwischen den Beinen.
*
Ein warmer Wind, ein strahlend blauer Himmel und unser gewohntes Hotel erwarten uns nach der Landung.
Auf den Zimmern steht Sekt zur Begrüßung, eine nette Geste für die Stammgäste. Ich trete auf den Balkon und atme die würzige Seeluft. Ursi hat schon eine Flasche geöffnet und schenkt ein. „Bienvenido á Mallorca!“ Einmal im Jahr ein bisschen mit den Spanischkenntnissen rumstrunzen tut gut. Vom Nachbarbalkon ruft Gisi: „In einer halben Stunde im Foyer? Und dann Megapark?“
Der Megapark empfängt uns mit laustarken Ballermann-Hits. Tiefgründige Texte wie: Scheiß drauf, Malle ist nur einmal im Jahr und Biste braun, kriegste Fraun… Die runden Holzstehtische gewohnt klebrig, das Publikum genauso. Rappeldürre Hungerhaken, die sich in knappen Outfits auf Tischen stehend zum Takt der Musik bewegen, davor sabbernde Jugendliche, die den Mädels am liebsten das Höschen vom Body zupfen würden. Ich glaube, ich werde alt und nehme mir bei einem weiteren Besuch mit unserer Gruppe vor, ein Fläschchen Desinfektionsspray einzustecken. Helly, unser Sonnenschein, hüpft und singt zu „Schatzi, schenk mir ein Foto“ mit. Was eine ziemlich angetüddelte Mitvierzigerin in Kleinkinder-Jeanslatzbuxe dazu animiert, sie in den Arm zu nehmen. Ihre Ausdünstungen legen die Geruchsnerven lahm. Rosi rümpft die Nase. „Können wir nicht gehen?“ jammert sie halb erstickt
Welch ein Kontrast! Das El Fantastico ist auf dem Dach eines Hotels und hat einen fantastischen Ausblick -daher wohl der Name- über die gesamte Promenade, den Strand und das Meer. Es ist gerade mal 21 Uhr und die eleganten cremefarbenen Loungemöbel sind erst zur Hälfte besetzt. „Deshalb wohl alles zum halben Preis“, meint Gisi. Ein ganz in weiß gekleideter Kellner mit Vollglatze serviert den „Senoritas“ den Gratis-Prosecco. Ich finde er sieht ein bisschen aus, wie die Spermien aus Woody Allans Film „Was Sie schon immer über Sex wissen wollten…“ Als ich das dann ausspreche, ist sofort Stimmung in der Runde. Marie lacht so laut, dass sich die Köpfe aller anwesenden Gäste zu uns wenden. Wir bestellen diverse Cocktails, mit Ausnahme von Rosi, die schüchtern ein Wasser ordert. Gisi hat mit Adlerauge erblickt, dass im hinteren Bereich eine Tanzfläche ist und dort gerade ein DJ Platz nimmt. „Bin mal gespannt was der auflegt.“ Ursi macht ein ernstes Gesicht und gibt vor, im vor ihr liegenden Prospekt das Programm gefunden zu haben. „Heute Abend: Barockmusik von Johann Sebastian Bach, es tanzt die Menuettgruppe von Tres Locas, mitmachen erwünscht!“ Alle erstarren, nur ich kann kein ernstes Gesicht aufsetzen. Ursi und ich prusten los. „Warum lacht ihr?“ Helly bemerkt als Letzte den Ulk. Die kunterbunten Cocktails werden serviert.
„Na, dann Prost!“ Mara hebt das Glas“, auf eine entspannte, tolle Woche!“
Wenn wir geahnt hätten, was da noch auf uns zukommen würde, hätten wir besser Baldrian bestellt.
Es ist dunkel geworden. Ursi und ich lehnen an der gläsernen Balustrade, einen Cocktail in der Hand und beobachten von hier oben das bunte Treiben auf der Promenade. Das Meer ist eine schwarze Fläche und nur das gleichmäßige Rauschen und Rollen der Wellen verrät seine Existenz. Weit draußen blinken einige Schiffslichter. Ich seufze. „Toll.“ Ursi gibt einen zustimmenden Grunzlaut von sich. „Halt mal mein Glas, ich muss mal wohin.“ Ich drücke ihr den Cocktail in die Hand und mache mich auf die Suche nach dem stillen Örtchen. In der Zwischenzeit sind auch weitere Gäste eingetroffen und ich wühle mich durch eine Gruppe mittelalter Männer, die irgendwelche blöden Anmachsprüche von sich geben. Erleichtert sehe ich das WC-Schild, biege scharf rechts ab und pralle vor eine breite Männerbrust. „Hola, Guapa, nicht so stürmisch!“ Ich blicke in ein paar spöttische hellbraune Augen, murmele „lo siento“. Er will mir ausweichen und steppt in die gleiche Richtung wie ich. Nachdem wir auf diese Weise mehrfach hin-und her schwanken, müssen wir beide lachen. Immer noch kichernd erreiche ich endlich das Klo. Junge, Junge, ein Klasse-Typ! Während ich im Spiegel meine Optik überprüfe, überlege ich, ob ich ihn ansprechen soll. Meine innere Stimme warnt:Nee, lass mal, das bringt nur Ärger! Aber meine Hormone tanzen gerade Rock’n Roll. Der freundliche schwarze Toilettenmann reicht mir ein Papierhandtuch und zwinkert mir zu. „Enjoy your day!“ meint er. Ein Zeichen? Auf dem Weg zurück zum Tisch komme ich an einem Prospektständer vorbei. Ein Flyer mit einer Segelyacht sticht mir ins Auge. Ich zupfe ihn heraus, klappe ihn auf - und schaue in genau die hellbraunen Augen, die mich vorhin schon verwirrt haben. „Kapitän Nicolás García Díaz freut sich, Sie an Bord begrüßen zu dürfen“, lese ich.
„Dann brauche ich mich ja gar nicht mehr vorzustellen“, höre ich eine raue Stimme. Der Kapitän steht live vor mir. „Äh…ja…äh“, stottere ich.Sag was!hämmert es in meinem Schädel.Aber ich kann nur grenzdebil grinsen und zeige nach hinten, wo die Mädels sitzen. „Ich muss dann auch…“, drücke mich an ihm vorbei und flüchte förmlich. Sein amüsiertes Lachenverfolgt mich. Ursis Adleraugen ist das nicht entgangen. „Hey, wer ist das denn?“ „Kapitän Nicolás García Díaz!“ stammele ich und reiche ihr den Prospekt. „Mädels, das ist es! Wir machen einen Schiffsausflug. Hier auf dieser Segelyacht!“ Ursi wirft den Flyer auf den Tisch. Rosi und Marie greifen danach und sind sofort begeistert. Gisi, ganz Organisatorin fragt: „Wann? Wo? Und was kostet es?“ Nur Helly ist etwas bleich um die Nasenspitze. „Ihr wisst doch, dass mir immer schwindelig wird!“ „Auf meiner Esmeralda sind sie gut aufgehoben.“ Diese Stimme. Ich spüre wie mein Herz holpert.Nein, sage ich mir, nein, bloß nicht verlieben, bloß nicht!„Wir segeln nur bei ruhiger See hinaus, machen ausreichend Pausen und wer möchte kann beim Segeln mithelfen, das lenkt ab.“ „Sie sprechen aber gut deutsch“, stellt Mara fest. „Meine Mutter ist Deutsche“, lächelt er und sieht mir in die Augen. „Und Sie, Senorita? Sie sprechen spanisch?“ „Un poquito, ein bisschen“, antworte ich. Er geht neben meinem Stuhl in die Hocke. Seine dunklen Haare sind lockig und ein wenig zu lang und in mir entsteht der Drang sie durcheinander zu wuscheln.Jetzt reicht’s aber. Ich will das nicht!Ich versuche ihn arrogant anzuschauen, was aber kläglich misslingt. Er beugt sich zu mir. „Ich freue mich auf unser Wiedersehn.“ Der Kerl hat ja vielleicht ein Selbstbewusstsein, unglaublich! „Wo können wir das denn buchen?“ fragt Gisi.
„Direkt bei mir, wenn Sie möchten. Sie können aber gerne morgen nach Can Pastilla in mein Büro kommen, falls sich einige den Ausflug noch überlegen möchten.“ Dabei schaut er wieder in meine Richtung. „Was meint ihr?“ Gisi blickt in die Runde. Alle mit Ausnahme von Helly und mir nicken. „Also abgemacht. Wann und wo müssen wir da sein?“ Helly und ich werden überstimmt und jede zahlt die Reise an. Als ich dem Kapitän das Geld reiche, streichelt er sacht über meinen Handrücken und strahlt mich an. „Morgen sind die Wetteraussichten bestens, die See bleibt ruhig“, er lächelt in Hellys Richtung, „Sie werden am Hotel um 9 Uhr abgeholt. Die Esmeralda erwartet Sie in Palma am Passeo Marittimo. Ich freue mich“, er macht eine winzige Pause, „auf Sie.“ Dabei blickt er mir tief in die Augen und verabschiedet sich. Ursi klopft mir auf den Rücken. „Jetzt werd mal locker! Der Typ steht so was von auf dich!“
„Ja, super! Der ist mindestens 15 Jahre jünger als ich, was soll ich denn mit dem? Außerdem war ihm doch nur wichtig, dass er zahlende Gäste bekommt!“ „Seinen Blicken zufolge, aber nicht, oder?“ Mara schaut in die Runde. Alle grienen und in mir tobt das Chaos.