Männerküsse - Juna Brock - E-Book

Männerküsse E-Book

Juna Brock

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Beschreibung

14 prickelnd-erotische Kurzgeschichten, die die Fantasie beflügeln und den Leser auf leidenschaftliche Reisen entführen. Mal zärtlich verspielt, mal melancholisch ernst, bis hin zu fesselnd-lustvollen Sessions der etwas härteren Gangart. "Ein Mann ist heiß, aber zwei Männer sind definitiv heißer! Juna Brock und Stefanie Herbst haben mir ein sinnliches Lesevergnügen beschert!" John B. Wylder

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Seitenzahl: 257

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Juna Brock & Stefanie Herbst

MÄNNERKÜSSE

- erotische Geschichten -

Impressum

© dead soft verlag, Mettingen, Originalausgabe 2010

www.deadsoft.de

editio cupido / Hrsg. Monika Hanke

©opyright der Beiträge: Stefanie Herbst und Juna Brock

Layout: Monika Hanke

Coverfoto: © Vladislav Gansovsky – fotolia.com

Alle Rechte vorbehalten. Ein Nachdruck oder eine andere Verwertung ist nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages gestattet.

ISBN ePub-Ausgabe: 978-3-943678-16-1

ISBN Taschenbuchausgabe: 978-3-934442-68-9

Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Erfundene Personen können darauf verzichten, aber im realen Leben gilt: Safer Sex!

E-Books sind nicht übertragbar!

Es verstößt gegen das Urheberrecht, dieses Werk weiterzuverkaufen oder zu verschenken!

Bitte respektieren Sie die monatelange Arbeit der Autorinnen an ihrem Werk und erwerben Sie eine legale Kopie.

Inhaltsverzeichnis

Donuts und Handschellen

Männerküsse

Lift Boy

Der heimliche Gebieter

Brennende Leidenschaft

Kollision

Wiedervereinigung

Hochzeit mal anders

Ein Leben lang

Vollbremsung

Gib mir die Sporen

Herzklopfen im Büro

Von Vampiren und Cowboys

Home Sweet Home

Wir bedanken uns für die fleißige Unterstützung aus Berlin!

Stefanie und Juna

Donuts und Handschellen

von Juna Brock und Stefanie Herbst

»Ich habe überhaupt nichts getan. Lassen Sie mich gehen!« Das waren Davies Worte, als er die Handschellen um seine Gelenke zuschnappen spürte und von einem Polizisten in den Streifenwagen gedrängt wurde. Die Tür knallte neben ihm zu, der Motor startete und dann fuhren sie los, zu einem ihm unbekannten Ziel. Davie sah zu seinem Auto zurück, das in der Parkbucht stand, zu der ihn die Beamten eben gewunken hatten.

Danach war alles ganz schnell gegangen und Davie hatte geglaubt, sich in einem schlechten Hollywoodfilm zu befinden. Mit dem Oberkörper voran wurde er gegen die Motorhaube gepresst, bekam ein »Hiermit sind Sie verhaftet« ins Ohr geraunt und dann … dann kamen die Handschellen.

»Sie können mich nicht einfach festnehmen, ohne mir zu sagen, was ich verbrochen haben soll!« Davie hoffte, dass die Polizisten das Zittern in seiner Stimme nicht bemerkten. Es war verdammt unbequem, gegen seine gefesselten Arme zu lehnen, und er fühlte eine kalte Angst in sich aufsteigen. Vermutlich war alles ein dummes Missverständnis. Schließlich hatte er nichts angestellt, außer, dass er mit vierzehn Jahren CDs aus dem Kaufhaus geklaut hatte. Aber das war schon längst verjährt. Oder?

Davie bekam keine Antwort, hörte nur das Knacken des Polizeifunks und tiefe Stimmen, deren Worte er nicht verstand. Er blickte durch die Fensterscheibe hinaus in die Freiheit und hätte am liebsten geschrien. Warum musste das gerade heute passieren? Warum schaffte er es immer wieder von einem Problem ins nächste zu stolpern? Eigentlich sollte Davie in diesem Moment woanders sein. Denn heute war doch …

Seine Gedanken wurden unterbrochen, als das Fahrzeug anhielt und die hintere Tür schwungvoll aufgerissen wurde. Eine Hand packte Davie grob am Arm und zog ihn eine Steintreppe nach oben in ein Gebäude, an dem die Aufschrift »Polizeirevier« prangte. Noch ehe es sich Davie versah, wurde er hineingeschoben und in eine bereits geöffnete Zelle verfrachtet, deren Gittertür hinter ihm laut krachend ins Schloss fiel. Mit Kraft stemmte sich Davie gegen die Eisenstäbe und schnaubte.

»Sie könnten mir wenigstens die Handschellen abnehmen. Wir sind doch hier nicht im Mittelalter. Verflucht noch mal!«

Doch alles, was Davie darauf zu hören bekam, war dunkles Lachen, das immer leiser wurde, als sich die Beamten entfernten – und ihn allein zurückließen.

»Scheiße«, murmelte er und starrte in den Gang vor sich. Die Aufbewahrungszelle gegenüber war leer, daneben stand ein Holzstuhl, auf dem ein flacher, weißer Karton lag. Bevor Davie sich Gedanken über den möglichen Inhalt machen konnte, hörte er feste Schritte, die zielsicher auf ihn zukamen. Er blickte auf zwei schwarze Stiefel und weiter nach oben über eine dunkelblaue Stoffhose bis hin zum Gürtel, an dem ein Schlagstock baumelte. Das Hemd war akkurat gebügelt, die Knöpfe ordentlich geschlossen und auf der Brust des Polizisten vor ihm glänzte ein goldenes Abzeichen.

»Na, was haben wir denn hier?«, fragte dieser in dem Moment, als Davies Augen das Gesicht erreichten und sein Herz für ein paar Schläge aussetzte, als er den Mann erkannte.

»Ethan? Was … Was machst du denn hier?«

Davie schüttelte den Kopf, um zu klarem Verstand zu kommen. Unter der Polizeiuniform verbarg sich niemand anderes als sein Partner Ethan, mit dem er heute genau zehn Jahre zusammenlebte. Eigentlich wollten sie sich in der Stadt zu einem romantischen Dinner treffen, doch dann kam die Verhaftung dazwischen, die Davie hierher …

»Für Sie bin ich Officer O’Reilly, verstanden? In Ihren Unterlagen steht, Ihr Name wäre David Jacob Reynolds. Ist das korrekt?«

Davie stützte sich mit der Schulter gegen die Gittertür. »Ethan, hör auf damit. Komm schon. Sag den Kerlen, dass sie mich gehen lassen sollen. Was hast du überhaupt an? Soll das ein schlechter Scherz sein? Haha – so, jetzt habe ich gelacht. Schluss damit.«

Der Polizist zückte seinen Knüppel und betrachtete ihn einen Augenblick prüfend, ehe er ihn durch die Gitterstäbe schob und Davie damit nach hinten drückte. »Wird Zeit, dass du ein paar Regeln lernst, Freundchen. Wir sind nicht zum Spaß hier, verstanden?«

»Lass den Unsinn und schließ die Tür auf. Wie hast du das hinbekommen, hm? Waren das deine Kumpels von der Polizei, die mich geschnappt haben? Du kannst denen sagen, dass sie das nächste Mal gefälligst …«

Doch weiter kam Davie nicht, denn Ethan hämmerte den Knüppel mit Wucht gegen die Eisenstäbe, sodass es knallte. Wenn Davie hinter Ethans ernstem Blick nicht dieses besondere Funkeln in den Augen gesehen hätte, das er immer dann bekam, wenn er stark erregt war, dann hätte er ihn wohl für vollkommen verrückt erklärt. Aber je angestrengter er darüber nachdachte, desto eindeutiger dämmerte ihm, was hier vor sich ging. Ethan hatte das alles geplant. Also, wieso sollte Davie nicht mitspielen?

»Jemand sollte dir Manieren beibringen«, sagte Ethan und steckte den Schlagstock zurück in den Gürtel. »An deiner Stelle würde ich meinen Mund nicht so weit aufreißen. Schließlich hast du es hier mit einem Vertreter des Staates zu tun.«

Davie musste sich ein Grinsen verkneifen und biss sich auf die Unterlippe. Sein Freund war ein guter Schauspieler, was die Rollenspiele, die sie von Zeit zu Zeit im eigenen Schlafzimmer unternahmen, überaus anregend machte. Aber so weit wie heute, hatten sie es noch nie getrieben.

»Tut mir wirklich leid«, erwiderte Davie und senkte den Kopf, als wenn er sich schämen würde.

»Das heißt: Tut mir leid, Sir! Haben wir uns verstanden?«

»Natürlich, Sir.«

»Gut. Weißt du, Reynolds, ich bin erleichtert, dass du uns endlich ins Netz gegangen bist. So ein Schurke wie du gehört verboten und sicher hinter Schloss und Riegel gebracht.«

Davie beobachtete, wie Ethan vor der Zelle auf und ab ging und die Hände beim Sprechen gestikulierend in der Luft herumschwang. Ein Blick tiefer, gleich unter die Gürtellinie, bewies, wie hart sein Freund bereits war, und jetzt spürte auch Davie, dass sich zwischen seinen Beinen etwas regte. Ausgeliefert und gefesselt zu sein, hatte auf Davie schon immer einen prickelnden Reiz ausgeübt, und eine Umgebung wie diese gab dem Ganzen noch eine spezielle Würze.

»Ich muss mich entschuldigen, Sir, aber ich weiß nicht einmal, was mir vorgeworfen wird«, flüsterte Davie und hob den Blick, als könne er kein Wässerchen trüben.

Ethan hielt in seiner Bewegung inne, drehte sich zur Zelle und erst jetzt stellte Davie fest, wie unverschämt heiß sein Freund in der Uniform aussah. Um das Outfit komplett zu machen, hätte noch die typische Mütze gefehlt, aber Davie war froh, dass Ethans blonde Locken nicht versteckt wurden.

»Was dir vorgeworfen wird, hm?«, wiederholte der Polizist und baute sich vor Davie auf. »Nun, da hätten wir: teuflisch gutes Aussehen, jahrelange Treue und ausgeprägtes Verschmustsein.«

Er trat dichter an die Zellentür heran und Davie roch das Aftershave, das Ethan nur zu besonderen Anlässen benutzte. Tief sog Davie den Duft ein, der wie eine Meeresbrise roch, und leckte sich über die Lippen. Wären seine Hände nicht gefesselt gewesen, hätte er durch die Gitterstäbe gegriffen, Ethan zu sich gezogen und ihn geküsst. Er sehnte sich nach Ethans Mund, nach dem Geschmack seines Freundes.

»Sir, ich glaube nicht, dass diese Vergehen im Strafregister stehen.« Davie lehnte die Stirn an eine der Eisenstangen.

Ethan beugte sich näher, sodass Davie dessen warmen Atem auf dem Gesicht spüren konnte. »Du möchtest doch nicht etwa Widerworte geben?«

»Was würde passieren, wenn, Sir?«

»Dann müsste ich dich bestrafen.«

»Uh, und wie sähe diese Bestrafung aus?«

»Lass dich überraschen.«

Davie hatte die Augen geschlossen, als er die Spitze von Ethans Nase an seiner eigenen spürte. Das letzte Mal hatte er Ethan heute Morgen nach dem Frühstück geküsst. Das war lange her – viel zu lange. Er brauchte ihn – jetzt – und so spitzte er die Lippen, doch erwischte nichts als Luft. Als er die Lider aufschlug, sah er Ethans Hintern, der sich ihm entgegenstreckte, weil sein Besitzer sich zu dem Stuhl bückte und den Deckel des Kartons anhob.

»Sie wissen ja, Sir, dass Sie mich laut Gesetz erst nach einer ordnungsgemäßen Verurteilung bestrafen können«, sagte Davie und stellte sich auf die Zehenspitzen, um einen Blick über Ethans Schulter zu erhaschen.

»Heute …«, antwortete Ethan darauf, drehte sich um und präsentierte Davie den Inhalt des Kartons, »… bin ich hier das Gesetz und bestimme was getan wird. Und jetzt sag mir: Himbeerglasur oder Schokolade?«

Davie runzelte die Stirn, blickte hinab auf die saftig aussehenden Donuts und lächelte.

***

Inständig hoffte Ethan, dass Davie nicht bemerken würde, wie zittrig seine Hände vor Aufregung waren und diese Nervosität am wackelnden Pappkarton erkannte.

»Also? Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit, Reynolds.«

»Dann würde ich mich für Schokolade entscheiden, Sir.«

Ethan lächelte; er kannte Davies Geschmack. Er nahm einen Donut mit Schokoladenglasur aus der Packung und legte den Karton auf den Stuhl zurück. »Und, hast du eine Ahnung, wie deine Bestrafung aussehen könnte?«

Ethans Augen ergötzten sich an seinem Freund. Die Handschellen waren bloß das i-Tüpfelchen des heutigen Tages. Ethan ging es vielmehr um das Gesamtpaket. Er hatte Davies Beteuerungen während der Verhaftung und auf dem Weg hierher bereits heimlich über Funk gelauscht. Oh und wie er getobt und gezetert hatte! Ihn jetzt mit gerötetem Gesicht, strähnigen Haaren und bebendem Brustkorb zu sehen, ließ ihn beinahe seine Rolle vergessen. Alles, was er wollte, war ihn zu packen und es ihm in irgendeiner dunklen Kammer hart und schnell zu besorgen. Doch Ethan wusste, dass er sich selbst zügeln musste, damit er Davie das bestmögliche Jahrestagsgeschenk machen konnte.

Ethan blinzelte und sah seinem Gefangenen in die kobaltblauen Augen. Dieser grinste wissend und senkte gehorsam den Blick.

»Ich glaube, du weißt genau, was ich will. Aber ich verlange, dass du es sagst. Wird’s bald!« Einhändig begann Ethan den Reißverschluss seiner Hose herunterzuziehen, während sich die warmen Finger seiner anderen Hand von Sekunde zu Sekunde tiefer in den Teig des Donuts gruben.

»Sir, ich hoffe nicht, dass ich Sie auf diese niedere, sexuelle Weise befriedigen soll.«

Für einen Moment glaubte sogar Ethan, dass Davie diese Worte ernst meinen könnte, wäre sein Blick nicht so vielsagend und voller verborgener Erregung bei seiner eigenen Aussage.

»Oh doch, genau das will ich. Und du wirst es mir besorgen. Wie sich das für einen artigen kleinen Ganoven geziemt.«

»Sir, ich werde um Hilfe schreien, wenn Sie mich dazu zwingen sollten.«

»Na, dann werde ich dir wohl schnell und gründlich deinen vorlauten Mund stopfen müssen, nicht wahr?«

Ethan holte seinen steinharten Schwanz heraus und schob ihn kurzerhand durch das Loch im Donut. »Auf die Knie, Gefangener, damit du besser ran kommst. Und wehe, ich spüre Zähne!«

Davie starrte ihn ungläubig an; er schien austesten zu wollen, ob Ethan es wirklich ernst meinte. Davie hatte seinen Schwanz schon tausende Male gesehen, doch heute verschlug es ihm nicht nur die Sprache, sondern machte ihn auch bewegungsunfähig.

»Wenn du bei drei nicht auf den Knien bist, dann …« Ethan brauchte nicht mal anfangen zu zählen. Seine dominanten Worte weckten in Davie erneut die Lebensgeister. Ethan sah ihm dabei zu, wie er sich graziös auf die Knie sinken ließ und vor ihm in der Zelle auf weitere Instruktionen wartete. »Gut so!«

Ethan stellte sich näher an das Gitter. Als sein Schwanz dabei einen der Stäbe berührte, keuchte er erschrocken auf. Sehr unprofessionell für einen hochdekorierten Polizisten, aber Davie war offensichtlich zu abgelenkt, um es zu bemerken.

»Sir, ich werde tun, was Sie verlangen. Aber … Sind Sie sicher, dass uns auch niemand sehen kann?«

Ethan wusste nicht, ob der Gefangene Reynolds oder sein Partner Davie diese Frage stellte; vermutlich beide zu gleichen Teilen. »Sei unbesorgt, Junge. Niemand wird dich sehen oder auch nur hören können.« Ethan blickte an sich hinab und sah, wie Davies rosafarbene Zungenspitze über die glänzenden Tropfen leckte, die sich bereits auf der Eichel gesammelt hatten. Er konnte und wollte sein Stöhnen nicht unterdrücken.

»Oh, das machst du wirklich gut. Man könnte fast meinen, du würdest das öfter tun. Weiter!«

Ethan wollte, dass Davie die Hand zur Hilfe nahm und seinen Schaft mit kräftigen Reibbewegungen pumpte, aber leider waren beide Arme nach hinten gebogen und auf seinem Rücken fixiert. Davies Hilflosigkeit, seine Bereitwilligkeit, sich ihm hier so hinzugeben, und die Kontrolle, die Ethan dabei über ihn hatte, waren die reinsten Aphrodisiaka. Obwohl sich Ethan, eine Stunde bevor die Aktion losgegangen war, einen runtergeholt hatte, wusste er, dass er nur Sekunden davon entfernt war, erneut abzuspritzen. Mit purer Willensstärke zog er seinen Penis aus Davies weichem Mundraum. »Glaubst du, der Donut ist nur hübsches Beiwerk? Ich will, dass du ihn isst. So ein gieriger Mund wie deiner wird mich doch sicherlich ganz rein bekommen, hm?«

Ethan sah, wie seine Worte Davie zum Zittern brachten. Sein Liebhaber schloss die Augen und musste hart schlucken. Dann öffnete Davie sie wieder und hielt Ethans Blick stand, als er seinen Schwanz tief in den Mund nahm. Er berührte zwar den Donut, doch wirklich essen konnte er davon nicht.

Durch die Gitterstäbe fassend, nahm Ethan Davies Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger und zog seinen Kopf seitlich an sein Geschlecht heran. Hungrig und ohne Hemmungen begann Davie vom Donut zu essen. Vorsichtig biss er hinein, um Ethan nicht zu verletzen. Davie stöhnte leise und genoss offensichtlich diese devote Position.

Ethan hielt es nicht länger aus. Davie hatte ihn schon immer viel zu einfach, viel zu stark erregt, als dass er ihm jetzt lange widerstehen konnte. Er riss sich mit der Hand den restlichen Teig vom Schwanz und stupste dann mit ihm gegen Davies Lippen.

»Ich will in deinem Mund kommen!«

Davie tat, wie ihm aufgetragen wurde, und nach wenigen Sekunden ergoss sich Ethan erlösend über Davies Lippen. Fügsam, und ohne dass Ethan es ihm extra sagen musste, schluckte Davie seinen Samen hinunter und hatte dann die Unverfrorenheit, ihn zufrieden anzulächeln.

»Wirklich, sehr nett«, lobte Ethan ihn. »Ich denke, ich werde noch mal ein Auge zudrücken und von einer Strafe absehen. Du hast Glück, dass du so eine geübte Zunge hast. Dein Mann kann sich freuen.«

»Oh ja, Sir, das kann er.«

Ethan beseitigte mit einem Stofftaschentuch die restlichen Spuren und schloss die Hose. Dann warf er einen kleinen silberfarbenen Schlüssel in die Zelle hinein, drehte sich um, hob den Karton auf und ging hinaus. Davies laute Protestrufe ignorierte er grinsend.

Das ehemalige 47. Revier diente nur noch als Übungsplatz für Auszubildende oder musste für Fernsehserien herhalten. Manchmal brauchte es auch nur eine Runde aufs Haus in Ethans Cocktailbar und seine Kumpels zeigten sich bereit, ihm dabei zu helfen, seinem Freund einen Tag zu bescheren, den er so schnell nicht vergessen würde.

Ethan streifte die geliehene Uniform ab und zog seine mitgebrachte Kleidung wieder an – eine schlichte, abgetragene Jeans und ein blaues Stoffhemd. Dann übergab er die Verkleidung, samt Schlagstock und der restlichen Donuts, seinen Freunden, die ihn lachend draußen empfingen. Die Handschellen würde er ihnen nächstes Wochenende beim Baseballtraining mitbringen. Eventuell.

Er verabschiedete seine Kumpels und ging schlendernd und pfeifend zurück in das Revier. Als Ethan vor der Zelle stand, sah er, dass Davie sich tatsächlich selbst aus den Handschellen befreit hatte – er war schon immer gelenkig gewesen. Davie betrachtete Ethans normale Kleidung; es war klar, dass ihr Spiel vorbei war.

»Ethan O’Reilly, wenn du mich nicht augenblicklich aus der Zelle rauslässt, dann kannst du was erleben. Sieh dir an, was du mir antust!« Davie deutete auf seinen Schritt und Ethan konnte den Ständer deutlich erkennen. Er lachte diabolisch und zeigte Davie, dass das Schloss der Gittertür nicht abgeschlossen war, sondern jederzeit mit einem Ruck aufgegangen wäre.

»Du Schuft, du Mistkerl, wenn ich dich erwische!«

Ethan wurde von Davie an Nacken und Taille gepackt und in die Zelle gezogen. Stürmisch riss Davie ihn zu sich heran und sie landeten auf der Pritsche, wo sich Ethan nur zu gern um das nicht ganz so kleine Problem seines Freundes kümmerte.

******************

Männerküsse

von Juna Brock und Stefanie Herbst

CHARLIE

Von: [email protected]

An: [email protected]

Betreff: Klassentreffen :-)

Lieber Charlie,

Zehn Jahre ist es jetzt her, dass wir die Schulzeit hinter uns gelassen haben, und ich möchte dies zum Anlass nehmen, ein Klassentreffen zu veranstalten.

Wann? – am 12. August, 19:30 Uhr

Wo? – American Bar, 52, Park Street

Ich würde mich freuen, wenn Du dabei wärst und wir die alten Zeiten noch einmal Revue passieren lassen können. Bitte gib mir Bescheid, ob Du kommen kannst.

Viele Grüße,

Monica

Montagmorgen. Ich sitze an meinem Schreibtisch, noch kein Koffein intus, und starre seit geschätzten zehntausend Stunden auf die geöffnete E-Mail im Posteingang. Immer wieder lese ich die Zeilen, aber mein Verstand scheint die geschriebenen Worte nicht verarbeiten zu können. Klassentreffen. Alte Zeiten; Revue passieren lassen. Wenn Monica wüsste.

Mit einem tiefen Stöhnen, das meinen Chef skeptisch zu mir herüberlinsen lässt, lehne ich mich in meinem Stuhl zurück und reibe mir über die Augen. Natürlich kann Monica nicht wissen, dass ich seit zehn Jahren versuche, die Schulzeit zu vergessen und alles, was damit zusammenhängt. Ganz besonders aber jeden!

Gut, jeden vielleicht nicht, schließlich bin ich immer noch mit meinem damaligen Kumpel Stephen befreundet, aber einen bestimmten Jemand möchte ich gewiss aus meinem Gedächtnis verbannen. Blond gelocktes Haar, karamellbraune Augen, Sommersprossen um die Nase herum – es kommt mir vor, als wenn es gestern gewesen wäre, dass wir Lebewohl gesagt haben.

Ich würde auf die Uni gehen, er wollte irgendwo im Nirgendwo auf einer Pferderanch arbeiten und hinterließ mich und die Scherben meines gebrochenen Herzens. Okay, er konnte nicht wissen, dass er mich so verletzt hatte – ich habe ihm nie gesagt, dass ich mich unsterblich in ihn verliebt und ihn in jeder Unterrichtsstunde angehimmelt hatte. Ich traute mich nicht, war zu schüchtern und sagte mir immer wieder: Morgen fragst du ihn, ob er mit dir ins Kino gehen möchte. Morgen. Morgen. Und ehe ich mich versah, waren die Jahre verstrichen und wir hatten unseren Abschluss in der Tasche. Selbst, wenn ich mich getraut hätte, wäre sowieso nichts dabei herumgekommen. Keine Chance, dass er schwul gewesen sein könnte – auf gar keinen Fall. Obwohl ich ihn eigentlich nie mit einem Mädchen zusammen gesehen habe.

Aber das spielte keine Rolle. Ich wollte ihn vergessen, nicht mehr an ihn denken und ihm nicht hinterhertrauern. Wenn das so leicht wäre – der Kerl hatte sich wie eine chronische Krankheit in meinen Körper gepflanzt, und es kam sogar so weit, dass ich meine Beziehungen danach auswählte, wie ähnlich sie ihm sahen. Doch selbst wenn einer von ihnen sein Zwillingsbruder gewesen wäre, hätte er mich nicht glücklich machen können. Denn ihn gab es nur einmal. Nur ihn und sonst keinen. Niemand hatte sein sanftes Lächeln. Niemand hatte die hübschen Grübchen auf den Wangen. Und ganz sicher hatte niemand seine Stimme, die mich an dunklen Honig erinnerte. Keiner war wie er. Peter Fields.

Ich lehne mich nach vorne, stütze den Kopf auf den Händen ab und lese die E-Mail ein weiteres Mal. Klassentreffen. Am 12. August. Das ist in knapp einem Monat, und bei dem Gedanken daran, dass Peter vielleicht auch kommen würde, zieht sich mein Magen zu einer winzigen Kugel zusammen. Vermutlich ist er verheiratet, hat zwei Kinder, ein Haus auf seiner Pferderanch und ein zufriedenes Leben. Höchstwahrscheinlich weiß er gar nicht mehr, wer ich bin. Damals schon wechselte er kaum ein Wort mit mir. Eigentlich sagte er nie viel. Stand immer für sich alleine auf dem Schulhof, die Hände in den Hosentaschen, den Kopf gesenkt, als wenn es auf seinen Schuhen etwas höchst Interessantes zu sehen gab. Wie gerne wäre ich zu ihm gegangen, hätte mich neben ihn gestellt, mit ihm gequatscht, ihn zum Eis eingeladen, seine Hand genommen, ihn mit zu mir nach Hause …

Stopp! Schluss damit, Charlie. Fang nicht schon wieder an. Es ist vorbei. Aus und vorbei. Du musst Peter vergessen, ein für alle Mal. Ja, wenn das so einfach wäre. Monica ist Schuld, dass sich die Erinnerungen wieder in mir aufwühlen wie sandiger Meeresboden. Verdammt noch mal. Egal was kommt, ich werde nicht zu dem Treffen gehen. Ich antworte Monica, dass ich verhindert bin. Genau, das werde ich tun.

Gerade, als ich die ersten Worte tippen möchte, klingelt das Telefon. Hoffentlich ist es einer dieser Kunden, der mir eine Frikadelle ans Ohr labert und mich für einen Augenblick mein Selbstmitleid vergessen lassen wird.

»Insurance Agency Safety, Bloom am Apparat.«

»Hey, Kumpel. Wie steht’s?«

»Stephen. Hi. Du, im Moment ist’s ganz schlecht. Viel zu tun. Chef ist da und schaut schon böse zu mir rüber.« Außerdem muss ich jetzt die E-Mail schreiben. Liebe Monica, leider …

»Dauert nicht lange. Wollte nur fragen, ob du die E-Mail bekommen hast?«

Boden, tue dich auf und verschluck mich! »E-Mail? Welche E-Mail meinst du?« … kann ich nicht zu dem Klassentr…

»Die von Monica, wegen des Klassentreffens im August. Ich leite sie dir gleich weiter. Charlie, da müssen wir unbedingt hingehen. Ich kann’s gar nicht erwarten zu sehen, wie sich die ganzen Spinner verändert haben. Ob Carla abgenommen hat? Erinnerst du dich noch an James? Der mit der dicken Hornbrille?«

Stephen lacht so laut ins Telefon, dass ich den Hörer weghalten muss und mein Chef sich räuspert. Ich spreche leise weiter. »Keine Lust. Sind doch ohnehin alles Langweiler.«

Das Lachen am anderen Ende verstummt und plötzlich klingt Stephens Stimme unheimlich ernst. »Wir gehen dahin, Bloom. Verstanden? Denk nur dran, wer da sein könnte. Jetzt kannst du die Gelegenheit nutzen. Vielleicht hast du ja noch eine Chance bei ihm?«

Für einen Moment glaube ich, dass mir jemand mit einer Pfanne auf den Schädel geschlagen hat. »Woher … wieso … weißt du?«

Doch da hat Stephen schon aufgelegt und das Tuten in der Leitung vibriert durch meinen ganzen Körper.

Scheiße.

Drei Wochen später stehe ich zwischen dem ehemaligen Streber Martin und dem Klassenclown Roland an der Theke und stoße auf unseren Mathelehrer Mr. Brown an, der mittlerweile in Rente gegangen ist. Über den Rand des Bierglases behalte ich den Eingang des Lokals im Blick. Von Peter fehlt jede Spur. Wir sind jetzt schon über eine Stunde hier und ich bin mir sicher, dass er nicht mehr kommen wird. Warum fühle ich eine tiefe Enttäuschung? Ich sollte froh sein, dass mir eine Blamage erspart bleibt. Woher sollte ich wissen, dass Stephen schon seit Jahren wittert, dass ich mich in Peter verguckt hatte? Versteckte ich es nicht gut genug? Und wenn Stephen es merkte, dann wird es auch Peter nicht entgangen sein, dass ich ihn andauernd angestarrt hatte, als wäre er die zarteste Versuchung.

Mein viertes Bier geht runter wie Limonade und ich fühle mich angenehm beduselt. Je mehr Zeit verstreicht, desto entspannter werde ich. Martin erklärt mir eine Kurvendiskussion und ich glaube, ich habe mich noch nie so köstlich amüsiert. Laute Musik, prima Stimmung – wie gut, dass ich doch hierher gekommen bin.

Plötzlich habe ich ein merkwürdiges Gefühl. Auf meinen Armen prickelt eine Gänsehaut, als wenn mir kühl wäre. Mein Kopf ist glühend heiß und Schweißtröpfchen perlen meinen Nacken hinab. Ein letzter Schluck Bier und auch das nächste Glas ist leer. Ich stelle es zurück auf den Tresen und als ich mich umdrehe und in Richtung Eingang blicke, wird es mir für einen Lidschlag schwarz vor Augen. Ich stütze mich auf einem Barhocker ab und klammere mich daran, als wäre er meine allerletzte Hoffnung.

Dort steht Peter. Gleich neben der Garderobe, an der er gerade seine hellbraune Sommerjacke aufhängt. Er trägt ein weißblau kariertes Hemd, eine Jeans und abgetragene Cowboystiefel und sieht so aus, als wäre er gerade einem Werbeposter für Marlboro entsprungen. Fehlen nur noch der Hut auf dem Kopf und das Pferd an seiner Seite.

Ich versuche, diese wunderschöne Halluzination fortzublinzeln, aber sie ist echt. Er ist wirklich hier. Live und in Farbe. Und wenn ich mich nicht täusche, dann … schaut er geradewegs in meine Richtung. Ich blicke hinter mich, aber da steht niemand. Nur der Barkeeper, der fragend eine Augenbraue hebt und mir wortlos das nächste Bier rüberschiebt. Schlagartig bin ich nüchtern, als hätte mir jemand einen Eimer Eiswasser über den Kopf gegossen. Ich drehe mich zurück und zucke zusammen, weil Peter genau vor mir steht – nur einen Meter entfernt, und mich freundlich anlächelt. Es ist so, als würde mich ein Strudel in der Zeit zurückwerfen. Ich sehe mich, jung und unschuldig, wie ich Peter zum allerersten Mal anschaue. Er hat sich kaum verändert. Doch – er ist … männlicher geworden. Das Gesicht ist markanter, die Schultern breiter. Die Augen aber sind noch genauso karamellbraun, wie ich sie in Erinnerung habe und wie sie mich in den letzten zehn Jahren jede Nacht begleiteten.

Ich öffne den Mund, möchte etwas sagen, doch irgendwie hat sich meine Stimme verabschiedet und ich bringe kein Wort über die Lippen. Es kommt mir so vor, als hätte jemand alle Geräusche um mich herum ausgeschaltet. Keine Musik mehr, keine lauten Unterhaltungen – nur noch Stille, sodass ich meine vollkommene Aufmerksamkeit auf Peter richten kann.

»Hallo Charlie.«

Zwei Worte; meinen Füßen wachsen Flügel und lassen mich sinnbildlich durch den Raum schweben. Er erinnert sich an meinen Namen. »Du erinnerst dich noch an meinen Namen.« Das habe ich jetzt nicht laut gesagt, oder?

Peter beißt sich auf die Unterlippe, bei der ich mich schon oft fragte, wie sie sich wohl unter meinen Lippen anfühlt. Unbewusst trete ich ein Stück näher. Peter zieht mich an wie ein Magnet.

»Natürlich erinnere ich mich«, sagt er mit einer Wärme in der Stimme, die es in meinem Bauch kribbeln lässt. Ich bin immer noch in ihn verliebt, und diese Wahrheit kann ich nicht leugnen.

»Cool«, antworte ich und würde mir dafür am liebsten mit der flachen Hand gegen die Stirn schlagen. Cool? Bin ich fünfzehn, oder was? Charlie, reiß dich zusammen! Dein Traummann steht vor dir und du benimmst dich total daneben.

Peters Blick schweift durch den Raum und scheint die anderen Klassenkameraden zu begutachten. Doch bei keinem verweilt er länger als eine Sekunde, bis er wieder auf mir ruht. Neugierig sieht Peter mich an. Was jetzt? Etwas muss geschehen. Ich muss etwas sagen. Es gibt unendlich viele Dinge, die wir uns erzählen könnten. Dennoch schweigen wir. Aber es ist keine unangenehme Stille, sondern auf eine gewisse Art … vertraut?

»Hast du Lust«, fragt er und nickt mit dem Kopf zum Ausgang, »eine Runde Luft zu schnappen? Ist unglaublich warm hier drin.«

Ich zögere keine Sekunde und folge ihm. Erst, als wir hinaus in die warme Sommernacht treten und die Tür hinter uns zufällt, höre ich wieder die dumpfe Musik und die Stimmen der Unterhaltungen – die leiser werden, je weiter wir uns entfernen.

PETER

Sprich mit ihm. Sprich doch mit ihm. Nun sprich doch endlich mit ihm! »Ich habe die Sommer hier oben immer geliebt.«

Ist das alles, was ich zu bieten habe? Ich sollte lieber gleich wieder kehrtmachen und zurück auf meine Ranch fahren; die Tiere können meine bescheuerten Aussagen wenigstens nicht verstehen. Doch Charlie lächelt höflich und sieht mich schief von der Seite an.

»Ja, die Sommer waren die besten«, sagt er und kratzt sich am Hinterkopf. »Wir waren wunderbar jung und naiv und tummelten uns jeden Tag nach der Schule am See.«

Oh ja, ich erinnere mich an den See. Und an Charlies knappe Badehosen. »Wir waren sorglos und genossen unsere Freiheit. Die Zukunft war uns egal.« Okay, wenn ich nicht aufpasse, artet das hier noch in Melancholie, Depression und dem Nachtrauern an vergangene Zeiten aus. »Aber wir sollten solche Gedanken denen da drinnen überlassen.« Ich deute auf den Eingang des Gebäudes. »Hast du gesehen, wie Leland immer noch versucht, Cherry anzugraben? Nach all der Zeit?« Charlie hickst einmal und nickt nur stumm. »Und ich glaube, Mike hat – wie immer – härteren Stoff unter die Bowle gemischt.« Ich lache auf. »Als wenn die immer noch neunzehn wären. Ich befürchte, die werden nie erwachsen.«

Peter, halt die Klappe! So viel redest du doch sonst nicht. Charlie guckt schon ganz verstört. Du hast in der Schulzeit wie viele Wörter mit ihm gewechselt? Vielleicht achthundert, wenn man alle addiert. Achthundert mickrige Wörter. Wieso konnte ich nicht über meinen Schatten springen? Ach ja, ich weiß wieder wieso …

Wir spazieren über den Parkplatz. Rings um uns erstreckt sich der Woodscreek Park. Riesige Baumkronen heben sich vom niemals gänzlich dunklen Sommernachthimmel ab. Die Zikaden zirpen und die Insekten schwirren unter der zentralen Laterne umher, die den Platz in spärliches Licht taucht.

»Und? Wohin hat es dich verschlagen? Musstest du zur Army? Oder bist du zur Uni gegangen, wie du wolltest?« Für einen Moment erinnere ich mich an unser letztes Gespräch. Damals war es zu spät, um noch irgendetwas zu versuchen.

Charlie räuspert sich. Dreimal. Dann fängt er zögerlich an zu erzählen. Doch kurze Zeit später fließen die Worte so locker und schnell aus seinem Mund wie früher. Beinahe stolpert er über die eigene Zunge. Dazu dieser melodiöse Klang. Ich höre ihm immer noch gerne zu. Hin und wieder unterbricht er und schenkt mir ein Lächeln.

Auch ich erzähle ihm von meinem Leben. Von meinem kleinen Pferdehof, für den ich hart kämpfen musste und der nur eineinhalb Stunden von hier entfernt liegt. Wie immer lauscht er jedem meiner Worte, als wären sie Kostbarkeiten.

Runden drehen auf dem Parkplatz wird mir zu langweilig und so schlage ich einen anderen Weg ein – eine kleine Anhöhe hinauf, bis zum Rand des Waldes; nur so weit, dass wir noch etwas erkennen können. Vom Lärm des Lokals ist nichts mehr zu hören. Wir halten an und setzen uns ins Gras.

Nach einer Weile, in der nur das Rauschen der Wipfel zu hören ist, plaudere ich erneut drauf los – irgendetwas an Charlie verleitet mich dazu. »Als ich die Mail von Monica bekam, hab’ ich auf meinem Dachboden erst mal die alten Kartons durchstöbert. Unleserliche Klassenarbeiten, kindische Schmierereien auf alten Notizblöcken, zerfledderte Bücher – die ich hätte lesen sollen und die ich auch eigentlich hätte zurückgeben müssen –, unser Jahrbuch. Ich musste mir sogar einige Namen wieder ins Gedächtnis rufen. Aber nicht alle«, sage ich grinsend und hoffe, dass ich nicht zu plump bin.