Marie - das Mädchen mit den dunklen Augen - Marieluise Bierbaum - E-Book

Marie - das Mädchen mit den dunklen Augen E-Book

Marieluise Bierbaum

4,6

Beschreibung

Marie ist so ganz anders als ihre westfälische Familie: Sie ist herzlich, musikalisch, immer in Bewegung. Am liebsten würde sie den ganzen Tag singen und reden. Sie will fröhlich und unbekümmert sein dürfen. Doch bei ihnen zu Hause geht es streng und wortkarg zu. Unglücklich lehnt sich Marie dagegen auf. Da kommt eines Tages ein Familiengeheimnis ans Licht. Eine Geschichte, die nur ihr Großvater kennt und über die er bis dahin mit keinem Menschen gesprochen hat. Diese Geschichte hängt mit einem dunklen Holzkasten zusammen, in dem sich eine alte Fiedel findet ...

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Marieluise Bierbaum

Marie

das Mädchen mit dendunklen Augen

Roman

Dieser Roman beschreibt in einer Mischungaus Dichtung und Wahrheit, wie es waroder wie es hätte sein können.

© 2014 Brunnen Verlag Gießen

www.brunnen-verlag.de

Umschlagfoto: Julius Gaertner/LWL, Ignaz Böckenhoff/LWL

Umschlaggestaltung: Sabine Schweda

Satz: DTP Brunnen

ISBN 978-3-7655-1631-3

eISBN 978-3-7655-7163-3

Inhalt

1. KapitelFesttagsstimmung

2. Kapitel„Sie soll Marie heißen!“

3. KapitelZwölf Uhr mittags

4. KapitelDer Großvater

5. KapitelDie Spinnräder surren

6. Kapitel„Mach Musik, Marie!“

7. KapitelMarie ist weg

8. KapitelJohann

9. KapitelEine schöne Bescherung

10. Kapitel„In guten wie in bösen Tagen“

11. KapitelDer Vater

12. KapitelDas Geheimnis

13. KapitelAbschied

Bedeutung regionaler plattdeutscher Ausdrücke

1. KAPITEL

Festtagsstimmung

SELBST ALS LEICHE war Marie anders als alle Frauen im Dorf. Wie sie so dalag in dem weißen Totenhemd aus feinem Leinen, das sie in ihrer Jugend selbst genäht hatte für die Aussteuer und das man jetzt aus der Truhe geholt hatte. Dort war es all die Jahre für diesen Augenblick aufbewahrt worden. Ihre Hände ruhten gefaltet auf dem schlichten Leinenlaken, das die Tote bedeckte und die Konturen des Körpers nur schemenhaft erkennen ließ.

Sie war nicht von der hellen, herben Schönheit, die so typisch war für die Frauen in diesem Landstrich im äußersten nördlichen Winkel Westfalens, direkt an der Grenze zu Niedersachsen, zum Hannöverschen, wie die Älteren immer noch sagten.

Auch hatte sie weder die hohe, schlanke Figur noch das schmale Gesicht mit den blauen Augen und den blonden, zu Zöpfen oder einem Knoten fest um den Kopf gelegten Haaren.

Alles an Marie war rundlich und dunkel und irgendwie warm und weich. Das Gesicht, die Körperform, das widerspenstige Haar, das sich nur mühsam mit strengem Mittelscheitel zu einem Knoten bändigen ließ. Selbst jetzt auf der Totenbahre wirkte sie noch warm und lebendig, obwohl die dunklen Augen geschlossen waren. Sie lag da, als hielte sie ein kleines Nickerchen, wie sie es oft in der letzten Zeit getan hatte.

Das dunkle Festkleid hing noch auf dem Bügel am Schrank. Es war dort bereit für den Kirchgang mit heiligem Abendmahl. Für dieses feierliche Ereignis, das nur wenige Sonntage im Jahr begangen wurde, trug man schwarze, festliche Kleidung. Alle Frauen im Dorf taten es, auch Marie, obwohl sie es lieber farbig und fröhlich gehabt hätte.

Aber so war es immer gewesen, solange sie denken konnte, diese Tradition, dass alles, was mit Kirche und Glauben zu tun hatte, eher ernst und traurig als lebendig und froh daherkam.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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