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Schon immer liebt Marie Weihnachten über alles – nichts und niemand kann sie davon abbringen, es zu feiern. Zum Jahresende nimmt sie sich nun eine Auszeit, um Abstand zu schaffen vom hektischen Alltag unserer schnelllebigen Zeit. Sie erinnert sich an lustige Weihnachten in ihrer Kindheit, aber auch an das traditionelle Fest in schweren Zeiten voller Schicksalsschläge. Marie philosophiert über die Kunst, Unglück in Glück zu verwandeln, und denkt über das Leben nach, das ständige Veränderung bedeutet und sich nichts diktieren lässt ... Bunt und schön ist es, wie Lametta!
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Seitenzahl: 88
Impressum
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie.
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© 2023 novum publishing
ISBN Printausgabe: 978-3-99130-340-4
ISBN e-book: 978-3-99130-341-1
Lektorat: Dr. Annette Debold
Umschlagfotos: Evgeny Babaylov, Minnystock | Dreamstime.com
Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh
www.novumverlag.com
Danksagung
Von Herzen danke ich meinem Mann Giorgio, der nicht nur als Erster mein Manuskript gelesen, sondern mich auch dazu ermutigt hat, meine Weihnachtsgeschichte „Maries buntes Lametta“ zu veröffentlichen.
1. Die Auszeit
Ein Traum ist für Marie in Erfüllung gegangen, sie kann ihr Glück kaum fassen.
Es ist Ende November, und sie hat freie Zeit bis nach dem 6. Januar.
Seit sie mit fünfzehn Jahren ihre Ausbildung begonnen hatte, um einen Beruf zu erlernen, konnte sie die Weihnachtszeit nicht mehr richtig genießen. Das ist nun schon fast vierzig Jahre her. Sehnsüchtig denkt Marie zurück an ihre Kindheit, da kannte sie das Wort „Stress“ noch nicht.
Als Kind muss man sich keine Sorgen um irgendetwas machen, da versuchen die Eltern, das Kind zu beschützen, so gut es geht.
Aber es liegt nun mal in der Natur der Dinge, und das ist auch gut so, dass man sich früher oder später auf eigene Beine stellt.
Marie wollte immer einen Beruf, bei dem sie viel Kontakt mit Menschen hat.
Der Nachteil, wenn man sich für einen Beruf in der Dienstleistungsbranche entscheidet, an Wochenenden und an Feiertagen zu arbeiten, ist ganz normal.
Meistens macht es Marie auch nichts aus, denn sie mag ihren Beruf. Doch endlich hat es geklappt, eine längere Auszeit zu planen.
Es ist die Weihnachtszeit, die sie so sehr liebt, und sie hat frei. Wenn draußen über dem Main-Fluss morgens der Nebel sich ausbreitet und die Felder verdeckt, wenn es kalt und winterlich wird und es drinnen in der Wohnung schön gemütlich und warm ist.
Marie setzt sich am Nachmittag ihres ersten freien Urlaubstages mit einer Tasse Kaffee und einigen Büchern über das Backen an ihren großen Holzküchentisch. Sie sucht Plätzchenrezepte heraus.
Nicht nur von den Sorten, die ihre Favoriten sind, sondern auch Rezepte, von denen sie hofft, dass sie diese auch bewältigen kann.
Sie kennt ihre Grenzen, die weltbeste Bäckerin ist sie nicht.
Aber mit einem Grinsen auf dem Gesicht denkt sie sich:
„Die Familie wird das schon überleben.”
Marie will die nächsten Wochen dazu nutzen, um von diesem letzten, sehr stressigen Jahr einmal richtig herunterzufahren. Abstand zu schaffen von dieser schnelllebigen Zeit. Sie will nur Dinge tun, die ihr Spaß machen. Die Ruhe genießen. Niemandem wird sie erlauben, ihre Zeit zu verplanen.
Sie fühlt, dass sie jetzt erst mal wieder selbst Kraft sammeln muss.
Sie freut sich schon seit Wochen auf diese Auszeit. Ihr Körper und auch ihre Seele zeigen in letzter Zeit deutlich, dass sie dringend Abstand vom Alltag benötigt. Sie schläft schlecht und wacht in der Nacht häufig auf. Sie ist auch tagsüber nervös und leicht reizbar. Selbst den Menschen, die oft mit ihr zu tun haben, ist das nicht entgangen. Sie erkennt die besorgten Blicke ihrer Familie.
Die mitleidigen Augenaufschläge mit den Worten:
„Mach doch endlich mal ein bisschen langsamer.“
In früheren Zeiten hat Marie nicht auf solche Anzeichen geachtet. Mit dem Ergebnis, dass sie ernsthaft krank wurde. Seitdem bemüht sie sich, achtsamer mit ihrem Körper und ihrer Seele umzugehen.
Meistens, nicht immer, klappt das ganz gut.
Marie hat fast von allen Fenstern in der Wohnung einen freien Blick raus in die Natur. Die Bäume verlieren jetzt ihre Blätter, die Sträucher und Blumen beginnen zu verwelken.
„Selbst die Natur braucht jetzt ihre Ruhepause, um wieder für das nächste Jahr Kraft zu sammeln“, geht es ihr durch den Kopf.
Wenn es draußen stürmt und die ersten Schneeflocken vom Himmel fallen, will Marie ganz gemütlich schön weihnachtlich dekorieren und Vorbereitungen für die Festtage erledigen.
Sie freut sich darauf, endlich Zeit zu haben, um am Nachmittag gemütlich bei Kerzenschein Kaffee zu trinken. Endlich einfach mal den ganzen Tag auch faulenzen können.
Im Jogginganzug und kuscheliger Decke auf der Couch ein gutes Buch lesen.
Ein Buch, das Marie eigentlich schon im Sommer gekauft hat und immer noch ungelesen im Regal steht.
Marie will sich auch endlich mal wieder Zeit nehmen und sich mit ihrer Familie treffen. Mit der Familie Neuigkeiten besprechen und gute, aber vor allem offene Gespräche führen, wie man es eben nur mit der eigenen Familie oder der besten Freundin machen kann. Marie fühlt, dass ihr in der Hetze des Alltags vieles verloren geht.
Ausgedehnte Spaziergänge durch den Wald oder unten am Fluss entlang. Sich einfach mal wieder treiben lassen. All das fehlt ihr. Keine Termine, einfach mal wieder das Leben spüren. Marie empfindet eine unglaubliche Sehnsucht danach, nicht mehr Tag für Tag durch die Gegend zu hetzen. Termin dort, Hausarbeit da, schnell fertig machen und zur Arbeit gehen. Sie hat die Nase richtig voll und fühlt sich ausgelaugt und ausgebrannt.
Nichts zu tun ist für Marie aber auch eine Herausforderung.
Sie schafft es sogar im Sommer, sich eine Art von Freizeitstress zu machen.
Maries heiß geliebter Garten, in den sie auch viel Zeit investiert, hat jetzt Winterpause. Das Fahrrad bleibt auch bei kaltem und schlechtem Wetter drinnen.
Bei schönem Wetter hat Marie immer ein schlechtes Gewissen, wenn sie in ihrer Freizeit nicht auch noch eine Fahrradtour für ihre Gesundheit unternimmt. Jedes Jahr nimmt Marie sich fest vor, im nächsten Jahr darauf zu achten, dass ihr Leben ruhiger und stressfreier wird. Aber spätestens im März hat der ganz normale Wahnsinn sie wieder im Griff.
Vielleicht ist das ganz normal, wenn man wie sie einen Charakter irgendwo zwischen verrückt, rebellisch und bodenständig hat.
Sie weiß es nicht.
2. Von der Kindheit geprägt
Marie wurde christlich erzogen. Als Kind, wenn sie mit dem warmen, duftenden Brot aus der Bäckerei wieder nach Hause gelaufen kommt, nimmt ihre Mutter den Laib Brot und macht, bevor er angeschnitten wird, drei Kreuzzeichen darauf. Immer, das vergisst ihre Mutter nie.
Ihr Vater hat ein eher lockeres Verhältnis zur Kirche.
Seine Mutter, Maries Oma, allerdings mit Sicherheit nicht.
Sie geht täglich in die Morgenmesse, und vor dem Essen muss man bei ihr beten. Marie geht nicht gerne zur Essenszeit zu ihrer Oma. Obwohl sie sonst freiwillig kein Essen auslässt.
Für Marie ist das eindeutig zu viel ungewohnte Frömmigkeit. Sie fühlt sich immer unwohl, wenn ihre Oma sie prüfend ansieht, weil sie die Gebete nicht auswendig kann.
Doch auch Marie feiert heute noch an Weihnachten die Geburt von Jesus Christus. Aus ihr ist keine große Kirchgängerin geworden, aber der Gedanke, dass jemand ihr die Hand gibt, besonders in schweren Stunden, beruhigt sie sehr.
Sie ist gläubig, nicht auf die Art wie ihre Oma, aber sie glaubt. Sie glaubt an Liebe und Hoffnung. Sie hat das Alte Testament gelesen und findet es für ihren Geschmack zu grausam, aber das Neue Testament gefällt ihr besser.
Christlich sein ist für sie menschlich und hilfsbereit zu sein. Nicht perfekt, denn Menschen machen Fehler.
Marie hat im Laufe der Jahre ihre eigene Welt zum Thema Glauben geschaffen. Es ist ihr völlig egal, ob ein Mensch Buddhist, Atheist, Jude, Christ oder Moslem ist. Ob er arm oder reich ist. Mensch ist Mensch.
Welche Religion oder Nationalität er hat, ist für Marie nicht wichtig.
Für sie gibt es überall auf der Welt sowohl gute als auch böse Menschen. In Maries Umfeld gibt es gewiss einige Leute, die ihre Einstellung nicht verstehen. Aber sie ist sich sicher, mit Liebe durch das Leben zu gehen kann alles verändern.
Natürlich ist auch in Maries Leben nicht immer alles lustig und friedlich, auch sie hat ihre Wutanfälle und begegnet Idioten. Sie kann außerdem ganz schön schimpfen und fluchen. Trotz allem ist sie tief in ihrem Herzen immer noch der Meinung, dass nur Liebe der Schlüssel zu den Herzen der Menschen sein kann.
Liebe zu geben macht Marie glücklich. Wenn sie auf jemanden ernsthaft böse ist, frisst es sich in ihre Seele, und sie ist unglücklich.
Auch Hoffnung ist für Marie immer ein Weg, um leichter durch das Leben zu kommen. Ohne Hoffnung wäre Marie wohl schon oft verzweifelt.
Manche Menschen nennen es ihren Kampfgeist, aber es ist die Hoffnung, die sie stets vorantreibt. Die Hoffnung, wieder gesund zu werden, das Geschäft erfolgreich zu führen, Verluste und Schicksalsschläge zu überwinden.
Liebe und Hoffnung sind für Marie die Hand, die sie durch das Leben führt. In der Weihnachtszeit feiert sie das Fest der Liebe und Hoffnung, an dem Jesus geboren wurde.
Doch wenn andere Menschen das nicht feiern wollen, hat sie damit auch kein Problem. Jeder soll in ihren Augen so leben, wie es ihm gefällt.
Solange er damit keinem anderen Menschen einen Schaden zufügt.
Natürlich ist Marie durch ihre Kindheit geprägt.
So manches hat sie übernommen, einiges eben nicht.
Jeder wird durch seine Kindheit geprägt, die Eltern und die Familie leben es vor, und Kinder suchen ihre Orientierung. Je älter Marie geworden ist, desto mehr hat sie zudem infrage gestellt. Denn Vorbilder oder Eltern sind ebenfalls nicht vollkommen.
Auch Marie ist nicht perfekt, bestimmt nicht.
Aber das Recht, sich ihre eigene Meinung zu bilden, wird sie sich niemals nehmen lassen.
3. Wer braucht schon Perfektion?
An einem ihrer Ferientage hat Marie dann Weihnachtsplätzchen gebacken.
Es hat den ganzen Tag geregnet, und ein heftiger Sturm pfiff um das Haus.
Der leckere Duft des Gebäcks hat sich in der ganzen Wohnung verteilt und für eine vorweihnachtliche Stimmung gesorgt.
Marie steht vor dem großen Küchentisch, auf dem sie den ganzen Tag die Backwaren abgestellt hat, um sie abkühlen zu lassen.
Die vielen verschiedenen Sorten Plätzchen müssen jetzt noch in die hübschen Blechdosen gepackt werden.
Marie betrachtet ihr Werk. Manche sind zu klein, andere zu groß, einige zu hell oder zu dunkel. So ist das, wenn Marie backt, immer für eine Überraschung gut.
Natürlich kann sie der Versuchung nicht widerstehen, alle Sorten zu probieren.
Trotz äußerlicher Imperfektion sind sie richtig lecker.
Vor einigen Jahren hat sie noch einen Tobsuchtsanfall bekommen, als ihr die Plätzchen optisch nicht schön genug waren. Seit sie aufgehört hat, sich einzureden, dass Weihnachten immer perfekt sein muss, nimmt sie das alles viel lockerer.
Marie stellt sogar fest, dass die Weihnachtsvorbereitungen ihr wieder viel mehr Freude bereiten. Ohne diesen Perfektionismus, den sie sich selbst aus irgendeinem Grund auferlegt hat. Jetzt ist der ganze Druck weg, und alles läuft viel ruhiger und gemütlicher ab.
Als Marie ihre Plätzchen in die Blechdosen packt, fällt ihr dieser Film wieder ein.