Markus von Freibergen Die letzten Soldaten - Christian Rumpf - E-Book

Markus von Freibergen Die letzten Soldaten E-Book

Christian Rumpf

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Beschreibung

Die Republik Osper dehnt sich weiter in den Westen des Kontinents aus, als plötzlich ein Außenposten angegriffen wird. Schnell wird nach Verstärkung gerufen. Inmitten dieser gefährlichen Situation erlebt der junge Offizier Markus von Freibergen sein erstes großes Abenteuer. Doch was er dabei entdeckt, ist vollkommen unerwartet und wird sein Leben für immer verändern. Die Falkenstein-Buchreihe entführt uns in eine fesselnde alternative mittelalterliche Welt, in der nicht nur Orks und Elben weiterleben, sondern auch die Überreste vergangener Magie spürbar sind. Tauche ein in diese einzigartige Welt voller Abenteuer und fantastischer Wesen!

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Inhaltsverzeichnis

Impressum

Markus von Freibergen

Die letzten Soldaten

Christian W. Rumpf

Genossinnen und Genossen, Bürgerinnen und Bürger der Demokratischen Volksrepublik Falkenstein,

Heute verkünde ich als Direktiverlass des Obersten Bürgers Plewor Gehros Hormer eine Veränderung, die in die Geschichtsbücher eingehen wird und die die Grundfesten unserer Gesellschaft erschüttern wird. Ab dem 7. Tag des 12. Monats werden sämtliche Besitztümer des ehemaligen Herrscherhauses Falkenstein konfisziert und dem öffentlichen Volkseigentum übertragen. Dies umfasst auch das Schloss Falkenstein, das fortan allen Genossinnen und Genossen zugänglich sein wird.

Die einst privat gehütete Bibliothek des ersten Kaisers von Falkenstein wird für die Bildung und den Fortschritt des Volkes geöffnet.

Mit dieser Maßnahme setzen wir einen Schlusspunkt unter die vergangene Monarchie und schaffen Raum für eine gerechtere und gleichberechtigtere Gesellschaft. Die Privilegien der wenigen werden durch die Kollektivierung des Reichtums zu Gunsten des gesamten Volkes aufgehoben.

Wir stehen nun stolz an der Spitze der Demokratischen Volksrepublik Falkenstein, in der jede Stimme gehört wird und jede Person gleiche Chancen erhält. Gemeinsam können wir die Werte des Sozialismus und der Solidarität leben. Lasst uns in Einigkeit und Fortschritt die neue Ära der Demokratie begrüßen!

Es lebe die Demokratische Volksrepublik Falkenstein!

Im Namen des Obersten Bürgers Plewor Gehros Hormer,

6.12.2000 NFZ

Die Anmerkungen des Übersetzers:

Das Buch, welches mir zur Übersetzung vorgelegt wurde, zählt zu den ältesten Büchern und erstaunlicherweise befindet es sich trotz seines Alters in einem guten Zustand. Allerdings wurden Teile des Buches durch den Brand des Kaiserlichen Palastes stark beschädigt und waren bisher nicht restauriert worden.

Bedauerlicherweise sind die letzten beiden Kapitel stark beschädigt. Wir konnten die meisten Seiten größtenteils restaurieren, wobei ich mir bei den fehlenden Abschnitten künstlerische Freiheit genommen habe, um sie zu ergänzen.

22.1.2002 NFZ

Kapitel Index

Vorwort

Der edle Auftrag

Die prächtige Stadt Neusee

Die weiten Gefilde der Neusee-Ebene

Der tobende Kampf bei Windeck

Die ehrwürdige Festung

Die gefährliche Reise durch den Bergpass

Die erneute Herausforderung in der Neusee-Ebene

Der einsame Außenposten Baumart

Die düsteren Schatten der Vergangenheit

Die letzten Worte im Angesicht des Schicksals

Vorwort

Diese Schrift sei den wackeren Soldaten gewidmet, welche sich mutig der überwältigenden Macht aus dem Reiche Falkenstein entgegenstellten und im großen Kriege ihr Leben ließen. Möge ihr Opfer nicht vergessen werden. Ebenso sei diese Widmung der Republik Osper gewidmet, die am dreizehnten Tage des vierten Monats im Jahre 267 nach der Gründung ihr Dasein mit dem Vertrag von Wartock beendete.

13.3.344 OZ

Die letzten Soldaten

13 Tag des 3 Monats, im Jahr des Raben, 344 Jahre OZ

Alt bin ich geworden, alt und schwach. Am Ende meines Lebens schwindet mein Augenlicht, und meine Hände zittern immer stärker. All meine Freunde haben mich verlassen oder sind gestorben. In dieser Stunde bleiben mir nur meine Erinnerungen. Erinnerungen an Freude, aber auch an Grauen.

Ich bin müde geworden vom Kämpfen, Rennen und Streiten. So unendlich müde. Die letzten Jahre meines Lebens verbringe ich im Exil, weit entfernt von meiner alten Heimat im tiefen Norden, wo ich Zuflucht gefunden habe, beim Senat von Eridran. Ich habe alles verloren, was ich im Laufe meines Lebens aufgebaut habe. Alle, die ich in meiner Jugend kannte, sind längst tot, und selbst die geliebte Republik existiert nicht mehr.

Alle, die ich kannte, sind tot. Sie fielen im großen Krieg oder starben im Exil, wie ich bald, einsam und verlassen an einer Krankheit. Alle sind sie tot, bis auf einen, der noch genauso aussieht wie vor langer Zeit.

Jahrelang habe ich mit mir gerungen und niemandem diese Geschichte je so erzählt. Denn wer würde mir schon glauben? Doch heute, da mein Leben bald ein Ende findet, werde ich diese Geschichte aufschreiben, damit sie nicht in Vergessenheit gerät.

Viele Geschichten habe ich nach dem Untergang der Republik von diesem einen gehört. Ob sie wahr sind oder nicht, kann ich nicht bezeugen, da ich sie nicht selbst erlebt habe. Doch eine Geschichte werde ich erzählen, denn diese habe ich vor vielen Jahren selbst erlebt und seitdem nie vergessen können.

Die Geschichte, die ich heute niederschreiben werde, beginnt vor 80 Jahren im Jahr 261 nach der Gründung der glorreichen Republik Osper. Es war das erste Mal, dass ich auf denjenigen traf.

Zu dieser Zeit hatte sich die glorreiche Republik von dem zweiten Krieg gegen das Großfürstentum Falkenstein gut erholt. Dieser Krieg lag damals bereits 70 Jahre zurück. Zwei Generationen waren vergangen, und die Republik war sowohl militärisch als auch wirtschaftlich stärker als je zuvor. Wir waren stolz, überheblich und siegesgewiss gegenüber jedem Feind.

Ein neuer Krieg gegen das Reich Falkenstein schien für uns keine Probleme zu bereiten. Die Generäle betonten immer wieder, dass wir einen solchen Krieg nun mühelos gewinnen würden. Die Angst vor einem dritten Krieg verlor ihren Schrecken, und viele freuten sich sogar auf einen möglichen Krieg. Wir alle blickten zuversichtlich in die Zukunft. Zu diesem Zeitpunkt schien alles für eine glorreiche Zukunft zu sprechen, und niemand hätte geglaubt, dass die Republik in nur vier Jahren in Schutt und Asche liegen und die Welt sich für immer verändern würde.

In dem Zeitraum, in dem meine Geschichte spielt, dehnte sich die Republik in alle Richtungen bis in den Westen des Südkontinents aus.

Der edle Auftrag

17 Tag des 10 Monats, im Jahr des Ochsen, Jahre 261 OZ

1.

In der Garnisonstadt Weinheim erlebte ich einen schönen Tag mit kaum einer Wolke am Himmel. Die beiden Monde Soros und Boros schienen noch leicht blass, aber deutlich sichtbar. Ich freute mich auf diesen Tag, denn ich sollte nach zur Stadt Neusee versetzt werden, um von dort ein kleines Kommando im Osten zu übernehmen.

Am frühen Mittag wurde ich zur Westlichen 14. Armee Kommandantur gerufen. Es war nicht einfach, dorthin zu gelangen, denn Weinheim hatte kaum richtige Straßen und überall lag Schmutz herum. Die Stadt hatte keine Kanalisation und die meisten Straßen waren eng, sodass nur ein einfacher Ochsenkarren hindurchkam und dann nichts mehr. Zur Mittagszeit herrschte noch etwa Trubel, und überall rannten Händler von Ort zu Ort. Man konnte sagen, dass die Stadt dem Standard vieler anderer Städte der Republik entsprach.

Man mochte es nicht, aber fühlte sich gleich vertraut.

Obwohl ich rechtzeitig aufgestanden war, mein frühstück schon zu mir genommen hatte und frühzeitig losgegangen war, erreichte ich gerade noch rechtzeitig die kleine Kommandantur. Sie bestand aus vier großen, einfachen Stein gebauten Gebäuden, mehrere Holzhäusern und einem Pferdestall. Alles sah alt aus und schien nicht oft gepflegt zu werden. Nur ein kleines Schild mit der Aufschrift "Armee" deutete darauf hin, dass es sich um eine Armeeeinrichtung handelte. Das Hauptgebäude hatte zwei Stockwerke und war kein architektonisches Meisterwerk. Nur die Eingangstür war etwas verziert und zeigte das Wappen der Republik neben den Insignien der Armee. Keine Wache stand vor der Tür, und ich konnte nur einige Soldaten von weiten sehen, also öffnete ich die Tür selbst. Dahinter befand sich ein großer Raum, der wie die Außenmauern ohne Putz war, aber an den Wänden hingen Wandteppiche. In der Mitte des Raumes stand ein kleiner Tisch mit mehreren Stühlen, an dem ein junger Offizier saß. Der Offizier war kaum älter als 20 Jahre und trug den niedrigsten Rang eines Offiziers, wie ich an seiner Uniform erkennen konnte. Er schien gelangweilt und träumte vor sich hin. Als er mich nicht bemerkte, wurde ich wütend und rief laut: "Lang lebe die glorreiche Republik!" Der junge Offizier zuckte zusammen, erschrak und fiel fast von seinem Stuhl. Er schaute sich erschrocken um, sah mich entsetzt an und fragte dann sofort, wie er mir helfen könne. Zuerst war in seiner Stimme eine gewisse Hilflosigkeit zu hören, aber der junge Offizier fing sich schnell.

"Ich melde mich hiermit, wie befohlen, in der 12. Stunde in der 14. Armee Kommandantur. Ich soll mich persönlich beim 18. Marschall der Republik melden", sagte ich zu ihm und übergab ihm das Pergament mit dem Befehl, das mir ein Bote vor 3 Tagen in der Stadt Rija, 60 km nördlich von Weinheim, überreicht hatte

2.

"Einen Augenblick, Herr. Ich werde den 18. Marschall sofort benachrichtigen", sagte der junge Offizier, nachdem er die Pergamentrolle gelesen hatte. Er stand auf und verschwand hinter einer Tür, die rechts von seinem Tisch war. Ich nahm auf dem kleinen Holzstuhl vor dem Tisch Platz und sah mich etwas genauer im Raum um. Es schien, dass das Gebäude früher einmal eine anderen Zweck hatte, ich dachte an eine Kornkammer. Offensichtlich war dieser „Empfangsraum" nicht oft genutzt worden oder es war den Marschall egal, wie es hier aussah, zumindest vermutete ich dies.

Nach nicht einmal zwei Minuten kam der junge Offizier mit schnellen Schritten zurück. "Bitte kommen Sie mit. Der Marschall wartet schon auf Sie", sagte er und deutete auf die Tür, aus der er gekommen war.

Hinter der Tür befand sich eine Wendeltreppe, die zum Obergeschoss führte. Statt aus Stein waren die Treppenstufen jedoch aus einfachem Holz. Nach einigen Schritten erreichten wir das Obergeschoss und standen vor einer schön ausgeschmückten Tür. Der Offizier klopfte zweimal kurz und ein lautes "Herein" ertönte aus dem Raum. Der Offizier öffnete die Tür und wir traten ein.

3.

Der Raum war äußerst geräumig und erstreckte sich fast über die gesamte obere Etage. Links und rechts befanden sich Regale voller Bücher und Karten. Am Ende des Raumes stand ein großer Tisch, auf dem mehrere Karten lagen, neben ein paar leeren Krügen. Am Kopfende des Tisches saß ein alter Mann in einer Uniform, die noch älter zu sein schien als er selbst. Der Marschall war bereits sehr alt, ich schätzte sein Alter auf über 50 Jahre. Dennoch schien er nicht dem Tod nahe zu sein und war für sein Alter erstaunlich fit.

Mit einer leisen und alten Stimme bedankte er sich bei Karl, dem jungen Offizier, und bat mich näher zu kommen und nicht in der Tür stehen zu bleiben. <Karl> verließ den Raum, und ich trat zum Tisch des Marschalls vor, um mich gemäß den Armeevorschriften vorzustellen.

"Lang lebe die glorreiche Republik", begann ich mit dem üblichen Standardgruß. "Ich melde mich hiermit wie befohlen bei Ihnen."

Der Marschall machte eine bedeutungslose Geste und winkte mich mit seiner rechten Hand näher heran. "Ja, ja, ja, kommen Sie endlich näher! Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit, das Bier wird sonst warm", sagte er leicht genervt. Mit einem entschlossenen "Jawohl, Herr Marschall" trat ich sofort auf ihn zu, um mich seinem Tisch gegenüber zu positionieren.

Da ich in Osper als Offizier ausgebildet worden war, kannte ich die Armeevorschriften in- und auswendig. Daher war ich anfangs leicht irritiert, dass es der Marschall nicht mehr allzu genau daran hielt. Er bat mich, vor dem Tisch Platz zu nehmen, und las kurz die Papiere, die ich dabei hatte, bevor er direkt über meine Versetzung sprechen wollte.

"Also, junger Herr von Freibergen", begann er, "ich habe mir ein paar Berichte von Ihnen durchgelesen, und bis jetzt haben Sie Ihre Aufgaben sehr gut erledigt. Ich denke, Sie sind nun bereit für ein erstes größeres Kommando. Hier und in Rija werden Sie auf Dauer nicht glücklich werden. Deshalb schicke ich Sie nach Neusee Stadt. In der dortigen Außenpostenkommandantur hat mein Sohn das Kommando, und er sucht derzeit noch ein paar fähige Leute. Weitere Einzelheiten darüber, was genau Sie dort unternehmen werden, erfahren Sie vor Ort."

"Bedauerlicherweise müssen Sie gleich aufbrechen. Ich habe für Sie einen Platz auf einem Schiff gekauft das heute ablegen wird, und das nächste Schiff fährt erst in ein oder zwei Wochen ab, wenn wir Glück haben. Gehen Sie direkt zu Karl, er sollte alle Unterlagen haben, die Sie benötigen werden."

Mit diesen Worten beendete der Marschall das Gespräch und widmete sich wieder seinen Karten. "Ein Marschall hat immer recht, widersprechen Sie ihm nie", waren die Worte, die man mir in der Ausbildung eingeprägt hatte. Sie hallten nun in meinen Ohren, und ich brachte nur noch ein "Lang lebe die Glorreiche Republik" heraus, bevor ich mich entfernte.

Als ich das obere Stockwerk wieder verließ, drückte der junge Offizier mir zwei Pergamentrollen in die Hand. Eine war für den Kapitän des Schiffes, die andere für den Marschall in Neusee Stadt. Zudem reichte er mir einen recht kleinen Geldbeutel für die Reisekosten und bat mich, Buch darüber zu führen.

Immer noch leicht verwundert verließ ich das Gebäude. Ich holte noch einige meiner persönlichen Dinge aus meiner Bleibe im Gästehaus "Wildschein", die jedoch alle in eine Tasche passten, und begab mich sofort zum Hafen. Es war bereits spätnachmittags, und ich hoffte, dass das Schiff noch nicht abgefahren war.

4.

Der Hafen, in dem ich mich befand, war genau so klein, wie ich gedacht hatte. Etwa fünf Schiffe lagen vor Anker, abgesehen von einem Kriegsschiff, das gerade in einem Trockendock lag, um es wieder hochseetauglich zu machen. Die übrigen Schiffe waren Fracht- und Fischereischiffe, die zwischen Neusee Stadt und Osper pendelten.

Das Handelsschiff zu finden war einfach, denn die Bootsmänner machten gerade die Taue am Deck los. Es handelte sich um ein mittelgroßes Frachtschiff, das 15 Meter lang war und einen Mast hatte. Der Name des Schiffs war "Weleri so Goar", ein altelbischer Name, der etwa "Reiter des Meeres" bedeutete.

Ich begab mich sofort zum Schiff und fragte den Bootsmann, der vor dem Schiff stand und auf mich zu warten schien: "Sie sind der Passagier, der mit nach Neusee Stadt will?" Er fragte mich das, noch bevor ich etwas sagen konnte.

"Ja, hier sind die Papiere", antwortete ich und reichte ihm die Dokumente. Er schaute sie sich kurz an und meinte dann: "Ach ja, sehr gut. Sie kommen gerade noch rechtzeitig. Wir wollten gerade ablegen. Kommen Sie mit, ich zeige Ihnen Ihre Kabine. Sie haben Glück und haben eine Kabine für sich! Alle anderen schlafen in der Hauptkabine des Schiffes."

Wenige Minuten später, als ich auf dem Schiff war und meine wenigen Sachen in meiner Kabine verstaut hatte, verließ das Schiff den Hafen. Die Kabine war 2 Meter lang und 1,8 Meter hoch. In der Breite waren es immerhin fast 3 Meter, aber das Fenster war kaum größer als ein Loch.

Die ersten Tage der Reise nach Neusee Stadt verlief zum Glück ohne Probleme, und wir kamen zügig voran. Unterwegs machte ich mir Gedanken darüber, warum der Marschall mich so schnell auf den Weg geschickt hatte. Sicher, ich hatte bereits etwas Erfahrung in ein paar Schlachten gegen kleinere Ork-Armeen gesammelt, aber warum ausgerechnet nach Neusee Stadt? Nun ja, alles würde sich schon aufklären, wenn wir dort ankamen. Ich machte mir keine weiteren Gedanken mehr, denn die Schiffsreise bekam meinem Magen gar nicht gut.

5.

Am 24. Tag des Monats erreichten wir endlich den großen Neusee, der jedoch in Wirklichkeit kein See war, sondern ein Binnenmeer.

Die erste Tage waren ruhig und das Schiff fuhr langsam über das Meer, fast schon zu langsam.

Der 29. Tag des 11. Monats begann wie jeder andere Tag auf See. Die Wellen schaukelten das Schiff sanft hin und her, während wir unseren Kurs hielten. Doch gegen Abend änderte sich die Stimmung dramatisch, als ein gewaltiger Sturm über uns hereinbrach. Die Wolken verdunkelten den Himmel, und der Wind peitschte mit einer ungeheuren Kraft über das Deck.

Der Kapitän erkannte die Gefahr und gab sofort den Befehl, das Hauptsegel herunterzunehmen, bevor es von den heftigen Windböen zerrissen wurde. Die Matrosen arbeiteten geschickt und schnell, um den Anweisungen des Kapitäns Folge zu leisten. Die Segel wurden eingeholt und festgezurrt, während das Schiff den stürmischen Wellen trotzte.

Der Sturm tobte die ganze Nacht hindurch. Das Schiff wurde von den hohen Wellen auf und ab geworfen, und ich hatte mehrmals den bitteren Geschmack der Angst im Mund, als ich dachte, dass das Schiff jeden Moment kentern könnte. Doch immer wieder gelang es dem erfahrenen Kapitän und seiner Mannschaft, das Schiff zu stabilisieren. Sie navigierten geschickt durch die tobende See und bewahrten einen kühlen Kopf, während die Wellen über das Deck schwappten.

Ich hatte mich längst in meine Kabine zurück gezogen und konnte das ächzende und stöhnende Knarren der Holzbalken hören. Es schien, als ob sie unter der enormen Belastung brechen würden. Doch trotz der bedrohlichen Geräusche blieben die Balken standhaft und hielten dem Druck stand.

Als der Morgen anbrach, hatte sich der Sturm endlich gelegt, und die See beruhigte sich allmählich. Der Kapitän und seine Mannschaft überprüften das Schiff auf Schäden und waren erleichtert, dass wir keine Beschädigungen erlitten hatten. Das Schiff war unversehrt geblieben und bereit, die Fahrt fortzusetzen.

Am 31. Tag des 10. Monats, nach einer Woche auf See und vielen aufreibenden Momenten, konnten wir endlich den majestätischen Leuchtturm von Neusee Stadt am Horizont erkennen. Ein Gefühl der Erleichterung und Freude durchströmte meine müden Knochen, denn ich wusste, dass ich endlich am Ziel meiner Reise angekommen war.

Die prächtige Stadt Neusee

31 Tag des 10 Monats, im Jahre des Ochsen, 261 OZ

1.

Die Stadt Neusee, zu jener Zeit, war sie die zweitgrößte Stadt in der Republik und beherbergte die drittgrößte Bevölkerungsdichte unter den menschlichen Siedlungen auf der uns bekannten Welt. Obwohl sie erst vor 150 Jahren gegründet wurde, hatten hier fast eine Million Menschen ihre neue Heimat gefunden. Im Vergleich dazu hatte die Hauptstadt Osper gerade einmal 1,5 Millionen Einwohner und existierte seit über 600 Jahren. Trotzdem war selbst unsere Hauptstadt im Vergleich zur verhassten Hauptstadt des Reiches Großfürstentum Falkenstein, der Stadt Falkenstein, relativ klein. Es wurde berichtet, dass in Falkenstein über 2 Millionen Menschen leben, und es wurde behauptet, dass dort noch Elben anzutreffen sind. In der Republik selbst wurde seit über drei Generationen kein Elb mehr gesichtet. Daher glaubte ich diesen Geschichten nicht.

Der rasante Bevölkerungszuwachs von Neusee war auf einen bestimmten Grund zurückzuführen. Vor 121 Jahren wurde eine Landverbindung zum Königreich Löwenstein und damit auch zum alten Eridranischen Reich wiederhergestellt. Dadurch blühten die alten Handelsstraßen wieder auf, die einst das Südreich mit Löwenstein und dem Nordreich verbanden. Die kleine Stadt Neusee entwickelte sich innerhalb weniger Jahre, von einem Fischerdorf zu einer Großstadt und es wurde zu einem blühenden Handelszentrum zwischen dem Reichen.

2.

An einem späten Morgen erreichten wir den gewaltigen Hafen von Neusee Stadt. Da ich noch nie zuvor dort gewesen war, begab ich mich auf das Oberdeck, um einen genaueren Blick auf den Hafen zu werfen. Vor mir erstreckte sich ein atemberaubender Anblick - über Hundert Schiffe ruhten im Hafenbecken. Ich zählte mehr als 40 imposante Großhandelsschiffe, von denen jedes allein über 30 Meter lang war und mit stolzen zwei Masten ausgestattet war.

Die restlichen Schiffe bestanden hauptsächlich aus mittelgroßen Fischerbooten, und ich konnte auch einige Kriegsschiffe erkennen. Letztere schienen jedoch nicht allzu oft in See zu stechen, da ihr Zustand sichtlich schlecht war.

Am frühen Morgen war bereits reges Treiben im Hafen zu beobachten. Die Schiffe wurden beladen und für bevorstehende Seereisen vorbereitet. Die Arbeiter, die wie winzige Ameisen wirkten, waren unermüdlich damit beschäftigt, die Waren zu verladen oder zu entladen.

Als wir uns dem Hafen auf wenige hundert Meter näherten, stiegen 12 Männer in die beiden kleinen Beiboote und begannen damit, das Schiff mit mehreren Tauen in den Hafens zu ziehen.

Kurz bevor wir den Kai erreichten, trat der Bootsmann auf mich zu und begann ein Gespräch. Es stellte sich heraus, dass unsere Ladung, wie er mir erklärte, aus Pferdezügeln und Leinen bestand, die als Nachschub für die Armee in Neusee Stadt gedacht waren.

"Wir werden bald am Hafen anlegen, Sie können schon einmal Ihre Sachen zusammenpacken. Zu der Kaserne, in die Sie wollen, ist es dann nicht mehr weit. Wir müssen selbst ein paar Waren dorthin bringen. Wenn Sie ein paar Minuten warten, zeigen wir Ihnen den Weg", sagte er freundlich.

Da ich aber ungeduldig war, wollte ich so schnell wie es geht los.

"Nein danke, aber ich habe leider keine Zeit. Können Sie mir den Weg zur Kaserne erklären?", fragte ich höflich.

"Natürlich, kein Problem. Laufen Sie einfach die Hauptstraße entlang. Sie führt Sie direkt zur Kaserne", antwortete er mit einem kleinen Lächeln auf dem Gesicht.

"Vielen Dank und einen schönen Tag noch", wünschte ich ihm.

"Nun ja, den werden wir haben, wenn wir erst einmal alles abgeladen haben", erwiderte er und ein breites Grinsen erschien auf seinem Gesicht.

Ich konnte erahnen, woran er dachte. Neusee Stadt war in der gesamten Republik für ihre liberale und freizügige Atmosphäre bekannt.

Ein paar Minuten später machte das Schiff am Kai fest. Ich packte schnell meine wenigen Sachen zusammen, obwohl ich immer noch mit Magenproblemen zu kämpfen hatte und die Erinnerung an den Sturm in mir nachhallte. Natürlich konnte der Kapitän nichts dafür, aber dennoch bedankte ich mich bei ihm für die Reise. Er hatte jedoch keine Zeit für mich, da er damit beschäftigt war, dafür zu sorgen, dass die Waren so schnell wie möglich vom Schiff gebracht wurden, um neues Gut zu laden.

Er winkte mich nur ab und murmelte noch etwas von "viel Glück".

Die Waren wurden sehr zügig von Bord gebracht und auf Holzwagen verladen, um abtransportiert zu werden. Als ich den Kai betrachtete, war mir zunächst etwas mulmig zumute. Der Kai bestand lediglich aus Holzbrettern, die aneinandergebunden waren. Doch er erwies sich als äußerst stabil und bewegte sich keinen Millimeter, während die Wellen sich an den Pfeilern brachen.

3.

Ich lief entschlossen in Richtung Stadtkern und fand die Hauptstraße recht schnell. Sie begann direkt am Hafengelände, inmitten der beeindruckenden Lagerhäuser. Solche riesigen Lagerhäuser hatte ich zuletzt in Osper Stadt gesehen, aber hier in Neusee Stadt schienen sie noch größer und imposanter zu sein. Es waren teils beeindruckendes architektonisches Meisterwerk. In der Tat war der Hafen von Neusee Stadt deutlich größer als der in Osper Stadt, was seine Bedeutung als Handelszentrum unterstrich.

Nach guten 10 Minuten hatte ich das Hafengelände hinter mir gelassen und setzte meinen zügigen Schritt auf der Hauptstraße fort. Mit jedem Schritt, den ich auf dem gepflasterten Weg tat, fühlte ich, wie sich die Menschenmenge um mich herum verdichtete. Die Hauptstraße von Neusee Stadt war breit und in einem guten Zustand gehalten, und sie war mit großen Steinplatten gepflastert. Dadurch konnte man sowohl zu Fuß als auch zu Pferd schnell vorankommen. Es war ein lebhaftes Treiben, das mich umgab, während Menschen aller Art an mir vorbeieilten. Händler preisen ihre Waren an, Kinder spielten vergnügt und die Straße war erfüllt von dem Klang von Gesprächen und dem Klappern der Pferdehufe.

Die meisten Gebäude entlang der Hauptstraße waren aus Stein und hatten zwei Stockwerke, während einige sogar drei Stockwerke aufwiesen. Die Architektur war immer wieder beeindruckend, mit verzierten Fassaden und kunstvollen Fensterbögen. Es war offensichtlich, dass die Stadt ihren Wohlstand genoss. Doch ab und zu sah man auch noch vereinzelte Holzhäuser, die einen Hauch von Nostalgie in die Szenerie brachten. Diese Holzhäuser waren in der Regel einfacher gestaltet. Einige von ihnen waren jedoch mit liebevollen Schnitzereien verziert und strahlten eine warme Atmosphäre aus.

Ich setzte meinen Weg fort, neugierig darauf, was mich noch alles in dieser faszinierenden Stadt erwarten würde. Neusee Stadt schien voller Leben, Energie und Möglichkeiten zu sein, und ich konnte es kaum erwarten, all die verborgenen Schätze zu entdecken, die diese pulsierende Metropole zu bieten hatte.

4.

Nach einem langen Fußmarsch erreichte ich endlich die Kaserne, von der ich gehört hatte. Die Kaserne, die ich mir zunächst als imposantes Gebäude vorgestellt hatte, war kleiner als erwartet. Eine zwei Meter hohe Steinmauer umgab das Gelände, und ein einfaches Holztor stand offen. Die Kaserne selbst bestand aus zwei dreistöckigen Steinbauten, vielen kleineren Gebäuden und zwei Pferdeställen, die mit Pferden gefüllt waren. Es sah so aus, dass dies kein wichtiger Stützpunkt für die Armee war. Wie ich später herausfand, gab es in Neusee Stadt, mehrere von solchen kleinen Kasernen.

Der Eingang wurden von zwei Wachen bewacht, die mich genau anschauten. Ich hatte schon fast befürchtet, dass ich am falschen Ort war, als plötzlich ein über 1,9 Meter großer und gut gebauter Rekrut aus einem der großen Gebäude kam, kurz verwirrt schaute und sofort auf mich zueilte, als er mich sah. Seine Augen waren von einem smaragdgrünen Farbton, der fast zu leuchten schien, wenn man in sie blickte.

Sein gesamtes Erscheinungsbild strahlte eine mir zu diesem Zeitpunkt unbekannte Macht aus. Zum ersten Mal sah ich denjenigen, der alles zerstören sollte, was ich so sehr geliebt hatte.

"Lang lebe die Republik. Sind Sie Markus von Freibergen, der mit dem Schiff gekommen ist?“, fragte er mit einer festen Stimme.

"Lang lebe die Republik. Ja, ich bin Markus von Freibergen. Bin ich hier in der 19. Außenposten-Kommandantur?"

"Ja, das hier ist die 19. Außenposten-Kommandantur. Ich wollte wie gestern schon, sie vom Hafen abholen, man weis ja nie wann Schiffe ankommen, aber das hat sich ja gerade erledigt, wie ich sehe. Kommen Sie bitte mit, ich bringe Sie gleich zum Kommandanten. Er hat morgens immer Zeit und wird Sie daher empfangen können.“

Er machte einen höflichen Eindruck, und ich hatte nun keine weiteren Sorgen, denn ich war endlich angekommen und freute mich auf meine neuen Aufgaben.

5.

Ich folgte ihm, und wir gingen in das größte Gebäude. Es war ein schönes Steinhaus, das innen aber nur spärlich möbliert war. Ein paar einfache Holzbänke waren die einzigen Sitzgelegenheiten. Im Haus selbst waren nur wenige Menschen unterwegs, die meisten davon einfache Diener. Auf dem Flur sah ich zwei Soldaten, die gerade einen Raum verließen, als wir vorbeigingen.

"Es scheint hier nicht viel los zu sein, oder?", fragte ich höflich und der Rekrut lächelte mich leicht an.

"Ja, derzeit ist hier nicht viel los. Die meisten von uns bereiten sich auf eine kleine Mission zum neuen Außenposten vor."

"Ein neuer Außenposten? Wissen Sie, wie weit entfernt er ist, wenn ich fragen darf?"

"Der neue Außenposten ist fast zwei Wochen entfernt. Wir sollen die Leute dort ablösen, die bereits seit sechs Monaten dort sind. Soweit mir bekannt ist, sollen Sie auch dorthin versetzt werden."

"Oh, danke für die Information", antwortete ich und war gespannt auf die bevorstehende Mission und meine neue Rolle an diesem entlegenen Außenposten und gleich auch enttäuscht, dass ich diese schöne Stadt so schnell verlassen musste.

Zu einem Außenposten sollte ich also versetzt werden und das sofort und ich durfte nicht noch einige Tage hierbleiben, meine Freude war daher nur kurz, aber als erste Aufgabe, gab es schlimmeres.

Wir erreichten eine Treppe, die zu einer Tür führte, die ähnliche Muster hatte wie die Tür zum Marschall in Weinheim. Erst jetzt bemerkte ich, dass es ein Familienzeichen war, das einen kämpfenden Löwen und eine Schlange zeigte.

Der Rekrut klopfte einmal an die Tür und öffnete sie ohne auf eine Antwort zu warten. Wir betraten den Raum, der auf den ersten Blick große Ähnlichkeit mit dem Raum des Marschalls in Weinheim hatte, jedoch deutlich größer war.

Der Kommandant stand vor einem großen Holztisch in der Mitte des Raumes und studierte eine Karte. Er war Mitte 30 und trug eine einfache Uniform ohne Orden. Das auffälligste Merkmal war seine halbglatze.

Der Kommandant warf einen kurzen Blick zur Tür und sprach dann den Rekruten an. "Na, schon wieder zurück?"

"Er ist mir unten in die Arme gelaufen, Herr Kommandant."

"Da haben Sie aber Glück gehabt, dass Sie nicht bis zum Hafen laufen mussten, ich weis ja wie gestern es Warm war.“

Der Kommandant lachte kurz, setzte sich und bat mich, Platz zu nehmen. Bevor ich etwas sagen konnte, wandte er sich jedoch wieder dem Rekruten zu.

"Bereiten Sie alles vor, ich denke, in ein paar Stunde könnt ihr losgehen."

"So lange werden wir nicht brauchen, wir haben gestern bereits alles fertig gepackt.“

Der Rekrut verließ den Raum, und der Kommandant wandte sich mir zu.

"Lang lebe die Republik. Ich melde mich hiermit wie befohlen", sagte ich und reichte ihm die Befehlspapiere.

"Lang lebe die Republik. Hat man Sie schon über die Mission aufgeklärt?"

"Nur das Notwendigste. Mehr Informationen sollte ich hier bekommen."

"Nun, es ist schnell erklärt. Vor etwa 6 Monaten haben wir in der Nähe einer alten Schattenburg einen Außenposten errichtet. Die Republik plant, weiter nach Westen zu expandieren, und um Probleme mit Straßenbauern zu vermeiden, sollen wir einen Außenposten aufbauen und die Umgebung von Orks säubern. Vor 3 Monaten erhielt ich die Nachricht, dass der erste Stellvertreter am Außenposten in der Nähe der Schattenburg zerrissen aufgefunden wurde und das Wortwörtlich. Der Kommandant bat mich in einem Brief, bei der nächsten Ablösung einen fähigen Mann zu schicken. Leider habe ich vor 4 Wochen meinen besten Offizier bei einem kleinen Orkgeplänkel verloren und der arme Kerl muss jetzt ohne Arme auskommen, und alle anderen Offiziere werden derzeit hier und in Neusee Stadt benötigt. Mein Vater, der mich zufällig auch vor vier Wochen besucht hat, hatte zufällig von einem guten Soldaten gehört und meinte, er würde sich wenn er in Weinheim ist nur langweilen."

Der Kommandant lachte erneut kurz und fuhr fort. "Nun sind Sie hier, zum Glück. Wären Sie drei Wochen später gekommen, hätten wir bereits tiefen Schnee in den Bergen, und Sie hätten einen großen Umweg machen müssen. Sie brechen wie es aussieht noch heute zum Aussenposten Baumart auf. Sobald Sie dort sind, werden Sie die nächsten 6 Monate bleiben und dann abgelöst werden. Dann bleiben Sie für einige Monate hier in Neusee Stadt, und dann sehen wir weiter. Ich denke, das war es. Gibt es noch Fragen?“

Ich war eingeschüchtert und hatte viele fragen und antwortet damals dann auch mit folgenden Satz.

"Ich glaube, ich habe alles. Lang lebe die Republik."

"Lang lebe die Republik, und viel Glück.“

6.

Ich verließ das Gebäude und wollte gerade das andere betreten, als ein kleiner Trupp Soldaten herauskam. Es waren 10 einfache Soldaten, die ihr Marschgepäck bereits fertig gepackt hatten, und auch der Rekrut Oliwarus war dabei.

Keiner der Soldaten schien älter als 30 Jahre zu sein.

Oliwarus kam auf mich zu und sagte: "Das hier sind alle, wir hatten alle gestern fertig gepackt und sind startbereit, Herr Offizier."

Anscheinend machte es den Soldaten nichts aus, dass der junge Rekrut sie vorführte. Seine Größe und Ausstrahlung waren extrem präsent und überstrahlten alle anderen.

Ich war etwas verärgert, und mein Ton war nicht sehr freundlich, als ich zu ihm sprach. "Stehlen Sie mir die Soldaten jetzt auch noch vor, oder soll ich raten?"

Er warf mir einen kurzen, scharfen Blick zu, und seine Augen schienen wie grünes Feuer zu brennen. "Entschuldigung, ich habe es vergessen."

Dann stellte er mir nacheinander die Soldaten vor, wobei ich hier nur die wichtigsten nennen werde, an die ich mich erinnere.

Der größte von allen war Araturs von Merke, 1,8 Meter groß und bereits 29 Jahre alt. Er war ein kräftiger Mann und trug ein Breitschwert sowie einen leichten Plattenpanzer.

Die Brüder Paulus und Gaius aus Salmen waren fast gleich groß, etwa 1,7 Meter. Sie trugen Armbrüste und Kurzschwerter, ihre Rüstung bestand aus leichtem Leder. Paulus war 23 Jahre und Gaius 24 Jahre alt.

Kohlus von Chriab und Faramator aus Drusku waren 1,6 Meter und 1,7 Meter groß. Der einzige Unterschied war ihre Körpergröße. Beide waren 26 Jahre alt, trugen Kettenrüstungen und hatten identische Kurzschwerter. Lediglich ihre Gesichter und Haare unterschieden sie.

Oliwarus von Istar war mit seinen 1,9 Metern eine unübersehbare Person. Er trug nur seine Rekrutenuniform und führte ein Kurzschwert und einen langen Dolch mit sich. Eine Rüstung oder andere Schutzausrüstung schien er nicht zu tragen. Oliwarus hatte als einziger "Gepäck" eine kleine Tasche bei sich, in der jedoch nicht viel zu sein schien.

Der Kleinste von allen war Willem Araswaldor, der gerade einmal 1,4 Meter groß war und fast die Größe eines Zwerges erreichte. Neben einem langen Dolch führte er eine Doppelarmbrust als Waffe.

Julius aus Bergen war mit knapp 30 Jahre alt und der älteste.

Die anderen drei Soldaten trugen mehr oder weniger die Standardausrüstung.

Ich selbst trug ein leichtes Kettenhemd und führte ein normales Kurzschwert als Waffe.

Nachdem Oliwarus mir die Soldaten vorgestellt hatte, zeigte er mir auf einer Karte den Weg zum Aussenposten Baumart. Er hatte zwei Wege eingezeichnet: einen längeren Weg, der jedoch nicht an Orkgebieten angrenzte, und einen schnelleren Weg, der jedoch ein Orkgebiete berührte aber deutlich schneller war.

Der Kommandant würde es mir frei stellen welche Weg ich wählen würde und so entschied ich mich.

7.

Die Pferde waren bereits komplett beladen und mit Proviant für die gesamte Reise versehen.

Obwohl Oliwarus immer noch arrogant und überheblich wirkte, schien er einmal ein guter Offizier zu werden. Bislang hatte er alles so gemacht, wie ich es wollte, und obwohl er noch ein Rekrut war, schien er der Kompetenteste von allen zu sein. Während unseres Gesprächs, das etwa eine halbe Stunde dauerte und in dem wir den Weg besprachen, vergaß ich meine alten Zweifel, was ich später bereuen sollte.

Ich erklärte den anderen Soldaten die Route, und sie reagierten nicht gerade begeistert. Der Weg führte teilweise über kleine Berge, und die Möglichkeit, auf Orks zu stoßen, sorgte nicht gerade für Jubelschreie (um es gelinde auszudrücken). Dennoch hörte ich keinen Widerspruch. Es wurde zwar gemurmelt, dass sie es "toll" finden würden oder dass es "ein Spaß werden könnte", aber keinen direkten Widerspruch.

Der Mittag näherte sich langsam und machten uns sofort auf den Weg. Wir wollten bis zum Abend noch ein gutes Stück vorankommen.

Ich befahl "Aufsitzen!" und wir bewegten uns durch die Stadt Neusee so schnell wie möglich.

Neusee Stadt erschien mir wie ein riesiges Chaos, und ich erkannte keinen Mittelpunkt wie einen großen Markt. Das größte Gebäude schien die gewaltige Hauptarmeezentrale zu sein, von der ich jedoch nur die 10 Meter hohe Außenmauer und die mehr als 30-35 Meter hohen Hauptgebäude aus der Ferne erkennen konnte.

Nach einigen Minuten erreichten wir einen Tempel der Korwiks Gläubigen und schließlich das Westtor von Neusee Stadt. Die Soldaten am Tor winkten uns nur durch, und so verließen wir kurz nach Mittag Neusee Stadt.

Das war mein erster und für lange Zeit letzter Tag in Neusee Stadt gewesen. Ich hatte bereits so viel über diese Stadt gehört - man könnte dort in wenigen Tagen reich werden, Handel mit dem Eridranischen Reich treiben und noch vieles mehr. Für mich war alles sehr aufregend, und tief in meinem Herzen freute ich mich, denn vor Kurzem war ich noch in dem langweiligsten Nest seit Anbeginn der Zeit gewesen, so schien es mir.

Während wir durch das Stadttor ritten, sah ich nun auch die Ebene die um Neusee war. Es gab dort kaum noch Bäume und alles war voller Felder.

Die weiten Gefilde der Neusee-Ebene

31 Tag des 10 Monats, im Jahre des Ochsen, 261 OZ

1.

Nachdem wir Neusee Stadt durch das Westtor verlassen hatten, ritten wir etwa 10 km entlang des Neusees, bevor wir weiter geradeaus in Richtung der Schattenberge zogen. Die Berge erschienen mir in der Ferne groß und unendlich. Ich konnte nur einen Bruchteil ihrer Größe erfassen. Die gewaltigen Schattenberge waren zu diesem Zeitpunkt noch mehr als 100 km entfernt und trugen weiße Schneekappen, die selbst im Sommer nur mit angemessener Ausrüstung überquert werden konnten, sofern man überhaupt den Versuch wagte, denn jenseits der Berge lag das Land der Orks.

Um alle etwas aufzuheitern sang Willem Araswaldor ein Lied für uns und für sich selbst auf seinem Pferd.

"

In fernen Landen, weit von der Heimat entfernt,

Ein tapfrer Soldat zieht ins Feld.

Sein Schwert an der Seite, der Rüstung so schwer,

Ein Herz voller Sehnsucht nach dem Heimatort.

In eisigen Schlachten, auf blutigem Grund,

Er kämpft für die Republik und für sein eigenes Land.

Die Trommeln erschallen, der Himmel ist grau,

Doch sein Mut und seine Treue halten ihn aufrecht.

O, tapferer Soldat, fern von der Heimat,

In der Ferne singt man von dir, laut und fein.

Dein Name erklingt in jedem fernen Land,

Ein Held, der stets kämpft, mit dem Schwert in der Hand.

Die Tage sind lang, die Nächte sind kalt,

Er denkt an die Heimat, an das Zuhause am See und Wald.

Die Blumen am Bach, das Lachen der Weiber,

Er sehnt sich nach Frieden, nach einem warmen Met'.

Die Jahre vergehen, der Krieg zieht vorbei,

Die Narben am Körper, die Seele aber frei.

Der Soldat kehrt heim, mit Ehre und Stolz,

Die Heimat begrüßt ihn, mit Jubel und Schrei.

O, tapferer Soldat, heimgekehrt aus der Welt,

Ein Mann, der gekämpft, der viel hat erduldet hat.

Die Menschen erzählen von deiner Geschichte,

Von einem Helden, fern von der Heimat.

In stillen Momenten, beim Feuer am Herd,

Er erzählt von den Kämpfen, von der Heldentat die er tat.

Die Kinder lauschen, die Augen so weit,

Vom tapferen Soldaten, der das Böse besiegt und die Republik befreit.

So singen wir Lieder von diesem Soldat,

Von seinem Mut und seiner Kraft.

Möge sein Weg immer sicher und klar sein,

Der tapfere Soldat, ein Held der Republik.

O, tapferer Soldat, fern von der Heimat,

In der Ferne singt man von dir, laut und fein.

Dein Name erklingt in jedem fernen Land,

Ein Held, der stets kämpft, mit dem Schwert in der Hand."

2.

Als die Sonne unterging, hatten wir bereits über 30 km hinter uns gelassen und schlugen unser Lager bei einem großen Baum auf. Da wir uns noch in der Nähe von Neusee Stadt befanden und bisher kein Ork sich so nah heran gewagt hatte, stellten wir keine Wache auf. Aufgrund der warmen Temperaturen entschieden wir uns gegen ein Feuer und legten unsere Waffen neben uns, um im Falle eines ungebetenen Besuchs nicht lange danach suchen zu müssen.

Am nächsten Morgen wurde ich gerade wach, als die Sonne aufging. Ich sah, wie einer meiner Männer bereits angezogen neben einem Baum saß und ein Buch las. Da es noch nicht hell genug war, um ein Buch zu lesen, wunderte es mich. Als ich aufstand, erkannte ich, dass es Oliwarus von Istar war.

Noch halb im Schlaf setzte ich mich auf und sprach ihn an. "Guten Morgen. Ist es nicht noch zu dunkel, um ein Buch zu lesen? Und wie lange sind Sie schon wach?" Er blickte mich kurz an und schien überrascht zu sein, dass ich schon wach war. Es schien Sekunden zu dauern, bis er antwortete: "Oh, Sie sind wach!? Nun ja, ich lese nicht im Dunkeln, wenn Sie das meinen. Ich habe mir nur angeschaut, ob das Buch noch in Ordnung ist und keine Beschädigungen hat. Es ist ein altes Familienerbstück, und ich lasse es ungerne für lange Zeit aus den Augen. Ich bin erst vor ein paar Minuten aufgestanden, habe mich angezogen, und da waren Sie ja auch schon wach."

Er log mich an, aber zu diesem Zeitpunkt erschien mir die Ausrede plausibel, und ich hakte nicht weiter nach. Stattdessen stand ich langsam auf und zog meine Sachen an. Die anderen Soldaten schienen noch tief und fest zu schlafen und schnarchten um die Wette.

Ohne viel nachzudenken, fragte ich ihn, ob ich das Buch kurz sehen könne. Er stand auf und reichte mir das Buch. Es war in feines Leder gebunden, und das Papier war weiß, als wäre es gerade erst hergestellt worden. Zu meiner Verwunderung war das Buch in Alt-Eridranisch geschrieben, und ich konnte nur wenige Worte verstehen.

Leicht verwundert fragte ich ihn: "Das sieht mir nach Alt-Erdiranisch aus. Ich kann es leider nicht lesen. Dürfte ich fragen, was in dem Buch steht?" Mit einem kleinen Lächeln auf seinem Gesicht antwortete er.

„Ja, es ist Alt-Eridranisch. Mein Vater hat es mir beigebracht, als ich noch jung war. Das Buch selbst ist ein Lehrbuch der Magier von Kasaos. Ich habe es geschenkt bekommen."

Ich hatte vor langer Zeit von den Magiern von Kasaos gehört, sie standen Ursprünglich von Nord Kontinent und waren lange vor der Republik ausgelöscht worden und hakte daher etwas nach. "Die Magier von Kasaos? Ich dachte, sie wären schon längst ausgestorben, und das schon vor Jahrhunderten!"

Er schaute mich mit einem ruhigen Gesichtsausdruck an und antwortete: "Ja, die Magier-Religion ist eigentlich vor langer Zeit ausgestorben. Ich habe das Buch vom einen der letztem Großmeister Agleg bekommen, der hier im Süden im Exil Lebte, als Abschiedsgeschenk.“

Oliwarus macht einen nachdenkliches Gesicht.

„Das ist aber schon viele Jahre her. Seitdem lese ich in dem Buch immer wieder einmal.“

Wurden Sie etwa in den Künsten der Magie ausgebildet?"

Jetzt kam ein leichtes Lächeln über sein Gesicht, und lachend erzählte er: "Der Großmeister hat gesagt, dass ich einiges kann und vieles nicht. Nur meine eigene Arroganz ist noch größer.“

"Was haben Sie denn genau bei den Magiern gelernt?"

Dieses Thema interessierte mich sehr stark, da es keine Magier mehr in der Republik gab, und es viele Geschichten über die alte Magier-Religion im Umlauf waren. Besonders die Geschichten über den Schattenkrieg und den Hexer Xarabus beeindruckten immer noch viele Menschen.

"Nun ja, ein paar kleine Dinge hier und da, nicht sehr viel", antwortete er trocken.

Ich fand die Unterhaltung recht interessant und wollte noch mehr erfahren. "Zum Beispiel?"

Oliwarus erhob seine rechte Hand, öffnete sie und zeigte damit auf eine kleine Blume, die herausgerissen neben mir lag. Ein Windstoss kam auf und die Blume schwebte davon.

Ich war verblüfft und erschreckt zugleich, sodass ich in den ersten Sekunden kein Wort mehr herausbrachte. War das Magie oder nur der Wind.

Als ich ihn anschaute strahlte Oliwarus er eine Macht aus, der sich nichts entziehen konnte. Ich fühlte mich auf einmal klein und unbedeutend, und es kam mir für kurze Zeit so vor, als wäre ich nicht würdig, mich in der Nähe von Oliwarus aufzuhalten. Selbst die Welt um mich schien für kurze Zeit stillzustehen.

Er erkannte es und ergriff daraufhin gleich wieder das Wort, und die Macht, die er ausstrahlte, verging zugleich.

"Nun ja, ich glaube es war mehr der Wind als ich, Magie ist mehr als man denkt und selbst ich habe eigentlich noch nichts gesehen, ich bin wie ein Sandkorn in der Wüste. Wenn sie verstehen was ich meine."

Er hielt kurz inne und fuhr dann fort.

"Aber selbst kleine Dinger der Magie bedürfen einer Macht, die nur wenige in sich tragen, und noch weniger können sie benutzen. Selbst ich muss mich stark konzentrieren, damit eventuell irgendwas funktioniert."

Auf einmal Sprach der mit einer festen und Klaren stimme. "Darf ich mein Buch wieder haben, Herr von Freibergen?"

Ich zögerte kurz eine Sekunde, gab es ihn wieder. Als er das Buch hatte, steckte er es in seine Tasche, die neben ihm lag.

Er machte nicht gerade den Eindruck, als wäre er erschöpft, doch seine Worte klangen so beruhigend und ehrlich, dass ich einfach jedes Wort daran glaubte und mir keine weiteren Sorgen mehr machte und tatsächlich vergass ich alles bis zum Nachmittag wieder und erinnerte mich erst später wieder daran.

Später sollte ich das noch bitter bereuen und seine wahre Macht erkennen.

"Aber es ist immer noch höchst beeindruckend. Aber nun zu einem anderen Thema: Wie lange glauben Sie, werden wir noch zum Außenposten brauchen? Auf der Karte kann man das nicht genau einschätzen."

Er überlegte kurz und meinte: "Bis zum kleinen Bergpass brauchen wir noch etwa eine Woche, wenn wir Glück haben. In zwei oder drei Tagen sollten wir dann den Bergpass geschafft haben. Dann ist es nicht mehr weit. Ich schätze, wir werden dann noch maximal eine weitere Woche brauchen, bis wir den Außenposten erreichen."

Gerade hatte er den letzten Satz gesagt, als er auf die schlafenden Soldaten blickte. Wie auf unsichtbares Kommando hin wachte

Aratus einer mit einem lauten Gähnen auf und streckte sich. Er gähnte noch einmal so stark, als wollte er sich gerade wieder hinlegen.

"Aaaa, war das eine Nacht. Auf dem Boden schläft es sich nicht annähernd so gut wie auf dem Holzbett in der Kaserne", sagte er und streckte sich noch ein paar Mal. Dann suchte er nach seiner Wasserflasche. Nachdem er sie halb leer getrunken hatte, drehte er sich zu mir um.

"Guten Morgen, wann brechen wir auf, Herr Offizier?"

"In etwa einer Stunde erst. Wir warten, bis es komplett hell ist, sodass wir einen weiten Überblick haben", antwortete ich ihm.

Einer nach dem anderen wachten jetzt auf, und nachdem alle etwas gegessen hatten, machten wir uns alle für die weitere Reise fertig. Auch die Pferde hatten sich ausgeruht, sodass wir schnell vorankamen.

Die Ebene von Neusee war recht kahl. Es gab nur ab und zu ein paar Bäume und hier und da ein paar Sträucher. Ansonsten gab es nur Gras, und von den Schattenbergen wehte kalter Wind herab, je näher wir ihnen kamen.

Sehr oft trafen wir auf unserem Weg auf von Rost zerfressene Waffen und Teile von Rüstungen sowie einigen Knochen. Die gesamte Neusee-Ebene war ein einziges großes offenes Grab, Überreste vom großen Schattenkrieg.

Hier in der Neusee-Ebene hatte einst eine der größten Schlachten des Schattenkrieges stattgefunden. Je näher wir den Schattenbergen kamen, desto mehr Überreste sahen wir nun. Nun, zumindest das, was davon noch übrig war. Sehr oft konnte man nur noch Bruchstücke der Rüstungen sehen. Dank des kalten Windes, der stetig von den Bergen wehte, waren jedoch einige Knochen gut erhalten geblieben.

Als es dunkel wurde, erreichten wir eine alte Wehrmauer der Schattenarmee. Von der Wehrmauer war nicht mehr viel übrig geblieben, aber sie bot uns Schutz vor dem kalten Nachtwind. So schlugen wir unser Lager für diese Nacht dort auf.

Ganz wohl war uns dabei jedoch nicht, denn um die ganze Wehrmauer herum lagen Ork- und Menschenskelette. Ein Großteil davon war schon zu Staub zerfallen.

Einige Männer sammelten Holz, sodass wir ein kleines Feuer machen konnten, das uns alle etwas wärmen sollte. Die Männer waren froher Dinge, trotz all der vielen Toten, die um uns herum lagen.

Die beiden Brüder Salmen waren die Einzigen, die eine gedrückte Stimmung verbreiteten. Mitten am Lagerfeuer sagte Paulus von Salmen plötzlich:

"Wie viele mögen wohl hier erschlagen worden sein? Soweit man sehen kann, liegen hier Skelette."

Sein Bruder nickte ihm zu und meinte dann: "Ja, das möchte ich auch gerne wissen. Hier muss eine grauenhafte Schlacht getobt haben."

Die Brüder waren nicht gerade die Tapfersten, wie ich feststellte. Sie waren sichtlich nervös.

Da ergriff plötzlich Oliwarus das Wort. Er hatte sich bis jetzt aus der Unterhaltung herausgehalten. Mit einer ruhigen, aber kraftvollen Stimme sprach er, und im Schein des Feuers gab er einen guten Erzähler ab.

"Hier in der nähe tobte einer der größten Schlachten im Schattenkrieg, wenn nicht sogar die größte Schlacht."

"Etwa 307 Jahre vor der Gründung der Republik Osper wurde dort die größte Schattenarmee geschlagen, die es noch gab. Mehr als Hunderttausend Orks sollen hier getötet worden sein, und etwa 300.000 Menschen. Und so begann er mit der Geschichte der Schlacht um die Fest Windeck.

Die Schlacht bei Windeck

1.

Es war ein kühler Abend, der 18. Tag des 4. Monats im Jahr 1378 nach der Gründung des Reiches Eridran. Generalfeldmarschall Tarkos Horkenus von Falkenstein stand auf einem kleinen Hügel, umgeben von dutzenden erschlagenen Orks und da Soldaten des Reiches Balschur. Das Schlachtfeld erstreckte sich über mehrere Kilometer und bot ein Bild des Grauens.

Vor Erschöpfung kniete er nieder und klammerte sich mit beiden Händen fest an seinem Schwert. Der 53 Jahre alte Generalfeldmarschall kannte den Tod wie kaum ein anderer. In unzähligen Schlachten hatte er bereits gekämpft und Tausende von Orks und Soldaten niedergestreckt. Doch diese Schlacht hatte ihm all seine verbleibende Kraft abverlangt, und er fühlte eine unendliche Müdigkeit.

Trotz der vielen Jahre hatte er sich nie an das Töten gewöhnt. Es ekelte ihn immer noch an, doch da es seine Pflicht war, tat er es. Langsam begann es zu dämmern, obwohl er nicht auf sein Breitschwert schaute. Er wusste, dass schwarzes Orkblut von ihm tropfte und sich zwischen seinen Füßen zu einer schmierigen schwarzen Pfütze sammelte. Der Gestank des Todes lag über der Ebene.

Erschöpft warf er einen Blick auf das Schlachtfeld, auf dem den ganzen Tag über eine gewaltige Schlacht getobt hatte. Obwohl die Eridranische-Armee zahlenmäßig viermal überlegen war, kämpften die Orks und die Menschen von Balschur bis zum letzten Mann. Es schien sinnlos, so unendlich sinnlos, in dieser Schlacht zu kämpfen, denn der Ausgang war bereits klar, noch bevor der erste Pfeil abgeschossen wurde.

Mehrere Soldaten der Eridranische-Armee gingen langsam mit Fackeln in den Händen über das Schlachtfeld und suchten nach Verletzten. Doch wie so oft fanden sie nur wenige Überlebende. Er beachtete die anderen Soldaten nicht. Viele gefallene Soldaten waren schrecklich verstümmelt, und die Chancen, Überlebende zu finden, waren wie so oft vergeblich.

Der Generalfeldmarschall holte noch einmal tief Luft und umklammerte sein Schwert noch stärker. Dann erhob er sich langsam und schaute sich um, als könne er nicht begreifen, wie viele Soldaten auf beiden Seiten gefallen waren. Er griff mit beiden Armen nach seinem Helm und nahm ihn langsam ab. Ohne zu sehen, wohin er fiel, warf er ihn auf den Boden. Der Helm rollte den kleinen Hügel hinunter und blieb neben der Leiche eines Soldaten liegen.

Sein Gesicht war vom Schweiß benetzt, und er sah erschöpft und müde aus, aber seine grünen Augen strahlten immer noch eine Kraft aus. Auf der linken Seite seines Gesichts war eine 10 Zentimeter lange Narbe zu sehen, die ihm ein Ork vor zwei Jahren zugefügt hatte. Ohne seinen Helm hätte der Ork seinen Schädel in zwei Hälften gespalten. Das war ihm bewusst, aber trotzdem scheute er nach wie vor keine Schlacht.

Kurz blickte er nach rechts und sah dort sein verbogenes Schild liegen. Plötzlich kamen die Bilder der Schlacht wieder zurück, die sich in seinem Gedächtnis festgesetzt hatten.

Er hatte gerade einen Ork geköpft, als von seiner rechten Seite ein Reiter des Reiches Balschur herangeritten kam und versuchte, ihn mit einem Hieb zu töten. In letzter Sekunde riss er sein Schild nach oben, und das Schwert traf mit voller Wucht auf den Schild, der sich verbog und ihn nach hinten warf.

Der Soldat ließ nicht locker und ritt erneut auf ihn zu. Dieses Mal wich er aus, und der Schwertangriff verfehlte ihn. Mit einem einzigen Schlag schnitt er das rechte Hinterbein des Pferdes ab, das mit einem fürchterlichen Wiehern zusammenbrach und den Soldaten unter sich begrub.

Er schaute sich um und erblickte einen Ork, der gerade dabei war, einen Speer auf ihn zu werfen. Der Generalfeldmarschall sah bereits seinen sicheren Tod nahen, als ein Pfeil den Hals des Orks durchbohrte und der Speer nur knapp an seinem Kopf vorbeiflog.

Die Bilder der Schlacht verblassen wieder, und der General schaut sich um. Er entdeckt eine Gruppe berittener Soldaten. Mit einem Wink ruft er die berittenen Soldaten zu sich, und einer von ihnen steigt ab, um dem Generalfeldmarschall ein Pferd zu überlassen.

Der Soldat, der abgestiegen war, sah das der General erschöpft war und wollte ihm helfen, auf das Pferd zu steigen. Doch der Generalfeldmarschall schwingt sich ohne Probleme auf das Pferd und reitet zusammen mit den anderen in Richtung Hauptlager.

Er wusste, dass der Soldat nur höflich sein wollte und ihm seine Hilfe anbieten möchte, aber Schwäche zeigen, das ist ihm verwehrt worden. Sein Vater hatte ihn stets gelehrt, niemals Schwäche zu zeigen. "Man muss stets ein Vorbild sein für seine Untergebenen, du darfst niemals Schwäche zeigen", hallten die Worte seines Vaters selbst nach so vielen Jahren in seinen Ohren, und er riß sich zusammen.

Der Ritt zum Hauptlager dauert etwas. Durch das Schlachtfeld konnten sie nur langsam reiten, da überall Leichen verstreut lagen. In der Dämmerung mussten sie aufpassen, dass sie nicht unabsichtlich mit ihrem Pferd in einen Speer oder eine andere Waffe steuerten.

Die Nacht war vollständig hereingebrochen, als sie das Lager erreichen. Die anderen Soldaten ritten zurück auf das Schlachtfeld, und der Generalfeldmarschall ritt alleine ins Lager hinein.

Noch am Morgen war das Lager, das eher einer wandelnden Großstadt glich, voller Ordnung. Doch nun lagen überall verletzte Soldaten, und die Ärzte kommen seit Stunden nicht zur Ruhe. Tausende Soldaten schreien und wimmern. Der Generalfeldmarschall hat diese Bilder schon so oft gesehen: Soldaten, die ihre Hände verloren haben, andere mit aufgeschlitzten Bäuchen, aus denen langsam die Eingeweide quellten.

Viele würden sterben, noch bevor auch nur ein Arzt einen Blick auf sie werfen konnte.

2.

Einige Tage später erreichte ein Brief mit einer frohe Kunde den prächtige Palast des hohen Kaisers in ArasGoar.

"Eure Heiligkeit, Hoher Kaiser von Eridran, seid gegrüßt und mögt ihr ein Langes Leben haben. In Eurem Namen und unter dem unerschütterlichen Befehl des hochverehrten General Feldmarschalls Tarkos Horkenus von Falkenstein haben wir die Grenzen des Reiches erweitert und einen glorreichen Sieg errungen. Euer Ruhm wird weiterhin wie eine majestätische Flamme in den Annalen des Reiches brennen. Unter der klugen und wachsamen Auge Eurer Herrschaft haben wir über 200.000 tapfere Krieger, die das gegnerische Banner hochhielten, und beinahe 1 Million Orks des Feindes niedergestreckt. Ihre dunklen Seelen wurden von unseren Schwertern und Speeren ausgelöscht, während Eure Strahlen der Gerechtigkeit uns erleuchteten."

Doch mit schwerem Herzen musste der General der diesen Brief geschrieben hatte, auch eine schmerzliche Wahrheit offenbaren.

"Doch inmitten eures glorreichen Triumphs trauern wir um unsere tapferen Brüder, die ihr Leben in den Dienst eures Reiches gaben. Mit großen Bedauern müssen wir den Verlust von etwa 90.000 unserer tapfersten Männer beklagen, die nun als Helden in die ewigen Hallen eingehen. Mögen ihre Taten unvergessen bleiben und ihre Seelen in Frieden ruhen. Des Weiteren sind mehr als 20.000 unserer Krieger von solch schweren Verletzungen gezeichnet, dass sie nicht länger am Kampf teilnehmen können. Ihre Opferbereitschaft und ihr Mut sollen niemals vergessen werden.

Mögen die Himmel über ihnen wachen und die Götter des Reiches Eridran ihre Seelen segnen. Möge die Tapferkeit unserer Männer in den Geschichtsbüchern verewigt werden und die Namen der Gefallenen von Generation zu Generation weitergegeben werden.

Hochachtungsvoll euer General Walunkis von Eru“

3.

Schwer atmend nahm der Generalfeldmarschall Platz auf seinem Fellbett und Diener zogen langsam seine Kriegsstiefel aus, sie waren mit kleinen eisenverstärkten Platten geschmückt. Ein leiser Seufzer der Erleichterung entwich seinen Lippen, als seine schmerzenden Füße von den engen Stiefeln befreite. Die langen Stunden des Kampfes und des Marsches hatten ihre Spuren hinterlassen.

Er betrachtete die geröteten Stellen an seinen Füßen und sofort massierte ein Diener sanft die Füße und wusch sie zugleich, um die Schmerzen zu lindern. Der Generalfeldmarschall war sich bewusst, dass er sich in den kommenden Tagen erholen musste, um wieder in Topform zu sein. Die Strapazen des Schlachtfeldes hatten seinen Tribut gefordert, und er brauchte Zeit, um seine Kräfte wiederzuerlangen.

"Ihr könnt gehen" sagte er zu den Dienern und ohne ein Wort zu sagen Verliesen die Diener das Zelt.

Nach einem Augenblick warf er einen Blick auf seinen Wassertrog in der Mitte des Zeltes und er bemerkte dass er dringend Flüssigkeit benötigte. Mit einem leichten Stöhnen erhob er sich von seinem Fellbett und näherte sich dem Tisch, auf dem der Krug mit frischem Wasser stand.

Mit zittrigen Händen griff er nach dem Krug und führte ihn an seine Lippen. Das kühle Wasser floss erfrischend über seine ausgedörrte Kehle und löschte seinen Durst. Ein Gefühl der Erleichterung durchströmte ihn, als er den gesamten Liter Wasser in einem Zug leertrank.

Erschöpft ließ er den leeren Krug sinken und setzte sich wieder auf sein Fellbett. Die Müdigkeit durchdrang jeden Teil seines Körpers, doch der General war zu unruhig, um sofort wieder einzuschlafen. Seine Gedanken kreisten um den vergangenen Tag, die Kämpfe, die Verluste und die Opfer, die gebracht worden waren.

Er wusste, dass er Zeit brauchte, um das Erlebte zu verarbeiten, doch er zwang sich, einen klaren Kopf zu bewahren. Als Anführer seiner Männer durfte er keine Schwäche zeigen, er musste stark und entschlossen bleiben. Die Worte seines Vaters hallten in seinen Gedanken wider: "Ein wahrer Anführer muss stets ein Vorbild für seine Untergebenen sein, niemals darf er Schwäche zeigen."

Der Generalfeldmarschall zog seine zerzausten Haare mit den Fingern nach hinten, während er versuchte, sich zu sammeln. Er wusste, dass die Aufgaben und Herausforderungen, die vor ihm lagen, weiterhin groß waren. Es gab noch viel zu tun, um das Lager wieder in Ordnung zu bringen und die Verletzten zu versorgen.

Entschlossen erhob sich der General von seinem Bett und begann langsam, seine Energie zu sammeln. Die Schreie und das Wimmern im Lager waren verstummt, doch er wusste, dass noch viel Arbeit auf ihn wartete. Mit der Gewissheit, dass er seine Pflicht erfüllen musste, rief er nach seinen Dienern, die binnen weniger Sekunden das Zelt betraten und bereits neue Kleidungsstücke und mehrere Krüge voller Wasser mitbrachten.

Sie wusste immer was der General brauchte.

Ein leichter Wind wehte von Westen her und trug den unangenehmen Geruch des Verwesung zum Hauptlager. Die ersten Scheiterhaufen brannten bereits im Feuer, denn man hatte keine Zeit, alle gefallenen Soldaten gebührend zu begraben.

Die Mittagssonne stand hoch am Himmel und verbreitete ihre erbarmungslose Hitze über das Schlachtfeld. Inmitten dieser sengenden Hitze erreichte General Walunkis von Erus gemeinsam mit mehreren Offizieren das Hauptzelt. Sie alle hatten ihre besten Uniformen angelegt, um vor ihrem respektierten Anführer, Generalfeldmarschall Tarkos von Falkenstein, einen angemessenen Eindruck zu machen.

General Walunkis war persönlich von dem Hohen Kaiser abkommandiert worden, um den Generalfeldmarschall aus Falkenstein zu beobachten und jegliche verdächtigen Aktivitäten sofort zu melden. Der Hohe Kaiser hegte Bedenken, dass Tarkos von Falkenstein möglicherweise Ambitionen hegte, die Macht im Reich an sich zu reißen, immerhin kommandierte er ein gewaltiges Söldner Heer und war Oberkommandierender alles Truppen auf dem Südkontinent. Doch bisher hatte der Generalfeldmarschall nur seine Pflicht getan und das Kommando über die gesamten Streitkräfte mit außergewöhnlichem Geschick geführt. Unter seiner Führung hatte es in den letzten zwei Jahren keine Niederlagen gegeben, und sein Ruhm war bereits größer geworden, als es je hätte sein dürfen. Der Hohe Kaiser fürchtete, dass die Armee Tarkos von Falkenstein unterstützen würde, sollte er tatsächlich die Macht im Reich anstreben.

Jedoch erkannte General Walunkis bald, dass der Generalfeldmarschall keine Umsturzpläne hegte. Er war ein loyaler Soldat, der lediglich seine Pflicht erfüllen wollte. Doch es gab einen Aspekt, der General Walunkis besorgte: Der Generalfeldmarschall führte die Truppen niemals zuerst dem Banner des Eridranischen Reiches in die Schlacht, sondern stets unter dem des Hauses von Falkenstein. Das Banner von Eridian spielt stets nur eine Nebenrolle. In den Augen des Hohen Kaisers, des Senats von Eridian und den anderen Generälen, galt dies als Hochverrat. Dennoch konnte er solange Tarkos von Falkenstein Siege für das Reich errang, nichts dagegen unternehmen.

Die Hunderttausend Söldner aus Falkenstein aus dem Südkontinent hatten ebenso, nur auf das Haus Falkenstein Treuer geschworen und nicht auf das Reich Eridian.

Die Generäle und Offiziere nahmen im Vorraum des Hauptzeltes Platz. Die meisten von ihnen wirkten entspannt, denn die Front des Schattenreiches war nun in der Nördlichen Neusee-Ebene zusammengebrochen. Die wenigen Überlebenden, die dem Schattenreich noch die Treue hielten, flohen in Richtung des letzten verbliebenen Stützpunktes der Armee, der Feste Windeck. Einige der höheren Offiziere diskutierten angeregt über Lösungen für die anhaltenden Nachschubprobleme, die der Armee seit Monaten mehr Schaden zufügten als die verzweifelten und sinnlosen Angriffe des Schattenreiches.

Die Militärführer waren bereits seit rund 15 Minuten in lebhafte Gespräche vertieft, als Generalfeldmarschall Tarkos von Falkenstein den Raum betrat. Auch er trug seine Galauniform, die in den Farben Rot und Schwarz gehalten war. Auf der rechten Seite war das Wappen von Falkenstein zu sehen, ein Falke umhüllt von einem Lorbeerkranz. Knapp darunter befand sich das Eridranische Zeichen, ein Schwert und das Symbol des Gottes des Norden, jedoch nur halb so groß wie das Wappen von Falkenstein.

Den meisten Offizieren war die Bedeutung dieser Symbole gleichgültig, doch General Walunkis spürte eine unterschwellige Spannung im Raum. Es war offensichtlich, dass Tarkos von Falkenstein eine besondere Aura der Macht und des Respekts umgab, die selbst in diesem Kreis hochrangiger Offiziere nicht unbemerkt blieb.

Alle Offiziere salutierten, doch der General winkte sofort ab und sagte: "Lassen Sie das, mir steckt die gestrige Schlacht noch in den Knochen, und wir haben heute viel zu tun."

Die Offiziere und der Generalfeldmarschall nahmen ihre Plätze ein.

Tarkos von Falkenstein erhob seine mächtige Stimme und begann: "Meine Herren, wir stehen nun vor einer Entscheidung. Sollen wir weiter zur Feste Windeck vorrücken oder uns zum Fluss Sages zurückziehen, um unser Hauptlager auszubauen und auf Verstärkung aus dem Reich zu warten?" Er wandte sich einem der Generäle auf seiner linken Seite zu. "General Maximus, wann können wir mit der nächsten größeren Nachschublieferung aus dem Reich rechnen, und wie hoch ist unsere derzeitige Truppenstärke?"

General Maximus, der erst vor zwei Wochen seinen 76. Geburtstag gefeiert hatte, warf einen Blick auf seine Unterlagen und antwortete mit leicht zittriger Stimme: "Nun, mein General Feldmarschall, die 9. Armee mit einer Truppenstärke von 90.000 Mann soll die Landenge von Morgunis in etwa zwei Monaten erreichen. Von dort benötigen sie weitere 1 bis 2 Monate, um hier anzukommen. Eine kleine Verstärkung von 10 bis 15.000 Mann ist ebenfalls unterwegs, da diese Soldaten in der Provinz Lowerus nicht mehr benötigt werden. Allerdings kann ich Ihnen nicht genau sagen, wann sie hier eintreffen werden, ob es nun in einem Monat oder in drei Monaten sein wird. Die Information Lage im Südlichen Raum ist relativ schwierig mein Herr"

Dem alten General liefen kleine Schweißperlen über das Gesicht, als er weitere Seiten Pergamentpapier durchsuchte. Feldmarschall Tarkos betrachtete ihn nachdenklich. Schließlich fuhr Maximus fort: