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Der Mensch ist kein Renditefaktor Kindergärten, Krankenhäuser oder Pflegeheime - nicht einmal hier macht der kalte Ökonomismus halt. Wo der Mensch jedoch zum Humankapital verkommt, wo jeder seines Glückes Schmied sein soll und der Mehrwert zum wichtigsten Wert wird, muss die Menschlichkeit zwangsläufig auf der Strecke bleiben. Soziales kann so nicht funktionieren. Ulrich Schneider, seit Jahrzehnten einer der führenden Manager und Lobbyisten in der Sozialwirtschaft, weiß, wovon er redet, und fordert einen Wertewandel. Eine entlarvende Erzählung, glänzende Analyse und zugleich knallharte Abrechnung mit einem neoliberalen Zeitgeist und seinen Mythen.
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Seitenzahl: 174
Copyright:Der Paritätische Gesamtverband
Ulrich Schneider ist Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes in Berlin. Er ist Autor verschiedener Publikationen zu den Themen Armut in Deutschland, Verantwortung des Sozialstaates und soziale Gerechtigkeit. Im Westend Verlag erschien von ihm 2010 das Buch Armes Deutschland.
Ulrich Schneider
MEHR MENSCH!
Gegen die Ökonomisierung des Sozialen
eBook Edition
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Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
ISBN 978-3-86489-568-5© Westend Verlag GmbH, Frankfurt/Main 2014Umschlaggestaltung: Buchgut, BerlinUmschlagabbildung: Der Paritätische GesamtverbandSatz: Publikations Atelier, DreieichDruck und Bindung: CPI – Clausen & Bosse, LeckPrinted in Germany
Inhalt
Vorwort: Worum es (mir) geht
Von Schuberts Unvollendeter, kleiner Wäsche und Ökonomie
Von Größenordnungen und der Systemrelevanz des Sozialen
Der Weg in die Ökonomisierung
Von der Liebestätigkeit zum Mehrwert
Massenarbeitslosigkeit, Ratlosigkeit und Visionen
Der Fall der Mauer und der Durchbruch des Neoliberalismus
Aufstiegsversprechen, Volksaktien und Privatisierungshype
Gutmenschen, Bedenkenträger und andere Kampfbegriffe
Neue Hohepriester und glücklose Tippgemeinschaften
Die Ökonomisierung des Sozialen
Von Eroberungen, Preiskampf und der Geburt der Minutenpflege
Kalter Zeitgeist und smarte Typen
»Wirtschaftssprech« und ein absurder Kundenbegriff
Social Profits und unnütze Arbeitslose
Mensch versus Mehrwert
Von käuflicher Liebe, Preisfindung und echter Beziehungsarbeit
Der allgegenwärtige Zahlenfetisch: Von Schulnoten und anderen Schein-Kennziffern
Die Wirkungsmessung der Analysten und ein schlauer Kaplan
Mut zur Menschlichkeit: Mehr Mensch statt Mehrwert
Anmerkungen
Für alle Gutmenschen, Bedenkenträger und Sozialromantiker
Es ist nicht richtig, wenn ein imperialer Ökonomismus einen pflegebedürftigen Menschen in einen Minutentakt zerlegt: »große Wäsche«, »kleine Wäsche«, »Kämmen«, »Hilfe bei der Nahrungsaufnahme«, »Ausscheiden«. Marktlogik, Wettbewerb und Kosten-Nutzen-Vergleiche sind beim Autokauf oder im Supermarkt berechtigt, in der Sphäre sozialer Dienste verletzen sie die Würde von Kranken, Kindern und Arbeitsuchenden. Der Geschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbands kennt den Wahn der Effizienz, der Indikatoren und Kennziffern von innen und außen, er nennt jene Experten und Denkfabriken beim Namen, die kreative Beziehungen in Geldrechnungen verzaubern. Und die in Krankenhäusern, Schulen und Pflegeheimen einen Keil zwischen smarte Geschäftsführer und die Berufsbilder der Belegschaften treiben. Wer sich in einer Sackgasse verrannt hat, muss umkehren und nicht darauf warten, bis die Häuserreihen in die Luft fliegen.
Friedhelm Hengsbach SJ
Der Sozialstaat befindet sich nicht nur in einer Finanzkrise, sondern vor allem in einer Kulturkrise. Mit dem »homo oeconomicus« ist kein Sozialstaat zu machen. Ulrich Schneider beschreibt den Vormarsch der Vorteilssuche und den Rückzug der Solidarität. Das Geld unterwandert alle Sozialbeziehungen und verwandelt sie in Geschäfte. Das Buch ist eine alarmierende Beschreibung der sozialpolitischen Entwicklung unseres Landes.
Norbert Blüm
Vorwort: Worum es (mir) geht
»With all those things we treat as eternal, that we assume will always be there – our mother’s love, true friendship, sociality, humanity, belonging, the existence of the cosmos – no calculation is necessary, or even ultimately possible; insofar as there is give and take, they follow completely different principles.«1
David Graeber
Es sind zwei Anlässe, die sich glücklich fügten und mich zu diesem Buch bewegten. Der eine ist David Graebers Werk Schulden – die ersten 5 000 Jahre, das mir vor einiger Zeit in die Hände fiel.2 Das Buch des amerikanischen Professors und Mitbegründers der Occupy-Bewegung fesselte mich sofort und gab mir wie kaum ein anderes in den letzten Jahren das Gefühl, dass ich als Leser nicht nur neue Fakten erhalte, sondern wirklich neue Sichtweisen kennenlerne und Einsichten gewinne. In seinem Versuch, die Bedeutung von Schuld und Schulden für die Menschen heute und in ihrer Geschichte zu begreifen, setzt Graeber sich mit Freundschaft, mit Herrschaft, mit Gewalt, mit Sex, mit Glauben, mit Sitten und Gesetzen, mit Menschen und mit Märkten auseinander. Seine Erzählweise ist faszinierend, da er als Anthropologe niemals abstrakt wird. Auch wenn er von Ideen, Theorien und Formen des Zusammenlebens spricht, bleibt er immer ganz nahe bei den Menschen selbst, wie sie denken und leben. Es gibt keine Wirklichkeiten und Strukturen außer denen, die von Menschen tagtäglich neu geschaffen werden, so die wichtige Botschaft zwischen den Zeilen. Es gibt keine Gesetze außer denen, die immer wieder aufs Neue befolgt oder durchgesetzt werden. Es gibt nichts außer Leben.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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