Mein eisiger Prinz mit dem glühenden Herzen - Ulla Garden - E-Book

Mein eisiger Prinz mit dem glühenden Herzen E-Book

Ulla Garden

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Beschreibung

Princesse de Prouvault, Freiin Marie-Estelle von Steineck, die viel lieber einfach nur Stella genannt werden will, soll auf Wunsch ihrer Eltern heirate – aber bitte standesgemäß. Das passt ihr aber so gar nicht, möchte sie doch viel lieber ihr ungebundenes Studentinnenleben weiter führen. Doch dann trifft sie ihren Freund aus Kinderzeiten wieder, den Erbprinzen Ludwig, und das ändert alles. Sie verliebt sich Hals über Kopf in den attraktiven jungen Mann und erwidert offensichtlich ihre Gefühle. Doch bis aus den Beiden ein Paar werden kann, müssen noch etliche Klippen umschifft werden – vor allem die großen Hemmungen Ludwigs, seine Gefühle auch zu zeigen . . .

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Seitenzahl: 144

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Mein eisiger Prinz mit dem glühenden Herzen

 

 

 

 

 

Ulla Garden

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

Copyright: Novo-Books im vss-verlag

Jahr: 2024

 

 

 

Lektorat/ Korrektorat: Annemarie Werner

Covergestaltung: Hermann Schladt

 

 

Verlagsportal: www.novobooks.de

 

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie.

 

Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig

 

 

 

 

Kapitel 1

 

Stella machte ihrem Unmut Luft: „Das ist doch wie auf einer Viehauktion. Fehlt nur noch, dass wir den Mund aufmachen müssen, damit sie uns die Zähne kontrollieren können!“

Während ihr Vater, Konrad Freiherr von Steineck, erfolglos ein Grinsen zu verbergen suchte, tadelte ihre Mutter sie streng. Genervt hob Stella den Blick und schaute direkt auf eine Männerhand, die auf dem Treppengeländer ruhte. Es war eine schön geformte Männerhand mit langen schlanken Fingern. Am kleinen Finger steckte ein auffälliger Ring. Verträumt stellte sie sich vor, wie es wäre, wenn diese Hand sie streicheln würde.

Zahlreiche Familien, die einen Adelstitel trugen und Kinder im heiratsfähigen Alter hatten, waren anwesend. Der offizielle Anlass war die Feier des 30. Geburtstags des Erbprinzen Ludwig. Aber jeder wusste, dass Fürstin Zita ihren ältesten Sohn und auch ihre Tochter Elisabeth unter die Haube bringen wollte.

Stella wäre lieber in ihrer Studentenbude in Freiburg geblieben um sich auf ihr Abschlussexamen als Pharmazeutin vorzubereiten. Aber ihre Eltern hatten darauf bestanden, dass sie mitkam. Eine Einladung des Fürsten, auch wenn es nur ein kleines unbedeutendes Fürstentum war, lehnte man einfach nicht ab.

„Wären Papa und Fürst Ferdinand nicht befreundet, dann hätte man uns doch gar nicht eingeladen“, maulte sie dann auch weiter.

„Mon Dieu“, schimpfte ihre Mutter. „Du tauchst hier in diesem unmöglichen Kleid auf. Und dann bist du auch noch schlecht gelaunt! Sei jetzt endlich still und lächle, wie sich das gehört.“

Stella trug ein dunkelgrünes Ballkleid, das sie sich nach Erhalt der Einladung selbst genäht hatte. Der Schnitt mit dem Miederoberteil, den kurzen Flügelärmeln und dem weiten Rock, der vorne etwas kürzer war, hatte ihr auf Anhieb gefallen. Der Taftstoff war für ihre Verhältnisse sündhaft teuer gewesen. Das Oberteil hatte aufgedruckte Rosen in einem etwas helleren Grün. Der Rock war einfarbig, erschien aber je nach Lichteinfall mal heller oder dunkler. Die Farbe passte wunderbar zu ihrem feuerroten Haar. Die anderen jungen Frauen trugen Ballkleider in Pastellfarben mit viel Tüll, und so fiel sie sofort auf.

Sie seufzte, als sie an die vielen Stunden dachte, die sie mit Nähen verbracht hatte, statt an ihrer Examensarbeit zu schreiben. Aber ein Ballkleid konnte sie sich nicht leisten, auch wenn sie im Moment ein Praktikum machte, und damit etwas Geld verdiente. Ihr Vater konnte mit Mühe den Stammsitz der Familie, ein kleines Schloss im Schwabenland, erhalten und somit war das Geld in der Familie knapp. Ihre Mutter und ihre Schwester hatten sich offenbar Kleider geliehen. Aber das wollte Stella nicht. Außerdem war das auch nicht unbedingt billig.

 

Ein Raunen ging durch den Raum als die große Flügeltür des Ballsaals geöffnet und die erste Familie aufgerufen wurde. Es dauerte sehr lange bis Stella und ihre Familie an der Reihe waren. Da sie nur von niedrigem Adel waren, gehörten sie zu den letzten.

Sie betraten den Saal und wurden namentlich vorgestellt: „Konrad Freiherr von Steineck, Marie-Christine Freifrau von Steineck, Princesse de Prouvault, Freiin Marie-Estelle von Steineck und Freiin Friederike von Steineck. Auf einem Podium saßen der Fürst und seine Familie in thronartigen Sesseln. Ihr Vater verbeugte sich tief, Mutter und Schwester fielen links und rechts von ihr in einen Hofknicks. Stella blieb zunächst wie angewurzelt stehen. Ihr Blick fiel auf die Hand mit dem Ring am kleinen Finger, die auf einer Sessellehne ruhte. Sie errötete bis unter die Haarwurzeln und hoffte, dass Ludwig sie auf der Treppe nicht gehört hatte. Erst als ihre Mutter ihr ungehalten etwas zuraunte, vollführte sie ebenfalls einen eleganten Knicks. Neugierig blickte sie kurz auf und sah wie Ludwig sie anlächelte.

Der Fürst wechselte ein paar freundliche Worte mit seinem Freund Konrad, bevor die Familie den Saal verlassen konnte.

„Aus dem kleinen Wildfang ist wirklich eine hübsche junge Frau geworden“, meinte der Fürst schmunzelnd. Ludwig nickte zustimmend. Stella hatte die schlanke, grazile Figur ihrer Mutter geerbt. Ihre Schwester Friedericke dagegen wirkte etwas plump.

„Kommt bloß nicht auf die Idee, diese rothaarige Hexe ins Auge zu fassen!“, protestierte die Fürstin sofort.

Vater und Sohn grinsten sich verschwörerisch an.

 

***

 

Bis der Ball endlich begann, war Stella durch ein Wechselbad der Gefühle gegangen. Sie kannte Ludwig schon immer. Die beiden Väter hatten gemeinsam das Internat besucht und waren seit dem Freunde. Ihre Familien hatten jedes Jahr zusammen eine Woche in der Sommerresidenz des Fürsten verbracht. Sie war ein sehr wildes Kind gewesen, während Ludwig immer still und zurückhaltend war. Obwohl er sechs Jahre älter war, hatten sie sich als Kinder prächtig verstanden. Als Teenager hatte sie dann von ihm geschwärmt. Aber seit er vor einigen Jahren an eine Universität in den USA gegangen war, hatte sie ihn nicht mehr gesehen. Und seit sie selber studierte, war sie kaum noch bei der Fürstenfamilie zu Besuch gewesen. Lieber hatte sie in den Semesterferien gearbeitet, um sich ihr Studium zu verdienen.

Ludwig tanzte brav mit allen potentiellen Heiratskandidatinnen. Stella verfolgte ihn immer wieder mit ihren Blicken. Wenn sich ihre Blicke trafen, errötete sie leicht. Er sah gut aus in seinem Smoking. Sein langes blondes Haar hatte er im Nacken mit einer schwarzen Schleife zusammengebunden.

Dann war es soweit, er stand vor ihr und forderte sie mit einer kleinen Verbeugung zum Tanz auf. Sie lächelte ihn scheu an und begab sich an seinem Arm zur Tanzfläche. Zunächst tanzten sie schweigend. Auf die Schmetterlinge, die plötzlich während des Tanzens in ihrem Bauch flatterten, war sie nicht gefasst.

„Ich habe jede Geburtstagskarte aufgehoben, die du mir während der ganzen Jahre geschickt hast“, sagte Ludwig leise. Stella lächelte, als sie daran dachte, wie sie ihm die erste Karte schrieb, als sie kaum schreiben gelernt hatte.

„Warum habe ich dieses Jahr keine bekommen?“, riss er sie aus ihren Gedanken.

„Oh, dieses Jahr wollte ich sie dir persönlich überreichen“, erwiderte sie lächelnd.

Sie unterhielten sich leise weiter. Der Tanz war viel zu schnell vorüber und beide bedauerten, dass er sie wieder an ihren Platz zurückbringen musste. Als er dann als nächstes Friedericke aufforderte, entschuldigte sich Stella bei ihren Eltern und ging zur Toilette. Danach genoss sie eine Weile die frische Luft, die durch die geöffneten Fenster in den Vorraum strömte. Für Mitte August war die Luft erstaunlich kühl. Das Wiedersehen mit Ludwig hatte sie total durcheinander gebracht. Sie waren als Kinder befreundet gewesen, aber jetzt waren sie beide erwachsen. Und sie musste gestehen, sie mochte ihn immer noch. Es war wunderbar mit ihm zu tanzen. Obwohl er oft so schüchtern und reserviert wirkte, konnte er wunderbar führen. Und dann diese Hände! Sie seufzte leise und ging gemächlich in den Ballsaal zurück.

Kaum hatte sie den Saal wieder betreten, sah sie Ludwig zu den Musikern gehen. Dann verließ er den Saal und eine Runde Damenwahl wurde bekannt gegeben. Eigentlich hatte sie keine Lust zum Tanzen und wollte einfach abwarten, welcher der Herren übrig bleiben würde. Ihre Mutter versetzte ihr einen sanften Stoß. Seufzend wollte sie auf Ludwigs Freund Waldemar Graf von Lohenberg, genannt Walo, zugehen, den sie ebenfalls von früher kannte. In dem Moment sprach einer der Bediensteten sie an und bat sie, ihm zu folgen.

„Oh Gott, was hab ich jetzt schon wieder ausgefressen?“, murmelte sie und folgte dem älteren Herrn. Ihre Eltern sahen sie fragend an und sie zuckte mit den Schultern.

 

***

 

Stella wurde in eine Bibliothek geführt. Sie war sich sicher, dass sie den Rückweg zum Ballsaal nie mehr alleine finden würde, so verwirrend war der Weg gewesen. Und Sie fragte sich, wer sie sprechen wollte und vor allem warum. Nervös kaute sie auf ihrer Unterlippe.

„Hallo Stella, schön dass du gekommen bist.“ Ludwig begrüßte sie mit einem warmen Lächeln und einem Glas Champagner.

„Ludwig“, hauchte sie.

„Wolltest du mir nicht die Karte persönlich übergeben?“ Er lachte, als sie ihn mit offenem Mund ansah.

Sie fasste sich schnell wieder und nahm die Karte aus ihrem Täschchen. Verlegen lächelnd übergab sie sie ihm. Er öffnete den Umschlag und las:

 

Lieber Ludwig,

ich wünsche dir von Herzen alles Gute zum runden Geburtstag und viel Erfolg bei der Wahl der richtigen Ehefrau.

Alles Liebe

Stella

 

Er lächelte sie an, hob sein Glas und stieß mit ihr an. „Danke Stella.“ Sie nahmen einen Schluck bevor er hinzufügte: „Ich denke ich habe meine Wahl bereits getroffen.“

Er meinte Enttäuschung in ihrem Blick zu sehen. Dann räusperte er sich kurz und fragte ohne Umschweife: „Stella, möchtest du meine Frau werden?“

Ihr fiel fast das Glas aus der Hand. Damit hatte sie wirklich nicht gerechnet.

„Ja, also, ähm Lou, das geht mir jetzt doch ein bisschen zu schnell. Wir haben uns seit Jahren nicht mehr gesehen.“

Er lächelte, als sie ihn mit dem Kosenamen ansprach, den sie schon als Kind verwendet hatte.

„Ja das stimmt. Aber als ich dich da unten stehen sah und als ich deine Meinung zu dieser Veranstaltung gehört habe, da wusste ich, dass du die Richtige bist.“

Sie errötete erneut. „Du, ähm, du hast mich gehört?“, stotterte sie.

„Ja.“ Er lachte. Es war ein schönes warmes Lachen. „Und ich bin genau deiner Meinung.“ Er sah ihr tief in ihre grünen Augen. „Stella, ich habe dich schon immer geliebt, das ist mir vorhin klar geworden.“ Lächelnd sprach er weiter: „Ich kann mich noch genau an das kleine Baby mit den roten Haaren erinnern und dann an den Wildfang, der du warst.“ Er hielt kurz inne bevor er weitersprach. „Und jetzt bist du eine wunderschöne Frau.“

Stella atmete tief durch, dann versuchte sie so ruhig wie möglich zu antworten. „Lou, du bist mir auch nicht egal, und wärst du einfach irgendjemand, würde ich nicht zögern. Ich würde dich zwar um mehr Zeit bitten. Aber ich möchte kein Vogel in einem goldenen Käfig sein. Außerdem mag deine Mutter mich nicht. Das hat sie mich schon immer spüren lassen.“

Ludwig war nicht bereit so schnell aufzugeben. „Du hast recht, ich überfalle dich einfach so mit meinem Antrag. Aber ich liebe dich. Du bist genau die Richtige, um frischen Wind in diese verstaubte Monarchie zu bringen. Außerdem ist mein Vater ganz begeistert von dir.“

Sie sah ihn verunsichert an und bat dann: „Bitte Lou, gib mir Zeit. Ich bin mitten in meinem Examen. Außerdem sollten wir uns doch erst noch besser kennenlernen. Es sind so viele Jahre vergangen und wir beide haben uns weiter entwickelt.“

Ludwig nickte. „Das ist zumindest kein nein, oder?“

Sie zuckte die Schultern und nippte nachdenklich an ihrem Glas.

„Sag mal, wie ist das mit deinem Namen? Ich dachte du heißt Stella?“, wollte er dann etwas verunsichert wissen.

Froh über diesen Themenwechsel gab sie gerne Auskunft. „Hm, ja, also offiziell heiße ich Marie-Estelle, nach meiner französischen Großmutter. Aber ich wurde von Anfang an immer nur Stella genannt.“

Er fragte sie dann nach ihrem Studium. Bereitwillig gab sie Antwort und berichtete von ihrem bevorstehenden Examen als Pharmazeutin. Sie erzählte ihm auch, dass sie danach schon eine Doktorandenstelle in Genf in Aussicht hatte. Sie plauderten noch eine Weile angeregt weiter. Ludwig sah auf die Uhr und meinte, dass sie sich wohl wieder im Ballsaal blicken lassen sollten. Sie tauschten ihre Handynummern aus und versprachen in Kontakt zu bleiben.

Während Stella in Begleitung des Bediensteten wieder auf dem Rückweg war, spürte sie das Vibrieren ihres Handys. Neugierig sah sie nach und erblickte die drei Herzen, die er ihr geschickt hatte. Nachdenklich kam sie bei ihrer Familie an. Die sahen sie natürlich alle fragend an, aber sie konnte einfach nicht darüber sprechen. Sie war ziemlich durcheinander. Zudem hatte Ludwig sie gebeten, seinen Antrag geheim zu halten, bis sie ihm eine Antwort gegeben hatte.

„Was ist los Stella?“, wollte ihre Mutter sie zum Reden bringen.

„Nichts“, antwortete sie zerstreut.

„Und wegen Nichts, holt man dich von hier weg? Und wo ist eigentlich Ludwig abgeblieben?“

„Woher soll ich das wissen?“, antwortete sie patzig.

Aber ihrer Mutter konnte sie nichts vormachen. Die schaute ihre Tochter nur mit hochgezogenen Augenbrauen an und dachte sich ihren Teil. Stella war weiterhin tief in Gedanken versunken. Sie bekam nicht mit wie Ludwig in den Saal zurückkam und mit den Musikern sprach. Als die Kapelle eine Runde Walzer ankündigte, kam er auf Stella zu und forderte sie erneut zum Tanz auf.

„Meinst du, das ist eine gute Idee, dass du nochmal mit mir tanzt“, fragte Stella vorsichtig als sie die Tanzfläche erreicht hatten.

Er lächelte sie einfach nur an und flüsterte in ihr Ohr: „Ich möchte mit keiner anderen mehr tanzen.“ Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu. „Denkst du es macht mir Spaß mit diesen ganzen Hühnern, die gerne Fürstin werden wollen? Sie drängen sich ungeniert an mich und manche sind derart stark parfümiert, dass mir schlecht wird.“

Sie musste lachen, als sie sich das vorstellte. Dann hatte sie das Gefühl sie schwebte über das Parkett, so sicher führte er sie.

„Stell dir vor, eine hat mir sogar angeboten, dass wir uns arrangieren könnten, wenn ich sie heirate. Sie mag keine Männer und hat angeboten, dass sie mir zwei Kinder durch künstliche Befruchtung schenken möchte. Dafür könnte ich mich mit so vielen Männern amüsieren wie ich will.“

Stella sah ihn entsetzt an und kam kurz aus dem Rhythmus. „Du hast ihr hoffentlich die passende Antwort gegeben.“

„Ich habe dankend abgelehnt und ihr erklärt, dass ich auch keine Männer mag.“

Dann erklang das Lied „Wunderbar, wunderbar diese Nacht so sternenklar…“

Er verstärkte leicht den Druck seiner Hand in ihrem Rücken. Dies ließ die Schmetterlinge in ihrem Bauch wilde Purzelbäume schlagen.

„Stella, mein Stern, weißt du, dass du die schönste Frau hier im Saal bist?“, raunte er ihr ins Ohr.

Sie sah ihn zunächst verdutzt an. Dann lachte sie, ein wunderbar helles, perlendes Lachen. „Nein, das wusste ich wirklich nicht, ich halte mich schon den ganzen Abend für das hässliche Entlein in einem Teich voller schöner Schwäne.“

„Im Gegenteil, die bist ein wunderschöner Schwan in einer Schar dummer Gänse.“

Sie lenkte vom Thema ab: „Ich bin leider keine gute Tänzerin. Der Tanzkurs war eher eine Pflichtübung für mich. Aber du führst so gut, dass ich gar nichts zu machen brauche.“

„Na ja, ich musste das Tanzen mit meine widerspenstigen Schwester lernen. Der Tanzlehrer hat ständig darauf bestanden, dass der Mann führt.“ Er lachte, als er berichtete, dass Elisabeth deswegen ständig mit dem Lehrer diskutiert hatte. „Aber weißt du, für mich war es eine gute Schule, schlussendlich habe ich mich durchgesetzt und sie musste mir wohl oder übel folgen.“ Er lachte erneut: „Aber ihr zukünftiger Mann tut mir jetzt schon leid.“

„Ist da einer in Aussicht?“

„Nicht dass ich wüsste.“

Sie bedauerten es erneut, als die Tanzrunde zu Ende war. Ludwig setzte sich zu seinen Eltern und sah dem Geschehen auf der Tanzfläche zu. Stella wurde immer wieder von verschiedenen Herren aufgefordert. Sie tanzte auch brav mit ihnen, aber ihre Blicke schweiften immer wieder zu Ludwig. Als das Fürstenpaar sich zurückgezogen hatte, tanzte er mit seiner Schwester.

„Sag mal Bruderherz. Kann es sein, dass du dich in Stella verliebt hast?“

Er versuchte zunächst die Frage zu ignorieren, aber Elisabeth blieb hartnäckig.

„Und wenn?“

Sie lachte. „Unsere Mutter würde zwar einen Tobsuchtsanfall kriegen, aber ich fände es toll. Sie wäre meine absolute Traumschwägerin.“

„Du hältst aber bitte für dieses eine Mal dein vorlautes Mundwerk. Es ist noch nicht spruchreif. Sie ziert sich noch.“

„Hey Ludwig, bist du blind? Hast du nicht gesehen, wie sie dich den ganzen Abend angeschaut hat? Sie liebt dich, da bin ich mir hundert prozentig sicher.“

„Hm, das hoffe ich. Aber bitte kein Wort. Versprichst du mir das?“

„Ja klar, großer Bruder. Aber ich freue mich trotzdem für dich.“

Nach der Tanzrunde blieb Ludwig wieder sitzen. Er hatte seine Wahl getroffen. Am liebsten hätte er den ganzen Abend nur noch mit Stella verbracht. Ihre Blicke waren ihm tatsächlich nicht verborgen geblieben.

 

Kapitel 2

 

Stella versuchte sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren, aber ihre Gedanken schweiften immer wieder ab. Sie dachte an das Telefonat mit Ludwig am vergangenen Abend. Er wollte sie inkognito treffen. Sollte sie sich wirklich mit ihm verabreden? Ihr war bewusst, dass sie ihn nicht ewig hinhalten konnte. Und er war ihr nicht gleichgültig. Sie dachte an all die liebevollen Nachrichten, die sie seit dem Ball ausgetauscht hatten. Warum musste er auch ausgerechnet der Erbprinz sein? Seufzend ging sie in den Pausenraum und ließ sich einen Kaffee aus dem Automaten.

„Na was ist, hast du Probleme?“, fragte die Kollegin, die sich zu ihr gesetzt hatte.

Sie zuckte zunächst nur mit den Schultern. „Hm, nein, also nicht wirklich Probleme.“

„Aber was ist denn heute los mit dir? Hast du ein schlechtes Wochenende gehabt?“

„Ach, ich weiß auch nicht. Ich bin irgendwie durcheinander. Ich habe jemanden getroffen, den ich schon seit Jahren nicht mehr gesehen habe.“

„Hast du dich verliebt?“

Stella zuckte erneut mit den Schultern.

„Hey, lass es doch einfach zu. Wie lange bist du denn jetzt schon solo?“

„Schon ewig“, seufzte sie.