Mein Leben ist anders - Conny Albert - E-Book

Mein Leben ist anders E-Book

Conny Albert

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Beschreibung

Während andere Mädchen aus Lillys Klasse Seilhüpfen spielen, spielt Lilly mit Pepe, ihrem Plüschhasen. Heute spielt sie zudem mit ihrem neuen unsichtbaren Freund Cooper. Lilly rennt wie eine Wilde über den Pausenhof. Als der Fußball der Jungs vor ihren Füßen landet, dribbelt die Schülerin drauf los. Lilly ist ein Mädchen mit Handicap, sie hat das Down-Syndrom in Mosaikform. An ihrer Schule wird Lilly deswegen oft geärgert. Wie gut, dass ihre Eltern stets zu ihr stehen. Lilly hat eine blühende Fantasie und das reicht ihr vollkommen. Mit ihren Fantasiefreunden und einem Geist namens Cooper erlebt sie ein Abenteuer nach dem anderen!

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Seitenzahl: 244

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Über das Buch:

Lilly Jacobsen ist kein gewöhnliches Mädchen. Sie hat eine angeborene Besonderheit, mit der sie tagtäglich leben muss. Außerdem hat Lilly eine besondere Gabe. Sie kann sich Dinge sehr gut vorstellen. Auch solche, die nicht real sind. Dank ihrer großen Fantasie erlebt sie ein Abenteuer nach dem anderen. In ihrer immer größer werdenden Fantasiewelt tummeln sich nicht nur gute Freunde aus Grauland, denn es tauchen im Laufe der Zeit auch Feinde und andere Gegenspieler auf...

Lilly lernt in jungen Jahren, wie ein Mensch auf Veränderungen in seinem Leben reagiert. Wie gut, dass es in der Realität einige Menschen gibt, die Lilly nicht für verrückt erklären und stets zu ihr stehen, in guten wie in schlechten Zeiten.

Über die Autorin:

Die Autorin wurde 1988 geboren. Mit ihren Eltern lebt sie heute in Erlangen. „Lust zu schreiben“ hatte sie schon in ihrer Kindheit mit ihrer eigenen Interpretation von der „Schatzinsel“. Es folgten weitere Abenteuergeschichten, die zunächst einem kleineren Leserkreis vorgestellt wurden. Nach einer abgeschlossenen Berufsausbildung arbeitet sie in der Verwaltung. Um ihren persönlichen Schreibstil zu verbessern, besucht sie einen Schreibkurs der Volkshochschule. Neben ihrer Tätigkeit im Verwaltungsdienst schreibt sie an ihren Buchprojekten. Was sie auszeichnet ist ihr positives Denken, ihr Faible für fantasievolle Geschichten sowie die Tatsache, dass sie in jedem Menschen das Gute sieht. Ihre Hobbys sind Spaziergänge in der Natur, Schwimmen sowie kreatives Arbeiten wie Nähen oder Basteln.

Vorwort der Autorin

Liebe Leser,

es gibt tatsächlich einen Grund, warum ich manche Dinge etwas anders mache als andere Leute.

Ich habe eine angeborene Besonderheit, das Down-Syndrom (Trisomie 21) in Mosaikform. Als Schülerin hat man mich wegen dieser Besonderheit oft geärgert. Ich war oft alleine und hatte keine Freunde. Ich lebte schon seit der Kindheit in meiner eigenen Welt. Ich hatte schon zu dieser Zeit eine blühende Fantasie und eine Vorliebe für magische Wesen wie Geister. Mich faszinierten Fantasie- und Abenteuergeschichten. In meiner Jugend habe ich alle sieben Bände einer bekannten Fantasyreihe gelesen, wo es um einen Zauberschüler geht, der allerlei zauberhafte Abenteuer erlebt.

Fernsehfilme haben schon in der Kind- und Jugendzeit meine Fantasie beflügelt, sodass ich die meisten Serien in meinem Kinderzimmer nachgespielt habe, zusammen mit meinen Kuscheltier-Helden. Von 1990 bis 2001 hat mich eine Krimi-Serie inspiriert. Nach dem Vorbild einer Fernsehautorin (die nebenbei als Detektivin Fälle löst) wollte ich fortan beides werden: Detektivin und Schriftstellerin. So habe ich damit angefangen, neben der Schule eigene Detektivgeschichten aufzuschreiben. Meine Vorliebe für Krimis, Literatur, Natur und natürlich meine Fantasie sind mir bis heute geblieben. Ich wohne bei meinen Eltern, zu denen ich ein gutes Verhältnis habe. Sie lieben mich, so wie ich bin.

Für mich ist ‚jeder Tag ein Abenteuer‘, weil es in der Tat eine Herausforderung ist, jeden Tag mit einer Besonderheit zu leben. Meine Arbeit im Büro erledige ich gründlich und gewissenhaft. Meine Kollegen akzeptieren mich, so wie ich bin. Natürlich bin auch ich nicht perfekt. Ich bemerke, dass ich an meinen Klamotten herumzupfe, wenn ich nervös bin. In der Öffentlichkeit muss ich mich beherrschen, nicht mit meinen ‚Fantasiefreunden‘ zu sprechen (für die meisten Leute sind das Selbstgespräche, weil sie meine Welt nicht kennen) und bin manchmal nicht ganz bei der Sache. Dafür bin ich hilfsbereit, ehrgeizig, kommunikativ und stets bereit Neues zu lernen. Zudem kann ich schnell am PC tippen. Früher war ich ziemlich stur, mittlerweile bin ich sehr flexibel geworden. Ich höre gerne Musik und treibe viel Sport. Zudem habe ich die Hoffnung nicht aufgegeben, eines Tages eine bekannte Schriftstellerin zu werden. Ich hoffe, euch gefällt meine Autobiografie

„Mein Leben ist anders“.

Eure Conny Albert

Wichtige Personen zum Buch

„Grauländische Freunde“

Carola, Norris, Johnny, Heiko, Rebecca, Johanna, Roger, Oliver, Lisa

„Criminal Rebound“

Cooper (Ben), Peter (Pete), Marius (Mario), Axel (Kay) Theresa (Terry), Caradoc (Nego), Kenneth (Ditch), Sarazin (Senil), Ina (Sina)

„Geisterfreunde“

Cooper, Sam, Erwin, Lars, Caspar, Thomas, Ronald, Lomarin

„Die Firma“

Gary, Bruno, Harris, Lukas, Katharina, Raffael, Collin, Olivia u.v.m.

„Skaterfahrer“

Christoph, Basti, Kai, Jan, Chester u.v.m.

Die „Thunderbolts“

Eddy, Fred, Alex, Matthias, Ulli, Martin, Leo, Frank, Paul, Moritz, Costa, Fritz, Rick und Roman

Sonstige

Josh, Louie, Sorin

„Power Animals“

Marina, Harry, Jannik, Kelvin

„PEKO“

Pepe, Emil, Kalle, Otto

„Die verwegenen Sechs“

Janina, Max, Alwin, Russell, Marion, Patrick

„Sonstige reale Personen“

Frau Morrison, Herr Schott, Herr Rattke,

Herr Böll, Frau Rittmeyer (Lehrer von Lilly)

Sebastian, Linda, Carla, Laura (Mitschüler)

Rasmus (Lillys Rivale), Erik (guter Freund)

Sandra Jäkel, Constanze Schmitt

(Erzieherinnen)

Frederike Jacobsen (Mutter von Lilly)

Berthold Jacobsen (Vater von Lilly)

Laurenz Jacobsen (Bruder von Lilly)

Clemens Drossel (Kollege von Lilly)

Herr Wagner (Chef von Lilly)

Info: Ähnlichkeiten zu lebenden Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt!

Inhaltsverzeichnis

Episode 1 Der Tag, an dem der Geist kam

Episode 2 Spiel & Spaß am Nachmittag

Episode 3 Familiensinn

Episode 4 Gruppenabenteuer

Episode 5 Neue Freunde und eine große Liebe

Episode 6 Die Zwillingsschwester

Episode 7 Rivalen unter sich

Episode 8 Das Tagebuch

Episode 9 Super Girl und ihre Freunde

Episode 10 Hilfe, geschrumpft!

Episode 11 Juniors, Seniors, Skaterfahrer

Episode 12 Detektive und Geheimagenten

Episode 13 Bombenalarm

Episode 14 Lilly wird erwachsen

Episode 15 Eddy und seine Gang

Episode 16 Forscher im Einsatz

Episode 17 Neue Freunde in der Musikbranche

Episode 18 Was macht der Zoll?

Episode 19 Endlich einen festen Job

Episode 20 Die Seglerbrüder

Episode 21 Kneipen, Spiele, Sportvereine

Episode 22 Lilly und der Kopfdoktor

Episode 23 Ein neuer Lebensabschnitt beginnt

Episode 24 Special: Alltagshelden an den Start

Episode 1 Der Tag, an dem der Geist kam

„Frühstück ist fertig”, rief die Mutter.

„Komme gleich”, ertönte eine Mädchenstimme von oben. Zehn Minuten später rannte Lilly die Treppe hinunter. „Bin schon da.” Ihren Stoffhasen hatte Lilly immer dabei. Auch an diesem Morgen setzte sie sich auf ihren Stuhl, den Stoffhasen neben sich auf den Tisch. „Pepe hat Hunger”, betonte Lilly.

Der Vater schüttelte mit dem Kopf.

„Pepe kann überhaupt nichts essen. Er ist nur ein Plüschtier”, kommentierte die Mutter.

„Ist er eben nicht. Er ist mein bester Freund.”

Lilly stapfte mit den Füßen auf den Boden. Die Mutter seufzte. „Na, wenn du meinst. Nehm dir ein Beispiel an deinem Bruder und iss dein Müsli auf.”

Laurenz, der vier Jahre jünger war als Lilly, rührte in seiner Müslischüssel und brummelte vor sich hin.

„Was ist mit dir los?”, erkundigte sich der Vater.

„Hab schlecht geschlafen”, erwiderte Laurenz.

„Also ich habe wunderbar geschlafen”, plapperte Lilly frech dazwischen. Sie fütterte ihren Plüschhasen, indem sie den Löffel zunächst in ihre Müslischale eintauchte und dann zum Mund des Stofftiers führte.

„Lilly, lass den Unsinn. Das ist nur ein Plüschtier.”

„Ist es eben nicht. Pepe ist mein allerbester Freund.”

Der Vater seufzte und trank seinen Kaffee.

Lilly war anders als andere Kinder in ihrem Alter. Sie hatte eine angeborene Besonderheit und lebte schon seit früher Kindheit in ihrer eigenen Welt. In ihrem Zimmer waren alle Kuscheltiere lebendig. Jedes hatte seinen Namen und jedes konnte mit ihr sprechen. Langeweile kannte Lilly nicht. Gab es keine Abenteuer, dann dachte sie sich selber welche aus. Sei es auf der Suche nach einem versunkenen Piratenschatz oder eine Verbrecherjagd. Meistens schnappte sie sich ihren Bruder Laurenz. Sein Tatendrang passte zu der überschäumenden Fantasie von Lilly. Nur nicht an diesem Morgen. Laurenz war müde und betonte, dass er lieber schlafen wolle, statt zur Schule zu gehen. Doch der Vater bestand darauf, dass der Junge das Haus verließ. Nur widerwillig packte Laurenz seinen Schulranzen. Lilly selbst

rannte noch einmal die Treppe zum ersten Stock hinauf. „Bin kurz Zähne putzen”, rief sie nach unten zur Mutter. Auf dem Gang tat es plötzlich einen Schlag. Ihr Abenteuerrucksack war umgefallen, so packte Lilly diesen und stellte ihn zurück an die Wand zum Treppenaufgang. Lilly war ein sehr ordentliches Mädchen, bei ihr musste immer alles am selben Platz stehen. So quetschte sie den Rucksack zwischen Fußball und Tischtennisschläger. Plötzlich ertönte eine fremde Stimme. „Wer bist du denn?” Lilly erschrak. „Wer ist da?” Sie sah sich nach allen Seiten um, konnte jedoch niemanden sehen, außer ihren Plüschhasen Pepe. „Pepe, bist du das? Hast du das gerade gesagt.” Sie drückte ihren Liebling, doch dieser reagierte nicht.

„Wer bist du?”, meldete sich die Stimme erneut.

„Ich bin Lilly Jacobsen. Wer spricht denn da?”

„Ich weiß leider selber nicht, wer oder was ich bin.

Ich weiß nur, dass ich hier gelandet bin. Was ich hier

soll, das weiß ich auch noch nicht so genau.”

„Lilly, Zähne putzen und runter kommen”, rief die Mutter. „Du kommst sonst zu spät zur Schule.”

„Ja, komme gleich.” Lilly zwinkerte mit den Augen.

„Ich weiß zwar nicht wer du bist, aber du darfst bei mir bleiben. Ehrenwort. Mach mir bloß keinen Ärger. Meine Mutter kann sehr streng sein.”

Die Gestalt, die Lilly nicht sehen konnte, fragte:

„Was ist das hier für eine Umgebung?”

„Du bist in unserem Haus gelandet. Hier wohnen meine Eltern, mein Bruder und ich. Wie heißt du?”

„Das weiß ich leider selber nicht. Ich habe mein Gedächtnis verloren. Ich weiß wirklich nichts mehr.” „Lilly, wo bleibst du? Willst du denn heute gar nicht zur Schule?”

„Doch, ich komme schon.”

Lilly rannte ins Badezimmer. Der Neuankömmling folgte ihr. „Was tust du da?”, fragte er.

„Nach dem Essen muss man Zähne putzen. Sonst kommt der Karies. Das sagt meine Mutter immer.”

Lilly bewegte ihre Zahnbürste hin und her. Dann nahm sie ihren Zahnputzbecher, gurgelte mit Wasser und spuckte dieses in den Guss. „Fertig. Komm einfach mit. Ich zeige dir alles.”

Lilly schnappte sich Pepe, ihren Plüschhasen, packte alles für die Schule in den Schulranzen und stürmte die Treppe hinunter. „Bin schon da”, rief sie an die Mutter gewandt. Lilly knallte die Haustür hinter sich zu. Dann rannte sie links am Haus vorbei. Den Schulweg kannte Lilly auswendig. Immer geradeaus, über die große Brücke und dann auf der linken Seite Richtung Schule. An den Fahrradständern blieb Lilly kurz stehen. Sie blickte nach links und rechts. „Carola? Kommst du? Doch kein Mensch war weit und breit zu sehen. „Da bist du ja, Carola. Freust du dich schon auf die Schule?” Zunächst antwortete niemand. Doch dann ertönte eine Mädchenstimme. „Ja, ich komme.” Daraufhin rannte Lilly Richtung Schule.

Mathematik in der ersten und zweiten Stunde - so stand es auf Lillys Stundenplan. Lilly hasste Mathe, zumal sie selbst nicht gut in diesem Unterrichtsfach war. Sie konnte sich die komplizierten Berechnungen nicht merken. Zudem war Herr Schuster sehr streng. Nur widerwillig schrieb sich Lilly die Hausaufgabe für den nächsten Unterricht in ihr Schulheft. Die Viertklässler machten noch einige Übungsaufgaben, die an der Tafel standen. Dann ertönte der Pausengong. Die Schüler strömten in Richtung Pausenhof.

Während andere Mädchen aus Lillys Klasse mit Puppen oder Seilhüpfen spielten, spielte Lilly mit Pepe, ihrem Plüschhasen und ihrer Freundin Carola, die außer ihr keiner sehen konnte. Heute spielte sie zudem mit ihrem neuen unsichtbaren Freund, den sie liebevoll Cooper nannte. Lilly rannte wie eine Wilde über den Pausenhof. Als der Fußball der Jungs direkt vor ihren Füßen landete, dribbelte Lilly drauf los. „Heute schieße ich ein Tor”, murmelte die Schülerin vor sich hin.

„Hey, gib uns den Ball wieder”, beschwerte sich sogleich ein Junge aus Lillys Klasse. „Ja, gleich.” Lilly preschte mit dem Ball am Fuß über den Platz. Sie holte einmal kräftig aus, zielte auf den Kasten und setzte an zum Schuss. Als der Fußball im Netz zappelte, jubelte Lilly vor Freude auf.

„Tor, Tor, Tor!” Die anderen Mädchen kicherten. Die Jungs stöhnten. Doch Lilly störte das nicht.

Sie hatte an der Schule keine richtigen Freunde und war in der Pause oft alleine, aber dafür hatte sie großen Spaß. Ihre Fantasie war ständig mit dabei und mehr brauchte Lilly nicht.

„Gib uns den Ball wieder, bitte.” „Aber nur, wenn ihr mich beim nächsten Mal mitspielen lasst.”

„Ein Mädchen beim Fußball? Kommt überhaupt nicht in Frage.”

„Dann hol dir deinen blöden Ball doch selber.”

Beleidigt kickte Lilly den Ball in Richtung Fahrradständer. Sie packte sich Pepe, den sie kurz an den Sitzbänken abgestellt hatte, schnappte sich ihren Schulranzen und rannte auch schon davon.

Auf einem nahegelegenen Spielplatz setzte sich Lilly auf die Schaukel. Pepe nahm sie auf den Schoß. Die Nachbarschaukel setzte sie ebenfalls in Bewegung, indem sie diese hin und her schwang. „Na, Cooper, gefällt’s dir? Wir brauchen die anderen nicht. Die Jungs sind doof. Die Mädchen sind langweilig. Dann spielen wir eben unsere eigenen Abenteuer.”

„Ich glaube, ich bin ein Geist”, ertönte die fremde Stimme.

„Was? Ein echter Geist? Das ist ja cool. Erzähl doch mal. Wo kommst du her? Kannst du zaubern?

Kannst du fliegen? Kannst du die bösen Jungs verhexen, wenn sie mich ärgern?”

„Ich weiß es nicht genau. Ich kann mich nicht mehr erinnern, woher ich komme. Ich weiß nur noch, dass ich irgendwo runter gefallen bin. Und dann bin ich hier in eurer Welt gelandet.”

„Bist du im Himmel gewesen? Oder in der Hölle?”, erkundigte sich Lilly neugierig.

„Ich glaube ich war in einer magischen Welt.

Ich kann mich an eine Zauberschule erinnern.

Da waren noch viele anderen Geister.”

„Wow, das klingt ja spannend. Ich glaube du wirst mein neuer bester Freund. Ach ja, bevor ich es vergesse. Cooper, das ist Pepe.” Sie hob ihren Plüschhasen hoch. „Das da drüben ist Carola. Ich kenne sie schon seit einer Woche.” Die leere Stelle auf der Wippe war mit keiner realen Person besetzt.

Doch Lilly hatte eine besondere Gabe. Sie konnte sich dank ihrer großen Fantasie Dinge vorstellen, die es in Wirklichkeit gar nicht gab. Doch Cooper schien das nicht zu stören. „Freut mich dich kennenzulernen, Carola”, sagte der Geist.

„Freut mich auch”, entgegnete die Mädchenstimme.

„Keiner an der Schule mag mich”, seufzte Lilly.

„Weil ich mit einer Freundin spreche, die keiner sehen kann. Aber nur weil man etwas nicht sieht, muss es ja nicht heißen, dass es das nicht gibt.

Oder was meint ihr dazu?”

„Du hast also kein leichtes Leben”, sprach Cooper.

„Armes Mädchen.”

„Geht schon. Aber dafür habe ich ja Pepe und die anderen Kuscheltiere. Ich kann nichts dafür, dass ich anders bin als die anderen. Meine Mutter sagt, ich sei etwas Besonderes.”

„Betrachte es als Kompliment. Jeder ist auf seine eigene Art und Weise einzigartig”, bemerkte Carola.

Nach der Pause ging es zurück in Richtung Schule. Für die dritte und vierte Unterrichtsstunde stand Religion auf dem Stundenplan. Lilly mochte Frau Morrison, sie konnte gut erklären. Das mit Gott und Jesus und dem heiligen Geist. Lilly setzte sich in die erste Reihe. Sie machte sich während des Unterrichts fleißig Notizen. Da spürte sie plötzlich etwas im Nacken. Lilly griff nach hinten. Irgendein Scherzbold hatte mit einer Papierkugel nach ihr geworfen.

Aus einer Papierkugel wurden zwei, aus zwei wurden drei. „Frau Morrison, irgendjemand ärgert mich. Können Sie nicht mal was sagen?”

Lilly drehte sich um. Sebastian hinter ihr sah sie an mit Unschuldsmiene. “Du warst das, stimmt’s?“

Der Junge zuckte nur mit den Achseln.

„Gib’s zu, du warst das.”

Sebastian schüttelte mit dem Kopf.

Die Lehrerin seufzte. „Der Nächste, der Ärger macht muss nachsitzen”, bestimmte sie. „Ich will jetzt mit meinem Unterricht fortfahren.”

Eine ganze Stunde später ertönte die Schulglocke.

Da Kunst für diesen Dienstag durchgestrichen war, fiel die Doppelstunde in diesem Fach aus.

„Endlich Schluss für heute”, dachte sich Lilly. Sie rannte als Erste den großen Flur entlang nach draußen. „Der Letzte auf dem Spielplatz ist eine lahme Schnecke.” Lillys Temperament war nicht zu zügeln. Sie war ein Energiebündel und kannte keine Pause. Schon kam ihr die nächste Idee für ein großes Abenteuer. „Cooper, du bist der fiese Vermummte. Carola, du bist seine Komplizin. Ich bin der Polizist und mein Haustier ist Pepe. Ihr müsst wegrennen und ich versuche euch zu fangen.”

So wurde dieser Plan in die Tat umgesetzt. Lilly konnte sehr bestimmerisch sein. Wenn sie etwas wollte, dann bekam sie es auch. Schon rannte Lilly in Richtung Abenteuerspielplatz. „Auf geht’s. Das hier ist die Bank.” Lilly stellte sich vor das Klettergerüst.

„Jetzt kommt der Räuber.” Lilly formte ihre Finger zu einer Pistole. „Der Räuber rennt weg.”

Lilly trampelte auf den hölzernen Plattformen herum. „Und jetzt kommt der Polizist. Er muss den Räuber fangen.” Lilly kletterte geschickt die Kletterwand empor, hangelte sich durch die Stricke nach oben und war in Windeseile auf die nächste Plattform gestiegen. Kurz vor der Rutsche hielt sie an. „Aufgepasst, ihr Ganoven. Jetzt komme ich”, rief Lilly. Sie holte Anlauf, hielt sich an der Querstange fest und rutschte mit Vollgas hinab. Sie landete im weichen Sand. „Ich habe euch erwischt. Jetzt müsst ihr ins Gefängnis.” Lilly rannte zur Reifenschaukel. „Das Gefängnis ist eine Zelle. Und ich bin der Gefängniswärter.” Lilly schubste die Reifenschaukel an. „Ich passe auf, dass kein Ganove entkommt.”

„Das macht Spaß”, rief Carola.

“Noch höher. Höher”, betonte Cooper. Und Pepe saß brav neben Lilly. Er beobachtete das Geschehen aus einiger Entfernung. Eine Stunde später wurde Lilly müde und marschierte nach Hause.

„Du kommst heute sehr spät”, bemerkte die Mutter.

„Ich hab noch gespielt”, antwortete Lilly.

„Das Abendessen steht schon auf dem Tisch. Beeil dich bitte. Dein Bruder sitzt schon auf seinem Platz.

Alle sind da und warten nur auf dich.” Lilly stellte ihren Schulranzen in den Hausflur. „Ich habe noch einen Freund mitgebracht”, sprach Lilly stolz.

„Er heißt Cooper und wird ab sofort öfter kommen.” Der Vater machte große Augen.

Lilly deutete neben sich. „Du hast keinen Freund. Also ich sehe keinen”, bemerkte Laurenz.

„Hab ich wohl. Ihr könnt ihn nur nicht sehen. Er ist nämlich ein echter Geist.”

Die Mutter seufzte. „Du und deine Fantasie. Erzähl mal lieber, wie es in der Schule gelaufen ist.”

„Wie immer, ganz normal. Ich habe in der Pause sogar ein Tor geschossen. Das war lustig.”

Der Vater schmunzelte. „Du hättest ein Junge werden sollen, bei deinem sportlichen Ehrgeiz.”

„Ich bin aber ein Mädchen, das Fußball mag.

Ist das denn so schlimm?”

Die Mutter klopfte Lilly auf die Schulter. „Du bist ein ganz besonderes Mädchen.” Lilly lachte. Sie setzte sich auf ihren Platz, Pepe kam wie immer auf den Tisch und sie fütterte ihn mit Fischstäbchen, bevor sie selber etwas aß.

„Lilly, dein Plüschtier kann nichts essen.”

„Und ob er das kann. Pepe ist nämlich ein ganz besonderer Hase. Er kann fliegen.” Lilly hob Pepe hoch und ließ ihn über den Tisch kreisen. Dabei stieß sie zwei Trinkgläser um. Die Mutter konnte gerade noch ihre Lieblingsvase retten. „Kannst du dich nicht einmal wie ein normales Mädchen benehmen?” Selbst Laurenz seufzte. Er kannte seine große Schwester nur zu gut und wusste, dass sie ständig irgendwelche Spielereien im Kopf hatte.

„Setz dich bitte hin und iss deinen Teller auf.

Der Hase kommt weg.” Die Mutter griff nach dem Plüschtier. „Ach menno.” Lilly stapfte mit den Füßen auf den Boden. „Den Hasen gibt es erst wieder, wenn du aufgegessen hast.”

„Also gut. Dann guten Appetit.”

Nach zwei Tellern Fischstäbchen mit Kartoffelbrei war Lilly satt. „Darf ich auf mein Zimmer gehen?”

„Erst räumst du dein Geschirr in die Spülmaschine”, forderte die Mutter.

„Ja, okay.” Lilly nahm ihren Teller und das Besteck.

Sie steckte alles ordentlich in die Spülmaschine, dann ging sie zurück zu ihrer Mutter. „Kann ich jetzt bitte meinen Pepe wieder haben?”

Die Mutter streichelte Lilly über den Kopf.

„Du bist manchmal sehr anstrengend, weißt du das?”

„Und du schimpfst viel zu oft. Ich bin eben wie ich bin”, erwiderte Lilly. Der Vater schmunzelte.

„Wir haben dich gewollt. Und jetzt müssen wir dich großziehen. Das ist die Aufgabe von Erwachsenen.”

„Und Kinder sollten öfter mal brav sein und im Haushalt mithelfen”, ergänzte die Mutter.

„Ich hab’s ja verstanden. Wir Vier müssen alle zusammen halten, damit der Haushalt funktioniert.”

Lilly schnappte sich Pepe und ihren Schulranzen.

Dann rannte sie die Treppe nach oben. In ihrem Zimmer verstaute sie alles an seinem Platz. Der Schulranzen kam unter die Treppe. Dann schnappte sich Lilly ihre anderen Kuscheltiere. Lilly schlief auf einer Galerie, direkt unter dem Dach. Sie ging die hölzerne Treppe nach oben. In ihrem Bett legte sie Pepe neben sich auf das zweite, etwas kleinere Kopfkissen. Die anderen Kuscheltiere setzte sie an das Kopfende auf einen Nachttisch. Dann erzählte sie ihren Lieblingen eine Gute-Nacht-Geschichte.

„Gute Nacht, Leute. Morgen ist auch noch ein Tag für Abenteuer”, gähnte Lilly. Nach einer Weile schlief die Schülerin zufrieden ein.

Episode 2 Spiel & Spaß am Nachmittag

Dann kam die Zeit, als Lilly nach der Schule montags bis freitags in eine Nachmittagsbetreuung ging, um dort ihre Hausaufgaben zu machen. Pepe, Cooper und Carola kamen selbstverständlich auch mit. In dieser Nachmittagsbetreuung gab es viele Kinder wie Lilly. Mit Sandra Jäkel, einer der Erzieherinnen verstand sich Lilly besonders gut. Lilly erzählte von ihrer guten Note in Deutsch, sie hatte in der letzten Schulaufgabe eine Zwei geschrieben. „Ich habe ja auch besonders fleißig gelernt.”

Die Erzieherin klopfte Lilly anerkennend auf die Schulter. „Wer fleißig lernt wird auch belohnt”, sagte sie dazu. Lilly durfte sich in der Tagesstätte an ein Klavier setzen und darauf spielen. „Alle meine Entchen” konnte Lilly schon auswendig spielen. Sie besaß daheim ein Keyboard und nahm seit einiger Zeit Keyboardunterricht bei einem Lehrer, der auf einer anderen Schule unterrichtete. Allerdings hatte Lilly eine Angewohnheit, die mache Erwachsene störte. Sie konnte sehr stur sein. Wenn sie sich etwas in den Kopf setzte, dann musste sie dies unbedingt sofort tun. Sie konnte nicht warten und wurde schnell ungeduldig, wenn etwas nicht so lief, wie sie es gerne hätte. Dieses Mal saß Lilly in der Nachmittagsbetreuung eine Dreiviertelstunde vor dem Klavier und ließ kein anderes Kind darauf spielen. „Lilly, lass auch mal die anderen ran. Du bist nicht alleine hier bei uns”, ermahnte sie Constanze Schmitt, die zweite Erzieherin. „Lilly, bitte sei brav.” Nur widerwillig gab Lilly das Klavier frei. „Na gut, dann gehe ich eben auf dem Spielplatz spielen.” Constanze seufzte. Die Nachmittagsbetreuung war für die Erzieherin besonders anstrengend, denn sie hatte seit drei Jahren schwierige Kinder zu betreuen. Ein Junge, der nicht in Lillys Klasse ging, hatte erst vor einer Woche die Eingangstüre zur Tagesstätte eingetreten. Die Erzieher mussten die Reparatur der Türe aus eigener Tasche bezahlen. Der freche Schüler wurde ermahnt solche Faxen in Zukunft zu unterlassen. Es musste sogar der Vater kommen und den Raufbold abholen.

Lilly empfand sich selbst nicht als schwieriges Kind. Sie betonte: „Ich mach doch gar nichts. Ich will nur spielen. Und hab viel Fantasie.” Damit behielt die Schülerin Recht. Mit einem anderen Viertklässler, der Erik hieß, freundete sich Lilly noch am selben Nachmittag an. Sie tauschten während ihrer Zeit in der Nachmittagsbetreuung miteinander Sammelkarten. Und Erik war der einzige Junge, der mit Lilly Fußball spielen wollte.

Es gab einen Spielplatz gegenüber der Tagesstätte, direkt hinter einem kleinen Hügel. Lilly ging meistens mit Pepe, Cooper und Carola rutschen. Erik kam auch mit. Sie rannten um die Wette und kletterten am Klettergerüst hoch. Lilly stellte Erik ihre Freunde vor, die auch der Junge nicht sehen konnte. „Du hast eine unsichtbare Freundin und einen Geist als Partner? Das ist ja cool.”

„Finde ich auch cool. Nur die meisten anderen Kinder verstehen das nicht. Sie sagen ich spinne und denke mir den Unsinn nur aus. Darum gehen mir auch viele aus dem Weg und wollen nichts mit mir zu tun haben.” Erik verstand das Problem. So spielte er während seiner Zeit an der Nachmittagsbetreuung öfter mit Lilly. Es gab aber auch Tage, an denen Erik keine Zeit zum Spielen hatte. Dann ging Lilly alleine zur Tischtennisplatte, kramte ihre Tischtennisschläger heraus und spielte mit sich selbst. Einen Schläger hielt sie in der linken, den anderen in der rechten Hand. Dabei stellte sie sich vor, wie Cooper auf der gegenüberliegenden Seite der Tischtennisplatte stand und dribbelte mit dem Ball auch schon drauf los. „Spiel zu mir rüber”, rief Cooper.

„Und jetzt zu mir”, sprach Carola.

„Das macht Spaß”, piepste Pepe.

„Finde ich auch”, lachte Lilly.

Eines Tages tauchte ein Neuer in der Nachmittagsbetreuung auf. Er kam aus einem anderen Land und ging genau wie Lilly in die vierte Klasse. Er war aber nicht in derselben Schule wie Lilly. Er hieß Rasmus und hatte nur Dummheiten im Kopf. Meistens ärgerte er andere Kinder während seiner Zeit an der Nachmittagsbetreuung. Auch Lilly war vor seinen Streichen nicht sicher. Gleich in der ersten Woche des Kennenlernens schlug Rasmus Lilly in der Garderobe der Tagesstätte mit der Faust ins Gesicht. Lillys Brille landete mit einem lauten Scheppern auf dem Boden. Eines der Gläser sprang aus der Fassung. Lilly hob ihre Brille auf, schrie „Blödmann” in die Richtung von Rasmus und rannte zu ihrer Lieblingserzieherin Sandra Jäkel.

„Was ist denn los?”, erkundigte sich diese, als sie Lilly weinen sah.

„Dieser blöde Rasmus hat mir meine Brille aus dem Gesicht geschlagen. Das hat wehgetan. Der ist total gemein.”

Die Erzieherin streichelte Lilly behutsam über den Kopf. „Das ist wirklich nicht nett. Komm, wir gehen gemeinsam zu ihm. Er muss sich auf jeden Fall bei dir entschuldigen.”

„Ich mag den aber nicht”, heulte Lilly weiter.

„Dann kümmere ich mich eben um den bösen Buben”, sprach Sandra mit ruhiger Stimme. So marschierte die Erzieherin zum Eingangsbereich der Tagesstätte, doch Rasmus war bereits verschwunden.

Diese Gemeinheit ließ Lilly nicht auf sich sitzen. Bei der nächstbesten Gelegenheit rächte sie sich bei Rasmus. Beim Spielplatz ließ sie den Rüpel auf der Wippe zappeln, indem sie sich auf eine Seite der Wippe setzte. Da Lilly schwerer war als der Junge, baumelte dieser in der Luft und kam nicht mehr herunter. Auch als Constanze „Lilly, lass Rasmus runter” rief, reagierte der Sturkopf nicht. Lilly blieb sitzen. Sie streckte dem Raudy die Zunge heraus. „Blöde Kuh”, rief der Junge.

„Blödmann”, entgegnete Lilly.

Die Erzieherin seufzte. „Ihr seid beide anstrengend.” Erst als Constanze die Viertklässlerin mit einem Eis lockte, sprang Lilly von der Wippe herunter.

Einige Wochen später lernte Lilly auf der Grundschule einen neuen Mitschüler kennen. Er hieß Alexander Färber und machte nichts als Ärger.

„Lass Carola in Ruhe”, rief Lilly, die sich vorstellen konnte, wie Alex ihre Freundin schubste.

„Da ist doch überhaupt niemand”, sprach hierzu Sebastian aus Lillys Klasse.

„Stimmt nicht. Da drüben steht der Blödmann.”

Lilly deutete in die Richtung der Sitzbänke.

„Ja von wegen. Du spinnst. Also ich sehe keinen.”

„Jetzt hat dieser Mistkerl schon wieder Carola geschubst. Hey du, lass sie gefälligst in Ruhe.”

Lilly boxte mit beiden Fäusten auf den Rüpel ein.

Sebastian seufzte. „Da steht keiner. Du hast mal wieder zu viel Fantasie.”

Aber Lilly ließ nicht mit sich reden. „Hör endlich auf, sie zu ärgern”, ertönte ihre energische Stimme.

Erst jetzt eilte ein Lehrer herbei.

„Was ist hier los?”

„Dieser blöde Alex ärgert meine beste Freundin Carola. Der soll endlich aufhören.” Lilly stapfte mit beiden Füßen auf den Boden. Sie deutete erneut in die Richtung der Sitzbänke. Weit und breit war kein Schüler zu sehen. Rainer Schuster, der Mathelehrer, seufzte. „Lilly. Kannst du bitte damit aufhören, hier so einen Radau zu machen? Andere Kinder wollen in Ruhe ihre Pause genießen. Da drüben steht niemand.

Du steigerst dich da in was hinein.”

„Wollen Sie damit sagen ich bilde mir das nur ein?”

Der Lehrer seufzte noch einmal. Dann streichelte er Lilly über den Kopf. „Besondere Kinder können manchmal besonders stur sein. So wie eine gewisse Lilly Jacobsen. Und besondere Kinder, die meinen Personen zu sehen, die es gar nicht gibt, haben entweder eine große Fantasie oder zu viele Filme im Fernsehen gesehen.”

„Ich habe nicht zu viele Filme im Fernsehen gesehen. Ich bilde mir das alles auch nicht ein.

Da drüben steht der Blödmann und ich hab genau gesehen, wie er Carola geschubst hat.” Lilly blieb stur. Rainer seufzte ein drittes Mal.

„Lilly. Kannst du dich nicht einmal wie ein normales Kind benehmen und hier nicht so ein Gezeter machen? Wenn du dich nicht auf der Stelle beruhigst, dann muss ich deine Eltern anrufen und ihnen sagen, dass du hier quer treibst.”

„Ich treibe nicht quer, ich weiß doch noch, was ich gesehen habe.” Lilly stapfte auf den Boden.

„Typisch, Erwachsene. Ihr habt doch keine Ahnung von mir und meiner Welt.”

Leider änderte sich das Verhalten von Lilly nicht. Ganz im Gegenteil sah man sie nun öfters über den Pausenhof rennen und wild mit den Händen herumfuchteln. „Lass mich in Ruhe”, sagte sie dabei immer wieder. „Lass mich endlich in Ruhe.”

„Nervensäge”, rief Alex.

„Blödmann”, schrie Lilly zurück.

„Lass sie in Ruhe”, kommentierte Cooper.

„Hör auf damit”, sprach Carola.

Lilly rannte und rannte.

„Was ist denn jetzt schon wieder los?”, ertönte die Stimme eines Erwachsenen. Es war Sven Schott, der Deutschlehrer.

„Dieser blöde Alex hat mich wieder geärgert”, schimpfte Lilly. „Das ist jetzt schon das dritte Mal in dieser Woche.”

Herr Schott nahm Lilly in die Arme. „Ganz ruhig. Was genau hat dieser Alex denn gemacht?” „Erst hat er Carola geschubst und dann hat er mir an den Haaren gezogen”, erwiderte Lilly.

„Dann sag diesem Alex einfach, dass er dich in Ruhe lassen soll”, sprach der Lehrer mit ruhiger Stimme.

„Geht nicht, der verfolgt mich schon die ganze Zeit.” Lilly deutete in Richtung Fahrradständer.

Es war weit und breit kein Mensch zu sehen.

„Also gut”, sprach Herr Schott. „Dann gehen wir da jetzt gemeinsam hin und sagen diesem Alex, dass er dich nicht mehr ärgern soll.” Lilly sah den Deutschlehrer mit großen Augen an. Es war das erste Mal, dass ein Erwachsener ihr glaubte.

„Dieser fiese Alex war schon die ganze letzte

Woche in unserer Nachmittagsbetreuung mit dabei.

Und da hat er auch nur Ärger gemacht.”