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Vier prickelnde und romantische Liebesgeschichten zu Weihnachten
Lights out Love
Cole ist absolut genervt von der üppigen Weihnachtsdekoration seiner Nachbarin Josie. Als dann auch noch der Strom ausfällt, steht er vor ihrer Tür, um ihr seine Meinung zu sagen. Sie verbringen den Abend gemeinsam, und Cole merkt bald, dass er vielleicht doch mehr für das Fest der Liebe empfindet, als er immer dachte - und für Josie ...
Kissmas in New York
Als Margos beste Freundin ihr vorwirft, nicht spontan sein zu können, und sie herausfordert, einen fremden Mann zu küssen, zögert diese nicht lange und geht auf die Wette ein. Der Kuss mit Chet haut sie um. Margo staunt nicht schlecht, als sie ihm kurz danach vor Gericht wieder gegenübersteht - als Anwalt ihres Bald-Exmanns ...
Sexy Scrooge
Das Letzte, was Meredith an diesem verschneiten Weihnachtsabend brauchen kann, ist, sich ein Uber mit dem großspurigen Anwalt Adam zu teilen. Doch während sie sich zusammen durch den Schneesturm kämpfen, entsteht eine Verbindung zwischen ihnen. Als die Fahrt zu Ende ist, trennen sich ihre Wege. Bis sie sich vor Gericht überraschend wieder gegenüberstehen - allerdings auf verschiedenen Seiten ...
The Merry Mistake
Piper sollte sich wirklich endlich eine Brille zulegen, verwechselt sie doch einen gut aussehenden Mann, der vor ihrem Gebäude sitzt, mit einem Obdachlosen. Sie will ihm helfen - schließlich ist Weihnachten. Peinlich, doch zum Glück wird sie ihn nie wiedersehen ... wenn das Schicksal nicht andere Pläne hätte.
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Seitenzahl: 208
Titel
Zu diesem Buch
LIGHTS OUT LOVE
1
2
3
4
5
KISSMAS IN NEW YORK
1
2
3
4
5
SEXY SCROOGE
1
2
3
4
THE MERRY MISTAKE
1
2
3
4
Die Autorinnen
Die Romane von Vi Keeland und Penelope Ward bei LYX
Leseprobe
Impressum
VI KEELAND / PENELOPE WARD
Merry Kissmas
Ins Deutsche übertragen von Hans Link
Vier prickelnde und romantische Liebesgeschichten zu Weihnachten
Lights out Love
Cole ist absolut genervt von der üppigen Weihnachtsdekoration seiner Nachbarin Josie. Als dann auch noch der Strom ausfällt, steht er vor ihrer Tür, um ihr seine Meinung zu sagen. Sie verbringen den Abend gemeinsam, und Cole merkt bald, dass er vielleicht doch mehr für das Fest der Liebe empfindet, als er immer dachte – und für Josie …
Kissmas in New York
Als Margos beste Freundin ihr vorwirft, nicht spontan sein zu können und sie herausfordert, einen fremden Mann zu küssen, zögert Margo nicht lange. Der Kuss mit Chet haut sie um, und sie gibt ihm ihre Nummer. Doch er ruft sie nicht an, und Margo staunt nicht schlecht, als sie ihm vor Gericht wieder gegenübersteht: Er ist der Anwalt ihres Bald-Exmanns …
Sexy Scrooge
Das Letzte, was Meredith an diesem verschneiten Weihnachtsabend brauchen kann, ist, sich ein Uber mit dem großspurigen Anwalt Adam zu teilen. Doch während sie sich zusammen durch den Schneesturm kämpfen, entsteht eine Verbindung zwischen ihnen. Als die Fahrt zu Ende ist, trennen sich ihre Wege. Bis sie sich vor Gericht überraschend wieder gegenüberstehen – allerdings auf verschiedenen Seiten …
The Merry Mistake
Piper sollte sich wirklich endlich eine Brille zulegen, verwechselt sie doch einen gut aussehenden Mann, der vor ihrem Gebäude sitzt, mit einem Obdachlosen. Sie will ihm helfen – schließlich ist Weihnachten. Peinlich, doch zum Glück wird sie ihn nie wiedersehen … wenn das Schicksal nicht andere Pläne hätte …
»Was soll das denn werden?«
Ich bückte mich gerade unter meinen Briefkasten, um eine Lichterkette um deren Pfosten zu wickeln, als mich die bellende Stimme eines Mannes hochfahren ließ. Prompt knallte ich mit dem Kopf gegen den Briefkasten.
»Autsch.« Ich rieb mir den Scheitel und blinzelte den Mann an, dessen Stimme mich erschreckt hatte. Mein Nachbar saß in seinem lächerlich großen Truck und hielt direkt vor meinem Haus. »Herrgott, musst du dich so anschleichen? Wonach sieht es denn aus?«
Er ließ den Blick über meinen Vorgarten schweifen. »Es sieht aus, als hätte jemand bei dir alles mit Weihnachten vollgekotzt.«
Ich kniff die Augen zusammen. Gott, mein neuer Nachbar war ständig so mies drauf. Das war echt schade, denn eigentlich war er heiß. Er erinnerte mich an diesen britischen Schauspieler aus »Die Bestimmung«, Theo Irgendwas, keine Ahnung. Aber bloß weil er volle Lippen und ein kantiges Kinn hatte und seine Augen die Farbe geschmolzener Schokolade besaßen, würde ich es noch lange nicht auf mir sitzen lassen, dass er meinen geliebten Weihnachtsschmuck beleidigte.
Ich stemmte die Hände in die Hüften. »Ich fange gerade erst an. Bis alles fertig ist, brauche ich zwei Wochen.«
»Du meinst, da kommt noch mehr?«
»Natürlich kommt noch mehr.«
Er schüttelte den Kopf. »Die Lichter auf deinem Dach werden sicher nachts durch mein Fenster scheinen.«
Ich hätte fast gelacht. Er regte sich wegen der zwei armseligen Lichterketten auf, die ich heute Nachmittag angebracht hatte? Das war gar nichts im Vergleich zu dem, was ihn bis zum 1. Dezember erwartete. Die Astronauten im Weltraum würden sich während der Feiertage über den strahlenden Anblick meines Hauses freuen können.
Ich zuckte die Achseln. »Vielleicht solltest du dir Verdunkelungsrollos besorgen. Du weißt schon, solche für Nachtarbeiter, die tagsüber schlafen.«
Mr Miesepeter runzelte finster die Stirn und warf mir einen bösen Blick zu, trat wortlos aufs Gaspedal und bog in die Einfahrt gegenüber ein. Ich dachte, damit wäre der Fall erledigt, aber als er ausgestiegen war, kam er noch einmal zurück über die Straße.
»Jetzt sag mir bloß nicht, dass deine Festbeleuchtung eine Attraktion sein wird und die ganze Nacht über Leute kommen, um sich einen Haufen Lämpchen und Kitschfiguren anzusehen, die auf deinem Rasen tanzen.«
Ich spitzte die Lippen. »Okay. Werde ich nicht.«
Seine Augen wurden schmal. »Was wirst du nicht?«
»Ich werde dir nicht sagen, dass die Leute von überall herkommen, um sich meine Dekoration anzusehen, obwohl es so sein wird.«
Mr Miesepeter fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Ich habe mir das Haus da drüben gekauft, weil es in einem ruhigen Viertel liegt. Die meisten Häuser hier werden nur im Sommer genutzt, und wenn zu dieser Zeit Betrieb herrscht, bin ich unterwegs. Ich dachte, im Winter wäre hier nichts los.«
Da hatte er recht. In diesem Teil der Hamptons gab es vor allem Zweitwohnsitze. Im Sommer lebten hier fünfzehnmal so viele Menschen wie im Winter. Leute wie ich, die das ganze Jahr über hier wohnten, waren die Ausnahme.
»Den größten Teil des Winters über ist es hier sehr ruhig«, sagte ich, ohne zu erwähnen, dass unser kleiner Block in nur wenigen Wochen einen beständigen Strom vorbeifahrender Autos anlocken würde. Die Menschen kamen aus allen Nachbarstädten, um sich meine Weihnachtsdekoration anzusehen. Er würde damit leben müssen. Schließlich diente das Geld, das die Schaulustigen spendeten, einem guten Zweck.
Mr Miesepeter musterte mein Gesicht, als würde er etwas suchen, wurde aber anscheinend nicht fündig, denn er stapfte nur mit finsterer Miene und ohne ein weiteres Wort zurück zu seinem Haus.
Seufzend kniete ich mich wieder hin, um den Briefkasten fertig zu schmücken, und murmelte dabei leise: »So was von unhöflich.«
»Unhöflich ist es, wenn man keine Rücksicht auf seine Mitmenschen nimmt!«, rief mein Nachbar von seiner Einfahrt aus.
Wie zum Teufel hatte er mich hören können?
Ich legte die Hände um den Mund, beugte mich zu seinem Haus vor und rief zurück: »Oder wenn man sagt, dass die harte Arbeit anderer Leute aussehe wie hingekotzt!«
Er knallte als Antwort die Haustür zu.
Was für ein Idiot.
In der folgenden Woche ging ich mit meiner Freundin Sarah neuen Weihnachtsschmuck kaufen, um meine Dekoration zu ergänzen. Sarah wohnte in Manhattan und verbrachte den Sommer meistens in den Hamptons, aber ich brauchte das Wort Einkaufsbummel nur zu erwähnen, und schon kam sie für einen Tag zu Besuch.
Nachdem wir unsere Mission erfüllt hatten, luden wir in der Einfahrt den Kofferraum meines Wagens aus. Es mussten mindestens zwanzig Tüten mit Lichterketten und anderer Deko sein, außerdem lagen auf der Rückbank zwei wunderschöne zwei Meter große Nussknacker, die ich als unglaubliches Schnäppchen bei einem Vorsaisonverkauf ergattert hatte. Während ich weitere Tüten aus dem Kofferraum nahm, fuhr Mr Miesepeters großer hässlicher Truck die Straße entlang. Ich hatte ihn seit unserer reizenden letzten Begegnung an meinem Briefkasten vor ein paar Tagen nicht mehr gesehen. Als er vorbeirollte und in seiner Einfahrt parkte, schüttelte er den Kopf.
Meine Freundin drehte sich um und erhaschte einen Blick auf den Mann hinter dem Lenkrad. »Ooooh …«, gurrte sie. »Den hatte ich ja ganz vergessen. Der heiße Nachbar ist im Frühling eingezogen, oder? Warum haben wir ihn im Sommer gar nicht gesehen?«
Ich zuckte die Achseln. »Er hat das Haus im April gekauft, glaube ich. Aber bis vor Kurzem war er kaum da.«
Sarah schaute über die Straße und winkte ihm zu. »Gott, er ist wirklich zum Anbeißen. Emily Vanderquints Mann hat ihn bei deiner Labor-Day-Party erwähnt. Er meinte, er sei so was wie ein Schriftsteller und im Sommer auf Lesereise gewesen. Scheint recht bekannt zu sein – das ist wahrscheinlich der Grund, warum er nicht so oft hier war.«
»Ja, kann schon sein. Aber er ist auch ein Arsch.«
»Wirklich?« Sie leckte sich die Lippen. »Ich habe nichts gegen Ärsche. Je größer die Macke, umso heißer der Sex. Bist du … an ihm interessiert?«
Ich schnaubte verächtlich. »Ganz sicher nicht. Wenn er mich jetzt noch nicht hasst, dann in sechs Tagen auf jeden Fall.«
»Du hättest also nichts dagegen, wenn ich rübergehe und Hallo sage?«
Ein unerwarteter Anflug von Eifersucht überkam mich, obwohl das lächerlich war. Ich zuckte mit den Schultern und schloss den Kofferraum. »Nur zu. Lass dich nicht aufhalten.«
Sarah lächelte, strich sich das Haar glatt und zog an ihrem Pulloversaum, damit ihr V-Ausschnitt mehr Dekolleté zeigte.
»Lass die großen Nussknacker auf dem Rücksitz«, sagte sie. »Ich werde ihn bitten, uns beim Ausladen zu helfen.«
»Ähm … das ist wahrscheinlich keine gute Idee. Der Mann hasst meinen Weihnachtsschmuck.«
Aber Sarah war bereits auf dem Weg über die Straße. Sie hob die Hand und rief: »Hallihallo! Herr Nachbar!«, als Mr Miesepeter schon vor seiner Haustür stand.
Ich verdrehte die Augen und brachte die Pakete aus dem Kofferraum in die Garage. Ein paar Minuten später kam Sarah mit Mr Miesepeter im Schlepptau zurück.
»Cole wird uns helfen, die schweren Nussknacker auszuladen.«
Ich grinste ihn an. »Und wehe, wenn nicht, sonst kommt Knecht Ruprecht mit der Rute.«
Mr Miesepeter gab sich alle Mühe, eine stoische Miene zu wahren, aber das kleine Zucken an seinem Mundwinkel entging mir nicht. Sarah öffnete die Hintertür meines Wagens, und mein Nachbar spähte hinein.
»Meine Güte, ein Nussknacker für die Frau, die mir am liebsten die Eier zerquetschen würde. Wie passend.«
»Der war gut.« Ich lachte. »Aber dein Humor macht deine Miesepetrigkeit nicht wett.«
Sarah fiel uns ins Wort: »Ich, äh, muss jetzt los – ich habe einen Termin und bin schon spät dran. Viel Spaß!«
Sie verschwand in ihrem Wagen, noch bevor ich ihr einen bösen Blick zuwerfen konnte. Sie hatte mich absichtlich mit diesem Griesgram allein gelassen.
Er schaute ihrem Auto nach, dann drehte er sich zu mir um. »Also, warum genau trage ich noch mal zu dieser Weihnachtskotze bei?«
Ich legte den Kopf schräg. »Weil du tief im Innern eine Seele hast, Cole?«
»Nein, das kann es nicht sein. Die habe ich letztes Jahr zur Fastenzeit abgegeben und nicht zurückbekommen.« Er zwinkerte mir zu und ließ ein schelmisches Lächeln aufblitzen, bei dessen Anblick ein Kribbeln meinen ganzen Körper durchlief.
Cole das Arschloch war heißer als die Hölle.
»Na, ich bin jedenfalls dankbar, dass du deine Muskeln für mich spielen lässt«, sagte ich.
Er betrachtete den Weihnachtsschmuck und die Lichterketten, die ich bisher installiert hatte. »Mal ernsthaft, warum machst du dir diese Mühe? Es ist ein Haufen Arbeit. Warum fährst du nicht einfach irgendwo anders hin und schaust dir dort die Lichter an?«
»Wenn jeder so denken würde, wäre das Leben ziemlich öde. Manchmal muss man selbst die Veränderung vornehmen, die man sich wünscht.« Ich versuchte, die Gefühle zu ignorieren, die in diesem Moment in mir aufstiegen, denn ich wusste natürlich, dass das nicht meine einzige Motivation war. »Ich habe jedenfalls meine Gründe.«
Cole zog eine Braue hoch. »Du stehst drauf, dass du damit Aufmerksamkeit erregst?«
»Wenn Aufmerksamkeit bedeutet, andere Menschen glücklich zu machen, dann könnte man das so sagen, ja. Darauf steh ich.« Ich kniff die Augen zusammen. »Und übrigens, da du beschlossen hast, dich nicht an der Lichterdekoration unseres Blocks zu beteiligen, sei nicht überrascht, wenn du Kinder weinen siehst, die an deinem Haus vorbeifahren, weil es so eine Enttäuschung ist. Es wird auffallen wie ein bunter Hund, da es das einzige dunkle Haus sein wird.«
»In unserem kleinen Block gibt es nur fünf Häuser, und in zwei davon habe ich seit Wochen kein Licht gesehen.«
Ich zeigte auf das jeweilige Haus, während ich erklärte: »Der Sohn der Martins kommt am Wochenende, um die Weihnachtsbeleuchtung anzubringen. Sie verbringen den Winter in Florida, aber ihr Sohn kommt trotzdem, um einen einfachen Schmuck mit Zeitschaltuhr zu installieren. Die Ackermans lassen ihre Dekoration von einer Firma machen, und die alte Mrs Becker hängt ihre Lichterketten noch selbst auf, obwohl sie fast achtzig ist. Es ist für einen guten Zweck, und es sieht schön aus, wenn der ganze Block um mein Weihnachtshaus herum erleuchtet ist. Du bist der einzige Weihnachtsfeind.«
»Ich werde mit dieser Schuld leben, aber danke für die Warnung.« Er beugte sich vor ins Auto. »Na, dann wollen wir mal.« Ich sah zu, wie mein Nachbar langsam und vorsichtig den ersten schweren Soldaten vom Rücksitz hob. »Wo soll er hin?«
Ich zeigte auf die Stelle, die ich für ihn vorgesehen hatte. »Links neben die Haustür, bitte. Und den anderen nach rechts.« Ich schnaubte. »Sie werden Wache stehen.«
»Großartig«, sagte er, stellte den Soldaten auf und kehrte zum Wagen zurück. »Da hätte ich mir die Sicherheitsanlange, die ich gerade in meinem Haus installiert habe, genauso gut sparen können. Wenn ich nur gewusst hätte, dass diese beiden Kollegen das Viertel beschützen werden.«
Nachdem er den zweiten Soldaten an seinen Platz gewuchtet hatte, sagte ich: »Danke für deine Hilfe.«
Er verdrehte die Augen. »Vielleicht bekomme ich dann ja was Schönes vom Weihnachtsmann.«
Aus irgendeinem Grund hatte ich das Gefühl, ihm etwas anbieten zu müssen, um mich zu bedanken. »Möchtest du … auf ein Glas Wein mit reinkommen?«
Was tue ich da?
Er kratzte sich das Kinn und schaute hinunter auf seine Schuhe. »Das geht leider nicht. Ich habe gleich ein virtuelles Arbeitsmeeting.«
»Oder kann es sein, dass du dich nur nicht mit der Gute-Laune-Nachbarin anfreunden willst?« Ich kicherte und kam mir dumm vor, weil ich ihn eingeladen hatte. »Was genau hasst du eigentlich so an Weihnachtsdeko?«
»Nun, zum einen erregt sie unnötige Aufmerksamkeit. Ein ruhiges Zuhause hat viel für sich. Ich möchte in Unterwäsche herumlaufen können, ohne Angst haben zu müssen, dass einer durchs Fenster späht.«
»Wir sollen auf Weihnachtsstimmung verzichten, weil du dir keine Hosen anziehen willst?«
»Ich hatte ja keine Ahnung, worauf ich mich einlasse, als ich ins Weihnachtsdorf gezogen bin.«
Das brachte mich nun doch zum Lachen. »Okay. Noch mal danke für deine Hilfe.«
»Nichts zu danken.« Er nickte und ging über die Straße zurück zu seinem Haus.
Ich sah ihm nach, genoss den Anblick seines knackigen Hinterns und stellte mir vor, wie er zu den Klängen von »Jingle Bell Rock«, die aus meinem Vorgarten schallten, in Unterwäsche durch sein Haus tanzte.
Alle Männer enthaaren sich. Ist doch so, oder?
Es war Zeit für die monatliche Rasur. Also zog ich mich aus, stellte mich im Badezimmer vor den Spiegel und begutachtete das Ergebnis meines harten Trainings im Fitnessstudio. Ich war zufrieden.
Als ich den Rasierapparat einschaltete, dachte ich an meine verrückte Nachbarin Josie. Ich hatte ihr ziemlich die Hölle heißgemacht, aber sie war irgendwie süß. Nur blöd, dass sie mich an jemanden erinnerte, den ich vergessen wollte. Deswegen fühlte ich mich in ihrer Gegenwart etwas unwohl.
Josie. Sie schmückte auf der anderen Straßenseite ihren Baum, während ich hier die Hecke um meine Weihnachtskugeln in Form brachte.
Innerlich lachend hatte ich gerade mit dem Rasieren begonnen, als alles dunkel wurde. Das Licht im Badezimmer war ausgegangen.
»Scheiße!«
Ich war mir ziemlich sicher, dass ich mit dem Rasierer ausgerutscht war. Ich schaltete ihn aus und verließ das Bad, nur um feststellen zu müssen, dass auch im übrigen Haus das Licht aus war.
Ich schaute durchs Fenster nach draußen. Die anderen Häuser in der Straße waren ebenfalls dunkel. Dann traf mich die Erkenntnis: Josie. Heute Abend hatte sie zum ersten Mal ihre Festbeleuchtung eingeschaltet. Ich war fast geblendet gewesen, als ich von einem Drink bei Freunden zurückgekommen war. Der erste Abend ihrer geschmacklosen Lightshow, und plötzlich fiel überall der Strom aus? Es war unmöglich, dass diese beiden Dinge nichts miteinander zu tun hatten.
Ich konnte die Hand vor Augen nicht sehen, tastete mich aber bis zum Kleiderschrank und griff mir eine Hose, die sich wie eine Jeans anfühlte. Verärgert stieg ich hinein, dann warf ich mir ein Hemd über.
Vorsichtig ging ich nach unten und ertastete die Taschenlampe, die ich unter der Küchenspüle aufbewahrte. Dann marschierte ich über die Straße zu Josie. Von den Nachbarn schien niemand zu Hause zu sein. Sie hatten jetzt ebenfalls Weihnachtsschmuck angebracht, aber ich hatte ihn früher am Abend nicht bemerkt. Offenbar hatte Josie die ganze Straße lahmgelegt.
Sie stand bereits vor dem Haus, als hätte sie mich erwartet.
Mit den Händen in die Hüften gestemmt legte sie sofort los. »Dein Wunsch ist in Erfüllung gegangen«, fauchte sie. »Jetzt sind nicht nur meine Lichter aus, sondern die ganze Straße ist dunkel. Bist du jetzt zufrieden?«
Das soll wohl ein Witz sein? Sie will mir das in die Schuhe schieben?
Ich sah sie an. »Ja, klar. Ich bin total begeistert. Ich finde es toll, im Dunkeln zu schreiben, wenn mir der Abgabetermin im Nacken sitzt, vor allem wenn mein Laptopakku nicht geladen ist und ich keine Möglichkeit habe, an mein Manuskript zu kommen!« Ich schüttelte den Kopf. »Passiert das öfter, wenn du der Nachbarschaft den Strom abgräbst?«
»Gib nicht mir die Schuld daran. Ich kann nichts dafür, dass die Lichter ausgegangen sind. Ich schreibe das eher deinem schlechten Karma zu als dem Umstand, dass ich ein bisschen mehr Strom verbrauche.«
Ich lachte verächtlich. »Ein bisschen mehr Strom? Das wäre so, als würde man sagen, die Kardashians seien ein bisschen in den Medien präsent.«
Diese Frau hatte in ihrer Einfahrt eine komplette Eisbahn installiert, auf der ein halbes Dutzend lebensgroßer Schlittschuhläufer zu nerviger Weihnachtsmusik herumglitten – und das war nur ein Bruchteil der Scheiße, die sie aufgebaut hatte.
»Vielleicht bist du ja auch für den Kurzschluss verantwortlich«, konterte sie. »Ich sehe dich manchmal in deiner Garage mit Sägen und anderen Geräten hantieren. Mit welchem Elektrowerkzeug hast du denn rumgemacht, als der Strom ausfiel?«
Die Frage brachte mich fast zum Lachen. Ich hatte tatsächlich mit einem Elektrogerät rumgemacht … Ich räusperte mich. »Wie lange dauert das normalerweise?«
»Keine Ahnung.« Sie schnaubte. »Der Strom ist bis jetzt noch nie ausgefallen.«
Na fabelhaft. Das war ja echt klasse. »Hast du denn wenigstens angerufen?«
»Nein … du vielleicht?«
Ich seufzte und fuhr mir mit der Hand durchs Haar. »Hast du Kerzen? Ich war auf einen Stromausfall nicht vorbereitet.«
Josie nickte. »Ja, aber du musst mit der Taschenlampe mit reinkommen, damit ich sie ausgraben kann. Ich habe die Batterien aus meiner Taschenlampe für eine Figur draußen gebraucht.«
Ich murmelte: »Natürlich.«
Im Haus roch es wie in einer Bäckerei. Ich leuchtete in die Küche. »Hast du Kekse gebacken?«
»Ja, mit Schokostückchen und Kürbis-Hafer-Kekse mit Rosinen. Möchtest du probieren?«
Wenn man bedachte, dass mir bei dem Geruch das Wasser im Mund zusammenlief und ich vorgehabt hatte, mir mit meiner Strom verbrauchenden Mikrowelle ein Tiefkühlgericht aufzuwärmen, schien es unklug zu sein, das Angebot auszuschlagen. »Gern.«
»Würdest du die Taschenlampe bitte auf den Tisch richten? Er steht rechts von dir.«
Als ich in die Richtung leuchtete, riss ich die Augen auf. »Meine Güte! Wie viele Kekse hast du denn gebacken?« Der Tisch bog sich förmlich unter Backblechen, auf denen Berge von Keksen lagen.
Sie hob an einem Blech die Klarsichtfolie an und wählte zwei Plätzchen aus, die sie mir reichte. »Ich habe achtzehn Dutzend gebacken. Letztes Jahr habe ich am ersten Abend fünfzehn Dutzend gemacht, und eine Stunde vor Schluss waren sie alle.«
»Oh Mann, ich dachte mir schon, dass hier Betrieb herrschen wird, aber nicht in einem solchen Ausmaß. In diesem Teil von Westhampton Beach leben doch höchstens noch hundertachtzig Leute.«
Sie lächelte. »Ich unterrichte in East Hampton eine dritte Klasse. Viele meiner Schüler und Schülerinnen kommen vorbei – einige gehen inzwischen aufs College und kommen trotzdem jedes Jahr.«
Ich biss in einen der Kekse. »Wow, die sind der Hammer. Wenn ich eine Lehrerin mit deinem Aussehen gehabt hätte, die so lecker gebacken hätte, würde ich wahrscheinlich auch jetzt noch bei ihr vorbeifahren.«
Obwohl ich nur das Licht der Taschenlampe hatte, konnte ich sehen, wie Josie errötete. Das überraschte mich, denn bei ihrem Aussehen musste sie an Komplimente gewöhnt sein.
»Ähm … die Kerzen müssten in der obersten Schublade der Anrichte im Esszimmer sein«, sagte sie. »Folge mir mit der Taschenlampe.«
Sie nahm einen Schwung Kerzen aus der Schublade, dann ging sie zum Kaminsims und griff nach dem Feuerzeug. Nachdem sie einige Kerzen angezündet und im Raum verteilt hatte, reichte sie mir zwei, die noch nicht brannten.
»Bitteschön. Die sind von Thanksgiving, daher duften sie vielleicht nach Kürbis oder Gewürzen.«
Ich nickte. »Danke.«
Das Flackern der Kerze in ihrer Hand ließ das Blau ihrer Augen aufleuchten, und verdammt, waren ihre Augen schön. Ich zwang mich, woanders hinzuschauen, und deutete mit dem Kopf zur Tür. »Dann, ähm, geh ich mal wieder rüber und rufe beim Elektrizitätswerk an.«
»Okay. Danke. Ich werde auch anrufen und den Stromausfall melden.«
Drei Stunden später rief ich ein zweites Mal beim Elektrizitätswerk an, um zu erfahren, wann ungefähr wir wieder Strom haben würden, aber sie hatten immer noch keine Ahnung. Ich musste wirklich arbeiten. Mein Truck hatte einen Adapter, daher wollte ich mich in den Wagen setzen, um den Laptop so weit aufzuladen, dass ich in meinem Manuskript wenigstens nachsehen konnte, wo ich aufgehört hatte. Dann konnte ich immerhin mit Papier und Stift weiterschreiben. Als ich das Garagentor öffnete, um nicht an den Abgasen zu ersticken, fiel mein Blick auf die andere Straßenseite, und ich sah, dass bei Josie in zwei Räumen Licht brannte.
Verdammt, warum hatte sie wieder Strom und ich nicht?
Und seit wann?
Anstatt den Truck zu starten, marschierte ich über die Straße und klopfte an Josies Tür.
»Seit wann hast du denn wieder Strom?«
»Oh …«, antwortete sie. »Noch gar nicht. Ich habe einen Benzingenerator und bin vorhin zur Tankstelle gefahren.«
Ich runzelte die Stirn und hob den Laptop, den ich noch in der Hand hielt. »Hättest du was dagegen, wenn ich den bei dir auflade?«
»Nein, natürlich nicht.« Sie ging zur Seite, damit ich eintreten konnte, und deutete auf die Mehrfachsteckdose auf dem Wohnzimmerboden. »Nur zu. Bedien dich.«
Ich steckte den Laptop ein und kontrollierte, dass er lud. Da jetzt Licht brannte, sah ich mich neugierig im Raum um. »Ich komme in ungefähr einer Stunde zurück, um ihn abzuholen. Okay?«
»Klar.«
Auf dem Weg zur Haustür rief Josie mir nach.
»Cole?«
Ich blieb stehen. »Ja?«
»Hast du Hunger? Ich habe gerade ein Blech selbst gemachter Manicotti in den Ofen geschoben.«
Während ich noch das Pro einer guten Mahlzeit gegen das Kontra abwog, Zeit mit einer Frau zu verbringen, die mich an Jessica erinnerte, gab mein Magen ein lautstarkes Knurren von sich.
Josie lachte. »Ich werte das als ein Ja.«
»Ähm …« Ich zuckte die Achseln. »Klar, warum nicht?«
Zwanzig Minuten später saßen wir am Esstisch. Da es in dem Raum keine Lampe gab, die man in die Steckerleiste einstecken konnte, aßen wir bei Kerzenlicht.
Es war still. Ich sah ihr zu, wie sie sich Wein nachschenkte, bis sie aufsah und meinen Blick bemerkte.
»Was ist?«, sagte sie.
Ich schüttelte den Kopf. »Nichts.«
»Du schaust mich an, also ist es nicht nichts. Sag mir, was du gerade gedacht hast.«
Da Wie deine Lippen wohl schmecken wahrscheinlich keine gute Antwort war, fragte ich sie etwas anderes, was mich beschäftigte. »Wie bist du dazu gekommen, dein Grundstück Weihnachten im großen Stil zu dekorieren?«
Sie lächelte traurig. »William. William gab vor neun Jahren den Anstoß. Er war ein Schüler von mir, und ich war damals in meinem zweiten Jahr als Lehrerin. Er hatte Spina bifida, also einen offenen Rücken, und war an den Rollstuhl gefesselt, aber man hat ihm sein Leid nicht angemerkt. Er war das glücklichste Kind, das mir je begegnet ist – und er hat Weihnachten geliebt. Er hat seinen Rollstuhl schon zwei Monate vorher mit Lichterketten und Kugeln geschmückt. Wegen seiner Probleme mit der Wirbelsäule musste er sich einer Reihe von Rückenoperationen unterziehen. Ihm stand die sechste bevor, kurz nach dem Ende des Schuljahrs. Durch die Operation sollte er in die Lage versetzt werden, sich zum ersten Mal in seinem Leben mit einem Gehgestell fortzubewegen. Das Letzte, was er vor den Sommerferien zu mir gesagt hatte, war, dass alles gut werden würde, denn er habe den Weihnachtsmann gebeten, ihm im Dezember Seemannsbeine zu schenken.« Josie schüttelte den Kopf und wischte sich eine Träne aus dem Auge. »Während der Operation löste sich unerwartet ein Blutgerinnsel und wanderte in sein Herz. Er starb auf dem OP-Tisch.«
»Scheiße. Das tut mir leid.«
Sie wischte sich noch eine Träne weg. »Ist schon gut. Man sollte meinen, dass ich nach fast zehn Jahren darüber reden könnte, ohne zu weinen, aber das ist anscheinend nicht der Fall.«
»Du hast auch allen Grund dazu. Trauer braucht ihre Zeit.«
Josie zwang sich zu einem Lächeln. »Danke. Na jedenfalls … ich wollte etwas tun, um Williams Andenken zu wahren. Also habe ich im nächsten Jahr zu Weihnachten mein Haus dekoriert und eine Spendenbox für die Spina-bifida-Hilfe aufgestellt. Einige Eltern hörten davon, kamen vorbei und haben Geld gespendet. Eins führte zum anderen, und mit jedem Jahr wurde die Deko aufwendiger, und es sind immer mehr Kinder gekommen. In den neun Jahren haben wir über die Feiertage mehr als fünfzigtausend Dollar eingenommen.«
»Wow! Das ist ja fantastisch.«
»Ja. William wäre von dem Lichterschmuck begeistert, daher mache ich es jedes Jahr gern.«
Und ich ging dieser Frau aus dem Weg, weil sie mich an Jessica erinnerte, dabei war sie vollkommen anders als meine Ex. Sie war lieb und fürsorglich, und sie konnte verdammt gut kochen.
Ich nahm einen weiteren Happen Manicotti auf meine Gabel und hielt auf halbem Weg zum Mund inne. »Das hier schmeckt übrigens göttlich. Es ist das Beste, was ich seit Langem gegessen habe.«