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Die Erde unter Fremdherrschaft. Unser Planet Erde wird von einer unsichtbaren Zivilisationsform bewohnt und beherrscht. Lange Zeit existierte sie unerkannt unter uns. Den beiden Autoren Kracht und Niermann ist es gelungen, bei einer Besteigung des Kilimanjaro mit dieser Zivilisationsform in Kontakt zu treten; sie wurden Zeugen bis dahin nicht für denkbar gehaltener und nicht einmal gedachter Erscheinungen. Die Menschheitsgeschichte muss noch einmal völlig neu geschrieben werden. Wir, die Menschheit, stehen unter der Kontrolle eines Machtsystems von einzigartiger Ausdehnung. Spannend geschrieben, zwingend recherchiert und mit eindrucksvollen Fotos versehen, beschreibt »Metan« eine Verstrickung kosmischen Ausmaßes.
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Seitenzahl: 69
Christian Kracht
Metan
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Für Hari Bhakta Pathak
What is taught as history today in most nations’ public schools and universities is chiefly fraud.
Lyndon LaRouche Will the Soviets rule during the 1980s?
»Mmm«, macht es aus dem Gastraum des Forellenhofs in Stukenbrock, unweit des Teutoburger Waldes. Wenig später wird eine Gruppe satter und zufriedener Mongoloider in zwei rote Reisebusse geführt. Die Busse fahren nun in Richtung des Hollywood-Safariparks Stukenbrock. Beim Erreichen der Wagenschleuse pressen sich die Gesichter der Behinderten voll Vorfreude von innen an die dunkel getönten Scheiben. Die Schleuse öffnet sich, und die Fahrzeuge rollen zögerlich in das erste Wildgehege.
Der asphaltierte Weg beschreibt einen kleinen Kreis um mehrere hölzerne Böcke herum. Auf und vor ihnen lungern Löwen, in deren Pupillen (bei halbgeschlossenen Augen) sich die freudig erregten Mongoloiden unbemerkt spiegeln. Immer wieder umsteuern die Fahrzeuge der Werkstatt Mensch die Raubkatzen.
In weiteren Gehegen wohnen Affen, Geparden, Elefanten. Die Fenster der roten Busse sind beschlagen vom heftigen glücklichen Atmen der behinderten Fahrgäste. Doch die schwarzafrikanischen Parkwächter in vergitterten und mit Zebramustern bemalten VW Golfs kontrollieren, daß die undurchsichtig und schlierig gewordenen Scheiben der roten Busse nicht geöffnet werden. Sichtbar ist für die Mongoloiden nun nicht mehr Afrika, sondern ihr eigenes kondensiertes Gas.
Tausende Kilometer südlich des Teutoburger Waldes, in Moshi, Tanzania, ist eine Kamera an die Balustrade des Keys-Hotels montiert, die rund um die Uhr die Aussicht auf den Gipfel des Kilimanjaro-Massivs ins Netz überträgt (www.kilicam.com). Im toten Winkel dieser Kamera wartet mit verschränkten Armen und Schlapphut Commander J. Er trägt einen blonden Schnäuzer, die ausladenden Hüften und die teigige Haut geben ihm trotz großen Körperumfanges etwas Kindliches. Langsam humpeln ausgemergelte und sichtlich erschöpfte weiße Touristen auf ihn zu. In den leicht erhobenen Händen halten sie jeder ein Bündel Dollarscheine. Es ist das Trinkgeld, welches Commander J sanft angemahnt hat, das Trinkgeld für die Träger und Führer der absolvierten Kilimanjaro-Besteigung. Die Dollarscheine verschwinden in Commander Js Mappe, die Touristen erhalten dafür eine schön gestaltete Urkunde mit einer Zeichnung des Kilimanjaro-Massivs und ihrem Namen.
Fünfzig am Tag durchgeschleuste Expeditionisten zahlen jeder 250 Dollar Trinkgeld. Commander J erhält so täglich 12500 Dollar, im Monat 375000 Dollar in bar. Die sich jährlich anhäufende Summe von 4,5 Millionen Dollar wird in seiner Kammer hinter dem Keys-Hotel in mehreren dunkelgrauen Samsonite-Hartschalenkoffern verwahrt, deren Aluminiumgriffe denen stattlicher Gartenschaufeln gleichen.
Wegen des Sieges der Islamisten in Somalia und der damit einhergehenden Entwaffnung der von den USA unterstützten Warlords ist der Preis für eine Kalaschnikow auf dem Zentralmarkt von Mogadischu von 500 auf 200 Dollar gesunken. Das bedeutet, daß Commander J seine Wehrgruppe jährlich mit zusätzlichen 22500 Kalaschnikows ausstatten kann (Mengenrabatte sind in dieser Rechnung noch nicht berücksichtigt). Die Wehrgruppe, die inzwischen regelrecht zu einer Miliz, ja einer Armee gewachsen ist, sieht ihren Auftrag in dem Sturz Robert Mugabes und seiner Zimbabwe African National Union – Patriotic Front (ZANU-PF) im benachbarten Zimbabwe.
Hier in Tanzania ist die Class A-Droge Ephedrin frei erhält- lich, sogar am unter der Ägide der US-amerikanischen Homeland Security stehenden Julius K. Nyerere International Airport der Hauptstadt Dar es Salaam wird es im Apothekenschaufenster offen feilgeboten, die hochdosierte Tablette für 30 Tanzania Shilling, das sind 2,5 US-Cent.
Ephedrin ist ein Phenyläthylamin. Unter Zugabe von rotem Phospor und Jod wird es zu Methamphetamin synthetisiert, auch Crystal Meth oder Krystal genannt. In den Methlaboren, unweit von Moshi, wird Methamphetamin zur mentalen Stärkung der Wehrgruppe hergestellt. Die wütenden und desillusionierten weißen Farmer, denen in Zimbabwe Mugabes ZANU-PF Land und Hof enteignet hat, warten in den Camps der Wehrgruppe in Nordtanzania und dem westlichen Teil Mozambiques, um nach Mugabes Tod, angetrieben von Crystal Meth, in einer Zangenbewegung die Kontrolle über den Staat zu gewinnen und die Arbeit auf den enteigneten Farmen sofort wiederaufzunehmen.
Commander J ist kein Mensch. Er besteht aus einer menschenähnlichen Hülle, die mit Methangas gefüllt ist. Diese Hülle erfüllt mehrere Funktionen. Erstens, den Menschen wird vorgegaukelt, sie hätten es mit einem Menschen zu tun.
Zweitens, das schon bei niedrigen Temperaturen sich entzündende Methangas wird vor der – aus zahlreichen Grubenunglücken bekannten – spontanen Oxidation geschützt.
Drittens, das Methangas wird durch die schützende Hauthülle vom Aufstieg in höhere Luftschichten abgehalten.
Commander J ist Teil des weltumspannenden Methangetüms. Im Marianengraben vor Japans Küste – dem tiefsten Punkt unseres Planeten –, als Metanklathrat auch im ewigen Eis der Antarktis und den Permafrostböden Sibiriens, in Erdhöhlen und Rindermägen, über Sümpfen, Schlammvulkanen und Reisfeldern ist das Getüm.
Das Methangetüm konfrontiert den verstehenden Menschen mit zwei fundamentalen Irrtümern der Physik und Biologie: erstens, Gas verhalte sich grundsätzlich chaotisch, und zweitens, ohne Stoffwechsel sei kein Leben möglich. Daß sich auch organisches Leben auf anderem Wege als dem der Fortpflanzung vermehren kann, zeigt die Gentechnik.
Methan (CH4) reproduziert sich nicht selbst, es läßt sich reproduzieren. Dafür bedient es sich der mikrobiotischen Methangärer. In anaerober (sauerstoffloser) Umgebung, die jedoch reich ist an Kohlen- und Wasserstoff – beispielsweise in Sümpfen und Mägen –, sorgen diese für die Methanogenese.
Die Upanishaden sprechen vom Atman, der kosmischen Urluft, dem Welthauch. Es ist ein Sanskritwort, das dem deutschen Wort Atmen zugrunde liegt. Der Mensch denkt beim Atmen gewöhnlich nur an die Aufnahme von Sauerstoff und die Abgabe von Kohlendioxid. Mancher gesteht auch den Pflanzen ein Atmen zu – hier umgekehrt die Einatmung von Kohlendioxid und das Ausstoßen von Sauerstoff. Es gibt jedoch noch ein drittes, anaerobes, Atmen – die Umstülpung der Zunge im Munde gibt den Hinweis: A-T-M-E-N wird zu M-E-T-A-N.
Laut den Upanishaden ist die mantrische Silbe »Aum« oder »Om« der Urklang, aus dem der Kosmos entsteht. Die Nasalierung des Vokals, im Sanskrit als Chandrabindu bezeichnet, deutet auf den Resonanzkörper der Kuh hin. Ganz offensichtlich ist der ursprüngliche Urklang, der gemeint ist, das »Mmmuuuu« oder – korrekt gehört – »Mmmm« dieses im Hinduismus als Menschenmutter verehrten Tieres.
Den wiederkäuenden Rindern entfährt das Gas Methan täglich in großen Mengen. Bei Menschen bläht sich der Bauch nur unregelmäßig, und sie sind bemüht, das Austreten des mit streng riechenden Aromen versetzten Gases vor anderen zu verbergen. So weiß man von der Mühsamkeit des Bergsteigens: erfrorene Zehen müssen amputiert werden, Krampfadern müssen von eigener Hand aus dem Bein gezogen werden, immerzu geborstene Lippen machen die Nahrungsaufnahme und das Sprechen zu einer blutigen Angelegenheit; wochenlang ist der gesamte Körper bedeckt von einer Firnis aus Staub, Schweiß und Eis. Doch unbekannt, in keinem Bergführer und keinem Erfahrungsbericht erwähnt (nicht einmal bei Maurice Herzog, Jon Krakauer und Reinhold Messner), ist die beim Bergsteiger ab etwa 3500 Höhenmetern durch den Druckabfall heftig auftretende Flatulenz.
Eine US-amerikanische Bergsteigergruppe, zwei Männer und eine Frau, rastmachend kurz vor dem Erreichen des auf 4600 Metern gelegenen Barafu-Camps unterhalb des Gipfels. Die Frau wendet sich an ihre beiden Gefährten: »You guys, you just farted again. You really make me sick. In fact, you almost made me vomit three times, and then I made myself vomit once from the horrible smell in the tent.«
Im orangefarbenen Mess-Tent der Marke Marmot wird an jedem Abend der Expedition als Vorspeise eine französische Zwiebelsuppe gereicht; dampfend und aromatisch steht sie auf dem mit einer Blümchendecke verzierten Aluminiumtisch. Als Hauptspeise gibt es einen Eintopf. Ab 4000 Höhenmetern wird kein Fleisch mehr beigegeben, da – so Bergführer Nemes – Fleisch zu verdauen nun für den Körper zu mühsam werde. Im Eintopf: Bohnen, Erbsen, Linsen, Zwiebeln, Paprika und Mais.
Nachts werden die Schlafzelte zu Methlocs.
Nun beginnt die Transformation. Durch stetes Einatmen des selbstproduzierten Metans wird das Körperinnere sukzessive durch das Gas ersetzt. In den zehn über 3500 Meter gelegenen Camps des Kilimanjaro-Massivs haben täglich 700 Methlocs Platz.
Es sollte drei Jahrtausende dauern, bis die Lehre vom Atman und der ihm gleichen Weltseele, dem