Meteoriten - Ernst Probst - E-Book

Meteoriten E-Book

Ernst Probst

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Beschreibung

Seit mehr als 4 Milliarden Jahren stürzen immer wieder Stein- oder Eisenbrocken auf die Erde. Der imposanteste von ihnen war vielleicht rund 50 Kilometer groß und schuf in der Antarktis einen fast 500 Kilometer messenden Krater. Viele dieser Himmelskörper rasten mit einem Höllentempo bis zu 70.000 km/h zu unserem "Blauen Planeten". Teilweise explodierten sie bereits in der Luft. Ein Bolide schlug in Südafrika einen Krater mit maximal 320 Kilometern Durchmesser. Eines der Geschosse aus dem All löschte offenbar durch seinen Treffer in Mexiko vor 66 Millionen Jahren die Dinosaurier aus. Mit diesen und anderen Einschlägen befasst sich das E-Book "Meteoriten. Die wichtigsten Funde und Krater". Es stellt sich die bange Frage, ob sich ein solches Inferno mit Erdbeben, Tsunami, Impaktwinter und Massensterben auch heute ereignen kann.

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Fall des Meteoriten von Mauerkirchen von 1768,

dargestellt in einem Kupferstich von 1769.

Bild: H. Raab / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons),

lizensiert unter Creative Commons-Lizenz by-sa-4.0,

https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/legalcode

Ernst Probst Meteoriten

Die wichtigsten Funde und Krater

Impressum Meteoriten

Die wichtigsten Funde und Krater Autor: Ernst Probst

Im See 11, 55246 Mainz-Kostheim Telefon: 06134/21152

E-Mail: ernst.probst (at) gmx.de

Vorwort

Seit mehr als 4 Milliarden Jahren stürzen immer wieder Stein- oder Eisenbrocken auf die Erde. Der imposanteste von ihnen war vielleicht rund 50 Kilometer groß und schuf in der Antarktis einen fast 500 Kilometer messenden Krater. Viele dieser Himmelskörper rasten mit einem Höllentempo bis zu 70.000 km/h zu unserem „Blauen Planeten“. Teilweise explodierten sie bereits in der Luft. Ein Bolide schlug in Südafrika einen Krater mit maximal 320 Kilometern Durchmesser. Eines der Geschosse aus dem All löschte offenbar durch seinen Treffer in Mexiko vor 66 Millionen Jahren die Dinosaurier aus. Mit diesen und anderen Einschlägen befasst sich das E-Book „Meteoriten. Die wichtigsten Funde und Krater“. Es stellt sich die bange Frage, ob sich ein solches Inferno mit Erdbeben, Tsunami, Impaktwinter und Massensterben auch heute ereignen kann.

188 Sternwunden  auf der Erde

Millionen kleiner Himmelskörper – Asteroiden und Meteoroiden genannt – rasen durch unser Sonnensystem. Die größten davon erreichen einen Durchmesser bis zu 1.000 Kilometern, die meisten sind jedoch kleiner. Himmelskörper von unter 1 Kilometer bis zu mehreren 1.000 Kilometern Durchmesser bezeichnet man als Asteroid, Planetoid oder kleiner Planet. Die meisten Asteroiden befinden sich im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter. Dort sollen mehr als 10 Millionen solcher Gesteinsbrocken umherschwirren.

Das Bruchstück eines Asteroiden, das in die Erdatmosphäre eintaucht, heißt Meteoroid. Beim Eintritt in die Erdatmosphäre erzeugt dieser eine Leuchterscheinung. Ein Himmelskörper, der die Erdoberfläche erreicht hat, wird Meteorit genannt. Laut Duden bezeichnet man das von einem Meteorit geschlagene Loch als Meteorkrater obwohl ein Meteor eigentlich eine Lichterscheinung ist. Für Einschlagkrater (Impaktkrater) auf der Erde hat der amerikanische Geophysiker Robert S. Dietz (1914–1995) in den 1960er Jahren die Bezeichnung Astroblem („Sternwunde“) vorgeschlagen.

Die Mehrzahl der Meteoriten, die heute auf die Erde stürzen, stammen ursprünglich aus dem Asteroidengürtel zwischen den Planeten Mars und Jupiter, wo massenhaft kleine Himmelskörper ihre Bahnen ziehen. Unter den auf der Erde entdeckten Meteoriten kennt man inzwischen auch solche, die vom Mars oder vom Erdmond stammen.

Die meisten Meteoriten werden durch Kollisionen von Asteroiden von ihrem Mutterkörper losgeschlagen. Die Zeitspanne zwischen dem Abtrennen vom Mutterkörper und dem Einschlag (Impakt) auf der Erde liegt oft bei einigen Millionen Jahren, kann aber auch mehr als 100 Millionen Jahre betragen. Meteoriten enthalten des älteste Material unseres Sonnensystems, das zusammen mit diesem vor mehr als 4,5 Milliarden Jahren entstanden ist. Ahnlich altes Material befindet sich in Kometen.

Der Begriff Meteorit ging aus dem altgriechischen Wort metéoros (zu deutsch: emporgehoben, hoch in der Luft) hervor. Bis Mitte des 20 Jahrhunderts bezeichnete man Meteoriten oft als Meteorsteine. Davor sprach man von Aerolith (Luftstein) und Uranolith (Himmelsstein). Anfang der 1990er Jahre ersetzte man den Ausdruck Meteoriten durch die Bezeichnung Meteoroiden.

Meteoroiden, die aus dem Sonnensystem stammen, erreichen in der Erdumlaufbahn (Erdorbit) eine maximale Geschwindigkeit bis zu 260.000 Stundenkilometern. Beim Eintritt in die Erdatmosphäre werden Meteoroiden sehr stark abgebremst (bis auf rund 50.000 Stundenkilometer) und erhitzt. Dabei schmelzen sie teilweise bzw. verdampfen. Falls ein Meteorit nur beobachtet wurde, spricht man von einem Fall. Hat man ihn nur gefunden, ist von einem Fund die Rede.

Dem stärksten Beschuss durch Meteoriten war die Erde im Präkambrium vor etwa 4 Milliarden Jahren ausgesetzt. Weil damals die Erdkruste noch nicht stabil gewesen ist, zerbrach sie gebietsweise immer wieder durch die Einschlagskraft der Meteoriten.

Auf der Erde mit einem Durchmesser von mehr als 12.700 Kilometern und einer Oberfläche von 510 Millionen Quadratkilometern sind 188 Meteorkrater geologisch nachgewiesen. Vom kleineren Mars mit einem Durchmesser von knapp 6.800 Kilometern und einer Oberfläche von 144,8 Millionen Quadratkilometern kennt man etwa 300.000 sichtbare und messbare Meteoritenkrater. Die Freiburger Geologen Stefan Hergarten und Thomas Kenkmann vermuteten 2015 in den „Earth and Planetary Science Letters“, auf der Erde existierten etwa 340 unbekannte Meteoritenkrater mit einem Durchmesser bis zu 6 Kilometern. Zu diesem Ergebnis gelangten sie mit einer

Wahrscheinlichkeitsrechnung, bei der sie berücksichtigten, wie schnell geologische Strukturen auf der Erde erodiernen Nämlich mit rund 0,1 Millimeter pro Jahr. Dies bedeutet, dass auf der Erde Gebirge und Krater etwa tausendmal so schnell verschwinden wie auf dem Mars.

Die beiden Freiburger Geologen korrigierten mit ihrer Wahrscheinlichkeitsrechnung frühere Schätzungen, wonach es weltweit noch Tausende unentdeckter Meteoritenkrater geben könnte. Die Wahrscheinlichkeit für Meteoriten-Einschläge ist nach ihrer Ansicht auf der Erde ähnlich groß wie auf den benachbarten Himmelskörpern. Aber irdische Meteoritenkrater verschwinden schneller. Weitere Meteoritenkrater kann man mit Messungen der lokalen Schwerkraft finden, wie sie in der Ölbranche unternommen werden. Eine ringförmige Verdichtung von Gestein im Untergrund kann auf einen verborgenen Krater hindeuten. Mit Hilfe der weltumspannenden Datenbank „Google Earth“ und deren Satellitenbildern spürt man gegenwärtig bislang unbekannte Meteoritenkrater auf. Dies gelang 2010 in der Wüste Ägyptens, als man Spuren eines 45 Meter breiten Einschlags (Kamil-Krater) entdeckte.

Noch langsamer als auf der Erde zieht sich die Erosion auf dem Erdmond dahin. Wie die Erde stand der Mond vor ungefähr 4 Milliarden Jahren unter heftigem Beschuss durch kosmische Körper. Seine von Kratern übersäte Oberfläche zeigt Spuren des permanenten Bombardements.

Als größter Meteorkrater auf dem Erdmond gilt das 1651 von dem italienischen Priester und Astronom Giovanni Riccioli (1598–1671) benannte Mare Imbrium („Meer des Regens“ oder Regenmeer) mit einem Durchmesser von 1.146 Kilometern. Früher verkannte man die dunklen Tiefebenen des Erdmondes als Meere. Der Riesenkrater Mare Imbrium wurde vor rund 4 Milliarden Jahren geschlagen und vor ca. 3,5 Milliarden Jahren durch mächtige Lavaergüsse ausgefüllt. Zweitgrößter Meteorkrater auf den Mond ist das Mare Crisium („Meer der Krisen“ oder „Meer der Gefahren“) mit einem mittleren Durchmesser von 418 Kilometern. Auch dieser Krater wurde 1651 von Riccioli benannt.

Zu den größten und ältesten Meteorkratern auf der Erde gehören die Vredefort-Struktur in Südafrika und die Sudbury-Struktur in Ontario (Kanada). Der Vredefort-Krater mit einem Durchmesser von maximal 320 Kilometern entstand vor 2,023 Milliarden Jahren. Kleiner ist der Sudbury-Krater mit einem Durchmesser von rund 250 Kilometern und einem Entstehungsalter von 1,85 Milliarden

Jahren. Älter als diese beiden Krater sind der Suavjärvi-Krater in Russland und der Yarrabubba-Krater in Australien. Der etwa 16 Kilometer große Suavjärvi-Krater wurde vor 2,4 Milliarden geschlagen, der etwa 30 Kilometer große Yarrabubbaa-Krater vor 2,299 Milliarden Jahren.

In Deutschland entstanden im Miozän vielleicht zur jeweils selben Zeit vor etwa 14,8 Millionen Jahren oder mit ungefähr 500.000 Jahren Abstand die Meteoritenkrater Nördlinger Ries (24 Kilometer Durchmesser) in Bayern und das 40 Kilometer entfernte Steinheimer Becken (3,8 Kilometer Durchmesser) in Baden-Württemberg. Oft liest man, die beiden Krater seien durch das gleiche Ereignis (Ries-Ereignis) durch einen Doppel-Asteroiden gebildet worden. 2020 war davon die Rede, das Steinheimer Becken könne eine halbe Million Jahre nach dem Nördlinger Ries geschaffen worden sein.

Was ein riesiger Himmelskörper auf der Erde anrichten kann, verrät der Chicxulub-Krater auf der mexikanischen Halbinseln Yucatán. Dort schlug gegen Ende der Kreidezeit vor etwa 66 Millionen Jahren ein Asteroid mit einem Durchmesser von ungefähr 15 Kilometern ein und löste damit vermutlich ein großes Massensterben aus, dem auch die Dinosaurier zum Opfer fielen.

Einschläge eines Asteroiden mit der Größe des „Dinosaurier-Killers“ ereignen sich statistisch etwa alle 50 Millionen Jahre. Demnach wäre der nächste Asteroiden-Einschlag längst fällig. Nach den Dinosauriern würde eine solche Katastrophe wohl eine Art komplett vernichten: die des Menschen. Viele ungeklärte Fragen warf das spektakuläre Tunguska-Ereignis in Sibirien vom 30. Juni 1908 auf. Zahllreiche Augenzeugen beobachteten am Himmel einen blassblauen Feuerball. Kurz darauf machte die Druckwelle einer Explosion rund 2.000 Quadratmeter Wald dem Erdboden gleich, was einer Kreisfläche von 50 Kilometern entsprach. Man vermutet, dass es sich bei diesem Ereignis um die Explosion eines Meteoroiden, vermutlich eines Kometenkern-Fragments oder eines kleineren Asteroiden von etwa 50 bis 100 Meter Durchmesser in einer Höhe von ungefähr 10.000 Metern handelte. Meteoriten oder ein Krater wurden nicht entdeckt. Einige Stunden nach dem Ereignis fiel unweit von Kiew in der Ukraine der fast 1,9 Kilogramm schwere Meteorit Kagarlyk.

Alle Meteoritenfälle auf der Erde, von denen Material gefunden und analysiert wurde, veröffentlicht man im „Meteorica Bulletin“. Zwischen 2010 und 2019 beispielsweise sind weltweit 86 Meteoritenfälle beobachtet worden, also 8,6 Fälle pro Jahr. In Wirklichkeit stürzen viel mehr Meteoriten auf die Erde. Ein großer Teil fällt ins Meer oder auf unbesiedelte Gebiete. Experten der NASA berechneten, pro Tag würden 100 Tonnen außerirdischen Materials auf der Erde niedergehen. Nach anderen Angaben fallen pro Jahr 19.000 Meteoriten mit einem Gewicht über 100 Gramm auf unseren Planeten, davon 5.800 auf die Landfläche. Deutschland brächte es pro Jahr auf 14 Meteoritenfälle. Schätzungen zufolge bewahrt man weltweit in privaten und wissenschaftlichen Sammlungen etwa 45.000 Meteoriten auf.

Kleinere Meteorite richten beim Aufprall auf die Erde unterschiedlich große Schäden an. Ein Steinmeteorit von Valera in Venezuela beispielsweise erschlug am 15. Oktober 1912 eine Kuh. Der 12,4 Kilogramm schwere Peekskill-Meteorit im US-Bundesstaat New York beschädigte am 9. Oktober 1992 gegen 19.50 Uhr mit lautem Knall einen parkenden Chevrolet Malibu. Halterin des Wagens war die 18-jährige Studentin Michelle Knapp, die sich zu dieser Zeit im Haus ihrer Mutter aufgehalten hatte. Als sie nach draußen ging, um nach dem Grund des Kraches zu sehen, fand sie unter dem demolierten Autoheck einen warmen Stein, der so groß wie ein Football war. An jenem Freitag beobachteten etliche Augenzeugen außergewöhnliche Leuchterschienungen am Him-mel. Der geschäftstüchtige Meteoritensammler Allan Langheinrich erwarb den beschädigten Chevrolet Malibu, reiste mit ihm und einem 656 Gramm schweren Bruchstück des Steinmeteoriten umher und verlieh diese Objekte an Ausstellungen. Experten schätzen das Gewicht des ursprünglichen Meteoriten, bevor er bei seinem Flug durch die Erdatmosphäre in mehr als 70 Teile zerfiel, auf 20 Tonnen.

Unbekannt ist die genaue Zahl der Fälle, bei denen ein Mensch von einem Meteoriten verletzt oder getötet wurde. Am 30. November 1954 beispielsweise durchschlug in Sylacauga im US-Bundesstaat Alabama ein 5,56 Kilogramm schwerer Meteorit das Dach eines Hauses und traf – vom Aufprall auf ein Radiogerät bereits gebremst – die auf einer Couch liegende Hausfrau Ann Elizabeth Hodges am Arm und an der Hüfte. Die Folge waren großflächige Blutergüsse. Laut dem deutschen Naturforscher Alexander von Humboldt (1769–1859) starb 1660 bei einem Aerolithenfall in Italien ein Franziskaner. Chinesische Texte aus der Zeit zwischen 700. v. Chr. und 1920 n. Chr. erwähnen neben Sachschäden auch Todesfälle.

Ins „Reich der Spekulationen“ gerät man, sobald man im Internet nach Todesfällen durch Meteoriten sucht. An einer Stelle ist weltweit von etwa 10.100 Toten zwischen 1420 v. Chr. und der Gegenwart die Rede. Allerdings sollen davon im Mittelalter im März/April 1490 allein in der Gegend von Qingyang in China rund 10.000 Menschen durch vom Himmel fallende Steine erschlagen worden sein. Die genaue Zahl der Todesopfer dieses Qingyang-Meteoritenschauers ist unklar. Am 22. August 1888 wurden angeblich in Sulaimaniyya (heute Irak) ein Mensch durch einen Meteoritenfall getötet und ein weiterer gelähmt. Die Geschichte eines Inders, der am 6. Februar 2016 in Tiruchirappali an den Folgen eines Meteoriteneinschlags gestorben sein soll, erwies sich als „Zeitungsente“. Ebenfalls 2016 dementierten NASA-Wissenschaftler die Behauptung, ein Mann in Indien sei 1929 durch einen Meteoritenfall gestorben.

Durch die Detonation eines Meteoroiden in der oberen Atmosphäre und die dadurch ausgelöste atmosphärische Druckwelle stürzte am 15. Februar 2013 in Tscheljabinsk (Sibirien) das Dach einer Zinkfabrik ein. Etwa 3.000 weitere Gebäude wurden beschädigt,. Es zersplitterten vor allem Fenster und wurden Türen aufgedrückt. Hunderte von Menschen erlitten Schnittwunden durch zersplittertes Glas und Prellungen.

Größere Meteoriten können in besiedelten Regionen enorme materiale Schäden anrichten und sogar viele Menschenleben fordern. Meteoriten mit einem Gewicht von mehr als 100 Tonnen werden durch die Erdatmosphäre nicht mehr nennenswert abgebremst. Beim Aufprall auf die Erde wird ihre sogenannte kinetische Energie explosionsartig freigesetzt, wobei Einschlagkrater entstehen. Solche verheerenden Einschläge können eine globale Naturkatastrophe verursachen und wie vor etwa 66 Millionen Jahren ein Massenaussterben (Dinosaurier-Sterben) vieler Pflanzen- und Tierarten auslösen.

Große Zerstörungskraft tritt auch beim Einschlag eines Kometen auf einem Planeten auf. 1994 zog die starke Gravitionskraft des Planeten Jupiter den Kometen Shoemaker-Levy 9 an. Der Name dieses Himmelskörpers beruht darauf, dass es 1993 der neunte kurzperiodische Komet war, der von Carolyn Shoemaker (1929–2021), Eugene Merle Shoemaker (1938–1997) und David H. Levy entdeckt wurde. Jener Komet zerbarst beim Eintritt in das Schwerefeld des Jupiter in 21 Teile. Einige Teile schlugen mit bis zu 200.000 Stundenkilometern ein. Das größte Bruchstück setzte beim Aufprall eine Energie frei, die dem Vielfachen des Weltarsenals an Atombomben entsprach.

Nicht bewiesen sind Vermutungen, im Gebiet des Chiemgau in Oberbayern und in der Gegend bei Burghausen in Niederbayern lägen kreisrunde Einschlagkrater von Kometen.

2000 vermuteten Amateur-Archäologen erstmals, zwischen 2.200 und 300 v. Chr. solle sich im Chiemgau in Bayern der Einschlag eines Kometen oder Asteroiden ereignet haben. Es hieß, dieser Himmelskörper sei nach dem Eindringen in die Erdatmosphäre in der Luft explodiert und die Trümmer sollen angeblich im Chiemgau niedergegangen sein. Jene Katastrophe soll den damals in der Region lebenden Kelten den Garaus gemacht sowie den wenig mehr als 200 Meter großen und durchschnittlich 10 Meter tiefen Tüttensee geschaffen haben. Das glauben zumindest die Mitglieder des „Chiemgau Impact Research Teams“ (CIRT), eines Clubs von Hobbyforschern um den Würzburger Geologie-Professor Kord Ernstson. Von der Fachwelt wird die These eines Chiemgau-

Einschlags oder Chiemgau-Impakts überwiegend abgelehnt. Nach Angaben des Bayerischen Landesamts für Umwelt ist diese Hypothese widerlegt. Geologen des Landesamtes nahmen Proben von den Ablagerungen am Seegrund und dem darauf wachsenden Moor. Per Radiokarbon-Methode fanden sie heraus, das Moor sei bereits in einem halben Meter Tiefe etwa 4.800 Jahre alt und an seinem Boden rund 10.000 Jahre. Darunter liegende Seeablagerungen datierte man auf ein Alter von 12.500 Jahren, was bestens zu einer Entstehung des Tüttensees am Ende des Eiszeitalters passe. Roland Eichhorn, der Chefgeologe des Bayerischen Landesamtes für Umwelt, erklärte bei einem Gespräch mit „Spiegel-Online“, man könne ausschließen, dass ein Meteorit den Tüttensee zur Zeit der Kelten geschaffen habe: „Wenn in dem Loch seit 12.500 Jahren Grünzeug wächst, dann kann es nicht erst vor 2.500 Jahren entstanden sein“.

Meteoriten sind unterschiedlich aufgebaut. Sogenannte undifferenzierte Meteoriten enthalten die ersten und ältesten schweren chemischen Elemente, die im Sonnensystem durch Kernfusion entstanden. Man findet sie am häuigsten, nennt sie Chondriten und rechnet sie zu den Steinmeteoriten. Dagegen stammen differenzierte Meteoriten vor allem von Asteroiden, manche auch vom Mars und vom Erdmond. Dabei handelt es sich um Himmelskörper, die wie die Erde durch Schmelzprozesse einen schalenartigen Aufbau haben. Jene Materialtrennung wird als Differentiation bezeichnet.

Differenzierte Meteoriten werden weiter unterteilt. Nichtchondritische Steinmeteoriten (Achondrite) stammen aus dem Mantel der Asteroiden. Aus einer Eisen-Nickel-Legierung bestehende Eisenmeteoriten stammen aus dem Kern der Asteroiden. Stein-Eisen-Meteoriten stammen aus dem Übergangsbereich zwischen Kern und Mantel.

Im „Decker Meteorite-Museum“ in Oberwesel am Mittelrhein sind seit September 2011 zahlreiche Originalfunde und Reproduktionen von Stein- und Eisenmeteoriten aus aller Welt zu bewundern. Dieses sehenswerte Museum ist der Privatinitiative des Ehepaares Stephan und Gabriele Decker zu verdanken. Ein Highlight bildet der 43,9 Kilogramm schwere Eisenmeteorit vom Meteoriten-Streufeld Campo del Cielo in Argentinien. Die Wände und Decken der Ausstellung wurden von dem gehörlosen Wandmaler Harry Wittlinger mit Weltraummotiven verschönert.

Literatur

ALEXANDER VON HUMBOLDT-STIFTUNG.

https://www.humboldt-foundation.de/entdecken/alexander-von-humboldt

BECKER, Markus: Forscher halten Kelten-Kometen für Legende. Der Spiegel, 25. August 2010. https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/chiemgau-einschlag-forscher-halten-kelten-kometen-fuer-legende-a-713646.html

BRANDSTÄTTER, Franz: Meteoriten – Zeitzeugen der Entstehung unseres Sonnensystems. Wien 2012.

BRENNER, Harald / SKALLI, Sami. Planet Wissen: Asteroid. https://www.planet-wissen.de/natur/weltall/asteroiden/index.html

BR WISSEN: Das Aussterben der Dinosaurier. Asteroideneinschlag im Yucatán war wohl die Ursache, 29. Juni 2021.

https://www.br.de/wissen/weltall/astronomie/dinosaurier-asteroid-aussterben-dino-meteorit-100.html

BR WISSEN: Bombardement aus dem All, 4. März 2021. https://www.br.de/wissen/weltall/astronomie/asteroiden-einschlag-krater-meteoriten-100.html DEUTSCHLANDFUNK: Der Meteorit von Peekskill.

https://www.deutschlandfunk.de/der-meteorit-von-peekskill-100.html DEUTSCHLANDFUNK: Tscheljabinsk-Ereignis unter der Lupe.

https://www.deutschlandfunk.de/tscheljabinsk-ereignis-unter-der-lupe-100.html DIETZ, Robert S.: Sudbury-Struktur als Astrobleme. Chicago 1964. ENCYCLOPAEDIA BRITANNICA: Robert S. Dietz, US-amerikanischer Geophysiker. https://www.britannica.com/biography/Robert-S-Dietz

ERNSTSON, Kord: Der Chiemgau-Impakt. Ein bayerisches Meteoritenkraterfeld. Teil 2. Chiemgau Impakt e. V. Traunstein 2015.

GEO PARK RIES: Die Entstehung des Rieskraters. https://www.geopark-ries.de/entstehung-rieskrater/

HAHN, Hermann-Michael: Der erste belegte Unfall mit einem Meteoriten. In:: Die Welt, 10. November 2019.

https://www.welt.de/wissenschaft/weltraum/article5376163/Der-erste-belegte-Unfall-mit-einem-Meteoriten.html

HERGARTEN, Stefan / KRENKMANN, Thomas: The number of impact craters on Earth: Any room for further discoveries? In: Earth and Planetary Science Letters 425: S. 187–192, 2015. https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0012821X15003659 INNOVATIONSREPORT: 340 Krater fehlen noch.

https://www.innovations-report.de/fachgebiete/geowissenschaften/340-krater-fehlen-noch/ LEVY, David H. / SHOEMAKER, Carolyn S. / SHOEMAKER, Eugene Merle: Wie Shoemaker-Levy 9 auf Jupiter einschlug. In: Spektrum.de.

https://www.spektrum.de/magazin/wie-shoemaker-levy-9-auf-jupiter-einschlug/822605 WIKIPEDIA (Online-Lexikon): Chiemgau-Einschlag. https://de.wikipedia.org/wiki/Chiemgau-Einschlag

METEORITE-MUSEUM (Oberwesel).

https://www.meteorite-museum.de/index.php/impressionen.html METEORITICAL BULLETIN DATABASE. https://www.lpi.usra.edu/meteor/about.php

PODBREGAR, Nadja: Der Tag, an dem die Dinos starben. In: SCINEXX – Das Wissensmagazin, 10. September 2019.

https://www.scinexx.de/news/geowissen/der-tag-an-dem-die-dinos-starben/

RÖCK, Markus. Was geschah in Tunguska? In: National Geographic, 12. Oktober 2021. https://www.nationalgeographic.de/geschichte-und-kultur/2021/09/was-geschah-in-tunguska SCHATTENBLICK: MELDUNG/265: Meteoriteneinschläge – 340 Krater fehlen noch (idw). http://www.schattenblick.de/infopool/natur/geowis/ngme0265.html

WIKIPEDIA (Online-Lexikon): Hoba (Mereorit). https://de.wikipedia.org/wiki/Hoba_(Meteorit) WIKIPEDIA (Online-Lexikon): Asteroidengürtel. https://de.wikipedia.org/wiki/Asteroideng%C3%BCrtel

WIKIPEDIA (Online-Lexikon): Liste der Krater des Erdmondes. https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Krater_des_Erdmondes WIKIPEDIA (Online-Lexikon): Meteoroid. https://de.wikipedia.org/wiki/Meteoroid

WIKIPEDIA (Online-Lexikon): Nördlinger Ries. https://de.wikipedia.org/wiki/N%C3%B6rdlinger_Ries WIKIPEDIA (Online-Lexikon): Peekskill (Meteorit. https://de.wikipedia.org/wiki/Peekskill_(meteorit) WIKIPEDIA (Online-Lexikon): Shoemaker-Levy 9. https://de.wikipedia.org/wiki/Shoemaker-Levy_9

WIKIPEDIA (Online-Lexikon): Sylacauga https://de.wikipedia.org/wiki/Sylacauga

WWW.DER-MOND.DE: Mare Crisium auf der Mondoberfläche im Detail (Meer der Gefahren). https://www.der-mond.de/mondkarte/formation/meer/mare-crisium/

WWW.DER-MOND.DE: Mare Imbrium auf der Mondoberfläche im Detail (Regenmeer). https://www.der-mond.de/mondkarte/formation/meer/mare-imbrium/

Steine, die vom Himmel fallen

Die Eisenzeit, in der man erstmals Werkzeuge, Waffen und Schmuck aus irdischem Erz anfertigte, hat um 1.200 v. Chr. im Kaukasus und in Anatolien begonnen. Im südlichen Mitteleuropa war dies erst um etwa 800 v. Chr. der Fall. Trotzdem haben bis zu 2.300 Jahre früher unterschiedliche Kulturen bereits Objekte aus Eisen geformt. Eine im Dezember 2017 veröffentlichte Untersuchung bewies, dass jene außerordentlich alten Eisen-Gegenstände größtenteils aus Meteoritenmaterial geschaffen wurden.

Ein Team um Albert Jambon von der Universität der Cote d’Azur und der Universität Sorbonne in Paris führte an einer ganzen Reihe von 3.400 bis 5.200 Jahre alten Objekten chemische Analysen und Röntgenfluoreszenz-Untersuchungen durch. Dazu gehörten 5.200 Jahre alte Eisenperlen aus Ägypten, ein 4.500 Jahre alter Eisendolch aus Alaca Höyük in der Türkei, ein 4.300 Jahre alter Schmuckanhänger aus Syrien und eine Axt aus Ugarit in Syrien, die vor rund 3.400 Jahren hergestellt worden war. Zudem untersuchten die Wissenschaftler mehrere Eisenobjekte aus der chinesischen Shang-Dynastie, die man ebenfalls auf etwa 3.400 Jahre datierte.

Die Analysen der erwähnten Untersuchungsobjekte ergaben, dass all diese Gegenstände aus Meteoriten-Eisen hergestellt worden sind. Im „Journal of Archaeological Science“ berichteten die Forscher, die charakteristische Zusammensetzung aus Eisen, Nickel und Kobalt habe die Möglichkeit geboten, den außerirdischen Ursprung dieser Materialien zu identifizieren. Außerirdisches Meteoriten-Eisen ließ sich mit den Methoden der Bronzezeit, die der Eisenzeit vorausging, leicht verarbeiten. Die Bronzezeit begann in Mesopotamien, Ägypten, auf der Mittelmeerinsel Kreta, in Troja und Südosteuropa bereits um 2.500 v. Chr., nahm in manchen Teilen Mittteleuropas etwa 2.300 v. Chr. ihren Anfang und setzte in Nordeuropa erst gegen 1.600 v. Chr. ein. Die Bronzezeit endete mit dem Aufkommen des Eisens, also bei den Hethitern in Kleinasasien schon 1.300 v. Chr. in Griechenland etwa 1.200 v. Chr., in Italien und auf dem Balkan um 1.000 v. Chr., in Teilen Mitteleuropas ungefähr 800 v. Chr. und in Nordeuropa erst um 500 v. Chr.

Im Gegensatz zu außerirdischem Eisen musste irdisches Eisen einen komplizierten Prozess durchlaufen, um die gewünschte Konsistenz zu gewinnen. Diese Schmelztechnik verbreitete sich erst zu Beginn der Eisenzeit. Das spricht nach Ansicht des Teams um Jambon dafür, dass vorher die Eisen-Gegenstände aus der Bronzezeit praktisch ausschließlich aus Meteoritenmaterial gefertigt wurden.

In einem kleinen Gräberfeld aus Prädynastischer Zeit von etwa 3.200 v. Chr. nahe der Siedlung el-Gerzeh in Ägypten, rund 80 Kilometer südlich von Kairo entfernt, entdeckte man stark verrostete röhrenförmige Eisenperlen. Deren 1928 ermittelter hoher Nickelgehalt von 7,5 Prozent legt einen meteoritischen Ursprung nahe. Wenn der Nickelanteil im Metall mehr als 4 Gewichtsprozent beträgt, handelt es sich um Meteor-Eisen und nicht um verhüttetes irdisches Eisen. Die etwa 2 bis 3 Zentimeter langen Eisenperlen von el-Gerzeh hat man durch Hämmern und Aufrollen von kaltem Meteor-Eisen hergestellt. Sie dienten vielleicht zusammen mit durchbohrten Edelsteinen und aufgerollten Goldblechen als Bestandteile einer Halskette. Geborgen wurden die insgesamt 9 Eisenperlen 1911 bei Grabungen der Archäologen Gerald Avery Wainwright (1879–1964), William Matthew Finders Petrie (1853–1942) und Ernest John Henry Mackay (1880–1943).

Als weiterer Fund aus Meteor-Eisen gilt ein rund 4.000 Jahre altes Amulett der 11. Dynastie (Mittleres Reich) von Deir el-Bahari, nördlich von Theben auf der Westseite des Nils gegenüber der Stadt Luxor, in Ägypten. Dieses Schmuckstück in Fischschwanzform hat einen Nickelgehalt von 10 Prozent. Das Amulett wurde 1935 von dem englischen Journalisten und Autor Paul Brunton (1898– 1981), eigentlich Raphael Hurst, im Grab der Königin Ashayet geborgen. Ashayet war vielleicht eine nubische Ehefrau von Pharao Mentuhep II.

Unter den etwa 5.400 mehr als 3.300 Jahre alten Kostbarkeiten aus dem 1922 von Howard Carter (1874–1939) entdeckten Grab von Pharao Tutanchamun im Tal der Könige in West-Theben befanden sich drei Gegenstände aus Meteor-Eisen: ein 34 Zentimeter langer Dolch mit reich verziertem Goldgriff und Eisenklinge, ein kleines Amulett in Form eines Horus-Auges, das als Zier eines goldenen Armreifs diente und ein weiteres kleines Amulett in Form einer Miniatur-Kopfstütze. Diese drei Gegenstände aus Meteor-Eisen zählten zur unmittelbaren Ausstattung von Tutanchamun, 16 kleine Meißelspitzen aus Meteor-Eisen mit Holzschaft dagegen nicht. Der jung gestorbene ägyptische Herrscher regierte etwa von 1.332 bis 1.323 v. Chr. Die alten Ägypter beherrschten zu dieser Zeit noch nicht die Verarbeitung von irdischem Eisenerz.

Am 11. Februar 2022 berichteten die Wissenschaftler Takafumi Matsui, Ryota Moriwaki, Eissa Zidan und Tomoko Arai in „Meteoritics & Planetary Science“ über ihre Ergebnisse einer Untersuchung des Eisendolches von Tutanchamun. Mehrere Arbeitsgruppen, darunter der Archäometriker Florian Ströbele sowie die Metallrestauratoren Christian Eckmann und Katja Broschat vom Römisch-Germanischen Zentralmuseum Mainz, wiesen per Röntgenfluoreszenz-Methode nach, dass die drei erwähnten Objekte aus Meteor-Eisen angefertigt worden waren. Das wichtigste Indiz für eine außerirdische Herkunft lieferte der hohe Nickelanteil im Metall. Laut der Analysen von Ströbele steckten in Tutanchamuns Dolch 12,7 bis 13,1 Gewichtsprozent Nickel. Das Team um Matsui und Arai untersuchte auch den mit wertvollen Steinen dekorierten Griff des Dolches aus dem Grab des Pharaos. Chemische Analysen ergaben, dass der Dekor mit einer kalkhaltigen Masse festgeleimt worden ist. Ein solches Klebemittel kam in Ägypten erst ab dem späten 4. Jahrhundert v. Chr., also vor mehr als 2.300 Jahren, in Gebrauch, als griechische Herrscher die Macht am Nil besaßen. In Anatolien und Mesopotamien dagegen nutzte man bereits im 14. Jahrhundert v. Chr. kalkhaltige Klebemittel. Die Arbeitsgruppe vermutete, der rund 3.300 Jahre alte Dolch sei vielleicht als Geschenk eines orientalischen Herrschers nach Ägypten gelangt. Der Dolch aus dem Grab von Tutanchamun könnte ein Geschenk von Tusratta, dem König von Mitanni, gewesen sein. Dessen Reich erstreckte sich dort, wo gegenwärtig Nordsyrien und der Nordirak liegen. Auf einer beschrifteten Tontafel aus der Residenz Amarna von Pharao Echnaton wird ein Eisendolch mit einer Scheide aus Gold erwähnt. Diesen Dolch soll Tusratta dem Pharao Amenhotep III. geschenkt haben, der vielleicht der Vater von Pharao Echnaton war., Sicher ist, dass Tutanchamun eine Tochter von Echnaton namens Anchesenamun geheiratet hat.

Zu den zum Mundöffnungsritual bestimmten Geräten gehören mehrere Funde, die bereits in den Pyramidentexten und Opferlisten des Alten Reiches in Ägypten aus „Metall vom Himmel“ bezeichnet wurden. Bei diesem Ritual wollte man einem Verstorbenen die Wiederbelebung im Grab und im Jenseits ermöglichen und sichern. Für das eigentlich Unmögliche, die Überwindung des Todes, sollten wohl außerordentliche Mittel eingesetzt werden.

1932 veröffentlichte Wainwright seine Publikation „Iron in Egypt“. Darin und in weiteren Arbeiten trug er umfangreiches Material zusammen, mit dem er den Symbolgehalt der Verwendung des Meteor-Eisens für Geräte des Mittleren Reiches beschrieb. Für Wainwright war es eine Tatsache, dass im alten Ägypten immer wieder Meteoritenfälle beobachtet und registriert worden seien. Diese Einschläge seien mit auffälligen blitzartigen Lichterscheinungen und nachfolgendem lauten Prasseln,

Knallen und Donnern einhergegangen, genauso wie Blitzschläge. Es sei daher nachvollziehbar, wenn Meteoritenfälle mit Blitz und Donner gleichgesetzt wurden.

Wainwright meinte, nachgewiesen zu haben, in ägyptischen Heiligtümern von Theben, Napata und Siwa seien Meteoriten verehrt worden. Jene Meteoriten seien dort als Bestandteile von Altären bzw. als Kultsymbole heilig gewesen. Dieser Ansicht vertrat er allerdings ziemlich allein.

Ein 19 Zentimeter langer Dolch mit Goldgriff und Klinge aus Meteor-Eisen kam im Sommer 1940 bei einer Ausgrabungskampagne in Alaca Höyük in Inneranatolien (heute Türkei), etwa 20 Kilometer von Boghazköi, zum Vorschein. Leiter der Expedition war der türkische Archäologe und Ethnologe Hämit Zübeyir Kosay (1897–1984). Die Ausgräber entdeckten in Gräbern aus der Frühbronezeit auch einige Eisenfunde. Der kostbare Dolch mit der Fundnummer „Al.K14“ soll nach heutiger Auffassung mindestens 4.400 Jahre alt sein. Er lag in „Grab K“, das man als Fürstengrab oder Königsgrab bezeichnet. In Keilschriften ist von einem Metall die Rede, das 40mal kostbarer als Silber und 5mal kostbarer als Gold sein soll. Der Dolch aus Meteor-Eisen wird im „Museum of Anatolian Civilisations“ in Ankara aufbewahrt.

Im 6 x 5,20 Meter großen und bis zu 9 Meter tiefen „Grab K“ von Alaca Höyük hatte man einen bedeutenden Mann bestattet. Sein Kopf war nach Westen ausgerichtet. Die Beine hatte man zum Körper hin angezogen ( Hockerstellung). Vor dem Schädel lag – wohl abgerutscht – ein goldenes Diadem. Vor dem Leichnam befanden sich Gefäße aus Gold und Silber, ein Keulenkopf aus vergoldetem Kupfer und einer aus Stein mit vergoldetem Stiel. Auf dem Rücken entdeckte man in Taillenhöhe einen Dolch mit Gold ummanteltem Griff, Klinge aus Meteor-Eisen und teilweise mit Gold verzierter Scheide, einen silbernen Dolch sowie ein 61,6 Zentimeter langes bronzenes Schwert. In der Halsgegend lagen ein Goldanhänger, goldene und silberne Gewandnadeln sowie Perlen. Am Kopfende befand sich ein mit Schlangenmotiven verziertes silbernes Gefäß, am Fußende ein kupferner Hammer. Zu den Grabbeigaben gehörten außerdem eine Stierstatuette, zwei goldene Stabhüllen und am östlichen Ende des Grabes zwei Sonnenstandarten. „Grab K“ war mit Holzbalken bedeckt, mit gestampftem Lehm verdichtet sowie mit Köpfen und Langknochen geopferter Rinder versehen. All das wirkte eines Fürsten oder Königs würdig.

Aus Meteor-Eisen bestehen mehrere Äxte der bronzezeitlichen Shang-Dynastie (18. bis 11. Jahrhundert v. Chr.) in China. Sie gilt als die erste chinesische Dynastie, die zeitgenössische schriftliche Dokumente hinterlassen hat. Die Könige der Shang-Dynastie galten als Repräsentanten Gottes auf der Erde. Somit genossen sie nicht nur die höchste weltliche Macht, sondern auch die höchste geistliche Autorität. Zur Zeit der Shang-Dynastie hat man Kriegsgefangene als Menschenopfer und Zwangsarbeiter rekrutiert. Adlige und Vasallen baten den König um die Erlaubnis für Menschenopfer, die dieser gewährte, wenn ein Orakel günstige Bedingungen versprach. Mal wurden 30 Menschen für die eine Gottheit, mal zehn für eine andere geopfert. Starb der König, brachte man sogar mehrere hundert Menschen um.

Mitte März 2019 wurde bei einer Kunstauktion in Düsseldorf ein 21 Zentimeter langer Dolch der Shang-Dynastie mit bronzenem Griff und Klinge aus Meteor-Eisen zum Startpreis von 2.000 Euro angeboten. Dieser Dolch diente angeblich nicht als Waffe, sondern als Prestigeobjekt. Vermutlich gehörte er einem Mitglied der herrschenden Oberschicht und betonte dessen hohen Rang. Eingetieft liegende Partien des Bronzegriffes waren ursprünglich vielleicht mit Malachit- oder Türkisstücken ausgelegt gewesen. Die Rarität aus dem alten China stammte aus einer rheinländischen Privatsammlung und wurde vor 1980 erworben. Über das weitere Schicksal jenes Dolches ist mir leider nichts bekannt.

Dank geochemischer Analyse hat man bei einem Anhänger aus Umm el-Marra östlich des modernen Aleppo in Syrien erkannt, dass dieses rund 3.400 Jahre alte Schmuckstück aus Meteor-Eisen besteht.

Umm el-Marra ist vielleicht die Stadt Tuba, die in ägyptischen Inschriften erwähnt wird, welche Städte auflisten, die im nordsyrischen Feldzug von Pharao Thutmosis III. (um 1486–1425 v. Chr.) besiegt oder zerstört wurden. Jener Herrscher wird auch Thutmosis der Große genannt. Ausgrabungen der Johns Hopkins University und der University of Amsterdam von 1994 bis 2010 lieferten wichtige Erkenntnisse über die blühende städtische Zivilisation der frühen Bronzezeit von rund 3000 bis 2000 v. Chr.) in Westsyrien. Zehn monumentale Elite-Gräber auf der Akropolis erlauben zusammen mit den Opfern begrabener Equiden und menschlicher Säuglinge einen einzigartigen Einblick in die Ideologien und Totenrituale der damaligen Elite.

Für die verzierte Klinge einer rund 3.400 Jahre alten Axt aus Ugarit in Syrien diente ebenfalls Meteor-Eisen als Rohstoff. Die Axt aus der Bronzezeit von Ugarit hat eine Form wie Äxte der Jüngeren Steinzeit, in der Ackerbau, Viehzucht und Töpferei neu auftraten. Sie wurde 1940 in „The Illustrierte Londonnews“ abgebildet. Ugarit war eine seit etwa 2.400 v. Chr. keilschriftlich bezeugte Stadt im Nordwesten des heutigen Syrien und während der Bronzezeit ein wichtiges Handels- und Kulturzentrum.

Aus den in prähistorischer Zeit bei Thule im Nordwesten Grönlands aufprallenden Bruchstücken des Cape-York-Meteoriten fertigten Eskimos (Inuit) seit Jahrhunderten me-tallene Harpunenspitzen, Messer und Schmuckstücke an. Vom Cape-York-Meteoriten hat man an verschiedenen Fundorten ein Dutzend Bruchstücke entdeckt. Die schwersten davon sind der Ahnighito-Meteorit mit 31 Tonnen und der Agpalik-Meteorit mit 20 Tonnen.

Im Laufe der Menschheitsgeschichte ereigneten sich Vorfälle, in denen Meteoriteneinschläge antike Städte vernichteten. Vor ungefähr 3.600 Jahren bescherte ein in der Luft zerberstender Meteorit der antiken Stadt Tell el-Hammam in Jordanien ein solches trauriges Schicksal. Dieses Naturereignis ist als Middle Ghor Event bekannt. Als Beweise für jenen Vorfall gelten eine etwa 1,50 Meter dicke kohlenstoff- und aschereiche Schicht gespickt mit geschocktem Quarz, geschmolzener Keramik und Lehmziegeln, diamantähnlichem Kohlenstoff, Eisen- und Silizium-reichen Kügelchen, Calciumcarbonat-Kügelchen und verschiedenen geschmolzenen Metallen. Um diese geschockten Mineralien zu erhalten, ist eine Temperatur von mehr als 2.000 Grad Celsius nötig. Tall el-Hammam ist vielleicht nach Tell Abu Hureyra in Syrien die zweitälteste Stadt, die durch eine kosmische Luftdetonation zerstört wurde. Ein Forscher-Team um Steven Collins von der Trinity Southwest University, einer Bibelschule in Albuquerque in New Mexico, vermutet, bei Tell el-Hammam könne es sich um das biblische Sodom handeln. Sodom heißt eine mythische Stadt im Alten Testament, die wegen der Sünden ihrer Einwohner zusammen mit Gomorrha durch Gottes Zorn vernichtet wurde. In etlichen Bibelstellen und in der Apostelgeschichte werden vielleicht Meteoriten- oder Feuerball-Fälle erwähnt.